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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Prädiktion
der Position bzw. des Aufenthaltsbereichs und/oder der Bewegung
eines Objekts bzw. verletzlichen Verkehrsteilnehmers, beispielsweise
eines Fußgängers, relativ zu einem Fahrzeug, wobei die
aktuelle relative Position des Objekts zum Fahrzeug zur Prädiktion
herangezogen wird, welche durch die Ortung einer objektseitig angeordneten Sende-/Empfängereinheit
durch eine fahrzeugseitige Sende-/Empfängereinheit ermittelt
wird.
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Die
gattungsgemäßen Verfahren dienen dazu, bevorstehende
Kollisionen von einem Fahrzeug mit anderen verletzlichen Verkehrsteilnehmern
wie Fußgängern, Radfahrern oder gar Tieren wie
Hunden vorherzusagen. So sollen die Fahrer der Kollisionsfahrzeuge
ggfs. auch die Verkehrsteilnehmer vor einer bevorstehenden Kollision
rechtzeitig gewarnt werden oder entsprechend den Kollisionsrisiken
bzw. -schweren Gegenmaßnahmen wie Vollbremsen oder Entfalten
von Airbags für Fußgänger frühzeitig
veranlasst werden. Dadurch sollen in erster Linie Kollisionsunfälle
mit verletzlichen Verkehrsteilnehmern vermieden werden und in zweiter
Linie die Unfallschwere bei Kollisionen reduziert werden.
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Ferner
betrifft die vorliegende Erfindung Vorrichtungsteileinheiten zum
Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Verfahren
bzw. Vorrichtungen zur Prädiktion der Position und/oder
Bewegung eines Objekts bzw. eines Fußgängers relativ
zu einem Fahrzeug mithilfe bildgebender Sensorik sind seit einigen
Jahren bekannt.
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Zur
Vermeidung von Unfällen mit Fußgängern,
Radfahrern oder Tieren im Straßenverkehr werden Fahrzeuge
mit bildgebender Sensorik wie Kameras ausgestattet, welche den Straßenverkehr
in Fahrzeugfahrtrichtung permanent überwacht. Wird bspw. ein
Fußgänger von der Kamera erfasst, der sich dem Fahrzeug
gefährlich annähert, so wird der Fahrer gewarnt
oder autonome Bremsmanöver eingeleitet.
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Nachteil
derartiger Verfahren ist, dass die Verkehrsteilnehmer, die durch
die parkenden Autos, Bäume oder Lichtmasten verdeckt sind,
aufgrund unterbrochner Sichtverbindung zum Fahrzeug von der Kamera
nicht erfasst werden können. Dies führt dazu,
dass das kamerabasierte Fußgängerschutzsystem
bei drohender Kollision mit verdeckten Verkehrsteilnehmern nicht
oder zu spät reagiert und so keinen zuverlässigen
Schutz bietet.
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Eine
Lösung ohne oben genannten Nachteil bietet ein bei der Technologiekonferenz: „Workshop Fahrerassistenzsysteme
2008" im April 2008 vorgetragenes Verfahren: „Fußgängerschutz
mittels kooperativer Sensorik". Gemäß diesem
Verfahren werden die Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger
mithilfe von kooperativer Sensorik erfasst. Demnach tragen die Verkehrsteilnehmer
einen aktiven oder passiven RFID-Transponder, dessen relative Position
zu einem Fahrzeug durch eine im Fahrzeug angeordnete Transponderdetektionsvorrichtung
ermittelt wird. Die Transponderdetektionsvorrichtung empfängt
Signale der in der Umgebung des Fahrzeugs befindlichen Transponder
und wertet diese Signale aus. Durch Signallaufzeitmessung wird der
Abstand vom Fahrzeug zu jedem Transponder bzw. dem diesen Transponder bei
sich tragenden Fußgänger ermittelt. Mithilfe des Mehrfachantennensystems
der Transponderdetektionsvorrichtung wird auch der Azimutwinkel
des Transponders bzw. Fußgängers in Bezug auf
die Fahrzeuglängsachse ermittelt. Dadurch kann die aktuelle
Position jedes einzelnen Transponders bzw. Fußgängers,
der diesen Transponder bei sich trägt, relativ zum Fahrzeug
auch bei unterbrochner Sichtverbindung einfach, eindeutig und zuverlässig
ermittelt werden.
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Bei
Prädiktion einer zukünftigen Position oder Bewegung
der verletzlichen Verkehrsteilnehmer stößt das
obige Verfahren mit kooperativer Sensorik jedoch an dessen Grenzen.
Um eine Position des Fußgängers zu einem zukünftigen
Zeitpunkt zu prädizieren, müssen mehrere aufeinander
folgende, aktuelle Positionen erfasst werden. Aus dieser Mehrzahl
von aktuellen und vergangenen Positionswerten kann dann eine zukünftige
Position mittels zeitaufwendiger Rechenschritten abgeleitet werden.
Dies führt dazu, dass eine bevorstehende Kollision mit Fußgänger
in machen Fällen nicht rechtzeitig prädiziert
werden kann.
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Ein
weiteres bekanntes Verfahren zur Prädiktion der Position
und/oder Bewegung des Fußgängers mit bildgebender
Sensorik durch Auswerten der Verhaltensänderung wie Blickwinkeländerung
des Fußgängers erwies sich auch aufgrund des zu
großen Zeitaufwands bei der Bildverarbeitung und der zu
vielen unsicheren Einflussfaktoren als schwer realisierbar und zudem
unzuverlässig.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung liegt darin, ein Verfahren bereitzustellen,
welches keinen der oben genannten Nachteile aufweist und somit im Sinne
maximaler Wirksamkeit und minimaler Falschauslöserate eine
optimale Lösung zum Fußgängerschutz bietet.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen
gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß werden
bewegungsbezogene Daten der im Straßenverkehr teilnehmenden
verletzlichen Objekte wie Fußgänger anhand der
am Objekt angeordneten Sensoren, bspw. eines Bewegungssensors, erfasst
und von der objektseitigen Sende-/Empfängereinheit an die
fahrzeugseitige Sende-/Empfängereinheit übertragen. Aus
diesen Bewegungsdaten werden dann die zukünftigen Positionen
des Objekts zu einem oder mehreren Zeitpunkten prädiziert.
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Die ”bewegungsbezogenen
Daten” umfassen in dieser Erfindung neben den Informationen über
die dynamischen bzw. kinematischen Eigenschaften des Objekts wie
z. B. die Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsung und/oder Drehung,
vorteilhafterweise und je nach Ausführung auch die Informationen über
die Körperhaltung und die Ausrichtung des Objekts wie z.
B. die Beugung, Neigung und/oder die Ausrichtung des Objekts zur
Himmelsrichtung.
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Der
Begriff „Objekt” fasst in dieser Schrift alle unmotorisierten
oder schwach motorisierten, „verletzlichen” Verkehrsteilnehmer,
nämlich alle Verkehrsteilnehmer außer Kraftfahrzeuge
mit schützender Karosserie zusammen. Der Begriff „verletzlich” kommt
daher, dass die unmotorisierten oder schwach motorisierten Verkehrsteilnehmer
wie Fußgänger oder Motorfahrradfahrer aufgrund
der fehlenden schützenden Karosserie bei Kollisionen mit Kraftfahrzeugen
besonderen Verletzungsrisiken ausgesetzt sind. Zu den Objekten zählen
somit alle Fußgänger, insb. Kinder, Radfahrer,
Rollstuhlfahrer, Kleinradfahrer, Motorfahrradfahrer und auch Tieren wie
z. B. Hunde sowie Fahrräder. Motorfahrräder, Rollstühle,
Rollschuhen usw..
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Zur
einfachen Darstellung der Erfindung werden im Folgenden alle verletzlichen
Verkehrsteilnehmer durch Fußgänger oder Radfahrer
bezeichnet. Das bedeutet jedoch nicht, dass die vorliegende Erfindung
nur auf Fußgänger oder Radfahrer begrenzt ist.
Einfachheitshalber werden die verletzlichen Verkehrsteilnehmer zusammengefasst
auch das Objekt genant.
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Die
Erfindung geht von der Überlegung aus, dass Fußgänger,
insb. Kinder (auch Tiere) als Verkehrsteilnehmer im Vergleich zu
Fahrzeugen relativ hohe Manövrierfähigkeit besitzen
und dementsprechend deren zukünftige Position bzw. Bewegung sehr
schwer prädizierbar ist.
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Eine
Methode, jedem Fußgänger einen statischen, meistens
kreisförmigen Aufenthaltsbereich als mögliche
zukünftige Position zuzuordnen und darauf basierend Kollisionsrisiken
mit den Fahrzeugen zu ermitteln mit der Annahme, dass sich der Fußgänger
mit einer festen Geschwindigkeit in alle Richtung bewegen kann,
führte aufgrund der zu großen potenziellen Aufenthaltsbereiche
der Fußgänger oft zu falschen Kollisionswarnungen
und sogar zur Gefährdung des Straßenverkehrs (vergleiche 4).
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Dies
ist physikalisch durch die Tatsache begründet, dass die
wesentlichen Informationen für die Vorhersage der zukünftigen
Position eines Fußgängers in der Änderung
der Geschwindigkeit des Fußgängers bzw. seiner
Drehrate stecken.
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Um
die zukünftige Position des Fußgängers genauer
zu prädizieren, entstand die Idee, neben der Berücksichtigung
der aktuellen Position des Fußgängers auch den
aktuellen Bewegungszustand des Fußgängers mit
einzubeziehen. Der aktuelle Bewegungszustand wird dabei in erster
Linie mithilfe eines am Fußgänger angeordneten
Bewegungssensors ermittelt. Die so ermittelten Bewegungsdaten geben bspw.
Auskunft darüber, ob der Fußgänger stehen bleiben
wird oder weitergeht.
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Vorteilhafterweise
werden weitere Bewegungsdaten wie die Beschleunigung, die Drehrate des
Fußgängers, die Ausrichtung des Fußgängers zur
Himmelsrichtung mithilfe entsprechender am Fußgänger
angeordneter Sensoren ermittelt. Diese Daten geben weitere Auskünfte
zum Bewegungszustand des Fußgängers. In Verbindung
mit den aktuellen Positionsdaten lässt sich so die potenzielle
zukünftige Position des Fußgängers mit
deutlich höherer Genauigkeit voraussagen.
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Vorzugsweise
werden die Beschleunigungen des Fußgängers sowohl
in dessen Längsachse, Querachse als auch in dessen Vertikalachse
gemessen und zur Prädiktion herangezogen. Aus den Messwerten
der Längs-, Quer- bzw. Vertikalbeschleunigung ax, ay bzw. az des Fußgängers wird zwei-
oder dreidimensionaler Beschleunigungsvektor a →
= (ax,
ay)T bzw. a →
= (ax, ay, az)T ausgebildet.
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Entsprechend
werden aus den Drehbewegungen des Fußgängers um
die Vertikalachse γ .
bzw. Beugungen bzw. Neigung des Fußgängers
um die Querachse β .
ggfs. auch die seitlichen Streckungen bzw. Neigung
des Fußgängers um die Längsachse
gemessen
und in Form eines zwei- oder dreidimensionalen Drehratenvektors ω →
=
(α .
, β .
)
T, ω →
= (β .
, γ .
)
T oder ω →
=
(α .
, β .
, γ .
)
T zur Prädiktion herangezogen.
Je nach Ausführung wird auch nur die Drehbewegung um die Vertikalachse γ gemessen
und zur Prädiktion herangezogen.
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Aus
den Bewegungsdaten lässt sich auch der zukünftige
Bewegungszustand des Fußgängers voraussagen. So
kann bspw. aus einer aktuellen Laufgeschwindigkeit von 1 m/s, einer
aktuellen Beschleunigung von 1 m/s2, einer
Drehrate von 0°/s von einem Fußgänger
und dessen Ausrichtung nord kann man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit
voraussagen, dass er sich in einer Sekunde mit einer Laufgeschwindigkeit
von 2 m/s und Beschleunigung von 1 m/s2 sowie
einer Drehrate von 0°/s weiterhin Richtung nord bewegt.
Kombiniert man die aktuellen Bewegungsdaten mit den aktuellen Positionsdaten,
so kann man voraussagen, dass sich der Fußgänger
in einer Sekunde mit einer hohen Wahrscheinlichkeit um 1,5 m nördlich
von der aktuellen Position befindet.
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In
dem Straßenverkehr werden nicht nur die Fußgänger
als potenzielles Kollisionsrisiko mit Fahrzeugen betrachtet, die
schwerwiegenden Verletzungsrisiken ausgesetzt sind. Auch Radfahrer,
Rollstuhlfahrer, Rollschuhfahrer oder Haustieren wie Hunde werden
bei Kollisionen mit Kraftfahrzeugen auch als potenzielle Unfallopfer
mit schwerwiegenden Verletzungsrisiken gesehen. Diese verschiedenen
verletzlichen Verkehrsteilnehmer weisen unterschiedliche physikalische
oder physiologische Eigenschaften auf und sind somit voneinander
in Bezug auf deren physischen oder physikalischen Bewegungseigenschaften
getrennt zu betrachten. Zu den Fußgängern gehören
auch Kinder, Erwachsene, ältere Menschen, die sich ebenfalls
in Bezug auf deren physischen oder physikalischen Bewegungseigenschaften voneinander
unterscheiden.
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Vorteilhafterweise
wird daher ein sogenanntes Objektmodell zur erfindungemäßen
Prädiktion herangezogen. Als „Objektmodell” soll
hier ein Parametersatz verstanden werden, welcher jedem Verkehrteilnehmer
(nämlich jedem verletzlichen Verkehrsteilnehmer) zugeordnet
ist und folgende physikalischen oder physiologischen Eigenschaften
des Verkehrteilnehmers in Form von Parametern enthält. Diese
Eigenschaften sind unter anderem,
- – die
Art des Objekts,
- – das physiologische bzw. physikalische Bewegungsvermögen
des Objekts, darunter
- – das Gewicht,
- – die Höhe,
- – die maximale Geschwindigkeit,
- – die maximale Beschleunigung,
- – die maximale Drehrate,
- – das Bewegungsmuster des Objekts, nämlich
typische Bewegungsfolge eines Verkehrsteilnehmers, bspw. Beugen
des Oberkörpers vor dem Loslaufen bei einem Kind.
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Die
Art des Objekts gibt Informationen darüber, um welchen
Verkehrsteilnehmer es sich handelt, nämlich, ob das Objekt
eine erwachsene Person, ein Kind, eine alte Person mit Gehhilfe
oder ein Kind mit Rollschuhen, ein Fahrrad, ein Rollstuhl oder ein Haustier
wie bspw. ein Hund ist.
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Aus
der Art des Objekts lässt sich der maximale Radius des
Bewegungsspielraumes des Objekts, die maximal erreichbare Geschwindigkeit,
Beschleunigung oder Drehrate usw. grob bestimmen. So ist bspw. in
Bezug auf denselben Betrachtungszeitraum der Radius des Bewegungsspielraumes
eines Fußgängers mit Gehhilfe wesentlich kleiner
als der eines Kindes mit Rollschuhen.
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Da
jedoch die Werte des maximalen Bewegungsradius, der maximalen Geschwindigkeit
usw. selbst in der gleichen Objektgruppe von Objekt zu Objekt stark
unterschiedlich sein können, werden weitere Parameter in
Form von physiologischen bzw. physikalischen Bewegungsvermögen
des Objekts dem Parametersatz des Objektmodells hinzugefügt. Diese
Parameter sind unter anderem das Gewicht, die Körperhöhe,
die maximale Geschwindigkeit, die maximale Beschleunigung und/oder
die maximale Drehrate des Objekts. Je nach Bedarf können
auch weitere Parameter wie Körperbreite hinzugefügt
werden. Unter Berücksichtigung der gesetzlichen Regelung
können weitere Informationen wie chronische Erkrankungen,
die Reaktions- oder Bewegungsvermögen des Fußgängers
beeinträchtigen, auch in Form von Parametern zum Objektmodell
hinzugefügt werden. Diese Parameter sind genauer als die
aus der Art des Objekts grob eingeschätzten Parameterwerte
und somit für die Abschätzung der physiologischen
bzw. physikalischen Bewegungsvermögen aussagekräftiger.
Anhand dieser Parameter lässt sich bspw. ein übergewichtiges
(somit wenig bewegliches) Kind von einem normalgewichtigen unterscheiden.
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Zusätzlich
zu dem Bewegungsvermögen des Objekts wird das Bewegungsmuster
des Objekts zum Objektmodell hinzugefügt. Die Bewegungsmuster,
nämlich die typischen Bewegungsfolge eines Verkehrsteilnehmers,
geben Auskünfte darüber, welche Bewegungsänderungen
nach aktuell erfassten Bewegungsänderungen folgen. Beugt
bspw. ein Kind sein Oberkörper (dabei ändert sich
der Wert der Drehrate um die Querachse β .
), so lässt sich
mit einer hohen Wahrscheinlichkeit voraussagen, dass das Kind gleich
loslaufen wird.
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Die
Parameter für das Objektmodell können bei Inbetriebnahme
der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit manuell eingestellt werden.
Ist die objektseitige Vorrichtungsteileinheit bspw. in einem Handy integriert,
so lassen sich diese Parameter ohne weiteres über die Handytastatur
eingeben. Ist die objektseitige Vorrichtungsteileinheit bspw. in
einem Schulranzen integriert, so wird diese mittels einer integrierten
Schnittstelle an einem Computer angeschlossen. Über Tastatureingabe
am Computer können die obengenannten Parameter dann eingestellt
werden. Ändert sich der Wert eines oder anderen Parameters wie
bspw. des Körpergewichts des Fußgängers
im Laufe der Zeit, so wird der entsprechende Parameter manuell aktualisiert.
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Aus
den Parametern des Objektmodells und den aktuell gemessenen Bewegungsdaten
(je nach Ausführung auch aus den zeitlich unmittelbar zurückliegenden
Bewegungsdaten) des Objekts werden vorteilhafterweise Frühindikatoren
zur Prädiktion der zukünftigen Position und/oder
Bewegung des Objekts ermittelt. Basierend auf der aktuellen Position des
Objekts lässt sich so anhand der Frühindikatoren die
zukünftige Position des Objekts prädizieren. Als Frühindikatoren
werden hier charakteristische Änderungen in der Haltung
oder im Bewegungszustand des Objekts verstanden, die auf eine Änderung
der Bewegung oder Bewegungsrichtung schließen lassen.
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Die
Merkmale eines so gewonnenen Frühindikators lassen eine
sichere Vorhersage der Bewegung des Verkehrsteilnehmers bereits
in der frühen Prädiktionsphase zu, während
bspw. ein bildbasierendes Prädiktionsverfahren nach dem
Stand der Technik selbst eine deutliche Verhaltensänderung des
Verkehrsteilnehmers nicht ermitteln könnte.
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Jede
Position und/oder Bewegung eines Verkehrsteilnehmers zu einem vorgegebenen
zukünftigen Zeitpunkt wird idealerweise mit einer zugehörigen
Positions- bzw. Bewegungswahrscheinlichkeit prädiziert.
Die zukünftige Position wird vorzugsweise in Form von einem
Aufenthaltsbereich mit einer zugehörigen Positions- bzw.
Aufenthaltswahrscheinlichkeit prädiziert.
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Vorzugsweise
wird das erfindungsgemäße Verfahren mithilfe von
zumindest zwei Vorrichtungsteileinheiten durchgeführt,
welche getrennt im Fahrzeug und am Objekt angeordnet sind. Beide
Vorrichtungsteileinheiten weisen jeweils eine Sende-/Empfängereinheit
auf und kommunizieren mithilfe drahtloser Datenkommunikation zwischen
diesen beiden Sende-/Empfängereinheiten zueinander und
tauschen Daten aus. Die fahrzeugseitige Sende-/Empfängereinheit
ortet die objektseitige Sende-/Empfängereinheit mittels
elektromagnetischer Welle. Vorzugsweise ist die objektseitige Sende-/Empfängereinheit
ein aktiver oder passiver RFID-Transponder und die Fahrzeugseitige
eine Transponderdetektionsvorrichtung mit Mehrfachantennensystem.
Die objektseitige Vorrichtungsteileinheit weist einen Bewegungssensor,
einen Beschleunigungssensor zum Messen der translatorischen Beschleunigung
des Objekts, einen Drehratensensor zum Messen der Drehbewegung des
Objekts um dessen Vertikalachse und/oder einen Magnetkompasssensor
zum Erfassen der Ausrichtung des Objekts zur Himmelsrichtung auf.
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Vorteilhafterweise
werden durch die oben genannten Sensoren am Ort des Transponders
alle sechs kinetisch relevanten Parameter, nämlich die Längs-,
Quer- bzw. Vertikalbeschleunigung ax, ay bzw. az und die
Drehung um die Vertikalachse γ .
, um die Querachse β .
bzw. um die Längsachse α .
,
der Objektbewegung sowie die Ausrichtung des Objekts zur Himmelsrichtung
gemessen. Für vereinfachte Ausführung kann auch
nur auf einen Teil der kinetischen Parameter zurückgegriffen
werden.
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Die
Transponderdetektionsvorrichtung im Fahrzeug ermittelt die in der
Fahrzeugumgebung befindlichen Transponder und bestimmt den Abstand und
Azimutwickel jedes einzelnen Transponders zum Fahrzeug, vorzugsweise
in Bezug auf die Fahrzeuglängsachse. Die radialen Abstände
der Transponder zur Transponderdetektionsvorrichtung bzw. zum Fahrzeug
werden anhand der Signallaufzeitmessung gemessen. Die Azimutwinkel
werden mithilfe des Mehrfachantennensystems der Transponderdetektionsvorrichtung
ermittelt.
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Aus
den Abständen und Azimutwinkeln ermittelt die fahrzeugseitige
Vorrichtungsteileinheit die aktuelle Position jedes einzelnen Transponders
und somit jedes einzelnen Transponderträgers sprich Objekts
relativ zum Fahrzeug. Ferner sendet die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit
Aufwecksignale an die aufgespürten Transponder bzw. objektseitigen Vorrichtungsteileinheiten
und regt diese an, mittels der verschiedenen, am Objekt angeordneten
Sensoren Bewegungsdaten wie die Geschwindigkeit, Beschleunigung,
Drehrate und/oder Ausrichtung des Objekts zur Himmelsrichtung zu
messen und die gemessenen Daten samt den Objektmodellparametern sowie
Identifikationscode an die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit
zu senden. Die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit authentifiziert
die Transponder durch Prüfen der Identifikationscodes und
ermittelt aus den empfangenen Daten Frühindikatoren für die
Objekte. Alternativ können die Frühindikatoren auch
am Objekt von der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit ermittelt
und dann an die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit gesendet
werden.
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Die
fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit prädiziert dann
aus den Frühindikatoren und den aktuellen Positionen der
Objekte sowie den fahrdynamischen Daten des Fahrzeugs die zukünftigen
Positionen der Objekte relativ zum Fahrzeug zu vorgegebenen zukünftigen
Zeitpunkten. Die Fahrdynamikdaten des Fahrzeugs können
bspw. die Raddrehzahl, der Lenkradwinkel, der Bremsdruck usw. sein
und vorzugsweise vom elektrischen Stabilitätssystem abgeleitet
werden.
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Vorteilhafterweise
berechnet die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit aus den fahrdynamischen
Daten einen Fahrschlauch für das Fahrzeug. Für
jeden vorgegebenen Zeitpunkt berechnet die Vorrichtungsteileinheit
im Fahrschlauch jeweils einen Bereich als Aufenthaltsbereich des
Fahrzeugs zum vorgegebenen Zeitpunkt und vergleicht diesen mit der
prädizierten Position bzw. dem prädizierten Aufenthaltsbereich
des Objekts zum genannten Zeitpunkt. Überlappen sich die
beiden Aufenthaltsbereiche des Fahrzeugs und des Objekts, so gilt
eine bevorstehende Kollision als erkannt und dementsprechend werden
Maßnahmen zur Vermeidung der Kollision veranlasst. Liegen
die beiden Aufenthaltsbereiche dicht beieinander, so wird ein erhöhtes
Kollisionsrisiko vorausgesagt.
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In
einem wenig kritischen Fall wird der Fahrer vor einer möglichen
Kollision mittels eines optischen, akustischen oder haptischen Signals
gewarnt. Reagiert der Fahrer nicht oder wird die Situation kritischer,
so kann bspw. eine Vollbremsung veranlasst werden. Bei unvermeidbarer
Kollision werden Maßnahmen zur Minderung von Unfallfolgen
veranlasst. Dabei kann bspw. die Motorhaube in Richtung zum möglicherweise
aufprallenden Objekt vorab angehoben oder, sollten Airbags zum Fußgängerschutz bspw.
im Fahrzeugfrontbereich eingebaut sein, Airbags entfaltet werden.
Dabei können die Bewegungsdaten oder die Parameter des
Objektsmodells, wie die Art, die Geschwindigkeit, die Körperhöhe,
das Gewicht des Objekts zur adaptiven Fußgängerschutzmassnahme
herangezogen werden, welche im Zuge der erfindungsgemäßen
Prädiktion von der objektseitigen Sende-/Empfangseinheit
zur fahrzeugseitigen Sende-/Empfangseinheit übermittelt worden
sind. So kann die Motorhaube dem Gewicht oder der Körpergröße
des Objekts adaptiv angepasst angehoben werden oder können
die Airbags zum Fußgängerschutz auch adaptiv angepasst
entfaltet werden. Dadurch wird Minimierung der Unfallfolgen und
somit ein optimaler Fußgängerschutz erzielt.
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Dank
der Ermittlung der Bewegungsdaten unmittelbar am Verkehrsteilnehmer
können die bewegungsbezogenen Frühindikatoren
auch bei unterbrochener Sichtverbindung zwischen dem Fahrzeug und
dem Verkehrsteilnehmer ermittelt und zur Prädiktion herangezogen
werden. Durch die Erkennung der Frühindikatoren direkt
am Verkehrsteilnehmer können charakteristische Bewegungsänderungen zuverlässig
und über einen längeren Zeitraum und ohne zeitliche
Verzögerung erfasst werden. Die so erfassten Frühindikatoren
sind deutlich zuverlässiger als die indirekt bildbasiert
und am Fahrzeug ermittelten Frühindikatoren. Damit ermöglicht
das erfindungsgemäße Verfahren eine deutlich frühere
und zuverlässige Erkennung der bevorstehenden Kollisionen
mit verletzlichen Verkehrsteilnehmern als das bildbasierte Verfahren,
und bietet somit eine optimale Lösung zum Fußgängerschutz
im Sinne maximaler Wirksamkeit und minimaler Falschauslöserate.
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Die
objektseitigen Vorrichtungsteileinheiten können in Handys,
Kleidungen, insb. Warnwesten, Schuhen, Taschen, Accessoires wie
Handtaschen, Gürteln, Uhren, Brillen, Fahrrädern,
Fahrradhelmen, Fahrradcomputern, Tretrollern, Rollschuhen, Kinderwägen,
Schulranzen, Rollstühlen, Gehhilfen, Gehstöcken,
Haustier-Halsbändern usw. integriert werden.
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Die
Komponenten der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit, wie die
Sende-/Empfangseinheit, die Beschleunigungs-, Drehraten-, Magnetkompasssensoren,
sowie die Energiequelle wie Batterien können in einem geschlossenen
Gehäuse eingebaut werden. Alternativ können die
Komponenten auch voneinander getrennt in demselben Träger
wie einem Kleidungsstück oder Fahrrad verteilt angeordnet
werden.
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Die
Stromversorgung für die objektseitige Vorrichtungsteileinheit
samt Transponder und Sensoren kann mit eingebauten austauschbaren
Knopfbatterien oder durch Solarzellen sichergestellt werden. Alternativ
kann die durch die Bewegung des Trägers erzeugte kinetische
Energie zur Stromversorgung verwendet werden. Ist die objektseitige
Vorrichtungsteileinheit in bereits vorhandenen tragbaren Elektronikgeräten
(z. B. Handy oder iPod) integriert, so kann die Vorrichtungsteileinheit
mit dem Strom von den in diesen Elektronikgeräten bereits
integrierten Akkus oder Batterien versorgt werden.
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In
der Nutzung des oben genannten Objektsmodells, insb. der Parameter
bzgl. der Art des Objekts verbirgt sich jedoch eine Gefahr, dass
das Objekt falsch verifiziert wird. Als Beispiel zu nennen, trägt
ein Vater den Schulranzen seines Kindes mit einer integrierten objektseitigen
Vorrichtungsteileinheit, so kann der Vater nicht als ein erwachsener
Fußgänger mit einer niedrigeren Manövrierfähigkeit,
sondern fälschlicherweise als ein Kind mit einer höheren
Manövrierfähigkeit verifiziert. Oder ein Fußgänger,
der sein Fahrrad mit einer eingebauten objektseitigen Vorrichtungsteileinheit
schiebt, wird fälschlicherweise als Radfahrer mit hoher
potentieller Geschwindigkeit verifiziert. Des Weiteren können
Misuse-Fälle (Missbrauchsfälle) eintreten, wobei
bspw. die objektseitigen Vorrichtungsteileinheiten von den Trägern
bspw. von Kindern einfach auf die Straße geworfen werden. Mithilfe
der Daten der objektgebundenen Sensorik kann überprüft
werden, ob es sich bei der Bewegung der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit,
um einen realistischen Bewegungsablauf eines Verkehrsteilnehmers,
vor allem eines Fußgänger handelt. Dadurch können
derartige Misuse-Fälle oder fehlerhafte Verifizierungen
durch die Nutzung der objektgebundenen Sensorik ausgegrenzt und
Fehlauslösungen im Fahrzeug vermieden werden.
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Die
Nutzung der objektgebundenen Sensorik kann also zusätzlich
zur Verifizierung des Objekts dienen. Die vom Objekt mitgeführte
Sensorik und die damit verfügbaren Messdaten können
zur Verifizierung einer bspw. für Fußgänger
oder Tier charakteristischen Laufbewegung herangezogen werden. So können
die Sensordaten bei oben genannten Beispielen dazu verwendet werden,
die durch die Parameter des Objektmodells bestimmte Objektart zu überprüfen.
Liefert die Sensorik Messdaten, die für eine Laufbewegung
eines erwachsenen Fußgängers typisch sind, so
wird der Fußgänger mit dem Schulranzen seines
Kindes trotz der Parameter des Objektmodells der im Schulranzen
integrierten objektseitigen Vorrichtungsteileinheit nicht als ein
Kind, sondern als ein erwachsener Fußgänger verifiziert. Genauso
wird der Radfahrer, der sein Fahrrad schiebt, anhand der Sensormessdaten
als Fußgänger richtig verifiziert. Entsprechen
die Bewegungsdaten einer typischen Wurfkurve, die auf das Wegwerfen
des Transponders hindeutet, gefolgt von Bewegungsdaten, die auf
einen bewegungslosen Zustand des Transponders hindeuten, so kann
mit einer hohen Wahrscheinlichkeit voraussagen, dass der Transponder
verloren oder missbraucht wurde. Dadurch können Misuse-Fälle
bzw. fehlerhafte Objektverifizierung im großen Maße
ausgegrenzt werden.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand der Ausführungsbeispiele
unter Zuhilfenahme von Figuren näher erläutert.
Zur vereinfachten Beschreibung der Erfindung werden die erfindungsgemäßen
Vorrichtungsteileinheiten sowie die in den Figuren gezeigten Gegenstände
wie Fahrzeug, Fußgänger, Straße usw.
schematisch und vereinfacht dargestellt. Es zeigen dabei,
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1 ein
Straßenbild in Draufsicht, wobei verallgemeinert dargestellt
wird, wie eine bevorstehende Kollision zwischen einem Fahrzeug und
einem Fußgänger mithilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorhergesagt wird,
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2 eine
detaillierte Darstellung der fahrzeugseitigen Vorrichtungsteileinheit
zum Durchführen des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
-
3 eine
detaillierte Darstellung der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit
zum Durchführen des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
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4A, 4B in
zwei Beispielen die erfindungsgemäße Prädiktion
der Position bzw. Bewegung eines Fußgängers relativ
zu einem Fahrzeug,
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5 ein
Beispiel der Prädiktion der Position bzw. Bewegung des
Fußgängers ohne Anwendung von bewegungsbezogenen
Frühindikatoren,
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6A, 6B in
weiteren zwei Beispielen die erfindungsgemäße
Prädiktion der Position bzw. Bewegung eines Radfahrers
bzw. eines Fußgängers relativ zu einem Fahrzeug,
und
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7, 8 in
jeweils einem detaillieren Beispiel die erfindungsgemäße
Prädiktion der zukünftigen Position eines Radfahrers
basierend auf die aktuellen Bewegungsdaten sowie in Verbindung mit
zugehörigen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten.
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Die 1 zeigt
einen Straßenabschnitt 500 mit einem vorbeifahrenden
Fahrzeug 300, das mit einer erfindungsgemäßen
fahrzeugseitigen Vorrichtungsteileinheit 120 ausgestattet
ist, und einem Fußgänger 210, der eine
erfindungsgemäße objektseitige Vorrichtungsteileinheit
(Transponder mit integrierten Sensoren 113, 114, 115, 116) 110 bei
sich trägt.
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Der
Fußgänger 210 läuft gerade zwischen zwei
hintereinander parkenden Fahrzeugen 411, 412 in
die Straße. Durch das parkende Fahrzeug 411 ist die
Sichtverbindung 800 zwischen dem heranfahrenden Fahrzeug 300 und
dem Fußgänger 210 unterbrochen. Die Laufbahnen
des Fahrzeugs 300 und des Fußgängers 210 kreuzen
sich in der Straßenmitte 600 und es besteht somit
eine Kollisionsgefahr zwischen diesen beiden Verkehrsteilnehmern 210, 300.
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Die
fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit 120 zum Durchführen
des erfindungsgemäßen Verfahrens weist gemäß 2 eine
Rechen-/Steuereinheit 122 und eine Sende-/Empfangseinheit 121 mit einer
Sendeantenne 1212 und eine Empfangseinheit 1213,
die aus einem Mehrfachantennensystem mit mehreren Antennen 1214 ausgebildet
ist, auf. Die Sende-/Empfangseinheit 121 sendet über
die Sendeantenne 1212 Abfragesignale in die Fahrzeugumgebung.
Dabei werden zuerst Abfragesignale an allen potentiellen in der
Umgebung befindlichen Transpondern 110 gesendet 901.
Die Transponder 110, die sich in der Umgebung des Fahrzeugs 300 befinden, werden
von den Abfragesignalen angeregt und senden 110 ihrerseits
Antwortsignale an die fahrzeugseitige Sende-/Empfangseinheit 121.
Diese Antwortsignale enthalten vorzugsweise Identifikationsnummer des
Transponders 110, wodurch die die Transponder 110 voneinander
eindeutig unterscheiden lassen, sowie die Parameter des Objektmodells
des Objekts 210, 220, das den Transponder 110 bei
sich trägt, und die Sensordaten, die von verschiedenen
im Transponder 110 integrierten Sensoren 113,
..., 116 gemessen wurden. Die Antwortsignale werden von den
Antennen 1214 des Mehrfachantennensystems 1213 empfangen 902.
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Die
Signalverarbeitungseinheit 1211 berechnet dann basierend
auf die Signallaufzeit zwischen dem Senden 901 und Empfangen 902 der
Signale und die Signallaufgeschwindigkeit den radialen Abstand jedes
einzelnen Transponders 110 zum Fahrzeug 300. Durch
Vergleichen der Signalpegel des von mehreren Antennen 1214 des
Mehrfachantennensystems 1213 mehrfach empfangenen Antwortsignals 902 jedes
einzelnen Transponders 110 ermittelt die Signalverarbeitungseinheit 1211 dann
den Azimutwinkel jedes Transponders 110 zur Fahrzeuglängsachse.
In der Signalverarbeitungseinheit 1211 finden je nach Ausführung
Filterung, Modulation, Demodulation, Analog-/Digital- bzw. Digital-/Analogumwandlung
und Codier-/Decodierung etc. statt, um die Abfragesignale zu generieren
oder aus den Antwortsignalen die von den Transpondern 110 übertragenen
Identifikationsnummer, Objektmodellparameter und Sensordaten zu
gewinnen. Je nach Ausführung wird in dieser Signalverarbeitungseinheit 1211 eine
erste Selektion der Transponder 110 durchgeführt,
die sich nach deren Abstand und Azimutwinkel zum Fahrzeug 300 in
dem Risikobereich befinden. Dadurch werden vor allem die Transponder 110 bzw.
die Verkehrsteilnehmer 210, 220 von der weiteren
Kollisionsrisikobewertung ausgeschlossen, die bspw. hinter dem Fahrzeug 300 befinden
oder in einem Bereich aufhalten, wo keine Kollisionen zwischen diesen
Transpondern 110 und dem Fahrzeug 300 möglich
sind. Vorzugsweise findet in der Signalverarbeitungseinheit 1211 auch
die Authentifizierung der Transponder 110 anhand der von
den Transpondern 110 übertragenen Identifikationsnummer
statt.
-
Die
Rechen-/Steuereinheit 122 enthält eine Datengewinnungseinheit 1221,
eine Einheit zur Datenfusionierung und Tracking 1222, eine
Einheit zur Risikoberechnung 1223 und eine Entscheidungseinheit 1224 zum
Auslösen der entsprechenden Warnsignale bei Erkennung von
Kollisionsgefahr.
-
Die
Datengewinnungseinheit 1221 zerlegt die empfangenen Datenpakete
von den in der Signalverarbeitungseinheit 1211 bereits
vorselektierten Transpondern 110 in entsprechenden Sensordaten und
Objektmodelldaten und leitet diese Daten in die Datenfusionierungs-
und Trackingseinheit 1222 weiter. Die Datenfusionierungs-
und Trackingseinheit 1222 ermittelt dann aus den Parametern
des Objektsmodells und den Sensordaten die Art des Transponderträgers
(nämlich des Verkehrsteilnehmers) 210, 220 und
extrapoliert anhand dieser Daten und basierend auf die aktuellen
Positionen des Transponders 110 relativ zum Fahrzeug 300 den
potentiellen Aufenthaltbereich des Verkehrsteilnehmers 210, 220 zu
vorgegebenen zukünftigen Zeitpunkten. Dabei werden vorzugsweise
zuerst Frühindikatoren ermittelt. Vorzugsweise werden die
prädizierten Aufenthaltsbereiche mit zugehörigen
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten versehen.
-
Ferner
ermittelt die Datenfusionierungs- und Trackingseinheit 1222 anhand
der von den Komponenten des elektronischen Stabilitätssystems 310 übermittelten
fahrdynamischen Daten des Fahrzeugs 300 den Fahrschlauch
des Fahrzeugs 300 bzw. die Aufenthaltsbereichen des Fahrzeugs 300 zu
den gleichen zukünftigen Zeitpunkten.
-
Optional
ermittelt die Datenfusionierungs- und Trackingseinheit 1222 aus
den Sensordaten der bildgebenden Sensorik am Fahrzeug 300 wie
Fahrzeugfrontkamera 331 die aktuellen Positionsdaten der
erfassten Verkehrsteilnehmer 210, 220 und vergleicht
diese Daten mit den mithilfe vom Mehrfachantennensystem 1213 ermittelten
Positionsdaten. Dadurch wird die Systemzuverlässigkeit
noch mal erhöht.
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In
der Risikobewertungseinheit 1223 werden die in der Datenfusions-
und Trackingseinheit 1222 ermittelten potentiellen Aufenthaltsbereiche
des Fahrzeugs 300 und der Verkehrsteilnehmer 210, 220 zueinander
verglichen. Überlappen sich der Aufenthaltsbereich des
Fahrzeugs 300 mit einem Aufenthaltsbereich eines Verkehrsteilnehmers 210, 220 zu einem
zukünftigen Zeitpunkt, so wird eine bevorstehende Kollisionsgefahr
vorausgesagt. Weiterhin werden Risikobewertungen zu möglichen
Kollisionen unter Berücksichtigung der Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
der prädizierten Aufenthaltsbereiche der Verkehrsteilnehmer 210, 220, 300 durchgeführt.
Dabei werden optional auch die Fahrzeugdynamikdaten wie Geschwindigkeit,
Gierrate oder Gewicht des Fahrzeugs 300 herangezogen. Anhand
dieser Daten wird bewertet bzw. abgeschätzt, wie wahrscheinlich eine
Kollision stattfinden und wie schwer die Kollision bzw. die Verletzung
des an der Kollision beteiligten Verkehrsteilnehmers 210, 220 sein
kann. Zur Abschätzung der Kollisionsschwere bzw. der potentiellen
Verletzung werden auch die Parameter des Objektmodells und die Sensordaten
der objektseitigen Sensorik 113, 114, 115, 116 herangezogen.
-
Das
Ergebnis der Risikobewertung wird in Form von bspw. Kollisionsrisikowerten,
Unfallschwerewerten bzw. Verletzungsrisikowerten an die Auslöseentscheidungseinheit 1224 weitergeleitet.
Die Auslöseentscheidungseinheit 1224 wählt
dann den ermittelten Kollisionsrisikowerten, Unfallschwerewerten
oder Verletzungsrisikowerten entsprechend die passende Gegenmaßnahme
zur Vermeidung der Kollision bzw. zur Minderung der Unfallfolgen.
Unter den Maßnahmen gehören bspw. akustische,
optische oder haptische Warnsignale für den Fahrer des Fahrzeugs 300,
Anpassung der Fahrzeuggeschwindigkeit durch Unterbrechung der Kraftstoffzufuhr,
autonomes Bremsmanöver, Einstellung der Parameter zum Anheben
der Motorhaube oder zum Entfalten der Airbags zum Fußgängerschutz,
usw..
-
Optional
generiert die Auslöseentscheidungseinheit 1224 ein
Warnsignal für den Verkehrsteilnehmer 210, 200.
Dieses Warnsignal kann bspw. akustische Hupe oder Lichthupe am Fahrzeug 300 sein.
Vorteilhafterweise wird aber dieses Warnsignal über die
Sendeantenne 1212 an den Transponder 110 des betroffenen
Verkehrsteilnehmers 210, 220 gesendet 901.
Empfängt der Transponder 110 ein derartiges Warnsignal
vom Fahrzeug 300, so macht der Transponder 100 durch
Aussenden bspw. eines akustischen Warntons oder durch Vibration
den Verkehrsteilnehmer 210, 220 von einem sich
gefährlich annähernden Fahrzeug 300 bzw.
einer Kollisionsgefahr mit dem Fahrzeug 300 aufmerksam.
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Die
objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 weist gemäß 3 eine
Sende-/Empfangseinheit 111, die mit der fahrzeugseitigen
Sende-/Empfangseinheit 121 über elektromagnetische
Welle kommuniziert und Daten austauscht 903, 904 und
in Form von einem Transponder ausgebildet ist, eine Steuereinheit 112,
jeweils einen Bewegungs- 113, Bescheunigungs- 114,
Drehraten- 115 und Magnetkompasssensor 116 auf.
Ferner weist die Vorrichtungsteileinheit 110 einen Speicher 117 und
eine Synchronisationseinheit 118 zur Synchronisierung der
Datenkommunikation.
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Die
Sende-/Empfangeinheit 111 weist eine Antenne 1111,
eine Antenneweiche 1112 bekannter Art zum Umstellen zwischen
Sende- und Empfangsmodus bzw. Sende-/Empfangsfrequenzen der Antenne 1111,
einen Signalempfänger 1113 und einen Signalsender 1114.
Vorzugsweise weist die Sende-/Empfangeinheit 111 Richtkoppler
und Zirkulatoren zur Trennung von Sende- und Empfangssignalen.
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Mittels
der Sensoren, insb. Inertialsensoren 113, 114, 115, 116 erfasst
die objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 die aktuellen
Bewegungsdaten des Transponderträgers 210.
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Je
nach Ausführung und Qualitätsanforderung erfasst
der Bescheunigungssensor 114 oder der Drehratensensor 115 die
Beschleunigungen bzw. die Drehbewegungen des Verkehrsteilnehmers 210, 220 drei-,
zwei-, oder eindimensional.
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Durch
dreidimensionale Messung der Beschleunigung kann in erster Linie
die Ausrichtung des Beschleunigungssensors 114 bzw. sollte
die Sensoren 113, 114, 115, 116 und
die Steuereinheit 112 sowie die Sende-/Empfangseinheit 111 in
einem und demselben Gehäuse eingebaut sein, dann auch die Ausrichtung
der ganzen objektseitigen Vorrichtungsteileinheit 110 erfasst
werden. Die Erfassung der Ausrichtung des Beschleunigungssensors 114 bzw. der
Vorrichtung 110 ist deshalb so wichtig, weil der Beschleunigungssensor 114 bzw.
der Vorrichtung 110 durch den Träger bzw. Verkehrsteilnehmer 210, 220 ständig
in verschiedenen Positionen gestellt wird und so für die
gleiche Beschleunigungsbewegung des Verkehrsteilnehmers 210, 220 unterschiedliche Messwerte
liefert.
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Als
Beispiel zu nennen, wird der Beschleunigungssensor 114 somit
die objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 in einem
Handy integriert, das der Fußgänger 210 mit
sich führt, so kann der Sensor 114 bspw. beim
Telefonieren vom Fußgänger 210 in einer
aufrechten Position gehalten und nach dem Telefonieren bspw. in
einer Tasche in einer waagerechten Position gebracht werden. In
diesen unterschiedlichen Positionen liefert der Sensor 114 selbst
beim sich gleichmäßig beschleunigenden Fußgänger 210 unterschiedliche
Beschleunigungswerte.
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So
liefert der Beschleunigungssensor 114 in der aufrechten
Position einen ersten dreidimensionalen Beschleunigungswert a→
1 = (ax1, ay1, az1)T.
Nach dem Telefonieren steckt der Fußgänger 210 sein Handy
waagerecht in die Tasche. Nun liefert der Beschleunigungssensor
einen anderen dreidimensionalen Beschleunigungswert a →
2 =
(ax2, ay2, az2)T.
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Obwohl
sich der Fußgänger 210 über
die gesamte Zeit gleichmäßig beschleunigt hat,
weichen die Messwerte der beiden dreidimensionalen Beschleunigungsvektoren – paarweise
auf die entsprechenden Empfindlichkeits- bzw. Messachsen bezogen
betrachtet – voneinander stark ab. Also weichen die beiden
Messwerte ax1 und ax2 für
x-Achse, ay1 und a2 für
y-Achse, az1, und az2 für
z-Achse voneinander ab.
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Dies
ist darauf zurückzuführen, dass die Ausrichtung
des Beschleunigungssensors 114 bzw. der Empfindlichkeitsachsen
des Beschleunigungssensors 114 über die Zeit geändert
wurde. Daher ist es erforderlich, die Ausrichtung der Sensoren 113, 114, 115, 116 stets
zu aktualisieren.
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Die
Ausrichtung der Sensoren insb. der Inertialsensoren 113, 114, 115, 116 wird
vorteilhafterweise anhand vom Beschleunigungssensor 114 bspw.
in einem Ruhezustand des Fußgängers 210 ermittelt, wobei
man eine Vektorsumme a →
aus drei gemessenen Vektorkomponenten ax, ay, az bildet.
Weist der Betrag der Vektorsumme a →
näherungsweise den Wert
der Erdschwerebeschleunigung 9,81 m/s2,
so zeigt die Richtung der Vektorsumme a →
die Richtung der Erdgravitationskraft.
In Kombination mit den Messwerten des Magnetkompasssensors 116 lässt sich
aus der Richtung der Erdgravitation die Ausrichtung des Beschleunigungssensors 114 bestimmen.
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Die
Drehbewegung des Fußgängers 210 wird
ebenfalls je nach Ausführung und Qualitätsanforderung
drei-, zwei- oder eindimensional erfasst werden. Die Drehbewegung
um die Vertikalachse γ .
des Fußgängers 210 gibt
wie die Querbeschleunigung ay Informationen
darüber, ob der Fußgänger 210 seine
Laufrichtung ändert. Die Drehbewegung des Fußgängers 210 um
dessen Querachse β .
, nämlich die Neigung des Fußgängers 210 ist
bspw. Indikator dafür, dass der Fußgänger
gleich loslaufen wird.
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Die
objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 wird von einem
integrierten Energiespeicher (Stromquelle) 119, der bspw.
aus einer oder mehrerer durch kinetische (Bewegungs-)Energie des
Fußgängers 210 automatisch aufladbaren
Akkuzellen besteht, mit Strom versorgt. So kann die Vorrichtungsteileinheit 110 in
der 3 als ein aktiver Transponder mit mehreren integrierten
Sensoren 113, ..., 116 betrachtet werden.
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Die
objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 ist vorzugsweise
mit Energiesparmodus ausgestattet. So ist bspw. die Vorrichtungsteileinheit 110 in
einem stromsparenden Ruhezustand versetzt, solange die Einheit 110 kein
Signal vom Außen empfängt und der Bewegungs- bzw.
Beschleunigungssensor 113, 114 keine Bewegung
oder Beschleunigung des Fußgängers 210 registriert.
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Empfängt
die Sende-/Empfangseinheit 111 Signal vom außen 904,
so sendet sie ein Aufwecksignal 1191 an die Stromquelle 119 und
Sensoren 113, ..., 116 und weitere Einheiten 117, 118.
Alternativ kann die Vorrichtungsteileinheit 110 von dem
Bewegungs- oder Beschleunigungssensor 113, 114 „aufgeweckt” werden.
Registriert der Bewegungs- oder Beschleunigungssensor 113, 114 Bewegung bzw. Beschleunigung
des Fußgängers 210, so sendet er Aufwecksignal 1192, 1193 an
die Stromquelle 119 und weitere Einheiten 111, 112, 115,
...118.
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Die
objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 weist ferner
einen Speicher 117 auf, in dem Identifikationscode der
Vorrichtungsteileinheit 110 und Parameter des Objektmodells
für den Transponderträger 210, 220 abgespeichert
sind. Die Parameter des Objektmodells können während
des Betriebs des Transponders 110 manuell aktualisiert
werden. Hierzu weist die Vorrichtungsteileinheit 110 optional
eine Schnittstelle, mit der die Vorrichtungsteileinheit 110 bspw.
mit einem Computer Daten austauschen kann.
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Die
objektseitige Vorrichtungsteileinheit 110 ist je nach Ausführung
optional mit einer Synchronisationseinheit 118 ausgestattet.
Die Synchronisationseinheit 118 dient dazu, die Schutzzeit
zur Synchronisierung der Signalübertragung zwischen den fahrzeugseitigen
und objektseitigen Vorrichtungsteileinheiten 110, 120 im
Zeitmultiplexverfahren bereitzustellen. Alternativ kann die Datenkommunikation auch
im Codemultiplexverfahren oder Frequenzmultiplexverfahren bewerkstelligt
werden. Dabei weisen die fahrzeugseitigen und objektseitigen Vorrichtungsteileinheiten 110, 120 entsprechende
Komponenten zum Durchführen der Codemultiplexverfahren
oder Frequenzmultiplexverfahren auf.
-
Die 4A, 4B zeigen
jeweils ein Beispiel, wie sich eine bevorstehende Kollision bzw.
eine unkritische Situation mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
eindeutig voraussagen lässt. Die beiden 4A, 4B zeigen
zwei ähnliche Straßenbilder wie die 1.
Auf der Straße 500 nähert sich ein Fahrzeug 300 in
Westost Richtung heran. Zwischen zwei parkenden Fahrzeugen 411, 412 läuft
ein Fußgänger 210, wobei der Fußgänger 210 in
der 4A Richtung Norden bzw. Richtung zur Straße 500 in
die Straße 500 hineinläuft und der Fußgänger 210 in
der 4B Richtung Süden bzw. Rücken
zur Straße 500 von der Straße 500 hinwegläuft.
Wir nehmen an, dass sich die beiden Fußgänger 210 in
den beiden 4A, 4B mit
der gleichen Geschwindigkeit v0 und Beschleunigung a0 bewegt. Die
Ausrichtung des Fußgängers 210 in der 4A zeigt
nach Norden und die des Fußgängers 210 in
der 4B nach Süden. Diese Bewegungsdaten wie
Geschwindigkeit v0, Beschleunigung a0 und Ausrichtung zur Himmelsrichtung
werden von den Sensoren 113, ..., 116 der Vorrichtungsteileinheit 110,
die der Fußgänger 210 bei sich trägt,
gemessen und an die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit 120 übertragen.
Aus diesen Daten berechnet die Vorrichtungsteileinheit 120 Frühindikatoren
zu dem Bewegungszustand des Fußgängers 210.
Basierend auf die aktuelle Position des Fußgängers 210 ermittelt
die Vorrichtungsteileinheit 210 aus den Frühindikatoren
und den fahrdynamischen Daten des Fahrzeugs 300 die zukünftigen Positionen
bzw. Aufenthaltsbereiche des Fahrzeugs 300 und des Fußgängers 210 zu
einem oder mehreren vorgegebenen Zeitpunkten.
-
So
wird zu einem Zeitpunkt t1 jeweils eine Position bzw. ein Aufenthaltsbereich 302 für
das Fahrzeug 300 und eine Position bzw. ein Aufenthaltsbereich 212 für
den in Richtung Norden laufenden Fußgänger 210 prädiziert,
die sich teilweise überlappen 601 (siehe 4A).
Der Überlappungsbereich 601 deutet auf eine bevorstehende
Kollision des Fahrzeugs 300 mit dem Fußgänger 210 hin.
Folglich sendet die Rechen-/Steuereinheit 122 der fahrzeugseitigen
Vorrichtungsteileinheit 120 ein Steuersignal an das Fußgängerschutzsystem 320 und
veranlasst dies, geeignete Maßnahmen einzuleiten.
-
Anders
als beim Beispiel in der 4A liegen
die prädizierten Positionen bzw. Aufenthaltsbereiche 302, 214 des
Fahrzeugs 300 und des Fußgängers 210 beim
in der 4B gezeigten Beispiel voneinander
getrennt. Obwohl der Fußgänger 210 gefährlich
nah zur Straße 500 bzw. zum Fahrschlauch 301 des
Fahrzeugs 300 liegt, besteht in diesem Fall keine Kollisionsgefahr,
da der Fußgänger 210 eindeutig von der
Straße 500 bzw. von dem Fahrschlauch 301 und
somit auch von dem prädizierten Aufenthaltsbereich 302 des
Fahrzeugs 300 hinweg bewegt. Die ermittelten Frühindikatoren
wie Drehrate deuten auch nicht auf eine Absicht des Fußgängers 210 hin,
sich umzudrehen und in die Straße 500 hineinzulaufen.
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Aus
den Beispielen in den 4A, 4B sind
die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens deutlich
erkennbar. Durch Heranziehen der Bewegungsdaten vom Fußgänger 210,
wobei diese Bewegungsdaten direkt am Fußgänger 210 erfasst
werden, lässt sich die zukünftige Position des
Fußgängers 210 zu einem vorgegebenen
Zeitpunkt mit einer hohen Genauigkeit prädizieren.
-
Ein
ungenau und übergroß prädizierter Aufenthaltsbereich 216 des
Fußgängers 210 mit der Annahme, dass
sich der Fußgänger 210 in alle Richtungen
mit einer gleichen Geschwindigkeit bzw. Beschleunigung bewegt, führt
oft zu einer falschen Voraussage einer bevorstehenden Kollision,
wie es in der 5 veranschaulicht ist.
-
Obwohl
der Fußgänger 210 sich von der Straße 500 wegbewegt
und offensichtlich nicht mit dem Fahrzeug 300 kollidieren
wird, wird aufgrund der fehlenden Informationen zum Bewegungszustand – bspw.
die Bewegungsrichtung 213 – des Fußgängers 300 fälschlicherweise
eine Überlappung 602 der zukünftigen
Aufenthaltsbereiche 302, 216 des Fahrzeugs 300 und
des Fußgängers 210 ermittelt. Darauf basierend
wird eine falsche Kollision vorausgesagt und es werden unnötige
gar gefährliche Fußgängerschutzmaßnahmen
zur Vermeidung von einer angeblichen Kollision veranlasst.
-
Die 4B, 5 zeigen
die Unterschiede zwischen einer bewegungsbezogenen Prädiktion und
einer Prädiktion ohne Heranziehen der Bewegungsdaten des
Verkehrsteilnehmers 210 und somit die Vorteile der erfindungsgemäßen
Prädiktion deutlich.
-
Die 6A, 6B zeigen
weitere Beispiele der erfindungsgemäßen Prädiktion.
In den beiden 6A, 6B ist
jeweils ein Abschnitt einer Ost-West gerichteten Hauptstraße 500 mit
einer südlich in dieser Hauptstraße 500 einmündenden
Seitenstraße 510 abgebildet. In der Hauptstraße 500 naht ein
Fahrzeug 300 von Westen mit Fahrtrichtung Osten heran.
Von der Seitenstraße 510 fährt ein Radfahrer 220 (6A)
bzw. läuft ein Fußgänger 210 (6B)
von Süden in Richtung Norden in die Hauptsraße 500 hinein.
Die Sichtverbindung vom Fahrzeug 300 zum Radfahrer 220 bzw.
Fußgänger 210 ist durch die Bäume 420 unterbrochen.
-
Der
Radfahrer 220 hat höhere Geschwindigkeit als der
Fußgänger 210. Folglich ist der erfindungsgemäß prädizierte
Aufenthaltsbereich 222 des Radfahrers 220 wesentlich
größer als der Aufenthaltsbereich 218 des
Fußgängers 210. Der prädizierte
Aufenthaltsbereich 222 des Radfahrers 220 liegt teilweise
in dem für den gleichen Zeitpunkt prädizierten
Aufenthaltsbereich 302 des Fahrzeugs 300. Dies deutet
auf eine bevorstehende Kollision des Radfahrers 220 mit
dem Fahrzeug 300 hin. Entsprechende Maßnahmen
zur Vermeidung von Kollision müssen veranlasst werden.
Der prädizierte Aufenthaltsbereich 218 des Fußgängers 210 liegt
dagegen weit weg vom Aufenthaltsbereich 302 des Fahrzeugs 300. Dies
bedeutet, dass es keine Kollisionsgefahr zwischen dem Fahrzeug 300 und
dem Fußgänger 210 besteht. Das Fahrzeug 300 darf
also ungebremst vorbeifahren.
-
Die 7, 8 zeigen
die erfindungsgemäße Prädiktion detailliert.
Gemäß der 7 werden die
Bewegungsdaten des aktuellen Bewegungszustandes des Radfahrers 220 wie
Geschwindigkeit, Beschleunigung, Drehrate usw. zur Prädiktion
der zukünftigen Position des Radfahrers 220 herangezogen.
So wird bspw. ein möglicher Aufenthaltsbereich 2221 des
Radfahrers 220 zu einem gegebenen Zeitpunkt t1 bei einer
aktuellen Geschwindigkeit von v1 = 2 m/s, Beschleunigung von a1
= 0 m/s2 und Drehrate von ω1 =
0°/s prädiziert. Bei der gleichen Geschwindigkeit
von v1, einer höheren Beschleunigung von a2 = 2 m/s2 und der gleichen Drehrate von ω1
wird ein vergleichsweise größerer Aufenthaltsbereich 2222 prädiziert.
Bei einer höheren Geschwindigkeit von v2 = 4 m/s, einer
Beschleunigung von a1 = 0 m/s2 und Drehrate
von ω1 wird wiederum ein noch größerer Aufenthaltsbereich 2223 prädiziert.
-
Die 8 zeigt
die prädizierten Aufenthaltsbereiche 222A, 222B, 222C, 222D, 222E, 222F des Radfahrers 220 mit
der zugehörigen Aufenthaltswahrscheinlichkeit zu einem
vorgegebenen Zeitpunkt t1 bei aktuellen Bewegungsdaten: v1 = 2 m/s,
a2 = 2 m/s2, ω1 = 0°/s.
Zur Prädiktion werden auch die Parameter des Objektmodells
bspw. das Gewichtig des Radfahrers 220 samt dem Fahrrad
herangezogen. Demnach befindet sich der Radfahrer 220 zum
Zeitpunkt t1 mit bspw. einer Wahrscheinlichkeit von 80% im Bereich 222C,
mit jeweils einer Wahrscheinlichkeit von 5% im Bereich 222B oder 222D.
Mit einer Restwahrscheinlichkeit von 10% könnte der Radfahrer
in einem der Bereiche 222A, 222E, 222F oder
im Bereich außerhalb vom prädizierten Aufenthaltsbereich 222 liegen.
Der Bereich 222C wird deshalb mit einer so hohen Aufenthaltswahrscheinlichkeit
prädiziert, weil der Parameter des Objektmodells insb.
bzgl. des Gewichts des Radfahrers 220 auf ein Trägheitsmoment
hindeutet, welches eine rasche Änderung der Fahrtrichtung
oder abrupte Bremsung des Fahrrades verhindert.
-
Zur
noch genaueren Prädiktion der Position des Radfahrers 220 können
die Umgebungsinformationen rund um den Radfahrer 220 herangezogen werden.
Die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten für die prädizierten
Aufenthaltsbereiche können dann entsprechend den Umgebungsinformationen
abgeändert werden. Liegt bspw. im Bereich 222D ein
Baum, so kann die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für diesen Bereich 222D bis
auf Null senken, da es davon ausgegangen wird, dass der Radfahrer 220 nicht
gegen einen Baum fahren wird.
-
Zu
den Umgebungsinformationen gehören bspw. die Informationen
zur Straßenbeschaffenheit, zu den Infrastrukturen in der
Fahrzeugumgebung, zu dem Wetter usw.. Diese Informationen entnimmt
die fahrzeugseitige Vorrichtungsteileinheit 120 bspw. den
geographischen Navigationsdaten oder Berichten der Wetterstationen.
-
Bezugszeichenliste
-
- 110
- Objektseitige
Vorrichtungsteileinheit, Transponder mit integrierten Sensoren 113, 114, 115, 116
- 111
- Sende-/Empfangseinheit
der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit 110
- 1111
- Sende-/Empfangsantenne
- 1112
- Antennenweiche
- 1113
- Signalempfänger
Rx
- 1114
- Signalsender
Tx
- 112
- Rechen-/Steuereinheit
der objektseitigen Vorrichtungsteileinheit 110
- 1121
- Identifikationsprüfer
- 1122
- Signalmodulation
und Demodulationseinheit
- 1123
- Datenmixer
- 113
- Bewegungssensor
- 114
- Beschleunigungssensor
- 115
- Drehratensensor
- 116
- Magnetkompasssensor
- 117
- Speicher
- 118
- Synchronisationseinheit
- 119
- Stromquelle
- 1191
- Aufwecksignal
von der Sende-/Empfangseinheit 111
- 1192
- Aufwecksignal
von dem Bewegungssensor 113
- 1193
- Aufwecksignal
von dem Beschleunigungssensor 114
- 120
- Fahrzeugseitige
Vorrichtungsteileinheit
- 121
- Sende-/Empfangseinheit
der fahrzeugseitigen Vorrichtungsteileinheit 120
- 1211
- Signalverarbeitungseinheit
der fahrzeugseitigen Sende-/Empfangseinheit 121
- 1212
- Sendeantenne
der fahrzeugseitigen Sende-/Empfangseinheit 121
- 1213
- Mehrfachantennensystem
der fahrzeugseitigen Sende-/Empfangseinheit 121
- 1214
- Empfangsantenne
der fahrzeugseitigen Sende-/Empfangseinheit 121
- 122
- Rechen-/Steuereinheit
der fahrzeugseitigen Vorrichtungsteileinheit 120
- 1221
- Datengewinnungseinheit
- 1222
- Datenfusions-
und Trackingseinheit
- 1223
- Risikobewertungseinheit
- 1224
- Auslöseentscheidungseinheit
- 210
- Fußgänger
- 211,
213, 215
- Laufrichtung
des Fußgängers 210
- 212,
214,
- Erfindungsgemäß prädizierter Aufenthaltsbereich
des Fußgängers 210 zu einem gegebenen
zukünftigen Zeitpunkt t1
- 216
- Ohne
Berücksichtigung des aktuellen Bewegungszustands prädizierter
Aufenthaltsbereich des Fußgängers 210 zu
dem Zeitpunkt t1
- 218
- Erfindungsgemäß prädizierter Aufenthaltsbereich
des Fußgängers 210 zu einem gegebenen
zukünftigen Zeitpunkt t2
- 220
- Radfahrer
- 221
- Fahrtrichtung
des Radfahrers 220
- 222
- Erfindungsgemäß prädizierter Aufenthaltsbereich
des Radfahrers 220 zu dem Zeitpunkt t2
- 2221
- Erfindungsgemäß prädizierter Aufenthaltsbereich
des Radfahrers 220 zu dem Zeitpunkt t2 bei einer Radfahrtgeschwindigkeit von
v1 (v1 = 2 m/s), Radfahrtbeschleunigung von a1 (a1 = 0 m/s2)
- 2222
- Erfindungsgemäß prädizierter Aufenthaltsbereich
des Radfahrers 220 zu dem Zeitpunkt t2 bei einer Radfahrtgeschwindigkeit von
v1, Radfahrtbeschleunigung von a2 (a2 = 2 m/s2)
- 2223
- Erfindungsgemäß prädizierter Aufenthaltsbereich
des Radfahrers 220 zu dem Zeitpunkt t2 bei einer Radfahrtgeschwindigkeit von
v2 (v2 = 4 m/s), Radfahrtbeschleunigung von a1 (a1 = 0 m/s2)
- 222A,
..., 222F
- Erfindungsgemäß prädizierte
Aufenthaltsbereiche des Radfahrers 220 mit zugehörigen
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
- 300
- Fahrzeug
- 301
- Fahrtrichtung
des Fahrzeugs 300
- 302
- Aufenthaltsbereich
des Fahrzeugs 300 zu einem gegebenen Zeitpunkt t1 bei konstanter
Fahrtgeschwindigkeit
- 310
- Elektronisches
Stabilitätssystem
- 320
- Fußgängerschutzsteuersystem
- 331
- Fahrzeugfronkamera
- 332
- Bildverarbeitungseinheit
- 411,
412
- Parkende
Fahrzeuge
- 420
- Bäume
- 500
- Straße
für Fahrzeugverkehr
- 501
- Fahrbahnmarkierung
- 510
- Seitenstraße,
die in die Straße 100 einmündet
- 600,
601, 602,
- Prädizierter
Kollisionsbereich zwischen dem Fahrzeug 300
- 603
- und
dem Fußgänger 210 bzw. Radfahrer 220
- 800
- Durch
ein parkendes Fahrzeug 411 unterbrochene Sichtverbindung
zwischen dem Fahrzeug 300 und dem Fußgänger 210
- 901
- Signal
zum Transponder
- 902
- Signal
vom Transponder
- 903
- Signal
zum Fahrzeug
- 904
- Signal
vom Fahrzeug
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Technologiekonferenz: „Workshop
Fahrerassistenzsysteme 2008” im April 2008 vorgetragenes Verfahren: „Fußgängerschutz
mittels kooperativer Sensorik” [0007]