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Verfahren zur Herstellung ölsparender Bindemittel Das Patent 726 053
schützt in einem Ver= fahren zur Herstellung ölsparender Bindemittel durch Blasen
und gleichzeitiges Behandeln trocknender, gegebenenfalls vorgedickter Öle mit geringen
Mengen faktisiererider Mittel bei erhöhter Temperatur, gegebenenfalls in Gegenwart
von Sikkativen, die besondere Maßnahme, daß die Öle in Gegenwart von vorzugsweise
i bis 2% elementarem Schwefel bei Temperaturen von unter ioo° längere Zeit mit Luft
oder Sauerstoff geblasen werden. Dabei können nur etwa bis zur doppelten oder dreifachen
Viscosität eingedickte und dann abgekühlte Öle venvendet werden. Bei weiterer Durcharbeitung
dieses Verfahrens hat sich ergeben, daß man zu ausgezeichneten Anstrichmitteln gelangt,
wenn Trane oder Fischöle für sich oder in Mischung mit anderen trocknenden Ölen,
wie Leinöl, Perülaöl, als Ausgangsstoffe verwendet werden. Wenn Trane oder Fischöle
entsteariniert, entschleimt und sikkativiert werden, so erhält man beim Auftrag
stets nachklebende Filme. Durch Oxydation oder Hitzebehandlung tritt zwar eine Verbesserung
der filmbildenden Eigenschaften derartiger Trane und Fischöle ein, jedoch nicht
in dem--AusmaBe, daß die erhaltenen Erzeugnisse ällgemein als
hochwertige
Bindemittel verwertet werden können.
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Es ist zwar bereits bekanntgeworden, aus geblasenen Tranen oder Fischölen,
gegebenenfalls nach Mischung mit anderen trocknenden Ölen, Bindemittel für Anstrichzwecke
herzustellen. Die nach diesem Verfahren hergestellten Erzeugnisse sind aber den
Erzeugnissen nach der Erfindung weitgehend unterlegen. Ein entstearinierter Sardinentran
führt nach der Behandlung gemäß der Erfindung zu einem Anstrichmittel von verblüffender
Härte und Elastizität, was beim Arbeiten nach dem bekannten Verfahren nicht der
Fall ist. Wie Vergleichsversuche ergeben haben, liefert weder einfaches Oxydieren
noch das dazu weit umständlichere Hitzepolymerisieren ein gleich gutes Ergebnis.
Der Unterschied kann besonders augenfällig gemacht werden, wenn man beispielsweise
Sardinentran unter sonst gleichen Bedingungen einmal ohne Zusatz, ein anderes Mal
in Gegenwart von Schwefelblüte mit Luft bläst, das dritte Mal den Tran im Kohlensäurestrom
bei 300° polymerisiert. Nach Verdünnen mit Lackbenzin und Sikkativieren liefern
die nur mit Luft behandelten oder nur hitzepolymerisierten Standöle einen weichen,
schmierigen Film, das in Gegenwart von Schwefel erhaltene Standöl dagegen einen
wesentlich härteren und widerstandsfähigen,, elastischen Film. Unterwirft man eine
Mischung von beispielsweise 75 Teilen Sardinentran mit 25% Leinöl dem Verfahren
nach dem Hauptpatent, so sind die erhaltenen Filme einem reinen Leinölfilm praktisch
gleichwertig. Wenn man Mischungen von Fischölen oder Tranen mit anderen trocknenden
Ölen herstellen will, kann auch so verfahren werden, daß nur jene der Behandlung
unterworfen und diese kurz oder nach Been;d:igung des Blasens mit Luft zugesetzt
werden.
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Weiterhin sind Verfahren zur Gewinnung eines Leinölfirnisersatzes
bekanntgeworden, die auf einer Art Anspaltung und Abdestillieren gesättigter Fettsäuren
mittels überhitzten Wasserdampfes beruhen, wonach der polymerisierte Rest als Grundlage
des Anstrichmittels zur Verwendung kommt. Die dabei abdestillierten Mengen sind
jedoch ziemlich beträchtlich, so daß nur etwa 6o % des angewandten Tranes zur anstrichtechnischen
Verwendung gelangen. Demgegenüber wird nach der Erfindung die Gesamtmenge des entstearinierten
Tranes verwendet. Das ist bereits von erheblichem Vorteil. Darüber hinaus ist die
Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung wesentlich einfacher als
die Anlage zur Durchführung der bekannten Verfahren.
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Im übrigen wird das Verfahren nach der vorliegenden Erfindung durchgeführt
wie das Verfahren nach dem Hauptpatent. Die Behandlung kann also in Gegenwart von
Sikkativen erfolgen; man kann ferner durch Kochen vorverdickte Öle verwenden oder
die Öle nur bis etwa zur doppelten oder dreifachen Viscosität voreindicken, dann
abkühlen und darauf mit Luft oder Sauerstoff in Gegenwart von Schwefel blasen.
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An Stelle von Schwefel können auch Stoffe verwendet werden, welche
leicht Schwefel abgeben.
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Durch die Erfindung wird der Wert von Tranprodukten sowohl für sich
als auch in Mischung mit Leinöl in technisch denkbar einfachster Form erheblich
gesteigert.
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Ausführungsbeispiele i. ioo Teile entstearinierter Sardinentran werden
mit i1/4 Teilen Schwefelblüte vermischt und bei 70° C 22 Stunden mit Luft geblasen.
Die verdickte Masse wird mit 35% Lackbenzin verdünnt und mit 3/4% Kobalt-Mangan-Linoleat
sikkativiert. Der erhaltene Firnis gibt nach I -4stündigem Trocknen einen klaren,
festen, dabei elastischen und widerstandsfähigen Film. Die Verarbeitung mit allen
bekannten Pigmenten gibt in. jeder Hinsicht hochwertige Anstrichmittel.
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z. 75 Teile entschleimter Heringstran und 25 Teile Leinöl werden,
wie nach- Beispiel i, bei Gegenwart von i1/4 Teilen Schwefelblüte 24 Stunden bei
70° C mit Luft behandelt. Mit 4o Teilen Lackbenzin verdünnt und mit 3/4% Kobalt-Mangan-Soligen
sikkativiert, erhält man einen Film, der dem eines reinen Leinölfirnisses praktisch
gleichwertig ist. Die Anstriche mit den üblichen Pigmenten sind von solchen mit
reinem Leinölfirnis fast nicht zu unterscheiden.
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3. 8o Teile Pilchardöl und 2o Teile Perillaöl werden bei
70'C 28 Stunden mit 11/4% Schwefelblüte geblasen. Nach Verdünnung mit 30
% Lackbenzin und Sikkativierung mit 3/4% Kobalt-Mangan-Linoleat wird ein Anstrichmittel
erzielt, dessen Eigenschaften den in Beispiel i und 2 geschilderten Verhältnissen
entsprechen.
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4. 8o Teile entstearinierter, japanischer Sardinentran werden mit
i Teil Schwefelblüte bei 75° C 24 Stunden mit Luft geblasen. Nach Beendigung des
Blaseprozesses werden 2o Teile Leinöl zugegeben, anschließend mit 35 Teilen Lackbenzin
verdünnt und mit i % Kobalt-Mangan-Soligen sikkativiert. Auch die Eigenschaften
dieses Anstrichmittels sind ausgezeichnet.
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5. 50 Teile entstearinierter und entschleimter Robbentran und 3o Teile
Leinöl werden mit i Teil Schwefelblüte bei 75° C 26 Stunden geblasen. Nach Beendigung
des Blasens werden weitere 2o Teile Leinölfirnis hinzugefügt. Nunmehr wird, wie
in den anderen Beispielen,
mit Lackbenzin bis zur Firniskonsistenz
verdünnt und mit 3/4% Kobalt-Mangan,-Soligen fertig sikkativiert. Auch dieses Bindemittel
liefert mit allen Pigmenten brauchbare Anstriche.