ANORGANISCHES BINDEMITTEL
Die Erfindung betrifft ein Bindemittel für die Herstellung, insbesondere Verfestigung von Formkor- pern, die als Schmelzrohstoff zur Erzeugung von künstlichen Mineralfasern dienen.
Bei der Erzeugung von kunstlichen Mineralfasern, beispielsweise Faserdammstoffen zur Schall- und Wärmedämmung ist es üblich, als Ausgangsprodukte Gestein in naturlicher oder Kunstform zu verwenden. Dieses Gestein wird in einem Ofen aufgeschmolzen und anschließend als Schmelze einem Zerfaserungsge- rat zugeführt, sodaß die Schmelze in Form von Fasern auf einem Forderband ablegbar ist, welches Forderband die Fasern verschiedenen Verarbeitungs- Stationen, wie Verdichtungsstationen, Schneidstation oder dergleichen zufuhrt. Die Fasern werden derart auf dem Förderband abgelegt, daß beispielsweise eine endlose Mineralfasermatte entsteht. Wie bereits ausgeführt, werden als Primarrohstoffe Ge- steine verwendet, wobei in zunehmendem Maße Kunststeine Verwendung finden, die aus Produktionsruck- standen und / oder Recyclingprodukten hergestellt werden. Hierzu werden die Produktionsruckstande und / oder Recyclingruckstande aufgearbeitet, d.h. zer- kleinert und als Kunststeine geformt.
Um die Fasern miteinander zu verbinden ist es üblich, Bindemittel zu verwenden, wobei beispielsweise eine Mischung aus calzmiertem Bauxit mit Zement vermischt wird, um Sekundar-Rohstoffe aus Recy-
clingprozessen als auch interne Produktionsreststoffe in einem Pelletiervorgang zu Kunststeinen zu formen. Dieser vorbekannte Binder eignet sich zwar besonders gut für Pelletiervorgange, ist jedoch für Brikettiervorgange, die insbesondere bei der Herstellung von Kunststeinen größerer Ausmaße vorgesehen sind, nicht besonders gut geeignet.
Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die A u f g a b e zugrunde, ein gat- tungsgemaßes Bindemittel zu schaffen, welches sowohl beim Pelletieren als auch beim Brikettieren von Formkorpern geeignet ist, die als Schmelzrohstoff zur Herstellung von kunstlichen Mineralfasern dienen.
Die L o s u n g dieser Aufgabenstellung sieht vor, daß das Bindemittel u.a. aus in einem Ofen, vorzugsweise Schacht- oder Drehrohrofen gesintertem und anschließend aufgemahlenem Rohbauxit und Mergel als Ausgangsstoffe besteht.
Ein derartiges Bindemittel hat den Vorteil, daß die Mischung aus Rohbauxit und Mergel die Brikettierung von Roh- und Reststoffen für den Fertigungsprozeß der Mineralwolleherstellung ermöglicht. Reststoffe sind dabei sowohl interne Produktionsreststoffe als auch externe Reststoffe, sogenannte Sekundärrohstoffe, die durch Recycling ruckgebauter Mineralfasern anfallen. Als Rohstoffbasis für den erfin- dungsgemaßen Binder sind Bauxite, Tonerden, sonstige Tonerdetrager, Kalk, Dolomit, Mergel sowie wei-
tere geeignete Sekundärrohstoffe vorgesehen. Die Vorteile dieses erfmdungsgemaßen Binders liegen insbesondere in der Reduzierung des Briketteinsatzes, in der Substitution des Zementes bis zu 100% durch diesen Binder sowie in der Teilsubstitution des calzinierten Bauxits zu mehr als 40%. Weiterhin hat der erfmdungsgemaße Binder den Vorteil, daß sowohl bei seiner Herstellung als auch bei seiner bestimmungsgemaßen Verwendung Emissionen von S02 und H2S wesentlich reduziert werden, sodaß auch die Kosten für die Entschwefelung der bei diesem Prozeß entstehenden Abgase wesentlich reduziert werden können .
Insbesondere eignet sich dieser Binder für biolos- liehe Fasern, die hinsichtlich ihrer Weiterverarbeitung im eingangs dargestellten Schmelzprozeß und ihrer Verarbeitung auf den Baustellen vorteilhaft in Bezug auf gesundheitsgefahrdende Stoffe sind. Daruberhmaus ist die Herstellung der Kunststeine mit dem erfmdungsgemaßen Bindemittel wesentlich wirtschaftlicher als die bisherigen Vorgehensweisen.
Es hat sich weiterhin als vorteilhaft erwiesen, daß das erfmdungsgemaße Bindemittel zur Verarbeitung von Restwertstoffen aus Stahlwerken, Gießereien, Glasfabriken, thermischen Kraftwerken und / oder Mullverbrennungsanlagen geeignet ist.
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, daß die Rohbauxit und Mergel aufweisenden
Ausgangsstoffe nach ihrem Aufmahlen einen BLAINE- Wert von mehr als 3000 cm2/g aufweisen. Dieser BLAINE-Wert hat sich als vorteilhaft für die Brikettierung der Formkörper gezeigt, wobei sich der im Stand der Technik eingesetzte Zement vollständig und das eingesetzte calzinierte Bauxit partiell ersetzen läßt.
Es ist ferner vorgesehen, daß das Verhältnis A1203 zu CaO im Bereich zwischen 0,5 und 1,8, vorzugswei- se zwischen 0,8 und 1,65 liegt.
Der Schmelzpunkt des Bindemittels liegt vorzugsweise bei ca. 1.300°C.
Die folgende Tabelle zeigt eine bevorzugte Zusammensetzung der Bestandteile des Bindemittels in Ge- ichtsprozenten:
Kalkstein oder Robauxit 40 - - 60
SiO, 3 - 10 vorzugsweise 6 - 10
A1203 50 - - 70 vorzugsweise 52 - - 60
Ti02 0,1 - 4 vorzugsweise < 3
Fe,03 0,1 - 30 vorzugsweise < 12
CaO 1 - 51 vorzugsweise 30 - - 40
MgO 0 - 5 vorzugsweise < 4
K20 0 - 1
Na20 0 - 1
ERSATZBLAπ(REGEL 26)
Wie bereits ausgeführt eignet sich dieses Bindemittel insbesondere für brikettförmige Formkörper.
Vorzugsweise sind die Formkörper aus Roh- und / oder Reststoffen für den Fertigungsprozeß der Mineralwolleherstellung ausgebildet, wobei die Reststoffe insbesondere auch als Recyclingbestände ausgebildet sind.
Ein besonders vorteilhaftes Bindemittel weist folgende Zusammensetzung auf:
Si02 7,54 Gew%
A1203 52, 66 Gew% Ti02 2, 13 Gew%
Fe203 3,43 Gew%
CaO 32,70 Gew%
MgO 0,34 Gew%
K20 <0,05 Gew% Na20 <0,05 Gew%
So3 0,36 Gew%
Summe 99, 16 Gew%
Das erfindungsgemäße Bindemittel zeichnet sich ins- besondere durch seinen hohen Gehalt an A1203. Eine röntgendiffraktometrische Phasenuntersuchung des erfindungsgemäßen Bindemittels ist im Ergebnis in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.
Die Phasenverteilung des Bindemittels in silikatchemischer Schreibweise zeigt einen für die schnelle Hydratation hauptverantwortlichen CA-Anteil, der gegenüber den bekannten Bindemitteln um das Doppelte höher liegt. Hinzu tritt mit deutlichem Anteil das für eine langsame Hydratation zuständige CA2. Ein Anstieg der Hydratation ist für die Gehlenit- phase zu verzeichnen, die kein nennenswertes hydraulisches Erhärtungsvermögen hat. Neben den drei Hauptphasen CA, CA2 und C2AS (nach SOLACOLU- Definition) treten alle anderen identifizierten Phasen quantitativ zurück. Brownmillerit und Pleochroit sind bei dem erfindungsgemäßen Bindemittel nicht mehr feststellbar.
Bei einer lasergranulometrischen Körnungsanalyse des erfindungsgemäßen Bindemittels kann festge¬ stellt werden, daß gegenüber bekannten Bindemitteln eine sehr geringe Mahlfeinheit vorhanden ist. Ein Vergleich der Dichteverteilung des erfindungsgemäßen Bindemittels mit bekannten Bindemitteln zeigt
ERSATZBLÄIT(REGEL26)
bei annähernd gleicher Lage des Maximums im Grobbereich eine Verschiebung des Maximums im Feinbereich zu höheren Werten für das erfindungsgemäße Bindemittel. Ein maximaler Grenzwert von 8% Rückstand auf einem 0, 09-mm-Siebgewebe wird mit einem gemessenen Rückstand von 0,2% erreicht.
Die Korngrößenanalyse des erfindungsgemäßen Bindemittels im Vergleich zu einem bekannten Bindemittel und zu Portlandzement ist in Figur 1 dargestellt, wobei die durchgezogene Linie die Teilchengrößenverteilung beim erfindungsgemäßen Bindemittel, die gestrichelte Linie eine bekanntes Bindemittel und die punktierte Linie Portlandzement darstellt.
In Figur 2 ist die Korngrößenanalyse nach Figur 1 als Säulendiagramm für das erfindungsgemäße Bindemittel dargestellt.
Das erfindungsgemäße Bindemittel eignet sich insbesondere für die Herstellung von Formkörpern im Zuge eines Brikettiervorgangs. Die Zusammensetzung des erfindungsgemäßen Bindemittels führt dazu, daß gegenüber bekannten Bindemitteln bzw. gegenüber Port- landzement ein höherer Steifegrad nach kürzerer Zeit erzielbar ist. Dieses Verhalten ist für die Herstellung von Formsteinen im Bereich der Mineralwolleherstellung von besonderem Vorteil.