DE10014403A1 - Verfahren zur Fertigung von Metallteilen - Google Patents
Verfahren zur Fertigung von MetallteilenInfo
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Abstract
Das vorliegende Patent beschreibt ein Verfahren zur Fertigung pulvermetallurgisch gefertigter Metallteile, das dadurch gekennzeichnet ist, daß anstelle der bisher benötigten teuren, feinstteiligen Metallpulver ihre korrespondierenden unreduzierten Metallverbindungen (z. B. als preiswerte Oxide) verwendet werden und diese erst im Anschluß an die Formgebung des Grünlings zum Metall reduziert werden. Die nach der Reduktion erhaltenen Zwischenprodukte besitzen eine hohe, exakt kontrollierbare Porosität und eine entsprechend geringe Dichte. Sie sind mit einfachen Prinzipien innerhalb enger Toleranzen sehr kostengünstig zu fertigen und können DOLLAR A È aufgrund ihrer geringen Dichte entweder direkt als Metallschäume verwendet werden DOLLAR A È durch Infiltration oder CVD-Verfahren unter Beibehalt ihrer x,y,z-Geometrie in massive Stahlteile umgewandelt werden DOLLAR A È unter Beibehalt ihrer x-y-Geometrie in einem nachfolgenden Schritt in Z-Richtung gepreßt und auf Enddichte gesintert werden DOLLAR A unter Schrumpfen in x,y,z-Richtung in Analogie zum MIM-Verfahren gesintert werden.
Description
Pulvermetallurgisch gefertigte Metallteile werden u. a. in der Automobil-Elektrogeräte
und Schloßindustrie in erheblichem Umfang verwendet. Im wesentlichen sind dabei
zwei Fertigungsverfahren zu unterscheiden: die klassische Preßsintertechnik (PM)
mit dem Sonderfall des Sinterschmiedens und das Metallpulverspritzgußverfahren
(MIM). Während erstgenanntes Verfahren seit über 50 Jahren industrielle Serienreife
erlangt hat und heute bei steigender Tendenz einen Weltmarkt von ca. 10 Mrd. USD
p. a. abdeckt, ist die wirtschaftliche Bedeutung des noch relativ jungen Metallpulver
spritzgußverfahrens mit geschätzten 100 Mio. USD p. a. zwar steigend aber dennoch
vergleichsweise gering.
Die nach dem klassischen PM-Verfahren zugänglichen Teile zeichnen sich verfah
rensbedingt durch einfache Geometrien aus, die aus relativ groben Pulvern
(90%-Punkt < 100 µ) unidirektional gepreßt werden und dünne Stege, enge Bohrungen,
sowie Schrägen und Hinterschnitte vermeiden. Typische Teilegewichte reichen von
wenigen Gramm (z. B. Schließnüsse in der Schloßindustrie) bis zu etwa einem Kilo
gramm im Automobilbereich (z. B. Ölpumpenläufer, Kettenräder; ABS-Sensoren). Die
Herstellkosten solcher Teile sind gering und liegen in der typischen Großserie zwi
schen 10 und 30 DM/Kg. Neben der erwähnten Formeinschränkung ist insbesondere
die geringe mechanische Belastbarkeit klassischer PM-Teile nachteilig. So besitzen
diese im allgemeinen Dichten unterhalb von 7 g/cm3 und weisen damit ein erheb
liches Porenvolumen auf. Dies führt zu einer starken Kerbempfindlichkeit, die den
Einsatz klassischer PM-Teile in wechselbelasteten Anwendungen (z. B. schnell
laufende Zahnräder in Getrieben) nicht zulassen. Zwar gelingt es durch Techniken
des Doppelpressintern die Dichten auf Werte im Bereich von 7 bis zu 7,2 g/cm3 zu
erhöhen, jedoch wird eine annähernd porenfreie Matrix mit Werkstoffdichten ober
halb von 7,4 g/cm3 nur durch das aufwendige Sinterschmieden erreicht.
Zur Erhöhung der unbefriedigenden Werkstoffdichte klassischer PM-Teile wurde fer
ner versucht den groben PM-Pulvern zur Erhöhung der Sinteraktivität feinstteilige
Metallpulver (z. B. Carbonyleisenpulver) zuzumischen. Neben den hohen Rohstoff
kosten und Problemen der Entmischung, scheiterten diese Ansätze bisher daran,
daß durch das Eindringen feinstteiliger Pulverteilchen in den Spalt zwischen Stempel
und Matrize die Preßwerkzeuge einem unbeherrschbar hohen Verschleiß unter
liegen.
Einen prinzipiellen Ausweg zeigt das Verfahren des Metallpulverspritzgusses (MIM-
Verfahren) auf, das in den letzten 10 Jahren zunehmend industrielle Bedeutung zur
Serienfertigung geometrisch komplexer Metallteile erlangt hat. Trotz Werkstoff
dichten oberhalb von 7,4 g/cm3 und damit einhergehenden guten mechanischen
Festigkeiten, ist die Anwendung dieser Teile bisher beschränkt. Gründe für diese
Beschränkung liegen zunächst in den hohen Rohstoffkosten für die benötigten
feinstteiligen Metallpulver, welche die wirtschaftliche Grenze im Hinblick auf
konkurrierende Fertigungsverfahren auf Teilegewichte unterhalb von ca. 50 g
begrenzt. Hinzu kommt, daß MIM-Teile während des Herstellprozesses erheblich
schrumpfen, so daß sich eine maximal beherrschbare Teilegröße ergibt. Diese liegt
unter Berücksichtigung üblicher Toleranzvorgaben bei einem Durchmesser von ca.
50 mm. Aus den genannten Gründen hat ein typisches MIM-Teil ein Gewicht von ca.
5 bis 20 g und liegt mit Herstellkosten von ca. 60-150 DM/Kg deutlich über dem
Preisniveau klassischer Preßsinterteile.
Das vorliegende Patent beschreibt ein Verfahren, daß die nachteilig hohen Rohstoff
kosten des MIM-Verfahrens (Metallpulverspritzguß) deutlich verringert, indem
anstelle der bisher benötigten teuren, feinstteiligen Metallpulver ihre
korrespondierenden unreduzierten Metallverbindungen (z. B. als preiswerte Oxide) in
den Binder eingearbeitet werden und diese erst im Anschluß an die Formgebung des
Grünlings zum Metall reduziert werden. Die so erhaltenen Zwischenprodukte
besitzen eine hohe, exakt kontrollierbare Porosität und eine entsprechend geringen
Dichte. Sie sind mit einfachen Prinzipien innerhalb enger Toleranzen sehr
kostengünstig zu fertigen und können
- - aufgrund ihrer geringen Dichte entweder direkt als Metallschäume verwendet werden
- - durch Infiltration oder CVD-Verfahren unter Beibehalt ihrer x,y,z-Geometrie in massive Stahlteile umgewandelt werden
- - unter Beibehalt ihrer x-y-Geometrie in einem nachfolgenden Schritt in Z- Richtung gepreßt und auf Enddichte gesintert werden
- - unter Schrumpfen in x,y,z-Richtung in Analogie zum MIM-Verfahren gesintert werden.
Bei der Untersuchung der Eigenschaften dieser Zwischenprodukte wurde überra
schend gefunden, daß die durch Reduktion hergestellte poröse Metallmatrix ein
duktiles Fließverhalten zeigt. Dieses ungewöhnliche Verhalten ermöglicht es, selbst
ohne geteilte Preßstempel durch Anwendung von Druck eine Verdichtung unter
gleichzeitiger Formgebung zu erzwingen, wobei innerhalb der so verdichteten Matrix
auch bei komplizierter Bauteilgeometrie eine annähernd homogene Dichteverteilung
im Bauteil auftritt. Da die so erzeugten Werkstoffe hervorragende mechanische
Kennwerte aufweisen, erweitert das Verfahren ohne aufwendige Zusatzschritte die
Formgebungsmöglichkeiten der Pulvermetallurgie beträchtlich.
Pulvermetallurgisch gefertigte Metallteile werden u. a. in der Automobil- Elektrogeräte
und Schloßindustrie in erheblichem Umfang verwendet. Im wesentlichen sind dabei
zwei Fertigungsverfahren zu unterscheiden: die klassische Preßsintertechnik (PM)
mit dem Sonderfall des Sinterschmiedens und das Metallpulverspritzgußverfahren
(MIM). Während erstgenanntes Verfahren seit über 50 Jahren industrielle Serienreife
erlangt hat und heute bei steigender Tendenz einen Weltmarkt von ca. 10 Mrd. USD
p. a. abdeckt, ist die wirtschaftliche Bedeutung des noch relativ jungen Metallpulver
spritzgußverfahrens mit geschätzten 100 Mio USD p. a. zwar steigend aber dennoch
vergleichsweise gering.
Die nach dem klassischen PM-Verfahren zugänglichen Teile zeichnen sich verfah
rensbedingt durch einfache Geometrien aus, die aus relativ groben Pulvern
(90%-Punkt < 100 µ) unidirektional gepreßt werden und dünne Stege, enge Bohrungen,
sowie Schrägen und Hinterschnitte vermeiden. Typische Teilegewichte reichen von
wenigen Gramm (z. B. Schließnüsse in der Schloßindustrie) bis zu etwa einem Kilo
gramm im Automobilbereich (z. B. Ölpumpenläufer, Kettenräder; ABS-Sensoren). Die
Herstellkosten solcher Teile sind gering und liegen in der typischen Großserie zwi
schen 10 und 30 DM/Kg. Neben der erwähnten Formeinschränkung ist insbesondere
die geringe mechanische Belastbarkeit klassischer PM-Teile nachteilig. So besitzen
diese im allgemeinen Dichten unterhalb von 7 g/cm3 und weisen damit ein erheb
liches Porenvolumen auf. Dies führt zu einer starken Kerbempfindlichkeit, die den
Einsatz klassischer PM-Teile in wechselbelasteten Anwendungen (z. B. schnell
laufende Zahnräder in Getrieben) nicht zulassen. Zwar gelingt es durch Techniken
des Doppelpreßsinterns die Dichten auf Werte im Bereich von 7 bis zu 7,2 g/cm3 zu
erhöhen, jedoch wird eine annähernd porenfreie Matrix mit Werkstoffdichten ober
halb von 7,4 g/cm3 nur durch das aufwendige Sinterschmieden erreicht.
Zur Erhöhung der unbefriedigenden Werkstoffdichte klassischer PM-Teile wurde fer
ner versucht den groben PM-Pulvern zur Erhöhung der Sinteraktivität feinstteilige
Metallpulver (z. B. Carbonyleisenpulver) zuzumischen. Neben den hohen Rohstoff
kosten und Problemen der Entmischung, scheiterten diese Ansätze bisher daran,
daß durch das Eindringen feinstteiliger Pulverteilchen in den Spalt zwischen Stempel
und Matrize die Preßwerkzeuge einem unbeherrschbar hohen Verschleiß unter
liegen.
Eine umfangreiche Zusammenfassung über den Stand der klassischen Pulver
metallurgie und sein technisch/wirtschaftliches Potential gibt [Werner Schatt, Pul
vermetallurgie Band I/II; VDI-Verlag Düsseldorf, 1994].
Bei dem Verfahren des Metallpulverspritzgusses werden feinstteilige Metallpulver,
Partikeldurchmesser typischerweise < 22 µ (90%-Punkt), mit einem Binder (Anteil
typischerweise 5 bis 15 Gew.-%) zu einer homogenen Masse geknetet (Feedstock).
Dieser Feedstock wird anschließend auf konventionellen Spritzgußmaschinen zu
Formkörpern (Grünlingen) verarbeitet, wobei dieser Teilschritt des Verfahrens den
Formgebungsprinzipien des Kunststoffspritzgießens entspricht und damit die Fertigung
von weitgehend beliebig geformten Teilen erlaubt. Obwohl es eine Vielzahl von
Patenten und vermutlich noch mehr nicht veröffentlichte interne Rezepturen zur Bin
derzusammensetzung gibt, dürften alle diese Binder im wesentlichen mindestens
folgende drei Komponenten enthalten: Polymer (K1), entfernbare Komponente (K2)
und oberflächenaktive Hilfsmittel (K3).
Aus dem Grünling des Verfahrens wird in einem nachfolgenden Verfahrensschritt die
Komponente K2 durch thermische, chemische oder lösungsmittelbasierende Verfah
ren entfernt, so daß ein poröses Teil (Braunling) erhalten wird, dessen äußere Geo
metrie praktisch mit der des Grünlings identisch ist und dessen Form durch die
Komponente K1 zusammengehalten wird. Dieser Braunling wird anschließend in
Gegenwart von H2/N2-Gemischen oder im Vakuum bei Temperaturen unterhalb des
Schmelzpunktes der Legierung gesintert. Dabei zersetzen sich zunächst die Kompo
nenten K1 und K3 und der Braunling schrumpft unter interner Verdichtung um den
ursprünglichen Volumenanteil des Binders. Der Schrumpf in x,y,z-Richtung ist dabei
in etwa isotrop und liegt je nach Binderanteil und Zusammensetzung bei ca.
13-20%. Für eine vorgegebene Geometrie des Sinterlings, ist der Grünling demgemäß
in x,y,z mit einem Längenaufschlag von SF = 1,13 bis 1,20 auszulegen.
Obwohl dieses Verfahren vielfältige technische Möglichkeiten eröffnet, begrenzen
die vergleichsweise hohen Rohstoffkosten mit steigendem Teilegewicht zunehmend
dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber konkurrierenden Fertigungsverfahren. So sind
z. B. Teile mit einem Gewicht ab ca. 20 g im allgemeinen über den Feinguß kosten
günstiger zugänglich, da dessen Rohstoffkosten mit ca. 5 DM/Kg (Kosten der Metall
schmelze) deutlich unter den hohen Kosten der beim MIM-Verfahren benötigten
feinstteiligen Pulver liegen (ca. 15 bis 50 DM/Kg). Dieser Nachteil wird noch
gravierender, wenn man berücksichtigt, daß beim MIM-Verfahren der system
immanente Schrumpf insbesondere bei größeren Teilen zu einer z. T. unbefriedigen
den Statistik der Endmaße führt und damit ein erhöhter Ausschuß einkalkuliert
werden muß.
Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, kostengünstige Metallpulver, insbesondere
wasserverdüste und mechanisch gemahlene Metallpulver als Rohstoffbasis des
MIM-Verfahrens einzusetzen. Da das MIM-Verfahren aufgrund der beteiligten Ver
fahrensschritte jedoch feinstteilige Pulver mit einer guten Rheologie (Verspritzbarkeit
des Feedstocks) und einer hohen Sinteraktivität (hohe Enddichte) erfordert, die
erwähnten kostengünstigen Pulver dagegen grobkörnig (< 40 µ) und zudem von
unregelmäßiger Struktur sind, haben diese Versuche bisher nicht zum gewünschten
Erfolg geführt.
Denkbar wäre die Synthese feinstteiliger Metallpulver durch Reduktion von Pulvern
der korrespondierenden Metallverbindungen (insbesondere deren kostengünstigen
Oxiden) in einem vorgeschalteten Verfahrensschritt. Nachteilig ist hier allerdings,
daß eine nahezu vollständige Umwandlung dieser Oxide aus thermodynamischen
Gründen Temperaturen erfordert, bei denen die so erzeugten Metallpulver bereits
eine erhebliche Sinteraktivität besitzen. Diese hohe Sinteraktivität - die ja anderer
seits einer der Gründe für den Einsatz solcher feinstteiliger Pulver im MIM-Verfahren
sind - führt dazu, daß die Primärkörner an den Korngrenzen bereits bei der Reduk
tion zu unregelmäßig geformten Aggregaten zusammenfritten. Aufgrund dieser
Morphologie sind die rheologischen Eigenschaften eines über die vorgeschaltete
Reduktion korrespondierender Metallverbindungen gefertigten Feedstocks unbefrie
digend, so daß dieser nur unter Zugabe unvertretbar hoher Bindermengen über
haupt verspritzbar ist. Dieser hohe Binderanteil hat jedoch viele Nachteile und führt
u. a. zu Entmischungen im Grünling, die im gesinterten Endteil zu Einfallstellen,
Fließnähten und Dichteinhomogenitäten führen. Zwar läßt sich über eine Absenkung
der Temperatur beim Reduktionsvorgang das Zusammenfritten der Primärpartikel
minimieren, jedoch wird in diesem Fall anstelle eines definierten Metallpulvers eine
wechselnde Mischung aus Metallpulver und Ausgangsverbindung erhalten, die bei
der weiteren Verwendung im Rahmen des MIM-Verfahrens zu einem undefinierten
Schrumpfverhalten der Teile beim Sintern führt.
Dies Problem könnte überwunden werden durch Verwendung von "Sinterverhin
derern". Unter Sinterverhinderern werden dabei Stoffe verstanden, die in geringer
Konzentration den Metallverbindungen vor deren Reduktion zugemischt werden, um
bei den im Rahmen der Umwandlung auftretenden Temperaturen (ca. 550-750°C)
ein Zusammenfritten der Primärkörner zu unterdrücken. Da diese Stoffe bei darüber
hinaus gehenden Temperaturen zerstört werden, beschränkt sich ihre Wirkung auf
den Verfahrensschritt der Pulverfertigung, ohne den bei höherer Temperatur ablau
fenden, nachgeschalteten Sinterprozeß des MIM-Verfahren zu stören. Allerdings
erfordert dieser vorgeschalteten Verfahrensschritt zur Fertigung der Pulver zusätz
liche Investitionen, sodaß auch hier die Rohstoffkosten zwar deutlich geringer, aber
dennoch nicht zu vernachlässigen sind. Hinzu kommt, daß das Handling dieser Pul
ver in technischem Maßstab umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen erfordert, da
diese Pulver aufgrund ihrer hohen spezifischen Oberfläche bereits bei Raumtempe
ratur zur Selbstentzündung an Luft neigen.
Die vorliegende Erfindung umgeht die genannten Nachteile und stellt ein Verfahren
zur Verfügung, bei welchem die Rohstoffkosten des MIM-Verfahrens auf einen zu
vernachlässigenden Anteil verringert und dabei nur geringe zusätzliche Investitionen
erfordert. Dies wird erreicht, indem als Basiskomponente des Feedstocks anstelle
teurer feinstteiliger Metallpulver die unreduzierten Metallverbindungen (z. B. als Oxid)
verwendet werden und diese erst im Anschluß an die Formgebung des Grünlings
zum Metall reduziert werden. Dieses Verfahren ist nicht auf spezielle Binder
beschränkt, und wird nachfolgend exemplarisch für eine beliebige Binderzusammen
setzung beschrieben.
Eine Mischung aus den im MIM-Verfahren üblichen Binderbestandteilen: Polymer
(K1), entfernbarer Komponente (K2) und Hilfsmittel (K3) wird mit Eisenoxid (han
delsübliches Fe3O4 mit einer Reinheit von 99,5% und einem mittleren Partikel
durchmesser von 6-8 my) durch Kneten zu Feedstock verarbeitet. Der zur Verarbei
tung benötigte Binderanteil beträgt 9,1 Gew.-%. Dem Binder werden darüber hinaus 8
Gew.-% Carbonyl-Nickelpulver (bezogen auf die Fe3O4 + Ni) zugegeben.
Aus diesem Feedstock werden auf einer konventionellen Spritzgußmaschine Grün
linge gefertigt. Nach Entfernen der Komponente K2 durch thermische, chemische
oder lösungsmittelbasierende Verfahren wird der Braunling in Gegenwart von
Wasserstoff oder wasserstoffhaltigen Gasen bei Temperaturen oberhalb von 500°C
zu einer porösen Metallmatrix (nachfolgend Vorsinterling genannt) umgewandelt.
Aufgrund des Dichteunterschiedes zwischen dem ursprünglichen Metalloxid (5,1 g/cm3)
und dem durch Reduktion gebildeten Eisen (7,86 g/cm3) steigt bei der
Umwandlung der Oxidmatrix der Porenanteil von zunächst theoretischen ca. 35%
(Volumenanteil der entfernten Binderbestandteile) auf ca. 45% (Vorsinterling) an.
Der theoretisch zu erwartende Porenanteil von ca. 65 Vol.-% wird dabei nicht
erreicht, da je nach gewählter Reduktionstemperatur die Umwandlung des Oxides
bereits durch eine Teilsinterung der durch Reduktion gebildeten Metallpartikel über
lagert wird. Das Schrumpfen dieses dreidimensionalen Netzwerkes führt dazu, daß
die Vorsinterlinge kleiner sind als der Grünling. Das Ausmaß dieses Schrumpf
vorganges hängt im wesentlichen von der maximal erreichten Temperatur, der Dauer
der Reduktion und der Gaszusammensetzung ab. Typische Werte für den
Gesamtschrumpf ausgedrückt als SF-Wert liegen dabei zwischen SF = 1.03
(Umwandlungstemperatur Tmax unterhalb von 600°C) und SF = 1,20 (Tmax = 800°C).
Als SF-Wert wird nachfolgend der Quotient zwischen aktuell betrachteter Länge und
der zugehörigen Ausgangslänge im Grünling bezeichnet.
Wird die Umwandlungstemperatur unter 600°C gehalten sind die Vorsinterlinge
mechanisch sehr anfällig, da aufgrund der bei diesen Temperaturen noch geringen
Oberflächen-Diffusion kaum Sintervorgänge ablaufen. Das sich bildende dreidimen
sionale Netzwerk aus Metallpartikeln wird demgemäß nur durch sehr schwache
Kräfte zusammengehalten.
Das Temperaturprofil bei der Reduktion der Metallverbindungen ist an die Teilegeo
metrie anzupassen, wobei hohe Wandstärken eher ein langsames Ansteigen der
Temperatur erfordern um eine möglichst gleichmäßige Umwandlung innerhalb der
Matrix zu erreichen. Wird die Temperatur zu schnell erhöht, so ist die Reaktionsge
schwindigkeit in den äußeren Bereichen sehr hoch, während die vergleichsweise
langsame Diffusion des Wasserstoffes in das Teileinnere und die Abdiffusion des
gebildeten Wasserdampfes in umgekehrter Richtung dazu führt, daß den nahezu
vollständig reduzierten Teilbereichen in Wandnähe noch weitgehend originäre Aus
gangsmatrix im Teileinneren gegenübersteht. Gerade bei höheren Temperaturen,
bei denen aufgrund einsetzender Sintervorgänge das dreidimensionalen Partikel
netzwerk anfängt zu schrumpfen, führt die unterschiedliche Dichte zwischen Aus
gangs- und Endprodukt zu Spannungen im Teil, die sich im Vorsinterling entweder
als Risse oder als Verwerfungen zeigen. Für Teile mit den im MIM-Verfahren übli
chen Geometrien und Wandstärken hat sich ein Temperaturprofil bewährt, bei dem
die Temperatur von Anfangs 550° innerhalb von 3 bis 8 Stunden auf 800°C erhöht
wird.
Da es sich bei der Reduktion des Metalloxides um eine Gleichgewichtsreaktion han
delt, ist es sinnvoll bei der Umwandlung mit einem Überschuß an Wasserstoff zu fah
ren und das bei der Reaktion gebildete Wasser im Kreislauf auszuschleusen. Zur
Erzielung eines vollständigen Umsatzes des eingesetzten Oxides ist eine möglichst
hohe Endtemperatur zu wählen.
Der in vorbeschriebener Weise erhaltene Vorsinterling kann nun in Analogie zum
klassischen MIM-Verfahren entweder in einem separaten Verfahrensschritt oder direkt
durch weitere Temperaturerhöhung zum Endprodukt gesintert werden. Insbesondere
bei dickwandigen Teilen ist dabei dem Endsintern unter Wasserstoff der Vorzug zu
geben, da hier bei der hohen Temperatur ein vollständiger Umsatz des Oxides erzielt
wird.
Im vorliegenden Fall wurde der Vorsinterling bei einer Temperatur von 1280°C über
30 min im Vakuum gesintert. Die erzielte Enddichte entsprach mit 7.55 g/cm3 der
beim MIM-Verfahren üblichen.
Im Unterschied zum konventionellen MIM-Verfahren, bei dem bereits der vergleichs
weise geringe Schrumpf von ca. SF = 1,13 bis 1,20 insbesondere bei größeren Teilen
ein bekanntes Problem darstellt, tritt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren noch
zusätzlich der Umwandlungsschrumpf auf, der beim Einsatz von Fe3O4 zu einem
zusätzlichen SF-Wert von theoretisch SF = 1,29 führt. Insgesamt errechnet sich daher
für die Teile aus Beispiel 1 theoretisch ein sehr hoher Gesamtschrumpf von
SF-ges.(theor.) = SF(Bindervolumen).SF(Umwandlung) = 1,17.1,29 = 1,51
der auf den ersten Blick unbeherrschbar erscheint. Da die Sinteraktivität der durch
Reduktion in situ hergestellten Metallmatrix jedoch vergleichsweise hoch ist, sind
auch die Kräfte die das Teil beim Sintern zusammenziehen relativ hoch, so daß die
ser hohe SF-Wert beherrschbar bleibt. Dennoch ist der hohe Gesamtschrumpf des
Verfahrens zweifellos nachteilig, insbesondere, wenn man berücksichtigt, daß der
Angriff des Wasserstoffes von außen erfolgt und damit innere Spannung vorpro
grammiert sind.
Die mit dem hohen Schrumpf verbundene Problematik einer hoher Streuung der
Zielmaße läßt sich beheben, wenn wie in Beispiel 2 ausgeführt die Reihenfolge der
Verfahrensschritte vertauscht, und aus dem chemisch exakt definierten Braunling
des Beispiels 1 zunächst ohne chemische Umwandlung ein Sinterkörper (nach
folgend Invert-Sinterling genannt) hergestellt wird. Dazu wird der Fe3O4-Braunling
unter Luft, (bei irreversibel oxidierbaren, z. B. chromhaltigen Werkstoffen im Vakuum
oder unter Inertgas) auf 800 bis 1360° (30 min Haltezeit bei Maximaltemperatur)
erhitzt, wobei im Anschluß an die bekannte thermische Zersetzung der Binder
bestandteile im Temperaturbereich von ca. 350-500°C, oberhalb von ca. 750°C eine
Gasentwicklung durch Reaktion des vercrackten Restpolymers aus dem Braunling
mit dem Fe3O4 beobachtet wird. Diese Reaktion führt zu einem Gewichtsverlust der
darauf zurückzuführen ist, daß das vercrackte Restpolymer einen Teil des Fe3O4 zu
Fe reduziert. Der erzielbare Umsatz hängt von der Invertsintertemperatur ab und
beträgt im vorliegend Fall je nach Maximaltemperatur ca. 4% (850°C) und 28%
(1360°C) (s. Abb. 1).
Der Invertsinterling besteht demgemäß im wesentlichen aus dem gesinterten Aus
gangsprodukt (hier Fe3O4 mit Ni), das je nach Maximaltemperatur der Invertsin
terung eine Restporosität von 8 Vol.% (1360°C) bis ca. 32 Vol.% (850°C) besitzt (s.
Abb. 2). Der Invert-Sinterling ist insbesondere bei höheren Sintertemperaturen (ab
ca. 900°C) mechanisch ausgezeichnet stabil und weist trotz relativ hoher Wandstär
ken keinerlei Verformungen oder Risse auf.
Sein SF-Wert liegt je nach Sintertemperatur zwischen 1,01 (800°C) und 1,15
(1360°C) (s. Abb. 3). Die statistische Verteilung der Maße für verschiedene Teile der
selben Serie ist mit maximal +/- 0,4% vom Mittelwert auffallend eng. Die Mikrodichte
der offenporigen Struktur steigt aufgrund der parallel verlaufenden Teilreduktion des
Fe3O4 mit steigender Invertsintertemperatur von 5,2 g/cm3 (Invertsintertemperatur
700°C) auf 5,5 g/cm3 (Invertsintertemperatur 1360°C) an, die Makrodichte nimmt in
gleicher Richtung von 3,6 auf 5,1 g/cm3 zu (Abb. 5).
Der Magnetit des Invert-Sinterlings wird in einem anschließenden Schritt in Analogie
zu Beispiel 1 zu Eisen reduziert. Als günstig hat sich hier die Umwandlung bei ca.
900°C im H2/N2 Gemisch erwiesen. Die erforderliche Reaktionszeit richtet sich dabei
nach der Wandstärke der Teile und liegt üblicherweise bei ca. 3 bis 7 Stunden.
Der bei der Reduktion des Invertsinterlings nach außen auftretende Schrumpf ist bei
Temperaturen unterhalb von 1000°C vergleichsweise gering. So beträgt der SF-
Wert zwischen Invertsinterling und Braunling je nach durchlaufener Maximaltempe
ratur nur ca. 1,005 bis ca. 1,030 (s. Abb. 3). Dies ist darauf zurückzuführen, daß sich
bei der vorangegangenen Sinterung des nicht umgewandelten Fe3O4-Braunlings
(Invertsinterung) eine mechanisch stabile Skelettstruktur mit einer inneren Restporo
sität von ca. 8-32 Vol.% ausbildet. Der sich aus der Umwandlung des Oxides erge
bende Schrumpf äußert sich daher nicht nach außen, sondern führt unter Beibehal
tung der äußere Form dazu, daß die innere Porosität um ca. 30 bis 35% ansteigt
und damit je nach vorangegangener Invertsintertemperatur nach erfolgter Reduktion
bei 43 bis 65 Vol.-% liegt (s. Abb. 2 und 4). Im Unterschied zu den direkt reduzierten
Braunlingen aus Beispiel 1 sind die umgewandelten Invertsinterlinge aufgrund der
erwähnten Skelettstruktur auch bei vergleichsweise geringer Umwandlungstempe
ratur riß- und verzugsfrei.
Die Makrodichte der reduzierten Invertsinterlinge lag je nach Umwandlungsbedin
gungen bei ca. 2,6 bis 4,2 g/cm3 (s. Abb. 6). Die Mikrodichte ergab unabhängig von
der Invertsintertemperatur mit ca. 7,5 bis 7,7 g/cm3 annähernd den theoretisch
maximal möglichen Wert.
Die Zugfestigkeit der umgewandelten Invertsinterlinge entspricht in etwa der von
Kunststoffen. Sie nimmt mit steigender Invertsintertemperatur zu und erreicht bei
1345°C (Invertsintertemperatur) nach Reduktion im H2 Strom (900°C; 3 Stunden)
einen typischen Wert von ca. 70 N/mm2. In den Fällen, in denen Kunstoff zwar die
notwendige Zugfestigkeit aufweist, jedoch aus Gründen der geringen Wärme
beständigkeit und geringen Wärmeleitfähigkeit konstruktive Probleme bereitet, kön
nen diese Teile trotz hoher Porosität bereits als eigenständige Teilefamilie konstruk
tive Aufgaben übernehmen. Die Zugfestigkeit läßt sich weiter steigern, wenn der
poröse Formkörper mit einer Polymerschmelze bzw. mit polymerisierbaren Monome
ren infiltriert wird.
Wird der umgewandelte Invertsinterling in einem nachfolgenden Schritt bei höherer
Temperatur (z. B. im Vakuum bei 1320°C über 1 h) nachgesintert, so steigt die
Festigkeit der Teile auf ca. 300 N/mm2 bei einer Makrodichte von ca. 5,3 g/cm. Die
Restporosität dieser Teile liegt bei ca. 25%.
Im Unterschied zu Beispiel 2 wird in diesem Konzept die zeitliche und räumliche
Trennung von Invertsinterung und Reduktion aufgehoben, wodurch aufgrund der
fehlenden Zwischenabkühlung auch vergleichsweise geringe Invertsinter- und
Umwandlungstemperaturen ohne Risse beherrschbar bleiben.
Dazu wird in Analogie zu Beispiel 2 der Braunling aus Beispiel 1 im N2-Strom (alter
nativ unter Luft) mit ca. 5°C/min direkt auf 900°C aufgeheizt und anschließend bei
dieser Temperatur durch Zugabe wasserstoffhaltiger Gase vorgesintert (Reduktion
des Fe3O4 zu Fe). Als vorteilhaft hat sich dabei ein Gemisch aus Wasserstoff und
Stickstoff mit Kreislauffahrweise unter gleichzeitiger Ausschleusung des gebildeten
Wassers erwiesen.
Die erhaltenen Teile, nachfolgend DI-Sinterlinge genannt (Direct-Inversion) zeigen
bei einer Temperatur von 900°C annähernd die gleichen geometrischen Maße wie
die eingesetzten Braunlinge, wobei die SF-Werte durch entsprechende Gas- und
Prozeßführung in gewissen Grenzen rißfrei gesteuert werden können. Bei entspre
chend hoher Wasserdampfkonzentration im Kreislaufgas werden überraschender
weise sogar DI-Sinterlinge erhalten, die größer sind als die eingesetzten Braunlinge
(SF-Werte < 1; gefunden wurden Werte bis zu SF = 0,89).
Das aus den Volumina der ehemaligen Binderbestandteile und dem Umwand
lungsschrumpf (Reduktion von Fe3O4 zu Fe) entstehende Porenvolumen liegt im
Bereich von 60 bis 70 Vol.%, d. h. die Entfernung des Binders und die Umwandlung
verlaufen unter Beibehalt der äußeren Geometrie bei gleichzeitigem Aufbau einer
hohen, homogen verteilten inneren Porosität (s. Abb. 7).
Die so hergestellten DI-Sinterlinge zeigen zwar erwartungsgemäß eine geringe Zug
kraft von ca. 10 bis 20 N/mm2 sind jedoch im Hinblick auf die geringe Makrodichte
von ca. 2,8 g/cm3 aussichtsreiche Kandidaten in solchen Anwendungen in denen
Metallschäume (z. B. Heißgas-Filter; crash absorber) diskutiert werden. Diese Metall
schäume sind bisher nicht aus Stahl sondern verfahrensbedingt lediglich aus sol
chen Legierungen zugänglich, die vergleichsweise geringe Schmelzpunkte haben
(z. B. Zersetzung von TiHx in Al und Zn-Schmelzen).
Die nach Beispiel 3 gefertigten DI-Sinterlinge wurden bei hohen Temperaturen (z. B.
1320°C über 1 Stunde im Vakuum) gesintert. Dabei schrumpften die Teile erwar
tungsgemäß und die Makrodichte erhöht sich auf ca. 7 g/cm3. Gleichzeitig steigt die
erreichbare Zugfestigkeit auf ca. 400 N/mm2.
Erstaunlicherweise gelingt es die Toleranzen der endgesinterten Teile trotz
Schrumpffaktoren oberhalb von 1,3 innerhalb vergleichsweise enger Grenzen einzu
stellen. So ist die Statistik der Maße mit +/- 0,5% trotz wesentlich höherem
Schrumpf nicht schlechter als die des üblichen MIM-Verfahrens (SF-Wert 1,15 bis
1,20).
Eine aus Feedstock des Beispiels I gefertigte Tablette mit dem Durchmesser 27 mm
Durchmesser und der Höhe 25 mm wurde entbindert und der so erhaltene Braunling
unter N2/H2 wie in Beispiel 3 beschrieben in einen hochporöser DI-Sinterling umge
wandelt (Reaktionszeit 5 Stunden; T = 900°C). Der so erhaltene DI-Sinterling (Dichte
2,74 g/cm3) war gegenüber dem Grünling nur geringfügig geschrumpft und hatte einen
Durchmesser von 26,8 mm und eine Höhe von 25,0. Er wurde in eine Preßmatrize
(Durchmesser 27 mm) eingelegt und mit Ober- und Unterstempel bei einen vorgege
benen Pressendruck verpreßt. Der erhaltene Formkörper, nachfolgend PDI genannt
(Pressed after Direct Inversion), wies mit steigendem Preßdruck eine zunehmende
Dichte auf (Abb. 8).
Dieser PDI wurde anschließend im Vakuum gesintert (10°C/min; 1320°C über 1
Stunde; Vakuum).
Die Auswertung der so erhaltenen Sinterlinge (nachfolgend EPDI genannt) zeigt,
eine mit der Dichte des PDI und damit mit dem Pressdruck ansteigende Sinterdichte.
(Abb. 9). Unter Berücksichtigung der in der Pulvermetallurgie üblicherweise ange
wandten Drücke von max. 6 t/cm2, ergibt sich aus Abb. 8 und 9 eine Preßdichte des
PDI von ca. 6,4 g/cm3, die beim Sintern zu einer Enddichte von 7,5 führt. Bei Anwen
dung hoher Drücke (15 t/cm2) wurde eine Dichte im PDI von 7,14 erhalten, die im
EPDI zu einer Sinterdichte von 7,62 führte.
Die metallographische Untersuchung der Teile (Abb. 10) belegt, daß die metallische
Matrix des Werkstoffes extrem feinkörnig, absolut homogen und porenfrei ist, wobei
die Tatsache, daß die experimentell beobachtete Dichte von 7,5 g/cm3 unterhalb der
theoretischen Metalldichte von 7,86 liegt, durch geringe Verunreinigungen des berg
männisch geförderten und in keiner Weise gereinigten Ausgangsmaterials (Fe3O4-
Gehalt < 99,5%) begründet ist. Diese im Rohmaterial enthaltene Gangart ist im Schliff
des Sinterlings als Verunreinigungen sichtbar und weist sich im EDX als Phosphate
und Silicate aus.
Da der Durchmesser dieser Einschlüsse sehr gering ist (üblicherweise ca. 1 my, in
Ausnahmefällen bis ca. 10 my), beeinflußt er die Werkstoffeigenschaften nicht. So
wurden an Werkstoffproben Zugfestigkeiten von ca. 650 bis 720 N/mm2 bei HB-
Werten von < 200 bestimmt. Dies ist bemerkenswert, da der Werkstoff entsprechend
seiner Vorgeschichte praktisch keinen Kohlenstoff enthält.
Wird der Sinterling anschließend aufgekohlt und gehärtet, so steigt die Härte auf 52
HRC bei einer gleichzeitigen Zunahme der Zugfestigkeit auf < 1000 N/mm2.
Mit einem synthetischen gefällten Eisen-Oxid (Bayferrox) wurde erwartungsgemäß
eine einschlußfreie metallische Matrix erhalten. Im Hinblick auf die ohnehin sehr
hohen mechanischen Festigkeiten, die auf Basis des bergmännisch geförderten
Oxids erhalten wurden, kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auf den Einsatz
hochreiner Ausgangsstoffe jedoch aus Kostengründen im allgemeinen verzichtet
werden.
Die Zähigkeit und Kerbschlagzähigkeit der nach Beispiel 5 gefertigten Werkstoffe ist
hoch, selbst dann, wenn der beim PDI angewandten Preßdruck nur 2,6 t/cm2 beträgt
und als Sinterdichte im EPDI demgemäß nur ca. 6,95 g/cm3 erhalten werden. Im
Unterschied zu konventionellen PM-Werkstoffen mit vergleichbarer Dichte überrascht
bei diesen Teilen die deutlich höhere Zugfestigkeit und die wesentlich geringe
Kerbschlagempfindlichkeit, die auf das extrem feinkörnige Gefüge zurückzuführen
ist. Damit können über das erfindungsgemäße Verfahren auch bei vergleichsweise
geringen Drücken Materialeigenschaften erzielt werden, die denen unter Anwendung
vergleichbarer Preßdrücke hergestellten konventionellen PM-Teilen deutlich über
legen sind. Bei vorgegebener Pressenleistung sind damit nach dem erfindungs
gemäßen Verfahren deutlich größere Teile herstellbar, als dies bei der klassischen
PM möglich ist.
Zum Schutz der Preßmatrize hat es sich als zweckmäßig erwiesen, den hochporö
sen Dl vor dem Verpressen zumindest teilweise mit einem handelsüblichen Öl zu
tränken. Dieses niedrigviskose Öl tritt bei der anschließenden Verpressung aus der
Matrize aus und führt zu einer homogeneren Dichteverteilung im Preßkörper. Da im
Unterschied zur klassischen PM an dem Preßvorgang des erfindungsgemäßen
Verfahrens keine Pulver beteiligt sind, kann durch diese einfache Maßnahme die
Standzeit der Preßwerkzeuge erheblich erhöht werden.
Berücksichtigt man, daß die Porosität des nach Beispiel 5 gefertigten DI-Sinterlings
beim anschließenden Preßvorgang praktisch ausschließlich in z-Richtung eliminiert
wird, ist der Schrumpf zwischen Grünling und EPDI-Sinterling in z deutlich größer als
in X und Y. Bei einem "einhöhigen" Formkörper, d. h. bei einer Geometrie in Z-Rich
tung mit nur einer Höhe z. B. der Tablette des Beispiels 5 ist dies unkritisch und kann
durch entsprechende Auslegung des Werkzeuges kompensiert werden. Soll dage
gen ein Teil mit verschiedenen Höhen gefertigt werden, so erfordert theoretisch jede
Höhe einen eigenen Stempel, um im betrachteten X,Y-Bereich eine individuelle Ver
dichtung in Z-zu ermöglichen. Dieses Problem ist aus der klassischen PM bekannt
und führt dort zu der Notwendigkeit einer Vielzahl einzeln anzusteuernder Stempel.
Die zugrundeliegenden Pressen sind demgemäß sehr aufwendig und entsprechend
teuer. Besonders kritisch wird es, wenn statt zwei- oder dreihöhigen Formteilen Geo
metrien mit einer schrägen Kante zu fertigen sind. So sind in der klassischen PM
solche Geometrien bisher nur mit extrem aufwendigen Werkzeugen oder über die
mechanische Nacharbeit entsprechender Rohlinge zu fertigen.
Theoretisch wäre diese Problematik auch bei der Verdichtung des DI aus Beispiel 5
zu erwarten. Überraschenderweise wurde jedoch gefunden, daß dessen hochporöse
Matrix beim Pressen duktile Eigenschaften aufweist und die Fähigkeit besitzt zum
Ausgleich von Dichteunterschieden in gewissen Grenzen in x und y Richtung
Material quer zur Preßrichtung zu verschieben.
Unter Ausnutzung dieses duktilen Verhaltens wurde das in Abb. 11 skizzierte
schrägverzahnte Zahnrad gefertigt. Obwohl sich die Höhe des Zahnrades in x-Rich
tung deutlich ändert (minimale Höhe zu maximale Höhe 6 mm) wurde dieses mit
einem einfachen Ober- und Unterstempel bei einem Preßdruck von 6 to/cm2 gepreßt.
Trotz unterschiedlicher Höhen wurde über den gesamten Querschnitt gesinterten
EPDI (1320°C; 1 h; Vakuum) eine Dichte von 7,48 g/cm3 erhalten. Die
Oberflächenhärte betrug einheitlich 209 bis 212 HB187/2,5.
Das vorliegende Beispiel belegt, daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren unter
Anwendung einfachster Preßprinzipien komplexe mehrhöhige Teile mit hervorragen
den mechanischen Kennwerten gefertigt werden können.
Mit steigender Dichte im PDI (d. h. mit steigenden Preßdrücken) wird die Porosität
des DI-Sinterlings durch Verdichtung in Z-Richtung zunehmend eliminiert. Die rest
liche Verdichtung beim Sintern erfolgt dagegen ohne Einwirkung äußerer Kräfte, so
daß zu erwarten wäre, das der PDI beim Sintern in erster Näherung in x,y- und z-
Richtung gleichmäßig schrumpft. Untersucht man das Schrumpfverhalten beim Sin
tern, so findet man bei geringer Verdichtung jedoch einen unterschiedlichen SF-Wert
(Übergang vom PDI zum EPDI) zwischen x,y- und der Z-Richtung (s. Abb. 6). D. h.
erst bei vergleichsweise hoher Vorverdichtung schrumpfen die PDI annähernd
isotrop beim nachfolgenden Sintern. Unter Berücksichtigung technisch beherrsch
barer Preßkräfte liegt der Schrumpf des erfindungsgemäßen Verfahrens in x- und y-
Richtung bei ca. 5% (SF = 1,05). Dieser Wert liegt bei lediglich ¼ des Wertes, der bei
gleicher Werkstoffklasse im MIM-Verfahren erreichbar ist. Innerhalb vorgegebener
Fertigungstoleranzen sind daher nach dem erfindungsgemäßen Verfahren deutlich
größere Geometrien technisch beherrschbar.
So ist das in Beispiel 6 skizzierte Zahnrad mit einem Durchmesser von 40,0 +/-
0,09 zu fertigen, während das ursprünglich vorgesehene MIM-Teil hier in der
Serienfertigung eine Streubreite (3-Sigma) von 40,0 +/- 0,28 aufweist.
Insgesamt bietet das Verfahren bei vergleichbaren Werkstoffeigenschaften einen
deutlichen Wettbewerbsvorteil.
Die geringen Rohstoffkosten erlauben dabei selbst die Fertigung weit auskragender
Geometrien, die beim Sintern klassischer MIM-Teile nicht beherrschbar sind. So ist
es möglich, über eine Unterfütterung mit Stützgeometrien, diese auskragenden Teil
strukturen beim Sintern zu stabilisieren und diese Stützgerüste nachträglich mecha
nisch zu entfernen. Dieses Konzept ist beim klassischen MIM-Verfahren aufgrund
der prohibitiv hohen Rohstoffkosten im allgemeinen unwirtschaftlich.
Claims (15)
1. Verfahren zur pulvermetallurgischen Herstellung von Metallkörpern, wobei man
Pulver mit einem die Rheologie verbessernden Additiv, wie z. B. einem Kunst
stoff, mischt und anschließend formt, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Pulver Metallverbindungen wie insbesondere Oxide verwendet, den Additiv
anteil aus dem Formteil entfernt und anschließend mit Hilfe eines reduzieren
den Gases die Metallverbindungen reduziert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Reduk
tion bei höheren Temperaturen durchführt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Reduk
tion der Metallverbindung erst im Anschluß an eine Sinterung der noch nicht
umgewandelten Metallverbindung im Braunling erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der durch
Reduktion erzeugte poröse Formkörper nach erfolgter Reduktion der Metall
verbindungen gesintert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der durch Reduk
tion der Metallkomponente erzeugte poröse Formkörper vor dem Sintern durch
mechanische Krafteinwirkung verdichtet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei
den Metallverbindungen um Metalloxide oder deren Mischungen, insbesondere
um Eisenoxide (z. B. Magnetit oder Ruthneroxide) und/oder Nickeloxid und/oder
Molybdänoxid handelt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die ein
gesetzte Mischung der Metalloxide als Nebenbestandteil Metall oder Legie
rungspulver, z. B. Cr, CrNi-Stähle oder Ferromangan enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei
den Metallverbindungen um Wolframverbindungen als Oxide oder Sulfide han
delt.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als
Reduktionsmittel ein Gas, vorzugsweise ein H2-haltiges und/oder CO-haltiges
Gas bzw. NH3 verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß beim Preßvorgang
ein flüssiges Schmiermittel zugesetzt wird bzw. der poröse Formkörper zumin
dest teilweise mit einem Schmiermittel getränkt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Binder
Graphit und/oder Metallcarbide zugegeben werden.
12. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die durch
Reduktion der Metallkomponente erzeugte poröse Zwischenstufe mit einem
Metall, z. B. Cu infiltriert oder mittels CVD-Prinzipien (z. B. durch thermische
Zersetzung von Metallcarbonylen) geflutet wird.
13. Metallkörper, bestehend aus durch Reduktion von geformten Metall
verbindungspartikeln erhaltenen diskreten Metallteilchen.
14. Metallkörper nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß diese gesintert
sind.
15. Metallkörper nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metallverbindungen Oxide sind.
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