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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zum Herstellen eines gepreßten
Stranges oder Profils mittels Strangpressen.
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Hintergrund der Erfindung
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Das
Strangpressen ist ein Verfahren zum Druckumformen, welches insbesondere
zur Herstellung von Stangen, Rohren und Profilen aus Leicht- und
Schwermetallen, Stahl sowie metallischen Verbundwerkstoffen verwendet
wird. Ein Block aus einem verpreßbaren Material oder Werkstoff
ist in einem Aufnehmer angeordnet und wird mit Hilfe eines Stempels,
welcher als Preßwerkzeug
dient, durch die Öffnung
einer Matrize gepreßt.
Der allseitige Druckspannungszustand in der Umformzone beeinflußt das Formänderungsvermögen des
umzuformenden Werkstoffs in solch günstigem Maße, daß neben großen Formveränderungen in einem Umformschritt auch
komplizierte Profilquerschnitte hergestellt werden können. Für die Fertigung
von Hohl- und Vollprofilen können
verschiedene Arten des Strangpressens unterschieden werden: direktes,
indirektes und hydrostatisches Strangpressen.
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Das
direkte Strangpressen ist das industriell am weitesten verbreitete
Strangpreßverfahren.
Zwischen Preßwerkzeug
und Matrize befindet sich ein Block aus dem zu verpressenden Material.
Der Block wird zunächst
im Aufnehmer aufgestaucht, so daß er den Durchmesser der Aufnehmerbohrung
annimmt. Danach wird er vom als Stempel ausgebildeten Preßwerkzeug
durch die Matrize hindurchgepreßt.
Hierbei findet zwischen Block und Aufnehmer eine Relativbewegung
statt. Es muß deshalb
zusätzlich
Reibungsarbeit zur Verschiebung des Blockes im Aufnehmer geleistet
werden.
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Im
Gegensatz zum direkten Strangpressen befindet sich die Matrize beim
indirekten Strangpressen an der Spitze des Stempels, d. h. der Stempel und
die Matrize liegen auf der gleichen Seite des Blockes. Hierzu muß der Stempel
beim indirekten Strangpressen als Hohlstempel ausgeführt werden, damit
der Strang nach dem Durchtritt durch die Matrize hinausgepreßt werden
kann. Der Block wird, vergleichbar zum direkten Strangpressen, zunächst im Aufnehmer
aufgestaucht. Hierbei verschließt
ein kurzer Verschlußstempel
einseitig den Aufnehmer und die sich gegen den feststehenden Hohlstempel
abstützende
Matrize dringt von der anderen Seite in den Aufnehmer ein. Beim
Pressen bewegen sich Block und Aufnehmer zusammen in die gleiche
Richtung, so daß keine
Relativbewegung zwischen Block und Aufnehmer zu verzeichnen ist.
Es muß hier
also keine zusätzliche
Reibungsarbeit geleistet werden. Es findet lediglich eine Relativbewegung
zwischen Block und Matrize statt. Die hierbei auftretende Reibung
ist jedoch meist vernachlässigbar
gering.
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Beim
hydrostatischen Strangpressen wird der Block im Aufnehmer von einem
Druckmedium umgeben, welches auch als Hydrostatikmedium bezeichnet
wird. Der Aufnahmeraum wird gegenüber dem Stempel und gegenüber der
Matrize abgedichtet, so daß beim
Vordringen des Preßstempels
das Hydrostatikmedium auf Preßdruck
komprimiert werden kann, ohne daß der Stempel den Block berührt. Auch
beim Pressen des zu verpressenden Materials berührt der Stempel den Block nicht.
Die Geschwindigkeit, mit der der Block sich beim Pressen in Richtung
Matrize bewegt, ist also nicht gleich der Stempelgeschwindigkeit,
sondern ist proportional zu dem verdrängten Volumen des Hydrostatikmediums.
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Ein
Verfahren zur Formgebung mittels Strangpressen ist beispielsweise
aus dem Dokument
EP
0 356 718 B1 bekannt. Das bekannte Verfahren betrifft ein
Strangpreßverfahren
für warmfeste
Pulver auf Basis von Al-, Mg-, Cu- und Ni-Legierungen. Es werden
pulvermetallurgisch hergestellte Rohlinge aus einer Legierung mit
erhöhter
Warmfestigkeit erzeugt. Bei dem als mehrstufiges Heiß-Strangpressen durchgeführten Verfahren
wird ein Block eines pulvermetallurgischen Werkstoffes mittels des
stempelartigen Preßwerkzeuges
durch die Matrize gepreßt. Aufgrund
der pulvermetallurgischen Ausbildung des zu verpressenden Werkstoffes
findet beim Hindurchpressen des Werkstoffes durch die Öffnung der
Matrize keine abschließende
Formgebung statt. Es wird ein danach weiterzuverarbeitendes Halbzeug
geschaffen. Nach dem Durchtreten durch die Matrize wird der verpreßte Werkstoff
in einem der Matrize nachgelagerten Raum mit Hilfe eines Gegendruck-Stempels
mit einem Gegendruck beaufschlagt. Der Gegendruck-Stempel wird hydraulisch
gesteuert und mit zunehmendem Hindurchtreten des Preßgutes durch
die Matrize nach und nach zurückgezogen. Es
findet so beim Preßvorgang
eine intensive Durchknetung des Werkstoffes aber keine bleibende
Querschnittsveränderung
statt.
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Das
Strangpressen wird unter anderem dazu verwendet, Profile aus Magnesiumlegierungen
zu verarbeiten. Magnesiumlegierungen als Konstruktionswerkstoffe
erfahren in jüngster
Zeit eine verstärkte
Nachfrage. Das geringe spezifische Gewicht (p ≈ 1,8 g/cm3)
gepaart mit gunstigen Festigkeitseigenschaften machen Magnesiumlegierungen
besonders für
den Einsatz in der Automobilindustrie und der Luft- und Raumfahrt
interessant.
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Vor
dem Hintergrund steigender Benzinpreise sowie verschärfter Vorschriften
und von Selbstverpflichtungen der Automobilhersteller hinsichtlich
geringeren Kraftstoffverbrauchs gewinnt der Leichtbau von Fahrzeugen
eine immer wichtigere Rolle. Die Gesamtenergiebi lanz eines Fahrzeugs
der oberen Mittelklasse zeigt, daß 88% des Energieverbrauchs während des
Betriebs des Fahrzeug erfolgt, wobei sich dies hauptsächlich auf
den Kraftstoffverbrauch zurückführen läßt. Der
Rollwiderstand eines Fahrzeuges sowie der Energieverbrauch durch
Beschleunigung und das Überwinden
von Steigungen mit dem Fahrzeug hängen unmittelbar vom Fahrzeuggewicht ab.
Der Einsatz von Leichtmetallen führt
zur Verringerung des Fahrzeuggewichts und damit zu einem günstigeren
Kraftstoffverbrauch und zu besseren Fahrleistungen. Magnesiumlegierungen
sind die leichtesten aller Konstruktionslegierungen und finden bei
einzelnen Serienfahrzeugen Anwendung, zum Beispiel als Sitz- und
Türrahmen,
Armaturenbrett, Ventildeckel, Ansaugkrümmer, Räder, Lenkrad, Lenksäule und
Schloßgehäuse, Getriebe,
und Kurbelgehäuse
oder für
Schiebedachbauteile. Der durchschnittliche Magnesiumanteil lag 1996
noch bei 2 kg je Fahrzeug, heutzutage liegt der Anteil vermutlich
deutlich höher
bei durchschnittlich 10 kg. Hergestellt wurden die Bauteile üblicherweise
mittels Gießen.
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Im
Gegensatz zu Aluminium mit einer kubischen Gitterstruktur, besitzen
die meisten Magnesiumlegierungen eine hexagonal dicht gepackte Gitterstruktur.
Die Umformeigenschaften und mechanischen Eigenschaften unterscheiden
sich dadurch deutlich von denen anderer Leichtbauwerkstoffe. So weisen
stranggepreßte
Profile aus Magnesiumlegierungen ein anisotropes Verhalten bezüglich Zug-
und Druckbelastung parallel zur Strangpreßrichtung auf. Die Druckfließspannung
ist dabei deutlich geringer als bei Zugbelastung. Grund dafür ist die
beim Umformprozeß des
Strangpressens entstehende Textur des Profils. Dadurch treten unterschiedliche
Verformungsmechanismen bei Zug- und Druckbelastung in Kraft. Der
Begriff Textur bezeichnet die bevorzugte kristallografische Lage
der Körner
in Richtung einer Vorzugsachse der betrachteten Materialprobe. Eine Analyse
der Textur erfolgt beispielsweise mit der bekannten Technologie
der Röntgendiffraktometrie.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren sowie eine verbesserte
Vorrichtung zum Herstellen eines gepreßten Stranges mittels Strangpressen
zu schaffen, mit denen die individuellen Ausführungsoptionen des Strangpressens
und dessen Anwendungsmöglichkeiten
erweitert sind.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein
Verfahren zum Herstellen eines gepreßten Stranges mittels Strangpressen
nach dem unabhängigen Anspruch
1 sowie eine Vorrichtung zum Strangpressen nach dem unabhängigen Anspruch
13 gelöst.
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Die
Erfindung umfaßt
den Gedanken, den gepreßten
Strang zu bilden, indem ein Block eines preßbaren Materials mittels eines
Preßwerkzeuges durch
eine Matrize in eine nachgelagerte Druckkammer gepreßt wird,
wobei der gepreßte
Strang in der Druckkammer mit einem Druckfluid in Kontakt tritt und über das
Druckfluid mit einem gegenüber
Umgebungsluftdruck erhöhten
Gegendruck beaufschlagt wird.
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Das
zur Druckbeaufschlagung des gepreßten Stranges in der Druckkammer
genutzte Druckfluid paßt
sich individuell an die Form des gepreßten Stranges in der Druckkammer
an. Es umgibt den gepreßten
Strang in der Druckkammer vollständig
oder nur in Teilbereichen, beispielsweise nur stirnseitig. Der vorgegebene
Gegendruck kann so wahlweise auf alle Teiloberflächen des gepreßten Stranges
in der Druckkammer gegeben werden. Im Unterschied zu der im Stand
der Technik vorgesehenen Nutzung eines Gegendruck-Stempels kann
ein solches zusätzliches
Werkzeug eingespart werden. Die Nutzung des Druckfluids hat darüber hinaus
den Vorteil, daß mit
diesem auch ein Abtransport von Wärmeenergie von dem gepreßten Strang
ausgeführt
werden kann.
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Mittels
des vorgeschlagenen Verfahrens können
auch mit anderen Verfahren nicht oder nur schwer preßbare Materialien
strangepreßt
werden.
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Eine
bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß als das
Druckfluid eine Flüssigkeit
verwendet wird. Eine Druckflüssigkeit
kann der jeweiligen Anwendung entsprechend individuell ausgewählt werden.
Hierbei sind die Verfahrensparameter der Anwendung zu beachten.
In einer Ausführungsform
kann eine Druckbelastung von bis zu 700 bar auftreten. Auch eine
starke thermische Belastung der Druckflüssigkeit kann auftreten. Die
Temperatu ren von Matrize und gepreßtem Strang können bis
zu 370 °C
betragen. Mit beiden Bauteilen kommt die Druckflüssigkeit in direkten Kontakt.
Derartige Anforderungen werden beispielsweise von synthetischen, organischen
Wärmeträgerflüssigkeiten
auf Basis isomerer Dibenzyltoluole gemäß Wärmeträgeröle Q nach DIN 51522 erfüllt.
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Bei
einer zweckmäßigen Ausgestaltung
der Erfindung kann vorgesehen sein, daß der Gegendruck auf einem
im wesentlichen gleichbleibenden Wert gehalten wird, während der
gepreßte
Strang stückweise
in die Druckkammer eintritt.
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Eine
vorteilhafte Ausführungsform
der Erfindung sieht vor, daß der
Gegendruck in der Druckkammer und ein über das Preßwerkzeug auf den Block aus
dem preßbaren
Material gegebener Preßdruck
unabhängig
voneinander geregelt werden. Die voneinander unabhängige Druckregelung
für den Gegendruck
in der Druckkammer einerseits und den mit dem Preßwerkzeug
ausgeübten
Preßdruck
andererseits ermöglicht
eine getrennte Einstellung der beiden Druckwerte und Druckverläufe bei
dem Preßvorgang.
Es ist so eine verbesserte Anpassung des Verfahrens an unterschiedliche
Anwendungsforderungen ermöglicht.
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Bevorzugt
sieht eine Fortbildung der Erfindung vor, daß der Gegendruck in der Druckkammer eine äußere Form
des gepreßten
Stranges nicht verändernd
eingestellt wird. Bei dieser Ausgestaltung wird der Gegendruck der
Druckkammer mit Hilfe des Druckfluids so eingestellt, daß die äußere Form
des gepreßten
Stranges, die dieser beim Hindurchpressen durch die Öffnung der
Matrize erhält,
nicht verändert
wird. Der mit dem Druckfluid ausgeübte Gegendruck auf den gepreßten Strang
liegt also unterhalb eines Druckes, welcher notwendig wäre, um den
gepreßten
Strang in der Druckkammer hinsichtlich seiner äußeren Form nachträglich zu
verändern.
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Bei
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen
sein, daß mittels
des Gegendrucks in der Druckkammer die innere Materialstruktur in
dem gepreßten
Strang verändert
wird. Die mit dem Gegendruck erzeugte Druckbelastung für den gepreßten Strang
nach dem Durchtritt durch die Öffnung
der Matrize führt
in dieser Ausgestaltung zur Veränderung
der inneren Materialstruktur in dem gepreßten Strang. Hierbei kann es
sich beispielsweise um eine Verfestigung der Kristallstruktur in
dem gepreßten
Werkstoff handeln. Auch die Ausbildung einer Ausscheidungshartung
kann vorgesehen sein. Auf diese Weise erreichte Veränderungen
der inneren Materialstruktur in dem gepreßten Strang führen ihrerseits
zu verbesserten Nutzungseigenschaften des gepreßten Stranges im späteren Einsatz,
beispielsweise hinsichtlich der Korrosionsbeständigkeit.
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Eine
Weiterbildung der Erfindung kann vorsehen, daß die innere Materialstruktur
in dem gepreßten
Strang verändert
wird, indem Zugzwillinge aktiviert werden. Für hexagonale Werkstoffe, so
auch für
Magnesiumlegierungen, ist die Textur für die mechanischen Eigenschaften
von besonderer Bedeutung. Ursachen hierfür sind die Zugzwillingsbildung und
die begrenzte Anzahl der zur Verfügung stehenden Gleitebenen.
Die Aktivierung der Verformungsmechanismen, Versetzungsgleiten und
Zugzwillingsbildung ist außer
von der Temperatur insbesondere von der Beanspruchungsrichtung sowie
ihrem Vorzeichen in Bezug auf die Textur vor der Beanspruchung abhängig. So
führt speziell
die Zugzwillingsbildung dazu, daß Zug- und Druckkurven deutliche
Unterschiede in den Festigkeitskennwerten bei Zug- und Druckbeanspruchung
aufweisen. In Magnesiumlegierungen ist dieses auf das Achsenverhältnis von c/a < √3 zurückzuführen, wobei
a die Kantenlänge und
c die Höhe
der Einheitszelle im hexagonalen Kristall bezeichnen. Als Folge
dieses Achsenverhältnisses
sowie der Strangpreßtextur
wird im Falle der Druckbeanspruchung in Profillängsrichtung eine Zugzwillingsbildung
nach dem Zwillingsgesetz {1012} ⊲ 1011 ⊳ bewirkt. Da die Aktivierungsenergie der
Zugzwillingsbildung bei Raumtemperatur bei Magnesiumlegierungen
niedriger ist als die des Versetzungsgleitens, führt die Zugzwillingsbildung
zur einer Druckfließgrenze,
die deutlich unterhalb der unter Zugbelastung liegt. Dieses Zugzwillingssystem
führt zu
einer Umorientierung der Kristallite um 86,3°, d. h. die Kristalle werden
so gedreht, daß die
Basisebenen nicht mehr parallel zur Strangpreßrichtung liegen, sondern nach
der Druckbelastung senkrecht dazu stehen. Anstatt der ursprünglichen
Doppelfasertextur liegt nach der Gegendruckbelastung eine <0002> Textur vor.
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Eine
bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß der Gegendruck
in der Druckkammer hydraulisch geregelt wird.
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Bei
einer zweckmäßigen Ausgestaltung
der Erfindung kann vorgesehen sein, daß das Strangpressen als direktes
Strangpressen ausgeführt
wird, bei dem der Block des preßbaren
Materials dem Preßwerkzeug
in Richtung der Matrize vorgelagert auf diese zu gedrückt wird.
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Eine
vorteilhafte Ausführungsform
der Erfindung sieht vor, daß das
Strangpressen als indirektes Strangpressen ausgeführt wird,
bei dem die Matrize dem Preßwerkzeug
in Richtung des Blocks des preßbaren
Materials vorgelagert auf dieses zu gedrückt wird.
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Bevorzugt
sieht eine Fortbildung der Erfindung vor, daß der Gegendruck in der Druckkammer zumindest
teilweise aufgebaut und wahlweise verändert wird, indem der gepreßte Strang
in die Druckkammer eintritt, wodurch ein zumindest teilweise selbstregulierender
Prozeß ausgeführt wird.
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Bei
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen
sein, daß der
gepreßte Strang
als Halbzeug ausgebildet wird.
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Nachfolgend
werden vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung zum Strangpressen
des gepreßten
Stranges erläutert.
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Eine
Weiterbildung der Erfindung kann vorsehen, daß der Gegendruck in der Druckkammer
und ein über
das Preßwerkzeug
auf den Block aus dem preßbaren
Material zum Pressen durch die Matrize zu gebender Preßdruck unabhängig voneinander
regelbar sind.
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Eine
bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß die Druckkammer
zumindest teilweise durch das Preßwerkzeug hindurch verlaufend
gebildet ist.
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Bei
einer zweckmäßigen Ausgestaltung
der Erfindung kann vorgesehen sein, daß die Druckkammer zumindest
teilweise als ein Hohlraum in dem Preßwerkzeug gebildet ist.
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Eine
vorteilhafte Ausführungsform
der Erfindung sieht vor, daß die
Druckkammer in einem von dem Preßwerkzeug getrennten Bauteil
gebildet ist.
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Bevorzugt
sieht eine Fortbildung der Erfindung vor, daß die Druckkammer und das Preßwerkzeug
in Preßrichtung
rückseitig
an die Matrize gekoppelt sind.
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Bei
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen
sein, daß die
Druckkammer und das Preßwerkzeug
mittels eines gemeinsamen Flansches an die Matrize gekoppelt sind.
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Eine
Weiterbildung der Erfindung kann vorsehen, daß die Druckeinstellmittel ein
Hydrauliksystem aufweisen, welches wahlweise als ein Hochdrucksystem
ausgeführt
ist.
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Eine
bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß die Druckkammer
rohrförmig
ausgeführt
ist, wahlweise in einem Druckrohr.
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Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
der Erfindung
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen
unter Bezugnahme auf Figuren einer Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigen:
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1A bis 1C eine
schematische Darstellung zum Erläutern
eines Verfahrens zum Herstellen eines gepreßten Strangs mittels Strangpressen;
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2A bis 2B schematische
Darstellungen zur Kristallstruktur eines gepreßten Stranges aus einer Magnesiumlegierung;
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3 eine
schematische Darstellung eines Abschnitts einer Anordnung mit einem
Preßwerkzeug
und einer hiervon getrennt gebildeten Druckkammer;
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4 eine
schematische Darstellung eines Teilabschnitts einer Anordnung mit
einer Matrize, einem Preßwerkzeug
und einer Druckkammer, welche für
ein indirektes Strangpressen ausgelegt sind;
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5 eine
weitere Darstellung eines Teilabschnitts der Anordnung in 4,
wobei zusätzlich
ein Block eines zu verpressenden Werkstoffes gezeigt ist; und
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6 eine
schematische Darstellung eines Hydrauliksystems, welches zum Regeln
eines Gegendruckes in einer Druckkammer beim Strangpressen genutzt
wird.
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1A bis 1C zeigen
eine schematische Darstellung zum Erläutern eines Verfahrens zum
Herstellen eines gepreßten
Strangs mittels Strangpressen
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Beim
Herstellen eines gepreßten
Stranges 1 mittels Strangpressen wird zunächst ein
Block 2 eines zu verpressenden Materials oder Werkstoffs
in einem Aufnehmer 3 angestaucht und ein kleines Stück in ein
leeres Druckrohr 4 mit ein hierin gebildeten Druckkammer 4a hineingepreßt. Hierdurch
wird eine Abdichtung des gepreßten
Stranges 1 gegenüber
einer Matrize 5 erreicht. Der Preßvorgang wird anschließend unterbrochen
und mit sehr langsamer Geschwindigkeit fortgeführt, indem ein Preßwerkzeug 6,
beidem es sich um einen Stempel handelt, den Block 2 durch
die Matrize 5 in das Druckrohr 4 preßt.
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Als
nächstes
wird das Druckrohr 4 mit einer Druckflüssigkeit gefüllt und
entlüftet.
Mit Hilfe der Druckflüssigkeit
wird in dem der Matrize 5 nachgelagerten Druckkammer 4a ein
gewünschter
Druck eingestellt, der als Gegendruck für den gepreßten Strang 1 nach
dem Durchtreten der Matrize 5 dient. Nun kann der Preßvorgang
mit der gewünschten
Geschwindigkeit fortgesetzt werden. Mittels des gezielten Ablassens
von Druckflüssigkeit
aus dem Druckrohr 4, was mit Hilfe eines Druckeinstellsystems
gesteuert wird, wird der Druck in der Druckkammer 4a konstant
gehalten. Nach Beendigung des Preßvorgangs wird der Aufnehmer 3 zurückgefahren
und der gepreßte
Strang 1 matrizenseitig entfernt. Bei eher längerer Austauschgeschwindigkeit
hat sich gezeigt, daß eine
Unterbrechung des Preßvorganges
nicht notwendig ist. Der Gegendruck kann dann nach dem Abdichten
schnell genug aufgebaut.
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Mit
Hilfe des in der Druckkammer 4a aufgebauten Gegendrucks
wird die innere Kristallstruktur des gepreßten Stranges 1 verändert und
eingestellt während
des Preßvorgangs.
Die Kombination aus gebildeter Textur und Zugzwillingsbildung in
einem stranggepreßten
Magnesiumprofil ohne Gegendruck führt zu einem anisotropen mechanischen
Verhalten. Die Ge gendruckbeaufschlagung beim Strangpressen führt zu einer
Neuorientierung der Kristalle. Diese drehen sich um nahezu 90°, so daß die Basisebenen
nun senkrecht zur Strangpreßrichtung 20 liegen, was
in 2A schematisch dargestellt ist. Bei einer erneuten
Druckbelastung parallel zur Strangpreßrichtung ist daher die Aktivierung
von diesen Zugzwillingen nicht mehr möglich. Eine Verformung kann
erst durch die Aktivierung von Gleitsystemen realisiert werden.
Die Fließspannung
ist erhöht.
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Mittels
des vorangehend beschriebenen Verfahrens zum Strangpressen erfolgt
die Umorientierung der Kristalle während des Herstellungsprozesses,
in dem die Gegendruckbeaufschlagung vorgesehen ist. Der gepreßte Strang 1 läuft nicht,
wie im Stand der Technik vorgesehen, ins Freie, sondern in einen
gegenüber
dem Umgebungsluftdruck erhöhten Gegendruck
in der Druckkammer 4a (vgl. 1A bis 1C).
Dadurch erfahrt der gepreßte
Strang 1 eine Druckbelastung, die zur oben beschriebenen
Umorientierung der Kristalle führt.
Die Höhe
des gewählten Gegendrucks
bestimmt die Anzahl der aktivierten Zugzwillinge, so daß sich sowohl
die Druckfließspannung
als auch die Zugfließspannung
des fertigen Produktes gezielt beeinflussen lassen. So ist es beispielsweise
bei der Herstellung von Karosserielängsträgern für Fahrzeuge mit Hilfe des beschriebenen Verfahrens
möglich,
die für
ein gewünschten
Crashverhalten benötigte
Fließspannung
einzustellen.
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2B zeigt
mittels Röntgenanalyse
ermittelte Texturausschnitte für
Strangpreßprofile
aus einer Magnesiumlegierung die ohne Gegendruck (linke Seite in 2B)
und mit Gegendruck (rechte Seite in 2B) hergestellt
wurden. Es ergibt sich eine durch die Zugzwillingsbildung verursachte
Veränderung
der Textur beim Strangpressen mit Gegendruck, welche zur Verdeutlichung
eingekreist ist.
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Bei
der Herstellung des gepreßten
Stranges 1 wird der Gegendruck so eingestellt, daß Zugzwillinge
aktiviert werden. Hierzu ist eine vorbestimmte Druckspannung zu überschreiten.
Als Richtwert hierfür
wird die Druckfließspannung
herangezogen, die für
unterschiedliche Werkstoffe jeweils bekannt ist. Beispielsweise
liegt dieser Wert bei Raumtemperatur für die Magnesiumlegierung AZ31
(Zusammensetzung gemäß DIN 1729-1
(Angaben in Gewichtsprozent): Al – 2.3 bis 3.5, Zn – 0.5 bis
1.5 und gegebenenfalls Si – 0.1,
Cu – 0.1,
Fe – 0.03,
Ni – 0.005,
Mn – 0.05
bis 0.4, sonstige – insgesamt
0.1) bei etwa 100 N/mm2. Zweckmäßigerweise
wird der Block 2 des zu verpressenden Materials vor dem
Pressen auf Temperaturen zwischen 200°C bis 350°C erwärmt. Die Aktivierung von Zugzwillingen
erfolgt bei diesen Temperaturen schon bei Druckspannungen um etwa
50 N/mm2.
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3 zeigt
eine schematische Darstellung eines Abschnitts einer Anordnung mit
einem indirekten Hohlstempel 7 und der hiervon getrennt
gebildeten Druckkammer 4a. Die mit dem indirekten Hohlstempel 7 aufzubringende
Kraft zum Hindurchpressen des zu pressenden Materials und der Gegendruck
in der Druckkammer 4a können
so unabhängig voneinander
eingestellt und geregelt werden. Die mechanische Stabilität des indirekten
Hohlstempels 6a wird durch die Bildung der Druckkammer 4a nicht negativ
beeinflußt,
was der Fall sein könnte,
wenn die Druckkammer 4a in einem Hohlraum (nicht dargestellt)
des indirekten Hohlstempels 7 gebildet würde. Letzteres
hat allerdings den Vorteil eines erhöhten Geräteintegrationsgrades. Bei getrennter
Ausbildung von Druckkammer 4a und indirektem Hohlstempel 7 wird
die Länge
der Druckkammer 4a nicht durch die Maße des indirekten Hohlstempels 7 beschränkt.
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4 zeigt
eine schematische Darstellung eines Teilabschnitts einer Anordnung
mit einer Matrize, einem Preßwerkzeug
und einer Druckkammer, welche für
ein indirektes Strangpressen ausgelegt sind. 5 zeigt
eine weitere Darstellung eines Teilabschnitts der Anordnung in 4,
wobei zusätzlich ein
Block eines zu verpressenden Werkstoffes dargestellt ist.
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Die
Druckkammer 4a besteht aus mehreren Bauteilen, weshalb
der Einsatz von Dichtungen zwischen den Bauteilen notwendig ist.
Gemäß den Darstellungen
in 4 und 5 ist die Dichtheit in den Bereichen
I bis IV sicherzustellen, d. h. zwischen dem gepreßten Strang 1 und
der Matrize 5, zwischen der Matrize 5 und einem
Flansch 8, zwischen dem Flansch 8 und dem die
Druckkammer 4a aufnehmenden Druckrohr 4 sowie
zwischen dem Druckrohr 4 und einem die Druckkammer 4a abschließenden Deckel 9.
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Die
Abdichtung zwischen dem gepreßten Strang 1 und
einer Reibfläche
der Matrize 5 im Bereich I wird durch die hohe Flächenpressung
beim Umformen erreicht. In den Bereichen II bis IV müssen Dichtungen
eingesetzt werden. Eine Dichtung hat hierbei grundsätzlich die
folgende Aufgabe zu lösen: zwischen
zwei Räumen,
die eine gemeinsame, bewegte Grenzfläche aufweisen, ist der Austausch
des Druckfluids zu verhindern. Bei einer dynamischen Dichtung ist
die Bewegung dieser Grenzfläche
beträchtlich,
während
bei einer statischen Dichtung die Bewegung fehlt. Bei sämtlichen
Dichtungen in den 4 und 5 handelt
es sich um statische Dichtungen.
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6 zeigt
eine schematische Darstellung eines Hydrauliksystems, welches zum
Regeln eines Gegendruckes in einer Druckkammer beim Strangpressen
genutzt wird.
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Ein Überströmventil 60 wirkt
als Druckbegrenzungsventil. Das Überströmventil
ist einstellbar, so daß wählbare Grenzdrücke in der
Druckkammer festgelegt werden können.
Ein vorgesehenes Handabsperrventil 61 dient zum Verschließen einer Entlüftungsleitung 62 nach
dem Füllen.
Es sind zwei sich gegenüberliegende
Anschlüsse
gebildet, deren Verbindungsbohrung mittels Eindrehen einer Spindel verschlossen
werden kann.
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Ein
Hochdruckschlauch 63 ist so gewählt, daß ein maximaler Betriebsdruck
1500 bar beträgt, wobei
der Berstdruck bei 3800 bar liegt. Der Hochdruckschlauch 63 wird
in geeigneter Länge
verwendet, wobei ein maximaler Biegeradius von 200 mm vorgesehen
ist.
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Ein
Verbindungsstück 64 ist
als Nippel mit integrierter Druckschraube ausgeführt. Ein Kreuzstück 65 verbindet
den Hochdruckschlauch 63, ein Manometer 66, das
Handabsperrventil 61 sowie das Überströmventil 60 miteinander.
Das Manometer 66 ist als Rohrfedermanometer ausgeführt. Eine
Pumpe 67 dient zum Druckaufbau in der Druckkammer 4a.
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Das
dargestellte Hydrauliksystem ist eine Ausführungsform für eine Anlage
zum Einstellen des in der Druckkammer 4a auf den gepreßten Strang 1 mittels
des Druckfluids gegebenen Gegendruck beim Strangpressen.
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Die
in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung offenbarten
Merkmale der Erfindung können
sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen von Bedeutung
sein.