Beschreibung
Anordnung zur Wasserverdrängung
Die Erfindung bezieht sich auf eine Anordnung zur Wasserverdrängung in einer unterhalb eines Reaktordruckbehälters (RDB) liegenden Kammer zum Auffangen von Kernschmelze, mit einem Füllkörper, der durch die Kernschmelze schmelzbar ist. Die Anordnung ist insbesondere beim EPR-Druckwasserreaktor einsetzbar.
Im Rahmen neuerer Sicherheitsüberlegungen beim Bau von Kernreaktoren wird im Gegensatz zur früheren Sicherheitsphilosophie ein Kernschmelzunfall nicht generell ausgeschlossen. Bei einem derartigen Unfall können Dampfexplosionen auftreten, die durch schlagartig entstehenden Wasserdampf entstehen. Dies kann auftreten, wenn durch einen beschädigten RDB-Boden Kernschmelze mit dem Kühlwasser in Kontakt kommt. Es besteht daher das Bestreben, solche Unfälle - auch wenn sie sehr un- wahrscheinlich sind - zu beherrschen.
Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE 43 19 094 AI ist eine Einrichtung bekannt, die eine unterhalb des RDB angeordnete Vorkammer umfaßt, welche über einen Kanal an eine Ausbrei- tungskammer angeschlossen ist. Am Kanal liegt eine Schottoder Trennwand, die den Kanal zunächst verschließt und in einer vorgegebenen Zeitspanne nach Eintreffen von Kernschmelze von dieser durch Schmelzen zerstört wird. Die Kernschmelze kann dann durch den Kanal in die Ausbreitungskammer ausflies- sen.
Um eine Dampfexplosion innerhalb der Vorkammer zu verhindern, ist dort vorgesehen, die Vorkammer mit einem einteiligen Füllkörper auszustatten, der als dünnwandiger Hohlkörper aus- geführt ist. Dadurch wird ein Ausfließen des Wassers in die Vorkammer verhindert, wodurch wiederum eine Dampfexplosion beim Austreten der Kernschmelze verhindert ist. Der Füll-
körper wird dabei von der Kernschmelze durch Schmelzen zerstört, so daß die Vorkammerfunktion für die Kernschmelze voll erhalten ist. Angaben zur näheren praktischen Ausführung des Füllkörpers sind dort jedoch nicht gemacht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine zweckmäßige Lösung für eine Anordnung mit einem Füllkörper für eine Kammer in einer Reaktorgrube anzugeben.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der
Füllkörper sich aus einer Vielzahl von Teilfüllkörpern zusammensetzt, die bausteinartig aneinanderfügbar sind und derart dimensioniert sind, daß sie durch einen Zugang zur Kammer ein- oder ausbringbar sind.
Auf diese Weise ist eine praktikable Lösung gegeben, die sich gegebenenfalls auch zur Nachrüstung bei bestehenden Anlagen eignet, bei denen die unterhalb des RDB angeordnete Kammer zugänglich ist. Mit Vorteil kann der Füllkörper nämlich stückchenweise in die Kammer eingebracht und aus der Kammer auch entfernt werden, so daß der RDB auch für nachträgliche Wartungsarbeiten, z. B. wiederkehrende Prüfungen im Bodenbereich oder Reparaturen, zugänglich ist.
Beispielsweise sind die Teilfüllkörper durch einen Kanal oder durch einen Tragschilddurchtritt , die den Zugang bilden, zur Kammer ein- oder ausbringbar.
Die Teilfüllkörper, die sich im Bereich des kalottenförmigen Bodens des RDBs befinden, können kreissektor- oder kreisring- sektorförmig ausgebildet sein. Dadurch weisen die Teilfüllkörper eine Form auf, die sich einfach herstellen läßt und gut in die Kammer einbringbar ist. Durch ihre einfache Geometrie lassen sich derartige Teilfüllkörper auch einfach her- stellen.
Der von den Teilfüllkörpern gebildete Füllkörper füllt die Kammer bevorzugt formschlüssig aus. Damit ist ein Optimum an Füllfunktion gegeben.
Bevorzugt weist der Füllkörper einen Füllfaktor von mindestens 80 %, beispielsweise 85 bis 98 %, speziell ca. 90%, des Kammervolumens (Kammergröße) auf. Auf diese Weise ist eine Dampfexplosion sicher verhindert. Die verbleibende Restwas- sermenge liegt dabei mit Vorteil unter 4 m →,
Beispielsweise ist die in der Kammer verbleibende Restwassermenge kleiner als 2 3, z.B. kleiner als 1 3, speziell circa 0,5 m . Dieses Restwasser kann dabei in den engen Spalten zwischen den Teilfüllkörpern verbleiben. Durch die Verteilung des Restwassers auf das große Raumvolumen der Kammer ist ein kontinuierliches Verdampfen erreicht, wodurch wiederum das Auftreten einer Dampfexplosion verhindert ist.
Bevorzugt sind die Teilfüllkörper als Hohlkörper ausgebildet. Sie weisen dadurch ein geringes Gewicht auf und sind daher auch leicht und schnell transportierbar, was insbesondere für das Einbringen oder Ausbringen in bzw. aus die/der Kammer wichtig ist. Dabei ist es günstig, wenn die Teilfüllkörper aus Metall oder Glas gefertigt sind. Ihre Herstellung ist da- bei besonders einfach, wobei die Ξchmelzfunktion beim Austreten der Kernschmelze vorgegeben ist.
Die als Hohlkörper ausgebildeten Teilfüllkörper können auch mit einem Füllstoff, beispielsweise mit einem Gas oder einem wasserbindenden Mittel, gefüllt sein. Auf diese Weise kann mit einem geeigneten Füllstoff eine günstige Wirkung auf den Schadensverlauf genommen werden. Gegebenenfalls kann dadurch beispielsweise auch eine kühlende Wirkung zur Verhinderung einer Dampfexplosion erzielt werden.
Alternativ können die Teilfüllkörper auch aus einem porösen Material, einem Schaum oder einem keramischen, gebrannten
oder gesinterten Material oder aus einem betonartigen Material gefertigt sein. Es ist ein mineralisches Material denkbar, zum Beispiel Beton. Die Oberfläche der Teilfüllkörper sollte jedoch geschlossen sein, so daß kein Wasser in sie eindringen kann. Derartige Teilfüllkörper lassen sich besonders einfach und preiswert herstellen.
Bevorzugt eignet sich die Anordnung für eine Kammer die als Ausbreitungskammer, Vorkammer oder Kanal zum Auffangen oder Ableiten von Kernschmelze ausgestaltet ist. Hier kann die Anordnung ihre zielgerichtete Wirkung voll entfalten.
Der Füllkörper hat beispielsweise eine Schmelztemperatur zwischen 100° C und 2000° C.
Die Erfindung, weitere Vorteile und Details werden nachfolgend beispielhaft anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
FIG 1 einen Schnitt durch eine Reaktorgrube entlang der Linie A-A von FIG 2; FIG 2 einen Schnitt durch die Reaktorgrube entlang der Linie
E-E von FIG 1; FIG 3 die Reaktorgrube in einem Schnitt entlang der Linie C-C von FIG 2.
Nach FIG 1 und 3 ist ein Reaktordruckbehälter (RDB) 1 in einer Seitenansicht gezeigt, welcher sich in einer Reaktorgrube 3 befindet. Die Reaktorgrube 3 ist dabei von einem Betonfun- dament 5 gebildet. Zwischen dem RDB 1 und seiner äußeren Um- mantelung ist eine Isolierung 7 angeordnet. Zur Belüftung der freien Zwischenräume 9 können gegebenenfalls Belüf ungskanäle 11 vorgesehen sein.
Unterhalb des RDB 1 ist eine Kammer, speziell eine Vorkammer 13, angeordnet, die zum Auffangen von Kernschmelze aus dem RDB 1 im Störfall dient. Ihr nachgeschaltet ist ein Kanal 15,
wobei dieser ein- und ausgangseitig mit einer Schott- oder Trennwand 17a, 17b versehen ist, die beim Austreten von Kernschmelze zerstört werden und ein Ausfließen der Kernschmelze in die benachbarte Ausbreitungskammer 19 ermöglichen. Die Schott- oder Trennwand 17a, 17b wird auch als Tragschildaustritt bezeichnet.
Wenn im Störfall der RDB 1 verletzt wird, so kann zunächst Wasser aus ihm austreten. Dies kann beispielsweise bei einem Fehler an der Hauptkühlmittelleitung auftreten. Dabei ist es unerwünscht, daß sich das Wasser im Bodenbereich der Reaktorgrube 3 ansammelt, da beim Austritt der heißen Kernschmelze aus dem RDB-Boden rasch eine Dampfexplosion entstehen kann.
Der RDB 1 weist eine Anordnung auf, welche einen Füllkörper 21 als wesentliches Element zur Wasserverdrängung hat. Vorliegend ist die Vorkammer 13 und der Kanal 15 mit dem Füllkörper 21 ausgefüllt, der sich aus einer Vielzahl von Teilfüllkörpern 21a bis 21c zusammensetzt. Dabei ist vorgesehen, daß der Füllkörper 21 die vorliegenden Hohlräume der Vorkammer 13 derart ausfüllt, daß ein möglichst großer Füllfaktor gegeben ist. Dieser sollte möglichst über 80 %, insbesondere 90 bis 98 %, speziell circa 90%, betragen. Die dabei in der Kammer verbleibende Restwassermenge sollte deutlich unter 4m , insbesondere bei Im , optimal bei 0,5m liegen. Auf diese
Weise ist das plötzliche Entstehen einer großen Dampfmenge verhindert. Das Restwasser kann sich gegebenenfaallε auf die engen Spalten zwischen den Teilfüllkörpern 21a bis 21c verteilen.
Oberhalb der Vorkammer 13 ist ein Überlauf 23 angeordnet, durch den das verdrängte Wasser in ein Reservoir 25 geleitet wird. Das Wasser ist damit außerhalb des gefährdeten Bereichs. Ein Nachfließen und ein langsames Verdampfen ist da- mit verhindert.
Die Teilfüllkörper 21a, 21c sind dabei in ihrer Form derart ausgestaltet, daß sie die Vorkammer 13 formschlüssig ausfüllen. Das bedeutet im vorliegenden Beispiel, daß sie beispielsweise nach oben der kalottenartigen Form des Bodens des RDB 1 angepaßt sind und nach unten eine tiegelartige Form aufweisen. Im Bereich des Kanals 15 weisen die Teilfüllkörper 21b eine gescherte Rechteckform auf. Die Teilfüllkörper sind sind dabei bausteinartig aneinanderfügbar, so daß eine Füllkörpereinheit gebildet ist.
Wesentlich für den vorliegenden Füllkörper ist, daß die Teilfüllkörper 21a, 21b derart dimmensioniert sind, daß sie durch den Kanal 15 ein- oder ausbringbar sind. Das gilt auch für die Teilfüllkörper 21a, 21c, die direkt unterhalb des RDB 1 angeordnet sind. Dies ist insbesondere günstig, wenn nachträglich Wartungsarbeiten am RDB 1 ausgeführt werden sollen. Die Teilfüllkörper 21a, 21b können so auf einfache Weise entfernt werden. Sie weisen bevorzugt eine Größe auf, die vom Personal gut handhabbar sind.
Es ist auch denkbar, daß die Teilfüllkörper 21a, 21b, 21c Mittel aufweisen, mit denen sie fest miteinander verbunden werden können, z. B. eine Rast- oder Steckverbindung. Um einen problemlosen Einbau zu gewährleisten, können die Teilfüllkör- per 21a bis 21c auch mit einer Numerierung oder einer mechanischen Codierung versehen sein, so daß kein fehlerhafter Einbau entsteht.
Die FIG 2, die einen Schnitt entlang der Linie E-E zeigt, er- laubt eine Draufsicht auf die Teilfüllkörper 21a und 21c. Die Teilfüllkörper 21a sind dabei in konzentrischen Ringen angeordnet und kreisringsektorförmig ausgebildet. Der zentrale Teilfüllkörper 21c ist dabei kreisförmig ausgebildet. Es ist auch gegebenenfalls denkbar, die Teilfüllkörper kreissektor- förmig auszubilden. Wesentlich für ihre Bemessung ist, daß sie nachträglich bei eingebautem RDB 1 durch den Kanal 15
ein- und ausbringbar sind und durch ihren bausteinartigen Charakter einen homogenen Füllkόrper bilden.
Um ihre Füllfunktion beim Austreten von Kernschmelze zu ver- lieren, müssen die Teilfüllkorper 21a bis 21c eine Schmelztemperatur aufweisen, die oberhalb der Temperatur des austretenden Wassers und unterhalb der der Kernschmelze liegt. Die Temperatur kann für das Wasser etwa 100 bis 350°C und für die Kernschmelze über 2000° C betragen. Die Schmelztemperatur des Füllkorpers 21 muß also im Bereich zwischen diesen Temperaturen liegen.
Bevorzugt sind die Teilfüllkorper 21a bis 21c als Hohlkörper ausgebildet. Sie können dabei je nach Bedarf auch mit einem Füllstoff, insbesondere mit einem Gas, ausgefüllt sein, so daß beim Schmelzen eine spezielle vorteilhafte Wirkung entsteht. Dies kann beispielsweise eine kühlende Wirkung sein. Als Material für die Teilfüllkorper 21a bis 21c eignet sich insbesondere Metall oder gegebenenfalls auch Glas. Diese Ma- terialien sind leicht verarbeitbar und erlauben eine preiswerte Fertigung. Ein metallischer Füllkorper kann beispielsweise geschweißt sein. Ein Glasfullkorper läßt sich dagegen blasen oder pressen.
Alternativ ist es auch denkbar, ein poröses Material, insbesondere einen Schaum oder ein keramisches, gebranntes oder gesintertes Material für die Teilfüllkorper 21a b s 21c zu verwenden. Diese lassen sich gegebenenfalls sehr einfach durch Schneiden herstellen, wobei das Einhalten der erforder- liehen Schmelztemperatur zu beachten ist. Auch ein mineralischer Werkstoff, z.B. Beton, ist denkbar.
Gegebenenfalls läßt sich mit den Teilfullkorpern 21 a, 21c, die direkt unterhalb der RDB-Kalotte angeordnet sind, eine Isolationswirkung erzielen, so daß dort eine zusätzliche Isolation - wie bisher üblich - nicht notig ist. Gegebenenfalls ist auch ein vielschichtiger Aufbau des Füllkorpers 21 og-
lieh, wobei für die einzelnen Schichten unterschiedliche Qualitäten von Teilfüllkörpern verwendet werden. In der FIG 3 ist dazu beispielhaft im Bereich der Reaktorgrubenbelüf ung 26 eine zusätzliche Füllschicht 27 gezeigt.
Selbstverständlich sind beliebige Kombinationen der oben beschriebenen Merkmale und weitere Ausgestaltungen im Rahmen des fachmännischen Könnens möglich, ohne daß der Grundgedanke der vorliegenden Idee verlassen wird.