Netzknotenelement zum Einsatz in einem heterogenen Kommunika¬ tionssystem
In modernen Kommunikationssystemen wird verstärkt dazu über- gegangen, kontinuierliche Datenströme, z.B. zur Sprach- oder Videokommunikation sowie Daten zur Steuerung und Kontrolle von Kommunikationsverbindungen über paketorientierte Netzwer¬ ke zu übermitteln. Auf dieser Technik basiert beispielsweise die so genannte Internettelephonie, die häufig auch als "Voi- ce over Internet Protocol" (VoIP) bezeichnet wird. Zu den pa¬ ketorientierten Netzwerken zählen bekanntermaßen LANs (Local Area Network) , MANs (Metropolitan Area Network) , WANs (Wide Area Network) oder auch das so genannte Internet, das einen weltweiten Zugriff auf paketorientiert übertragene Daten er- möglicht.
Im Bereich der Telekommunikation sind zunehmend Kommunikati¬ onseinrichtungen bekannt, die neben gebräuchlichen - auf ei¬ nem leitungsvermittelnden Prinzip basierenden - Kommunikati- onsverbindungen auch eine Unterstützung des VoIP-Verfahrens und eine Anbindung geeignet ausgestalteter Kommunikations¬ endgeräte, so genannten VoIP-Kommunikationsendgeräten, ermög¬ lichen.
Im Unterschied zu dezentralen Kommunikationssystemen auf Ba¬ sis so genannter Peer-to-Peer—Konfigurationen, bei denen so¬ wohl die Kommunikationssteuerung als auch die Vermittlungs¬ steuerung zwischen den Kommunikationsendgeräten ohne eine zentrale Kommunikationseinrichtung erfolgt, übernehmen die oben genannten, um eine VoIP-Funktionalität erweiterten Kom¬ munikationseinrichtungen auch bei VoIP-Kommunikations-
endgeräten eine zentrale Steuerungsfunktion bezüglich der Vermittlung von Kommunikationsverbindungen.
Peer-to-Peer-Netzwerke bieten allen verbundenen Netzelementen - oftmals auch »Peer« bzw. »Client« genannt - eine gleichbe¬ rechtigte Zusammenarbeit. Das bedeutet, dass jedes Netzele¬ ment anderen Netzelementen Funktionen und Dienstleistungen anbieten und andererseits von anderen Systemen angebotene Funktionen und Dienstleitungen nutzen kann, ohne dass ein zentraler Dienstgeber bzw. »Server« verwendet wird. Derartig verbundene Netzelemente werden daher im folgenden auch Dienstnehmer benannt.
Die Zusammenführung bzw. Konvergenz von Kommunikationsnetz- werken nach dem Peer-to-Peer-Prinzip und von Kommunikations¬ netzwerken, welche durch eine zentrale Kommunikationseinrich¬ tung gesteuert werden in ein heterogenes Kommunikationssystem ist derzeit aufgrund der gegensätzlichen Architekturprinzi¬ pien nicht oder nur mit unvertretbar hohem technischen Auf- wand möglich.
Aufgabe der Erfindung ist es, Mittel anzugeben, bei deren An¬ wendung ein heterogenes Kommunikationssystem im obigen Sinne realisierbar ist.
Eine Lösung der Aufgabe erfolgt durch eine Netzknoteneinrich¬ tung mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
Erfindungsgemäß ist ein Netzknotenelement vorgesehen, das als zentralen Bestandteil eine Dienstnehmer-Emulationseinheit um- fasst. Die Dienstnehmer-Emulationseinheit ist zur Anbindung an ein Peer-to-Peer-Netzwerk, d.h. an ein nach dem Prinzip einer gleichberechtigten Zusammenarbeit von angeschlossenen Dienstnehmern arbeitendes erstes Kommunikationsnetzwerk vor- gesehen und agiert in diesem Netzwerk als Peer bzw. Dienst¬ nehmer, indem ein Austausch von Zustandsinformationen mit den übrigen Dienstnehmern des Peer-to-Peer-Netzwerks erfolgt.
Derartige Zustandsinformationen werden zwischen den Dienst- nehmern, die z.B. die Rolle eines Kommunikationspartners aus¬ üben, ausgetauscht, um den jeweils anderen Kommunikations¬ partner sowie die übrigen Dienstnehmer über den eigenen Kom- munikationszustand zu informieren. Die Zustandsinformationen werden somit von der Dienstnehmer-Emulationseinheit von den übrigen Dienstnehmern bezogen bzw. »abgehört« und auch aktiv an diese gesendet. Das erfindungsgemäße Netzknotenelement enthält weiterhin eine Kommunikationsdiensteinheit zum Aus- tausch der Zustandsinformationen mit der Dienstnehmer- Emulationseinheit und zur gegenseitigen Konversion der Zu¬ standsinformationen in von einer Kommunikationseinrichtung bearbeitbare Signalisierungsinformationen. Die Kommunikati¬ onsdiensteinheit wertet die aus dem Peer-to-Peer-Netzwerk be- zogenen Zustandsinformationen in Signalisierungsinformationen um und stellt damit Informationen über die im Peer-to-Peer- Netzwerk kommunizierenden Dienstnehmer der in einem zweiten Kommunikationsnetzwerk zentral-verwaltenden Kommunikations¬ einrichtung zur Verfügung. Umgekehrt werden für die Dienst- nehmer im Peer-to-Peer-Netzwerk bestimmte Signalisierungsin- formafeionen von der Kommunikationseinrichtung an das Netzkno¬ tenelement übermittelt, und dort durch die Kommunikations¬ diensteinheit in Zustandsinformationen umgewertet, welche ü- ber die Dienstnehmer-Emulationseinheit an den betreffenden Dienstnehmer gesendet werden. Zum Austausch der Signalisie¬ rungsinformationen zwischen dem Netzknotenelement und der Kommunikationseinrichtung ist eine Netzwerkeinheit vorgese¬ hen.
Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Netzknotenele¬ ments ist somit darin zu sehen, dass mit seinem Einsatz ein konvergentes Kommunikationssystem ermöglicht wird, welches bislang getrennte Architekturen zu verbinden vermag.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unter¬ ansprüchen angegeben.
Ein Ausführungsbeispiel mit weiteren Vorteilen und Ausgestal¬ tungen der Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher erläutert.
Dabei zeigt die einzige FIG ein Strukturbild zur schemati¬ schen Darstellung eines konvergenten Kommunikationssystems.
In Fig. 1 ist ein Kommunikationssystem CSY dargestellt. Das heterogene Kommunikationssystem CSY besteht aus einem ersten Kommunikationsnetzwerk LANl und einem verbundenen zweiten Kommunikationsnetzwerk LAN2. Ein Netzknotenelement GW bzw. Gateway GW ist sowohl mit dem ersten als auch mit dem zweiten Kommunikationsnetzwerk LANl,LAN2 verbunden.
Das erste Kommunikationsnetzwerk LANl wird als Peer-to-Peer- Netzwerk betrieben. Dabei sind mehrere Dienstnehmer P2PC bzw. »Peers« untereinander über das Kommunikationsnetzwerk LANl verbunden. Zur Kommunikation zwischen den Dienstnehmern P2PC werden Zustandsinformationen ausgetauscht, um einen jeweils anderen Dienstnehmer P2PC über den eigenen Kommunikationszu¬ stand zu informieren. Beispiele für derartige Zustände sind eine »Connected«-Meldung, d.h. eine Meldung über eine erfolg¬ reich aufgebaute Verbindung, eine »Present«-Meldung, d.h. ei¬ ne Meldung über einen bestimmten Präsenzzustand des Dienst- nehmers usw.
Ein strichpunktierter Kasten kennzeichnet dabei das erste Kommunikationsnetzwerk LANl mit einer Mehrzahl angebundener Dienstnehmern P2PC sowie einer Verbindung zum zweiten Kommu- nikationsnetzwerk LAN2. Die Verbindung des ersten Kommunika¬ tionsnetzwerks LANl mit dem zweiten Kommunikationsnetzwerk LAN2 ist dabei optional.
Das zweite Kommunikationsnetzwerk LAN2 wird von einer oder mehreren Kommunikationseinrichtungen PBX verwaltet. Die Ver¬ waltung besteht insbesondere in einer Steuerung von an das
zweite Komπvunikationsnetzwerk angeschlossenen Kommunikations- endgeräten PH.
Üblicherweise werden zur Steuerung von Kommunikationsendgerä- ten PH mit der Kommunikationseinrichtung ausgetauschte Nach¬ richten auch als Signalisierungsinformationen bezeichnet.
Signalisierungsinformationen enthalten Daten zur Verbindungs¬ steuerung, Signalisierung usw. Darüber hinaus werden in mo- dernen Kommunikationssystemen u.a. weitere Daten übertragen, die erweiterte Leistungsmerkmale wie beispielsweise eine An¬ zeige des Namens und weiterer Informationen eines rufenden bzw. gerufenen Teilnehmers am Kommunikationsendgerät PH eines gerufenen bzw. rufenden Teilnehmers ermöglichen.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich jeweils auf Zu- stands- bzw. Signalisierungsinformationen, wobei aus Gründen der Übersichtlichkeit die Nutzinformationen außer Betracht bleiben. Als Nutzinformationen werden die eigentlichen, durch eine Kommunikationsverbindung zu übertragenden Daten, also insbesondere Sprachei-bzw. audiovisuelle Informationen be¬ zeichnet. Es wird jedoch angemerkt, dass eine Zustellung von Nutzdaten an den jeweiligen Kommunikationsendpunkt in einem mit Mitteln der Erfindung zu verwirklichenden konvergenten Netzwerk kein spezifisches Problem einer heterogenen Archi¬ tektur ist. Mit anderen Worten bestehen die Probleme mit der heterogenen Architektur in der gegenseitigen Umsetzung von Signalisierungs- in Zustandsinformationen, die Übertragung der Nutzdaten wird dann von den Kommunikationsendpunkten un— ter Austausch von Signalisierungs- bzw. Zustandsinformationen abgesprochen und stellt dann kein technisches Problem mehr dar. Die Übertragung der Nutzdaten kann entweder zwischen den Kommunikationsendpunkten, z.B. einem Dienstnehmer P2PC und einem Kommunikationsendgerät PH direkt erfolgen oder unter Beteiligung eines - nicht dargestellten - Koppelfelds in der Kommunikationseinrichtung PBX. Die erstgenannte technische Verwirklichung einer direkten Nutzdatenkopplung zwischen den
beteiligten Kommunikationsendpunkten wird oftmals auch als »Direct Media Connection« bezeichnet.
Das Netzknotenelement GW ist beispielsweise als Rechnerein- heit ausgeführt. Über eine Netzwerkeinheit STC wird eine Ver¬ bindung zum zweiten Kommunikationsnetzwerk LAN2 hergestellt. Die Netzwerkeinheit STC enthält sowohl die für eine Netzwerk¬ verbindung notwendige Hardware als auch die dafür vorgesehene Software, wie beispielsweise einen zur Kommunikation über das Internet Protokoll (IP) vorgesehenen »Protol Stack«. Eine
Verbindung zum ersten Kommunikationsnetzwerk LANl erfolgt ü- ber eine Dienstnehmer-Emulationseinheit CLT, welche ebenfalls über eine - nicht dargestellte - Netzwerkeinheit verfügt, o- der die vorher genannte Netzwerkeinheit STC zur Kommunikation mit dem ersten Kommunikationsnetzwerk LANl verwendet.
Das Netzknotenelement GW enthält eine Kommunikationsdienst¬ einheit TSPI zum Austausch von Zustandsinformationen S2 mit der Dienstnehmer-Emulationseinheit CLT und zur gegenseitigen Konversion der Zustandsinformationen S2 in von der Kommunika- ^tionseinrichtung bearbeitbare Signalisierungsάnformationen Sl. Die Kommunikationsdiensteinheit TSPI wertet die aus dem ersten Kommunikationsnetzwerk LANl bezogenen Zustandsinforma¬ tionen S2 in Signalisierungsinformationen Sl um und stellt damit Informationen über die im ersten Kommunikationsnetzwerk LANl kommunizierenden Dienstnehmer P2PC der im zweiten Kommu¬ nikationsnetzwerk LAN2 zentral-verwaltenden Kommunikations- einrichtung PBX zur Verfügung. Umgekehrt werden für die Dienstnehmer im ersten Kommunikationsnetzwerk LANl bestimmte Signalisierungsinformationen Sl von der Kommunikationsein¬ richtung PBX an das Netzknotenelement GW übermittelt, und dort durch die Kommunikationsdiensteinheit TSPI in Zustands¬ informationen S2 umgewertet, welche über die Dienstnehmer- Emulationseinheit CLT an den betreffenden Dienstnehmer P2PC gesendet werden.
Ein Austausch der Signalisierungsinformationen Sl zwischen dem Netzknotenelement GW und der Kommunikationseinrichtung PBX erfolgt über die Netzwerkeinheit STC.
Im folgenden wird eine alternative Ausführungsform des erfin¬ dungsgemäßen Netzknotenelements beschrieben.
Zur Umwertung von Signalisierungs- in Zustandsinformationen Sl,S2 ist der Kommunikationsdienstanbieter TSPI als Dienstan- bieter gemäß dem Programmierschnittstellenstandard TAPI (Te- lephony Application Programming Interface) der Microsoft Cor¬ poration, Redmond, Washington, USA ausgestaltet. Ein für die¬ sen Programmierschnittstellenstandard vorgesehener Dienstan¬ bieter TSPI wird in der Fachwelt auch als TSP (TAPI- Serviceprovider) benannt.
Die Kommunikationsapplikation APP liegt beispielsweise als CTI-Kommunikationsanwendung (Computer Telephony Integrati¬ on)vor, die u.a. die Kommunikationseinrichtungen steuert.
Eine Umwertung von Signalisierungs- in Zustandsinformationen Sl, S2 erfolgt über eine Bereitstellung von Diensten durch die Kommunikationsdiensteinheit TSPI, welche arbeitsteilig von einer mit dem Kommunikationsdienstanbieter TSPI kommunizie- renden Kommunikationsapplikation APP bearbeitet werden. Über mehrere - in der Zeichnung mit vertikalen Verbindungslinien symbolisierten - so genannten TAPI-Lines werden Dienste, Me¬ thodenaufrufe usw. einer entsprechenden Kommunikationsein¬ richtung PBX bzw. eines entsprechenden Dienstgebers P2PC an die Kommunikationsapplikation APP übergeben.
Mit dem hier vorgeschlagenen Konzept eines heterogenen Kommu¬ nikationssystems CSY werden Vorteile einer VoIP- Kommunikationsweise (Voice over IP) mit den Vorteilen einer klassischen Kommunikationseinrichtung ergänzt. Bereits getä¬ tigte Investitionen von Kommunikationssystemkunden werden hierdurch geschützt, indem das Konvergenzprinzip einer Migra-
tion von zeitschlitzorientierten auf paketorientierte Kommu¬ nikationsverfahren in einem weitere Schritt hin zu einer pa¬ rallelen Existenz von Peer-to-Peer-Kommunikationssystemen mit Kommunikationssystemgesteuerten KommunikationsSystemen ver- wirklicht wird.