-
Die
Erfindung betrifft eine Karosserie für ein gepanzertes Kraftfahrzeug
mit mehreren tragenden Karosserieabschnitten und einer geschosshemmende
Panzerung.
-
Allgemein
bekannt sind gepanzerte Kraftfahrzeuge, die eine Karosserie aufweisen,
bei der tragende Karosserieabschnitte, beispielsweise die Karosseriesäulen (z.
B. A-Säule, B-Säule, C-Säule), Längsträger (z.
B. Schweller und Dachlängsträger) und
Querträger
(z. B. Bodenquerträger
und Dachquerträger),
mit einer aufgedoppelten geschosshemmenden Panzerung versehen sind.
Im Regelfall besteht die geschosshemmende Panzerung aus einem ballistischen
Stahl oder einem anderen geeigneten ballistisch wirksamen Material.
Um beispielsweise die Karosseriesäulen mit einer Panzerung zu
versehen, ist es notwendig, diese teilweise auszuschneiden bzw.
auszuhöhlen,
so dass die geschosshemmende Panzerung eingeschraubt werden kann.
Zudem müssen
die Karosseriesäulen
angebohrt werden, damit die Panzerung angeschraubt werden kann.
Durch das Ausschneiden, Aushöhlen
und Anbohren der Karosseriesäulen
bzw. deren Modifikation, wird die ursprüngliche Funktion beeinträchtigt. Die
Karosseriesäulen
sind vor der Modifikation derart gestaltet, dass diese vorgegebene
Crash-Anforderungen, beispielsweise beim Seitenaufprall, erfüllen. Diese
Funktion kann die Säulenkonstruktion
nach der Modifikation in der Regel nicht mehr übernehmen. Zwar übernimmt
die Panzerung ebenfalls die Funktion eines Seitenaufprallschutzes,
jedoch ist diese Funktion in dem eigentlichen Bauteil, nämlich der Säulenkonstruktion,
nicht mehr gegeben.
-
Nachteilig
ist des weiteren, dass an den tragenden Karosserieabschnitten umfangreiche
Nacharbeiten zur Rohbaumodifikation vorgenommen werden müssen, damit
die Karosserieabschnitte die durch die Panzerung geänderten
Anforderungen erfüllen
können.
So muss zum Beispiel die B-Säule
in dem Bereich, in dem ein Scharnier zum Anbinden einer Fahrzeugtür angebracht
werden soll, durchgängig
ausgeschnitten werden, damit das Scharnier mit einer Verlängerung
des ballistischen Stahls oder einer Verstärkungshülse verbunden werden kann.
Aufgrund des hohen Gewichts einer gepanzerten Fahrzeugtür kann das
Scharnier nicht an dem üblichen Serienblech
der B-Säule
angebracht werden.
-
Aus
dem allgemeinen Stand der Technik ist es ferner bekannt, tragende
Karosserieabschnitte in Schalenbauweise aus einer Blechinnenschale
und einer Blechaußenschale
zu bilden. Die Blechinnenschale umschließt dabei zusammen mit der Blechaußenschale
einen Hohlraum. Bei bekannten gepanzerten Kraftfahrzeugen befinden
sich die Panzerelemente häufig
in solchen Hohlräumen.
Dazu können die
Panzerelemente vor dem Verbinden der Blechinnenschale mit der Blechaußenschale
an einer der beiden Schalen angeklebt oder angeschweißt werden.
-
Darüber hinaus
ist es aus der
DE
197 07 462 C1 bekannt, einen derartigen Hohlraum mit einer aushärtenden
Vergussmasse auszugießen,
die eine Vielzahl regellos angeordneter, energieverzehrender Körper und/oder
ballistische Gewebeteile enthält.
-
Von
Nachteil bei allen aus dem Stand der Technik bekannten Karosserien
für ein
gepanzertes Kraftfahrzeug ist es, dass ein erheblicher Montageumfang
zum Anbringen der geschosshemmenden Panzerung notwendig ist und
zudem die ursprüngliche
Funktion der tragenden Karosserieabschnitte, dadurch dass diese
ausgeschnitten, angeschnitten, ausgehöhlt und durchgebohrt werden,
beeinträchtigt wird.
-
Zudem
weisen die aus dem allgemeinen Stand der Technik bekannten Karosserien
für ein
gepanzertes Kraftfahrzeug ein hohes Gewicht sowie gegenüber der
Serienkarosserie einen verringerten Bauraum und einen verringerten
Innenraum (Komfortraum) auf.
-
Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Karosserie für ein gepanzertes
Kraftfahrzeug zu schaffen, die einen möglichst geringen Montageumfang
verursacht, wobei die Funktion der tragenden Karosserieabschnitte
weitgehend erhalten bleiben soll.
-
Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe durch die in Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst.
-
Dadurch,
dass wenigstens einer der tragenden Karosserieabschnitte aus einem
bal listisch wirksamen Material gebildet ist, müssen an diesem tragenden Karosserieabschnitt
keine nachträglichen Montagemaßnahmen
vorgenommen werden, um diesen geschosshemmend zu gestalten. Zusätzliche Bauteile
sind somit nicht mehr notwendig. Bislang war es zur Herstellung
von gepanzerten Fahrzeugen üblich,
zunächst
einen Karosserierohbau zu erstellen, wie dies für ungepanzerte Serienfahrzeuge
der Fall ist. Erst anschließend
wurde mit verschiedenen Methoden eine geschosshemmende Panzerung
aufgetragen. Dies führt
sowohl zu einer Beeinträchtigung
der gewünschten
Funktion der tragenden Karosserieabschnitte als auch zu einem erhöhten Gewicht
und einem erhöhten
Montageaufwand. Der Erfinder hat nunmehr erkannt, dass dies alles
zumindest bei einigen geeigneten tragenden Karosserieabschnitten
eingespart werden kann. Grundsätzlich könnten alle
tragenden Karosserieabschnitte aus einem ballistisch wirksamen Material
gebildet werden, jedoch wird der Fertigungsaufwand hierfür umso höher, je
mehr Schnittstellen der tragende Karosserieabschnitt aufweisen muss.
-
Von
Vorteil ist es, wenn zumindest die B-Säulen aus einem ballistisch
wirksamen Material gebildet sind. Bei den B-Säulen handelt es sich um tragende
Karosserieabschnitte, die wenige Schnittstellen aufweisen und hinsichtlich
ihrer Form einfach aus einem ballistisch wirksamen Material ausgebildet werden
können.
Bei der Herstellung einer Karosserie für ein gepanzertes Kraftfahrzeug
kann somit anstelle einer B-Säule für ungepanzerte
Serienfahrzeuge von vornherein eine B-Säule eingesetzt werden, die aus
einem ballistisch wirksamen Material gebildet ist. Die aus dem ballistisch
wirksamen Material gebildete B-Säule
kann dabei Schnittstellen zur Anbindung an einen Schweller bzw.
einen Dachzug des Karosserierohbaus aufweisen, wie dies bei B-Säulen für ungepanzerte
Kraftfahrzeuge üblich
ist. Der Einsatz einer B-Säule
aus einem ballistisch wirksamen Material zum Aufbauen eines Karosserierohbaus
ist somit nicht aufwändiger
wie der Einsatz einer ungepanzerten B-Säule.
-
Die
Ausbildung von tragenden Karosserieabschnitten aus einem ballistisch
wirksamen Material hat zudem den Vorteil, dass in kostengünstiger
Weise Serien-Verkleidungsteile
im Innenraum des Kraftfahrzeugs angebracht werden können. Gemäß dem Stand
der Technik war dies nicht möglich,
da die tragenden Karosserieabschnitte durch das nachträgliche Einbringen
einer geschosshemmenden Panze rung derart verändert wurden, dass Serien-Verkleidungsteile
nicht mehr angebracht werden konnten.
-
Eine
Ausbildung von tragenden Karosserieabschnitten aus einem ballistisch
wirksamen Material hat außerdem
den Vorteil, dass sowohl der Bauraum als auch der Innenraum des
Kraftfahrzeugs (Komfortraum) nicht reduziert wird. Eine nachträglich aufzubringende
geschosshemmende Panzerung hat in Abhängigkeit deren Ausgestaltung
entweder den Innenraum des Kraftfahrzeugs verkleinert und/oder Hohlräume ausgefüllt, die
somit nicht mehr als Bauraum zur Verfügung stehen.
-
Die
erfindungsgemäße Lösung führt zudem zu
einer erheblichen Kosteneinsparung durch die Reduzierung der Nacharbeiten
zur Rohbaumodifikation. Außerdem
wird eine Gewichtseinsparung erreicht.
-
In
einer sehr vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen
sein, dass die B-Säule wenigstens
eine Aussparung zur Aufnahme wenigstens eines Scharniers zum Anbinden
einer Fahrzeugtür
aufweist. Das Scharnier, bei dem es sich beispielsweise um ein Frästeil handeln
kann, kann somit in einfacher Weise in die B-Säule
eingesetzt werden. Die B-Säule
kann hierzu vorzugsweise aus einem ballistischen Stahl gebildet
sein und beispielsweise im Tiefziehverfahren hergestellt werden.
-
Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben
sich aus den restlichen Unteransprüchen. Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung anhand der Zeichnung prinzipmäßig dargestellt.
-
Es
zeigt:
-
1 eine
Seitenansicht von außen
auf eine B-Säule;
-
2 einen
Querschnitt durch eine B-Säule gemäß der Linie
II-II der 1;
-
3 einen
Querschnitt durch eine B-Säule gemäß der Linie
III-III der 1; und
-
4 einen
Längsschnitt
durch ein Ende der B-Säule,
welches einem Schweller zugewandt ist, gemäß der Linie IV-IV.
-
Die 1 zeigt
einen Ausschnitt einer Karosserie 1 für ein gepanzertes Kraftfahrzeug.
Der dargestellte Ausschnitt der Karosserie 1 zeigt mehrere tragende
Karosserieabschnitte, die als B-Säule 2, Dachzug 3 und
Schweller 4 ausgebildet sind. Üblicherweise weist eine Karosserie 1 noch
weitere tragende Karosserieabschnitt, wie z. B. A-Säulen, C-Säulen und
dergleichen, auf, die für
das Verständnis
der Erfindung jedoch nicht erforderlich und daher im Ausführungsbeispiel
nicht dargestellt sind.
-
Der
dargestellte Dachzug 3 und der Schweller 4 sind
jeweils mit einer geschosshemmenden Panzerung gemäß dem Stand
der Technik versehen. Die B-Säule 2 ist
im Gegensatz dazu aus einem ballistisch wirksamen Material gebildet.
Im Ausführungsbeispiel
nicht dargestellt, jedoch selbstverständlich vorgesehen, ist, dass
auch die zweite B-Säule
aus einem ballistisch wirksamen Material gebildet ist. Grundsätzlich können auch
weitere oder alle anderen tragenden Karosserieabschnitte, wie zum
Beispiel der Dachzug 3, der Schweller 4, die A-Säulen und
die C-Säulen
aus einem ballistisch wirksamen Material gebildet sein.
-
Im
Ausführungsbeispiel
ist das ballistisch wirksame Material ballistischer Stahl.
-
Die
in 1 und im Querschnitt in den 2 und 3 dargestellte
B-Säule 2 kann
eine Form aufweisen, wie dies bei B-Säulen für ungepanzerte Kraftfahrzeuge
bekannt ist. Somit lässt
sich die aus ballistischem Stahl gebildete B-Säule 2 in einfacher Weise
für den
Aufbau eines Karosserierohbaus verwenden.
-
Wie
aus den 1 und 2 ersichtlich ist, weist die
B-Säule 2 eine
Aussparung 5 zur Aufnahme eines Scharniers 6 zum
Anbinden einer nicht dargestellten Fahrzeugtür auf. Bei dem Scharnier 6 kann es
sich hierbei um ein Frästeil
handeln, das in die Aussparung 5 eingesetzt wird.
-
Wie
aus 2 und 3 prinzipmäßig ersichtlich ist, ist die
B-Säule 2 von
einem hinlänglich bekannten
Karosserieblech 7, welches auch für herkömmliche ungepanzerte Kraftfahrzeuge
Verwendung findet, verkleidet. Das Karosserieblech 7 kann dabei
vorzugsweise durch Kleben oder Umbördeln mit der B-Säule 2 verbunden
werden.
-
Aus
einer Zusammenschau der 1 und 4 ist ersichtlich,
dass die B-Säule 2 im
Bereich ihres dem Schweller 4 zugewandten Endes mit einem
Zugband 8 versehen ist, welches derart angeordnet ist,
dass der Schweller 4 von dem Zugband 8 und einem
Endteil 9a der B-Säule 2 umfasst
ist. Somit ergibt sich sowohl eine stabile Verbindung als auch eine
vorteilhafte Abstützung
der B-Säule 2 auf dem
Schweller 4. Durch die Verbindung ergibt sich zudem ein
vorteilhaftes Crashverhalten. Die Verbindung zwischen dem Endteil 9a bzw.
dem Zugband 8 und dem Schweller 4 kann vorzugsweise über eine Verschraubung
erfolgen.
-
Der
Verlauf des Schwellers 4 zwischen dem Endteil 9a der
B-Säule 2 und
dem Zugband 8 ergibt sich aus der Schnittdarstellung gemäß 4.
Der Schweller 4 kann dabei mit einer geschosshemmenden
Panzerung 10 versehen sein, die sogenannte Schweller-Panzerung,
die ebenfalls mit der B-Säule 2 verbunden
werden kann. Vorzugsweise kann dies über eine Verschraubung erfolgen.
-
Im
Ausführungsbeispiel
ist ferner vorgesehen, dass das Zugband 8 mit der B-Säule 2 durch Verschrauben
verbunden ist.
-
Das
dem Schweller 4 gegenüberliegende Endteil 9b der
B-Säule
kann auf herkömmliche
Weise mit dem Dachzug 3 und gegebenenfalls einer nicht dargestellten
Dachpanzerung verbunden werden.