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Die
Erfindung betrifft einen Hohlkörper
aus biodegradierbarem Material, insbesondere zum Knochenaufbau im
Kieferknochen eines Patienten und dessen Verwendung.
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Aus
der
DE 197 13 305
A1 ist ein resorbierbarer Obturator bekannt, der als Verschluss
unerwünschter,
angeborener oder erworbener Körperöffnungen,
speziell von Gaumendefekten und Gaumenspalten dient und angewendet
wird, wenn ein operativer Verschluss nicht möglich ist. Der Obturator besteht
aus einem resorbierbaren Material, der abgeschlossen ist, so dass
der Innenraum des Obturators verschlossen ist und das Einwachsen
von Nicht-Knochengewebe
in den Innenraum verhindert. Wesentlich ist hierbei, dass ein möglichst
dichter Anschluss zwischen den Membranen und dem Knochen gewährleistet
ist.
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Die
DE 196 14 421 A1 beschreibt
einen biodegradierbaren Knochenersatz- und Implantatwerkstoff.
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Aus
der
DE 34 35 771 A1 ist
eine Knochenmatrix bekannt, die eine Vielzahl künstlich erzeugter Löcher aufweist,
die vor einer chirurgischen Implantation künstlich ausgebildet werden.
Zur Herstellung einer solchen Knochenmatrix mit künstlich
erzeugten Löchern
wird ein Knochenmaterial aus einem Wirbeltier entnommen.
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In
den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Gestaltungen von Kieferimplantaten
zum Befestigen von Zahnprothesen vorgeschlagen. Hierbei haben sich
in der Praxis insbesondere Schraubimplantate bewährt, die in den Kieferknochen
eingeschraubt werden. Die für
den Aufbau von Kronen in den Kieferknochen einzusetzenden Dental-Implantate
werden üblicherweise
im Kiefer verankert und weisen ein Sekundärteil auf, das aus dem Kiefer
heraussteht und der eigentlichen Befestigung des darauf aufzubauenden
Zahnersatzes oder der Krone dient. Das Implantat dient daher als
künstliche
Zahnwurzel.
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Problematisch
ist diese häufig
angewandte Technologie insbesondere dann, wenn durch die Extraktion
eines Zahnes oder aus anderen Gründen Knochenlücken entstanden
sind. Diese lassen in der Regel einen degenerierten Abschnitt des
Kieferknochens zurück,
der ein nur schlechtes Fundament zur Verankerung eines wie oben
beschriebenen Implantatsystems darstellt.
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Nach
der Extraktion eines Zahnes geht der das entstehende Loch umgebende
Kieferknochen vertikal und horizontal zurück und es kommt zur Zurückbildung
des sogenannten Alveolarkammes. Der Alveolarkamm wird auch als Kieferkamm
bezeichnet und bildet nach dem Zahnverlust den obersten Teil des
Alveolarfortsatzes. Die Folge ist, dass das Einbringen von Implantaten
dort, wo sie aus zahnärztlicher
Sicht am notwendigsten erscheinen, mangels Knochenangebot oft unmöglich sind.
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Dementsprechend
wurden Verfahren zur knochenlagerbildenden und knochenlagerverbessernden
Chirurgie entwickelt. Die besten Aussichten ergaben sich hier aus
der bekannten Verwendung von autologen Knochen, d. h. dem Patienten
wurde an anderer Stelle Knochen entnommen und in die fragliche Knochenlücke eingesetzt.
Diesem Verfahren haftet aber die Notwendigkeit und der Nachteil
eines Zweiteingriffes zur Materialentnahme an, der den Patienten
intraoperativ und postoperativ zusätzlich belastet und eine erhebliche
Traumatisierung der Spenderregion darstellt.
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Um
dem Problem dieses den Patienten belastenden Zweiteingriffes zu
begegnen, wurden in den letzten Jahrzehnten Therapieansätze mit
alloplastischen Knochenersatzwerkstoffen entwickelt. Neben synthetischen
Materialien kamen hierbei auch vom Tier abgeleitete Substanzen zum
Einsatz. Beispiele sind Trikalziumphosphat und Hydroxylapatit. Therapien
mit diesen Materialien sind zwar operationstechnisch einfach durchzuführen, weisen
aber erhebliche Nachteile hinsichtlich der Struktur des erzeugten
Gewebes auf. Es entsteht hauptsächlich
ein bindegewebig durchwachsener Reparaturknochen. Von einer physiologischen
Eigenknochenbildung kann hier keinesfalls die Rede sein.
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Aus
der
US 6,565,843 B1 sind
Matrixzubereitungen zur Implantation in Knochenlücken bekannt, die aus biokompatiblen,
in vivo biodegradierbarem Matrixmaterial bestehen. Solche Strukturen
sollen den Einstrom, die Differenzierung und Proliferation von migrierenden Vorläuferzellen
ermöglichen.
Es ist hier angegeben, dass die Matrixmaterialien vorzugsweise vom
Körper
langsam absorbiert und durch neues Knochengewebe ersetzt werden.
Es handelt sich bei der in
US
6,565,843 B1 beschriebenen Matrix um eine poröse, azelluläre Matrix,
die in erster Linie aus Knorpelmaterial, Dentin oder Kollagen besteht.
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Zusätzlich offenbart
die
US 6,565,843 B1 den
Einsatz synthetischer Matrixmaterialien, die beispielsweise biodegradierbares
Kollagen oder Glukosaminoglykane enthalten.
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Den
hier offenbarten Matrices ist aber der Nachteil zu eigen, dass sie
nicht die notwendige Stützfunktion
aufweisen, um den Effekt der „Alveolar Ridge
Conservation", d.
h. das Verhindern eines Reliefverlustes des Alveolarkammes zu erreichen.
Zudem betreffen die in der
US
6,565,843 B1 offenbarten Matrices nur solche, die zusätzlich morphogene
Proteine enthalten, die also zu ihrer Funktionsfähigkeit einen zusätzlichen
Bestandteil benötigen.
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Um
diese Stützfunktion
zu erfüllen,
wurden im Stand der Technik metallhaltige Stützkonstruktionen verwendet,
insbesondere gitterförmige
Strukturen, z.B. Titangitter. Eingesetzt werden diese Metallgitter
zwischen anatomischen Strukturen wie Knochen und Zahnfleisch, um
Hohlräume
ausbilden zu können.
In diese Hohlräume
soll zuerst Blut einfließen,
das sich in der Folge über
ein Blutkoagulum und Granulationsgewebe zu Knochen umbildet. Solche Gitter
bestehen unter anderem aus Titan bzw. Titanlegierungen, Kunststoffen,
Nickel und anderen nicht bioresorbierbaren Materialien. Der Nachteil
dieser Vorrichtungen besteht offensichtlich darin, dass sie nicht
biodegradierbar sind und somit nicht dazu geeignet sind, die Bildung
von Eigenknochen, d. h. die Eigenknochenbildung am Ort des Knochendefektes ohne
Rückstand
von körperfremdem
Implantatmaterial zu erreichen. Zudem müssen diese Materialien zu einem
späteren
Zeitpunkt wieder explantiert werden, wobei eine zusätzliche
Traumatisierung von Schleimhaut und neu gebildetem Knochen erfolgt.
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Demgegenüber ist
es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Hohlkörper aus
biodegradierbarem Material, insbesondere zum Knochenaufbau im Kieferknochen
eines Patienten zu schaffen, um eine geschützte autologe Knochenregeneration zu
ermöglichen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
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Weitere
Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Die
vorliegende Erfindung schafft einen Hohlkörper, der dazu geeignet ist,
eine Knochendegenerierung nach Entstehung von Knochenlücken zu vermeiden
und insbesondere im Kieferbereich einem Reliefverlust nach Extraktion
eines Zahnes vorzubeugen sowie den Alveolarkamm des Kieferknochens
zu erhalten.
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Der
Vorteil des erfindungsgemäßen Hohlkörpers besteht
darin, sowohl einen biodegradierbaren und letztlich rückstandsfrei
resorbierbaren Hohlkörper
bereitzustellen, der die notwendige Stützfunktion aufweist, um die
Erhaltung oder Rekonstruktion des Knochenreliefs zu ermöglichen.
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Mit
der vorliegenden Erfindung ist es möglich, den bei einem Patienten
auftretenden Knochendefekt innerhalb weniger Monate vollkommen zu
regenerieren und stabilen und gut strukturierten Eigenknochen an
der Defektstelle zu bilden. Der gebildete Eigenknochen kann dann
als hervorragende Grundlage für
die Insertion von Dentalimplantatsystemen dienen, die entsprechend
der gängigen
Technik in den Kieferknochen eingeschraubt werden. Insofern erfüllt der
gebildete Eigenknochen die Anforderung an ein implantatadäquates Knochenlager.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft weiterhin einen Hohlkörper, der
zusätzlich
ein oder mehrere Mittel zur Förderung
des Knochenwachstums enthalten kann und betrifft darüber hinaus
die Verwendung eines solchen Hohlkörpers in der Zahnheilkunde
und in der Orthopädie;
in der Zahnheilkunde insbesondere zum Ausfüllen von Knochenlücken und
Knochendefiziten im Kieferbereich.
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Nachfolgend
wird unter Bezugnahme auf die 1 bis 3 die
Erfindung näher
erläutert.
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Es
zeigen:
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1 eine
erfindungsgemäße Ausführungsform
eines Hohlkörpers
aus biodegradierbarem Material in perspektivischer Ansicht zusammen
mit einer Darstellung der Niveaus des Knochens und des Zahnfleisches,
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2 eine
gegenüber 1 abgewandelte Darstellung
eines Hohlkörpers
und
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3 eine
schematische Darstellung eines Kiefers mit bereits eingebrachten
Implantaten und einer Lokation zur Aufnahme des erfindungsgemäßen Implantats,
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4 eine
Darstellung des vorhandenen Knochenreliefs nach einem Beispiel,
bei dem die Knochenumwandung für
das Implantat zu wenig Halt bietet,
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5 eine 4 entsprechende
Darstellung, bei der der Knochen ein eingesetztes Implantat vollständig und
ausreichend ummantelt,
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6 eine
Darstellung zur Erläuterung
der Durchführung
einer Bohrung mit Hohlzylinderfräse unter
Berücksichtigung
eines Knochenreliefs entsprechend 4,
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7 eine
Darstellung zur Erläuterung
der Befestigung eines Hohlkörpers
bei einem Knochenrelief gemäß 4 bzw. 6,
und
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8 eine
Darstellung des Knochenreliefs mit eingesetztem Hohlkörper zur
Darstellung der gewünschten
Knochenform nach erfolgter Knochenneubildung.
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Gemäß einer
ersten Ausführungsform
der Erfindung besteht der Hohlkörper
aus einem hohlzylindrischen Element 1, welches bei dieser
Ausführungsform
diverse Öffnungen
bzw. Poren aufweist in der Außenwandung 2.
Die Öffnungen
sind beispielsweise dargestellt und mit 3, 4, 5 bezeichnet.
Die Anordnung der Öffnungen 3 bis 8,
die in zufälliger
Anordnung vorgesehen sein können
und, wie nachstehend beschrieben ist, dazu dienen, dass der gesamte Hohlkörper mit
Blut durchsetzt werden kann. Bei dieser Ausführungsform ist der Hohlkörper im
Wesentlichen zylindrisch mit einem oberen abgerundeten Rand 10,
derart, dass die obere Öffnung 11 kleineren Durchmesser
aufweist als die untere Öffnung 12.
Die Krümmung
des oberen Randes 10 verfolgt den Zweck, dass durch die
hierdurch erreichte Abrundung das umgebende Gewebe, d. h. insbesondere das
benachbarte Zahnfleisch, geschont werden.
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2 zeigt
eine gegenüber 1 abgewandelte
Ausführungsform,
die im Wesentlichen aus einem einen Hohlkörper bildenden Gitter besteht
mit einem unteren Ring 15, einem oberen Ring 16 und
gegebenenfalls einem Stabilisierungsring 17 in der Mitte
oder etwa in der Mitte zwischen dem unteren und oberen Ring 15, 16.
Zur Verbindung der Ringe 15, 16 und gegebenenfalls 17 sind
Verbindungsstränge 18, 19, 20 bis 23 vorgesehen,
wobei sämtliche
vorgenannten Elemente aus resorbierbarem Material bestehen und die
Abstände
zwischen den einzelnen Strängen 18 bis 23 sowie
die Abstände
zwischen den Ringen 15, 17 und 16 so
ausgebildet sein sollen, dass eine Aufnahme von Blut und damit der
Aufbau von Eigen-Knochenmaterial
möglich
ist.
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Bei
beiden Ausführungsformen
ist wesentlich, dass die Materialien, welche die Hohlkörper nach 1 und/oder 2 ergeben,
eine Haftung von Blut bzw. ein Durchdringen von Blut gewährleisten.
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Auch
bei der Ausführungsform
nach 2 ist der mit 25 angedeutete obere Rand entsprechend der
Ausführungsform
nach 1 gekrümmt.
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Die
hohlzylindrische oder hohlkegelförmige Form
des Implantats folgt dem in der Zahnheilkunde oftmals entstehenden
Bedürfnis, die
nach Extraktion eines Zahnes entstehende Lücke, mit Eigenknochenmaterial
auszufüllen.
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3 zeigt
schematisch die Darstellung eines Kiefers, der bereits mehrere Implantate 30, 31, 32, 33 enthält. Diese
Implantate sind nur als Beispiel dargestellt. Im Bereich des Kieferknochens
wird gemäß 3 eine
zylindrische Bohrung mittels eines Bohrers in den Kieferknochen
eingebracht im Bereich der durch eine Extraktion entstandenen Lücke, wobei
diese Bohrung einen Durchmesser hat, der etwa dem Durchmesser der
unteren Öffnungen 12 der
Ausführungsformen
nach 1 und 2 entsprechen muss. Diese Bohrung 35 dient
somit zum Einsetzen des Hohlkörpers
gemäß vorliegender
Erfindung, wonach dann zuerst ein periostgeschlitzter Schleimhautlappen
und in der Ausheilphase Granulationsgewebe und körpereigener, ortsständiger Knochen
den Hohlkörper überschließen oder
nahezu überschließen können, d.
h. den in den Kiefer eingesetzten Hohlkörper abdecken kann wie dies
nachfolgend in Verbindung mit 8 beschrieben
ist. Somit füllt
der Hohlkörper 1 jeweils
die zylindrische Bohrung 35 aus.
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Bei
der Ausführungsform
nach 1 ist an dem Hohlkörper 1 mindestens
eine Lasche 40 angebracht, die a) als Stützelement
zur Ausformung des zu bildenden Knochens, b) zur Befestigung und
c) als Barriere gegen unerwünschte
Bindegewebseinwachsungen dient. Diese Lasche kann beispielsweise eine Öffnung 41 enthalten,
durch welche beispielsweise mittels eines z.B. bioresorbierbaren
Nagels 9 oder Schraube die Lasche 40 und damit
der gesamte Hohlkörper
am Kieferknochen 50 fixiert und befestigt werden kann.
Damit ist nach dem Einbringen des Hohlkörpers 1 in den Knochen 50 zunächst eine
Fixierung des Hohlkörpers 1 sichergestellt.
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Bei
der Ausführungsform
nach 2 ist mindestens eine entsprechende Lasche 40 mit Öffnung 41 am
Hohlkörper 1 befestigt.
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Gemäß der Erfindung
ist es wesentlich, dass das in einen Kiefer 50 eingebrachte
bzw. eingebohrte Loch 35 (3) vollständig mit
dem Hohlkörper 1 ausgefüllt wird.
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Es
ist essentiell, dass die Vorrichtung einen Hohlraum aufweist, wobei
sich die für
die Knochenbildung notwendigen Vorläuferzellen in und an diesem Hohlkörper 1 des
Hohlzylinders anlagern, differenzieren und proliferieren und dann über Monate
hinweg den Hohlraum des Hohlzylinders mit zunächst Knochenvorstufen und dann
Eigenknochen auffüllen.
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Zu
diesem Zweck weist der Hohlzylinder gemäß 1 die Öffnungen 3 bis 8 auf,
da durch Öffnungen 3 bis 8,
die in der Wandung 2 des Hohlkörpers 1 vorgesehen
sind, ein stetiger Zustrom von Blut und anderen Körperflüssigkeiten
gewährleistet
ist.
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Gleichzeitig
mit dem Prozess der Knochenbildung erfolgt eine Biodegradierung
bzw. ein biologischer Abbau des Materials, aus dem die Hohlkörperwandung 2 besteht,
so dass die Hohlkörperwandung 2 nach
und nach durch autologen Eigenknochen ersetzt wird. Dieser Vorgang
ist in der Regel nach einigen Monaten abgeschlossen und der dann
entstandene Eigenknochen weist im Wesentlichen die Form des ursprünglich implantierten
Hohlkörpers 1 auf.
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Die
Befestigungslasche 40 dient dazu, dem Zahnarzt oder Kieferchirurgen
die Befestigung des Hohlkörpers 1 am
Kieferknochen zu ermöglichen, beispielsweise über einen
Nagel oder ein äquivalentes
Befestigungsmittel. Dies sowie eine mittels Hohlzylinderbohrer gefräste basale,
ringförmige Lagerbildung
des Hohlzylinders soll gewährleisten,
dass der Hohlkörper 1 während der
einige Monate in Anspruch nehmenden Knochenregeneration bzw. Knochenneubildung
am Ort verbleibt und somit eine Dauerbetreuung oder zusätzliche
Eingriffe durch den behandelnden Arzt vermieden werden können.
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Gemäß der Erfindung
weist der Hohlkörper an
seinem einen Ende einen sich verjüngenden Endabschnitt bzw. Rand 10 bzw. 25 auf.
Der Vorteil eines gekrümmten,
sich verjüngenden
Endabschnittes 10, 25 besteht darin, dass durch
die hierdurch erreichte Abrundung das umgebende Gewebe, d. h. insbesondere
benachbarte Zähne
und das Zahnfleisch, geschont werden. Insofern ist jede Ausformung
des Randes wünschenswert,
die einen Kontakt der Kanten des Hohlzylinders 1 mit dem
benachbarten Gewebe verhindert.
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Wie
bereits angesprochen weist der Hohlkörper 1 in seiner zylindrischen
Wandung eine Mehrzahl von Öffnungen
auf. Die Erfindung ist in dieser Hinsicht nicht auf eine spezielle
Gestaltung des Hohlzylinders beschränkt und die Öffnungen
können
beispielsweise die Form von Poren und/oder Schlitzen aufweisen,
wie dies in Verbindung mit 2 gezeigt ist.
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In
einer noch weiteren Ausführungsform weist
die Hohlkörperwandung
Poren auf, die beispielsweise im Wesentlichen kreisförmig oder
oval ausgebildet sein können.
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Das
wesentliche Erfordernis, das an die beschriebenen Öffnungen
zu stellen ist besteht darin, dass sie es Blut und anderen Körperflüssigkeiten
ermöglichen,
einen ausreichenden Ein- und Ausstrom (also Austausch) mit dem Innenraum
des Hohlkörpers
zu bewerkstelligen. Zu diesem Zweck sollte die Wandung des Hohlkörpers einen
Anteil von Öffnungen
aufweisen, der mindestens 20 bis 80%, vorzugsweise 40 bis 60% und besonders
bevorzugt 50% der Oberfläche
des Gesamtkörpers
beträgt.
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Wenn
der Anteil zu groß ist,
ist die Stabilität des
Hohlkörpers
in Frage gestellt. Dies ist bei einem Prozentanteil von über 80%
in der Regel zu erwarten (abhängig
vom verwendeten Material). Ein Anteil von unter 20% stellt in der
Regel nicht mehr einen ausreichenden Austausch von Blut und Körperflüssigkeiten sicher,
um die Eigenknochenbildung im Inneren des Hohlkörpers in ausreichendem Maße zu gewährleisten.
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Die
Wandung des Hohlkörpers 1 wird
in der Regel eine Dicke von ungefähr 0,3 bis 1 mm aufweisen,
kann jedoch abhängig
vom verwendeten Material von diesem Bereich abweichen. Hier gilt,
dass die Wandung eine ausreichende Dicke aufweisen muss, um die
Stabilität
des Hohlkörpers 1 sicherzustellen. Andererseits
muss die Dicke der Wandung gering genug sein, um einen ausreichend
großen
Innenraum für
die Eigenknochenbildung zu schaffen.
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In
einer weiteren Variante wird der Hohlkörper 1 durch Aufrollen
einer blattförmigen
Struktur gebildet. Die blattförmige
Struktur besteht selbst aus biodegradierbarem Material und enthält Öffnungen, beispielsweise
in Form von Poren und/oder Schlitzen. Diese blatt- oder auch scheibenförmige Struktur wird
dann kurz vor Implantation des Hohlkörpers in die Knochenlücke aufgerollt
und kann so problemlos dem jeweiligen Umfang der Knochenlücke angepasst werden.
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Nach
der Extraktion eines Zahnes besteht im Übrigen die Gefahr, dass die
Schleimhaut und das Knochenrelief sehr schnell zusammenkippt. Daher
ist es auch Aufgabe des erfindungsgemäßen Hohlkörpers, die Alveole vor Höhenverlust
in vertikaler und horizontaler Richtung zu schützen, d. h. der Hohlkörper dient
als Platzhalter zur Vermeidung des Zusammenfallens der Alveole 52 (vergl. 1).
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Der
Hohlkörper 1 kann
aus jedem gängigen biodegradierbarem
Material hergestellt sein, das bereits in der Eigenknochenbildung
verwendet wird. Besonders bevorzugt sind hierbei natürliches
oder synthetisches Trikalziumphosphat, bioresorbierbare Kollagene,
sowie Polylactid- und/oder Polyglykolidbiopolymere. Auch hier gilt,
dass die verwendeten Materialien eine ausreichende Stabilität aufweisen
müssen,
um ein Kollabieren bzw. Degenerieren des Knochens an der Implantatstelle
zu vermeiden. Insbesondere sollen die Materialien die Eigenschaft
aufweisen, bei Implantation elastisch zu sein und danach (nach Kontakt
mit Körperflüssigkeiten,
z. B. Speichel) sich rasch zu verfestigen.
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Weiterhin
müssen
die Materialien so ausgewählt
sein, dass sie zunächst
in einer Zeitspanne von 1 bis 2, vorzugsweise 1 bis 3 Monaten nach
Implantation ihre Form und Struktur beibehalten und danach in einem
Zeitraum von ca. 2 bis 12, vorzugsweise 3 bis 9 Monaten nach dem
Zeitpunkt ihrer Implantation in den Kieferknochen langsam resorbiert
werden. Mit anderen Worten soll das Material dem Hohlkörper für die ersten
Monate eine ausreichende Stabilität zur Vermeidung einer Knochendegeneration
verleihen und sich danach, d. h. nach dem Zeitpunkt des Einsetzens
der Knochenregeneration, biologisch abbauen.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
enthält
der erfindungsgemäße Hohlkörper
1 darin
enthalten oder daran adsorbiert ein oder mehrere Mittel zur Förderung
des Knochenwachstums. Bei diesen Mitteln zur Förderung des Knochenwachstums
handelt es sich bevorzugt um morphogene Proteine. Solche Morphogene
sind im Stand der Technik bekannt und sind bereits vielfach in der
wissenschaftlichen und Patent-Literatur beschrieben worden. Es sei
hier insbesondere auf die
US 6,605,117
B2 , die
WO
89/09787 A2 , die
WO 89/09788
A2 sowie auf die
US
4,968,590 A1 verwiesen.
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Es
werden erfindungsgemäß insbesondere Proteine
der TGF-β-Superfamilie von
Proteinen eingesetzt. Diese Familie von Proteinen teilt eine beträchtliche
Aminosäuresequenzhomologie
innerhalb ihrer morphogenetisch aktiven C-terminalen Domänen, und
schließt
ein konserviertes 6- oder 7-Cystein-Grundgerüst ein. Die Mitglieder dieser
Familie sind dazu in der Lage, eine gewebsspezifische Morphogenese
unter anderem in Knochen zu induzieren.
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Zu
diesen Proteinen gehören
insbesondere OP-1, OP-2, OP-3, CBMP-2, CBMP-5, CBMP-7, BMP-5, BMP-6
(sowie alle anderen Proteine der BMP-Reihe) sowie das murine Homolog
(VGR-1), DPP und 60A (Drosophila), sowie VG1 (Xenopus). Siehe hierzu
auch
US Patent Nr. 5,854,071
A . Die Proteine können
in üblicher
Weise, wie im Stand der Technik beschrieben, in das Material zur
Ausbildung des Hohlkörpers
eingebaut oder an den Hohlkörper selbst
adsorbiert werden.
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Wie
bereits eingangs angesprochen findet der erfindungsgemäße Hohlkörper insbesondere
in der Zahnheilkunde und in der Orthopädie Anwendung. In der Zahnheilkunde
wird er überwiegend
zum Ausfüllen
von Knochenlücken
im Kieferbereich verwendet. Es ist jedoch auch denkbar, die erfindungsgemäße Vorrichtung
zur Überbrückung von
Knochenlücken
im Bereich der Orthopädie,
beispielsweise nach Knochenbrüchen
etc. zu verwenden.
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Nachfolgend
wird auf die 4 bis 8 Bezug
genommen.
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4 zeigt
ein vorhandenes Knochenrelief. Dieses Knochenrelief zeigt die Notwendigkeit,
Knochenlücken
oder Knochendefizite zu kompensieren, wobei ein Knochenrelief der
in 4 gezeigten Art für die spätere Einbringung eines Implantats
keinen ausreichenden Halt bieten würde. In 4 ist das Knochenrelief
mit 51 bezeichnet, die Schleimhaut mit 52 und
das theoretisch vorgesehene Implantat mit 53. Aus 4 ergibt
sich somit, dass das Implantat 53 aus dem Knochenrelief 51 seitlich
ausbrechen würde.
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5 zeigt
ein erwünschtes
Knochenrelief 51, in welches das Implantat 53 weitgehend
mittig eingesetzt ist. In diesem Fall wird das Implantat 53 ausreichend
vom umliegenden Knochen ummantelt und es wird ein sicherer Halt
des Implantats gewährleistet.
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6 zeigt
einen Operationsverlauf, bei dem mittels einer Hohlzylinderfräse 55 in
dem vorhandenen Knochenrelief 51 eine Bohrung ausgeführt wird,
wie dies vorstehend bereits erläutert
ist. Vor Durchführung
der Bohrung wird der Schleimhautlappen 52a geschlitzt und
seitlich weggeklappt, d. h. in 6 ist der
periostgeschlitzte Schleimhautlappen 52a dargestellt. Nach
Durchführung
der Bohrung in Richtung eines Pfeiles 56 (6)
wird der Hohlkörper 1 in
die in dem Knochenrelief eingebrachte Bohrung eingesetzt und gegebenenfalls
mit Hilfe eines Befestigungsmittels und einer Lasche 40,
beispielsweise in Form einer Befestigungsschraube 57 am Knochen
befestigt. Anschließend
wird der Schleimhautlappen 52a über den Hohlkörper 1 gezogen,
wie dies aus 8 hervorgeht. Sinn und Zweck
dieser Maßnahme
ist es, den in 8 zwischen dem Knochenrelief 51 und
dem durch Naht mit der Schleimhautdecke verbundenen Schleimhautlappen
sich ergebenden Hohlraum unter Einschluss des Hohlkörpers 1 mit
Knochen aufzufüllen.
Zu diesem Zweck befindet sich der Hohlkörper 1 in dem Knochenrelief 51 in
situ. Mit 58 ist der Nahtverschluss bei wiederverschlossener
Schleimhautdecke dargestellt.
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Gemäß vorliegender
Erfindung wird damit der als Stützmembran
fungierende Hohlkörper
vorgesehen zur Erhaltung des Alveolarkamms sofort nach Extraktion
eines Zahnes (alveolar ridge conservation), zudem kann der Hohlkörper auch
nach bereits erfolgter Resorption verwendet werden, um neuen Knochen
zu regenerieren, wie dies in Verbindung mit 8 gezeigt
ist (space maintenance).