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Verfahren zur Wiederbelebung und Aufarbeitung von wässeriger, bei
der Entfernung von Schwefelwasserstoff und Ammoniak aus Gasen anfallender Waschflüssigkeit
Die Erfindung fällt in das Gebiet der Entfernung von Schwefelwasserstoff und anderen
sauren Stoffen neben Ammoniak aus Gasen, insbesondere Kohlendestillationsgasen,
durch Waschung mit wässerigen Flüssigkeiten und betrifft die Wiederbelebung und
Aufarbeitung der Waschflüssigkeiten.
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Es ist bekannt, solche ammoniakhaltigen Gase, welche neben dem Ammoniak
saure Verunreinigungen, hauptsächlich Schwefelwasserstoff und Kohlendioxyd enthalten,
zur Entfernung der vorgenannten Stoffe aufeinanderfolgenden Waschungen mit Ammoniakwasser
und mit weiteren im Gasweg zuzuführenden Waschwässern, schließlich auch mit Frischwasser
zu unterwerfen und dabei zusätzliches Ammoniakwasser in den zum Entfernen der sauren
Verunreinigungen bestimmten Abschnitt der Gaswaschanlage einzuführen. Dieses zusätzliche
Ammoniakwasser muß naturgemäß aus dem bezüglichen Gaswaschungsabschnitt wieder entfernt
und später in gleichem Zustand wieder in die Gaswaschung, d. h. im Kreislauf, zurückgeführt
werden. Hieraus ergibt sich bei derartigen Gaswaschungsprozessen die Aufgabe, die
sämtlichen aus der Gaswaschung angefallenen, mit Ammoniak und sauren Stoffen, hauptsächlich
Schwefelwasserstoff
und Kohlensäure beladenen Waschflüssigkeiten
wiederzubeleben und aufzuarbeiten, d. h. dieselben sowohl einer Entsäuerung als
auch gegebenenfalls einer Gewinnung von Ammoniakerzeugnissen zu unterwerfen.
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Solche Waschflüssigkeiten enthalten immer sowohl ausgewaschene saure
Stoffe, wie Schwefelwasserstoff u. a., als auch freies und gebundenes Ammoniak.
Für die Rückführung im Kreislauf soll nur und möglichst rein das Ammoniak als gelöster
Stoff in Betracht kommen. Deshalb kommen alle Aufgabenlösungen darauf hinaus,-eine
Aufteilung in die aus dem Betrieb zu entfernenden sauren Stoffe, wofür eine Entsäurung
dient, und in das in. den Waschungsprozeß zurückzuführende Ammoniak herbeizuführen;
letzteres geschieht im allgemeinen durch eine Abtreibung.
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Für die Lösung dieser Aufgabe sind mehrere Vorschläge bekannt.
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Zum Beispiel kann danach einer sogenannten Entsäurerkolonne, deren
oberem Teil aus den Wäschern kommendes Schwefelwasserstoff beladenes Ammoniakwasser
zugeführt wird, auf einem unterhalb der Zuführungsstelle gelegenen Zwischenboden
ein teilweise vom Schwefelwasserstoff befreites Ammoniakwasser entnommen und nach
Wärmeaustausch gegen das beladene, der Kolonne zuzuführende Ammoniakwasser den Wäschern
wieder zugeführt werden.
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Bei diesem Verfahren ist eine völlige Austreibung des Schwefelwasserstoffes
aus der Waschflüssigkeit nicht zu erreichen. Das wirkt sich ungünstig auf den Auswascheffekt
aus.
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Das Auswaschen von Ammoniak und Schwefelwasserstoff geschieht dabei
hintereinander in getrennten Systemen, und die beiden Waschwässer werden getrennt
unter Verwendung von zwei Entsäurerkolonnen aufgearbeitet, und nachdem noch das
sogenannte fixe Ammoniak ausgetrieben wurde, wird die Bodenflüssigkeit der einen
Entsäurerkolonne und das Abtreiberkondensat als Waschflüssigkeit für den Schwefelwasserstoffwascher
weiter verwendet. Bei diesem Verfahren werden .große Frischwassermengen für die
Auswaschung des Ammoniaks aus dem Gas benötigt.
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Es sind auch Verfahren mit getrennter Auswaschung und getrennter Aufarbeitung
mit nur einem Entsäurer bekannt.
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Es ist auch ein Verfahren bekannt, bei dem durch fraktionierte Kondensation
einer regelbaren Teilmenge von Abtreiberdämpfen bei etwa 65 bis 75° C und gegebenenfalls
nachfolgende Verdichtung ein weitgehend entsäuertes Starkwasser mit einem Ammoniakgehalt
von 7 bis ao'D/o gewonnen wird, welches zusammen mit dem Ablauf der Ammoniakwäsche
als Waschflüssigkeit für die vorgeschaltete Schwefelwäsche dient, deren Ablauf seinerseits
dem Abtreiber zugeführt wird. Das Verfahren kann auch so durchgeführt werden, daß
nur ein Teilstrom des Ablaufes der Ammoniakwäsche in die Waschflüssigkeit der Schwefelwäsche
eingeleitet wird, während der andere Teilstrom unmittelbar dem Abtreiber zugeführt
wird. Hierbei können auch Gaskondensate Verwendung finden, indem man sie mit dem
Ablauf des Schwefelwaschers vor dem Abtreiber vereinigt. Durch Teilkondensation
der Abtreiberdämpfe wird hierbei schwefelwasserstoffhaltiges Ammoniakwasser gewonnen,
das zusammen mit dem Ablauf des Ammoniakwaschers als Waschflüssigkeit auf den Schwefelwascher
geht. Hierbei kommt ein Wascher zur Anwendung, der in seinem unteren Teil als Schwefelwascher
und in seinem oberen Teil als Ammoniakwascher dient.
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Es soll erwähnt werden, daß für die halbdirekte Ammoniakgewinnung
ein Verfahren bekannt ist, bei dem das Ammoniak der Gaskondensation durch ein Absorbens
vom Schwefelwasserstoff getrennt und nach Abtreiben hieraus dem Gasvorkühler zugeführt
wird, der im übrigen mit Wasser oder Kondensaten beschickt wird.
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Die Erfindung betrifft ebenfalls ein Verfahren, bei dem Schwefelwasserstoffe,
andere saure Stoffe und Ammoniak durch Wäsche mit wässerigen Flüssigkeiten aus den
Gasen entfernt werden.
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Die Erfindung geht von dem neuen Gedanken aus, die besagte Aufteilung
durch die in Verkettung miteinander stehenden Betriebsweisen einerseits des Entsäurers,
andererseits des Ammoniakabtreibers derart zustande zu bringen, daß die Teilung
in der Beschaffenheit und den Anteilmengen der beiderseitigen Abtreibungserzeugnisse
bzw. Destillate zum Ausdruck kommt.
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Der grundlegende Erfindungsgedanke ist dabei der, daß der Entsäurer
neben der Entfernung der sauren Gase wesentlich das Produktionsammoniak und der
Ammoniakabtreiber wesentlich das Kreislaufammoniak aus der durch beide Vorrichtungen
hindurchgeleiteten Gesamtmenge der Waschflüssigkeit frei macht und isoliert. Demgemäß
besteht das neue Entsäuerungs- und Abtreibeverfahren zur Wiederbelebung und Aufarbeitung
von wässeriger Waschflüssigkeit der besagten Art darin, daß die Gesamtheit der Waschflüssigkeit
erst in den oberen Teil eines Entsäurers hinein und danach durch einen nachgeschalteten
Abtreiber geführt wird und daß diese beiden Vorrichtungen durch entsprechende Regulierung
der Wärmezufuhren bzw. auch -abfuhren in beiden so betrieben werden, daß aus dem
Kopf des Entsäurers ein wesentlicher Teil oder die Gesamtheit des Produktionsammoniaks
zusammen mit den sauren Gasen entweicht und daß die Abtreibedämpfe des Ammoniakabtreibers
mindestens das gesamte, für die Gaswaschung erforderliche Kreislaufammoniak liefern,
wobei die zur Lieferung von Kreislaufammoniak bestimmten Abtreibedämpfe in einer
als Absorber wirkenden Gegenstrom-Berieselungsvorrichtung mit gekühltem Ammoniakkondensat
der Rohgaskühlung zusammengeführt werden und das Flüssigkeitsgemisch nach Rückkühlung
als Kreislaufflüssigkeit in die Schwefelwasserstoffwäsche eingeführt wird. Bekanntlich
besitzt die aus Abtreibedämpfen durch Kondensation hergestellte Flüssigkeit eine
viel zu hohe Ammoniakkonzentration, als das man sie allein, d. h. ohne Zumischung
von Flüssigkeiten
z. B. mit geringerem Ammoniakgehalt, als Kreislaufwaschflüssigkeit
verwenden könnte.
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Das aus dem Kopf des Entsäurers entweichende Produktionsammoniak wird
zweckmäßig in einem Ammoniaksättiger abgefangen, in dessen Abgasen die sauren Bestandteile,
insbesondere Schwefelwasserstoff enthalten sind und beliebiger Verwendung zugeführt
werden.
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Dieses erfindungsgemäße Verfahren bietet einen beträchtlichen Vorteil
zunächst dadurch, daß die beiden verschiedenen und verschiedenartigen Stoffanteile,
die im sogenannten Ammoniakwasser enthalten sind, in einfachster Weise voneinander
getrennt und ihren verschiedenen Verwendungszwecken zugeführt werden können. Dadurch
wird der Betrieb der Wiederbelebung grundlegend vereinfacht und übersichtlich gemacht.
Ein weiterer Vorteil liegt in der dadurch insbesondere für den Entsäurer geschafften
günstigen Wärmewirtschaftlichkeit. Da nämlich Ammoniak unmittelbar in Dämpfeform,
wie es im Entsäurer frei gemacht worden ist, diesen verläßt und da nicht, wie bei
bekannten Verfahren, der Wasserdampfanteil dieses Ammoniaks zusammen mit diesem
durch ein Dephlegmieren innerhalb des Entsäurers mittels Kaltwasserzufuhren an seinem
Kopf zum größten Teil wieder verdichtet wird, um dann hinterher im Ammoniakabtreiber
wieder verflüchtigt, d. h. in die Dampfform zurückgebracht zu werden, so wird der
der Dephlegmierung zukommende Wärmeaufwand erspart und der gesamte Wärmeaufwand
im Entsäurer und Abtreiber verringert. Zudem wird durch den Dampfstrom des Produktionsammoniaks,
der den Entsäurer aufwärts durchzieht, die Gesamtabtreibung der sauren Gase Schwefelwasserstoff
und Kohlensäure usw. verstärkt und vergrößert und dadurch die Entsäurung im Ergebnis
vollkommener gemacht. Dies führt wiederum zu einem von sauren Bestandteilen hochgradig
befreiten Kreislaufammoniak, und das ergibt im Gaswaschungsbetrieb Ersparnisse an
aufzuwendender Waschmittelmenge, namentlich an Kreislaufwaschwasser, wodurch die
Wiederbelebungs- und Aufarbeitungskosten niedrig gehalten werden.
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Man kann dabei in bekannter Weise die auf den Entsäurer aufzugebende
gesamte Waschflüssigkeit zu einem kleinen Teil kalt auf den Kopf des Entsäurers
und den größeren Teil vorgewärmt einer etwas tiefer liegenden Partie desselben zuführen.
Man kann aber auch bei entsprechenden Gehalten an NH3 und H.S das gesamte anfallende
Wasser vorgewärmt auf den Entsäurer aufgeben. Diese Möglichkeit ergibt sich durch
den erfindungsgemäßen Abtrieb des Ammoniaks im Entsäurer. Die Vorwärmung geschieht
dabei durch Wärmeaustausch mit verschiedenen innerhalb des Aufarbeitungsverfahrens
auftretenden Abwärmequellen.
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Auch kann bei diesem Verfahren das schwach ammoniakhaltige Kühlerkondensat
für die Gaswäsche ausgenutzt und seian Ammoniakgehalt für die Entschwefelung mitbenutzt
werden. Zugleich wird damit die Waschflüssigkeitsmenge in erwünschter Weise ohne
zusätzliche Belastung des NH3-Abtreibers vermehrt.
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Erfindungsgemäß wird der Wasserdampfgehalt der Abtreibedämpfe zunächst
großenteils durch indirekten Wärmeaustausch mit beladenem Waschwasser und die restlichen
Dämpfe in der Gegenstromberieselungsvorrichtung mit gekühltem Ammoniakkondensat
der Rohgaskühlung direkt kondensiert.
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Bei der vorgeschilderten Verfahrensdurchführung kann der nicht für
die Berieselungsvorrichtung gebrauchte Restteil des Gaskühlerkondensates für den
Entschwefelungswascher als Waschflüssigkeit mitverwendet werden.
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Wird die Abtreiberkolonne ohne zusätzliche Kalkkolonne zum Freisetzen
des fixen Ammoniaks betrieben, so wird erfindungsgemäß das vom Abtreiber kommende
abgetriebene Wasser zum Teil auf normale Temperatur gekühlt und mit oder ohne Zusatz
von Frischwasser auf den Kopf des Ammoniakwaschers geführt.
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Das Verfahren der Erfindung wird an Hand der Zeichnung erläutert,
die eine zu seiner Durchführung geeignete, auch die Gaswäsche mit enthaltende Einrichtung
in einer schematischen Aufrißdarstellung zeigt.
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Die Einrichtung enthält als Hauptteile den Gaswascher i, der im unteren
Teil als Glockenkolonne 2, im oberen Teil als Füllwerks- oder Hordenwascher 3 ausgebildet
ist, den Entsäurer 4 und den Abtreiber 5, welche beide in der üblichen Weise als
Glockenkolonnen vorgesehen sind, ferner die als Absorber wirkende Berieselungsvorrichtung
6, den Ammoniaksättiger 7, die Wärmeaustauscher 8, 9 und die drei Kühler i o; i
i und 12.
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Für den in diesen Vorrichtungen sich abspielenden, nachstehend im
einzelnen zu beschreibenden Verfahrensgang werden, um die Darstellung übersichtlicher
und verständlicher zu machen, Größen der Flüssigkeitsmengen mitangegeben, welche
sich auf einen Gasdurchgang von 75 ooo Nm3/h beziehen und lediglich einen ungefähren
Anhalt für die Betriebsverhältnisse geben, nicht jedoch genaue Verfahrensvorschriften
darstellen sollen. Das zu entschwefelnde Gas, etwa Kokereigas, gelangt mit dem eigenen
Ammoniakgehalt, also dem Produktionsammoniak bei 15 in den Gaswascher i von unten
her hinein und verläßt ihn oben durch die Rohrleitung 16. Dieser Gaswascher erhält
am Kopf, bei 17, eine Zufuhr von etwa 24 rn3/h ammoniakfreiem Kaltwasser, das Frischwasser
sein kann, in der dargestellten Einrichtung aber aus einem anfallenden Betriebswasser
entnommen wird.
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Im mittleren Höhenteil wird bei 2o eine Zufuhr von etwa 5 m3/h Gaskühlerkondensat
aufgegeben. Am unteren Teil der Kolonne werden durch die Rohrleitung i9 etwa 33
m3/h eines Ammoniakwassers mit etwa 4% freiem Ammoniak durch die drei höhengestuften
Zufuhrstutzen 18 aufgegeben. Durch die angegebenen Waschmittelzufuhren wird aus
dem zugeführten Gas hauptsächlich im unteren Wascherteil, unter Mitwirkung der für
solche Waschprozesse bekannten Selektivität, der Schwefelwasserstoff
zu
etwa Soa/o und im oberen Teil das Ammoniak des Gases praktisch vollständig ausgewaschen,
so daß am Kopf des Gaswaschers ein praktisch ammoniakfreies Gas entweicht. Die aus
sämtlichen zugeführten Gaswaschflüssigkeiten zusammengesetzte beladene Waschflüssigkeit
geht am Fuß des Waschers durch die Rohrleitung 21 ab und wird von da aus der Wiederbelebung
und Aufarbeitung zugeführt. Sie stellt eine Menge von etwa 62 ms/h dar und enthält
neben dem durch 18 zusätzlich eingeführten Ammoniak das Produktionsammoniak des
Gases und die ausgewaschenen Verunreinigungen Schwefelwasserstoff, Kohlensäure u.
a. Durch eine Pumpe 22 wird die beladene Waschflüssigkeit zunächst dem Verteilpunkt
23 zugeführt, in welchem eine Aufteilung der die gewöhnliche Temperatur besitzenden
Gesamtflüssigkeit in die eine durch die Steigleitung 24 und in eine andere durch
die Fortsetzungsrohrleitung 25 strömende Teilmenge vorgenommen wird; diese Aufteilung
wird mengenmäßig durch die zwei eingebauten Ventile 26 geregelt. Die beiden Teilmengen
stehen im Verhältnis beispielsweise von 1/io : o/io, d. h., sie umfassen etwa 6
m3/h für die Leitung 24 und 56 m3/h für die Leitung 25. Die durch die Steigleitung
24 hochgeförderte kleine Teilflüssigkeitsmenge wird bei 27 auf den Kopf des Entsäurers
4 aufgegeben. Die durch die Fortsetzungsrohrleitung 25 geförderte größere Teilmenge
durchläuft erst die noch später zu erwähnenden Wärmeaustauscher 8 und 9 zwecks Vorwärmung
und wird durch die weitere Steigrohrleitung 28 bei 29 auf eine um vielleicht drei
Kolonnenböden tiefer liegende Partie des Entsäurers 4 aufgegeben. Dieser Entsäurer
besitzt am Fuß eine direkte Heizdampfzufuhr 32 und gegebenenfalls am Kopf eine in
beschränkter Menge zu haltende Frischwasserzufuhr 33- Am Kopf geht die Gas- und
Dämpferohrleitung 34 ab, welche in vorliegendem Fall den größten Teil der mit der
Waschflüssigkeit eingebrachten sauren Gase, Schwefelwasserstoff, Kohlensäure u.
a., und daneben eine Ammoniakmenge führt, welche wesentlich das Produktionsammoniak
darstellt. Dieses abdestillierte Gemisch von Gasen und Dämpfen geht durch die Fortsetzungsrohrleitung
35 in den mit Schwefelsäure beschickten Ammoniaksättiger 7 hinein, worin das Ammoniak
als schwefelsaures Salz zurückgehalten wird und aus welchem die restlichen sauren
Gase und sonstigen Verunreinigungen durch die Abgangsrohrleitung 36 wegziehen und
dadurch isoliert werden. Die Beheizung am Fuß des Entsäurers 4 wird mit seinen Kaltwasserzufuhren
am Kopf durch 27 und 33 so abgestimmt, daß am Fuß des Entsäurers eine Temperatur
der Flüssigkeit von etwa 98° C herrscht, womit das nahezu vollständige Austreiben
der sauren Gase aus derselben gesichert ist. Durch die bei 29 erfolgende Zufuhr
des Hauptteiles der aufzuarbeitenden Flüssigkeit im vorgewärmten Zustande wird dieser
Prozeß begünstigt und seine Wärmewirtschaftlichkeit verbessert. Die am Fuß des Entsäurers
4 abgehende entsäuerte Waschflüssigkeit, welche wiederum etwa 62 m3/h zuzüglich
des im Entsäurer niedergeschlagenen Heißdampfkondensates bzw. auch des Frischwasserzusatzes
umfaßt, fließt durch die Rohrleitung 38 ab und wird über den Fortsetzungssiphon
39 auf den Kopf der Ammoniakabtreibekolonne 5 aufgegeben. Diese Ammoniakabtreibekolonne
wird durch die an ihrem Fuß befindliche direkte Heizdampfzufuhr 40 so stark beheizt,
daß die oben durch die Dämpferohrleitung 42 abgehende Dämpfemenge alles mit der
abzutreibenden Flüssigkeit eingebrachte Ammoniak, zur Hauptsache das Kreislaufammoniak
und daneben auch eventuell einen Teil des Produktionsammoniaks enthält, welche beide
in der später zu beschreibenden Weise weiterverarbeitet werden. Außerdem kann eine
Dämpfeleitung 43, welche ungefähr in Höhenmitte des Abtreibers 5 angeschlossen ist
und in den Fußraum des Entsäurers 4 bei 44 einmündet, aus dem Abtreiber eine beschränkte
Teilmenge von Wasser- und Ammoniakdämpfen, die durch das Regelventil 45 einzustellen
ist, in den Entsäurer 4 als Heizmittel mit eingeleitet werden. Am Fuß der Abtreibekolonne
5 geht das abgetriebene Wasser mit der üblichen Temperatur von etwa 1o2° C durch
die Rohrleitung 46 in einer Menge von etwa 68 m3/h weg.
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Aus den vom Kopf des Abtreibers 5 durch die Dämpferohrleitung 42 abgehenden
Ammoniakdämpfen wird, wenn dieselben Produktionsammoniak enthalten, dieses letztere
zunächst durch die Abzweigrohrleitung 48, unter Regelung durch die Ventile 49, entfernt.
Das durch die Fortsetzungsrohrleitung 50 gehende Ammoniakdämpfegemisch, welches
nunmehr nur noch Kreislaufammoniak darstellt, wird erst durch den Wärmeaustauscher
q zur teilweisen Abkühlung und dann durch die Fortsetzungsrohrleitung 5 i
bei 52 in die als Absorber wirkende Gegenstrom-Berieselungsvorrichtung 6 von unten
her hineingeführt. In dieser werden erfindungsgemäß die eingeführten Ammoniakdämpfe
so behandelt, daß sie einerseits zu einer Flüssigkeit verdichtet werden und daß
andererseits zugleich diese Flüssigkeit eine Verdünnung zwecks Herbeiführung einer
angemessenen Ammoniakkonzentration erfährt. Hierbei wird nach einer Ausführungsform
der Erfindung als Verdünnungsmittel wässeriges Ammoniakkondensat der Rohgaskühlung
verwendet, welches in dem Hochbehälter 53 bei mäßig erhöhter Temperatur, etwa 4o
bis 5o° C, gespeichert wird, dann über die Falleitung 54 erst durch einen mit kaltem
Wasser beschickten Kühler 12 zwecks vollständiger Abkühlung und dann durch die Fortsetzungsrohrleitung
55, 56 auf den Kopf der Berieselungsvorrichtung 6 aufgegeben wird. Die Menge dieses
am Kopf der Berieselungsvorrichtung 6 zutretenden wässerigen Ammoniakkondensats
der Rohgaskühlung wird hinter dem Kühler 12 durch Anordnung einer nach dem Gaswascher
i hinführenden Abzweigleitung 2o mit Hilfe der Regelventile 57 auf einen solchen
Betrag, im vorliegenden Fall auf etwa 26 m3/h eingestellt, daß nach Einwirkung und
Vermischung in 6 mit dem als Dampf zugeführten Kreislaufammoniak eine Waschflüssigkeit
von
passender Ammoniakkonzentration mit ungefähr 4"/o freiem Ammoniak
entsteht.
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Die Wirkungsweise des Berieselungsabsorbers 6 ist die, daß die von
oben her durch 56 zugeführte Kühlerkondensatflüssigkeit die von unten her aus 52
entgegenströmenden Abtreibedämpfe absorbiert und vollständig kondensiert, so daß
am Fuß der Vorrichtung 6 durch die Rohrleitung 58 ein wässeriges Flüssigkeitsgemisch
abgeht, welches neben allem aus dem Abtreiber 5 herübergekommenen Kreislaufammoniak
das im Kühlerkondensat enthalten gewesene Ammoniak mit sich führt. Dieses ammoniakhaltige
Flüssigkeitsgemisch wird dann zunächst zur vollständigen Abkühlung durch den mit
kaltem Wasser beschickten Kühler io geleitet, durch die Saugleitung 59 von der Druckpumpe
6o aufgenommen und durch deren Druckleitung i9 den Aufgabestutzen 18 des Gaswaschers
i zugeführt. Die Menge dieser Waschflüssigkeit umfaßt etwa 26 m3/h, die aus der
Kühlerkondensatleitung 54, 55, 56 herübergekommen sind, und etwa 7 m3 verflüssigtes
Ammoniakgas aus der Dämpfeleitung 42, 50, 51, 52 des Abtreibers 5, im ganzen also
etwa 33 m3/h.
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Wenn in den durch 42 übergegangenen Ammoniakdämpfen des Abtreibers
5 Produktionsammoniak enthalten und durch die Abzweigleitung 48 weggeführt worden
war, so wird dieses Ammoniak zweckmäßig durch Einmündung dieser Leitung 48 in die
von dem Entsäurer 4 herkommende Gasleitung 34, 35 in den Sättiger 7 übergeführt
und darin zusammen mit dem aus dem Kopf des Entsäurers 4 herkommenden Produktionsammoniak
rein als solches einheitlich gewonnen.
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Eine zusätzliche oder überhaupt einzige andere Möglichkeit zur Entfernung
des Produktionsammoniaks aus dem Dämpfestrom der Rohrleitung 42 besteht in der Anordnung
der Abzweigleitung 66, welche an die Fortsetzungsrohrleitung 51 hinter dem Wärmeaustauscher
g anschließt. Ein derartiger Abzweiganschluß bietet Gelegenheit, das Produktionsammoniak
in eine Vorrichtung überzuführen, welche verdichtetes Ammoniakwasser erzeugt.
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Die Abgangsrohrleitung 46 vom Fuß der Abtreibekolonne 5 führt deren
Abwasser durch den Wärmeaustauscher 8, der ebenfalls von dem durch 25 gehenden Strom
beladener kühlerer Waschflüssigkeit durchsetzt wird, und bringt es weiter durch
dieFortsetzungsrohrleitung 61,62 in den mit kaltem Kühlwasser beschickten Kühler
i i. Hierin wird das Abtreibungsabwasser bis auf gewöhnliche Temperatur heruntergekühlt,
wird dann von der Saugleitung 63 der Druckpumpe 64 aufgenommen und durch deren Druckleitung
65 der Zufuhrstelle 17 am Kopf des Gaswaschers i zugeleitet. Diese Aufgabemenge
an ammoniakfreiem Wasser wird auf etwa 24 m3/h festgesetzt. Der darüber hinaus gehende
Abwasserüberschuß, etwa 44 m3/h, wird von der Rohrleitung 61 durch die Abzweigleitung
67 weggenommen und nach außen als Abwasser entfernt. Die letztbeschriebene Anordnung,
durch welche für die Gaswaschung in i als dort am Kopf aufzugebendes ammoniakfreies
Wasser das Abwasser der Abtreibekolonne 5 ausgenutzt wird, ist kein wesentlicher
Bestandteil des Verfahrens. Man könnte statt dessen auch bei 17 Frischwasser in
die Gaswaschvorrichtung i einleiten. Es ist jedoch erkennbar, daß diese Ausnutzung
von Abwasser der Kolonne 5 nur möglich ist, wenn in derselben nicht fixes Ammoniak
mit aufzuarbeiten ist, welches eine mit Kalkzufuhr betriebene Nebenkolonne zur Hauptkolonne
5 erfordern würde. In diesem Fall ist man dann auf die Zufuhr von Frischwasser oder
anderem Fremdwasser in die Gaswäsche an Stelle von abgetriebenem Ammoniakwasser
angewiesen.