Druckwerk einer Druckmaschine mit Presseur
Die Erfindung betrifft ein Druckwerk einer Druckmaschine mit mindestens einem Presseur gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Derartige Druckwerke sind bekannt. Presseure in Druckwerken von Druckmaschinen, insbesondere von Tiefdruckmaschinen, unterliegen Verschleiß und weiteren Einflüssen und müssen daher auswechselbar sein. Um den Wechsel zu vereinfachen, bestehen die Presseure häufig aus einer Presseurwelle, auf die ein Presseurmantel aufgeschoben und auch wieder abgezogen werden kann. Auf diese Weise kann die Presseurwelle weiter verwendet werden, während nur der Presseurmantel gewechselt wird.
Um den Wechsel zu ermöglichen, ist es notwendig, einen ersten Wellenzapfen der Presseurwelle frei zu legen, während die Presseurwelle ansonsten von Mitteln zum Halten im Druckwerk gehalten wird. Die DE 40 08 501 A1 zeigt ein Druckwerk, das dieses ermöglicht. In diesem Druckwerk ist die Presseurwelle im Druckbetrieb mit ihren Wellenzapfen in zwei Klapplagern gelagert. Zum Wechseln des Presseurmantels wird der erste Wellenzapfen der Presseurwalze freigelegt, indem zunächst unterhalb des zweiten Wellenzapfens eine mit einer horizontal verlaufenden Stütz- oder Gleitschiene ausgestattete Haltevorrichtung angestellt wird. In dieser Position wird die Stützschiene festgelegt. Auf den über das die Presseurwelle lagernde Klapplager hinaus verlängerten Abschnitt des zweiten Wellenzapfens wirkt zudem von oben eine Stützschale, die gleichzeitig eine vertikale Schwenkachse definiert. Nach dem Entfernen der Klapplager von beiden Wellenzapfen kann der Presseur, nunmehr lediglich von der Stützschiene und der Stützschale gehalten, um die beschriebene vertikale
Schwenkachse in horizontaler Richtung verschwenkt werden, so dass der Presseurmantel in axialer Richtung von der Presseurwelle abgezogen werden kann.
Das beschriebene Druckwerk weist allerdings den Nachteil auf, dass vor dem Wechsel des Presseurmantels an beiden Enden der Presseurwalze Stützvorrichtuηgen angestellt beziehungsweise die Klapplager entfernt werden müssen, um den Presseur verschwenken zu können. Daher ist der Wechsel des Presseurmantels umständlich und damit zeitaufwändig.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein gattungsgemäßes Druckwerk vorzuschlagen, bei dem der Wechsel des Presseurmantels weniger umständlich ist.
Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Demnach sind die Mittel zum Halten des Presseurs in einer Austauschposition derart ausgestaltet, dass sie den Presseur in einer Position halten, in der die Presseurwelle gegen die Schwerkraft geneigt ist. Die Schwerkraft übt dabei ein Drehmoment auf den Presseur aus, so dass sich der Presseur während des Freilegens eines Wellenzapfens oder unmittelbar danach mit dem freigelegten. Wellenzapfen in Richtung auf die ihn anziehende Kraft, also die Schwerkraft, bewegt. Dies ist beispielsweise eine vertikale Absenkbewegung, die jedoch noch mit einer Schwenkbewegung überlagert sein kann. Die Mittel zum Halten sind dabei so angeordnet, dass sie während des Druckbetriebes nicht mit der Presseurwelle in Kontakt stehen. Sie wirken aber dem von der Schwerkraft erzeugten Drehmoment entgegen, wenn sie in Kontakt mit der Presseurwelle kommen. Die gewählte Anordnung der Mittel zum Halten bestimmt den Neigungswinkel, den die Presseurwelle nun gegenüber ihrer früheren Position, zum Beispiel der Position im Druckbetrieb, einnimmt. Die Mittel zum Halten müssen nicht, wie im Stand der Technik der Fall, zunächst in Kontakt mit der Presseurwelle gebracht werden, bevor der erste Wellenzapfen freigelegt wird. In der geneigten Position kann nun auf einfache Weise der Presseurmantel von
der Presseurwelle abgezogen werden, da dieser Vorgang aufgrund der Schwerkrafteinwirkung auf den Presseurmantel erleichtert wird.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Mittel zum Halten des Presseurs geeignet sind, den Presseur in zumindest zwei verschiedenen Positionen zu halten, in welchen die Presseurwelle gegen die Schwerkraft geneigt ist. Auf diese Weise kann die Presseurwelle nach dem Abziehen in eine andere Position gebracht werden, in der das Aufschieben eines neuen Presseurmantels .erleichtert wird. In der Regel wird dazu ein geringerer Neigungswinkel als zum Abziehen eingestellt, um nicht mit allzu großer Kraft gegen die Schwerkraft arbeiten zu müssen.
Vorteilhafterweise besitzt dabei der Neigungswinkel gegen die Schwerkraft in der ersten Position ein anderes Vorzeichen als in der zweiten Position. Dies bedeutet in der Regel, dass der freigelegte Wellenzapfen in der ersten Position gegenüber dem Druckbetrieb abgesenkt, in der zweiten Position jedoch angehoben ist. Diese Maßnahme erleichtert in besonders einfacher Art das Wechseln des Presseurmantels, da nun die Einwirkung der Schwerkraft auf den Presseurmantel zu dessen Wechsel ausgenutzt werden kann.
In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung umfassen die Mittel zum Halten ein Lager, an dem die Presseurwelle mit ihrem zweiten Wellenzapfen angelenkt oder gelagert ist. Das Lager ist so aufgebaut, dass mit ihm die Neigung der Presseurwelle so vornehmbar ist. Dazu kann das Lager an seinem Außenumfang konvex ausgeformt und von einer konkav ausgeformten Buchse umschlossen sein. Diese Buchse ist auf eine weiter unten beschriebenen Weise mit dem Druckwerksrahmen verbunden. Durch diese aufgrund des beschriebenen Aufbaus ermöglichte Bewegungsfreiheit des Lagers kann, nachdem der erste Wellenzapfen freigelegt wurde, die Presseurwelle geneigt werden. Durch eine entsprechende Ausnehmung im Druckmaschinengestell kann nun der Presseurmantel in axialer Richtung von der Presseurwelle abgezogen werden. Dadurch, dass gegenüber dem Stand der Technik kein zusätzlicher Platz mehr in horizontaler Richtung zum Freilegen des ersten Wellenzapfens benötigt wird, kann der Presseurmantel gewechselt werden,
während weitere Druckwerke in der Druckmaschine in Betrieb stehen und der Bedruckstoff durch das Druckwerk mit dem zu wechselnden Presseurmantel hindurch läuft. Bei Druckwerken mit horizontal schwenkbarer Presseurwelle bestünde bei dem Wechsel des Presseurmantels unter laufendem Betrieb eine erhöhte Unfallgefahr für das Bedienpersonal und ist daher in der Regel nicht vorgesehen.
In einer vorteilhaften Ausführungsform wirkt ein Anschlag, welcher einen Bestandteil der Mittel zum Halten darstellt, auf die Presseurwelle, mit dem der Neigungswinkel begrenzt wird. Dabei kann der Anschlag verfahrbar ausgeführt sein, um die Absenkstrecke frei wählen zu können. Mithilfe eines verfahrbaren Anschlags kann sogar die Senk- und Hebebewegung ausgeführt oder unterstützt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Anschlag jedoch am Druckwerksrahmen befestigt.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung greifen die Mittel zum Halten des Presseurs in einer Austauschposition an der Presseurwelle zwischen dem zweiten Wellenzapfen und der Arbeitsposition des Presseurmantels an. Unter Arbeitsposition des Presseurmantels ist die axiale Position zu verstehen, die der Presseurmantel während des Druckbetriebes einnimmt. Als Wellenzapfen ist in diesem Fall das Ende der Presseurwelle zu verstehen.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die Presseurwelle mithilfe einer Kraft beaufschlagbar, welche die Neigung der Presseurwelle bewirkt. Die Hebe- und Senkvorrichtung kann mit einem Lager, welches im Bereich des ersten Wellenzapfens die Presseurwelle umgreift, in Eingriff bringbar sein. Mit dieser Hebe- und Senkvorrichtung kann der Wellenzapfen und damit die Presseurwelle bewegt werden. Die angehobene Position ist dabei gleichzeitig die Betriebsposition, in der der Presseur mit dem Bedruckstoff in Kontakt gebracht und an den Formzylinder angestellt werden kann. Das Anheben und das Absenken erfolgt dabei relativ zu dem Bauteil des Druckwerks, an dem die Hebe- und Senkvorrichtung befestigt ist. Dieses kann der Druckwerksrahmen oder auch ein anderes Bauteil, welches mit dem Druckwerksrahmen verbunden ist, sein.
Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Haltevorrichtung, mit welcher der zweite Wellenzapfen der Presseurwelle gehalten wird und die Hebe- und Senkvorrichtung, mit welcher der erste Wellenzapfen anheb- und absenkbar ist, mit jeweils einer Tragplatte, den so genannten Presseurplatten, verbunden sind, welche relativ zum Druckwerksrahmen verschiebbar sind. Die Haltevorrichtung besteht dann beispielsweise aus einem an der einen Presseurplatte angebrachten Tragwinkel, der die Buchse trägt, in welcher sich wiederum das Lager befindet. Die Buchse kann aber auch direkt an der Presseurplatte befestigt sein. Aufgrund der Verschiebbarkeit der Presseurplatten relativ zum Druckwerksrahmen kann der Presseur derart angehoben werden, dass er nicht mehr in Kontakt mit dem Bedruckstoff steht. Dieses ist eine Voraussetzung, um den Presseurmantel unter laufendem Betrieb, also wenn der Bedruckstoff über die Leitwalzen durch das Druckwerk geführt wird, wechseln zu können.
Weitere Ausführungsbeispiele der Erfindung gehen aus der gegenständlichen Beschreibung und den Ansprüchen hervor. Die einzelnen Figuren zeigen:
Fig. 1 Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Druckwerks im Druckbetrieb Fig. 2 Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Druckwerks in einer Position, in der der Presseurmantel gewechselt werden kann Fig. 3 Ansicht lll-lll aus Fig. 2
Fig. 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Druckwerk 1 , von dessen Druckwerksrahmen das vordere Seitengestell aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit nicht dargestellt ist, so dass das hintere Seitengestell 2 sichtbar ist. Über ebenfalls nicht dargestellte Anbauten an die Seitengestelle 2 sind die Leitwalzen 3, 4, 5 drehbar im Druckwerksrahmen gelagert. Über diese Leitwalzen 3, 4, 5 wird der Bedruckstoff 6 durch das Druckwerk 1 geführt. Im in Fig. 1 dargestellten Druckbetrieb wird der Bedruckstoff 6 zusätzlich über den Presseur 7 geführt. Der Presseur 7 ist dabei gegen den Formzylinder 8 angestellt. Dieser Formzylinder 8 entnimmt Druckfarbe aus einem Farbresen/oir
und überträgt diese auf den Bedruckstoff 6. Um den Presseur 7 vom Bedruckstoff 6 abheben zu können, aber auch, um den Presseur 7 auf die verschiedenen Umfange des Formzylinders 8 anpassen zu können, ist der Presseur 7 relativ zum Druckwerksrahmen vertikal verschiebbar. Zu diesem Zweck ist der Presseur 7 mit Presseurplatten 9, von der nur die vordere sichtbar ist, verbunden. Auf diesen Presseurplatten 9 sind Schlitten 10 angebracht, die an die Seitengestelle 2 angebrachte Schienen 11 umfassen, so dass eine lineare Verfahrbarkeit sichergestellt ist. Das Verschieben selbst erfolgt durch einen Hubantrieb 13, der auf die Zugstange 12 wirkt. Das dem Hubantrieb 13 abgewandte Ende der Zugstange 12 ist mit der Presseurplatte 9 verbunden. Der Hubantrieb kann beispielsweise ein an sich bekannter Spindelantrieb oder auch eine Kolbenzylindereinheit sein. Auch weitere Formen von Hubantrieben sind an dieser Stelle einsetzbar.
Im Druckbetrieb wird der Presseur 7 von einer Hebe- und Senkvorrichtung 14 relativ zur Presseurplatte 9 unbeweglich gehalten. Die Betätigung dieser Hebe- und Senkvorrichtung 14 erfolgt durch eine Kolbenzylindereinheit 15, die drehbar an der Presseurplatte 9 gelagert ist. Die Kolbenzylindereinheit 15 wirkt auf den ersten Schenkel eines U-förmigen Hebels 16, der in etwa mittig drehbar an der Presseurplatte 9 gelagert ist. Am zweiten Schenkel des U-förmigen Hebels 16 ist ein Verbindungsstück 17 gelenkig gelagert. Das andere Ende des Verbindungsstücks 17 ist drehbar mit einem linearen Hebel 18 verbunden. Dieser lineare Hebel 18 ist in etwa mittig drehbar an der Presseurplatte 9 gelagert. Das freie Ende 19 des linearen Hebels 18 ist abgewinkelt, so dass dieses unter das Lager 21 , welches auf die Presseurwelle 20 aufgebracht ist, fassen kann und den Presseur 7 so relativ zur Presseurplatte 9 unbeweglich halten kann. Dabei wird das Lager 21 zwischen dem freien Ende 19 des linearen Hebels 18 und einer Ausnehmung 23 der Presseurplatte 9 klemmend gehalten.
Soll nun der Presseur 7 zum Zwecke des Wechsels des Presseurmantels 22 gelöst werden, werden zunächst die Presseurplatten 9 über die Zugstangen 12 und die Hubantriebe 13 bis in eine festgelegte Wechselposition angehoben, so dass der Presseur 7 nicht mehr mit dem Bedruckstoff 6 in Kontakt steht.
Anschließend wird die Kolbenzylindereinheit 15 betätigt. Über den Hebelmechanismus wird das freie Ende 19 des linearen Hebels 18 von dem Lager 21 nach unten abgeschwenkt, so dass sich das in der Fig. 1 sichtbare Ende des Presseurs 7 langsam absenkt. Das freie Ende 19 ist zusätzlich noch mit einem Haken 29 versehen, der verhindert, dass das freizulegende Ende des Presseurs 7 entlang des freien Endes 19 herunterrutscht und sich so unkontrolliert oder schräg absenkt. Ein im wesentlichen vertikales Absenken ist auf diese Weise gewährleistet. Die Fig. 2 zeigt das Druckwerk 1 nach erfolgter Absenkung des vorderen Endes des Presseurs 7. In dieser Position wird der Bedruckstoff 6 lediglich noch über die Leitwalzen 3, 4, 5 geführt. Der Presseur 7 besitzt ausreichend Abstand zum Bedruckstoff 6, so dass ein Auswechseln des Presseurmantels 22 ohne ein Unfallrisiko für den Bediener erfolgen kann.
Die Fig. 3 zeigt die Ansicht lll-lll der Fig. 2. des Druckwerks 1. In dieser Ansicht sind beide Seitengestelle 2 und auch beide Presseurplatten 9 dargestellt beziehungsweise sichtbar. In dieser Figur wurde jedoch auf die Darstellung der Leitwalzen 3, 4, 5 und des Bedruckstoffes 6 verzichtet. Jeder Presseurplatte 9 ist eine eigene Zugstange 12 und ein eigener Hubantrieb 13 zugeordnet, jedoch sind beide Presseurplatten 9 zum Zwecke des Gleichlaufs mit einer Traverse 24 verbunden. Dadurch ist ein gleichmäßiger Andruck des Presseurs 7 in Richtung auf den Formzylinder 8 im Druckbetrieb gewährleistet.
Das freie Ende 19 des linearen Hebels 18 umfasst das Lager 21 des Presseurs 7 nicht, so dass dieses erste, in dieser Fig. linksseitige, Ende des Presseurs 7 leicht abgesenkt ist. Um dieses Absenken zu ermöglichen, ist das Lager 25, in welchem das zweite Ende der Presseurwelle 20 gelagert ist, kippbar ausgestaltet. Dazu wird das Lager 25 von einer Buchse 28, umschlossen, wobei die Buchse 28 mit der Presseurplatte 9 verbunden ist. Die Presseurwelle 20 durchstößt mit ihrem Wellenzapfen 26 nicht nur das Lager 25, sondern auch die Presseurplatte 9 und das Seitengestell 2. Um ein zu weites Absenken des ersten Endes des Presseurs 7 zu verhindern, ist auf der Außenseite des Seitengestells 2 ein Anschlag 27 befestigt. Auf diesem Anschlag 27 stützt sich der Wellenzapfen 26 ab. In dieser Position lässt sich nun der Presseurmantel 22 in Richtung des Doppelpfeils A abziehen und wieder aufschieben.