Orthese
Die Erfindung betrifft eine Orthese mit einem Fußteil und einem Unterschenkelteil, die beide zur Befestigung am Fuß bzw. Unterschenkel eines Patienten ausgebildet und mittels eines in Ruhestellung gekrümmten Federelements miteinander verbunden sind, wobei das Federelement ausschließlich anterior geführt und anterior mit dem Unterschenkelteil sowie dorsal mit dem Fußteil verbunden ist.
Derartige Orthesen, die als separate Fußgelenkorthesen oder Teil einer Ganzbein- orthese zur Stützung des Sprunggelenks dienen, sind in zahlreichen Ausführungsformen bekannt. Sie bilden eine Alternative zu den Orthesen, bei denen Fußteil und Unterschenkelteil über ein in seiner Bewegung eingeschränktes Gelenk in der Höhe des Knöchelbereichs miteinander verbunden sind. Die gattungsgemäßen federelastischen Orthesen bieten deutliche Vorteile für ein dynamischeres und physiologischeres Gangbild.
Übliche Aufbauten derartiger federelastischer Orthesen sehen ein im Wesentlichen L-förmig gebogenes Federelement vor, das posterior entlang dem Unterschenkel bis zum Fersenbereich läuft und mit dem im Wesentlichen waagerechten Schenkel den Fuß des Patienten bis zum Fußteil untergreift. Eine derartige Orthese ist beispielsweise durch WO 02/096328 bekannt.
Varianten dieser Bauform sehen eine posteriore Führung der Feder im Unterschenkelbereich vor, die dann seitlich vom Fuß etwa bis zur Fußmitte geführt wird.
Bekannt ist ferner eine so genannte Y-Orthese der Firma 3askö" Healthcare, die mit einem Unterschenkelteil mit zwei Streifen Y-förmig anterior verbunden ist und nach der Zusammenführung der beiden Streifen als ein einzelner Streifen über die Seite des Fußes zur Mitte des Fußteils geführt wird. Da die Blattfeder im Knöchelbereich bereits etwa in die Sagittalebene gedreht ist, kann nur der obere Bereich
der Feder, der im mittleren Schienbeinbereich zu liegen kommt, die gewünschten federelastischen Eigenschaften bewirken. Dadurch werden die federelastischen Eigenschaften der Feder nur unzureichend genutzt. Die übliche posteriore Anbringung einer Blattfeder zwischen Unterschenkelteil und Fußteil erlaubt die Herstellung einer weitgehenden Kongruenz zwischen der Bewegung der Extremität des Patienten und der Bewegung der Orthese. Da Fersenlasten kein nennenswertes Biegemoment auf die Feder ausüben können, weist diese den Nachteil auf, dass beim Aufsetzen der Ferse auf den Boden praktisch keine Plantarflexion des Fußes möglich ist, sodass ein „hartes" Auftreten bewirkt wird.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Orthese der eingangs erwähnten Art so auszubilden, dass ein verbessertes Gangbild erreichbar ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Orthese der eingangs erwähnten Art dadurch gelöst, dass das Federelement mit dem Fußteil und dem Unterschenkelteil starr gekoppelt ist. So wird ermöglicht, dass das Fußteil den Fuß stabilisieren und die auf den Fuß wirkenden Kräfte aufnehmen kann. Diese Kräfte werden dann auf das anteriore Federelement übertragen und können von dem Unterschenkelteil auf den Unterschenkel übertragen werden. Somit ist diese Orthese auch zur Führung des Fußes bei einer vollständigen Lähmung des Fußes und Unterschenkels geeignet.
Hierdurch entstehen sowohl bei Fersenlast als auch bei Vorfußlast beugende Momente an der Blattfeder. Somit wird eine federelastisch gestützte Plantar- und Dorsalflexion ermöglicht. Die jeweils gespeicherte Energie kommt dem Bewegungsablauf zugute.
Bei der erfindungsgemäßen Orthese sorgt somit die anteriore Anordnung des Federelements für eine gute Anpassbarkeit der Orthese an die natürliche Bewegung von Fuß und Unterschenkel unter Bereitstellung der benötigten Stützfunktion.
Darüber hinaus ermöglicht die erfindungsgemäße Orthese eine elastische Plantarflexion, sodass ein weicher, abgefederter Fersenauftritt möglich ist.
Das Federelement ist vorzugsweise in Form eines schmalen Streifens ausgebildet und hat dadurch Blattfedereigenschaften, die für eine dynamische Fußgelenk- orthese regelmäßig angestrebt werden. Der Streifen lässt sich senkrecht zur Federebene leicht elastisch verbiegen, wohingegen eine Verbiegung in der Federebene selbst praktisch ausgeschlossen ist, sodass die regelmäßig erwünschte seitliche Stützfunktion gewährleistet wird.
Auch bei der erfindungsgemäßen Orthese sind Unterschenkelteil und Fußteil vorzugsweise schalenförmig ausgebildet, um eine bequeme Befestigung der Orthese an Unterschenkel und Fuß des Patienten zu ermöglichen. Selbstverständlich ist es dabei möglich, das Fußteil und das Unterschenkelteil individuell, z.B. nach Gips- abdruck, anzufertigen. Ferner ist es möglich, das Fußteil mit einem wechselbaren Fußbett zu versehen, das ebenfalls individuell angefertigt werden kann.
Besonders bevorzugt ist eine Variante, bei der das schalenförmige Fußteil oder Unterschenkelteil formstabil ausgebildet ist, um einerseits eine einfache Befesti- gung an dem Fuß oder Unterschenkel zu gewährleisten und um andererseits sicherstellen zu können, dass die beim Gehen auf den Fuß einwirkenden Kräfte vollständig und sicher auf das Fußteil und damit auf das Federelement und über das Unterschenkelteil auf den Unterschenkel übertragen werden.
Dabei können weitere wichtige Funktionen integriert werden. Insbesondere kann die Adapterverwendung zwischen Feder und Unterschenkelteil genutzt werden, durch eine zugelassene kleine Relativbewegung (Verschiebung) eine Inkongruenz der Federkinematik zur Knöchelbewegung auszugleichen. Damit der Bewegungsspielraum dieser Veschiebung erhalten bleibt, ist eine Federvorspannung so an- zubringen, dass das Unterschenkelteil nach proximal gehoben wird.
Der gleiche Effekt wird erreicht, wenn das Unterschenkelteil ein Befestigungsmittel zur Befestigung an einem Unterschenkel aufweist, das mit einem eine begrenzte Verschiebbarkeit zum Unterschenkelteil erlaubenden Textil versehen ist. Das Tex-
til ist dabei flexibel, jedoch unelastisch, um die Verschiebbarkeit in definierter Weise zu begrenzen. Besonders geeignet ist ein Abstandsgewirk, mit dem das Befestigungsteil des Unterschenkelteils an dem Unterschenkel anliegt. Das Abstandsgewirk erlaubt eine begrenzte Scherbewegung der am Unterschenkelteil anliegen- den Oberfläche zu dem am Befestigungsmittel anliegenden Oberfläche des Gewirks, wodurch eine gewisse relative Verschiebbarkeit in Längsrichtung des Unterschenkels gewährleistet ist.
Wenn die Feder im Bereich der Verbindung zum Fußteil konstant gekrümmt ist, kann eine lösbare, verschiebbare Verbindung genutzt werden, die sagittale Knöchelgelenkstellung zu beeinflussen. In der gewählten Knöchelgelenkstellung wird in der genannten Verbindung dann fixiert.
Bevorzugt ist das Fußteil und das Unterschenkelteil momentenstarr an dem Fe- derelement befestigt, insbesondere verschraubt, eingeklemmt oder formschlüssig festgelegt, sodass weder eine Verdrehung relativ zu dem Federelement noch eine
Verschiebung relativ zu dem Federelement möglich ist, wenn eine starre Kopplung gewünscht ist. Während grundsätzlich die Verschiebbarkeit oder Verdrehbarkeit des Fußteils oder Unterschenkelteils zu dem Federelement für einen Einstell- und Anpassvorgang an den Unterschenkel oder den Fuß vorgesehen ist, wird eine solche Verlagerbarkeit relativ zu dem Federelement während der Benutzung durch die momentenstarre Festlegung verhindert. Dadurch kann eine Fixierung des
Knöchelgelenks in einer bestimmten Stellung erzielt werden, während gleichzeitig eine Beweglichkeit des Knöchelgelenks aufgrund der Biegbarkeit des Federele- ments erhalten bleibt.
Die Erfindung soll im Folgenden anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert werden.
Die einzige Figur zeigt ein schalenförmiges Unterschenkelteil 1 und ein schalen- förmiges Fußteil 2. An diesen Teilen sind Befestigungsmittel zur Festlegung am Unterschenkel und Fuß des Patienten nicht dargestellt. Diese können beispielsweise durch mit Klettverschlüssen versehenen Bändern gebildet werden. Das Unterschenkelteil 1 ist mit Abstand von dem Fußteil 2 angeordnet und über ein Federelement 3 in Form einer streifenförmigen Blattfeder verbunden.
In der schematischen Zeichnung ist sowohl am Unterschenkelteil 1 ein Adapter 4 als auch am Fußteil 2 ein Adapter 5 angedeutet, die an eine schalenförmige Form des Unterschenkelteils 1 bzw. des Fußteils 2 angepasst sind und der Befestigung der Enden des streifenförmigen Federelements 3 dienen. Die Enden des Feder- elements 3 ragen somit weit in das Unterschenkelteil 1 und das Fußteil 2 hinein.
Das Federelement 3 weist eine Biegung auf, die dem Winkel zwischen dem Spann eines Fußes und dem Schienbein des Patienten entspricht. Das streifenförmige Federelement 3 kann aus jedem geeigneten Federmaterial gebildet sein, also ins- besondere aus einem Federstahl oder aus einem geeigneten faserverstärkten Kunststoff gebildet sein.
Zur Befestigung der Enden des Federelements dienen von außen an das Unterschenkelteil 1 bzw. des Fußteils 2 angebrachte Schrauben 6, die vorzugsweise durch Langlochschlitze des Federelements 3 hindurchragen, um so eine Längen- einstellbarkeit des Unterschenkelteils 1 bzw. des Fußteils 2 relativ zum Federelement 3 zu bewirken.
Selbstverständlich kann die Ausgestaltung von Unterschenkelteil 1 und Fußteil 2 sowohl in der schalenartigen Formgebung als auch in der verwendeten Innenausstattung zahlreichen Modifikationen und Anpassungen unterworfen werden.
Das Fußteil 2 und das Unterschenkelteil 1 können aus formstabilen Werkstoffen, wie Metall, Kunststoff oder Verbundwerkstoffen gefertigt werden. Bevorzugt wer-
den solche formstabilen Fußteile 2 und Unterschenkelteile 1 nach einem Abdruck angefertigt. Alternativ kann eine Anpassbarkeit durch eine Polsterung auf der dem Fuß oder Unterschenkel zugewandten Seite des Fußteils 2 oder Unterschenkelteils 1 ermöglicht werden. Durch die formstabile Ausgestaltung des Fußteils 2 und des Unterschenkelteils 1 sowie die starre Kopplung mit dem Federelement 3 ist es möglich, den Fuß um eine Achse in einer Frontalebene entgegen der Federkraft des Federelementes 3 zu bewegen, während eine Verschwenkung um eine Achse in einer Sagittalebene nicht möglich ist. Die erfindungsgemäße Orthese stabilisiert somit den Fuß einerseits, sodass auch bei einer Lähmung des Fußes und des Un- terschenkels auf den Fuß einwirkende Kräfte beim Gehen auf den Unterschenkel übertragen werden können, andererseits wird durch die federnde Kopplung der formstabilen Fuß- und Unterschenkelteile 2, 1 eine gewisse Beweglichkeit des Fußgelenks um eine Achse in einer Frontalebene ermöglicht, was einen Bewegungsablauf zulässt, der dem natürlichen Gang angenähert ist. Die Stabilisierung wird durch eine momentenstarre Kopplung zwischen dem Federteil 3 und dem Fuß- und Unterschenkelteil 2, 1 ermöglicht.