-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung und Regelung von
servo-elektrischen Ziehkissen an Umformpressen nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 6.
-
In
der
US 5 435 166 A ist
eine, die Kissenkraft durch Servoantriebe erzeugende Zieheinrichtung
im Tisch einer Presse offenbart, wobei der Servoantrieb über ein
Getriebe und Zahnstange mit der Kissenplatte verbunden ist. Dabei
können
entweder mehrere, jeweils untereinander mechanische gekoppelte Servoantriebe
auf eine gemeinsame Druckwange wirken oder ein Servoantrieb wirkt
unabhängig von
anderen auf je ein Druckwangenelement einer mehrteiligen Druckwange.
Die Servomotoren werden von einer numerischen Steuerung mit den
für die
Erzeugung der Ziehkraft erforderlichen Positions- und Momentensignalen
angesteuert, wobei bedarfsweise innerhalb eines Regelkreises eine
Rückmeldung
der Istwerte des Servomotors oder der zur Zieheinrichtung gehörigen Kissenplatte
erfolgen kann.
-
In
der
JP 04172200 A wird
eine Steuerung für
die Vorbeschleunigung von hydraulischen Ziehkissen beschrieben,
bei der die Vorbeschleunigung bei einem bestimmten Pressenwinkel
gestartet und die Zielposition von einer Arithmetikeinheit vorgegeben
wird.
-
Die
Art der Vorgabe, Berechnung, Regelung und insbesondere die Synchronisation
der Bewegungs- und Kraftverläufe
der Zieheinrichtung in allen Bewegungsphasen mit der Hauptbewegung
des Stößels und
den Nebenbewegungen, wie beispielsweise der Handlingbewegung, sind
in diesen beiden Druckschriften nicht beschrieben.
-
Aus
der
DE 198 21 159
A1 ist eine Vorrichtung im Tisch einer Probierpresse bekannt,
deren Druckwange mit Motoren über
ein System Spindel -Spindelmutter so wirkverbunden ist, dass der
an der Kissenplatte gegen die Abwärtsbewegung des Stößels erzeugte
Widerstand durch die Motoren steuerbar ist. Mit den elektrischen
oder mechanischen schlupffrei gekoppelten An- und Abtriebsmotoren soll die Kippungsbewegung
der Druckwange verhindert werden.
-
Für eine Anwendung,
insbesondere in Großpressen
mit Mehrpunktzieheinrichtungen und einteiliger Druckwange, deren
einzelne Druckpunkte einerseits eine untereinander differenzierte
Krafteinstellung während
des Ziehvorganges ermöglichen
und andererseits eine Kippung der Druckwange infolge außermittiger
Belastung vermeiden sollen, ist die aus dem Stand der Technik bekannte
Synchronkopplung der Druckpunkte untereinander ungeeignet.
-
Ferner
wird offenbart, dass die Bewegung der Zieheinrichtung über elektrische
Wellen einerseits zwischen dem Stößel und der Zieheinrichtung und
andererseits zwischen mehreren zur Zieheinrichtung gehörenden Servomotoren
synchronisiert wird.
-
Dabei
kann die erforderliche Ziehkraft durch Änderung des Motormomentes während des
Tiefziehvorganges angepasst werden. Die hierzu erforderliche Vorrichtung
und die zur Steuerung erforderlichen Verfahrensschritte sind nicht
offenbart.
-
Die
DE 4218818 A1 stellt
sich die Aufgabe, in einer Transferpresse die mechanischen Kurvenscheiben
zum zwangsgesteuerten Antrieb der Teiletransporteinrichtung zu substituieren.
Dazu wird eine Regelung der Bewegung der Teiletransporteinrichtung
mittels Leitwelle für
eine vollständige
elektronische Synchronisation mit der Hauptbewegung des Stößels beschrieben,
der das Prinzip der elektronischen Kurvenscheibenregelung zugrunde
liegt. Die Bewegung des Pressenstößels wird als Leitwelle durch
einen oder zwei Positionsgeber erfasst und die Bewegungsachsen der
Teiletransporteinrichtung in Abhängigkeit
von der Leitwellenposition nach vorberechneten Bewegungsfunktionen
gesteuert.
-
Ein ähnliches
Prinzip wird in der
DE 19642962
A1 für
eine hydraulische Presse beschrieben, bei der ein Taktgeber als
virtuelle Leitwelle verwendet wird und sowohl die Stößelbewegung
als auch die Bewegungsachsen der Teiletransporteinrichtung in Abhängigkeit
von der virtuellen Leitwellenposition steuert.
-
Der
Vorteil dieses Prinzips ist die Möglichkeit zur Lagesynchronisation
einerseits zwischen Pressenstößel und
Teiletransporteinrichtung und andererseits zwischen den einzelnen
Bewegungsachsen innerhalb der mehrachsigen Teiletransporteinrichtung.
-
Da
die beiden letztgenannten Anwendungen in Teiletransporteinrichtungen
funktionsbedingt keine Kraftregelung beinhalten, ist deren Einsatz
für kraftgeregelte
Ziehkissen ungeeignet.
-
Aufgabenstellung
-
Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Steuerung und Regelung von servoelektrischen Ziehkissen an Pressen
zu schaffen, bei dem mittels einer einfachen Struktur der Steuerung
und Regelung sowie einer geringen Zahl von Schritten im Steuerungs-
bzw. Regelungsablauf ein stabiler und präziser Ablauf einerseits in
der Phase des kraftgeregelten Ziehvorganges und andererseits in
allen Phasen der lagegeregelten Bewegung des Kissens ermöglicht wird.
-
Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch ein Verfahren zur Steuerung und Regelung von servo-elektrischen
Ziehkissen mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Weitere
detaillierte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Ansprüchen 2 bis 5
beschrieben. Die Durchführung
des Verfahrens nach den Ansprüchen
1 bis 5 erfolgt mit einer Vorrichtung mit den Merkmalen gemäß Anspruch
6. Die Ansprüche
7 bis 16 enthalten weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung.
-
Das
Verfahren und die Vorrichtung zielen neben servoelektrischen Antrieben
ebenso auf servo-hydraulische Antriebe für Ziehkissen in Umformpressen,
wobei die Ziehkissen einerseits als die auf das Unterwerkzeug wirkende
Ziehkissen im Tisch und andererseits als die auf das Oberwerkzeug
wirkende Ziehkissen im Stößel Anwendung
finden. Die Ziehkissen können
als Einpunkt- oder als Mehrpunkt-Ziehkissen ausgeführt werden.
-
Der
Kerngedanke der Erfindung besteht darin, dass zur Steuerung und
Regelung des Ziehkissens das Prinzip der leitwellengesteuerten elektronischen
Kurvenscheibenregelung mit der Kraftregelung so kombiniert wird,
dass alle Bewegungsphasen des Ziehkissens, die ohne mechanischen Kontakt zum
Pressenstößel ablaufen, über elektronische
Positions-Kurvenscheiben gesteuert werden, während die Bewegungen mit Kontakt
zum Pressenstößel über eine
Kraftregelung mit einem wegabhängig
gesteuerten Kraftsollwertprofil erfolgen.
-
Ein
Vorteil dieses Prinzips ist die vollständige Synchronität der Bewegung
des Ziehkissens zur Stößelbewegung,
die auch bei Geschwindigkeitsänderungen
und Not-Stopps der Stößelbewegung
eingehalten wird, ohne dass hierfür spezielle Steuerfunktionen
notwendig sind. Gleiches gilt für
die Synchronität
der Druckpunkte von Mehrpunkt-Ziehkissen untereinander und für die Synchronität der Ziehkissenbewegung
zu einer bedarfsweise vorhandenen Teiletransporteinrichtung.
-
Wesentlich
ist die Möglichkeit,
die Umschaltung zwischen Lageregelung und Kraftregelung mit einfachen
steuerungstechnischen Mitteln auszuführen. Die Umschaltung kann
einerseits über
einen Grenzwertschalter erfolgen, der beispielsweise beim Aufsetzen
des Stößels auf
das Ziehkissen eine Regelabweichung auswertet und eine Umschalteinrichtung
auf Kraftregelung aktiviert. Andererseits kann der Wechsel von Lage-
und Kraftregelung lediglich durch den Verlauf der Positions-Kurvenscheibe
relativ zur Position des Stößels bestimmt
werden. Verläuft
beispielsweise die Kurvenscheibe oberhalb der Stößelposition, wird die Kissenposition
durch die Bewegung des Pressenstößels erzwungen.
In diesem Fall bewirken die überhöhten Ausgangssignale
von Lage- und Geschwindigkeitsregler eine dynamische Kraftbegrenzung,
wodurch eine Umschaltung auf Kraftregelung erfolgt.
-
Aus
der einfachen Struktur und Funktionsweise der Steuerung ergeben
sich neben der Aufwandsreduzierung bei Inbetriebnahme und Instandhaltung
verbesserte Voraussetzungen für
einen präzisen
und reproduzierbaren Ablauf des Ziehvorganges.
-
Die
Erfindung wird nachstehend an Ausführungsbeispielen näher erläutert. Die
zugehörige Zeichnung
zeigt:
-
1 Aufbau
eines Mehrpunkt-Ziehkissens
-
2a Vorrichtung
in einer ersten Ausgestaltung zur Steuerung von servo-elektrischen
Ziehkissen
-
2b Vorrichtung
in einer zweiten Ausgestaltung zur Steuerung von servo-hydraulischen Ziehkissen
-
3 Schrittfolge
des Verfahrens zur Steuerung servo-geregelter Ziehkissen
-
4a beispielhafter
Bewegungsablauf eines Ziehkissens in der Betriebsart „mit Sperrung" in der unteren Lage
-
4b beispielhafter
Bewegungsablauf eines Ziehkissens in der Betriebsart „ohne Sperrung"
-
5 Blockschaltbild
für die
Ziehkissenregelung mit elektronischer Kurvenscheibe und partieller
Umschaltung auf Kraftregelung in einer ersten Ausgestaltung mit
rotatorischer Leitwelle
-
6 Blockschaltbild
für die
Ziehkissenregelung mit elektronischer Kurvenscheibe und partieller
Umschaltung auf Kraftregelung in einer zweiten Ausgestaltung mit
Lineargeber am Stößel und
zwei Kurvenscheiben
-
7 Blockschaltbild
für die
Ziehkissenregelung mit elektronischer Kurvenscheibe in einer dritten
Ausgestaltung mit Kraftbegrenzungsregelung
-
Die 1 zeigt
den Aufbau eines als Mehrpunktkissen ausgeführten servo-elektrischen Ziehkissens 8 in
einer Ausgestaltung mit auf die Druckwange 2 wirkenden
Elektrozylindern 21. Die Elektrozylinder 21 sind
im Innenbereich der Druckwange 2 angeordnet und stützen sich
im Pressentisch 20 ab. Als Linearwandler kommt in dieser
Ausgestaltung ein System Spindel/Spindelmutter 3, 23 zum
Einsatz. Die mit der Druckwange 2 verbundene Spindelmutter 23 ist
drehfest, und axial synchron mit der Druckwange 2 beweglich.
Die zugehörige
Spindel 3 ist axialfest im Pressentisch 20 drehbar
gelagert. Das von der Spindelmutter 23 abgewandte Ende
der Spindel 3 steht über
eine Kupplung 24 mit einem Servomotor 5 in Wirkverbindung.
Die Kraftübertragung
erfolgt von den Elektrozylindern 21 über die Druckwange 2 und Ziehstifte 25 auf
den Blechhalter 22 im Pressenwerkzeug.
-
Das
Ziehkissen 8 kann ebenso anstelle von Elektrozylindern 21 mit
Hydraulikzylindern 3a als servo-hydraulisches Ziehkissen 9 ausgerüstet sein.
Vorteilhaft ist auch eine Ausgestaltung mit einer Kombination von
Hydraulikzylindern 3a und Elektrozylindern 21,
wobei die Hydraulikzylinder 3a die Krafterzeugung und ein
oder mehrere Elektrozylinder 21 die Bewegungsfunktionen
wie Vorbeschleunigung, Sperrung in einer definierten Lage, bedarfsweise
Rückzug,
Ausheben und Hochlauf des Ziehkissens 8 übernehmen.
-
2a zeigt
den prinzipiellen Aufbau der Vorrichtung mit einem schematisch dargestellten
und in 1 beschriebenen servo-elektrischen Ziehkissen 8,
mit der das Verfahren umsetzbar ist. Die Servomotoren 5 sind
jeweils mit einem Encoder 6 ausgerüstet, über den die Positions- und
Geschwindigkeitserfassung erfolgt. Die Kissenkraft wird durch je
einen Kraftaufnehmer 4 für jeden Druckpunkt erfasst.
Die Kraftaufnehmer 4 können
beispielsweise piezoelektrische oder resistive Dehnungsaufnehmer
sein. Alternativ kann die Kissenkraft indirekt über den Motorstrom der Servomotore 5 erfasst
werden.
-
Die
NC-Steuereinrichtung 59 beinhaltet für jeden Druckpunkt des Ziehkissens 8 eine
Achsregeleinrichtung 58, die die Lage-, Geschwindigkeits-
und Kraftregelung des Druckpunktes übernimmt und die Leistung zur
Ansteuerung des Servomotors 5 oder Hydraulikzylinders 3a erzeugt.
Die Achsregeleinrichtungen 58 erhalten ihre Führungsgrößen von
einer Kurvenscheiben-Steuereinrichtung 56 und einer Kraftsollwert-Steuereinrichtung 57.
Beide Einrichtungen werden über
eine Leitwelle gesteuert, wobei die Leitwelle entweder durch reale
Positionsgeber am Pressenstößel, Pressenantrieb
oder am Antrieb eines Teiletransportsystems innerhalb der Presse
oder durch ein „virtuelles" Leitwellensignal
beispielsweise aus der Steuerung einer Servopresse darstellbar ist.
-
Die
Kurvenscheiben-Steuereinrichtung 56 erzeugt leitwellenabhängig Lagesollwerte
für die Achsregeleinrichtungen 58.
Dabei wird das Prinzip der elektronischen Kurvenscheibe verwendet,
wobei jeder Leitwellenposition durch eine Steuerungstabelle oder
eine mathematische Funktion eine Kissenposition zugeordnet wird.
Die Kraftsollwert-Steuereinrichtung 57 erzeugt
Kraftsollwertprofile für
die Kraftregelung in den Achsregeleinrichtungen 58. Je
nach Anwendung oder teilespezifischer Anforderung kann es sich dabei
um einen konstanten Wert oder ein positionsabhängig gesteuertes Kraftprofil
für den
Ziehbereich und bedarfsweise um zusätzliche Werte für den Kissenhochlauf
in der Betriebsart „Ohne
Sperrung" handeln.
-
Aus 2b ist
ersichtlich, wie mit dem Verfahren ein servo-hydraulisches Ziehkissen 9 ansteuerbar
ist. Die bewegliche Druckwange 2 wird durch zwei Hydraulikzylinder 3a angetrieben.
Der Druck in den Hydraulikzylindern 3a wird durch Servo-
oder Proportionalventile 5a gesteuert. Die Positionserfassung
erfolgt durch lineare Wegaufnehmer 6a an der Druckwange 2 und
die Kraftmessung wird durch Druckaufnehmer 4a an den Hydraulikzylindern 3a realisiert.
-
Aus
der Anordnung der Signalschnittstellen (punktierte Linien) ist ersichtlich,
wie das servo-hydraulische Ziehkissen 9 mit der in 2a dargestellten
NC-Steuereinrichtung 59 kombinierbar
sind. Die Möglichkeit
dieser Kombination gilt ebenso für
die in den 5, 6 und 7 beschriebenen
Ausgestaltungen der Ziehkissenregelung. Die Funktionsweise der Achsregeleinrichtungen 58 und
der Leistungsverstärker
ist in diesem Fall auf die Anforderungen des hydraulischen Systems
angepasst.
-
In 3 ist
das vorgeschlagene Verfahren in Form einer Schrittfolge dargestellt.
-
In
der ersten Vorbereitungsphase 31 wird der gewünschte teile-
und betriebsartenspezifische Bewegungsablauf des Ziehkissens 8, 9 vorgegeben. Dabei
berechnet die Steuerung eine so genannte elektronische Positions-Kurvenscheibe 12,
die den Soll-Verlauf der Kissenposition 13 in Abhängigkeit von
der Stößelposition 11 beinhaltet.
-
In
zweiter Vorbereitungsphase 32 erfolgt die Vorgabe des gewünschten
Kraftverlaufs des Ziehkissens 8, 9 während des
Ziehvorganges. Die Steuerung berechnet dabei ein Kraftsollwertprofil,
dass den Kraftverlauf in Abhängigkeit
von der Stößel- und/oder Kissenposition 11, 13 beinhaltet.
-
Die
Positions-Kurvenscheibe 12 und das Kraftsollwertprofil
werden in Form einer Tabelle, einer mathematischen Funktion oder
einer Kombination aus beiden in der Steuerung gespeichert.
-
Diese
beiden Vorbereitungsphasen 31, 32, deren Reihenfolge
als Vorbereitung für
den eigentliche Zyklus beliebig wählbar ist, können entweder manuell über eine
entsprechende Bedienoberfläche eingegeben
oder aus einem Speicher abgerufen werden. Es ist ebenso denkbar,
diese beiden Schritte für ein
neues Teil schon auszuführen,
während
der Bewegungszyklus für
das vorherige Teil noch ausgeführt
wird.
-
Nach
dem Startsignal 37 beginnt mit dem ersten Verfahrensschritt 33 der
zyklische Ablauf der Funktionen des Ziehkissens 8, 9,
die je nach Betriebsart auch aus den 4a und 4b ersichtlich sind.
Bis zur Phase des Aufsetzens des Stößels auf das Ziehkissen wird
die Kissenposition 13 durch eine Lageregelung beeinflusst,
die ihren Sollwert aus der entsprechend der aktuellen Stößelposition 11 ausgelesenen
Positions-Kurvenscheibe 12 erhält. Durch den Verlauf der Positions-Kurvenscheibe 12 wird
das Ziehkissen 8, 9 zunächst in seiner oberen Lage
gehalten und anschließend
kurz vor dem Auftreffen des Stößels vorbeschleunigt.
-
Im
zweiten Verfahrensschritt 34 wird beim Aufsetzen des Stößels auf
das Ziehkissen 8, 9 auf Kraft- oder Drehmomentenregelung
mit einer ersten Umschaltbedingung 38 umgeschaltet. Die
erste Umschaltbedingung 38 kann durch das Erreichen einer bestimmten
Stößelposition 11,
einer definierten Regelabweichung oder durch einen definierten Verlauf der
Positions-Kurvenscheibe 12 in Verbindung mit einer Kraftbegrenzungsregelung
erfüllt
werden. Die zugehörigen
Ausgestaltungen sind in 5 und 7 beschrieben.
-
Im
dritten Verfahrensschritt 35 erfolgt vom Aufsetzen des
Stößels auf
das Ziehkissen 8, 9 bis zum Ende der gemeinsamen
Bewegung von Stößel und
Ziehkissen 8, 9 eine Kraft- oder Drehmomentenregelung,
die ihren Sollwert aus dem entsprechend der aktuellen Kissen- oder
Stößelposition 13, 11 ausgelesenen
Kraftsollwertprofil erhält.
-
Im
vierten Verfahrensschritt 36 erfolgt je nach vorgewählter Betriebsart
des Ziehkissens 8, 9 entweder in der unteren Lage
oder zu Beginn der Endlagendämpfung
des Kissenhochlaufes nach einer zweiten Umschaltbedingung 39 wieder
ein Umschalten auf Lageregelung mit Positions-Kurvenscheibe 12.
Die zweite Umschaltbedingung 39 kann entweder durch das
Erreichen einer bestimmten Stößel- bzw.
Kissenposition 11, 13 einer definierten Regelabweichung
oder durch einen bestimmten Verlauf der Positions-Kurvenscheibe 12 in
Verbindung mit einer Kraftbegrenzungsregelung erfüllt werden.
-
Anschließend wird
der zyklische Bewegungsablauf mit dem ersten Verfahrensschritt 33 fortgesetzt.
Durch den Verlauf der Positions-Kurvenscheibe 12 werden
je nach gewählter
Betriebsart des Ziehkissens 8, 9 die Bewegungsfunktionen
Sperren beziehungsweise Rückzug
in der unteren Lage, Ausheben des Teils, Kissenhochlauf und Endlagendämpfung 19 mit
anschließender
Rast in der oberen Lage ausgeführt.
-
Die
in 3 dargestellte Schrittfolge des Ablaufes der Funktionen
des Ziehkissens 8, 9 ist aus den 4a und 4b grafisch
ersichtlich.
-
Die 4a stellt
einen typischen Bewegungsablauf des Ziehkissens 8, 9 in
der Betriebsart „Mit
Sperrung" in Zusammenhang
mit dem vorgeschlagenen Verfahren dar. In dieser Betriebsart erfolgt
der Kissenhochlauf nicht unmittelbar nach Durchlauf des unteren
Umkehrpunktes des Stößels, sondern
die Bewegung des Ziehkissens 8, 9 wird zunächst gesperrt
und der Hochlauf erfolgt zeitlich gegenüber der Stößelbewegung verzögert. Dargestellt sind
die Stößelposition 11,
die Kissenposition 13 und eine Positions-Kurvenscheibe 12 als
zeit- oder kurbelwinkelabhängiger
Verlauf.
-
In
einer ersten Phase 14 erfolgt die Lageregelung mit elektronischer
Positions-Kurvenscheibe 12, wobei die Kissenposition 13 der
Positions-Kurvenscheibe 12 folgt und die Rast in der oberen
Lage und die Vorbeschleunigung des Ziehkissens 8, 9 steuert.
Dies entspricht dem ersten Verfahrensschritt 33 nach 3.
-
Im
Auftreffpunkt 17 erfolgt die Umschaltung auf Kraftregelung
entsprechend dem zweiten Verfahrensschritt 34 aus 3.
In der sich anschließenden zweiten
Phase 15 erfolgt die Kraftregelung mit definiertem Kraftsollwertprofil
entsprechend dem dritten Verfahrensschritt 35 aus 3.
In dieser Phase kann die Positions-Kurvenscheibe 12 unwirksam
sein. Der Verlauf der Positions-Kurvenscheibe ist in dieser Phase
nur dann wirksam, wenn die Umschaltung auf Kraftregelung nach der
in 7 dargestellten Ausgestaltung mit Kraftbegrenzung
realisiert wird. Dabei muss der Verlauf der Positions-Kurvenscheibe 12 oberhalb
der durch die Stößelposition 11 erzwungenen
Kissenposition 13 liegen.
-
Im
unteren Umkehrpunkt 18 erfolgt in Analogie zum vierten
Verfahrensschritt 36 nach 3 das Umschalten
auf Lageregelung mit elektronischer Positions-Kurvenscheibe 12.
Die sich anschließende dritte
Phase 16 beinhaltet die Bewegungsfunktionen Kissenrückzug und
Sperrung in der unteren Lage, Ausheben des Teils, Kissenhochlauf,
Endlagendämpfung
und Rast in der oberen Lage. Der Ablauf wiederholt sich zyklisch
mit der eingangs beschriebenen ersten Phase 14. Die genannten
Bewegungsfunktionen sind im Verlauf der Positions-Kurvenscheibe 12 enthalten
und werden durch die Lageregelung in Abhängigkeit von der als Leitwelle
dienenden Stößelposition 11 ausgeführt.
-
Aus 4b ist
ein typischer Bewegungsablauf des Ziehkissens 8, 9 in
der Betriebsart „Ohne Sperrung" im Zusammenhang
mit dem vorgeschlagenen Steuerungsverfahren ersichtlich. Dargestellt sind
analog zur 4a die Stößelposition 11, die
Kissenposition 13 und eine Positions-Kurvenscheibe 12 als
zeit- oder kurbelwinkelabhängiger
Verlauf.
-
Nach
der ersten und zweiten Phase 14, 15 mit jeweils
analogem Ablauf nach 4 erfolgt der Kissenhochlauf
unmittelbar nach dem unteren Umkehrpunkt 18, wobei das
Ziehkissen 8, 9 unverzögert der Stößelbewegung folgt. Im unteren
Umkehrpunkt 18 wird die Kraftregelung fortgesetzt. Dazu
enthält das
Kraftsollwertprofil einen oder mehrere zusätzliche Werte, die so bemessen
sind, dass das Ziehkissen 8, 9 der Aufwärtsbewegung
des Stößels folgt
und das umgeformte Teil aushebt. Zu Beginn der Endlagendämpfung 19 erfolgt
das Umschalten auf Lageregelung, so dass die Endlagendämpfung und
die Rast in der oberen Lage durch die Positions-Kurvenscheibe 12 vorgegeben
werden und der Ablauf sich zyklisch wiederholt.
-
Die 5, 6 und 7 zeigen
Anwendungsbeispiele und vorteilhafte Ausgestaltungen der vorgeschlagenen
Ziehkissen regelung mit elektronischer Kurvenscheibe und partieller
Umschaltung auf Kraftregelung in Form von Blockschaltbildern.
-
Die
erste Ausgestaltung nach 5 beinhaltet eine Kurvenscheibensteuerfunktion 41 zum
Berechnen, Speichern und leitwellenabhängigen Auslesen von Positions-Kurvenscheiben 12,
eine Kraftsollwertsteuerfunktion 42 zum Berechnen, Speichern und
positionsabhängigen
Auslesen von Kraftsollwertprofilen und eine Achsregeleinrichtung 58,
die aus den drei Regelkreisen Lageregler 43, Geschwindigkeitsregler 44 und
Kraftregler 45 sowie der Umschalteinrichtung für Reglersollwerte 49 und
dem Leistungsverstärker 46 besteht.
Alle drei Regelkreise werden durch Rückführung der entsprechenden Istwerte
geschlossen. Der Lage-Istwert wird vom Encoder 6 geliefert.
Der Geschwindigkeits-Istwert wird durch ein Differenzierglied 47 aus
dem Lage-Istwert erzeugt und der Kraft-Istwert wird durch den Kraftaufnehmer 4 erfasst.
-
Der
Funktionsablauf wird durch die Leitwelle 1, die hier dem
Kurbelwinkel der Presse entspricht, folgendermaßen gesteuert:
Wenn sich
der Pressenstößel von
seinem oberen Umkehrpunkt bis zum Auftreffpunkt 17 auf
das Ziehkissen 8, 9 bewegt, werden durch die Kurvenscheibensteuerfunktion 41 fortlaufend
Lage-Sollwerte an den
Lageregler 43 übergeben.
Dem Lageregler 43 ist der Geschwindigkeitsregler 44 nachgeordnet,
der wiederum über
die Umschalteinrichtung 49 den Kraftregler 45 ansteuert.
In dieser Konstellation arbeiten die drei kaskadierten Regler als
Lageregelung, so dass der über
einen Leistungsverstärker 46 angesteuerte
Servomotor 5 und die wirkverbundene Druckwange 2 der
Positions-Kurvenscheibe 12 folgt. Auf diese Weise wird
die erste Bewegungsphase des Ziehkissens 8, 9,
bestehend aus Rast in der oberen Lage und Vorbeschleunigung gesteuert.
-
Beim
Aufsetzen des Stößels auf
das Ziehkissen 8, 9 wird die Funktionseinheit
zur Reglerumschaltung 55 wirksam, die in dieser Ausgestaltung aus
Grenzwertschalter 48 und Umschalteinrichtung für Reglersollwerte 49 besteht.
Dabei wird durch den Grenzwertschalter 48, der im Auftreffpunkt 17 eine Regelabweichung
auswertet, mittels Umschalteinrichtung 49 auf Kraftregelung
umgeschaltet. Damit sind Lage- und Geschwindigkeitsregler 43, 44 wirkungslos
und der Kraftregler 45 erhält seine Sollwerte von der
Kraftsollwertsteuerfunktion 42. Diese erzeugt fortlaufend
Sollwerte durch stößel- oder
kissenpositionsabhängiges
Auslesen des gespeicherten Kraftsollwertprofils. Auf diese Weise
wird die zweite Phase 15 des Ziehkissens 8, 9 ab
Auftreffpunkt 17 bis zum Ende der gemeinsamen Bewegung von
Stößel und
Ziehkissen 8, 9 gesteuert.
-
Anschließend wird
mittels Umschalteinrichtung 49 entweder bei der Funktion „Mit Sperrung" in der unteren Lage
des Ziehkissens 8, 9 oder bei der Funktion „Ohne Sperrung" zu Beginn der Endlagendämpfung 19 des
Kissenhochlaufes wieder auf Lageregelung mit Positions-Kurvenscheibe 12 umgeschaltet.
Die Lageregelung bleibt bis zum nächsten Aufsetzen des Stößels auf
das Ziehkissen 8, 9 aktiv, so dass sich der Bewegungszyklus
wie oben beschrieben fortsetzt.
-
Bei
bestimmten Anwendungen oder bei hydraulischen Pressen kann es erforderlich
sein, die Stößelposition 11 direkt
mit linearen Wegaufnehmern 7 zu erfassen.
-
Die 6 zeigt
eine zweite Ausgestaltung der Ziehkissenregelung, die einen linearen
Wegaufnehmer 7 am Pressenstößel als Leitwelle verwendet. Im
Gegensatz zum rotatorischen Positionsgeber 1 ist eine Unterscheidung zwischen
Abwärts-
und Aufwärtsbewegung
nicht mehr direkt durch das Leitwellensignal möglich. Dazu werden zwei Kurvenscheiben
mit jeweils einer Positions-Kurvenscheibe 50 für die Steuerfunktion
Abwärts
und einer Positions-Kurvenscheibe 51 für die Steuerfunktion
Aufwärts
verwendet. Die Umschaltung erfolgt durch eine Umschalteinrichtung 53,
die über
einen von dem rotatorischen Positionsgeber 1 erzeugten
Schaltnocken 52 gesteuert wird. Die Umschaltung kann alternativ auch
durch eine virtuelle Leitwelle, eine Einrichtung zur Richtungserkennung
oder ein Steuersignal aus der Ablaufsteuerung für die Stößelbewegung erfolgen. Die weitere
Funktionsweise entspricht der ersten Ausgestaltung nach 5.
-
Es
ist ebenso denkbar, nur eine Kurvenscheibe zu verwenden und das
zugehörige
Positionssignal des linearen Wegaufnehmers 7 umzuschalten
oder rechnerisch anzupassen.
-
In
der dritten Ausgestaltung nach 7 wird als
Funktionseinheit zur Reglerumschaltung 55 eine Einrichtung
zur dynamischen Kraftbegrenzung 54 verwendet. Diese Einrichtung
begrenzt das Ausgangssignal des Geschwindigkeitsreglers 44 auf
einen dynamisch vorgebbaren Maximalwert, der von der Kraftsollwertsteuerfunktion 42 erzeugt
wird. Auf diese Weise wird der Wechsel zwischen Lageregelung und
Kraftregelung lediglich durch den Verlauf der Positions-Kurvenscheibe 12 relativ
zur Stößelposition 11 bestimmt.
-
Verläuft die
Positions-Kurvenscheibe 12 unterhalb der Stößelposition 11,
ist die Kraftbegrenzung nicht wirksam und das System befindet sich
in Lageregelung, so dass das Ziehkissen 8, 9 der
Kurvenscheibe folgt. Verläuft
dagegen die Positions-Kurvenscheibe 12 oberhalb der Stößelposition 11, wird
die Kissenposition 13 durch die Bewegung des Pressenstößels erzwungen.
In diesem Fall werden die Ausgangssignale von Lage- und Geschwindigkeitsregler so
groß,
dass die Kraftbegrenzung wirkt. Damit befindet sich das System in
Kraftregelung und das Kraftsollwertprofil wird wirksam.
-
Gegenüber der
ersten und zweiten Ausgestaltung ist vorteilhaft keine mit zusätzlichen
Elementen gesteuerte Reglerumschaltung erforderlich.
-
- 1
- rotatorische
Positionsgeber als Leitwelle
- 2
- Druckwange
- 3
- Spindel
- 3a
- Hydraulikzylinder
- 4
- Kraftaufnehmer
- 4a
- Druckaufnehmer
- 5
- Servomotor
- 5a
- Servo-
oder Proportionalventil
- 6
- Encoder
- 6a
- linearer
Wegaufnehmer am Kissen
- 7
- linearer
Wegaufnehmer am Stößel ais
Leitwelle
- 8
- servo-elektrisches
Ziehkissen
- 9
- servo-hydraulisches
Ziehkissen
- 11
- Stößelposition
- 12
- Positions-Kurvenscheibe
- 13
- Kissenposition
- 14
- erste
Phase
- 15
- zweite
Phase
- 16
- dritte
Phase
- 17
- Auftreffpunkt
- 18
- unterer
Umkehrpunkt
- 19
- Beginn
der Endlagendämpfung
- 20
- Pressentisch
- 21
- Elektrozylinder
- 22
- Blechhalter
- 23
- Spindelmutter
- 24
- Kupplung
- 25
- Ziehstifte
- 31
- erste
Vorbereitungsphase
- 32
- zweite
Vorbereitungsphase
- 33
- erster
Verfahrensschritt
- 34
- zweiter
Verfahrensschritt
- 35
- dritter
Verfahrensschritt
- 36
- vierter
Verfahrensschritt
- 37
- Startsignal
- 38
- erste
Umschaltbedingung
- 39
- zweite
Umschaltbedingung
- 41
- Kurvenscheibensteuerfunktion
- 42
- Kraftsollwertsteuerfunktion
- 43
- Lageregler
- 44
- Geschwindigkeitsregler
- 45
- Kraft-
oder Drehmomentenregler
- 46
- Leistungsverstärker
- 47
- Differenzierglied
- 48
- Grenzwertschalter
- 49
- Umschalteinrichtung
für Reglersollwerte
- 50
- Positions-Kurvenscheibe
für die
Steuerfunktion Abwärts
- 51
- Positions-Kurvenscheibe
für die
Steuerfunktion Aufwärts
- 52
- Schaltnocken
- 53
- Umschalteinrichtung
für Kurvenscheiben
- 54
- Dynamische
Kraftbegrenzung
- 55
- Funktionseinheit
zur Reglerumschaltung
- 56
- Kurvenscheiben-Steuereinrichtung
- 57
- Kraftsollwert-Steuereinrichtung
- 58
- Achsregeleinrichtung
- 59
- NC-Steuereinrichtung