Verfahren zur Hemmung der Replikation von Viren
Die Erfindung betrifft ein Verfahren, eine Verwendung und ein Medikament zur Hemmung der Replikation von Viren.
Die Erfindung betrifft insbesondere das Gebiet der Hemmung von (+) -Strang-RNA-Viren, wie Hepatitis-C-Viren.
Das Genom von (+) -Strang-RNA-Viren ist ein einzelsträngiges kodierendes RNA-Molekül (+ssRNA) . Zu diesen Viren gehören die Familien Picornaviridae, Flaviviridae, Togaviridae, Co- ronaviridae und Caliciviridae. Ein bedeutender Vertreter der Familie Flaviviridae ist das Hepatitis-C-Virus (HCV) . Es verursacht Hepatitis C, eine entzündliche Erkrankung der Leber, die mit Leberfibrose und Leberkrebs verbunden sein kann. Ein erheblicher Teil der Hepatitis-C-Erkrankungen verläuft chronisch. Die Infektion mit HCV erfolgt vor allem pa- renteral, beispielsweise durch Bluttransfusion oder durch Gabe von Medikamenten aus Blutprodukten.
Das Hepatitis-C-Virus wurde 1989 entdeckt (Choo et al . , Science 244: 359, 1989). Die Replikation des kodierenden (+)- Strangs wird durch die Erzeugung eines replikativen antisen- se bzw. (-) -Strangs vermittelt. Vom (-) -Strang werden mehrere Kopien des kodierenden (+) -Strangs abgeschrieben. Das HCV-Genom, welches ca. 9600 Nukleotide umfasst, wird zu einem Polyprotein mit ca. 3000 Aminosäuren translatiert (Leinbach et al., Virology, 204: 163, 1994). Virale und zelluläre Proteasen schneiden aus diesem Polyprotein die funktionsfähigen Viruseiweiße heraus. Sowohl am 5 '-Ende, als auch am 3 ' -Ende des HCV-Genoms , befinden sich hochkonservierte Sequenzen, welche ausgeprägte Sekundär- und TertiärStrukturen ausbilden. Diese Sequenzen besitzen für die Translation und die Replikation der HCV-Viren eine große Bedeutung, werden
aber bei der Eiweißsynthese nicht translatiert . Diese Sequenzen werden als 5 ' -UTR und 3 ' -UTR bezeichnet (UTR = untranslated region) .
HCV ist durch eine hohe genetische Variabilität gekennzeichnet. Die hohe Mutationsrate der viralen Nukleinsäure hat zur Entwicklung mehrerer HCV-Genotypen geführt, die eine vergleichsweise geringe Sequenzidentität von etwa 70 % aufweisen (Simmonds et al . , J. Gen Virol . , 75: 1053, 1994). Die Häufigkeit der einzelnen Genotypen ist regional unterschiedlich. Darüber hinaus"besteht eine Abhängigkeit von der "Art" "^ der Übertragung, wobei eine gleichzeitige Ansteckung mit verschiedenen HVC-Genomen möglich ist. Die hohe Variabilität des HCV erschwert die Behandlung von Erkrankungen erheblich.
Eine Hepatitis-C-Erkrankung umfasst in der Regel mehrere Phasen. Die erste akute Phase beginnt mit der Ansteckung des Patienten mit HCV. Es wird ein Entzündungsvorgang auslöst, der durch einen etwa vier Wochen nach der Ansteckung begin- nenden Anstieg der Leberenzymkonzentration im Blutserum gekennzeichnet ist. Vor dem Anstieg der Leberenzymkonzentration ist es möglich, im Blutserum des Patienten HCV-RNA mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nachzuweisen. In diesem Stadium zeigen nur etwa 25 % der Patienten Symptome wie Gelbsucht, so dass bei 75 % die Infektion unerkannt bleibt. Auch wenn die akute HCV-Infektion eine nicht-maligne Erkrankung ist, führt die Infektion in etwa 80 % zu einer chronischen Lebererkrankung, die durch einen dauerhaften Anstieg des Alaninaminotransferase-Niveaus im Serum gekennzeichnet ist. Aus einer chronischen HCV-Erkrankung entwickelt sich bei mehr als 20 % der Patienten eine Leberzirrhose und bei einer nicht unerheblichen Zahl ein malignes Hepatom. Die Lebenserwartung nach der Diagnose eines malignen Hepatoms beträgt in der Regel zwölf Monate.
Bisher bekannte therapeutische Verfahren zur Behandlung von HCV-Infektionen haben nur einen begrenzten Erfolg gehabt und führten bei der Mehrzahl der Patienten zu keiner anhaltenden Besserung. Die heute vorherrschende Therapieform verwendet spezielle Zytokine, die als Interferone bezeichnet werden. Vorzugsweise wird Interferon-α(IFN-alpha) eingesetzt, das nach 6-monatiger Therapie bei etwa 50 % der Patienten zu einer Verringerung der Alaninaminotransferase-Werte im Serum führt. Allerdings steigen diese Werte bei vielen Patienten nach dem Ende der Behandlung wieder an. Überdies ist die Behandlung mit einer"Vierzahl von Nebenwirkungen verbunden (Dusheiko et al, J. Viral Hepatitis, 1: 3, 1994). Trotzdem ist die Interferon-Therapie bisher das wichtigste Verfahren, um das Risiko der Entstehung von Leberzirrhose und eines ma- lignen Hepatoms zu verringern. Ein Impfschutz gegen HCV ist bisher nicht möglich.
Es sind deshalb Versuche unternommen worden, die virale Proteintranslation unter Einsatz spezieller Ribozyme zu hemmen. Beispielsweise beschreiben Welch et al . (Gene Therapy, 3
(11) : 994, 1996) zwei vektorexprimierte Hairpin-Ribozyme, die gegen HCV gerichtet sind. Lieber et al . (Virology, 70 (12): 8782, 1996) beschreiben die Beseitigung von HCV-RNA in infizierten menschlichen Hepatozyten durch Adenovirus-vermittelte Expression von bestimmten Hammerhead-Ribozymen. WO 99/55847 offenbart Ribozyme, die HCV-RNA-Spezies in konservierten Sequenzen in 5 ' - und 3 ' -nicht-kodierenden Bereichen und am 5 ' - Ende des für das Kernprotein kodierenden Bereichs schneiden können. Auch das US-Patent Nr. 5,610,054 offenbart enzymati- sehe Nukleinsäuremoleküle, welche die Replikation von HCV inhibieren können. Der therapeutische Erfolg dieser Verfahren bei der Behandlung von HCV-Infektionen ist jedoch noch nicht erwiesen. Ein generelles Problem besteht darin, dass die en- zy atische Aktivität von Ribozymen vergleichsweise gering ist. Es besteht ein Bedürfnis, weitere Verfahren zur effizi-
enten Behandlung von HCV-Infektionen bzw. Virusinfektionen zu entwickeln .
Aus Fire et. al (Nature, 391: 806, 1998) ist es bekannt, dass dsRNA, deren einer Strang abschnittsweise komplementär zu einem zu hemmenden Gen eines Fadenwurms ist, die Expression dieses Gens mit einer hohen Wirksamkeit hemmt. Es wird die Auffassung vertreten, dass die besondere Wirksamkeit der verwendeten dsRNA in Zellen des Fadenwurms nicht auf dem An- tiSinn-Prinzip beruht, sondern möglicherweise auf katalyti- sehe Eigenschaften der dsRNA oder mit dsRNA assoziierten Enzyme zurückzuführen ist. Dieses Verfahren wird als RNA-Interferenz bezeichnet und wird beispielsweise in WO 00/44895 zur Hemmung der Expression eines vorgegebenen Gens verwen- det.
Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile nach dem Stand der Technik zu beseitigen. Es sollen insbesondere ein Verfahren und eine Verwendung angegeben werden, welche die Replika- tion von Viren wirksam hemmen. Darüber hinaus soll ein Medikament und eine dsRNA angegeben werden, mit dem eine besonders wirksame Hemmung der Replikation von Viren bewirkbar ist .
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1, 15,
16, 33 und 49 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindungen ergeben sich aus den Merkmalen der Ansprüche 2 bis 14, 17 bis 32, 34 bis 48 und 50 bis 62.
Nach Maßgabe der Erfindung ist verfahrensseitig vorgesehen, dass eine Struktur innerhalb der 3 ' -UTR unter Verwendung einer kurzen doppelsträngigen Ribonukleinsäure (dsRNA) oder eines Antisinn-Oligonukleotids geändert wird, wobei ein Strang Sl der dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid abschnittsweise
oder vollständig komplementär zur 3 ' -UTR-Sequenz der Viren ist.
Unter dem Begriff "Struktur" wird hier die Primär-, Sekundär- oder Tertiärstruktur einer aus Nukleinsäure gebildeten Sequenz verstanden. Eine Änderung der Struktur liegt z. B. vor, wenn die Primärsequenz geschnitten oder durch Deletionen oder Insertionen verändert wird. Eine Änderung kann auch die Sekundärstruktur, d.h. die Basenpaarung, betreffen. Schließlich ist auch eine Änderung der räumlichen Struktur, d.h. der Tertiärstruktur, möglich. Unter einer kurzen dsRMA wird eine ~ dsRNA verstanden, welche aus weniger als 50 Basenpaaren gebildet ist. Das Antisinn-Oligonukleotid kann sowohl aus DNA als auch aus RNA gebildet sein. Es kann komplementär zu einem Bereich der 3 ' -UTR sein und eine Struktur innerhalb der 3 ' - UTR ändern, indem es damit hybridisiert. Da die Replikation von Viren in der Regel in einer Zelle stattfindet, muss die dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid zur Hemmung der Replikation im Allgemeinen in die jeweilige Zelle eingeführt bzw. von der Zelle aufgenommen werden. Das Aufnehmen kann durch die Zelle selbst erfolgen. Es kann aber auch durch Hilfsstoffe oder Hilfsmittel vermittelt werden. Unter der 3 ' -UTR wird entweder der gesamte nicht-translatierte Bereich am 3 ' -Ende des Virus-Genoms oder ein Teil dieses Bereichs verstanden.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass durch eine Änderung der Struktur innerhalb der 3 ' -UTR die Replikation des Virus-Genoms gehemmt oder blockiert werden kann und dass dies besonders effektiv unter Verwendung einer dsRNA oder eines Antisinn-Oligonukleotids erreicht werden kann. Damit ist es möglich, Viren mit einer 3 ' -UTR besonders effizient zu bekämpfen.
Nach einer Ausgestaltung kann ein die 3 ' -UTR bildender Se- quenzabschnitt geschnitten werden. Das Schneiden kann dabei
durch die dsRNA und die in der Zelle vorhandenen Enzyme bewirkt werden. Die 3 ' -UTR kann hochkonserviert sein. Die Änderung der Struktur wird zweckmäßigerweise in einem besonders hoch konservierten Bereich der 3 ' -UTR bewirkt. Das steigert weiter die Effizienz des Verfahrens, weil viele Virus-Genome, insbesondere das HCV-Genom, eine hohe Sequenzvariabilität aufweisen. Die Auswahl eines hochkonservierten Bereichs eröffnet daher die Möglichkeit der Hemmung der Replikation einer größeren Zahl von Viren als in einem weniger konservier- ten oder variablen Bereich.
Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, den Sequenzabschnitt unter Verwendung einer kurzen doppelsträngigen Ribonukleinsäure (dsRNA) zu ändern, insbesondere zu schneiden oder dessen Schneiden durch die dsRNA zu bewirken. Ein Strang Sl der dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid kann abschnittsweise oder vollständig komplementär zur 3 ' -UTR- Sequenz sein. Darunter wird verstanden, dass entweder ein Abschnitt des Antisinn-Oligonukleotids bzw. des Strangs Sl der dsRNA oder der gesamte Strang Sl der dsRNA bzw. das gesamte Antisinn-Oligonukleotid komplementär zu einem Abschnitt der 3 ' -UTR oder zur vollständigen 3 ' -UTR ist.
Nach einer weiteren Ausgestaltung kann die dsRNA zumindest abschnittsweise doppelsträngig ausgebildet sein. Ein Ende der dsRNA, vorzugsweise beide Enden, können glatt ausgebildet sein. Glatt bedeutet, dass das Ende eines Strangs nicht über das Ende des anderen Strangs der dsRNA hinausragt, d.h. keinen Überhang bildet. Zumindest ein Strang, insbesondere der Strang Sl, kann am 3 ' -Ende einen Überhang haben, der aus 1 bis 3, vorzugsweise 2, Nukleotiden bestehen kann. Die vorerwähnten Merkmale beeinflussen die Plasmastabilität der dsRNA. dsRNA mit zumindest einem glatten Ende weist eine höhere Plasmastabilität als dsRNA mit, insbesondere beidseitigen, Überhängen auf, d.h. sie wird in Plasma bzw. Blut weniger
schnell abgebaut. Darüber hinaus ist die Stabilität einer solchen dsRNA im Zellinneren größer als diejenige einer dsRNA mit Überhängen. Die Stabilität, insbesondere die Plasmastabilität, kann also durch die jeweilige Konstruktion der dsRNA an die jeweiligen Erfordernisse angepasst werden. Einzel- strängige Überhänge verringern die Stabilität der dsRNA in Blut, Serum und Zellen und verstärken gleichzeitig die replikationshemmende Wirkung der dsRNA. Besonders effektiv ist die Hemmung der Replikation, wenn die dsRNA den Überhang aus- schließlich an einem, insbesondere ihrem das 3 ' -Ende des Strangs Sl aufweisenden, Ende~a fwerst : Das andere Ende ist" dann bei einer zwei Enden aufweisenden dsRNA glatt, d.h. ohne Überhänge, ausgebildet. Überraschenderweise hat es sich gezeigt, dass zur Verstärkung der replikationshemmenden Wirkung der dsRNA ein Überhang an einem Ende der dsRNA ausreichend ist, ohne dabei die Stabilität in einem solchen Maße zu erniedrigen wie durch zwei Überhänge. Eine dsRNA mit nur einem Überhang hat sich sowohl in verschiedenen Zellkulturmedien als auch in Blut, Serum und Zellen als hinreichend beständig und besonders wirksam erwiesen.
Weiterhin hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn ein zumindest abschnittsweise zur 3 ' -UTR-Sequenz komplementärer Bereich der dsRNA bzw. des Strangs Sl weniger als 30, vorzugs- weise weniger als 25, besonders vorzugsweise 21 bis 24, Basenpaare bzw. Basen umfasst. Die dsRNA weist zweckmäßigerweise eine Länge von weniger als 30, vorzugsweise weniger als 25, besonders vorzugsweise 21 bis 24, Basenpaare auf. Damit entspricht die Länge der dsRNA im Wesentlichen der Länge des komplementären Bereichs. Eine solche dsRNA kann besonders preisgünstig hergestellt werden.
Zweckmäßigerweise ist das Virus-Genom das Genom eines (+)- Strang-RNA-Virus, insbesondere eines Hepatitis-C-Virus.
Die dsRNA kann in einer Lösung, insbesondere in einer phosphatgepufferten Salzlösung, vorliegen. Es hat sich nämlich überraschenderweise herausgestellt, dass eine lediglich in einer solchen Lösung gelöste dsRNA von Zellen aufgenommen wird und die Replikation der Viren hemmt, ohne dass die dsRNA dazu in einem besonderen Vehikel verpackt sein muss . Die dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid kann auch von einer micellaren Struktur, vorzugsweise einem Liposom, einem Virus- Kapsid oder einem Kapsoid umschlossen vorliegen. Dadurch kann die Aufnahme in Zellen erleichtert sein. Darüber hinaus wird dadurch die Möglichkeit gegeben, die dsRNA" "durch bestimmte Oberflächenstrukturen gezielt zu bestimmten Zellen zu steuern, so dass vor allem diese Zellen die dsRNA aufnehmen. Die dsRNA kann einen Sinn-Strang S2 mit der Sequenz SEQ ID NO: 4 und einen Antisinn-Strang Sl mit der Sequenz SEQ ID NO : 5 aufweisen. Das Antisinn-Oligonukleotid kann einen Strang mit der Sequenz SEQ ID NO: 12 oder SEQ ID NO: 13 aufweisen. "SEQ ID NO" bezeichnet jeweils die Nummer einer Sequenz im anliegenden Sequenzprotokoll.
Erfindungsgemäß ist weiter die Verwendung von kurzen doppel- strängigen Ribonukleinsäuren (dsRNA) oder eines Antisinn- Oligonukleotids zur Hemmung der Replikation von Viren mit einer am 3 ' -Ende des Virus-Genoms befindlichen nicht-transla- tierten Region (3' -UTR) durch Änderung einer Struktur innerhalb der 3 ' -UTR zur Behandlung einer Virusinfektion vorgesehen. Weiterhin ist die Verwendung einer solchen dsRNA oder eines solchen Antisinn-Oligonukleotids zur Herstellung eines Medikaments zur Hemmung der Replikation von Viren mit einer am 3 ' -Ende des Virus-Genoms befindlichen nicht-translatierten Region (3' -UTR) durch Änderung einer Struktur innerhalb der 3 ' -UTR vorgesehen. Bei beiden Verwendungen ist ein Strang Sl der dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid abschnittsweise oder vollständig komplementär zur 3 ' -UTR-Sequenz der Viren.
Die dsRNA kann in einer Zubereitung vorliegen, die zur Inhalation, oralen Aufnahme, Infusion oder Injektion, insbesondere zur intravenösen oder intraperitonealen Infusion oder Injektion, geeignet ist. Solche Zubereitungen sind aus der Pharmazie bekannt. Die dsRNA kann dabei in einem physiologisch verträglichen Puffer, insbesondere einer phosphatgepufferten Salzlösung, vorliegen.
Vorzugsweise liegt die dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid von einer micellaren Struktur, vorzugsweise einem Liposom, eineπr"Vi~rus-Kapsid oder einem Kapsoid umschlossen vor: Die dsRNA kann oral, mittels Inhalation, Infusion oder Injektion, insbesondere intravenöser oder intraperitonealer Infusion oder Injektion, verabreicht werden. Vorzugsweise wird die dsRNA in einer Dosierung von höchstens 5 mg, insbesondere höchstens 2,5 mg, bevorzugt höchstens 200 μg, besonders bevorzugt höchstens 100 μg, pro kg Körpergewicht und Tag einem Säugetier, vorzugsweise einem Menschen, verabreicht.
Zur Lösung der Aufgabe wird ferner ein Medikament vorgeschlagen, bei dem zur Änderung der Struktur innerhalb der 3 ' -UTR eine kurze doppelsträngige Ribonukleinsäure (dsRNA) oder ein Antisinn-Oligonukleotid enthalten ist, wobei ein Strang Sl der dsRNA oder das Antisinn-Oligonukleotid abschnittsweise oder vollständig komplementär zur 3 ' -UTR-Sequenz der Viren ist. Ferner betrifft die Erfindung eine dsRNA mit einem Strang Sl, welcher abschnittsweise oder vollständig zu einer am 3 ' -Ende eines Virus-Genoms befindlichen nicht-transla- tierten Region (3' -UTR) komplementär ist.
Wegen der weiteren vorteilhaften Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Verwendung und des erfindungsgemäßen Medikaments wird auf die zum Verfahren beschriebenen Merkmale verwiesen, welche sinngemäß auch hier Anwendung finden können.
Nachfolgend wird anhand der Figuren ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den relevanten Sequenzbereich aus Plasmid p2 und die N-terminale Aminosäuresequenz des entsprechenden Reporterproteins,
Fig. 2 den relevanten Sequenzbereich aus Plasmid p3 und die N-terminale Aminosäuresequenz des ent- sprechenden Reporterproteins,
Fig. 3 die dsRNA HCVl-2 (SEQ ID NO 4 , SEQ ID NO 5) gegenüber der HCV-Sequenz einer mittels der Plasmide p2 und p3 gebildeten mRNA (SEQ ID NO 15),
Fig. 4 die dsRNA GAL1-2 (SEQ ID NO 6, SEQ ID NO 7 ) gegenüber einer dem ß-Gal-Gen entsprechenden mRNA-Sequenz (SEQ ID NO 16) (Positivkontrolle) ,
Fig. 5 die dsRNA HCV3-4 (SEQ ID NO 8, SEQ ID NO 9), welche keinen Bezug zu exprimierten Genen aufweist (Negativkontrolle) ,
Fig. 6 die dsRNA K22 (SEQ ID NO 10, SEQ ID NO 11), welche keinen Bezug zu exprimierten Genen aufweist (Negativkontrolle) ,
Fig. 7 die Antisinn-Oligonukleotide HCVPTOl (SEQ ID NO 12), HCVPT02 (SEQ ID NO 13) und HCVPT03 (SEQ ID NO 14) gegenüber der HCV-Sequenz einer mittels des Plasmids p3 gebildeten mRNA (SEQ ID NO 15) ,
Fig. 8 Wirkung unterschiedlicher Konzentrationen der dsRNAs HCVl-2, GALl-2 und HCV3-4 auf die Akti-
vität der mittels des Plasmids p2 exprimierten ß-Galaktosidase,
Fig. 9 Wirkung unterschiedlicher Konzentrationen der dsRNAs HCV1-2, GAL1-2 und HCV3-4 auf die Aktivität der mittels des Plasmids p3 exprimierten ß-Galaktosidase und
Fig. 10 Wirkung der Antisinn-Oligonukleotide HCVPTOl, HCVPT02, HCVPT03, der dsRNAs HCV1-2, GALl-2,
K22 uncj einer Kontrol -dsRNA~ auf"- die Aktivität der mittels des Plasmids p3 exprimierten ß- Galaktosidase .
Ausführungsbeispiel
Molekularbiologische Analysen mit Hepatitis-C-Viren in Zellkultur sind sehr schwierig. Der Effekt der RNA-Interferenz und von Antisinn-RNA auf virale Gensequenzen wird an Hand nicht-pathogener Ersatzsysteme untersucht. Als nicht-pathoge- nes Reportersystem zum Studium der RNA-Interferenz und der Wirkung von Antisinn-Oligonukleotiden wurde die Sequenz Nr. 1 des Sequenzprotokolls vor ein für E. coli-ß-Galaktosidase kodierendes Gen eines Plasmids kloniert . Die Sequenz Nr. 1 ent- spricht einer 24 Nukleotide umfassenden Sequenz aus einem hochkonservierten Bereich des 3 ' -UTR des HCV-Genoms . Nach Transfektion des Plasmids in humane HuH-7-Leberzellen wird die Sequenz als Teil einer für ß-Galaktosidase kodierenden mRNA transkribiert. Die den 24 Nukleotiden entsprechende Se- quenz der mRNA ist dann identisch mit der Sequenz des HCV- Genoms. Sie wurde als Zielsequenz verwendet.
Herstellung von Plasmid p2 und p3 als Reportersystem
Das E. coli-ß-Galaktosidase (ß-Gal) -Gen wurde aus dem kommerziell erhältlichen Expressionsvektor pßGal-Control (BD Biosciences Clontech, Tullastrasse 4, D-69126 Heidelberg, Deutschland, Gene Accession Number U13186; Nukleotid 280- 3429) isoliert.
In Plasmid p2 ist die HCV-Sequenz Teil eines Fusionsgens. Die HCV-Sequenz ist Teil des offenen Leserahmens der für ß- "Galaktosidase kodierenden Sequenz, "so dass" "auch-die HCV-Sequenz als Teil eines Fusionsproteins exprimiert wird. Fig. 1 zeigt den relevanten Sequenzabschnitt von Plasmid p2 gemäß Sequenz Nr. 2 des Sequenzprotokolls. Die HCV-Sequenz ist kur- siv dargestellt. Der Beginn des ß-Gal-Gens (einschließlich 6 Nukleotide der Kozak-Sequenz vor dem Codon ATG)ist unterstrichen. Die N-terminale Aminosäuresequenz des Fusionsproteins HCV-ß-Galaktosidase ist unter der DNA-Sequenz aufgeführt.
Auch in Plasmid p3 ist die HCV-Sequenz Teil eines Fusionsgens . Die HCV-Sequenz befindet sich aber außerhalb des offenen Leserahmens der für ß-Galaktosidase kodierenden Sequenz, so dass die HCV-Sequenz nicht als Teil eines Fusionsproteins exprimiert wird. Fig. 2 zeigt den relevanten Sequenzabschnitt von Plasmid p3 gemäß Sequenz Nr. 3 des Sequenzprotokolls. Die HCV-Sequenz ist kursiv dargestellt. Der Beginn des ß-Gal-Gens (einschließlich 6 Nukleotide der Kozak-Sequenz vor dem Startcodon ATG)ist unterstrichen. Die N-terminale Aminosäuresequenz der exprimierten ß-Galaktosidase ist unter der DNA-Se- quenz aufgeführt.
Die so generierten Fusionsgene wurden in das kommerziell erhältliche Expressionsplasmid pcDNA3.1 (+) kloniert (Invitrogen, Life Technologies, Technologiepark Karlsruhe, Emmy- Noether-Str. 10, D-76131 Karlsruhe, Deutschland, Katalognum-
mer V790-20) . Dieses Plasmid enthält ein Resistenzgen gegen das Antibiotikum Neomycin. Es verleiht den damit transfizier- ten HuH-7-Zellen eine Resistenz gegen das Neomycin-Analogon G418, so dass in Gegenwart von G418 nur HuH-7-Zellen selek- tioniert werden, welche das Plasmidgenom und damit das Reportergen stabil in ihr Genom aufgenommen haben.
Als Kontrollplasmid für die Transfektionseffizienz wurde das kommerziell erhältliche Plasmid pGL3-ctrl (Promega GmbH, High-Tech-Park, Schildkrötstr. 15, D-68199 Mannheim, Deutschland, ~Gen~e~ÄC"C"es"sion "Nu ber U47296) verwendet. Es" kodiert und exprimiert das Gen der "Firefly Luciferase" .
Verwendete dsRNA-Qligonukleotide Zur Durchführung der RNA-Interferenz wurden drei kurze, dop- pelsträngige Ribonukleinsäuren (dsRNA) verwendet. Diese dsRNAs bestehen aus jeweils 2 kurzen Oligoribonukleotiden, welche über fast den gesamten Sequenzbereich zueinander komplementär sind. An beiden 3 ' -Enden der Oligoribonukleotide besitzen jeweils zwei Nukleotide keine Partner und bilden deshalb in der dsRNA Überhänge.
Die Sequenz des einen Oligoribonukleotids ist identisch mit der Zielsequenz der mRNA. Dieses Oligonukleotid wird deshalb als Sinn-Strang bezeichnet. Die Sequenz des anderen Oligonu- kleotids ist zu der Zielsequenz der mRNA komplementär. Dieses Oligonukleotid wird deshalb als Antisinn-Strang bezeichnet.
In Fig. 3 ist das als HCVl-2 bezeichnete doppelsträngige Oli- goribonukleotid gegenüber der HCV-Sequenz der mittels der Plasmide p2 und p3 gebildeten mRNA dargestellt. Dabei entsprechen die mit Großbuchstaben dargestellten Nukleotide der HCV-Sequenz in den Plasmiden p2 und p3. HCV1-2 besteht aus dem Sinn-Strang HCV 1 und dem Antisinn-Strang HCV 2, wobei jeweils zwei Nukleotide an den 3 ' -Enden der Stränge keinen
Partner aufweisen. Der in Sequenz Nr. 4 des Sequenzprotokolls dargestellte Sinn-Strang (HCV 1) weist nahezu dieselbe Nu- kleotidsequenz wie die HCV-Sequenz einer mittels der Plasmide p2 bzw. p3 gebildeten mRNA auf. Am 5 ' -Ende fehlen drei Nu- kleotide der HCV-Sequenz und am 3 ' -Ende befinden sich zwei Nukleotide, die nicht Bestandteil der HCV-Sequenz sind. Der in Sequenz Nr. 5 des Sequenzprotokolls dargestellte Antisinn- Strang (HCV 2) ist abgesehen von den zwei Nukleotiden am 3 ' - Ende komplementär zu HCV 1 und damit auch zu der HCV-Sequenz einer mittels der Plasmide p2 bzw. p3 gebildeten mRNA. Die HCV-Sequenz" entspricht einer 3 ' -nicht-translatierten Region des HCV-Genoms .
Zur positiven Kontrolle wurde eine als GALl-2 bezeichnete dsRNA verwendet. Diese ist in Fig. 4 gegenüber einer dem ß- Gal-Gen der Plasmide p2 und p3 entsprechenden mRNA-Sequenz (in Fig. 4 als mRNA bezeichnet) dargestellt. GALl-2 besteht aus dem Sinn-Strang Gal 1 und dem Antisinn-Strang Gal 2, wobei jeweils zwei Nukleotide an den 3 ' -Enden der Stränge kei- nen Partner aufweisen. Der in Sequenz Nr. 6 des Sequenzprotokolls dargestellte Sinn-Strang (Gal 1) weist nahezu dieselbe Nukleotidsequenz wie die dem ß-Gal-Gen entsprechende mRNA- Sequenz auf. Der in Sequenz Nr. 7 des Sequenzprotokolls dargestellte Antisinn-Strang (Gal 2) ist abgesehen von den zwei Nukleotiden am 3 ' -Ende komplementär zu Gal 1 und damit auch zu der dem ß-Gal-Gen entsprechenden mRNA-Sequenz .
Zur negativen Kontrolle wurde in einem Teil der Versuche eine als HCV3-4 bezeichnete dsRNA verwendet, die keinen Bezug zu hier exprimierten Genen hat (Fig. 5) . HCV3-4 besteht aus dem
Sinn-Strang HCV 3 und dem Antisinn-Strang HCV 4, wobei jeweils zwei Nukleotide an den 3 ' -Enden der Stränge keinen Partner aufweisen. Der in Sequenz Nr. 8 des Sequenzprotokolls dargestellte Sinn-Strang (HCV 3) weist nahezu keine Ähnlich- keit zur mittels der Plasmide p2 und p3 gebildeten mRNA auf
und ist deshalb ohne Bezug zu den exprimierten Genen. Der in Sequenz Nr. 9 des Sequenzprotokolls dargestellte Antisinn- Strang (HCV 4) ist abgesehen von den zwei Nukleotiden am 3 ' - Ende komplementär zu HCV 3 und ist deshalb ebenfalls ohne Be- zug zur gebildeten mRNA.
Als Negativkontrolle wurde in einem anderen Teil der Versuche eine als K22 bezeichnete dsRNA verwendet, die ebenfalls keinen Bezug zu einem hier exprimierten Gen aufweist (Fig. 6) . Die Sequenzen der beiden die dsRNA bildenden Oligoribonukleo- tide "sind""irr"den""S"e"quenzen"Nr . 10 und 11 des Sequenzproto-_~ kolls dargestellt.
Zur Durchführung der Experimente mit Antisinn-Oligoribonu- kleotiden wurden drei jeweils 21 Nukleotide lange DNA-Anti- sinn-Oligonukleotide als Phosphothioate eingesetzt. Die Oli- gonukleotide wurden von der Firma Metabion GmbH, Lena-Christ- Str. 44, D-82152 Martinsried, Deutschland bezogen. Sie werden hier als HCVPTOl, HCVPT02 und HCVPT03 bezeichnet. HCVPTOl und HCVPT02 sind zu unterschiedlichen Bereichen der mittels des
Plasmids p3 gebildeten HCV-mRNA-Sequenz komplementär. HCVPT03 ist als Negativkontrolle ohne Bezug zur Zielsequenz. HCVPTOl, HCVPT02 und HCVPT03 sind gegenüber der HCV-mRNA-Sequenz in Fig. 7 dargestellt.
Für den Nachweis der RNA Interferenz wurden Experimente mit Leberzelllinien des Typs HuH-7 durchgeführt (Nakabayashi et al . 1982). Diese Zelllinie kann durch HCV infiziert werden und dient zur Kultivierung dieser Viren. Die Zellen wurden in DMEM (Dulbecco's modifiziertes Eagle Medium) mit 10 % fötalem
Kälberserum (FCS) kultiviert.
a) Versuche zur RNA-Interferenz
Transfektion
Zur Vorbereitung einer Transfektion wurden 2 x 104 Zellen pro Vertiefung einer 96-well Zellkulturplatte ausgesät. 3 μg Plasmid p2 bzw. Plasmid p3 wurden mit 1 μg Kontrollplasmid pGL3-ctrl. gemischt. Es wurden 0,25 μg dieser Plasmidgemi- sche pro Vertiefung zur Transfektion eingesetzt. Etwa 24 Stunden nach dem Aussäen der Zellen wurden die Reporterplas- mide p2/pGL3-ctrl und p3/pGL3-ctrl zusammen mit dsRNA in
HuH-7 transfiziert—"Die Menge an transfizierter DNA—pro "Vertiefung war konstant.
Die Menge an dsRNA wurde in abnehmenden Konzentrationen von 400 nmol/1 bis 12,5 nmol/1 (in Bezug auf 110 μl Transfekti- onsvolumen) zu den Plasmidgemisehen zugegeben. Die Ausgangskonzentration der dsRNAs HCVl-2, GAL1-2 und des unspezifischen HCV3-4 in der jeweiligen Stammlösung betrug jeweils 20 μmol/1. Die dsRNAs wurden durch Mischen mit gleichen Vo- lumina Annealing buffer (AB, 100 mmol/1 NaCl, 20 mmol/1 Na- Phosphat, pH 6,8) stufenweise auf die Endkonzentration verdünnt .
Für eine Endkonzentration von 400 nmol/1 wurden bei einer Stammkonzentration an dsRNA von 20 μmol/1 2,2 μl Stammlösung auf 110 μl Transfektionsvolumen pro 1 Well bzw. 6,6 μl Stammlösung auf 330 μl Transfektionsvolumen pro 1 Well verwendet. Die Verdünnungsstufen wurden gemäß Tabelle 1 hergestellt.
Tabel le 1
Herstellung von Verdünnungsstufen der dsRNA
* Endkonzentration unter Verwendung von 6 , 6 μl der j eweiligen Lösung auf 330 μl Transf ektionsvolumen
Plasmide und dsRNA wurden co-transfiziert . Als Transfekti- onsagens wurde Gene Porter 2 (PeQLab, Carl-Thiersch-Str . 2B, D-91052 Erlangen, Deutschland, Katalognummer 13-T202007) eingesetzt. Jede Co-Transfektion wurde dreifach durchgeführt .
Für drei Vertiefungen in 96-well-Platten wurde ein Gemisch aus 2,0 μl eines Plasmidgemisches aus Plasmid p2 und Kon- trollplasmid pGL3 (0,3875 μg/μl; 3 : 1), 6,6 μl dsRNA (20,
10, 5, 2,5, 12,5 bzw. 0,62 μmol/1) und 16,4 μl DNA-Diluent B (wird zusammen mit Gene Porter 2 von der Firma PeQLab geliefert) hergestellt. Dieses Gemisch wurde mit einem Gemisch aus 6,0 μl Gene Porter 2 und 19 μl Serumfreiem Medium vermischt. Das Gesamtvolumen des so erhaltenen Gemisches betrug 50 μl, von denen 16,5 μl zu jeweils 2 x 104 HuH-7 in 100 μl Medium gegeben wurden .
Weiterhin wurde ein Gemisch aus 2,0 μl eines Plasmidgemisches aus Plasmid p3 und Kontrollplasmid pGL3 (0,3875 μg/μl; 3 : 1), 6,6 μl dsRNA (20, 10, 5, 2,5, 12,5 bzw. 0,62 μmol/1) und 16,4 μl DNA-Diluent B hergestellt. Dieses Gemisch wurde mit einem Gemisch aus 6,0 μl Gene Porter 2 und 19 μl Serumfreiem Medium vermischt. Das Gesamtvolumen des so erhaltenen Gemischs betrug 50 μl, von denen 16,5 μl zu jeweils 2 x 104 HuH-7 in 100 μl Medium gegeben wurden.
Die transfizierten Zellen wurden bei 37°C und 5% C02 inkubiert. Einen Tag nach der Transfektion wurden"3"5~μr "frisches Medium pro Vertiefung zugegeben und die Zellen weitere 24 h inkubiert. Dann erfolgte der Aufschluss der Zellen.
Verwendete Nachweismethoden
Der Effekt der dsRNA auf die Expression der Reportergene wurde durch Quantifizierung der ß-Galaktosidase- und Lucife- rase-Aktivität mittels Chemilumineszenz bestimmt. Dazu wurden Lysate mittels dem Tropix-Lysepuffer der Firma Applied Biosystems, 850 Lincoln Centre Drive, Foster City, CA 94404 USA; Cat. No. BD100LP gemäß den Herstellervorschriften hergestellt .
Zur Quantifizierung der ß-Galaktosidase-Aktivitität wurden 2 μl Lysat pro Analyse sowie das Substrat Galcto-Star
(Applied Biosystems, Tropix, Katalognummer BM100S) gemäß den Herstellervorschriften verwendet. Zur Quantifizierung der Lu- ciferase-Aktivität wurden 5 μl Lysat pro Analyse sowie das Substrat Luciferin (Applied BiOOosystems , Tropix, Katalognum- mer BCIOOL) gemäß den Herstellervorschriften verwendet. Die Lumineszenz ist jeweils in dem Luminometer Berthold Sirius der Firma Berthold Detection Systems GmbH, Bleichstrasse 56- 68, D-75173 Pforzheim, Deutschland, gemessen worden.
Ergebnisse
Pro Transfektionsansatz wurden drei 96-well-Vertiefungen ausgewertet, wobei jeweils eine Messung für ß-Galaktosidase und eine Messung für Luciferase erfolgte. Der Quotient aus relativen Lichteinheiten (RLU) für ß-Galaktosidase und den relativen Lichteinheiten für Luciferase wurde berechnet. Für diese drei Einzelwerte wurde ein Mittelwert ermittelt. Der Mittelwert für p2/pGL3- bzw. p3/pGL3-transfizierte Zellen ohne dsRNA wurde willkürlich als 1,0 definiert. Die unter dsRNA-Einfluss veränderten Werte werden im Verhältnis zu 1,0 aufgetragen (siehe FigT 8 und 9), d.h. ein Wert von 0,6 entspricht einer Hemmung der ß-Galaktosidase-Aktivität um 40 % im Vergleich zu unbehandelten Zellen.
Aus Fig. 8 ist zu erkennen, dass bei einer Co-Transfektion von sequenzspezifischer dsRNA mit Plasmid p2 eine Reduktion der ß-Galaktosidase-Aktivität erfolgt. Die dsRNAs HCV1-2 und GAL1-2 hemmen die ß-Galaktosidase mit vergleichbarer Effizienz. Bei 400 nmol/1 und 200 mol/1 dsRNA im Transfektionsvolu- men sinkt die Aktivität der ß-Galaktosidase auf 40 % im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Mit abnehmender Konzentration der dsRNA lässt der hemmende Effekt nach. Die Kontroll-dsRNA HCV3-4 führt über den gesamten Konzentrationsbereich zu keiner Abnahme an ß-Galaktosidase-Aktivität im Lysat.
Bei einer Co-Transfektion von sequenzspezifischer dsRNA HCV1- 2 mit Plasmid p3 ist ebenfalls eine Reduktion der ß-Galakto- sidase-Expression nachweisbar (Fig. 9). Die dsRNAs HCVl-2 und GALl-2 hemmen die ß-Galaktosidase-Aktivität mit ver- gleichbarer Effizienz. Bei 400 nmol/1 und 200 nmol/1 dsRNA im Transfektionsvolumen sinkt die Aktivität der ß- Galaktosidase auf etwa 20 % im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Mit abnehmender Konzentration der dsRNA lässt der hemmende Effekt nach. Die Kontroll-dsRNA HCV3-4 zeigt über den gesamten Konzentrationsbereich eine schwache Hemmung der
ß-Galaktosidase-Aktivität auf etwa 70 % im Vergleich zu unbehandelten Zellen.
In Gegenwart von dsRNA HCVl-2 war somit sowohl für Plasmid p2 als auch Plasmid p3 eine deutliche Reduktion der ß-Galaktosidase-Aktivität erkennbar. Vergleichbare Effekte zeigte dsRNA GAL1-2 (positive Kontrolle) . Die zweite Kontroll-dsRNA HCV3-4 führte zu keiner bzw. einer deutlich geringeren Hemmung der ß-Galaktosidase-Aktivität.
'Die Expression'uήcϊ/oder die Stabilität der RNA konnte im be-" schriebenen Experiment durch dsRNA stark gemindert werden. Dies gelang auch für HCV-ZielSequenzen außerhalb des offenen Leserahmens, welches der Situation für den natürlichen 3'- UTR Bereich von HCV entspricht.
b) Versuche mit Antisinn-DNA-Oligonukleotiden
Zur Vorbereitung der Experimente wurde p3 mittels Lipofecta- minePLUS (GIBCO BRL Life Technologies, Technologiepark Karlsruhe, Emmy-Noether-Str . 10, D-76131 Karlsruhe, Deutschland) in HuH-7-Zellen stabil transfiziert . Hierfür wurden 2 x 10E4 Zellen pro Vertiefung einer 96-well-Zellkulturplatte ausgesät. Nach 24 h wurde das Medium abgezogen und durch 50 μl serumfreies Medium (DMEM) ersetzt. Das Transfektionsgemisch bestand aus 0,2 μg p3, 16,7 μl DMEM, 2 μl PLUS Reagenz und 1 μl Lipofectamine Reagenz. Die Transfektion wurden nach Angaben des Herstellers durchgeführt. Nach 3 h wurde das Trans- fektionsmedium durch 150 μl Vollmedium (DMEM + 10 % Fötales Kälberserum) ersetzt. Nach 48 h wurden die Zellen in Vertiefungen einer 12-well-Zellkulturplatte überführt und in Gegenwart von 400 μg/ml G418 (Amersham Biosciences, Munzinger Str. 9, D-79111 Freiburg, Deutschland) in Vollmedium kultiviert. Wachsende Zellhaufen wurden regelmäßig entnommen und in neue Vertiefungen einer 12-well-Zellkulturplatte überführt. Aus
diesen wurden nach 14 - 21 Tagen wachsende Zellen in neuen Vertiefungen vereinzelt und bis zum Ende der Selektion in Gegenwart von 400 μg/ml G418 kultiviert. Nach etwa drei Vereinzelungen wurde mit Hilfe von Enzymmessungen die Aktivität an ß-Galaktosidase wie unten beschrieben bestimmt. Des Weiteren wurden mit X-Gal-Färbungen die Zahl der Galaktosidase-expri- mierenden Zellen festgestellt. Hierzu wurde das Medium abgezogen und die Zellen in Vertiefung einer 96-well-Zellkultur- platte über Nacht in 100 μl X-Gal-Lösung (10 mmol/1 Na-Phos- phat pH 7,0, 1 mmol/1 MgCl2, 150 mmol/1 NaCl, 3,3 mmol/1
K4Fe(CN)6*3H20, 3,3 mmol7"l"K3Fe"(CN) 6, 0,2 % X-Gal) (X-Gal von— PeQLab, Erlangen, Deutschland; alle anderen Chemikalien von SIGMA, Grünwalder Weg 30, D-82024 Taufkirchen, Deutschland) gefärbt. Der beste Klon wurde als "HuH-7 blue" bezeichnet und für die Experimente eingesetzt.
Transfektion mit dsRNA und Antisinn-DNA-Oligonukleotiden Zur Vorbereitung einer Transfektion wurden 2 x 10E4 Zellen HuH-7 blue in 100 μl DMEM + 10 % FCS pro Vertiefung einer 96- well-Zellkulturplatte ausgesät. Nach 24 Stunden wurden die dsRNA und die Antisinn-DNA-Oligonukleotide transfiziert . Für diese Transfektionen wurde Fugene 6 (Röche Applied Sciences, Sandhofer Str. 116, D-68305 Mannheim, Deutschland; Katalognummer 1814443) eingesetzt. Je 5 Vertiefungen mit HuH7 blue Zellen wurden nicht behandelt. Von den dsRNAs HCV 1-2, GAL 1- 2 und K22 wurden jeweils Stammlösungen mit einer Konzentration von 20 μmol/1 hergestellt. Von dieser Stammlösung sind jeweils 1,6 μl mit 0,9 μl Fugene 6 und 108 μl DMEM gemischt worden. Die dsRNA liegt dann in einer Konzentration von 50 nmol/1 vor. Jeweils 5 Vertiefungen einer 96-well-Zellkultur- platte wurden mit je 20 μl dieses Ansatzes transfiziert .
Von den Antisinn-DNA-Oligonukleotiden HCVPTOl, HCVPT02 und HCVPT03 sind jeweils Stammlösungen mit einer Konzentration von 100 μmol/1 hergestellt worden. Von diesen Stammlösungen
sind jeweils 1,2 μl mit 2 , 4 μl Fugene 6 und 108 μl DMEM gemischt worden. Die dsRNA liegt dann in einer Konzentration von 200 nmol/1 vor. Jeweils 5 Vertiefungen einer 96-well- Zellkulturplatte wurden mit je 20 μl dieses Ansatzes transfi- ziert.
Nachweismethoden
Der Effekt der dsRNA-Oligonukleotide und Antisinn-DNA-Oligo- nukleotide auf die Expression der Reportergene wurde durch Quantifizierung der ß-Galaktosidase-Aktivität durch Chemilu- mineszenz bestimmt. Dazu wurden""Lysäte "mittels dem Tropix-" Lysepuffer der Firma Applied Biosystems, 850 Lincoln Centre Drive, Foster City, CA 94404 USA; Katalognummer BD100LP gemäß den Herstellervorschriften hergestellt. Die Chemilumineszenz- messung wurde wie folgt durchgeführt:
Pro Reaktionsgefäß wurden 5 μl Lysat vorgelegt und auf 30 μl mit ß-Gal-Assay-Puffer (1 ml 1 mol/1 Na-Phosphat-Puffer, pH 8,0, 10 μl 1 mol/1 MgCl2, 10 μl 1,25 mg/ml Galakton (Tropix GC020, Applied Biosystems), 9 ml entionisiertes Wasser) aufgefüllt. Nach 30 Minuten Inkubation ist mit ß-Gal-Stopp-Mix (1 ml 2 mol/1 NaOH, 250 μl 2,5 % Emerald Enhancer (Applied Biosystems, Tropix, LAY250) , 8,75 ml entionisiertes Wasser) auf 100 μl aufgefüllt, gründlich gemischt und sofort am Lumi- nometer gemessen worden. Wenn nicht anders angegeben, stammen die Reagenzien von der Firma SIGMA. Die Lumineszenz ist jeweils in dem Luminometer Berthold Sirius der Firma Berthold Detection Systems GmbH, Bleichstr. 56-68, 75173 Pforzheim, Deutschland, gemessen worden. Pro Transfektionsansatz werden je 5 Vertiefungen einer 96-well-Zellkulturplatte ausgewertet. Dazu wird jeweils die ß-Galaktosidase-Aktivität bestimmt und ein Mittelwert der 5 Einzelwerte ermittelt. Der Mittelwert für nicht-transfizierte Zellen wird willkürlich als 1,0 definiert. Die Mittelwerte für transfizierte Zellen werden im Verhältnis zu dem Mittelwert für nicht-transfizierte Zellen
aufgetragen. Ein Wert von beispielsweise 0,6 entspricht einer Hemmung der ß-Galaktosidase-Aktivität um 40% im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Die Ergebnisse sind in Fig. 10 dargestellt.
Ergebnisse
Bei der Transfektion von sequenzspezifischen Antisinn-Oligo- nukleotiden (200 nmol/1) und dsRNA Oligonukleotiden (50 nmol/1) in die Zelllinie HuH-7 blue ist eine Reduktion der ß- Galaktosidase-Aktivität nachweisbar." HCVPTOl reduziert die Aktivität der ß-Galaktosidase um 35 % und HCVPT02 um 40 %. Das als Negativkontrolle eingesetzte Oligonukleotid HCVPT03 steigert die Aktivität um 40 % im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Die dsRNAs HCV1-2 und GALl-2 hemmen die ß-
Galaktosidase-Aktivität mit vergleichbarer Effizienz. Die Aktivität der ß-Galaktosidase sinkt jeweils um 37 % im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Die unspezifische Kontrolle K22 steigert die Aktivität um 15 % im Vergleich zu unbehan- delten Zellen.