Verfahren zur Herstellung eines Schutz- oder
Reaktionsgases für die Wärmebehandlung von Metallen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Schutz- oder Reaktionsgases für die Wärmebehandlung von Metallen. Wärmebehandlungen von metallischen Werkstücken werden in den bekannten Wärmebehandlungsöfen unter einer Schutz- bzw. Reaktionsgasatmosphäre durchgeführt. Die Gasatmosphäre besteht überwiegend aus der Inertgaskomponente Stickstoff mit unterschiedlichen Anteilen an Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Wasserstoff dient dazu, Verunreinigungen, die in den Ofenraum eingedrungen sind, wie z.B. Sauerstoff an Wasserstoff zu binden, während mittels CO der Kohlenstoffpegel in der Schutzgasatmosphäre eingestellt wird, um z.B.
eine Randentkohlung bei kohlenstoffhaltigen Stählen zu vermeiden.
Nach dem Stand der Technik wird die Inertgaskomponente Stickstoff in Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlagen in sehr reiner Form mit einem Sauerstoffgehalt < 10 vpm gewonnen und verflüssigt. Der flüssige Stickstoff wird in vacuumisolierten Tanks beim Verbraucher gespeichert. Die Reaktivgaskomponenten H2 und CO werden entweder ebenfalls im Druckbehälter gespeichert bzw. vor Ort durch Spaltung von Methanol oder durch endotherme Umwandlung von Kohlenwasserstoffen mit Luft erzeugt. Durch Mischung mit cryogenem Stickstoff wird eine sehr reine Schutzgasatmosphäre, d.h. niedriger Taupunkt und geringe CO2-Konzentration mit der gewünschten Zusammensetzung hergestellt.
Neben der Tieftemperaturluftzerlegung kann Stickstoff heute auch durch adsorbtive bzw. permeative Verfahren aus der Luft gewonnen werden. Dieser Stickstoff wird nach dem Druckwechseladsorbtions- (PSA) oder Membranverfahren hergestellt.
Der Einsatz eines derart erzeugten Stickstoffs in der Wärmebehandlung z.B. zum Blankglühen und Kohlungsneutralglühen ist wegen des verfahrensbedingten Restsauerstoffgehaltes von ca. 0,1 bis 5 Vol.% Sauerstoff weitgehend eingeschränkt. Diese hohe Sauerstoffkonzentration bewirkt eine Oxidatiαn bzw. Verzunderung des
Metalls und eine Entkohlung von z.B. kohlenstoffhaltigen Stählen. Beim Blankglühen von allen Metallen sind Sauerstoffgehalte im Schutzgas < 10 vpm notwendig.
Nicht cryogen erzeugter Stickstoff muß deshalb nachgereinigt werden. Bei den bekannten Nachreinigunsverfahren ist die Sauerstoffumsetzung mit Wasserstoff mittels Palladium- oder Kupferoxidkatalysator Stand der Technik.
Nachteilig bei diesem Verfahren ist die Entfernung des gebildeten Wasserdampfes durch Trocknung oder Adsorbtion und der notwendige Einsatz des relativ teuren Wasserstoffes.
Eine weitere Möglichkeit ist die Zugabe von Erdgas oder Propan zum nicht cryogen erzeugten Stickstoff und Einleiten dieses Gemisches in den heißen Teil der Wärmbehandlungsanlage. Dies führt zur Bildung von
Wasserdampf und Kohlendioxid im Ofen. Es besteht außerdem die Gefahr einer nicht sofortigen und vollständigen Umsetzung des Sauerstoffs. Sowohl Wasserdampf, Kohlendioxid wie auch freier Sauerstoff führen zur bekannten Oxidation/Verzunderung und Entkohlung
der Metalle
Bei anderen Wärmebehandlungsverfahren, wie z.B. dem Aufkohlen, wird der C-Pegel nicht nur durch den Sauerstoffgehalt im verunreinigten Stickstoff von ca. 0,1 bis 5 Vol.% Sauerstoff, sondern auch durch den zwangsläufig entstehenden Wasserdampf erniedrigt. Dies führt zu einer geringen Aufkohlungstiefe, die durch eine längere Aufkohlungszeit kompensiert werden muß.
Die bestehenden Sauerstoff-Nachreinigungsverfahren oder Umwandlungsverfahren sind damit entweder zu aufwendig oder erzuegen ein für die meisten Wärmebehandlungsverfahren nicht geeignetes Schutzgas.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, den Sauerstoff im verunreinigten Stickstoff derart umzuwandeln, daß ein für die Wärmebehandlung geeignetes Schutzgas entsteht.
Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 genannten Stand der Technik ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 angegebenen Merkmalen.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die Erfindung beruht auf der überraschenden Erkenntnis, daß der für die endotherme Reaktion notwendige Sauerstoffgehalt von ca. 15 Vol.% bis auf 0,1 Vol.% abgesenkt werden kann. Der notwendige Sauerstoffaktor variiert je nach gewünschter Schutzgasqualität zwischen 0,1≤ λ≤ 0,3. Bei einem Sauerstoffaktorλ. = 0,25 ermöglichen Katalysatoren eine vollständige Umsetzung des Sauerstoffs zu Wasserstoff und Kohlenmonoxid mit
zu vernachlässigenden Anteilen an CO2 und Wasserdampf. Auch bei dem sehr niedrigen Sauerstoffgehalt von 0,1 Vol-% im Stickstoff ist eine vollständige Umwandlung zu H2 und CO , sowie niedrigen CO2-, O2-Konzentration und einen tiefen Taupunkt möglich. Damit entfällt auch die zusätzliche Bereitstellung notwendiger Reaktionsgase. Bei einem Sauerstoffaktor von λ < 0,25 liegt Restmethan aufgrund Sauerstoffmangels vor. Der für die Wärmebehandlung u.U. gewünschte Methangehalt kann damit auch durch Wahl des Sauerstoffaktors eingestellt werden. Dieser Sauerstoffmangel kann bei einer PSA-Anlage auch verfahrensbedingt eintreten. Denn bei Reduzierung der Durchsatzleistung wird gleichzeitig der Sauerstoffgehalt reduziert. Eine Methanmengenregelung ist deshalb nicht notwendig.
Bei Sauerstoffgehalten X > 5 Vol.% im nicht cryogen erzeugten Stickstoff wird der Sauexstoff mit dem oben beschriebenen Verfahren vollständig in die für die Wärmebehandlung erwünschten Schutzgaskomponenten umgewandelt. Bei einem Katalysator wie Nickel, Platin, Palladium oder Rhodium ist die Zusammensetzung des Schutzgases eine Funktion der Prozeßtemperatur T, der Sauerstoffkonzentration X im Stickstoff und des Sauerstoffaktors λ.
PSA-N2-Anlagen arbeiten bei Restsauerstoffgehalten im Stickstoff von ca. 2 bis 5 Vol.% im wirtschaftlichen Optimum. Im Temperaturbereich von 600 °C < T < 1.000 °C wird z.B. ein mit 3 Vol.% Sauerstoff verunreinigter Stickstoff bei stöchiometrischer Umsetzung mit Erdgas, (Methan), d.h.λ = 0,25, in ein Schutzgas mit folgender Gaszusammensetzung umgewandelt: 4 < H2 Vol.% < 15; 1 < CO Vol.% < 7;
0,4 < CH4 Vol.% < 3;
0 < CO2 Vol.% < 1; - 31 < TP °C < + 18
Im Temperaturbereich 900 bis 1.000 °C entspricht die sich einstellende Schutzgaszusammensetzung einem qualitativ hochwertigen Monogas, wie es z.B. für das Kohlungsneutralglühen von unlegierten und niedriglegierten Metallen benötigt wird.
Bei einer niedrigen Prozeßtemperatur von z.B. 600 °C erhöht sich der Taupunkt auf + 18 °C und die CO2-Konzentrationen auf 1,0 Vol.%. Ein solches Schutzgas ist für die Wärmebehandlung von Buntmetallen ideal geeignet. Höhere CO- und H2-Konzentrationen werden durch Erhöhung der Sauerstoffkonzentration im Stickstoff erreicht. Die höhere Sauerstoffkonzentration im N2 kann verfahrensbedingt durch Erhöhung der Durchsatzleistung der PSA- oder Membrananlage eingestellt werden. Alternativ kann die höhere Sauerstoffkonzentration vor dem Reaktor auch durch Zumischen von Luft zùm nicht cryogenen Stickstoff realisiert werden.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der
Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher beschrieben.
Es zeigen: Fig. 1 einen mit dem Katalysator gefüllten beheizten Reaktor der außerhalb des Wärmebehandlungsofens angeordnet ist.
Fig. 2 einen mit dem Katalysator gefüllten beheizten Reaktor der in den Wärmebehandlungsofen integriert ist.
Fig. 3 einen mit dem Katalysator gefüllten
Reaktor der in den Wärmebehandlungsofen integriert und von diesem beheizt wird.
Die Luft wird einer Druckwechseladsorbtions- oder
Membrananlage 10 zugeführt und in die Komponenten
Stickstoff und Sauerstoff zerlegt. Der aufgrund einer unvollständigen Trennung hierbei vohandene Restsauerstoffgehalt im Stickstoff beträgt in Abhängigkeit vom Durchsatz 0,1 bis 5 Vol.%. Druckwechseladsorbtionsanlagen 10 arbeiten bei Restsauerstoffgehalten im Stickstoff von ca. 2 bis 5 Vol.% im wirtschalftlichen Optimum.
Der mit Restsauerstoff verunreinigte Stickstoff wird über eine Gaszuführung 14 einem Wärmetauscher 11 und dem mit dem Katalysator gefüllten beheizten Reaktor 12 zugeführt. Der Wärmetauscher 11 ist im Wärmebehandlungsofen 13 an geeigneter Stelle angeordnet und dient zur Vorwärmung des verunreinigten Stickstoffes, um die Durchsatzleistung des Reaktors 12 zu steigern.
Der Reaktor 12 ist in Fig. 1 neben dem Wärmebehandlungsofen 13 installiert. Das aus dem Katalysator mit den aktiven Komponenten Nickel, Platin, Palladium oder Rhodium bestehende Reaktorbett wird indirekt elektrisch (Q zu) oder durch einen Brenner auf die gewünschte Prozeßtemperatur von 600 bis 1.000 °C geregelt beheizt. Der für die endotherme Umwandlung verfügbare Kohlenwasserstoff, wie z.B. Erdgas (Methan) oder Propan, Butan, Stadtgas bzw. Heizöl, wird vor Eintritt in den Reaktor 12 in dem für die Reaktion notwendigen Verhältnis mit dem mit Sauerstoff verunreinigten Stickstoff gemischt und das Gasgemisch dem Reaktor 12 zugeführt.
Die durch Zuführung von Energie aufrechterhaltene endotherme katalytische Umwandlung des Sauerstoffes mittels Kohlenwasserstoffen beispielsweise mittels Methan verläuft theoretisch in dem Reaktor 12 bei dem für diese Reaktion notwendigen Sauerstoffaktor von 0,1 < A. < 0,3 wie folgt ab:
CH4 + x O2 + y N2 = CO + 2H2 + r CO2 + s H2O + t CH4 +
für λ = 0,25 d.h, x = ½ ist r und s = 0 t = 0
für λ > 0,25 d.h x > ½ ist r und s > 0 t = 0
für λ < 0,25 d.h x < ½ ist r und s = 0 t > 0 Im Temperaturbereich zwischen 900 < T °C < 1.000 und bei S a u erstoff gehalten v on 3 Vol . % im Stic kstoff (N2) und einem Sauerstoffaktor von λ = 0,25 entsteht durch die Reaktion ein qualitativ hochwertiges Schutzgas mit 12 % H2, 5 % CO, 0,01 % CO2, 0,9 % CH4, 7 vpm O2 und einem Taupunkt von -25 °C. Der CO2-Gehalt und Taupunkt schwanken nur geringfügig, weil die Reaktionstemperatur optimal ist. Dieses Schutzgas wird z.B. zum Kohlungsneutralglühen eingesetzt. Im Temperaturbereich von 600 °C und variablen Sauerstoffgehalten im Stickstoff bis 5 Vol.% und einem Sauerstoffaktor von TV. = 0,25 entsteht ein Schutzgas mit 1 < H2 Vol.% < 12; 0,1 < CO Vol.% < 4; 0,2 < CO2 Vol.% < 1,9 und einem Taupunkt + 12 < TP °C + < 19.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren beträgt der maximale Sauerstoffgehalt < 10 vpm im Schutzgas. Der Taupunkt ist zwischen - 32 < TP °C < + 18 und die Kohlendioxidkonzentration (CO2) zwischen 0,001 < X CO2 Vol.% < 1,2 einstellbar, jeweils in Abhänigigkeit von der Temperatur und dem Sauerstoffaktor.
Bei einem Sauerstoff aktor von ca . 0 , 1≤ λ ≤ 0 , 25 liegt Restmethan aufgrund des Sauerstoffmangels vor. Dieser Sauerstoffmangel kann bei einer Druckwechseladsorbtionsanlage auch durch die Reduzierung der Durchsatzleistung eingestellt werden, so daß eine Methanregelung nicht unbedingt erforderlich ist.
Dabei werden niedrigere H2- und CO-Konzentrationen durch die niedrigeren Sauerstoffgehalte im Stickstoff bei konstantem Sauerstoffaktor λ erreicht. Niedrigere H2- und CO-Konzentrationen im Schutzgas werden vorteilhaft beim Blankglühen benötigt. Höhere H2- und CO-Konzentrationen, wie sie zum Kohlungsneutralglühen erforderlich sind, werden durch höhere Sauerstoffgehalte im Stickstoff bei konstantem Sauerstoffaktor ermöglicht und durch zusätzliche Zumischung von Luft in dem verunreinigten Stickstoff erreicht.
In den Figuren 2 und 3 ist gemäß weiteren Ausführungsbeispielen der Erfindung der mit dem Katalysator gefüllte Reaktor 12 in den Wärmebehandlungsofen 13 integriert. In Figur 2 wird der Reaktor 12 durch einen Brenner auf die gewünschte Prozeßtemperatur von 600 bis 1.000 °C geregelt beheizt. Figur 3 zeigt eine Ausführungsform bei dem ein oder mehrere Reaktoren 12, 12.1, 12.2, 12.3 in den Wärmebehandlungsofen 13 integriert sind. Die Beheizung erfolgt ausschließlich durch den Wärmebehandlungsofen 13 (Ofenheizung), wobei die maximale Prozeßtemperatur im Reaktor 12' durch die Ofentemperatur vorgegeben wird.