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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind die CGRP-Antagonisten der allgemeinen
Formel
deren Tautomere, deren Diastereomere,
deren Enantiomere, deren Hydrate, deren Gemische und deren Salze sowie
die Hydrate der Salze, insbesondere deren physiologisch verträgliche Salze
mit anorganischen oder organischen Säuren, diese Verbindungen enthaltende
Arzneimittel, deren Verwendung und Verfahren zu ihrer Herstellung.
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In
der obigen allgemeinen Formel (I) bedeuten
A einen Rest der
Formel
die Gruppe
einen Rest der Formel
-NR
2R
3 einen Rest der
Formel
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Besonders
bevorzugte Verbindungen der obigen allgemeinen Formel (I) sind beispielsweise
folgende:
deren
Tautomere, deren Diastereomere, deren Enantiomere, deren Hydrate,
deren Gemische und deren Salze sowie die Hydrate der Salze.
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Die
Verbindungen der allgemeinen Formel (I) werden nach prinzipiell
bekannten Methoden hergestellt. Die folgenden Verfahren haben sich
zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen der allgemeinen Formel
(I) besonders bewährt:
- (a) Zur Herstellung von Verbindungen der allgemeinen
Formel in der A und R1 bis
R3 wie eingangs erwähnt definiert sind:
Umsetzung
eines Piperidins der allgemeinen Formel in der R1 wie
eingangs erwähnt
definiert ist,
mit einem Kohlensäurederivat der allgemeinen
Formel in der G eine nucleofuge
Gruppe, die gleich oder verschieden sein kann, bevorzugt das Chloratom,
die p-Nitrophenoxy- oder Trichlormethoxy-Gruppe, bedeutet, und
mit
einer Verbindung der allgemeinen Formel in der A, R2 und
R3 wie eingangs erwähnt definiert sind, mit der
Maßgabe,
dass R2 und R3 keine
weitere freie, ungeschützte,
primäre
oder sekundäre
aliphatische Aminofunktion enthalten.
Die im Prinzip zweistufigen
Reaktionen werden in der Regel als Eintopfverfahren durchgeführt, und
zwar bevorzugt in der Weise, dass man in der ersten Stufe eine der
beiden Komponenten (II) oder (IV) mit äquimolaren Mengen des Kohlensäurederivates
der allgemeinen Formel (III) in einem geeigneten Lösemittel
bei tieferer Temperatur zur Reaktion bringt, anschließend wenigstens äquimolare
Mengen der anderen Komponente (II) oder (IV) zugibt und die Umsetzung
bei höherer
Temperatur beendet. Die Umsetzungen mit Bis-(trichlormethyl)-carbonat
werden bevorzugt in Gegenwart von wenigstens 2 Äquivalenten (bezogen auf Bis-(trichlormethyl)-carbonat)
einer tertiären
Base, beispielsweise von Triethylamin, N-Ethyldiisopropylamin, Pyridin,
1,5-Diaza-bicyclo-[4,3,0]-non-5-en, 1,4-Diazabicyclo-[2,2,2]octan oder
1,8-Diazabicyclo-[5,4,0]-un-dec-7-en, durchgeführt. Als Lösungsmittel, die wasserfrei
sein sollten, kommen beispielsweise Tetrahydrofuran, Dioxan, Dimethylformamid,
Dimethylacetamid, N-Methyl-2-pyrrolidon, 1,3-Dimethyl-2-imidazolidinon oder
Acetonitril in Betracht, bei Verwendung von Bis-(trichlormethyl)-carbonat als Carbonylkomponente
werden wasserfreie Chlorkohlenwasserstoffe, beispielsweise Dichlormethan,
1,2-Dichlorethan oder Trichlorethylen, bevorzugt. Die Reaktionstemperaturen
liegen für
die erste Reaktionsstufe zwischen –30°C und +25°C, bevorzugt –5°C und +10°C, für die zweite
Reaktionsstufe zwischen +15°C
und der Siedetemperatur des verwendeten Lösemittels, bevorzugt zwischen
+20°C und
+70°C (Siehe
auch: H. A. Staab und W. Rohr, "Synthesen
mit heterocyclischen Amiden (Azoliden)", Neuere Methoden der Präparativen
Organischen Chemie, Band V, S. 53-93, Verlag Chemie, Weinheim/Bergstr.,
1967; P. Majer und R.S. Randad, J. Org. Chem. 59, S. 1937-1938 (1994);
K. Takeda, Y. Akagi, A. Saiki, T. Sukahara und H. Ogura, Tetrahedron
Letters 24 (42), 4569-4572 (1983); S.R. Sandler und W. Karo in "Organic Functional
Group Preparations",
Vol. II, S. 223-245, Academis Press, New York 1971).
- (b) Zur Herstellung von Verbindungen der allgemeinen Formel in der A und R1 bis
R3 wie eingangs erwähnt definiert sind:
Kupplung
einer Carbonsäure
der allgemeinen Formel in der A und R1 wie
eingangs erwähnt
definiert sind, mit einem Amin der allgemeinen Formel HNR2R3, in der R2 und R3 wie eingangs
erwähnt
definiert sind, mit der Maßgabe,
dass sie keine freie weitere ungeschützte primäre oder sekundäre aliphatische
Aminofunktion enthalten.
Eine gegebenenfalls in dem Rest -NR2R3 zusätzlich vorhandene
primäre
oder sekundäre
Aminofunktion wird jeweils mit einer geeigneten Schutzgruppe versehen.
Die
Kupplung wird bevorzugt unter Verwendung von aus der Peptidchemie
bekannten Verfahren (siehe z.B. Houben-Weyl, Methoden der Organischen
Chemie, Bd. 15/2) durchgeführt,
wobei zum Beispiel Carbodiimide, wie z.B. Dicyclohexylcarbodiimid
(DCC), Diisopropylcarbodiimid (DIC) oder Ethyl-(3-dimethylamino-propyl)-carbodiimid,
O-(1H-Benzotriazol-1-yl)-N,N-N',N'-tetramethyluronium-hexafluorphosphat (HBTU)
oder -tetrafluorborat (TBTU) oder 1H-Benzotriazol-1-yl-oxy-tris-(dimethylamino)-phosphoniumhexafluorphosphat
(BOP) eingesetzt werden. Durch Zugabe von 1-Hydroxybenzotriazol
(HOBt) oder von 3-Hydroxy-4-oxo-3,4-dihydro-1,2,3-benzotriazin
(HOOBt) kann die Reaktionsgeschwindigkeit gesteigert werden. Die
Kupplungen werden normalerweise mit äquimolaren Anteilen der Kupplungskomponenten
sowie des Kupplungsreagenz in Lösungsmitteln
wie Dichlormethan, Tetrahydrofuran, Acetonitril, Dimethylformamid
(DMF), Dimethylacetamid (DMA), N-Methylpyrrolidon (NMP) oder Gemischen
aus diesen und bei Temperaturen zwischen –30 und +30°C, bevorzugt –20 und
+25°C, durchgeführt. Sofern
erforderlich wird als zusätzliche
Hilfsbase N-Ethyldiisopropylamin (DIEA) (Hünig-Base) bevorzugt.
Als
weiteres Kupplungsverfahren zur Synthese von Verbindungen der allgemeinen
Formel (I) wird das sogenannte "Anhydridverfahren" (siehe auch: M.
Bodanszky, "Peptide
Chemistry", Springer-Verlag
1988, S. 58-59; M. Bodanszky, "Principles
of Peptide Synthesis",
Springer-Verlag 1984, S. 21-27) eingesetzt. Bevorzugt wird das "gemischte Anhydridverfahren" in der Variante
nach Vaughan (J.R. Vaughan Jr., J. Amer. Chem.Soc. 73, 3547 (1951)),
bei der unter Verwendung von Chlorkohlensäureisobutylester in Gegenwart von
Basen, wie 4-Methylmorpholin oder 4-Ethylmorpholin, das gemischte
Anhydrid aus der zu kuppelnden Carbonsäure der allgemeinen Formel
(V) und dem Kohlensäuremonoisobutylester
erhalten wird. Die Herstellung dieses gemischten Anhydrids und die
Kupplung mit den Aminen der allgemeinen Formel HNR2R3 erfolgt im Eintopfverfahren, unter Verwendung
der vorstehend genannten Lösemittel
und bei Temperaturen zwischen –20°C und +25°C, bevorzugt
zwischen 0°C
und +25°C.
- (c) Zur Herstellung von Verbindungen der allgemeinen Formel in der A und R1 bis
R3 wie eingangs erwähnt definiert sind:
Kupplung
einer Verbindung der allgemeinen Formel in der A und R1 wie
eingangs erwähnt
definiert sind und Nu eine Austrittsgruppe, beispielsweise ein Halogenatom,
wie das Chlor-, Brom- oder Iodatom, eine Alkylsulfonyloxygruppe
mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen im Alkylteil, eine gegebenenfalls
durch Chlor- oder Bromatome, durch Methyl- oder Nitrogruppen mono-,
di- oder trisubstituierte Phenylsulfonyloxy- oder Naphthylsulfonyloxygruppe,
wobei die Substituenten gleich oder verschieden sein können, eine
1H-Imidazol-1-yl-, eine gegebe nenfalls durch eine oder zwei Methylgruppen
im Kohlenstoffgerüst
substituierte 1H-Pyrazol-1-yl-,
eine 1H-1,2,4-Triazol-1-yl-, 1H-1,2,3-Triazol-1-yl-, 1H-1,2,3,4-Tetrazol-1-yl-, eine Vinyl-,
Propargyl-, p-Nitrophenyl-, 2,4-Dinitrophenyl-, Trichlorphenyl-,
Pentachlorphenyl-, Pentafluorphenyl-, Pyranyl- oder Pyridinyl-,
eine Dimethylaminyloxy-, 2(1H)-Oxopyridin-1-yl-oxy-, 2,5-Dioxopyrrolidin-1-yloxy-,
Phthalimidyloxy-, 1H-Benzotriazol-1-yloxy- oder Azidgruppe bedeutet,
mit
einem Amin der allgemeinen Formel HNR2R3, in der R2 und
R3 wie eingangs erwähnt definiert sind, mit der
Maßgabe,
dass keine weitere freie, ungeschützte, primäre oder sekundäre aliphatische
Aminofunktion enthalten ist.
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Die
Umsetzung wird unter Schotten-Baumann- oder Einhorn-Bedingungen
durchgeführt,
das heißt, die
Komponenten werden in Gegenwart von wenigstens einem Äquivalent
einer Hilfsbase bei Temperaturen zwischen –50°C und +120°C, bevorzugt –10°C und +30°C, und gegebenenfalls
in Gegenwart von Lösungsmitteln
zur Reaktion gebracht. Als Hilfsbasen kommen bevorzugt Alkali- und
Erdalkalihydroxide, beispielsweise Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid
oder Bariumhydroxid, Alkalicarbonate, z.B. Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat
oder Cäsiumcarbonat,
Alkaliacetate, z.B. Natrium- oder Kaliumacetat, sowie tertiäre Amine,
beispielsweise Pyridin, 2,4,6-Trimethylpyridin, Chinolin, Triethylamin,
N-Ethyldiisopropylamin, N-Ethyldicyclohexylamin, 1,4-Di-azabicyclo[2,2,2]octan
oder 1,8-Diaza-bicyclo[5,4,0]-undec-7-en,
als Lösungsmittel
beispielsweise Dichlormethan, Tetrahydrofuran, 1,4-Dioxan, Acetonitril,
Dimethylformamid, Dimethylacetamid, N-Methylpyrrolidon oder Gemische
davon in Betracht; werden als Hilfsbasen Alkali- oder Erdalkalihydroxide,
Alkalicarbonate oder -acetate verwendet, kann dem Reaktionsgemisch
auch Wasser als Cosolvens zugesetzt werden.
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Die
erfindungsgemäßen neuen
Verbindungen der allgemeinen Formel (I) enthalten ein oder mehrere Chiralitätszentren.
Sind beispielsweise zwei Chiralitätszentren vorhanden, dann können die
Verbindungen in Form zweier diastereomerer Antipodenpaare auftreten.
Die Erfindung umfasst die einzelnen Isomeren ebenso wie ihre Gemische.
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Die
Trennung der jeweiligen Diastereomeren gelingt auf Grund ihrer unterschiedlichen
physikochemischen Eigenschaften, z.B. durch fraktionierte Kristallisation
aus geeigneten Lösemitteln;
durch Hochdruckflüssigkeits-
oder Säulenchromatographie
unter Verwendung chiraler oder bevorzugt achiraler stationärer Phasen.
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Die
Trennung von unter die allgemeine Formel (I) fallenden Racematen
gelingt beispielsweise durch HPLC an geeigneten chiralen stationären Phasen
(z.B. Chiral AGP, Chiralpak AD) Racemate, die eine basische Funktion
enthalten, lassen sich auch über
die diastereomeren, optisch aktiven Salze trennen, die bei Umsetzung
mit einer optisch aktiven Säure,
beispielsweise (+)- oder (–)-Weinsäure, (+)-
oder (–)-Diacetylweinsäure, (+)-
oder (–)-Monomethyltartrat
oder (+)-Camphersulfonsäure
entstehen.
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Nach
einem üblichen
Verfahren zur Isomerentrennung wird das Racemat einer Verbindung
der allgemeinen Formel (I) mit einer der vorstehend angegebenen
optisch aktiven Säuren
in äquimolarer
Menge in einem Lösemittel
umgesetzt und die erhaltenen kristallinen, diastereomeren, optisch
aktiven Salze unter Ausnutzung ihrer verschiedenen Löslichkeit
getrennt. Diese Umsetzung kann in jeder Art von Lösemitteln
durchgeführt
werden, solange sie einen ausreichenden Unterschied hinsichtlich
der Löslichkeit
der Salze aufweisen. Vorzugsweise werden Methanol, Ethanol oder
deren Gemische, beispielsweise im Volumenverhältnis 50:50, verwendet. Sodann
wird jedes der optisch aktiven Salze in Wasser gelöst, mit
einer Base, wie Natriumcarbonat oder Kaliumcarbonat, oder mit einer
geeigneten Säure,
beispielsweise mit verdünnter
Salzsäure
oder wässeriger
Methansulfonsäure,
vorsichtig neutralisiert und dadurch die entsprechende freie Verbindung
in der (+)- oder
(–)-Form
erhalten.
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Jeweils
nur das (R)- oder (S)-Enantiomer bzw. ein Gemisch zweier optisch
aktiver, unter die allgemeine Formel (I) fallender diastereomerer
Verbindungen wird auch dadurch erhalten, dass man die oben beschriebenen
Synthesen mit jeweils einer geeigneten (R)- bzw. (S)-konfigurierten
Reaktionskomponente durchführt.
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Die
Ausgangsverbindungen der allgemeinen Formel (II) erhält man,
soweit sie nicht literaturbekannt sind, entsprechend den in der
internationalen Patentanmeldung WO 03/104236 angegebenen Verfahren.
Die Ausgangsverbindungen der allgemeinen Formel (III) sind käuflich.
Verbindungen der allgemeinen Formel (IV) lassen sich nach dem Peptidchemiker
geläufigen
Methoden aus Hydroxycarbonsäuren
und Aminen der allgemeinen Formel HNR2R3 herstellen.
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Für die Herstellung
von Verbindungen der allgemeinen Formel (IV) können die für die Synthese benötigten Hydroxycarbonsäuren der
allgemeinen Formel
in der die Reste A wie eingangs
erwähnt
definiert ist, aus Verbindungen der allgemeinen Formel
in der A wie eingangs erwähnt definiert
ist, gewonnen werden.
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Unter
der Maßgabe,
dass die Reste A nicht die Amino- oder Methylaminogruppe enthalten,
können durch
Diazotierung von Verbindungen der allgemeinen Formel (VIII) mit
einem geeigneten Diazotierungsreagenz, bevorzugt Natriumnitrit in
sauren Milieu, die Verbindungen der allgemeinen Formel (VII) erhalten
werden. Bei Einsatz enantiomerenreiner Verbindungen werden die entsprechenden
enantiomerenreinen Hydroxycarbonsäureverbindungen erhalten, wobei
die Reaktion unter Retention der Konfiguration abläuft.
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Ein
weiterer Zugang zu Verbindungen der allgemeinen Formel (VII), in
der die Reste A wie eingangs erwähnt
definiert sind, besteht in der Alkylierung der Verbindung
mit entsprechend substituierten
Benzylchloriden, Benzylbromiden oder Benzyliodiden der allgemeinen
Formel
in der die Reste A wie eingangs
erwähnt
definiert ist und X ein Chlor-, Brom- oder Jodatom bedeutet, in
Analogie zu literaturbekannten Methoden (Michael T. Crimmins, Kyle
A. Emmitte und Jason D. Katz, Org. Lett. 2, 2165-2167 [2000]).
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Die
entstehenden diastereomeren Produkte können dann mit Hilfe physikochemischer
Methoden, bevorzugt mit Hilfe chromatographischer Methoden, getrennt
werden. Die hydrolytische Abspaltung des chiralen Auxiliars, Kupplung
mit Aminen der allgemeinen Formel HNR2R3 und Abspaltung der Benzylschutzgruppe eröffnet ebenfalls
einen Zugang zu enantiomerenreinen Hydroxycarbonsäureverbindungen
des allgemeinen Formel (IV).
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Verbindungen
der allgemeinen Formel (VII), in der die Reste A wie eingangs erwähnt definiert
sind, können
weiterhin durch Verkochen von 2-Acetylamino-3-phenyl-acrylsäuren der
allgemeinen Formel
mittels starker Säuren und
anschließender
Reduktion der entstandenen 2-Hydroxy-3-phenyl-acrylsäuren erhalten werden.
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Die
erhaltenen Verbindungen der allgemeinen Formel (I) können, sofern
sie geeignete basische Funktionen enthalten, insbesondere für pharmazeutische
Anwendungen in ihre physiologisch verträglichen Salze mit anorganischen
oder organischen Säuren übergeführt werden.
Als Säuren
kommen hierfür
beispielsweise Salzsäure,
Bromwasserstoftsäure,
Phosphorsäure,
Salpetersäure,
Schwefelsäure,
Methansulfonsäure, Ethansulfonsäure, Benzolsulfonsäure, p-Toluolsulfonsäure, Essigsäure, Fumarsäure, Bernsteinsäure, Milchsäure, Mandelsäure, Äpfelsäure, Zitronensäure, Weinsäure oder
Maleinsäure
in Betracht.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Racemate, sofern die Verbindungen
der allgemeinen Formel (I) nur ein Chiralitätselement besitzen. Die Anmeldung
umfasst jedoch auch die einzelnen diastereomeren Antipodenpaare
oder deren Gemische, die dann vorliegen, wenn mehr als ein Chiralitätselement
in den Verbindungen der allgemeinen Formel (I) vorhanden ist, sowie
die einzelnen optisch aktiven Enantiomeren, aus denen sich die erwähnten Racemate
zusammensetzen.
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Ebenfalls
mit vom Gegenstand dieser Erfindung umfasst sind die erfindungsgemäßen Verbindungen, einschließlich deren
Salze, in denen ein oder mehrere Wasserstoffatome durch Deuterium
ausgetauscht sind.
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Die
neuen Verbindungen der allgemeinen Formel (I) und deren physiologisch
verträgliche
Salze weisen wertvolle pharmakologische Eigenschaften auf, die auf
ihre selektiven CGRP-antagonistischen Eigenschaften zurückgehen.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind diese Verbindungen enthaltende
Arzneimittel, deren Verwendung und deren Herstellung.
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Die
voranstehend genannten neuen Verbindungen und deren physiologisch
verträgliche
Salze besitzen CGRP-antagonistische Eigenschaften und zeigen gute
Affinitäten
in CGRP-Rezeptorbindungsstudien. Die Verbindungen weisen in den
nachstehend beschriebenen pharmakologischen Testsystemen CGRP-antagonistische
Eigenschaften auf.
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Zum
Nachweis der Affinität
der voranstehend genannten Verbindungen zu humanen CGRP-Rezeptoren
und ihrer antagonistischen Eigenschaften wurden die folgenden Versuche
durchgeführt:
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A. Bindungsstudien mit
(den humanen CGRP-Rezeptor exprimierenden) SK-N-MC-Zellen
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SK-N-MC-Zellen
werden in "Dulbecco's modified Eagle
Medium" kultiviert.
Das Medium konfluenter Kulturen wird entfernt. Die Zellen werden
zweimal mit PBS-Puffer
(Gibco 041-04190M) gewaschen, durch Zugabe von PBS-Puffer, versetzt
mit 0.02% EDTA, abgelöst
und durch Zentrifugation isoliert. Nach Resuspension in 20 ml "Balanced Salts Solution" [BSS (in mM): NaCl
120, KCl 5.4, NaHCO3 16.2, MgSO4 0.8,
NaHPO4 1.0, CaCl2 1.8,
D-Glucose 5.5, HEPES 30, pH 7.40] werden die Zellen zweimal bei
100 × g
zentrifugiert und in BSS resuspendiert. Nach Bestimmung der Zellzahl
werden die Zellen mit Hilfe eines Ultra-Turrax homogenisiert und für 10 Minuten
bei 3000 × g
zentrifugiert. Der Überstand
wird verworfen und das Pellet in Tris-Puffer (10 mM Tris, 50 mM
NaCl, 5 mM MgCl2, 1 mM EDTA, pH 7.40), angereichert
mit 1% Rinderserum-Albumin und 0.1% Bacitracin, rezentrifugiert
und resuspendiert (1 ml/1000000 Zellen). Das Homogenat wird bei –80°C eingefroren.
Die Membranpräparationen
sind bei diesen Bedingungen für
mehr als 6 Wochen stabil.
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Nach
Auftauen wird das Homogenat 1:10 mit Assay-Puffer (50 mM Tris, 150
mM NaCl, 5 mM MgCl2, 1 mM EDTA, pH 7.40)
verdünnt
und 30 Sekunden lang mit einem Ultra-Turrax homogenisiert. 230 μl des Homogenats
werden für
180 Minuten bei Raumtemperatur mit 50 pM 125I-Iodotyrosyl-Calcitonin-Gene-Related Peptide (Amersham)
und ansteigenden Konzentrationen der Testsubstanzen in einem Gesamtvolumen
von 250 μl
inkubiert. Die Inkubation wird durch rasche Filtration durch mit
Polyethylenimin (0.1%) behandelte GF/B-Glasfaserfilter mittels eines
Zellharvesters beendet. Die an Protein gebundene Radioaktivität wird mit Hilfe
eines Gammacounters bestimmt. Als nichtspezifische Bindung wird
die gebundene Radioaktivität
nach Gegenwart von 1 μM
humanem CGRP-alpha während
der Inkubation definiert.
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Die
Analyse der Konzentrations-Bindungskurven erfolgt mit Hilfe einer
computergestützten
nichtlinearen Kurvenanpassung.
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Die
eingangs erwähnten
Verbindungen zeigen in dem beschriebenen Test IC50-Werte ≤ 10000 nM.
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B. CGRP-Antagonismus in
SK-N-MC-Zellen
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SK-N-MC-Zellen
(1 Mio. Zellen) werden zweimal mit 250 μl Inkubationspuffer (Hanks HEPES,
1 mM 3-Isobutyl-1-methylxanthin, 1% BSA, pH 7.4) gewaschen und bei
37°C für 15 Minuten
vorinkubiert. Nach Zugabe von CGRP (10 μl) als Agonist in steigenden
Konzentrationen (10–11 bis 10–6M)
bzw. zusätzlich
von Substanz in 3 bis 4 verschiedenen Konzentrationen wird nochmals
15 Minuten inkubiert.
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Intrazelluläres cAMP
wird anschließend
durch Zugabe von 20 μl
1M HCl und Zentrifugation (2000 × g, 4°C für 15 Minuten) extrahiert. Die Überstände werden
in flüssigem
Stickstoff eingefroren und bei –20°C gelagert.
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Die
cAMP-Gehalte der Proben werden mittels Radioimmunassay (Fa. Amersham)
bestimmt und die pA2-Werte antagonistisch
wirkender Substanzen graphisch ermittelt.
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Die
erfindungsgemäßen Verbindungen
zeigen in dem beschriebenen in vitro Testmodell CGRP-antagonistische
Eigenschaften in einem Dosisbereich zwischen 10–12 bis
10–5M.
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Aufgrund
ihrer pharmakologischen Eigenschaften eignen sich die erfindungsgemäßen Verbindungen und
deren Salze mit physiologisch verträglichen Säuren somit zur akuten und prophylaktischen
Behandlung von Kopfschmerzen, insbesondere Migräne- bzw. Cluster-Kopfschmerz.
Weiterhin beeinflussen die erfindungsgemäßen Verbindungen auch die folgenden
Erkrankungen positiv:
Nicht-insulinabhängigen Diabetes mellitus ("NIDDM"), complex regional
pain syndrome (CRPS1), cardiovaskuläre Erkrankungen, Morphintoleranz,
Clostritiumtoxin-bedingte Durchfallerkrankungen, Erkrankungen der Haut,
insbesondere thermische und strahlenbedingte Hautschäden inklusive
Sonnenbrand, entzündliche
Erkrankungen, z.B. entzündliche
Gelenkerkrankungen (Arthritis), neurogene Entzündungen der oralen Mucosa, entzündliche
Lungenerkrankungen, allergische Rhinitis, Asthma, Erkrankungen,
die mit einer überschießenden Gefäßerweiterung
und dadurch bedingter verringerter Gewebedurchblutung einhergehen,
z.B. Schock und Sepsis. Darüber
hinaus zeigen die erfindungsgemäßen Verbindungen
eine lindernde Wirkung auf Schmerzzustände im allgemeinen.
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Die
Symptomatik menopausaler, durch Gefäßerweiterung und erhöhten Blutfluss
verursachter Hitzewallungen östrogendefizienter
Frauen sowie hormonbehandelter Prostatakarzinompatienten wird durch
die CGRP-Antagonisten der vorliegenden Anwendung präventiv und
akut-therapeutisch günstig
beeinflusst, wobei sich dieser Therapieansatz vor der Hormonsubstitution
durch Nebenwirkungsarmut auszeichnet.
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Die
zur Erzielung einer entsprechenden Wirkung erforderliche Dosierung
beträgt
zweckmäßigerweise bei
intravenöser
oder subkutaner Gabe 0.01 bis 3 mg/kg Körpergewicht, vorzugsweise 0.01
bis 1 mg/kg Körpergewicht,
bei oraler Gabe 0.01 bis 20 mg/kg Körpergewicht, vorzugsweise 0.1
bis 10 mg/kg Körpergewicht, und
bei nasaler oder inhalativer Gabe 0.01 bis 10 mg/kg Körpergewicht,
vorzugsweise 0.1 bis 10 mg/kg Körpergewicht,
jeweils 1 bis 3 × täglich.
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Sofern
die Behandlung mit CGRP-Antagonisten oder/und CGRP-Release-Hemmern
in Ergänzung
zu einer üblichen
Hormonsubstitution erfolgt, empfiehlt sich eine Verringerung der
vorstehend angegebenen Dosierungen, wobei die Dosierung dann 1/5
der vorstehend angegebenen Untergrenzen bis zu 1/1 der vorstehend angegebenen
Obergrenzen betragen kann.
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Die
erfindungsgemäß hergestellten
Verbindungen können
entweder alleine oder gegebenenfalls in Kombination mit anderen
Wirksubstanzen zur Behandlung von Migräne intravenös, subkutan, intramuskulär, intrarektal,
intranasal, durch Inhalation, transdermal oder oral erfolgen, wobei
zur Inhalation insbesondere Aerosolformulierungen geeignet sind.
Die Kombinationen können
entweder simultan oder sequentiell verabreicht werden.
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Als
Kombinationspartner denkbare Wirkstoffklassen sind z.B. Angiotensin-II
Rezeptorantagonisten, α-Agonisten
und α-Antagonisten,
5-HT1B/1D-Agonisten, AMPA-Antagonisten,
schwachen Analgetica, Antidepressiva, Antiemetika, Antikonvulsiva,
Antimuscarinika, β-Blocker,
Calcium-Antagonisten, Corticosteroide, Ergot-Alkaloiden, Histamin-H1-Rezeptorantagonisten,
Neurokinin-Antagonisten, Neuroleptika, nichtsteroidale Antiphlogistika,
NO-Synthase-Hemmer, Prokinetika, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
oder andere Antimigränemitteln,
die zusammen mit einem oder mehreren inerten üblichen Trägerstoffen und/oder Verdünnungsmitteln,
z.B. mit Maisstärke,
Milchzucker, Rohrzucker, mikrokristalliner Zellulose, Magnesiumstearat, Polyvinylpyrrolidon,
Zitronensäure,
Weinsäure,
Wasser, Wasser/Ethanol, Wasser/Glycerin, Wasser/Sorbit, Wasser/Polyethylenglykol,
Propylenglykol, Cetylstearylalkohol, Carboxymethylcellulose oder
fetthaltigen Substanzen wie Hartfett oder deren geeigneten Gemischen,
in übliche
galenische Zubereitungen wie Tabletten, Dragees, Kapseln, Pulver,
Suspensionen, Lösungen,
Dosieraerosole oder Zäpfchen
eingearbeitet werden können.
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Für die oben
erwähnten
Kombinationen kommen somit als weitere Wirksubstanzen beispielsweise
die nicht-steroidalen Antiphlogistika Aceclofenac, Acemetacin, Acetylsalicylsäure, Azathioprin,
Diclofenac, Diflunisal, Fenbufen, Fenoprofen, Flurbiprofen, Ibuprofen,
Indometacin, Ketoprofen, Leflunomid, Lornoxicam, Mefenaminsäure, Naproxen,
Phenylbutazon, Piroxicam, Sulfasalazin, Zomepirac oder deren physiologisch
verträgliche
Salze sowie Meloxicam und andere selektive COX2-Inhibitoren, wie beispielsweise Rofecoxib
und Celecoxib, in Betracht.
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Weiterhin
können
z.B. Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan,
Tasosartan, Telmisartan, Valsartan, Duloxetin, Ergotamin, Dihydroergotamin,
Metoclopramid, Domperidon, Diphenhydramin, Cyclizin, Promethazin,
Chlorpromazin, Vigabatrin, Timolol, Isomethepten, Pizotifen, Botox,
Gabapentin, Topiramat, Riboflavin, Montelukast, Lisinopril, Prochlorperazin,
Dexamethason, Flunarizin, Dextropropoxyphen, Meperidin, Metoprolol,
Propranolol, Nadolol, Atenolol, Clonidin, Indoramin, Carbamazepin,
Phenytoin, Valproat, Amitryptilin, Lidocain oder Diltiazem und andere
5-HT1B/1D-Agonisten wie z.B. Almotriptan,
Avitriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan,
Sumatriptan und Zolmitriptan sowie deren physiologisch verträgliche Salze
verwendet werden.
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Die
Dosis für
diese Wirksubstanzen beträgt
hierbei zweckmäßigerweise
1/5 der üblicherweise
empfohlenen niedrigsten Dosierung bis zu 1/1 der normalerweise empfohlenen
Dosierung, also beispielsweise 20 bis 100 mg Sumatriptan.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Verbindungen
als wertvolle Hilfsmittel zur Erzeugung und Reinigung (Affinitätschromatographie)
von Antikörpern
sowie, nach geeigneter radioaktiver Markierung, beispielsweise durch
Tritiierung geeigneter Vorstufen, beispielsweise durch katalytische
Hydrierung mit Trithium oder Ersatz von Halogenatomen durch Tritium,
in RIA- und ELISA-Assays und als diagnostische bzw. analytische
Hilfsmittel in der Neurotransmitter-Forschung.