DE10115430C1 - Verfahren zur automatischen Kalibrierung eines Anpasssystems - Google Patents
Verfahren zur automatischen Kalibrierung eines AnpasssystemsInfo
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Abstract
Zur individuellen Anpassung eines am Körper tragbaren Hörgerätes (3) an einen Hörgeräteträger (1) wird dem Hörgeräteträger (1) mittels eines Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B) ein Klangbeispiel mit vorgebbaren Signalkennwerten dargeboten. Das Klangbeispiel wird durch wenigstens ein Mikrofon des Hörgerätes (3) aufgenommen und entweder direkt oder gegebenenfalls nach einer Signalverarbeitung an das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zurück übertragen. Aus dem Vergleich des vorgegebenen Signals mit dem am Ort des Hörgeräteträgers (1) tatsächlich gemessenen Signal lassen sich Übertragungsfehler des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B) erkennen und kontinuierlich während der Anpassung ausgleichen. Eine Kalibrierung des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zu Beginn einer Anpassung wird dadurch überflüssig.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatischen Kali
brierung eines Anpasssystems zur individuellen Anpassung
eines am Körper tragbaren Hörgerätes an einen Hörgeräteträger
sowie ein Anpasssystem zur Durchführung des Verfahrens.
Die Anpassung eines Hörgerätes erfolgt in der Regel im Dialog
zwischen einem Hörgeräteträger und einem Akustiker. Dem
Hörgeräteträger werden dabei in einem Messraum (Anpassraum)
unterschiedliche Klangbeispiele dargeboten, die er subjektiv
wahrnimmt und seine Eindrücke dem Akustiker mitteilt. Dieser
vergleicht die Wahrnehmungen des Hörgeräteträgers mit den
Eindrücken Normalhörender auf die jeweiligen Klangbeispiele.
Aus den unterschiedlichen Empfindungen leitet der Akustiker
Hörgeräteparameter ab, die in der Regel zu einer verbesserten
Anpassung des Hörgerätes an den Hörgeräteträger führen.
Dieses Vorgehen wird solange wiederholt, bis der Schwerhörige
eine Anzahl an Klangbeispielen subjektiv ähnlich empfindet
wie ein Normalhörender.
Aus der EP 0 831 672 A2 ist ein Verfahren bekannt, bei dem
ein Hörgeräteträger mittels eines interaktiven Anpasspro
gramms bei der Darbietung von Klangbeispielen auf die dadurch
hervorgerufenen Höreindrücke reagiert. Aus den so gewonnenen
Daten werden Hörgeräte spezifische Einstellparameter errech
net und anschließend auf das Hörgerät übertragen. Der Dialog
mit dem Akustiker wird bei diesem Verfahren also weitgehend
durch eine interaktive Software ersetzt.
Aus der US 5,825,894 ist ein System zur Ermittlung des Hör
vermögens einer Person sowie zur Anpassung eines Hörgerätes
bekannt, welches eine dreidimensionale akustische Umgebung
realisiert, um das Hörvermögen der Person ohne Hörgerät, mit
simuliertem Hörgerät sowie mit Hörgerät zu erfassen. Die
dargebotenen Klangbeispiele können durch digitale Filter
sowie eine veränderbare Signalverarbeitung individuell an den
Hörgeräteträger angepasst werden. Zum Erfassen des objektiven
und subjektiven Hörvermögens einer Person umfasst das System
eine in den Gehörgang der Person einzubringende Intraka
nalprothese, die zur Messung des Schalldruckpegels vor dem
Trommelfell eine im Gehörgang anzubringende Mikrofonsonde
aufweist. Mittels dieser Sonde werden Messungen des Schall
druckpegels im Gehörgang während aller Phasen der Erfassung
des Hörvermögens (ohne Hörgerät, mit simuliertem Hörgerät,
mit Hörgerät) bzw. der Hörgeräteanpassung durchgeführt.
Die Anpassung eines Hörgerätes an eine Person erfolgt in der
Regel in einem Anpassraum. Dabei werden der Person, die sich
bei getragenem Hörgerät in dem Anpassraum befindet, von einer
Signalquelle, beispielsweise einem CD- oder Tonbandgerät,
Klangbeispiele bereitgestellt. Diese Klangbeispiele simulie
ren unter anderem kritische Situationen für den Hörgeräteträ
ger, um die Anpassung des Hörgerätes so optimieren zu können,
dass der Klang des Hörgerätes auch unter diesen kritischen
Situationen akzeptabel ist. Während der Anpassung werden die
Signalverarbeitung im Hörhilfegerät betreffende Parameter in
dividuell eingestellt. Diese Parameter betreffen beispiels
weise das Signalübertragungsverhalten, die Verstärkung, die
Kompression oder Einstellungen für bestimmte Filter oder
Algorithmen im Hörgerät, z. B. bezüglich der Störgeräuschredu
zierung, der Sprachanhebung oder der Feedbackunterdrückung.
Zur Optimierung dieser Parameter und Einstellungen müssen die
dargebotenen Klangbeispiele möglichst gut mit entsprechenden
realistischen Situationen übereinstimmen. Weiterhin ist es
erforderlich, die Kennwerte eines dargebotenen Klangbeispie
les, z. B. die Frequenz, den Pegel, den Dynamikumfang, die
Phasenlage usw. am Ort des Gehörs der Person möglichst genau
zu kennen. Diese Kennwerte weichen aufgrund einer Reihe von
Faktoren von den idealen Kennwerten des Klangbeispiels ab. Zu
diesen Faktoren gehören unter anderem durch das Anpasssystem
hervorgerufene Verfälschungen, z. B. bei der Signalerzeugung,
der Signalspeicherung, der Signalverarbeitung, der Signalver
stärkung oder der Wiedergabe des Signals über ein Lautspre
chersystem. Ferner können Reflexionen an den Wänden des An
passraumes Verfälschungen hervorrufen, die Position des
Hörgeräteträgers im Schallfeld kann von der idealen Position
abweichen usw.. Diese Verfälschungen wirken sich letztendlich
auf die ermittelten Parameter zur Einstellung des Hörgerätes
aus, so dass diese von den optimalen Parametern und Einstel
lungen abweichen.
Um die oben genannten negativen Einflüsse weitgehend zu eli
minieren, ist es notwendig, die Kennwerte des dargebotenen
Klangbeispieles am Ort des Hörgerätes möglichst genau zu ken
nen. Daher erfolgt zu Beginn einer Anpassung zunächst eine
Kalibrierung des Anpasssystems. Hierzu werden über das Laut
sprechersystem spezielle Kalibriersignale abgegeben. Mittels
einer speziellen Messsonde (z. B. Sondenmikrofon) wird das
Kalibriersignal am Ort des Hörgerätes erfasst und ausgewer
tet. Dadurch werden Signalverfälschungen erkannt und durch
entsprechende Einstellungen des Anpasssystems weitgehend
eliminiert.
Die oben geschilderte Vorgehensweise ist aufwendig und hat
den weiteren Nachteil, dass sie zum Erreichen eines optimalen
Ergebnisses für jedes Klangbeispiel und jede Änderung der Po
sition des Hörgeräteträgers im Schallfeld erneut durchgeführt
werden muss.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Anpassung ei
nes Hörgerätes an einen Hörgeräteträger zu vereinfachen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur automati
schen Kalibrierung eines Anpasssystems zur individuellen
Anpassung eines am Körper tragbaren Hörgerätes an einen
Hörgeräteträger mit folgenden Schritten:
- - Bereitstellen eines Klangbeispiels durch das Anpasssystem und Darbieten des Klangbeispiels,
- - Aufnehmen des dargebotenen Klangbeispiels durch wenigstens ein Mikrofon des Hörgerätes,
- - Übertragen des durch das Mikrofon aufgenommenen Signals oder eines aus diesem abgeleiteten Signals von dem Hörge rät an das Anpasssystem,
- - Vergleich des bereitgestellten Klangbeispiels oder eines daraus abgeleiteten Signals mit dem an das Anpasssystem übertragenen Signal,
- - Anpassen des Anpasssystems zum Angleichen des von dem Hörgerät an das Anpasssystem übertragenen Signals an das bereitgestellte Klangbeispiel.
Ferner wird die Aufgabe gelöst durch ein Anpasssystem mit
Mitteln zum Darbieten von Klangbeispielen, wobei das Anpass
system Mittel zum Empfang eines von dem Mikrofon des Hörgerä
tes infolge des Klangbeispieles aufgenommenen Signals oder
eines aus diesem abgeleiteten Signals aufweist und das An
passsystem an das empfangene Signal anpassbar ist.
Die Erfindung kann bei allen bekannten Hörgeräte-Typen ange
wendet werden, beispielsweise bei hinter dem Ohr tragbaren
Hörgeräten, in dem Ohr tragbaren Hörgeräten, implantierbaren
Hörgeräten oder Taschenhörgeräten. Weiterhin kann das Hörge
rät gemäß der Erfindung auch Teil eines mehrere Geräte zur
Versorgung eines Schwerhörigen umfassenden Hörgerätesystem
sein, z. B. ein Hörgerätesystem mit zwei am Kopf getragenen
Hörgeräten zur binauralen Versorgung oder ein Hörgerätesys
tem, bestehend aus einem am Kopf tragbaren Gerät und einer am
Körper tragbaren Prozessoreinheit.
Die Grundidee der Erfindung besteht darin, zur Kalibrierung
eines Anpasssystems zur individuellen Anpassung eines Hörge
rätes an einen Hörgeräteträger ein Mikrofon des anzupassenden
Hörgerätes zu verwenden. Dies ist möglich, da Hörgerätemikro
fone in der Regel gute Signalübertragungseigenschaften aufweisen
und daher bei der hier zusätzlich zu ihrer normalen
Funktion im Hörgerät vorgesehenen Verwendung gute Messergeb
nisse liefern.
Zunächst wird zur individuellen Anpassung des Hörgerätes an
den Hörgeräteträger und zur Kalibrierung des Anpasssystems
ein Klangbeispiel durch das Anpasssystem bereitgestellt.
Hierzu umfasst das Anpasssystem vorzugsweise ein Tonbandge
rät, ein CD-Gerät, einen Tongenerator oder dergleichen. Bei
den Klangbeispielen sind bestimmte Sollkennwerte entweder
bereits explizit vorgegeben (z. B. Klangbeispiel: "Sinussignal
mit Signalfrequenz 1 kHz und Schalldruckpegel von 50 dB ohne
Rauschanteil") oder sie können Mittels der Signalverarbei
tungseinheit des Anpasssystems eingestellt und variiert
werden. Das so bereitgestellte und ggf. modifizierte Klang
beispiel wird dann unter Berücksichtigung der Sollkennwerte
über das Lautsprechersystem des Anpasssystems ausgegeben und
dem Hörgeräteträger dargeboten. Das Hörgerätemikrofon nimmt
das Klangbeispiel in Form eines akustischen Eingangssignals
auf und wandelt es in ein elektrisches Eingangssignal. Dieses
elektrische Eingangssignal wird anschließend entweder direkt
oder ggf. nach einer Signalverarbeitung auf das Anpasssystem
zurück übertragen. Die Signalverarbeitung kann eine einfache
A/D-Wandlung oder auch eine aufwendigere Signalanalyse (Pe
geldetektion, Spektralanalyse, . . .) umfassen. Nach einer
Signalanalyse genügt es, lediglich die aus der Signalanalyse
gewonnenen Kennwerte des Signals zu übermitteln. Dies ist
insbesondere bei einer begrenzten Übertragungskapazität des
Signalpfades zwischen dem Hörgerät zu dem Anpasssystem vor
teilhaft. In dem Anpasssystem erfolgt dann ein Vergleich des
von dem Hörgerätemikrofon empfangenen Signals oder des daraus
abgeleiteten Signals mit dem zugrundeliegenden Soll-Signal.
Werden Abweichungen festgestellt, so wird das bereitgestellte
Klangbeispiel dahingehend modifiziert, dass das von dem
Hörgerätemikrofon empfangene Signal eine möglichst gute
Übereinstimmung mit dem Soll-Signal aufweist.
Das Auslesen des von dem Mikrofon aufgenommenen Signals und
die Übertragung dieses Signals oder eines daraus abgeleiteten
Signals zu dem Anpasssystem erfolgen bei der Erfindung vor
zugsweise bevor das aufgenommene Signal zur Anpassung an den
individuellen Hörschaden des Hörgeräteträgers im Hörgerät
weiterverarbeitet wird. Andererseits kann das Signal im
Signalpfad des Hörgerätes auch erst nach der Anpassung an den
individuellen Hörschaden abgegriffen und ausgelesen werden.
Die durch das Hörgerät erfolgte Hörkorrektur ist in diesem
Fall durch das Anpasssystem wieder herauszurechnen.
Mit der Erfindung ist der Vorteil verbunden, dass eine auf
wendige Kalibrierung des Anpasssystems zu Beginn der Hör
geräteanpassung weitgehend entfällt. Sowohl ein Sondenmikro
fon als auch Messungen, die für einen Akustiker bisher mit
zusätzlichem Aufwand verbunden waren, sind durch die Erfin
dung nicht mehr erforderlich. Das Anpassverfahren wird somit
vereinfacht und verkürzt. Gemäß der Erfindung kann die Kalib
rierung vorteilhaft direkt während der Anpassung, auch konti
nuierlich, durchgeführt werden. Die Darbietung besonderer
Klangbeispiele zur Kalibrierung ist hinfällig.
Einen weiteren Vorteil bietet die Erfindung darin, dass Ände
rungen der Anpasssituation gleich während der individuellen
Anpassung des Hörgerätes an den Hörgeräteträger berücksich
tigt werden. So war es bislang teilweise erforderlich, das
Anpasssystem beim Wechsel von einem Klangbeispiel zu einem
anderen neu zu kalibrieren. Auch eine veränderte Position des
Hörgeräteträgers gegenüber dem Lautsprechersystem, z. B.
verursacht durch Drehen des Kopfes, hat bisher zu Fehlern bei
der Anpassung geführt. Auch derartige Fehler während der An
passung werden durch die Erfindung eliminiert.
Darüber hinaus hat die Erfindung den Vorteil, dass durch die
Fehlerkorrektur Abweichungen im Signalübertragungsverhalten
der Komponenten des Anpasssystems vom idealen Signalübertra
gungsverhalten in gewissem Umfang ausgeglichen werden. Daher
kann hier auch auf preisgünstigere Standard-Komponenten
zurückgegriffen werden. So kann ein einfaches Anpasssystem
bereits mit einem PC in Verbindung mit einer Soundkarte und
einer HiFi-Anlage realisiert werden.
Bei einer Ausführungsform der Erfindung werden die Verfah
rensschritte einmalig zu Beginn der Anpassung oder zu Beginn
eines neuen Klangbeispiels durchgeführt. Vorzugsweise erfolgt
die Anpassung des Anpasssystems an das von dem Hörgerät
übertragene Signal jedoch kontinuierlich in Form einer Regel
schleife. Dadurch ist das Anpasssystem stets korrekt kalib
riert.
Bei der Erfindung besteht zwischen dem Hörgerät und dem An
passsystem ein Signalpfad. Über diesen Signalpfad wird das
infolge des Klangbeispiels von dem Mikrofon empfangene Signal
oder das daraus abgeleitete Signal von dem Hörgerät auf das
Anpasssystem übertragen. Der Signalpfad kann dabei drahtlos
oder drahtgebunden ausgeführt sein. Bei dem übertragenen Sig
nal kann es sich sowohl um ein analoges Signal als auch um
ein digitales Signal handeln. Insbesondere bei einer eng be
grenzten Übertragungsrate des Signalpfades ist es vorteil
haft, nicht direkt das von dem Mikrofon empfangene Signal
sondern ein daraus abgeleitetes Signal von dem Hörgerät zum
Anpasssystem zu übertragen. Dieses Signal beinhaltet dann le
diglich charakteristische Kenngrößen des von dem Mikrofon
empfangenen Signals, z. B. bzgl. des Signalpegels oder des
Frequenzspektrums.
Bei einer Ausführungsform der Erfindung wird infolge des von
dem Hörgerät auf das Anpasssystem übertragenen Signals die
Lautstärke des von dem Anpasssystem bereitgestellten Signals
variiert. Die Anpassung der Lautstärke stellt eine sehr
einfache Form der Fehlerkorrektur dar, die in vielen Fällen
bereits ein befriedigendes Ergebnis liefert. Beispielsweise
kann als Klangbeispiel ein Sinus-Signal einer bestimmten
Frequenz dargeboten werden, welches am Ohr des Hörgeräteträgers
mit einem Schalldruckpegel von 50 dB anliegen soll.
Ergibt nun eine Auswertung des durch das Hörgeräte-Mikrofon
empfangenen Signals das der Schalldruckpegel signifikant von
50 db abweicht, so wird der Pegel des von dem Anpasssystem
ausgehenden Signals solange variiert, bis mittels des Hörge
rätemikrofons 50 db gemessen werden.
Diese Vorgehensweise kann analog auf beliebige akustische
Signale und auch auf weitere Kenngrößen dieses Signals erwei
tert werden, wie beispielsweise den Einfallswinkel, unter dem
das Signal auf das Mikrofon trifft, das Frequenzspektrum, die
Phasenlage oder den Rauschanteil. Prinzipiell wird durch das
Verfahren gemäß der Erfindung das tatsächlich am Ort des
Hörgerätes vorhandene Signal erfasst (Ist-Signal) und mit dem
beabsichtigten Signal (Soll-Signal) verglichen. Werden signi
fikante Abweichungen festgestellt, so erfolgt eine Anpassung
des von dem Anpasssystem dargebotenen Signals.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, das von
dem Mikrofon empfangene Signal in eine Mehrzahl von Frequenz
bändern zu zerlegen und die Anpassung des Anpasssystems fre
quenzbandbezogen durchzuführen. Das Zerlegen des empfangenen
Signals in Frequenzbänder kann sowohl im Hörgerät erfolgen
oder aber nach der Übertragung im Anpasssystem. Dadurch kön
nen Abweichungen von den Sollkennwerten eines Klangbeispiels
genauer erfasst und korrigiert werden.
Weitere Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand
von Ausführungsbeispielen näher erläutert. Darin zeigen:
Fig. 1 einen Hörgeräteträger, der ein hinter dem Ohr tragbares
Hörgerät trägt, sowie ein Anpasssystem zur individuellen
Anpassung des Hörgerätes an den Hörgeräteträger,
Fig. 2 ein Hörgerät in Verbindung mit einem Anpasssystem gemäß
der Erfindung und
Fig. 3 ein Blockschaltbild des Hörgerätes gemäß Fig. 2.
Fig. 1 zeigt einen Hörgeräteträger 1, der sich in einem An
passraum 2 befindet. Der Anpassraum 2 ist schallisoliert und
dient zum Schutz vor äußeren akustischen Störeinflüssen. An
einem Ohr des Hörgeräteträgers 1 befindet sich ein hinter dem
Ohr tragbares Hörgerät 3, welches an den Hörschaden des Hör
geräteträgers 1 individuell angepasst werden soll. Neben dem
Anpassraum 2 umfasst das Anpasssystem gemäß dem Ausführungs
beispiel noch weitere Komponenten. Hierzu gehören eine Pro
zessor- und Verstärkereinheit 4, ein CD-Gerät 5 zum Einspie
len von Klangbeispielen sowie ein durch die beiden Lautspre
cher 6A und 6B symbolisiertes Lautsprechersystem. Üblicher
weise erfolgt die Anpassung eines Hörgerätes in Zusammenar
beit mit einem Akustiker, der das Anpasssystem bedient, die
Reaktionen des Hörgeräteträgers 1 auf dargebotene Klangbei
spiele erfasst und aus den so gewonnenen Erkenntnissen Ein
stellungen am Hörgerät 3 vornimmt. Dieser Vorgang wird mit
einer Vielzahl von Klangbeispielen und durch Variation dieser
Klangbeispiele solange wiederholt, bis eine zufriedenstel
lende Funktion des Hörgerätes 3 erreicht ist. Um die beab
sichtigte Wirkung der Klangbeispiele am Ort des Hörgeräteträ
gers 1 zu verifizieren, wurde bislang eine Kalibrierung des
Anpasssystems mittels eines Messmikrofons durchgeführt.
Gemäß der Erfindung erfolgt die. Kalibrierung des Anpasssys
tems nun mit Hilfe wenigstens eines Mikrofons des Hörgerätes
3. Zwischen dem Hörgerät 3 und der Prozessor- und Verstärker
einheit 4 ist ein Signalaustausch über einen Signalpfad 7
vorgesehen. Physikalisch kann es sich dabei um die gleiche
drahtlose oder drahtgebundene Verbindung handeln, die auch
zur Übertragung von Einstellparametern auf das Hörgerät bei
der Programmierung vorgesehen ist.
Eine genauere Darstellung des Gesamtsystems sowie der Verbin
dungen zwischen einzelnen Komponenten wird aus Fig. 2 er
sichtlich. In die Prozessoreinheit 4A in Form eines PCs ist
das CD-Gerät 5 integriert. Dadurch kann der Akustiker aus
einer Vielzahl von Klangbeispielen auswählen und die ausge
wählten Klangbeispiele in gewissem Umfang auch variieren. So
kann der Akustiker für das ausgewählte Klangbeispiel be
stimmte Kennwerte vorgeben, beispielsweise den maximalen
Signalpegel oder das Signal-Rausch-Verhältnis. Dadurch ist
ein Soll-Signal für den Ort des Hörgerätes vorgebbar. Das
Ausgewählte und eventuell modifizierte Klangbeispiel wird der
Verstärkereinheit 4B zugeführt, verstärkt, und über die
beiden Lautsprecher 6A und 6B in ein akustisches Signal
umgewandelt und zum Hörgerät 3 übertragen.
Im Hörgerät 3 befindet sich ein Mikrofon 8 zum Aufnehmen
eines akustischen Eingangssignals und umwandeln in ein elek
trisches Eingangssignal. Das elektrische Eingangssignal ist
einer Signalverarbeitungseinheit 9 zugeführt. In dieser
erfolgt eine A/D-Wandlung des Eingangssignals sowie eine
Aufteilung in N unterschiedliche Frequenzbänder. Ferner
werden die resultierenden Signale nachfolgend unter Berück
sichtigung von Einstellparametern, die auf die Signalverar
beitungseinheit 9 einwirken und zur individuellen Anpassung
des Hörgerätes 3 an den Hörschaden des Hörgeräteträgers 1
dienen, weiterverarbeitet und einem Hörer 10 zugeführt.
Dieser wandelt die elektrischen Signale in akustische Sig
nale, die schließlich dem Gehör des Hörgeräteträgers zuge
führt sind.
Gemäß der Erfindung wird zur Kalibrierung des Anpasssystems
4A, 4B, 5, 6A, 6B das von dem Anpasssystem 4A, 4B, 5, 6A, 6B
dargebotene Klangbeispiel von dem Mikrofon 8 des Hörgerätes 3
erfasst und in der Signalverarbeitungseinheit 9 von einem
analogen Signal in ein digitales Signal gewandelt.
Wie aus Fig. 3 hervorgeht, die das Hörgerät 3 im Block
schaltbild zeigt, kann das von dem Mikrofon 8 aufgenommene
Signal an unterschiedlichen Stellen im Signalpfad der Signal
verarbeitungseinheit 9 abgegriffen und über den Signalpfad 7
auf die Prozessoreinheit 4A übertragen werden. So kann direkt
das von dem Mikrofon erzeugte elektrische Signal abgegriffen
werden. Es ist jedoch auch möglich, dass das Signal erst nach
einer Signalvorverarbeitung in der Signalvorverarbeitungsein
heit 11 abgegriffen wird. In der Signalvorverarbeitungsein
heit 11 erfolgt beispielsweise eine A/D-Wandlung, eine
Signalvorverstärkung oder eine Aufteilung des Mikrofonsignals
in mehrere Frequenzbänder.
Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass in der
Signalvorverarbeitungseinheit 11 eine Signalanalyse des
Mikrofonsignals erfolgt. Es werden dann lediglich dabei
ermittelte Kennwerte des Mikrofonsignals, die beispielsweise
den Signalpegel, den RMS-(Root Mean Square-)Wert, die Phase
usw. betreffen, auf die Prozessoreinheit 4A übertragen. Diese
Kennwerte können auch frequenzbandspezifisch sein.
Die eigentliche Signalverarbeitung im Hörgerät zum Ausgleich
der Schwerhörigkeit eines Hörgeräteträgers erfolgt in der
Signalhauptverarbeitungseinheit 12. Wird das Signal erst nach
der Signalhauptverarbeitungseinheit 12 abgegriffen und auf
die Prozessoreinheit 4A übertragen, so ist die in der Signal
hauptverarbeitungseinheit 12 erfolgte Signalverarbeitung
durch die Prozessoreinheit 4A zu berücksichtigen, beispiels
weise wieder herauszurechnen, um aus dem übermittelten Signal
Rückschlüsse auf das akustische Signal am Eingang des Mikro
fons 8 gewinnen zu können. Wie aus Fig. 3 hervorgeht, kann
in der Signalverarbeitungseinheit 9 vor der Ausgabe des
Ausgangssignals über den Hörer 10 auch eine Signalnachverar
beitung in einer Signalnachverarbeitungseinheit 13 durchge
führt werden. Diese kann z. B. eine Summation der Signale
einzelner Frequenzbänder, eine Signalendverstärkung sowie
eine D/A-Wandlung umfassen. Das Ausführungsbeispiel zeigt
weiterhin, dass mittels eines Schalters 5 auch eine Wahlmög
lichkeit bezüglich der Stelle im Signalpfad der Signalverar
beitungseinheit 9 bestehen kann, an der das Signal abgegrif
fen und ausgelesen wird.
Die Aufteilung der Signalverarbeitungseinheit 9 in Signalvor
verarbeitungseinheit 11, Signalhauptverarbeitungseinheit 12
und Signalnachverarbeitungseinheit 13 spiegelt lediglich den
prinzipiellen Ablauf der Signalverarbeitung wider. Technisch
können die drei Verarbeitungsstufen auch in einer Baueinheit
realisiert sein. Auch eine Softwareimplementierung ist -
zumindest teilweise - möglich.
In der Prozessoreinheit 4A erfolgt ein Vergleich der beab
sichtigten Kennwerte des Klangbeispiels (Soll-Signal) mit den
tatsächlich am Ort des Hörgerätes 3 gemessenen Kennwerten.
Die Signale werden hierzu hinsichtlich ihrer Amplituden,
ihrer Frequenz sowie der Phasenlage miteinander verglichen.
In einer Regelschleife wird das Klangbeispiel solange ange
passt, bis das von dem Mikrofon 8 aufgenommene und auf das
Anpasssystem übertragene Signal oder ein daraus abgeleitetes
Signal weitgehend mit dem Soll-Signal übereinstimmt.
Wie das Ausführungsbeispiel zeigt, ist bei dieser Anordnung
kein zusätzliches Mikrofon zur Kalibrierung des Anpasssystems
erforderlich. Auch das zeitraubende Darbieten spezieller
Signale zur Kalibrierung ist nicht notwendig. Die Kalibrie
rung erfolgt kontinuierlich während der Anpassung und auch
anhand von Klangbeispielen, die reale Umgebungssituationen
widerspiegeln. Durch den Frequenzgang der Verstärkereinheit
4B oder der Lautsprecher 6A und 6B verursachte Übertragungs
fehler werden ausgeglichen. Ebenso erfolgt fortlaufend eine
Korrektur der durch Positionsänderungen des Hörgerätes 3
gegenüber den Lautsprechern 6A, 6B oder durch Reflexionen an
den Wänden des Anpassraumes 2 verursachte Signalverfälschun
gen. Dadurch ist gewährleistet, dass das ausgewählte Klang
beispiel immer gemäß den Vorgaben des Akustikers am Ohr des
Hörgeräteträgers 1 anliegt.
Das Ausführungsbeispiel spiegelt nur die prinzipiellen Mög
lichkeiten der Erfindung wider. Es lässt sich um eine Vielzahl
an Varianten erweitern. Durch den Wegfall der Kalibrie
rung ist das Anpassverfahren insbesondere auch zur individu
ellen Anpassung eines Hörgerätes an einen Hörgeräteträger
durch den Hörgräteträger selbst möglich, so kann die Anpas
sung in Verbindung mit einem Multimedia-PC, ausgestattet mit
einer Soundkarte sowie einer geeigneten Software, und einer
HiFi-Anlage auch ohne Anpassraum und zu Hause erfolgen.
Zusammenfassend wird zur individuellen Anpassung eines am
Körper tragbaren Hörgerätes (3) an einen Hörgeräteträger (1)
dem Hörgeräteträger (1) Mittels eines Anpasssystems (4, 4A,
4B, 6A, 6B) ein Klangbeispiel mit vorgebbaren Signalkennwer
ten dargeboten. Das Klangbeispiel wird durch wenigstens ein
Mikrofon des Hörgerätes (3) aufgenommen und entweder direkt
oder gegebenenfalls nach einer Signalverarbeitung an das
Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zurück übertragen. Aus dem
Vergleich des vorgegebenen Signals mit dem am Ort des Hörge
räteträgers (1) tatsächlich gemessenen Signal lassen sich
Übertragungsfehler des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B)
erkennen und kontinuierlich während der Anpassung ausglei
chen. Eine Kalibrierung des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B)
zu Beginn einer Anpassung wird dadurch überflüssig.
Claims (10)
1. Verfahren zur automatischen Kalibrierung eines Anpasssys
tems (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zur individuellen Anpassung eines am
Körper tragbaren Hörgerätes (3) an einen Hörgeräteträger (1)
mit folgenden Schritten:
- - Bereitstellen eines Klangbeispiels durch das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) und Darbieten des Klangbeispiels,
- - Aufnehmen des dargebotenen Klangbeispiels durch wenigstens ein Mikrofon (8) des Hörgerätes (3),
- - Übertragen des durch das Mikrofon (8) aufgenommenen Sig nals oder eines aus diesem abgeleiteten Signals von dem Hörgerät (3) an das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B),
- - Vergleich des bereitgestellten Klangbeispiels oder eines daraus abgeleiteten Signals mit dem an das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) übertragenen Signal,
- - Anpassen des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zum Anglei chen des von dem Hörgerät (3) an das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) übertragenen Signals an das bereitgestellte Klangbeispiel.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Schritte in Form
einer Regelschleife ausgeführt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei bei dem bereitge
stellten Klangbeispiel Signalkennwerte vorgebbar sind und
diese Kennwerte mit entsprechenden, aus dem an das Anpasssys
tem übertragenen Signal ermittelten Kennwerten verglichen
werden und wobei die Anpassung des Anpasssystems dahingehend
erfolgt, dass die Kennwerte des bereitgestellten Klangbei
spiels wenigstens im Wesentlichen mit den Kennwerten des
übertragenen Signals übereinstimmen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die
Lautstärke des von dem Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B)
bereitgestellten Signals angepasst wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der
Frequenzgang des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B) angepasst
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei das von dem Mikrofon (8)
empfangene Signal im Hörgerät (3) oder im Anpasssystem (4,
4A, 4B, 6A, 6B) in eine Mehrzahl von Frequenzbändern zerlegt
wird und die Anpassung des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A, 6B)
an das von dem Hörgerät (3) übertragene Signal frequenzband
bezogen erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei im
Hörgerät (3) eine Signalanalyse des von dem Mikrofon (8)
empfangenen Signals erfolgt und daraus hervorgehende Signal-
Kennwerte auf das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) übertragen
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei im Hörgerät der RMS-
(Root Mean Square-)Wert des von dem Mikrofon empfangenen
Signals ermittelt und auf das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A,
6B) übertragen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das
Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zum Darbieten eines Klang
beispiels ein Beschallungssystem mit wenigstens einem Laut
sprecher (6A, 6B) und einer Verstärkereinheit (4B) umfasst
und wobei bei der Anpassung des Anpasssystems (4, 4A, 4B, 6A,
6B) an das von dem Hörgerät (3) übertragene Signal Abweichun
gen im Frequenzgang des Lautsprechers (6A, 6B) und/oder der
Verstärkereinheit (4B) von einem idealen Frequenzgang korri
giert werden.
10. Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) zur Durchführung des
Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit Mit
teln zum Darbieten von Klangbeispielen, wobei das Anpasssys
tem (4, 4A, 4B, 6A, 6B) Mittel zum Empfang eines von dem
Mikrofön des Hörgerätes (3) infolge des Klangbeispieles
aufgenommenen Signals oder eines aus diesem abgeleiteten
Signals aufweist und das Anpasssystem (4, 4A, 4B, 6A, 6B)
durch das empfangene Signal kalibrierbar ist.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2001115430 DE10115430C1 (de) | 2001-03-29 | 2001-03-29 | Verfahren zur automatischen Kalibrierung eines Anpasssystems |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE2001115430 DE10115430C1 (de) | 2001-03-29 | 2001-03-29 | Verfahren zur automatischen Kalibrierung eines Anpasssystems |
Publications (1)
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DE10115430C1 true DE10115430C1 (de) | 2002-06-13 |
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ID=7679482
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DE2001115430 Expired - Lifetime DE10115430C1 (de) | 2001-03-29 | 2001-03-29 | Verfahren zur automatischen Kalibrierung eines Anpasssystems |
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10115430C1 (de) |
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