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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Kraftwagens sowie ein Seitenwandmodul für einen Kraftwagen.
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Üblicherweise werden bei der Kraftwagenherstellung Säulen, Schwelleninnenteile und Kotflügel am Rohbau montiert, bevor die Türen angebunden werden. Nach Anbinden der metallischen Strukturbauteile der Türen an dem Rohbau durchläuft die Rohbaustruktur den Lackierprozess, woraufhin die Türen wieder entfernt werden. In einer separaten Fertigungslinie werden nun die Türen mit Anbauteilen bestückt, während in der Hauptfertigungslinie die Montage weiterer Komponenten und Anbauteile im Kraftwageninnenraum erfolgt. Insbesondere bei der Montage von Anbauteilen und Komponenten im Innenraum des Kraftwagens besteht aufgrund der Säulen eine nur schlechte Zugänglichkeit, welche zu unergonomischen Arbeitsbedingungen für die Arbeiter in der Hauptfertigungslinie führt. Durch das Montieren, Lösen und spätere Neumontieren der Türen kommt es zudem zu Maßungenauigkeiten bei den Türspalten und Übergängen. Diese müssen aufwändig nachgearbeitet werden.
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Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein Seitenwandmodul der eingangs genannten Art bereitzustellen, welches eine einfache, genaue und ergonomische Montage eines Kraftwagens ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie durch ein Seitenwandmodul mit den Merkmalen des Patentanspruchs 3 gelöst.
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Bei einem solchen Verfahren wird zunächst ein Seitenwandmodul bereitgestellt, welches wenigstens ein Seitenwandteil, insbesondere eine Säule und/oder ein Seitenschwellerinnenteil sowie wenigstens eine Tür umfasst. Dieses Seitenwandmodul wird in seiner Gesamtheit an eine Rohbaustruktur des Kraftwagens montiert und gemeinsam mit dieser lackiert. Nach Durchlauf des Lackierens wird das Seitenwandmodul wieder demontiert.
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In einer von der Hauptfertigungslinie getrennten Fertigungslinie wird nun wenigstens ein Anbauteil an das Seitenwandmodul montiert. Parallel dazu wird wenigstens ein Anbauteil an die Rohbaustruktur montiert. Insbesondere kann hier der Innenraum der Rohbaustruktur bestückt werden. Sind sowohl das Seitenwandmodul als auch die Rohbaustruktur vollständig mit den gewünschten Anbauteilen bestückt, so wird das fertiggestellte Seitenwandmodul wieder an die Rohbaustruktur montiert.
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Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird die Zugänglichkeit für die Montage von Anbauteilen sowohl an die Rohbaustruktur als auch an das Seitenwandmodul deutlich verbessert. Insbesondere bei einer Ausführungsform, bei welcher das Seitenwandmodul eine B-Säule des Kraftwagens umfasst, ist bei demontiertem Seitenwandmodul eine besonders gute Zugänglichkeit des Innenraums der Rohbaustruktur gegeben. Dies ermöglicht auch die Automatisierung von Bestückungsschritten, die bislang aufgrund der schlechten Zugänglichkeit von menschlichen Arbeitern durchgeführt werden müssen. Auf die bislang übliche Demontage von Türen nach dem Lackieren kann verzichtet werden. Die Türen können gemeinsam mit dem Seitenwandmodul bei hervorragender Zugänglichkeit in der Nebenfertigungslinie bestückt werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht zudem das Bereitstellen von Kraftwagen, die nach einem Unfall besonders einfach zu reparieren sind. Bei Beschädigungen der Seitenwand, die ein gewisses Maß übersteigen, kann gegebenenfalls das gesamte Seitenwandmodul auf einfachste Weise ausgetauscht werden, so dass eine solche Reparatur besonders einfach und kostengünstig ist.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann in Schritt a) des Verfahrens ein Seitenwandmodul bereitgestellt werden, welches zusätzlich zu dem wenigstens einen Seitenwandteil und der wenigstens einen Tür einen Hinterkotflügel und/oder eine Vorderkotflügel umfasst, so dass vorzugsweise die gesamte Seitenwand über die gesamte Länge des Fahrzeugs als Modul bereitgestellt wird.
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Die Erfindung betrifft weiterhin ein Seitenwandmodul für einen Kraftwagen, insbesondere für einen Personenkraftwagen, welches wenigstens ein Seitenwandteil, insbesondere ein Säule und/oder ein Seitenschwellerinnenteil, und wenigstens eine Tür umfasst, wobei das Seitenwandmodul zumindest während der Montage reversibel lösbar mit einer Karosserie des Kraftwagens verbindbar ist. Wie bereits anhand des Verfahrens geschildert, ermöglicht die Verbindung eines solchen Seitenwandmoduls bei der Herstellung eines Kraftwagens eine Demontage des kompletten Seitenwandmoduls nach seiner Lackierung gemeinsam mit der Karosserie, so dass das Seitenwandmodul bei bester Zugänglichkeit einer separaten Nebenfertigungslinie fertig bestückt werden kann.
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Vorzugsweise umfasst ein solches Seitenwandmodul eine A-, B- und C-Säule, sowie zwei Türen. Auch Hinterkotflügel und/oder Vorderkotflügel können in das Seitenwandmodul integriert werden, so dass dieses sich im Wesentlichen über die gesamte Länge des Kraftwagens erstreckt.
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Zur Befestigung des Seitenwandmoduls wird vorzugsweise wenigstens eine Konusaufnahme verwendet. Diese ist zweckmäßigerweise so angeordnet, dass sie im fertigen Zustand des Seitenwandmoduls von der wenigstens einen Tür oder von einem Verkleidungsteil verdeckt wird. Durch die Konusaufnahme kann eine stabile, reversibel lösbare Verbindung zwischen Seitenwandmodul einer Karosserie geschaffen werden, die gleichzeitig selbstzentrierend ist, so dass unter Verwendung eines solchen Seitenwandmoduls ein Kraftwagen mit besonders guter Maßhaltigkeit geschaffen werden kann.
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Im Folgenden soll die Erfindung und ihre Ausführungsformen anhand der Zeichnung näher erläutert werden. Hierbei zeigen:
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1 eine schematische Darstellung eines Kraftwagens mit einem Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Seitenwandmoduls und
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2 eine schematische Darstellung eines Kraftwagens mit einer alternativen Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Seitenwandmoduls.
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Ein im Ganzen mit 10 bezeichnete Kraftwagenkarosserie umfasst eine Seitenwand 12, die mit der Rohbaustruktur 14 verbunden ist. Um die Montage des Kraftwagens 10 zu erleichtern, wird die Seitenwand 12 als Modul bereitgestellt. Dieses Modul umfasst die A-Säule 16, die B-Säule 18 sowie die C-Säule 20, ein Schwellerinnenteil 22, sowie eine Vordertür 24 und eine Hintertür 26. Die genannten Teile des Seitenwandmoduls 12 werden separat vormontiert und anschließend mit der Rohbaustruktur 14 verbunden.
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Gemeinsam mit der Rohbaustruktur 14 durchläuft das Seitenwandmodul 12 die Lackierung und gegebenenfalls anschließende Wärmebehandlungsschritte. Nach der gemeinsamen Lackierung wird das Seitenwandmodul 12 in seiner Gesamtheit wieder von der Rohbaustruktur 14 gelöst. Hierzu ist das Seitenwandmodul 12 bevorzugt in Konusaufnahmen mit der Rohbaustruktur 14 reversibel lösbar verbunden. Durch das Entfernen des Seitenwandmoduls 12 ist der Innenraum 28 der Rohbaustruktur 14 besonders gut zugänglich, da die Zugänglichkeit nicht mehr durch die Säulen 16, 18, 20 beschränkt wird.
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In der Hauptfertigungslinie werden nun Anbauteile und dergleichen in den Innenraum 28 der Rohbaustruktur montiert. Das Seitenwandmodul 12 wird einer Nebenfertigungslinie zugeführt, wo es selbst mit dem nötigen Anbau- und Verkleidungsteilen bestückt wird. Hierbei können die Türen 24, 26 mit der A-Säule 16 bzw. der B-Säule 18 verbunden bleiben, so dass keine aufwändigen Zwischenbefestigungselemente zum temporären Halten der Türen während des Lackierens notwendig sind. Dies vereinfacht die Fertigung des Seitenwandmoduls 12 und ermöglicht die Fertigung eines Kraftwagens 10 mit besonders guter Maßhaltigkeit. Nach vollständiger Montage der nötigen Anbau- und Verkleidungsteile an der Rohbaustruktur 14 sowie am Seitenwandmodul 12 wird das Seitenwandmodul 12 weder endgültig mit der Rohbaustruktur 14 verbunden. Durch die zum Fügen der Strukturen verwenden Konusaufnahmen wird das Seitenwandmodul 12 automatisch in korrekter Lage gegen die Rohbaustruktur 14 zentriert, so dass ohne großen Richtaufwand die gewünschte Maßhaltigkeit der Türspalten und dergleichen sichergestellt werden kann.
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2 zeigt eine alternative Ausführungsform eines Kraftwagens 10 mit einem Seitenwandmodul 12'. Wie bei der in 1 gezeigten Ausführungsform umfasst diese die A-Säule 16, B-Säule 18 und C-Säule 20, sowie die Türen 24, 26. Zusätzlich hierzu ist der Vorderkotflügel 30 sowie der Hinterkotflügel 32 in das Seitenwandmodul 12' integriert. Auch ein Tankdeckel 34 kann vormontiert werden. Wie bei dem in 1 dargestellten Seitenwandmodul 12 erfolgt auch bei dem Seitenwandmodul 12' eine Vormontage der Säulen 16, 18, 20, des Schwellerinnenteils 22, der Türen 24, 26, der Kotflügel 30, 32 sowie des Tankdeckels 34 zum Seitenwandmodul 12', welches dann in seiner Gesamtheit über in der Figur nicht dargestellte Konusaufnahmen mit der Rohbaustruktur 14 verbunden wird.
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Nach gemeinsamen Lackieren des Seitenwandmoduls 12' und der Rohbaustruktur 14 wird das Seitenwandmodul 12' wieder abgetrennt. In getrennten Fertigungslinien werden wiederum Seitenwandmodul 12' und Rohbaustruktur 14 mit dem notwendigen Anbau- und Verkleidungsteilen ausgestattet, woraufhin die endgültige Montage des Seitenwandmoduls 12' an der Rohbaustruktur 14 erfolgt. Auch hier wird die Zugänglichkeit insbesondere durch den Wegfall der B-Säule 18 bei demontierten Seitenwandmodul 12' verbessert. Die Montage von Anbau- und Verkleidungsteilen im Innenraum 28 der Rohbaustruktur 14 kann daher auch automatisiert erfolgen.
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Die beiden gezeigten Seitenwandmodule 12 und 12' können auch bei unfallbedingten Beschädigungen in ihrer Gesamtheit ausgetauscht werden, so dass eine besonders einfache Reparatur von beschädigten Kraftwagen 10 ermöglicht ist. Um die Crashsicherheit solcher Kraftwagen mit den Seitenwandmodulen 12 oder 12' sicherzustellen, können noch geeignete Verstrebungen zwischen den Seitenwandmodulen 12, 12' im Bereich des Daches 36 und Unterbodens 38 vorgesehen werden.