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Verfahren zur Herstellung von wasserlöslichen aromatischen Carbonsäuren
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von wasserlöslichen ;aromatischen
Carbonsäuren durch Behandlung von Kohlen, Koks oder Kohleextrakten mit Salpetersäure,,
welches es ermöglicht, gegenüber den bisher bekannten Verfahren den Erfolg eines
praktisch vollkommenen Aufschlusses der Ausgangsstoffe und damit Erzielung einer
größtmöglichen Ausbeute an solchen Carbonsäüren aus den Ausgangsstoffen zu erzielen,
die ihrerseits die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Benzolkohlenwasserstoffen
sind.
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Es ist bekannt, daß man Stein- und Braunkahle und ihre Umwandlungsprodukte
durch Behandlung mit Oxydationsmitteln im alkalischen Medium teilweise aufschließen
kann. Hierbei ergeben sich im wesentlichen wasserunlösliche Huminsäuren und deren
Abbauprodukte, aus denen- sich durch entsprechende Weiterbehandlung gewisse Mengen
an Benzolkohlenwasserstoffen gewinnen lassen. - Die hierbei erzielbaren Ausbeuten
sind aber außerordentlich gering und bleiben in der Regel unter 3 0lo, auf die Kohle
bezogen, so daß eine wirtschaftliche Gewinnung von Benzol auf diesem Wege nicht
möglich ist.
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Es ist auch bereits versucht worden, Braunkohle durch eine kurzdauernde
Behandlung mit Salpetersäure aufzuschließen. Hierbei ergaben sich Nitrohuminsäuren
und Nitrophenole neben einer sehr geringen Menge an Benzolcarbonsäuren. Dieses Verfahren
ist daher für eine Benzolgewinnung ungeeignet.
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Ferner wurde der Versuch gemacht, Steinkohle durch Behandlung mit
verdünnter Salpetersäure aufzuschließen. Es ergab sich, daß man so einen gewissen
Prozentsatz der Kohle zu löslichen Oxydationsprodukten abbauen kann. jedoch ist
auch diese Arbeitsweise wegen der geringen Ausbeute, die sie zu erzielen gestattet,
für eine wirtschaftliche Benzolgewinnung nicht anwendbar.
Die Erfindung
beruht auf der Erkenntnis, daß es bei entsprechend gewählten Bedingungen möglich
ist, durch Behandlung mit Salpetersäure nicht nur einen Bruchteil, sondern die gesamte
Kohle in Lösung zu bringen und in wasserlösliche, niedrigmolekulare cycl.i.sclie
Carbansäuren überzuführeii".,
aus denen sich mit sehr hoher Ausli-utejjnf#*: |
wirtschaftlichem Erfolg Benzolhahlem#p |
Stoffe technisch gewinnen lassen. Dies,. |
folg wird gemäß der Erfindung dadurch ,er=zielt, daß die Behandlung der Ausgangsstoffe
in der Wärme mit Salpetersäure in einer Konzentration zwischen i und 15 n ausgeführt
wird, wobei die Konzentration der Säure um so höher zu wählen ist, je höher der
Inkohlungsgrad des Ausgangsstoffes ist und man dabei die jeweils in Lösung gegangenen
Erzeugnisse der weiteren Einwirkung der Salpetersäure durch Abtrennen entzieht,
bis die Ausgangsstoffe praktisch völlig in Lösung gegangen sind. Hierdurch wird
verhindert, daß die bereits in Lösung gegangenen Stoffe durch die Einwirkung des
Oxydationsmittels weiter abgebaut werden, und es werden jeweils immer nur die Rückstände
der weiteren Einwirkung des Oxydationsmittels ausgesetzt.
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Ein nennenswerter Verbrauch an Salpetersäure findet nicht statt. insbesondere
weil es möglich ist, die Salpetersäure nach Trennung vom Oxydationsprodukt in sehr
einfacher 'Weise zu regenerieren und wieder in den Kreislauf einzuführen, um sie
so zum weiteren Aufschluß zu verwenden.
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Zweckmäßig wird der stufenweise Aufschluß mit Salpetersäure verschiedener
Konzentration durchgeführt, weil die Reaktion zu stürmisch verlaufen würde, wenn
man das Ausgangsmaterial sofort der Einwirkung einer vergleichsweise stark konzentrierten
Salpetersäure aussetzte. Außerdem läßt sich so die Zusan ime.nsetzung der Zwischenprodukte
beeinflussen, was vor allem unter dem Gesichtspunkt von Vorteil sein kann, daß es
nach den Erfordernissen, für welche die herzustellenden Carbonsäuren verwendet «erden
sollen, zeitweise erwünscht ist, z. B. durch anfängliche Verwendung schwächerer
Oxydationsmittel bzw. durch Oxydation unter schonenderen Bedingungen :einen höheren
Anteil an Abbauprodukten zu erzeugen, die ,veniger weit abgebaut (höherinolekular)
sind und deren weitere Verarbeitung beispielsweise entsprechend weniger Benzol,
jedoch mehr höhere ergibt.
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Eine Beschleunigung des Aufschlußvorgangs, gegebenenfalls auch unter
Verringerung der Konzentration der verwendeten Säure, läßt sich dadurch erzielen,
daß der Aufschluß unter erhöhtem Druck erfolgt. Wird der Aufschluß in verschiedenen
Stufen mit verschiedenen Konzentrationen des Oxydationsmittels in Gien einzelnen
Stufen durchgeführt, so entstehen als Ergebnis des Aufschlußvorgangs Fraktionen
von verschiedener Zusammensetzung, die sich
'hrerseits zur Weiterverarbeitun g auf ver- |
. iiedene Endprodukte eignen. |
!`' öliermolekulare Oxydationsprodukte, die |
'i ein- oder mehrstufigem Aufschluß ent- |
Aehen, werden bei der Druckaufspaltung durch einen hierbei angewendeten tlerschuß
an Alkali in wertvolle Produkte übergeführt.
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Nachstehend werden einige Ausführungsbeispiele des neuen Verfahrens
gegeben, ohne daß aber die Erfindung auf die in diesen Beispielen niedergelegten
Arbeitsmethoden beschränkt ist. Beispiel 1 Zoo g ,auf 400 Maschen gemahlene Steinkahle,
enthaltend 75g Kohlenstoff, werden zunächst 2d. Stunden mit der achtfachen Menge
211 Salpetersäure gekocht, die Lösung wird abgetrennt und .der Rückstand unter mehrmaliger
Entfernung des Gelösten mehrere Tage mit der fünffachen Menge 5 n Salpetersäure
gekocht, bis fast alles in Lösung gegangen ist. Die Lösungen der verschiedenen Arbeitsstufen
werden vereinigt, eingedampft und getrocknet. Man erhält 9i g Eindampfrückstand,
bestehend zum größten Teil aus polycyclischen Carbonsäuren.
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Beispiel II roo g Steinkohle wie oben werden mit 500 ccin Wasser
in einen Autoklaven gefüllt. dann werden mit Luft verdünnte nitrose Gase durchgepunipt,
wobei die Reaktionstemperatur allmählich auf 15o° erhöht wird. Durch Entspannen
wird ein Druck von 2o atü aufrechterhalten. Das austretende Gasgemisch wird von
Kohlensäure befreit und dem Autoklaven wieder zugeführt. Die jeweils in Lösung gegangenen
Oxydationsprodukte werden der weiteren Einwirkung der Salpetersäure durch Abtrennen
entzogen, während das Wasser ersetzt wird. Nach ,48 Stunden ist die völlige Lösung
der Kohle erfolgt. Man erhält nach dem Eindampfen 9o g Oxydationsprodukte in Gestalt
wasserlöslicher Carbonsäuren, aus denen sich bei der Druckbehandlung 2o g Benzalkohlenwasserstoffe,
d. g Phenole und schwerflüchtige Kohlenwasserstoffe und 1,5 g Pyridin herstellen
lassen.
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Beispiel III ioo g gepulverter Schwelkoks wurden mit 1500 ccm 15n
Salpetersäure gekocht. Nach fünfstündigem Kochen wurde das in Lösung Gegangene abgehebert,
die Säure ersetzt und
dieser Prozeß achtmal wiederholt. Nach Eindampfen
der gesamten Menge der abgeheberten Lösungen blieben 113 g lösliche Säuren; als
Rückstand verblieben ii g Ungelöstes.