Kosmetisches Mittel oder Zahnpflegemittel
Seit langem ist bekannt, Zahnpflegemitteln, besonders Zahnpasten, Wasserstoffperoxyd oder eine Peroxydverbindung, welche bei Einwirkung von Wasser Wasserstoffperoxyd entwickelt, zuzusetzen. Auch ist bereits vorgeschlagen worden, einem derartigen Zahnpflegemittel ein Peroxyd, Persalz oder eine Persäure in Verbindung mit einem Lactat zuzugeben.
Das erhaltene Mittel besitzt dann eine Anzahl wichtiger Vorteile, und zwar besonders deshalb, weil es bemerkenswerte mucolytische Eigenschaften besitzt, d. h. dass es die Viskosität von Schleim (mucus) red- duziert oder den Schleim auflöst bzw. verflüssigt.
Ferner sind die Mittel deshalb vorteilhaft, weil sie zur Entfernung des klebrigen oder hochviskosen schleimigen Filmes oder Belages, welcher oftmals die Zähne bedeckt, beitragen. Experimentelle Untersuchungen zeigten jedoch, dass, wenn Milchsäure oder ihre wasserlöslichen Salze durch Wasserstoffperoxyd oxydiert werden, die Reaktionsprodukte Wasserstoffperoxyd enthalten, weshalb nur eine relativ geringe Menge Wasserstoffperoxyd für die Oxydation einer grösseren Menge Milchsäure oder eines wasserlös- lichen Salzes der Säure notwendig ist. Infolgedessen zerfällt die gesamte Milchsäure oder das Lactat in einer peroxydhaltigen Mischung durch Autoxydation.
Diese Reaktion läuft dabei derart schnell ab, dass derartige Mischungen oder Präparate selbst in ge schlossenen Behältern nicht lagerbeständig sind.
Das erfindungsgemäBe kosmetische Mittel oder Zahnpflegemittel, insbesondere Zahnpaste, ist dadurch gekennzeichnet, dass es Milchsäure oder ein wasserlösliches Milchsäuresalz und Ascorbinsäure oder ein wasserlösliches Ascorbinsäuresalz enthält, wobei da Mittel frei von Peroxydverbindungen und derart zusammengesetzt ist, dass es in einem wässrigen Medium ein pH von höchstens 7 ergibt.
Die Entwicklung von Wasserstoffperoxyd soll vorzugsweise in Gegenwart einer Körperflüssigkeit, wie Speichel, oder in Berührung mit physiologischem Gewebe, z. B. Haut, einsetzen. Das erfindungsgemässe Mittel ergibt daher mit Wasser, z. B. in wässrigen Lösungen oder wasserhaltigen Pasten, einen pH-Wert von höchstens 7, jedoch vorzugsweise nicht unter 4.
Wenn ein solches Mittel mit Sauerstoff in Berührung kommt, wird durch die Ascorbinsäure oder durch ein Salz dieser Säure etwas Wasserstoffperoxyd entwickelt, und dieses wiederum bewirkt den Zerfall der Milchsäure bzw. ihres Salzes, so dal3 weiteres Wasserstoffperoxyd gebildet wird.
Bei pH-Werten, die im wesentlichen im sauren Bereich liegen, sind diese Mittel relativ stabil. Kommen sie jedoch in Berührung mit Körperflüssigkeiten, wie z. B. Speichel, oder mit physiologischen Geweben, z. B. Haut, so werden sie im allgemeinen auf einen pH-Wert gebracht, der nahe am Neutralpunkt liegt, und unter diesen Bedingungen setzt ein Zerfall unter Entwicklung von Wasserstoffperoxyd ein, vorausgesetzt, dass Sauerstoff, z. B. Luft, vorhanden ist.
Experimentelle Untersuchungen zeigten, dass Milchsäure oder ein Salz der Säure in Verbindung mit Ascorbinsäure oder einem Salz der Säure in Zahnpflegemittel, besonders Zahnpasten, eingeführt werden können und dass dabei unerwartet vorteilhafte Ergebnisse ermöglicht werden. Insbesondere verleiht diese Kombination dem Zahnpflegemittel die vorteilhaften Wirkungen von Wasserstoffperoxyd, welches in situ innerhalb des Mundes gebildet wird, ohne dass jedoch die Präparate den Nachteil der Instabilität besitzen, welcher den bisher üblichen Peroxydverbindungen enthaltenden Zahnpasten eigen ist.
Es wurde ferner gefunden, dass die erfindungsgemässen Mittel nicht nur mucolytische Eigenschaften besitzen, sondern auch Hyaluronsäure, eine intercellulare Bindegewebesubstanz, depolymerisieren können. Die Wirkung der Mittel ist deshalb der Wirkung des Enzyms Hyaluronidase ähnlich, d. h. sie erleichtern die Diffusion gelöster oder dispergierter Verbindungen durch das Bindegewebe, beispielsweise durch das Bindegewebe in den unteren Lagen der Haut, ein Effekt, der als Verteilungswirkung ( spreading effect ) bekannt ist. Dieser Effekt wird ebenfalls mit Präparaten aus Milchsäure und Wasserstoffperoxyd oder Ascorbinsäure und Wasserstoffperoxyd erzielt, jedoch sind diese Präparate wegen ihrer Instabilität praktisch wertlos.
Der Milchsäurebestandteil der erfindüngsgemässen Mittel ist Milchsäure oder ein wasserlösliches Milchsäuresalz, z. B. ein Alkalimetallactat oder Calciumlactat. Der Ascorbinsäurebestandteil ist Ascorbinsäure oder ein wasserlösliches Salz, z. B. ein Alkalimetallsalz, dieser Säure. Wenn die Ascorbinsäure bzw. die erwähnten Ascorbinsäuresalze und die Milchsäure bzw. die erwähnten Milchsäuresalze das gesamte Mittel ausmachen, werden sie so aufeinan- der abgestimmt, dal3 sie bei Berührung mit einem wässrigen Medium einen pH-Wert von höchstens 7 und vorzugsweise zwischen 4 und 7 erzeugen.
Es ist jedoch auch möglich, diese beiden Bestandteile in dem Mittel so aufeinander abzustimmen, dass die beiden Bestandteile allein einen pH-Wert unter 4 erzeugen. In diesem Fall wird durch Zusatz einer al- kalischen Verbindung bewirkt, dass das Mittel beim Auflösen in Wasser einen pH-Wert von höchstens 7, vorzugsweise zwischen 4 und 7, ergibt. Es wird angestrebt, dal3 die Mittel in Lösung dem Neutralpunkt nahekommen und beispielsweise einen pH-Wert von 5, 5 bis etwas unter 7 besitzen. Wenn die Kombination von Milchsäure-und Ascorbinsäurebestandteilen im Falle ihrer alleinigen Anwendung keinen genügend niedrigen pH-Wert zeigt, kann die Mischung auch andere Säuren, z. B.
Zitronensäure oder Weinsäure oder saure Salze, enthalten, so dass der reine pH-Wert der gelösten Zubereitung in den angegebenen Grenzen liegt.
Der Ascorbinsäurebestandteil kann aus einer synthetisch erzeugten oder aus einer natürlich vorkommenden Verbindung bestehen, die beispielsweise im Saft von Citrusfrüchten, z. B Orangen, Zitronen oder Limonen, vorkommt. Die Säfte dieser Früchte kön- nen auch unmittelbar als Ascorbinsäurebestandteile dienen. Die erfindungsgemässen Mittel können deshalb durch Vermischen von solchen Fruchtsäften mit dem beschriebenen Milchsäurebestandteil hergestellt werden.
Wie bereits erwähnt, ist die Kombination von Milchsäure-und Ascorbinsäurekomponenten bei pH Werten unterhalb von 7 beständig. Bei höheren pH-Werten wird jedoch bei Berührung mit Luft oder einer anderen Sauerstoffquelle Wasserstoffperoxyd entwickelt. Da die Entwicklung in Form einer Kettenreaktion vor sich geht, sind in dem erfindungs- gemässen Mittel nur relativ geringe Mengen der Ascorbinsäurekomponente notwendig.
Form und Zusammensetzung der Mittel gemäss der Erfindung hängen naturgemäss vom beabsichtigten Verwendungszweck oder der gewünschten Applikationsform ab. Das Mittel kann in flüssiger Form, insbesondere als wässrige Lösung der Bestandteile vorliegen oder eine kremige bzw. halbfeste oder feste Konsistenz besitzen und beispielsweise ein Pulver darstellen, das gegebenenfalls zu Tabletten verarbeitet sein kann. Flüssige Präparate können z. B. als Lotion oder Mundwasser verwendet werden. Wenn die Mittel als Zahnpflegemittel Verwendung finden sollen, werden sie vorzugsweise als kremige oder halbfeste Produkte, welche die normalerweise für Zahnpasten verwendeten Hilfsstoffe enthalten, hergestellt.
Eine Mischung kann beispielsweise enthalten : oberflächen- aktive Verbindungen, wie Seife oder Natriumlaurylsulfat, milde Scheuermittel (abrasive), die zur Verwendung in Zahnpflegemitteln geeignet sind, z. B.
Calciumcarbonat, Calciumsulfat, unlösliches Natriummetaphosphat oder Dicalciumphosphat, Bindeoder Verdickungsmittel, wie beispielsweise wasserlösliche Celluloseäther, Carboxymethylcellulose, Tragacanth-Gummi oder Natriumalginat ; Feuchthaltemittel, wie beispielsweise Glyzerin, Äthylenglykol, Sorbit bzw. Sorbitlösung oder Propylenglykol, und auch Geschmacksstoffe und Süssmittel. In Zahnpflegemitteln wird die Milchsäure vorzugsweise in Form des sauren Calciumlactates angewandt, während die Ascorbinsäurekomponente normalerweise aus Ascorbinsäure selbst besteht.
Feste Präparate bzw. Mischungen können Pulverform besitzen, doch werden sie im allgemeinen zwecks besserer Handhabung tablettiert. Wenn der Tabletteninhalt bei der Auflösung einen zu geringen pH-Wert erzeugen würde, kann die Tablette mit einer alkalischen Substanz überzogen werden, beispielsweise mit Natriumkarbonat, so dass bei der Lösung der Tablette zunächst ein alkalisches Medium entsteht, in welchem sich der Tabletteninhalt dann löst, worauf der gewünschte Zerfall unter Entwicklung von Wasserstoffperoxyd einsetzt.
Beispiel 1
Ein Mundwasser wird aus folgenden Bestandteilen bereitet : 8 Gew. % Milchsäure, 16 Gew. % Natriumlactat, 0, 5 Gew. % Tricalciumphosphat, 2 Gew. % Ascorbinsäure und Auffüllen mit Wasser zu einem Volumen von 100 Volumeneinheiten (cm3). Dieses Mundwasser hat einen pH von 4-5 und zeigt günstige Wirkungen bei der durch Zahnkaries verursachten Hypersensitivität der Zähne.
Beispiel 2
Eine Zahnpasta wird aus folgenden Komponenten hergestellt : 31 Gew. % Calciumlactat, 9 Gew. % Gly cerin, 0, 4 Gew. % Ascorbinsäure, 0, 85 Gew. % Carb- oxymethylcellulose, 0, 07 Gew. % Saccharin, 0, 8 Gew. % Milchsäure, 1 Gew. % Natriumlactat, 1 Gew. % Duftstoff und 56 Gew. % Wasser. Ein wässriges Medium, das 10 Gew. % dieser Mischung enthält, zeigt einen pH von etwa 5.
Beispiel 3
50 Gew. % Calciumlactat, 0, 5 Gew. % Ascorbinsäure, 9 Gew. % Glycerin, 1 Gew. % Duftstoff und Wasser für ein Gesamtvolumen von 100 Volumeneinheiten (cm3) werden zu einer Zahnpasta verarbeitet. Ein wässriges Medium, das 10 Gew. % dieser Mischung enthält, zeigt einen pH von etwa 4, 0-5, 5.
Beispiel 4
33 Gew. % Calciumlactat, 0, 36 Gew. % Milchsäure, 10 Gew. % Glycerin, 0, 4 Gew. % Natriumascorbinat, 0, 08 Gew. % Saccharin, 0, 5 Gew. % Duftstoff und Wasser für ein Gesamtvolumen von 100 Volumeneinheiten (cm3) ergeben eine geeignete Zahnpasta.
Ein wässriges Medium, das 10 Gew. % dieser Mischung enthält, zeigt einen pH von etwa 4, 5-5.