DE10047198A1 - Verfahren zum Modifizieren der Reibungszahl, insbesondere bei einer Reibungsbremse, und Reibungsbremse - Google Patents
Verfahren zum Modifizieren der Reibungszahl, insbesondere bei einer Reibungsbremse, und ReibungsbremseInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Modifizieren der Reibungszahl zwischen zwei miteinander in Reibungseingriff stehenden Flächen, insbesondere zwischen zwei Wirkflächen (20, 21) einer Reibungsbremse, sowie eine Reibungsbremse mit zumindest einer ersten Wirkfläche (20), die an einem bewegbaren, zu bremsenden Teil (10) vorgesehen ist, mit zumindest einer zweiten Wirkfläche (21), die an einem relativ zu der Bewegungsrichtung des zu bremsenden Teils (10) feststehenden Teil (11) vorgesehen ist, und mit einer Betätigungseinrichtung (13, 14), durch die die Wirkflächen (20, 21) entsprechend einer gewünschten Bremswirkung miteinander in Bremseingriff bringbar sind. Um den Reibungseingriff bzw. die Bremswirkung unabhängig von der jeweils wirkenden Andruckkraft zwischen den Wirkflächen (20, 21) bzw. der Bremskraft schnell modifizieren zu können, ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass ein unter hohem Druck stehendes Gas so zwischen die beiden Flächen (20, 21) eingeblasen werden kann, dass sich zwischen den beiden Flächen (20, 21) ein Gasfilm bildet, durch den die wirksame Reibungszahl beeinflusst wird. Hierzu ist zweckmäßigerweise in einer der Wirkflächen (21) eines Wirkflächenpaares zumindest eine Blasöffnung (19) vorgesehen, die über eine Leitung (23) mit einer Druckgasquelle (24) verbunden ist, so dass unter hohem Druck stehendes Gas aus der Druckgasquelle (24) zur Änderung der Reibungszahl des Wirkflächenpaares zwischen die beiden Wirkflächen (20, 21) eingeblasen werden kann.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Modifizieren der
Reibungszahl, insbesondere bei einer Reibungsbremse, sowie
eine Reibungsbremse nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bzw.
des Anspruchs 7.
Bei Bremsen, Kupplungen und anderen Einrichtungen, bei denen
zwei Flächen miteinander in Reibungseingriff gebracht werden,
um einen Kraftschluß zwischen zwei Bauteilen herzustellen,
ergibt sich die Reibungskraft FR aus der aufgebrachten Nor
malkraft Fn, mit der die beiden Flächen gegeneinander ge
drückt werden, und der Reibungszahl µ nach der folgenden
Gleichung: FR = µ Fn.
Bei Bremssystemen die auf Reibung basieren, also bei Rei
bungsbremsen, wie sie beispielsweise in Kraftfahrzeugen ein
gesetzt werden, ist üblicherweise ein Bremsbelag vorgesehen,
der die eine der beiden miteinander in Eingriff zu bringenden
Wirkflächen bildet und der als Verschleißteil dient. Die Auf
gabe des Bremsbelags ist es dabei, in Kontakt mit der entspre
chenden Gegenlauffläche an einer Bremsscheibe oder an einer
Bremstrommel einen möglichst konstanten Wert der Reibungszahl
sicher zu stellen.
Die Einstellung der gewünschten Bremswirkung erfolgt üblicher
weise durch die Erzeugung einer entsprechenden Normalkraft
mittels eines hydraulischen Drucks im Bremssystem. Der hydrau
lische Druck wird dabei von einem über ein Bremspedal betätig
baren Hauptbremszylinder erzeugt und über entsprechende Brems
leitungen zu den einzelnen Radbremszylindern übertragen, deren
Kolben die jeweiligen Bremsbeläge gegen die entsprechenden Ge
genlaufflächen drücken.
Um beim Bremsen eines Kraftfahrzeugs das Blockieren der Räder
zu verhindern, wird durch ein Antiblockiersystem der vom
Hauptbremszylinder zu den Radbremszylindern übertragene hy
draulische Druck moduliert.
Bei elektromechanisch arbeitenden Reibungsbremsen, also bei
Reibungsbremsen bei denen die die Wirkflächen gegeneinander
pressende Normalkraft durch elektromechanische Wandler, bei
spielsweise durch Elektrommotoren erzeugt wird, besteht viel
fach das Problem, dass sich die jeweils wirkende Normalkraft
zur Verringerung der Bremswirkung nicht so schnell reduzieren
läßt, wie dies bei einer hydraulisch arbeitenden Bremse mög
lich ist, so dass Antiblockiersysteme bei elektromechanischen
Bremsen nicht so schnell und damit auch nicht so zuverlässig
arbeiten, wie bei hydraulischen Bremsen.
Das Verfahren zum Modifizieren der Reibungszahl mit den kenn
zeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 hat dem gegenüber den
Vorteil, dass durch die Ausbildung eines dünnen Gasfilms zwischen
den Reibungspartnern, also insbesondere zwischen den
Wirkflächen einer Reibungsbremse, die Reibungskraft zwischen
den Flächen modifiziert und insbesondere verringert werden
kann, so dass sich dadurch der Reibschluß und damit auch die
Bremswirkung modifizieren, insbesondere verringern läßt. Damit
ergibt sich eine zusätzliche Stellgröße, mit der sich der
Reibschluß und damit die Bremswirkung gezielt beeinflussen
lassen. Insbesondere bei Reibungsbremsen, bei denen eine Ände
rung der Normalkraft relativ langsam erfolgt, läßt sich über
die Modulation der Reibungszahl eine schnelle Änderung der
Bremswirkung erreichen.
Um auch bei einer Modifizierung der Reibungszahl diese über
die miteinander in Eingriff stehenden Flächen hinweg räumlich
konstant zu halten, ist es besonders zweckmäßig, wenn das un
ter hohem Druck stehende Gas zur Ausbildung des Gasfilms an
mehreren Stellen gleichzeitig zwischen die beiden Flächen ein
geblasen wird. Besonders vorteilhaft ist es dabei, wenn die
mehreren Stellen zum Einblasen von unter hohem Druck stehenden
Gas gleichmäßig beabstandet über den Eingriffsbereich der bei
den Flächen verteilt sind.
Eine andere zweckmäßige Weiterbildung der Erfindung zeichnet
sich dadurch aus, dass die mehreren Stellen zum Einblasen von
unter hohem Druck stehendem Gas so über den Eingriffsbereich
der beiden Flächen verteilt sind, dass im Zentrum des Ein
griffsbereichs eine höhere Dichte von Stellen zum Einblasen
von unter hohem Druck stehendem Gas vorliegt als im äußeren
Bereich.
Durch die Verwendung mehrerer, verteilt angeordneter Stellen
zum Einblasen von unter hohem Druck stehenden Gas läßt sich
auch dann ein gewünschter Gasfilm zwischen den beiden in Ein
griff miteinander stehenden Wirkflächen erreichen, wenn diese,
in großflächigem und gleichmäßigen Kontakt miteinander sind.
Zweckmäßigerweise ist der Einblasdruck einstellbar, um die
Ausbildung des Gasfilms und damit die Modifizierung der Rei
bungszahl anforderungsgemäß steuern zu können.
Anstelle eines einstellbaren Einblasdrucks oder zusätzlich da
zu kann vorgesehen sein, dass das unter hohem Druck stehende
Gas impulsweise mit in Abhängigkeit einer gewünschten Änderung
der Reibungszahl einstellbarer Impulsdauer und Impulsfrequenz
eingeblasen wird. Hierdurch wird eine sehr präzise Steuerung
des Gasfilms zur Änderung der Reibungszahl erreicht.
Eine Reibungsbremse mit dem kennzeichnenden Merkmalen des An
spruchs 7 hat den Vorteil, dass sich das unter hohem Druck
stehende Gas in einem Bereich zwischen die beiden Flächen ein
blasen läßt, der innerhalb des Eingriffsbereichs der beiden
Flächen miteinander liegt, so dass sich der zu bildende Gas
film ausgehend von der Einblasöffnung zwischen den beiden
miteinander in Eingriff stehenden Flächen ausbilden kann.
Bei Reibungsbremsen, die zwei oder mehr Wirkflächenpaare auf
weisen, ist es zweckmäßig, wenn jeweils in einer der Wirkflä
chen jedes Wirkflächenpaares zumindest eine Blasöffnung vorge
sehen ist, die über eine Leitung mit der Druckgasquelle ver
bunden ist. Dies hat insbesondere bei Scheibenbremsen den Vor
teil, dass die Reibungskräfte auf beiden Seiten der Brems
scheibe auch bei Variation der jeweiligen Reibungszahlen
gleich bleiben, so dass keine ungewünschten Spannungen in der
Scheibe auftreten. In entsprechender Weise lassen sich bei
Trommelbremsen umfangsmäßige Spannungen verhindern, die auf
treten könnten, wenn bei gleicher Normalkraft zwischen den
einzelnen Bremsbelägen und der Bremstrommel aufgrund modifi
zierter Reibungszahlen unterschiedliche Reibungskräfte wirken
würden.
Zweckmäßig ist es, wenn jeweils eine Vielzahl von gleichmäßig
verteilt angeordneten Blasöffnungen in einer der Wirkflächen
vorgesehen ist, wobei die Blasöffnungen zweckmäßigerweise mit
einem Druckverteilerraum in Verbindung stehen, der über eine
Druckleitung mit der Druckgasquelle verbunden ist. Hierdurch
läßt es sich erreichen, dass der von der Druckgasquelle gelie
ferte Druck gleichmäßig an die einzelnen Blasöffnungen gelie
fert wird, so dass sich die Reibungszahl über den Eingriffsbe
reich gleichmäßig modifizieren läßt.
Es ist jedoch auch denkbar, wenn jeweils eine Vielzahl von
Blasöffnungen in einer der Wirkflächen vorgesehen ist, die
derart verteilt angeordnet sind, dass im Zentrum der entspre
chenden Wirkfläche eine höhere Dichte von Blasöffnungen vor
liegt als im äußeren Bereich.
Ein konstruktiv einfacher Aufbau einer Reibungsbremse läßt
sich dadurch erreichen, dass die Blasöffnungen in der zweiten,
bezüglich der zu bremsenden Bewegung feststehenden Wirkfläche
vorgesehen sind, die von einer freien Oberfläche eines Reibma
terialkörpers gebildet wird, der zusammen mit einer Träger
platte von der Betätigungseinrichtung gegen die erste Wirkflä
che drückbar ist, wobei zweckmäßigerweise der mit der Druck
gasquelle verbundene Druckverteilerraum in der Trägerplatte
des Reibmaterialkörpers angeordnet ist.
Um die Modifikation der Reibungszahl, also der Ausbildung des
Gasfilms zwischen den Wirkflächen, besonders einfach steuern
zu können, ist zwischen der oder den Blasöffnungen bzw. dem
Verteilerraum und der Druckgasquelle eine Ventilanordnung vor
gesehen, die von einer Bremskraftsteuervorrichtung steuerbar
ist. Die Ventilanordnung kann dabei so steuerbar sein, dass
die Verbindung zwischen der Druckgasquelle und dem Druckver
teilerraum bzw. der oder den Blasöffnungen mit in Abhängigkeit
von einer gewünschten Änderung der Reibungszahl einstellbarer
Öffnungsdauer und Schaltfrequenz geöffnet und gesperrt wird.
Die vorliegende Erfindung schafft also ein alternatives Ver
fahren zur Reduzierung der Bremswirkung, das es einerseits er
möglicht, die Anzahl von Bauteilen eines Bremssystems zu ver
ringern. Andererseits ermöglicht die Erfindung aber auch ein
verbessertes Steuer- und/oder Regelverfahren für die Bremswir
kung, wenn sie in Kombination mit bisher eingesetzten Verfah
ren zur Bremsdruckreduzierung angewandt wird.
Insbesondere bei elektromechanisch arbeitenden Reibungsbrem
sen, bei denen sich die auf die miteinander in Reibeingriff
stehenden Wirkflächen wirkende Normalkraft nicht schnell redu
zieren läßt, läßt sich mit Hilfe der Erfindung eine schnell
ansprechende Antiblockierregelung realisieren.
Die Erfindung wird im folgenden beispielsweise anhand eines in
der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläu
tert. Es zeigen:
Fig. 1 eine teilweise geschnittene schematische Ansicht einer
Reibungsbremse,
Fig. 2 eine Draufsicht auf einen Bremsbacken einer erfindungs
gemäßen Reibungsbremse und
Fig. 3 einen Schnitt durch einen Bremsbacken im wesentlichen
nach Linie III-III in Fig. 2.
In den verschiedenen Figuren der Zeichnung sind einander ent
sprechende Bauteile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Fig. 1 zeigt als Beispiel für eine Reibungsbremse eine Schei
benbremse mit einer Bremsscheibe 10 und zwei Bremsbacken 11,
die in nicht näher dargestellter Weise an einem Faustsattel 12
angeordnet sind. Ein Kolben 13 eines Radbremszylinders 14, der
über eine Bremsleitung 15 in nicht näher dargestellter Weise
mit einem nicht gezeigten Hauptbremszylinder verbunden ist,
drückt beim Bremsen den einen Bremsbacken 11 unmittelbar gegen
die Bremsscheibe 10. Der andere Bremsbacken 11 wird durch den
auf der anderen Seite der Bremsscheibe 10 liegenden Schenkel
des Faustsattels 12 gegen die Bremsscheibe 10 gedrückt, da die
Betätigung des Radbremszylinders 14 nicht nur eine Verschie
bung des Kolben 13 gegen den entsprechenden Bremsbacken 11,
sondern gleichzeitig auch eine Verschiebung des Faustsattels
12 in entgegengesetzter Richtung, also in Fig. 1 nach rechts
zur Folge hat, so dass beide Bremsbacken 11 mit gleicher Kraft
gegen die Bremsscheibe 10 gedrückt werden.
Jeder der beiden Bremsbacken 11 weist als Reibmaterialkörper
einen Bremsbelag 16 auf, der an einer als Trägerplatte dienen
den Rückenplatte 17 angebracht ist.
Wie besonders gut in Fig. 2 und 3 zu erkennen ist, sind in dem
Bremsbelag 16 jedes Bremsbacken 11 eine Vielzahl von Kanälen
18 vorgesehen, die sich vollständig durch den Bremsbelag 16
hindurch erstrecken und in Blasöffnungen 19 ausmünden, die in
einer mit einer entsprechenden Gegenlauffläche 20 der Brems
scheibe 10 in Eingriff bringbaren Reib- oder Wirkfläche 21
vorgesehen sind. In der Rückenplatte 17 ist ein Druckvertei
lerraum 22 ausgebildet, der einerseits über eine Druckleitung
23 mit einer Druckgasquelle 24 und andererseits über Kanäle 25
mit den Kanälen 18 und damit mit den Blasöffnungen 19 in Ver
bindung steht.
Die Blasöffnungen 19 in der Reib- oder Wirkfläche 21 des
Bremsbelags 16 können regelmäßig über diese verteilt sein und
gleichmäßige Abstände zueinander aufweisen, wie dies in der
Zeichnung dargestellt ist. Es ist aber auch möglich, dass die
Blasöffnungen 19 so in der Wirkfläche 21 verteilt angeordnet
sind, dass in deren Zentrum eine höhere Dichte von Blasöffnun
gen 19 vorliegt als in deren äußerem Bereich. Dabei ist es
beispielsweise möglich, dass die Abstände zwischen einer Blas
öffnung 19 und den zu ihr unmittelbar benachbarten Blasöffnungen
19 alle gleich sind. Es ist jedoch auch denkbar, wie in
Fig. 2 dargestellt, dass die Abstände der Blasöffnungen 19
quer zur Relativbewegung R zwischen Bremsbacken 11 und Brems
scheibe 20 kleiner sind, als die Abstände zwischen den Blas
öffnungen 19 in Richtung der Relativbewegung R. Die optimale
Verteilung der Blasöffnungen 19 läßt sich entweder anhand von
Modellüberlegungen berechnen oder durch geeignete Versuche er
mitteln.
In der Druckleitung 23 ist eine Ventilanordnung 26 vorgesehen,
die ebenso wie die Druckgasquelle 24 von einer Bremskraftsteu
ervorrichtung 27 steuerbar ist.
Beim Bremsen werden die normalerweise offenen Blasöffnungen 19
durch die entsprechende Gegenlauffläche 20 der Bremsscheibe 10
verschlossen, gegen die der Bremsbelag 16 mit seiner Reib- und
Wirkfläche 21 gedrückt wird. Wird beim Bremsen von der Brems
kraftsteuervorrichtung 27 erkannt, dass beispielsweise in Fol
ge eines Blockierens eines Rades eine Verringerung der Brems
wirkung erforderlich ist, dass also ein sogenannter "ABS-Fall"
vorliegt, so werden die Druckgasquelle 24 und die Ventilanord
nung 26 von der Bremskraftsteuervorrichtung 27 so angesteuert,
dass unter hohem Druck stehendes Gas, z. B. Luft, über die
Druckleitung 23 den Druckverteilerräumen 22 in den Rückenplat
ten 17 zugeführt wird. Der Druck breitet sich dann bis zu den
Blasöffnungen 19 aus und unter hohem Druck stehendes Gas wird
zwischen die miteinander in Eingriff stehenden Flächen von
Bremsbelag 16 und Bremsscheibe 10 eingeblasen. Infolge dessen
bildet sich zwischen den miteinander in Eingriff stehenden
Flächen, also zwischen der Gegenlauffläche 20 und der Wirkflä
che 21 ein Gasfilm aus, der die Reibungszahl zwischen den bei
den Reibpartnern verringert und damit zu einer Verringerung
der Reibungskraft führt, was eine Verringerung der Bremswir
kung zur Folge hat.
Sobald die Bremswirkung in vollem Umfang wieder benötigt wird,
wird die Verbindung zwischen der Druckgasquelle 24 und den
Druckverteilerräumen 22 mittels der Ventilanordnung 26 unter
brochen, so dass der Gasfilm zwischen den Reibpartnern schnell
abgebaut wird, und die Reibungszahl wieder auf ihren ursprüng
lichen Wert ansteigt, um das hohe Reibungskraftniveau wieder
herzustellen.
Um die Reduzierung der Reibungszahl gezielt durchführen zu
können, ist es dabei insbesondere vorgesehen, dass der von der
Druckgasquelle gelieferte Druck in Abhängigkeit von der ge
wünschten Reibungszahlreduzierung einstellbar ist. Für kleine
Verringerungen der Reibungszahl zwischen der Reib- oder Wirk
fläche 21 am Bremsbelag 16 und der Gegenlauffläche 20 an der
bremsscheibe 10 reicht bereits ein Gasdruck aus, der geringer
ist, als der Bremsdruck. Durch Erhöhen des Gasdrucks läßt sich
die Ausbildung des Gasfilms zur Verringerung der Reibungszahl
verbessern und damit eine größere Änderung der Reibungszahl
erreichen.
Unterschiedlich starke Änderungen der Reibungszahl lassen sich
auch mit einer einen konstanten hohen Gasdruck liefernden
Druckgasquelle 24 erzielen, wenn die Ventilanordnung 26 von
der Bremskraftsteuervorrichtung 27 so betätigt wird, dass die
Verbindung zwischen Druckgasquelle 24 und den Blasöffnungen 19
in schneller Folge geöffnet und geschlossen wird. Hierdurch
läßt sich erreichen, dass während der Öffnungszeit der Ventil
anordnung 16 sich ein Gasfilm bis zu einem gewissen Ausmaß
aufbaut, der sich dann, während die Ventilanordnung 26 ge
schlossen ist, bis zu einem gewissen Grade wieder abbaut
und/oder verteilt, so dass beim folgenden Öffnen ein weiterer
Aufbau des Gasfilms erfolgt. Da das Öffnen und Schließen der
Ventilanordnung 26 in schneller Abfolge durchgeführt wird,
stellt sich zwischen den Reibpartnern ein Gleichgewichts-Gas
film ein, der eine definierte Reduzierung der Reibungszahl er
möglicht. Durch Ändern des Öffnungs/Schließ-Verhältnisses läßt
sich die mehr oder weniger starke Ausbildung des Gasfilms ge
zielt beeinflussen.
Bei entsprechender Ausbildung der Kanäle 18, 25, die die Blas
öffnungen 19 mit dem entsprechenden Druckverteilerraum 22 ver
binden läßt sich aber auch erreichen, dass an den Blasöffnun
gen trotz abwechselnden Öffnens und Schließens der Ventilan
ordnung 26 ein konstanter Druck ansteht, der vom Öff
nungs/Schließ-Verhältnis abhängt, da der Druckverteilerraum 22
als eine Art Druckverlaufs-Glättungspuffer dient.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht jedoch nicht nur die Ver
besserung des Ansprechverhaltens von Antiblockiersystemen,
sondern auch die Verringerung von Bremsgeräuschen und anderen
den Bremskomfort beinträchtigenden Effekten.
Die meisten derartigen Probleme haben ihren Ausgangspunkt im
Reibungskontakt zwischen den jeweiligen Reibpartnern, also im
dargestellten Ausführungsbeispiel zwischen der Reib- oder
Wirkfläche 21 des Bremsbelags 16 und der Gegenlauffläche 20
der Bremsscheibe 10. Unter bestimmten Bremsbedingungen ergeben
sich instabile Zustände, die zur Erregung von starken Schwin
gungen in den einzelnen Bauteilen der Bremse führen können.
Ein wesentlicher Punkt hierbei ist der Übergang von Haftrei
bung zu Gleitreibung. Durch eine geringe Reduzierung der Reib
zahl können insbesondere im Übergang zwischen Haft- und Glei
treibung Geräusche wirksam verhindert werden.
Zum Beispiel ist es möglich, Quietschen, dessen Entstehung
durch Sekundärmaßnahmen bereits reduziert wurde, weitgehend zu
verhindern, indem zunächst mit einem entsprechenden Sensor,
beispielsweise einem Mikrophon, einem Beschleunigungsaufneh
mer, oder dergleichen das Einsetzen von Quietschen festge
stellt wird, um dann, sobald das Einsetzen von Quietschen er
kannt, durch eine entsprechende Zufuhr von unter hohem Druck
stehenden Gas zu den Blasöffnungen 19 ein geringfügiger Gas
film zwischen den Reibpartnern aufzubauen, der durch eine Än
derungder Reibungszahl zwischen den Reibpartner das Quietschen
beseitigt.
Auch ruckhafte Änderungen der Bremswirkung, die durch einen
plötzlichen Übergang von Haftreibung zu Gleitreibung insbeson
dere beim Anfahren aus dem Stand mit noch teilweise betätigter
Bremse auftreten, können gemildert werden, wenn ein Gasfilm in
der beschriebenen Weise zwischen den miteinander in Eingriff
stehenden Wirkflächen von Bremsbelag 16 und Bremsscheibe 10
ausgebildet wird.
Die vorliegende Erfindung läßt sich nicht nur bei Scheiben
bremsen, sondern auch bei Trommelbremsen und anderen Reibungs
bremsen einsetzen. Darüber hinaus ist es auch möglich, bei
Reibungskupplungen das Ein- und Ausrücken mit Hilfe eines zwi
schen den Reibpartnern der Kupplung auszubildenden Gasfilms zu
erleichtern und zu vergleichmäßigen, um so einen geringeren
Verschleiß der Reibpartner und damit zu einer höheren Lebens
dauer der Kupplung zu erzielen.
Claims (17)
1. Verfahren zum Modifizieren der Reibungszahl zwischen zwei
miteinander in Reibungseingriff stehenden Flächen (20, 21),
insbesondere zwischen zwei Wirkflächen (20, 21) einer Rei
bungsbremse, dadurch gekennzeichnet, dass ein unter hohem
Druck stehendes Gas so zwischen die beiden Flächen (20, 21)
eingeblasen wird, dass sich zwischen den beiden Flächen (20,
21) ein Gasfilm bildet, durch den die wirksame Reibungszahl
beeinflusst wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
das unter hohem Druck stehende Gas an mehreren Stellen (19)
gleichzeitig zwischen die beiden Flächen (20, 21) eingeblasen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
die mehreren Stellen (19) zum Einblasen von unter hohem Druck
stehendem Gas gleichmäßig beabstandet über den Eingriffsbe
reich der beiden Flächen (20, 21) verteilt sind.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
die mehreren Stellen (19) zum Einblasen von unter hohem Druck
stehendem Gas so über den Eingriffsbereich der beiden Flächen
(20, 21) verteilt sind, dass im Zentrum des Eingriffsbereichs
eine höhere Dichte von Stellen (19) zum Einblasen von unter
hohem Druck stehendem Gas vorliegt als im äußeren Bereich.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass der Einblasdruck für das unter hohem
Druck stehende Gas in Abhängigkeit von einer gewünschten Ände
rung der Reibungszahl einstellbar ist.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass das unter hohem Druck stehende Gas im
pulsweise mit in Abhängigkeit von einer gewünschten Änderung
der Reibungszahl einstellbarer Impulsdauer und Impulsfrequenz
eingeblasen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, dass das unter hohem Druck stehende Gas zur Än
derung der Reibungszahl kontinuierlich zwischen die beiden
Flächen (20, 21) eingeblasen wird.
8. Reibungsbremse mit
zumindest einer ersten Wirkfläche (20), die an einem be wegbaren, zu bremsenden Teil (10) vorgesehen ist,
zumindest einer zweiten Wirkfläche (21), die an einem re lativ zur Bewegungsrichtung des zu bremsenden Teils (20) fest stehenden Teil (11) vorgesehen ist, und
einer Betätigungseinrichtung (13, 14), durch die die Wirk flächen (20, 21) entsprechend einer gewünschten Bremswirkung miteinander in Bremseingriff bringbar sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
in einer der Wirkflächen (20, 21) eines Wirkflächenpaares zumindest eine Blasöffnung (19) vorgesehen ist, die über eine Leitung (23) mit einer Druckgasquelle (24) verbunden ist, so dass unter hohem Druck stehendes Gas aus der Druckgasquelle (24) zur Änderung der Reibungszahl des Wirkflächenpaares zwi schen die beiden Wirkflächen (20, 21) eingeblasen werden kann.
zumindest einer ersten Wirkfläche (20), die an einem be wegbaren, zu bremsenden Teil (10) vorgesehen ist,
zumindest einer zweiten Wirkfläche (21), die an einem re lativ zur Bewegungsrichtung des zu bremsenden Teils (20) fest stehenden Teil (11) vorgesehen ist, und
einer Betätigungseinrichtung (13, 14), durch die die Wirk flächen (20, 21) entsprechend einer gewünschten Bremswirkung miteinander in Bremseingriff bringbar sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
in einer der Wirkflächen (20, 21) eines Wirkflächenpaares zumindest eine Blasöffnung (19) vorgesehen ist, die über eine Leitung (23) mit einer Druckgasquelle (24) verbunden ist, so dass unter hohem Druck stehendes Gas aus der Druckgasquelle (24) zur Änderung der Reibungszahl des Wirkflächenpaares zwi schen die beiden Wirkflächen (20, 21) eingeblasen werden kann.
9. Reibungsbremse nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
dass bei zwei oder mehr Wirkflächenpaaren jeweils in einer der
Wirkflächen (21) jedes Wirkflächenpaares zumindest eine Blas
öffnung (19) vorgesehen ist, die über eine Leitung (23) mit
der Druckgasquelle (24) verbunden ist.
10. Reibungsbremse nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekenn
zeichnet, dass jeweils eine Vielzahl von gleichmäßig verteilt
angeordneten Blasöffnungen (19) in einer der Wirkflächen (21)
vorgesehen ist.
11. Reibungsbremse nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
dass jeweils eine Vielzahl von Blasöffnungen (19) in
einer der Wirkflächen (21) vorgesehen ist, die derart verteilt
angeordnet sind, dass im Zentrum der entsprechenden Wirkfläche
(21) eine höhere Dichte von Blasöffnungen (19) vorliegt als im
äußeren Bereich.
12. Reibungsbremse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die Blasöffnungen (19) mit einem Druckverteilerraum (22)
in Verbindung stehen, der über die Druckleitung (23) mit der
Druckgasquelle (24) verbunden ist.
13. Reibungsbremse nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, dass die Blasöffnungen (19) in der zweiten,
bezüglich der zu bremsenden Bewegung feststehenden Wirkfläche
(21) vorgesehen sind.
14. Reibungsbremse nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
dass die zweite, bezüglich der zu bremsenden Bewegung festste
hende Wirkfläche (21) von einer freien Oberfläche eines Reib
materialkörpers (16) gebildet wird, der zusammen mit einer
Trägerplatte (17) von der Betätigungseinrichtung (13, 14) ge
gen die erste Wirkfläche (20) drückbar ist.
15. Reibungsbremse nach Anspruch 12 und 14, dadurch gekenn
zeichnet, dass der mit der Druckgasquelle (24) verbundene
Druckverteilerraum (22) in der Trägerplatte (17) des Reibmate
rialkörpers (16) angeordnet ist.
16. Reibungsbremse nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, dass zwischen der oder den Blasöffnungen (19)
bzw. dem Druckverteilerraum (22) und der Druckgasquelle (24)
eine Ventilanordnung (26) vorgesehen ist, die von einer Brems
kraftsteuervorrichtung (27) steuerbar ist.
17. Reibungsbremse nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
dass die Ventilanordnung (26) so steuerbar ist, dass die Ver
bindung zwischen der Druckgasquelle (24) und dem Druckverteilerraum
(22) bzw. der oder den Blasöffnungen (19) mit in Ab
hängigkeit von einer gewünschten Änderung der Reibungszahl
einstellbarer Öffnungsdauer und Schaltfrequenz geöffnet und
gesperrt wird.
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