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Verfahren und Vorrichtung zum Auslaugen von Zuckerrübenschnitzeln,
insbesondere in ununterbrochen arbeitenden Diffusionsanlagen Beim Auslaugen von
Zuckerrübenschnitzeln nach den bekannten kontinuierlich arbeitenden Diffusionsverfahren
werden die Schnitzel mit einer Temperatur von 75 bis 8o° in die Anlagen, seien es
Trog-, Trommel- oder Turmextraktoren, eingesetzt. Dazu ist es notwendig, dem eigentlichen
Extraktionsprozeß eine Schnitzelvorwärmung vorzuschalten, meist in Form eines Maisch-
oder Schwemmtroges, in denen der aus den Extraktoren mit einer Temperatur von go
bis g5° kommende Rohsaft so lange zirkuliert, bis die Schnitzel eine Temperatur
von 75 bis 8o0 angenommen haben, mit der sie dann in die eigentliche Extraktionsvorrichtung
gelangen.
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Diese Art der Vorbehandlung der Zuckerrübenschnitzel, die man allgemein
als Saftbrühung bezeichnet, ist für den Extraktionsprozeß in seiner Gesamthit in
mehrfacher Beziehung nachteilig. Zunächst werden; nämlich für die Saftbrühung verhältnismäßig
verwickelte Anlagen, beispielsweise Pumpen, Vorwärmer und Maischeinrichtungen, benötigt,
die einer sorgfältigen Wartung bedürfen und auch großem Verschleiß unterliegen.
Wesentlich aber ist noch, daß die Vorwärmung selbst lange Zeit und Stunden in. Anspruch
nimmt und ein erheblicher Teil des zur Vorwärmüng benutzten Rohsaftes in den Anlagen
festgehalten wird. In wärmetechnischer Beziehung arbeitet die Saftbrühung deshalb
uriwirtschaftlich, weil zwischen dem go bis 95' heißen Zirkulationssaft und
der Schnitzelendtemperatur nur noch ein geringes Temperaturgefälle besteht, weshalb
auch die erforderlichen. Vorwärmer mit großen Wärmeaustauschflächen ausgestattet
sein müssen. Schließlich ist es aber bei der bekannten Saftbrühung von besonderem
Nachteil, daß sie einen Rohsaft ergibt,
der noch eine Temperatur
von 75° hat und infolgedessen die sog. kalbe Vorscheidung, die höchstens, noch bei
Safttemperaturen von 5o9' durchführbar ist, nicht mehr zuläßt.
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Gegenstand dieser Erfindung ist nun ein Verfahren zum Auslaugen von
Zuckerrübenschnitzeln, das die bisher für die Vorwärmung der zu extrahierenden Schnitzel
angewendete Saftbrühung dadurch vollständig ausschaltet, daß die Vorwärmung der
Schnitzel in, der zwischen die Schneidemaschine und die Diffusionsanlage bekanntermaßen
geschaltete Transportvorrichtung erfolgt, und zwar zunächst unter Verwendung von
heißem Rohsaft. und im Anschluß daran durch unmittelbar in die Schnitzel eingeblasenen,
Dampf mit einer Spannung von mindestens r ata. Beim erfindungsgemäßen Vorwärmverfahren
handelt es sich also um einen. zweistufigen Prozeß, in dessen erster Stufe, und
zwar innerhalb der Transporteinrichtung zwischen Schneidmaschine und Diffusionsanlage,
der heiße Rohsaft seine Wärme an die kalten Schnitzel abgibt, bis er selbst mit
einer Temperatur von 45 bis 5d°' abfließt, und in dessen zweiter Stufe dann Dampf
die Schnitzel auf die jeweils gewünschte Vorwärmtemperatur von 8o° bringt. Der aus
der Anlage ablaufende kalte Rohsaft wird nach der bekannten Vorscheidung mit- Vakuumdampf
von etwa 85'°' aufgeheizt und wiederum in bekannter Weise weiterverarbeitet.
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Das Vorwärmverfahren nach dieser Erfindung ist nicht nur in vorrichtungsmäßiger
Beziehung von besonderer Einfachheit, weil es praktisch keine zusätzlichen, Geräte
erfordert, sondern auch wirkungsgemäß besonders fortschrittlich. Dabei spielt das
plötzliche und schlagartige Erhitzen der Zuckerrübenschn'tzel durch Dampf auf eine
Temperatur von 75 bis 8ö'! eine besondere Rolle. Einmal werden nämlich die Schnitzel
bei dieser Art der Behandlung vollkommen sterilisiert und die anhaftenden Bakterien
zum mindesten eine Zeitlang unwirksam gemacht. Bei der schlagartigen Anheizung geschieht
auch eine sofortige Zerstörung der Zellenschläuche, so daß nun die Diffusion der
Schnitzel unmittelbar nach ihrer Einführung in die Diffusionsanlagen beginnen kann,
womit dann eine erhebliche -Ixistungssteigerung verbunden: ist. Schließlich kommt
es hei dem Verfahren nach dieser Erfindung zu einer Koagulation der Eiweiß= Stoffe,
so daß deren Auflösung erschwert wird. In den; üblichen Diffusionsanlagen, in denen
erst später die optimale Schnitzeltemperatur erreicht wird, ist ein Aufläsen von
Eiweißstoffen nicht zu vermeiden. Neben diesen verfahrensmäßigen Vorteilen hat der
Vorschlag nach dieser Erfindung eine Reihe betrieblicher Vorteile, die sich aus
der außergewöhnlichen Einfachheit der Gesamtanlage ergehen.
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Das Verfahren zum Auslaugen von Zuckerrübenschnitzeln nach der Erfindung
sei mit weiteren Einzelheiten, an einem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel
beschrieben, indem in Fig. z in schematischer Darstellung eine Seitenansicht der
Transportvorrichtung zwischen Schneidmaschine und Diffusionsanlage gezeigt
ist und die Fig. z und 3 Schnitte durch diese Einrichtung veranschaulichen.
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Die aus der Schneidanlage kommenden Schnitzel gelangen über eine Schurre
z in die Zuteilerschnecke a, wo ihnen der von ,der Diffusionsanlage mit etwa 75°
ablaufende Rohsaft über den Stutzen a' zugemischt wird. Das Schnitzelsaftgemisch
fällt dann, über den Stutzen 3 in den zur Extraktionsanlage führenden Schneckentrog
4, in dem sich die Transportschnecke 5 bewegt. Es hat sich als besonders vorteilhaft
ergeben, den Schneckentrog mit Schnecke in einer Neigung von etwa r5'°` anzuordnen.
Nach der Erfindung ist nun der erste Teil des Schneckentroges 4, d. h. der hinter
dem Einslauf 3 beginnende Abschnitt des Troges, dergestalt als Siebtrog ausgebildet,
daß der Trogboden auf eine Länge von etwa z bis 3 m durch ein Sieb 7 ersetzt ist.
Durch dieses Sieb läuft der von der Schnecke 5 auf das innigste mit den Zuckerrübenschnitzeln
vermischte Rohsaft auf ein das Sieb 7 nach unten zu abschließendes Rohrmantelstück
6 und von hier aus über den Stutzen 6' mit einer Temperatur von 45 bis 5d°' nach
außen ab.
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Die durch den Rohsaft auf eine Temperatur von mindestens 4d°s vorgewärmtenZuckerrübenschnitzel
werden nun durch die Transportschnecke 5 in. .die zweite Anwärmstufe gefördert.
Dabei ist es zweckmäßig, die Schnecke hinter dem Sieb 7 bzw. dem Rohsafitablauf
6' um einen Gang zu unterbrechen und auf diese Weise einen kurzen Transportstau
zu bewirken, durch den ein gewisser Abschluß der nun: folgenden zweiten Anwärmzone
gegen die erste Anwärmzone hergestellt wird.
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In der zweiten Anwärmzone ist der Schneckentrog 4 in seinem nach unten
zu gelegenen Teil auf einer Länge von 3 bis 4 m mit einem Doppelboden 8 ausgestattet,
in den durch Stutzen 9 Dampf mit einer Spannung von mindestens z ata eingeblasen
wird. Der Dampf tritt aus dem Zwischenboden 8 durch ein Sieb 9' in den Schneckentrog
ein. Zu diesem Zweck ist das Sieb 9' im Boden .des Transporttroges 4 auf der dem
Dampfeintritt entgegengesetzten Wandseite angeordnet, wo es etwa ein Viertel des
Umfangs der Tro.gwandung ausmacht. Hinter der zweiten Aufheizzone ist in die Transportschnecke
4, 5 ein Temperaturfühler ro eingebaut, mit dessen Hilfe die in der zweiten Anwärmstufe
jeweils benötigte Dampfmenge von Hand oder selbsttätig eingeregelt wird.
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Nach dem Verlassen der zweiten Heizzone -,verden die heißen Schnitzel
beim Transport durch die Schnecke 5 weiter kräftig gemischt, dergestalt, daß- die
heißen Schnitzel zum vollkommenen Wärmeausgleich kommen. Es muß daher dafür gesorgt
werden, daß für diesen Zweck hinter der zweiten Aufheizzone noch genügend Transportweg
zur Verfügung steht.
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Das Ende des Transporttroges 4 ist wie sein erster Teil wiederum als
Sieb ausgebildet, indem der Boden des Troges auf etwa a bis 3 m durch ein
Sieb
12 ersetzt ist und ein Doppelboden ii mit Auslaß 13 das mitgeführte Kondensat, das
nur unvollkommen mit den Schnitzeln diffundiert hat, ableitet. Das Kondensat kann
dann entweder in der Diffusionslage oder auch bei der Saftreinigung Verwendung finden.
Zweckmäßigerweise verjüngt sich der Trogquerschnitt in diesem Bereich etwas, damit
die erhitzten und mit Kondensatsaftgemisch stark gesättigten Schnitzel einer leichten
Pressung unterworfen und damit gezwungen werden, die überflüssige Flüssigkeitsmenge
kurz vor ihrem Ausfall in die Diffusionsanlage über das Bodensieb abzugeben.
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Die heißen Schnitzel fallen -durch den Stutzen 14 der Transporteinrichtung
in die Extraktionsanlage ein.
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Wenn sich auch zum Befördern. und Anheizen. der Zuckerrübenschnitzel
in der Anlage zwischen Schneidmaschine und Diffusionsanlage am besten eine Transportschnecke
bewährt hat, so ist die Erfindung dennoch auf dieses Beförderungsmittel für die
Schnitzel nicht beschränkt. Zui diesem Zweck können nämlich ebensogut Rechentransporteure
oder andere bekannte Schleppereinrichtungen Verwendung finden.