Verfahren zur Herstellung von Mannit
Die Erfindung betrifft ein mehrstufiges, kontinuierlich durchführbares Verfahren zur Herstellung von Mannit ausgehend von Invertzucker durch eine Kombination von katalytischer Hydrierung und enzymatischer
Isomerisierung.
Aus der Literatur sind Verfahren zur Herstellung von Mannit bekannt, die von reiner Fructose als Ausgangsverbindung ausgehen. In der europäischen Patentanmeldung EP-A-0 006 313 wird die Hydrierung von ι n Fructose an einem selektiven Kupfer/SiO2-Katalysator beschrieben. Hierbei werden Mannit/Sorbit-Mischungen mit einem Mannitanteil von ca. 65% erhalten. Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß eine relativ teurer Rohstoff eingesetzt werden muß.
Durch Hydrierung von Invertzucker an einem unseiektiven Raney-Nickel Katalysator, werden Mannit/Sorbit-Mischungen mit einem Mannitanteil von
15 ca. 23-24% erhalten (Ullmann's Enzyclopedia of Industrial Chemistry, Vol. A25, S. 424, VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1994). Die Ausbeute am Zielprodukt Mannit ist sehr gering.
Die Kombination von Hydrierung und enzymatischer Isomerisierung wurde von A.P.G. Kieboom und H. van Bekkum beschrieben (Recl. Chim. Pays-
20 Bas 1984, 103, 1-12). Ausgehend von Invertzucker wird in Gegenwart von auf Kieselgel immobilisierter Glucoseisomerase an einem auf Kieselgel trägergebundenen Kupferkatalysator hydriert. Hierbei macht man sich zunutze, daß Fructose deutlich schneller hydriert wird als Glucose. Durch das Enzym wird das Verhältnis Fructose/Glucose konstant gehalten, während die Fructose am Kupferkatalysator mit ca. 65%-iger Selektivität zu
25 Mannit hydriert wird. Der Nachteil des beschriebenen Verfahrens liegt darin, daß zum einen bei relativ schonenden Bedingungen, d.h. niedrigen Temperaturen, gearbeitet werden muß, um das temperaturempfindliche Enzym vor der Zersetzung zu bewahren. Bei 60-70°C liegen für das Enzym die idealen Reaktionsbedingungen, während die Hydrierung erst bei 30 Temperaturen >100°C in einer ansprechenden Geschwindigkeit abläuft. Weiterhin muß das Enzym durch Zusatz von EDTA vor der Vergiftung durch gelöstes Kupfer geschützt werden. Durch abgelöste Enzymteile wird
wiederum der Kupferkatalysator langsam deaktiviert. Die Kombination von enzymatischer Isomerisierung und katalytischer Hydrierung in einem Eintopfverfahren ist somit nicht für einen Produktionsprozeß geeignet.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ausgehend von einem günstigen Rohstoff ein preiswertes, mit einfachen Mitteln durchführbares Verfahren zur Herstellung von Mannit zur Verfügung zu stellen.
Die Lösung der vorliegenden Aufgabe erfolgt durch ein Verfahren zur Herstellung von Mannit, indem eine Invertzuckerlösung in einem mehrstufigen Verfahren katalytisch hydriert und enzymatisch isomerisiert wird. Die Hydrierung erfolgt erfindungsgemäß in Gegenwart eines Kupferkatalysators. Sie wird bei einer Temperatur von 80 bis 120°C und einem Druck von 120 bis 200 bar durchgeführt.
Ein weiteres Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß es in Gegenwart von 5 bis 15 Gew.-% eines Kupferkatalysators bezogen auf die in der Reaktionslösung enthaltene Invertzuckermenge durchgeführt wird. Die im Verfahren erfolgende Isomerisierung wird in Gegenwart von immobilisierter Glucoseisomerase bei einer Temperatur von 55 bis 65°C durchgeführt.
Diese Isomerisierung erfolgt nach Zusatz einer geringen Menge Magnesiumsulfat als Cofaktor und der Einstellung des pH-Werts auf 7 - 7,5. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist weiterhin ein entsprechendes Verfahren, worin der Hydrierungsschritt und die Isomerisierung wiederholt bis zum vollständigen Hydrierung des Restzuckers durchgeführt werden. Erfindungsgemäß kann die Invertzuckerlösung kontinuierlich im Kreis geführt, an einem Kupferkatalysator teilhydriert werden, die Glucose im folgenden Schritt zu Fructose isomerisiert werden und kontinuierlich nach erfolgter Bildung des Mannits ein Teil der Mannit-haltigen Reaktionslösung abgezogen werden, wobei in gleicher Menge neue Invertzuckerlösung an einer anderen Stelle der Anlage wieder in das Verfahren eingespeist wird. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist insbesondere auch ein
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entsprechendes Verfahren, in dem die Hydrierung an einem Festbettkupferkatalysator erfolgt.
In einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens wird der Restzucker der abgezogenen Reaktionslösung in einer separaten Festbett-Hydrierstufe hydriert.
Bei Verwendung von Invertzucker als Ausgangsmaterial wird ein kostengünstiger und in großen Mengen verfügbarer Rohstoff für die Produktion von Mannit herangezogen. Durch räumliche Trennung der enzymatischen Isomerisierung und der Hydrierung kann jeder einzelne <.Q Reaktionsschritt unter den optimalen Bedingungen geführt und damit eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit und ein hoher Durchsatz der Produktionsanlage garantiert werden. Weiterhin wird eine gegenseitige Vergiftung der Katalysatoren verhindert und hohe Standzeiten für die eingesetzten Katalysatoren können realisiert werden.
Die Hydrierung des Glucose-Anteiles des Invertzuckers führt zu Sorbit,
15 während die Fructose in Abhängigkeit von der Selektivität des verwendeten Katalysators die entsprechenden Anteile an Mannit und Sorbit liefert. Bei Verwendung eines unselektiven Katalysators, wie z.B. Raney-Nickel, liefert die Hydrierung von Invertzucker ca. 25% an Mannit. Durch Verwendung eines selektiven Hydrierkatalysators auf Kupferbasis kann aus dem 20 Fructoseanteii von Invertzucker mehr als 25% Mannit erhalten werden: Mit einer Selektivität um 65% erhält man aus der Fructose ca. 33% Mannit.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann durchgeführt werden, indem die Hydrierung einer 40 - 70%igen Invertzuckerlösung bei einer Temperatur von 80 - 120°C bei einem Druck von 120 bis 200 bar in Gegenwart eines
05 selektiven Katalysators erfolgt. Als besonders selektiv in dieser Reaktion haben sich Kupferkatalysatoren erwiesen. Diese können Dotierungen verschiedener Übergangsmetalle oder Hauptgruppenelemente aufweisen. Im Suspensionsverfahren wird dieser Katalysator in einer Menge von 5 bis 15 Gew.-% bezogen auf die in der Invertzuckerlösung enthaltenen Zucker- Menge eingesetzt. Die in der Lösung enthaltene Glucose wird durch
30 Glucoseisomerase, vorzugsweise immobilisierte Isomerase, bei einer
Temperatur von 55 bis 65°C, insbesondere bei 60°C isomerisiert. Es hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, wenn vor der Isomerisierung
dem Reaktionsgemisch eine geringe Menge eines Magnesium(ll)salzes, z.B. Magnesiumsulfat hinzugefügt wird. Weiterhin ist es von Vorteil, wenn der pH-Wert vor diesem Reaktionsschritt auf 7 - 7,5 eingestellt wird.
Die Hydriergeschwindigkeit von Fructose bei Verwendung eines Kupfer- Katalysators ist wesentlich höher als diejenige von Glucose. Diese Tatsache wird im beschriebenen Verfahren zu einer Steigerung der Mannitausbeute genutzt: Hydriert man 50%ige Invertzuckerlösungen mit 10% Katalysatoranteil (bezogen auf Invertzucker) bei 100°C und einem Wasserstoffüberdruck von 150 bar bis zu einem Umsatz von 50%, so enthält die Hydrierlösung ca. 10% Fructose, 40% Glucose neben 26% Mannit und 24% Sorbit.
Die über lonentauscher gereinigte Hydrierlösung wird nach Zusatz von 50 ppm Magnesiumsulfat (Mg2+ als Cofaktor) und Einstellen des pH-Wertes auf 7-7.5 mit Hilfe von immobilisierter Glucoseisomerase (Sweetzyme T/Novo Nordisk) bei ca. 60°C isomerisiert. Durch die Gleichgewichtseinstellung zwischen Glucose und Fructose enthält die Reaktionslösung nach der Isomerisierung ca. 25% Fructose, 25% Glucose, 26% Mannit und 24% Sorbit.
In einem erneuten Hydrierungsschritt wird das Zucker/Polyol-Gemisch bis zum vollständigen Umsatz mit einem selektiven Katalysator unter den oben beschriebenen Bedingungen hydriert. Die Hydrierlösung enthält ca. 42% Mannit und 58% Sorbit. Die Reaktionslösung kann nach den üblichen Verfahren aufgearbeitet werden.
Einer der Vorteile des beschriebenen Verfahrens liegt darin, daß durch die Kombination der partiellen Hydrierung mit einem Isomerisierungsschritt gegenüber der reinen Hydrierung die Ausbeute an Mannit deutlich gesteigert werden kann.
Durch die Trennung des Isomerisierungs- und des Hydrierungsschrittes kann die gegenseitige Vergiftung der beiden Katalysatorsysteme Kupfer und Glucoseisomerase verhindert werden, welche bei einem Eintopfprozeß die Standzeiten der Katalysatoren begrenzt.
- b -
NOT TO BE TAKEN INTO ACCOUNT FOR THE PURPOSE OF INTERNATIONAL PROCESSING
NO TENER EN CUENTA A LOS EFECTOS DE LA TRAMITACION INTERNACIONAL
NE PAS PRENDRE EN COMPTE AUX FINS DU TRAITEMENT INTERNATIONAL
6 -
Fließbild (<, >, = geben die relativen Verhältnisse an)
Invertzucker Mannit + Sorbit
Hydrierung Hydrierung
Fructose < Glucose Isomerisierung Fructose = Glucose
+ +
Mannit > Sorbit Mannit > Sorbit
Gegenstand der Erfindung ist daher ein mehrstufiges Verfahren zur Herstellung von Mannit ausgehend von Invertzucker durch eine Kombination von katalytischer Hydrierung und enzymatischer Isomerisierung.
Es wurde gefunden, daß sich die Kombination der Verfahrensschritte in unterschiedlicher Reihenfolge und Ausgestaltung kontinuierlich durchführen läßt.
Variante 1 :
1. Schritt:
Hydrierung von Invertzucker mit einem selektiven Kupferkatalysator bis zu einem Umsatz von ca. 50%. Der Hydrierungsschritt kann sowohl an Pulver- wie auch Festbettkatalysatoren durchgeführt werden. Zur Durchführung des Verfahrens kann Invertzuckerlösung mit einer Konzentration von 40-70% verwendet werden. Bevorzugt wird Invertzuckerlösung mit einer Konzentration von 50% verwendet.
Druckbereich: 100-200 bar (bevorzugt 160-180 bar) Temperaturbereich: 80-160°C (bevorzugt 100-120°C)
2. Schritt:
Es folgt eine enzymatische Isomerisierung der Hydrierlösung mit Hilfe einer immobilisierten Glucoseisomerase. Als Enzym kann eine geeignete
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handelsübliche Isomerase eingesetzt werden, z. B. Sweetzyme T / Novo Nordisk. Nach Aufreinigung der Hydrierlösung über lonentauscher zur Entfernung gelöster Metallspuren, welche das Enzym schädigen können, wird der pH-Wert mit Hilfe von verdünnter Natronlauge auf 7.0-7.5 eingestellt. Nach Zusatz von 50 ppm Magnesiumsulfat als Cofaktor wird die so vorbereitete Lösung über ein Festbett aus immobilisierter Glucoseisomerase geleitet. Dieser Verfahrensschritt kann analog der von Novo Nordisk gegebenen Vorschrift erfolgen.
Temperatur: 60°C pH-Wert: 7.0-7.5
Cofaktor: ca. 50 ppm Mg 2+
Vollständige Hydrierung des Restzuckers über einen selektiven Kupferkatalysator (bevorzugt Festbettkatalysator); Reaktionsbedingungen analog zum ersten Hydrierschritt. Vor der Hydrierung wird die Isomerisierungslösung von Enzymspuren, welche den Hydrierkatalysator mit der Zeit deaktivieren, befreit. Dies kann z.B. mit Hilfe gängiger Membranfiltrationsverfahren erreicht werden. Die Aufreinigung der Hydrierlösung und die Trennung der beiden Produkte Sorbit und Mannit erfolgt nach den gängigen, dem Fachmann bekannten Verfahren.
Je nach Selektivität des Hydrierkatalysators können nach dem beschriebenen Verfahren ausgehend von Invertzucker folgende Polyol- Anteile erhalten werden:
Selektivität des Katalysators Mannit-Anteil Sorbit-Anteil bzgl. Mannit [%1 r%ι
60 39 61
65 41 59
70 46 54
Anmerkung:
Die Selektivität des Katalysators ist variabel und sowohl von seinem Aufbau und seiner der Dotierung abhängig. Kupfer/SiO2 (EP 6313) oder Raney- Kupfer zeigen eine Selektivität von 60-65%, Kupfer/CPG (controlled pore glass) dagegen Selektivitäten von 80-90% (M. Hegedüs, S. Göbölös, J.L. Margitfaivi in M. Guisnet et al. (Editors) Heterogeneous Catalysis and Fine Chemicals III, 1993, Elsevier Science Publishers, 187-194).
Variante 2:
Fließbild
Isomerisierung Hydrierung
Die Kernanlage besteht aus einem Hydrierungs- und einem Isomerisierungsteil. Die Reaktionslösung wird über einen selektiven Festbettkatalysator teilhydriert. Hierbei wird die durch Versuche gefundene Tatsache ausgenutzt, daß der selektive Kupferkatalysator Fructose wesentlich schneller hydriert als Glucose. Die Reaktionslösung verarmt gegenüber der Glucose an Fructose. Diese wird im darauf folgenden Isomerisierungsschritt aus Glucose nachgeliefert.
Die Isomerisierungslösung wird anschließend wieder über die Hydrierungsstufe geleitet, die neugebildete Fructose kann nun wiederum selektiv hydriert werden.
Die Invertzuckerlösung wird in den Kreislauf vor der Hydrierungsstufe eingespeist, der gleiche Teil an Reaktionslösung wiederum nach der Isomerisierungsstufe ausgespeist. Die Umsatzrate innerhalb des Kreislaufes wird auf 80-90% gehalten.
Die Restzuckerhydrierung erfolgt in einer anschließenden separaten Festbettreaktor-Hydrierstufe über einen selektiven Kupfer-Katalysator.
Vorteilhafterweise wird durch die kontinuierlich abwechselnde Teilhydrierung und Isomerisierung zum einen die hydrierte Fructose aus dem Reaktionsgemisch ständig nachgeliefert. Durch die räumliche Trennung der Hydrierungs- und der Isomerisierungsstufe können zum anderen gegenseitige Vergiftungen der beiden Katalysatoren vermieden und die optimalen Reaktionsbedingungen für die Einzelschritte eingehalten werden.
Die Ausbeute an Mannit kann auf diese Weise gegenüber der reinen Hydrierung von Invertzucker deutlich gesteigert werden.
Je nach Selektivität des Hydrierkatalysators werden dadurch bis zu 60%
Ausbeute an Mannit erhalten werden. Durch Optimierung des eingesetzten Katalysators und der eingestellten Verfahrensbedingungen lassen sich diese Ausbeuten ohne weiteres noch steigern.