DE102004010960A1

DE102004010960A1 - Verfahren zur Modifikation der Pedalcharakteristik in einem Bremssystem

Info

Publication number: DE102004010960A1
Application number: DE200410010960
Authority: DE
Inventors: Gregor Schmitt; Marcus Bletz
Original assignee: Continental Teves AG and Co OHG
Current assignee: Continental Teves AG and Co OHG
Priority date: 2003-03-12
Filing date: 2004-03-03
Publication date: 2004-10-14

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren, eine Vorrichtung und ein Computerprogrammprodukt zur Modifikation des Pedalgefühls und/oder der Pedalwirkung in einem Bremssystem mit einer durch eine elektronische Regeleinrichtung festgelegten Pedalcharakteristik. Gemäß dem Verfahren der Erfindung kann die Pedalcharakteristik abhängig vom Fahrer angepasst werden.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß Oberbegriff von Anspruch 1, ein Bremssystem gemäß Anspruch 6 sowie ein Computerpragrammprodukt gemäß Anspruch 7.
Elektronische Kraftfahrzeugbremssysteme der neueren Generation, welche auch unter der Bezeichnung "by-wire"-Bremssysteme bekannt geworden sind, besitzen gegenüber herkömmlichen Bremsystemen flexiblere Eigenschaften auf Grund der Eigenschaft, dass dem Prinzip nach die im herkömmlichen System vorhandene hydraulische Verbindung zwischen Bremspedal und Bremsaktuatorik im "by-wire"-Bremsssystem durch eine elektrische Signalleitung ersetzt ist. Als typische "by-wire"-Bremssysteme sind zum einen elektrohydraulische Systeme (EHB) bekannt, bei denen die Bremsen hydraulisch angesteuert werden, als auch elektromechanische Systeme (EMB), bei denen die Bremsen mittels elektrischer Aktuatoren angesteuert werden.
Den "by-wire"-Systemen ist gemein, dass die Stellung oder die Bewegung des Pedalweggebers zumindest im Normalbetrieb einen vorn eigentlichen Bremssignal unabhängigen Bremswunsch des Fahrers repräsentiert (bzw. darüber Aufschluss gibt). Der funktionale Zusammenhang zwischen Bremswunsch bzw. Pedalstellung und der eigentlichen Regelgröße (Verzögerung oder Bremsdruck) ist in der elektronischen Bremsenregelungs einrichtung festgelegt. Je nach Fahrzeughersteller sind hier flexible Anpassungsmöglichkeiten zur Einstellung der Bremswirkung oder Charakteristik individuell durch Programmierung oder Verändern von in einem EEPROM gespeicherter Daten einstellbar.
Aus der DE 100 03 220 A1 ist ein Verfahren und eine Einrichtung bekannt, mit der fahrer- bzw. insassenspezifische Einstellungen des Sitzes und sitzplatzbezogener Aggregate in Kraftfahrzeugen in Abhängigkeit von bestimmten Fahrerprofilen festgelegt werden können. Dabei können bestimmte sogenannte Fahrerprofile, welche Parametersätze für verschiedene Funktionen mit fahrerspezifischen Daten enthalten, über Memory-Tasten im System gespeichert werden. Es ist aber auch möglich, dass das System z.B. durch Vermessen des Fahrers erkennt, um welchen Fahrer es sich handelt und entsprechend der Person oder Art des Fahrers ein gespeichertes Profil abruft. Eine Verwendung dieses Fahrer-Memory-Systems zur Einstellung von Eigenschaften der Bremsanlage wird jedoch nicht beschrieben.
Die DE 198 60 298 C1 beschäftigt sich ebenfalls mit der fahrerindividuellen Einstellung von Parametern in einem Kraftfahrzeug. Die Parameter werden in Abhängigkeit von der Fahrweise ermittelt. Die Schrift spricht zwar neben anderen Möglichkeiten auch die grundsätzliche Möglichkeit der Beeinflussung der Eigenschaften der Bremse an, offenbart jedoch nicht, wie dies konkret bei einer Bremse erfolgen könnte.
Ein ähnliches Verfahren, welches zur Fahrweisenklassifikation dient, geht aus der DE 44 01 416 C2 hervor. Der Fokus dieser Patentschrift ist auf die Ermittlung der Fahrweise gerichtet. Unter den Möglichkeiten der beeinflussbaren Fahrzeugkomponenten ist auch das Bremssystem genannt; jedoch fehlt auch hier eine nachvollziehbare Lehre über die Art und Weise, wie eine vorhandene Bremsanlage in Abhängigkeit von der Fahrweisenklassifikation modifiziert werden kann.
Eine benutzerspezifische Konfiguration eines Kraftfahrzeugs beschreibt auch die DE 197 28 226 A1 . Unter den Anwendungsmöglichkeiten wird lediglich erwähnt, dass ein vorhandenes ABS in Abhängigkeit von der vorgegebenen Konfiguration abgeschaltet werden kann.
Es besteht daher immer noch das Problem anzugeben, wie in Abhängigkeit von einem vorgegebenen Fahrerprofil eine vorhandene Bremsanlage angepasst werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch das Verfahren in Anspruch 1.
Die Erfindung bietet die Möglichkeit, durch Einsatz eines "by-wire"-Bremssystems, die Eigenschaften der Bremse individuell auf den Fahrer anzupassen. Insbesondere ist es möglich, die Wirkung des Bremswunschs, welcher über das Bremspedals eingegeben wird, individuell an die Bremsregelgröße anzupassen. Besonders bevorzugt wird dabei die Stärke der auf. das Fahrzeug wirkenden Verzögerung angepasst. In der Pegel wird dabei gemäß herkömmlicher "by-wire"-Systeme" die Charakteristik des Bremspedals an ein möglichst breites Spektrum von Fahrern angepasst, wobei dabei insbesondere bestimmte Fahrertypvoreinstellungen (Profile) auf an sich bekannte Weise einem Steuerungsrechner im Fahrzeug bereits bekannt sind. Die Anpassung der Charakteristik der Bremse an die einzelnen Fahrertypen erfolgt daher bevorzugt nicht individuell jedes Mal aufs Neue, sondern wird bevorzugt nur einmalig, zum Beispiel bei der Abstimmung des Fahrzeugs bei der Zusammenarbeit des Bremsenherstellers mit dem Kraftfahrzeugherstellers vor der Auslieferung des Fahrzeugs, festgelegt bzw. in Fahrversuchen abgestimmt.
Die Neuerung dieser Erfindung besteht somit in der Verknüpfung der Abstimmungsmöglichkeiten, die eine "by-wire"-Bremsanlage bietet, mit an sich bekannten Fahrer-Memory-Systemen, wie sie z.B. bei der Sitzverstellung entsprechend dem Eingangs genannten Stand der Technik bekannt sind.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass ein Fahrer in einem individuell für sich oder andere Personen abgespeicherten Benutzerprofil mehrere benutzerspezifische Parameter computergestützt eingeben kann, wie insbesondere einen oder mehrere Parameter aus der Gruppe:

– Stärke der Pedalcharakteristik (z.B. Dual Rate),
– Funktionsverlauf der Pedalcharakteristik (z.B. Expotentialfunktion oder linearer Verlauf),
– Lenkkraftunterstützung,
– Lenkübersetzung,
– Schwellenanpassung ESP (z.B. zulässiger Schwimmwinkel) und
– Gaspedalcharakteristik, etc. gruppiert verwenden kann,

Für diesen Zweck sind selbstverständlich Schnittstellen zur Anpassung dieser Parameter (innerhalb eines sicheren Parameterbereichs) notwendig. Dabei kann es sinnvoll sein, wenn bereits verschiedene vorgegebene Parametersätze oder Charakteristiken für den Fahrer zur Auswahl vorgegeben sind.
Nachfolgend wird die Erfindung an Hand eines Beispiels näher erläutert.
Es zeigen
1 ein Diagramm zur Darstellung verschiedener Pedalkennlinien und
2 ein mögliches Ablaufdiagramm zur Auswahl einer Pedalkennlinie.
Im Diagramm 1 sind verschiedene Kurven dargestellt, welche auf der Y-Achse die Sollverzögerung VZ der Bremse als Funktion der Stellung des Bremspedals X angeben. Der Fahrer kann die gewünschte Pedalkennlinie 1, 2 oder 3 Bedienergeführt einstellen. Im Bremssystem sind hierzu folgende Profile voreingestellt:
2 zeigt ein Beispiel für eine Bedienerführung in einem Kraftfahrzeug zur Auswahl der in 1 dargestellten Fahrerprofile. Zunächst wird durch das die Bedienerführung durchführende Steuergerät in einem ersten Schritt 4 geprüft, ob die Zündung eingeschaltet ist. Dann kann der Fahrer in Schritt 5 die Sitzmemory-Taste oder eine anders bezeichnete Taste betätigen. Danach wird die Auswahl durch optische Rückmeldung (Blinken) des ESP-Tasters in Schritt 6 signalisiert. Alternativ besteht die Möglichkeit, entsprechend Schritt 7, dem Fahrer eine Rückmeldung mittels einer ggf. im Armaturenbrett vorhandenen Multifunktionsanzeige zu geben. Anschließend kann in Schritt 8 durch den Fahrer eine Auswahl der gewünschten Kennlinie durch eine entsprechende Anzahl von Tastendrücken des ESP-Tasters vorgenommen werden. In darauffolgendem Schritt 9 wird dem Fahrer eine Rückmeldung über die vorgenommene Eingabe durch entsprechende Signale der ESP-Leuchte (z.B. eine Blinkfolge entsprechend der Auswahl) gegeben. Auch hier kann alternativ eine Anzeige entsprechend Schritt 10 über eine Rückmeldung in einem ggf. vorhandenen Multifunktionsdisplay gegeben werden. Schritt 11 symbolisiert das Ende des Dialogs zur Einstellung des bremsenspezifischen Fahrerprofils.

Claims

Verfahren zur Modifikation der Pedalcharakteristik, insbesondere des Pedalgefühls und/oder der Pedalwirkung, in einem Bremssystem mit einer durch eine elektronische Regeleinrichtung festgelegten oder beeinflussbaren Pedalcharakteristik, dadurch gekennzeichnet, dass die Pedalcharakteristik abhängig von Fahrereingaben und/oder von einer Fahrererkennung angepasst wird.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Fahrererkennung der Fahrer mit einem Fahrer-Memory-System ermittelt wird und in Abhängigkeit des ermittelten Fahrers jeweils bestimmte, für den Fahrer fest vorgegebene oder wählbare Pedalkennlinien festgelegt werden.
Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Fahrer selbst aus einer Auswahl vorgegebener Pedalkennlinien wählen und/oder entsprechende vorgegebene Profile verändern kann, wobei diese Pedalkennlinien insbesondere gemeinsam mit weiteren benutzerspezifischen Fahrerdaten in einem Benutzerprofil gruppiert sind.
Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Pedalkennlinien durch Fahrerschnittstellen, wie insbesondere Taster, interaktive Displays, Sitzmemory-Tasten, veränderbar sind.
Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die momentan gewählte Pedalkennlinie durch Fahreranzeigeelemente, insbesondere Multifunktionsdisplay, Warnlampen oder Anzeigeelemente des Bremssystems, angezeigt wird.
Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass nur bereits im Fahrzeug vorhandene Fahrerschnittstellen in Verbindung mit Bedienelementen des Bremssystems zur Auswahl der bremsenspezifischen Profile und/oder zur Anpassung der Profile verwendet werden, so dass für die Zusatzfunktion der Pedalcharakteristikeinstellung keine zusätzlichen Anzeigeelemente oder Eingabeelemente benötigt werden.
"by-wire"-Bremssystem, welches mit Mitteln zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6 ausgerüstet ist.
Computerprogrammprodukt, welches einen Algorithmus definiert, welcher das Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6 ausführt.