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Verfahren zur Herstellung eines neuen Strophanthusglucosids Aus den
Samen von Stroph.ultus kombd werden schon seit längerer Zeit Glucoside für die Herztherapie
gewonnen und wegen ihrer starken und schnellen Wirksamkeit auf das Herz ausgedehnt
verwendet. Diese Glucoside sind unter der Bezeichnung k-Strophantliiii oder amorphes
Strophanthin im Gegensatz zu dem kristallisierten g-Strophantliin aus Strophanthus
gratus . bekannt. M-". A. Jacob s und Mitarbeiter (vgl. die -zusammenfassende Abhandlung
von «T. A. J a c o b s , Physiölogical Reviews [1933], S.222) haben gezeigt, daß
das k-Stroplianthin ein kompliziertes Gemisch aus zuckerärmeren und zuckerreicheren
Glucosiden ist, und es ist diesen Autoren gelungen, daraus zwei kristallisierte
Fraktionen, das Cymarin und das k-Strophanthin-p, in reinem Zustand abzuscheiden.
Das Cyniarin setzt sich aus dem A-Ilucon Strophanthidin und dein methylicrten Desoxvzucker
Cymarose zusammen, während das 1:-Strophanthin-p 1 1lol. Glucose mehr enthält; die
mit Cymarose verbunden ist. Auf enzymatischem '\Ä"ege, d. h. unter der Einwirkung
des von Jacobs entdeckten Enzyms Strophanthobiase, gelingt es, die Glucose aus h-Stroplianthin-p
abzuspalten und dieses Glucosid in Cymarin zu verwandeln. Die Hydrolyse des 1 Strophanthin-p
mit Säure liefert Strophanthidin und die von Jacobs isolierte Strophanthobiose,
die aus Glucose und Cyinarose besteht.
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Zuckerreichere Strophanthusglucoside als k-Strophanthin-p sind bisher
noch nicht in reinem Zustand bz«-. kristallisiert hergestellt worden.
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Vor J a c o b s hat Th. R. F r a s e r (Transact. Poy. Soc. Edinburgh
35 [189o], S. 955) aus Strophantliussamen (nach seinen Angaben handelte es sich
uni Strophanthus hispidus)
die wirksamen Glucoside mit Alkohol extraliiert
und durch eine hiillung mit Gerbsäure weitergereini-t. Es gelang F r a s c r, aus
solchen gereinigten Präparaten gelegentlich Kristalle ztt isolieren, die liehen
den üllerwie-"enden amorphen Anteilen verschiedene Fornien autwiesell (kompakte
Drusen, lange, dünne Nadeln). Dieses Gemisch, das sogellannte Strophatitliili, hatte
einen Schmelzpunkt voll 173' (= 3-3" h). Die KohlenstoFF- und Was,erstoffwertc ltctrugcn:
C=55,45°i'(t und 55g.1 = 7,55°1o und 7,58°i0.
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Bei der Hydrolvse niit verdünnter Schwc.-fclsiiure konnte Fraser daraus
e111 kristallisiertes _lglucon,das er Stroplialitliidin nannte, in einer 'Menge
bis zu 37,7°/" isoliere".
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Wenn F r a s e r finit Strollliaiithus-lcolnbc-Samen gearbeitet hat,
wie dies von späteren Autoren wahrscheinlich Beinacht wurde, so kann allgenommen
werden, daß seine Präparate auch das neue Glucosid enthielten. Aus den drei Abbildungen
seines Strophalltliins in der erwähnten Arbeit und aus den wenigen physikalischen
Daten, die nicht finit denjenigen des neuen Glucosids Vibereinstiminen, kann indessen
nicht auf einen einheitlichen, bestimmten Stoff geschlossen werden.
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Wie nun gefunden wurde, gelingt die Herstellulig eines reinen, kristallisierten,
zuckerreicheren Glucosids aus den Sanleli voll Strophantliu= lcon lbe, welches i
Mol. Glucose mehr enthält als k-Strophantliin-f,wenn man als Aus-aligsstoffe Rohglucoside
verwendet, die unter tunlichster Verlileidung enzymatischer und anderer hydrolytischer
Spaltungen aus den Samen von Strophantlius komM hergestellt sind und in welchen
Cvinarin und k-Strophalithili-/3 gegenüber (lern neuen Glucosid starr; zurücktreten.
Das neue Glucosid macht in solchen schonend hergestellten Glucosidpräparaten bis
3/,1 und mehr der Menge der darin enthaltenen drei kristallisierten Glucoside aus.
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Glucosidpräparate, die für die Isolierung des neuen Glucosids geeignet
sind, «=erden in an sich bekannter Weise gewonnen, z. B. gemäß der deutschen Patentschrift
631 790. Die einzelnen Operationen, wie Abtrennung der großen Menge anwesender Fette
und Üle, Behandlung mit Bleihydroxyd zur Entfernung von sauren Bestandteilen, können
auf sehr verschiedene Weise kombiniert oder in der Reihenfolge geändert werden,
müssen jedoch der zur Verfügung stehenden Droge allgepaßt werden, wie aus den Beispielen
hervorgeht.
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Das Zerfahren zur Weiterverar=beitung der gewonnenen l,ollglticosidc
besteht darin, dar man entweder i. sie wiederholt in einem geeigneten Lösungsmittel,
wie Methanol, Äthanol oder Propylalkohol, löst und daraus finit einem damit mischbaren,
wasserunlöslichen, organischen Lösungsmittel, wie Äther oder Petroläther, das neue
Glucosid ausfällt, oller daß man z. aus der wässerigen Lösung der Rollglucoside
finit Chloroform das Cyrnarin und nachher finit Gemischen von Chloroform und Alkohol
das 1:-Stropliantliin-ß extrabicrt und aus der verbleibenden wässerigen Lösung das
nette Glucosid durch Eindampfen isoliert und gegebenenfalls aus Chloroform-Alkoliol-Gemisch
unikristallisiert, oder daß man 3. die Glucosidpräpar ate durch Behandlung finit
acvlierenden Mitteln in Gegenwart voll organischen Lösungsmitteln, -wie Pyridin,
Chinolin oder Chloroform, acyliert, die erhaltene Acylv erbindung voll den Begleitstoffen
abtrennt und bei Abwesenheit voll Wasser finit alkalischen Mitteln verseift und
das entacylierte Glucosid gegebenenfalls durch Kristallisation reinigt.
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Bei dem beschriebenen Fraktionieruligsverfahren wird die verschiedene
Löslichkeit der einzelnen Glucoside, die von der Größe der Zuckerkette abhängig
ist, ausgenutzt. Die zuckerärmeren Glucoside, das Cynlarin und das k-Strophanthiti-fi
werden bei rraktionierung aus alkoholischer Lösung durch Zusatz von mit Wasser nicht
mischbaren 1.<isungsmitteln in der Lösung angereichert und bei der Fraktionierung
aus wässerigem Medium finit Chloroform und Chloroform-Alkohol-Gemischen in das organische
Medium übergeführt. Man erzielt damit eine Anreicherung des neuen zuckerreichsten
Glucosids einerseits in der Fällung, andererseits in der wässerigen Phase.
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Gegenüber dem in der deutschen Pateillschrift 634034 beschriebenen
Verfahren zur Trennung eines isomorph kristallisierenden Glucosidpräpärates aus
Digitalis lanata in drei Glucoside, «-elche die gleiche Zuckerkette enthalten, handelt
es sich hier uni, die Trennung .von im Zuckergehalt und der Art des Zuckers voneinander
verschiedenen Glucosiden.
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Rascher kann man zu dem neuen, reinen, kristallisierten Glucosid gelangen,
wenn nian die Rohglucoside oder auch gemahlene, elitfettete Samen mit acyliereliden
Mitteln behandelt und die Acylverbindung des neuen Glucosids, welche ein gutes Kristallisationsvermögen
besitzt, voll den Begleitstoffen abtrennt. Durch diese Acylierung werden sämtliche
acylierbaren Hydroxylgruppen blockiert, wodurch eine völlige Änderung der physikalischen
Eigenschaften eintritt, die gerade für die Isolierung und lteindarstellung des Betten
Glucosids voll wesentlicher Bedeutung
ist. Das peracetylierte neue
Glucosid kann infolge seiner- guten Löslichkeits- und Kristallisationseigenschaften
sowohl von Beimengungen der übrigen Glucoside wie von anderen Verunreinigungen abgetrennt
werden.
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So können schon gemahlene und von natürlichen Ölen und Fetten z. B.
durch Abpressen oder Extraktion mit einem geeigneten Lö- -sungsinittel, wie Petroläther,
Benzol oder Äther, befreite Samenvon Strophanthus koniM in Gegenwart eines Lösungsmittels,
wie Pyridin, Chinolin oder Chloroform, mit Acylierungsinitteln behandelt werden.
Durch das vorhandene Lösungsmittel wird das äcylierte neue Glucosid aus den Samen
herausgelöst und kann nach Abtrennung von den Samenr iickständen aus der Lösung
gewonnen werden.
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Zur Ausführung des Acylierungsverfahrens können als Acylierungsmittel
die Säurechloride oder die Säureanhydride von aliphatischen und aromatischen Carbonsäuren,
wie z. B. Essigsäureanhydrid, Propionsäureanhydrid, Buttersäureanhydrid, Acetylchlorid
oder Benzoylchlorid, verwendet werden.
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Zur Verseifung wird das Acylderivat des neuen Glucosids bei Abwesenheit
von Wasser einer schonenden alkalischen Behandlung, z. B. mit Kalium-, Natrium-
oder Bariumalkoholat, unterworfen. Dabei werden die Acylreste abgespalten, ohne
daß im Gefüge des Glucosidmoleküls eine Änderung eintritt. Abwesenheit von Wasser
ist deshalb erforderlich, weil sonst eine Aufspaltung des vorhandenen Laktonringes
stattfinden würde. Im Gegensatz zu den Verseifungsprodukten der nur eine Acetylgruppe
enthaltenden genuinen Glucoside aus Digitalis lanata gemäß der deutschen Patentschrift
636398, die infolge ihrer schweren Löslichkeit aus -,wasserhaltiger Lösung
ausfallen und sich so der weiteren Einwirkung des Alkalis weitgehend entziehen,
ist das acylfreie neue Glucosid in M%asser und Alkohol leicht,löslich und daher
der Aufspaltung des Laktonringes ausgesetzt, welche schon vor der vollständigen
Verseifung der eingetretenen sieben Acylgruppen beginnt. Das entacylierte Produkt
wird so rein erhalten, daß es nun ebenfalls kristallisiert und alle Eigenschaften
eines einheitlichen Stoffes aufweist. - Seine physiologische Wirksamkeit erreicht
und übertrifft diejenige der bisher in der Therapie verwendeten Präparate aus Strophanthus
komM. Als Reinpräparat besitzt das neue Glucosid den Vorteil der exakten Dosierbarkeit
und verkörpert, weil es bei weitem die Hauptmenge -der unter den Vorsichtsmaßnahmen
schonender Isolierung aus den Samen von Strophantlius kombe getvonnenen reinen Glucoside
ausmacht, praktisch die gesamte Wirksamkeit der natürlichen Droge. Das neue Glucosid
kristallisiert aus Methylalkoliolchloroforin oder Äthylalkoholcliloroform in weißen,
dichten Büscheln, die aus feinen und verzweigten Nädelchen bestehen. In vakuumtrockenem
Zustand zieht die Substanz begierig Wasser an. Sie ist leicht löslich in Wasser
und in niederen Alkoholen, fast unlöslich in reinen Fettlösungsmitteln, wie Chloroform
oder Äther. Bei der Liebermannschen Farbreaktion, d. h. beim sorgfältigen Versetzen
einer Lösung der -Substanz in -EssigSäureanliydrid mit konzentrierter Schwefelsäure
zeigt das neue Glucosid einen Farbübergang von Rot nach Grün. Die hochvakuunitrockene
Substanz schmilzt bei z99° (korr.) unter Zersetzung. In alkoholischer Lösung dreht
das neue Glucosid die Ebene des polarisierten Lichtes schnTach nach rechts, [a]
y - -E- i--° (c - z,2). Aus der Elementaranalyse und der Spaltungsgleichung-
leitet sich die Zusammensetzung C42H1,0" ab. Bei der Titration finit Länge wird
ein Äquivalent N N a O H verbraucht. Die Hydrolyse mit Säuren liefert der Theorie
entsprechend 46,3111o Aglucon, das mit- Strophanthidin C.3113,0,, identisch ist,
und ein schön kristallisiertes reduzierendes Trisaccharid C19H3,01a, das aus r Mol.
C_vmarose und ? Mol. Glucose besteht.
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Die Anreicherung des neuen-Stroplianthusglucosids in den Rohglucosiden
kann auf \-erschiedenen Wegen erfolgen.
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I. Man kann 7.-B. die zerkleinerten Samen von Strophanthus konibe
finit einer Mischung von Cliloroforui-Alhohol : 2 erschöpfend extrahieren, den gelblichgrünen
Extrakt bei niedriger Temperatur im Vakuum sorgfältig zur Trockne verdampfen und
den Rückstand mit Äther oder Petroläther so lange durcharbeiten, bis er körnig und
filtrierbar wird. Nach einer weiteren Zwischenbehandlung durch Auskochen mit Äther
wird der Rückstand in wässerig-alkoholischer Lösung finit Bleihydröxyd von gerbstoffartigen
Begleitstoffen befreit und durch Zusatz von Wasser und .rlbdainpfen des Alkohols
in rein wässerige Lösung übergeführt. Durch sorgfältiges Ausschütteln mit Chloroform
wird das Cyniarin, das in Chloroform übergeht, entfernt. \ach Zusatz eines halben
Volumens Alkohol zu der wässerigen Lösung entfernt nian durch Ausschütteln mit Chloroform
das 1,:-Strophanthin-ß weitgehend. Eindampfen der Lösung im Vakuum zur Trockne und
Trocknen des fein gepulverten Rückstandes über Phosphorpentoxyd liefert ein hygroskopisches
Pulver, das sich z. B. für die Acetylierung mit Essigsäureanliydrid zur Heptacetylverbindung
des neuen Glucosids eignet.
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II. Man kann auch von mit Petroläther entfetteten Strophantliussanien
ausgehen und
alsdann das Glucosidgemisch mit So°/oigein Alkohol
extrahieren. Die Weiterverarbeitung, insbesondere die Abtrennung des Cy111arins
und des k-Strophanthin-ß wird, wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben wurde,
vollzogen.
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III. Das Cymarin und das k-Strophanthin-ß können auch dadurch aus
dem rohen Glucosidgemisch abgetrennt werden, daß man die wässerig-alkoholische Lösung
nach der Behandlung mit Bleihydroxyd im Vakuum bei niedriger Temperatur zur Trockne
verdampft, den I),fickstand mit absolutem Alkohol aufnimmt und mit dem doppelten
Volumen Äther unter 1r äftigem Umrühren den zuckerreicheren Anteil der Glucoside
fällt. Cymarin und k-Strophanthin-ß bleiben in Lösung. Gegebenenfalls ist diese
Fällungsoperation zu wiederholen. Mit der letzten Fällung wird die Acylierung alsdann
durchgeführt.
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IV. Bei der Verarbeitung der Ausgangsdroge unter Bedingungen, bei
denen hydrolytische Spaltungen der Glucoside vermieden werden, kann man dank der
großen Kristallisierbarkeit des Acvlderivates des neuen Glucosids die Acylierung
mit Erfolg schon an den von Gerbstoffen befreiten Rohglucosiden durchführen und
zu einem schön kristallisierten Acylierungsprodukt gelangen. Da z. B. das Heptacetylderivat
des neuen Glucosids' am schwersten löslich und in überwiegender Menge vorhanden
ist, so gelingt seine Reinigung durch mehrere Umkristallisationen. Durch Abspaltung
der Acetylgruppen erhält man direkt das kristallisierte neue Glucosid.
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V. Die Gewinnung des neuen Strophanthusglucosids gelingt bei Verwendung
guter Strophanthussamen ohne die Beseitigung der Gerbstoffe, des Cymarins und des
k-Strophanthin-ß, wenn man das nach I oder II extrahierte, mit Äther bis zur Gewichtskonstanz.
ausgekochte ätherunlösliche Glucosidgemisch in Pyridin auflöst und wie unter I angegeben
ac@rliert und weiterbehandelt.
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Die Isolierung des neuen Glucosids bietet den Vorteil, daß man an
Stelle eitles undefinierten Gemisches, wie dies bisher der Fall war, einen einheitlichen
Körper von konstanter Zusammensetzung verwenden kann, was besonders deshall) von
Wichtigkeit ist, weil das Mittel meist intravenös verabreicht wird. Die Verwendung
der einheitlichen Substanz erlaubt die physiologische Titration, welche immer mit
10 bis 20 % Fehlerbreite behaftet ist, zu umgehen und durch reine
physikalische Methoden den Gehalt des zu verabreichenden Heilmittels festzustellen.
Gegenüber der bekannten Gewinnung \-on Digitalisglucosid unterscheidet sich das
neue Verfahren dadurch, daß man das neue Glucosid durch fraktionierte Ausschüttelung
der wässerigen Rohglucosidlösung mit Chloroform unter Zusatz von ganz bestimmten
Mengen Alkohol gewinnt oder das Glucosid über das oben beschriebene Acylierungsv
erfahren von den Degleitstoffen abtrennt.
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Beispiel 1 i k- Samen von Strophanthus kombe wird mit i kg Ammonsulfat
vermahlen und mit 7 I Chloroform - Alkohol - Gemisch . = 5 :.2 dreivier tel Stunden
lang unter Rühren extrahiert. Der abgetrennte Samenrückstand wird mit 51 Chloroform-Alkohol-Gemisch
= 5 : 2 nachgewaschen, nochmals feiest vermahlen und ein zweites Mal entsprechend
behandelt. Die vereinigten gelblichgrünen Extrakte werden bei niedriger Temperatur
(unterhalb q.0°) möglichst weitgehend zur Trockne verdampft. Der zurückbleibende
grüne, noch dickflüssige, fettige Rückstand wird mit 3 1 Petroläther durchgearbeitet.
Nach etwa 2o Stunden ist er körnig und filtrierbar geworden und wird bis zur Gewichtskonstanz
mit Äther ausgekocht. Den ätherunlöslichen Anteil löst man in der ioofachen Menge
Alkohol und versetzt unter Ruhren mit dem gleichen Volumen einer Suspension von
frisch dargestelltem und neutral gewaschenem B1eihydroxyd in destilliertem Wasser
(enthaltend 5 9/l). Nach kurzeng Stehen wird durch Talk filtriert und der Rückstand
mit Alkoholwasser (i : i) nachgewaschen.
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Die vereinigten Filtrate, welche das Gemisch der rohen Glucoside enthalten,
werden so weit im Vakuum bei niedriger Temperatur eiligeengt, bis der Alkohol vollständig
entfernt ist.
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Man füllt auf 11 auf und schüttelt die Lösung zur Entfernung des Cymarins
sowie von gelb gefärbten schmierigen Verunreinigunben fünfmal mit je Zoo ccm Chloroform
aus. Aus dem Rückstand der abgedampften Chloroformlösung kann durch Urnkristallisieren
au: Methylalkohol das reine Cy mar in gewonnen werden.
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Die geklärte, gelb gefärbte wässerige Lösung, deren Volumen 11 beträgt,
wird mit 500 ccm Alkohol versetzt und mit 1 1 Chloroform entmischt. Die Chloroformlösung
enthält das k-Strophanthin-ß und wird abgetrennt. Die wässerige, älkoholische Schicht
wird so weit im Vakuum eingeengt, bis der Alkohol entfernt ist, und nach dem Auffüllen
mit Wasser auf 11 die gleiche Ausschüttelung mit Chloroform wiederholt. Aus dein
Destillationsriickstand der beiden Chloruforrnausschiittelungen kann das k-Strophanthin-ß
abgetrennt werden.
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Die wässerige Schicht, welche durch die beiden Ausschüttelungen vom
überwiegenden Teil des k-Strophanthin-ß befreit wurde, wird
jetzt
im Vakuum unterhalb 40° vollkommen zur Trockne eingedampft. Man nimmt den Rückstand
in absolutem Alkohol auf und klärt die Lösung durch Filtration. Das gelb gefärbte
Filtrat wird im Vakuum wieder eingedampft, der Rückstand fein pulverisiert und über
Phosphorpentoxyd getrocknet. Man erhält 5o bis 6o- eines trockenen, hygroskopischen
Pulvers, welches das neue Glucosid enthält.
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Zur Peracetylierung löst man es in 5 Teilen wasserfreiem Pyridin und
versetzt portionenweise mit 1,5 Teilen Essigsäureanhydrid. Nach 6 bis 12 Stunden
wird die dunkel gefärbte Lösung in reichlich Eiswasser gegossen. Die ausfallende
schmierige Fällung wird so lange mit frischem Eiswasser durchgeknetet, bis sie fest
und filtrierbar wird. Zur möglichst vollständigen Entfernung des Pyridins -wird
der abgenutschte, nunmehr helle Rückstand in einer Reibschale mit -wenig Wasser
verrieben, -wieder abgenutscht und mit Wasser nachgewaschen. Die Rohacetylverbindüng,
deren Gewicht ungefähr dem der eingesetzten Glucosidmenge gleich ist, wird scharf
getrocknet. Das getrocknete Rohacetat wird in etwa der 15- bis 2ofachen Menge absoluten
Alkohols auf dem Dampfbad gelöst, mit 5 °1a seines Gewichtes an Tierkohle aufgekocht
und durch ein Faltenfilter geklärt. Die kläre, noch gelbe Lösung bleibt etwa ¢ Tage
bei Zimmertemperatur zur Kristallisation stehen; das Kristallisat besteht zum Teil
aus Nadeln, in der Hauptsache aber aus warzenförinigen Gebilden und wird nochmals
aus der ioofachen Menge absoluten Alkohols umkristallisiert. In der Regel besteht
diese zweite Kristallisation ausschließlich aus Nadeln; sollten noch warzenförmige
Gebilde nachweisbar sein, so muß die Unikristallisation -wiederholt -werden. Aus
der Mutterlauge kann nach dem Einengen noch eine zweite reine Fraktion gewonnen
--.erden. Gesamtausbeute 3o bis 40 g reine Heptacetylverbindung.
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Zur Verseifung löst man 2o g scharf getrocknete Heptacetylverbindung
in 3,51 absolutem Methanol heiß auf und läßt die klare Lösung auf i5° abkühlen.
Sie -wird nun finit i 5oo ccm einer Bariummethylatlösung. (entsprechend 35 bis 4.0
ccm o, i n-Scli-vefelsäüre) unter Ulnschü tteln versetzt und etwa 12 Stunden im
Eisschrank belassen. Die eis-. kalte Lösung, die gegen Phenolphthaleiti noch alkalisch
reagieren soll, -wird genau finit der dem Barium äquivalenten Menge o,i n-Schwefelsäure
versetzt, nach einigeln Stehen klar filtriert und hierauf im Vakuum bei 3ö° Badtemperatur
vollständig zur Trockne verdampft.
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Der Rückstand wird in Zoo ccm absolutem Alkohol gelöst. Falls die
Lösung gelblich sein sollte, wird sie mit 0,5 g Tierkohle aufgekocht und
durch ein wenig Talk klar filtriert. In einem großen Erlenmeyerkolben wird sie nun
ganz allmählich und unter stetem Schütteln mit i 8oo ccm trockenem Chloroform versetzt,
wobei sie noch vollkommen klar bleiben muß. Eine mögliche Trübung hebt man durch
Zugabe einiger Tropfen absoluten Alkohols wieder auf und läßt 8 bis io Tage ruhig
stehen. Die Kristallisation des reinen neuen Glucösids beginnt langsam, anfangs
unter Abscheidung warzenförmiger Gebilde, die unter dem Mikroskop als dichte Bündel
von Nadeln 'erscheinen. Erst nach einiger Zeit wachsen längere Nadeln aus den Büscheln
heraus. Die Ausbeute ist bei sorgfältigem Arbeiten praktisch gleich der Theorie.
Beispiel 2 i kg Samen von Strophanthus kombe wird fein vermahlen und mit 31 Petroläther
während 6 Stunden gerührt. Der gelbgrün gefärbte Petrolätherextrakt -wird abgetrennt,
der Rückstand nachgewaschen und nochmals etwa 12 Stunden mit 2 bis 3 1 Petroläther
stehengelassen. Der abgenutschte und getrocknete Samenrückstand -wird nun finit
61 Soprozentigem Alkohol während 5 Stunden unter ständigem Rühren extra-. liiert,
wieder abgenutscht, nachgewaschen und nochmals mit 61 Soprozentigem Alkohol extrahiert.
Die gesammelten Alkoholextral<te werden im Vakuum bei 40° vollständig eingeengt,
-vorauf man den Rückstand mit Äther bis zur Gewichtskonstanz auskocht.
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Der ätherunlösliche Anteil wird nach dem Lösen in der ioofachen Menge
Alkohol -wie in Beispiel i mit dem gleichen Volumen einer Suspension von Bleihydroxyd
in Wasser behandelt. Die nach dem Filtrieren durch Tallc erhaltene Lösung des Gemisches
der rohen Glucoside -wird wie im Beispiel -i weiterverarbeitet: Beispiel 3 Die im
Beispiel i oder 2 nach Behandlung mit Bleihydroxyd erhaltene Lösung des Gemisches
der rohen Glucoside -wird im Vakuum bei niederer - Temperatur vollständig zur Trockne
eingedampft. Der gelbbraune Rückstand -wird in i bis 21 absolutem Alkohol aufgenommen'
und die Lösung von anorganischen Rückständen durch Filtration befreit. Die absolute
alkoholische Lösung -wird mit dem zweifachen Volumen trockenem Äther unter kräftigem
Rühren versetzt, worauf nian den ausgefallenen Niederschlag abnutscht und nochmals
aus Alkohol mit Äther umfällt. Nach der zweiten Umfällung enthält das Präparat neben
Spuren von k-Strophanthin-ß das netic Glucosid; es -wird
in 5 Teilen
wasserfreiem Pyridin gelöst und entsprechend Beispiel i auf das reine neue Glucosid
verarbeitet. Die Ausbeute an k-SLrophanthosld aus i kg Sainen beträgt etwa 20 .
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Beispiel: Die nach Beispie13 von anorganischen Rückständen geklärte,
absolut alkoholische Lösung der Rohglucoside wird im Vakuum bei niederer Temperatur
zur Trockne verdampft. Der I#',üclcstand wird pulverisiert und im Etsikkator getrocknet.
Ohne Fraktionierung wird das Gemisch der Glucoside in der fünffachen Menge Pyridin
gelöst und nach Beispiel i auf rohe Heptacetylverbindung verarbeitet, die man aus
der 15- bis _gofachen Menge absoluten Alkohols umkristallisiert. Zur vollständigen
Reinigung des von den anwesendes Acetylierungsprodukten am schwersten löslichen
Acetylierungsproduktes des neuen Glucosids sind mehrere Umkristallisationen nötig,
die, wie in Beispiel i beschrieben, durchgeführt werden. Die Ausbeute ist daher
etwas geringer als dort, der Weg jedoch kürzer. Man erhält 20 bis 309 HePtacetylverbindung.
Die Überführung in das acetylfreie kristallisierte neue Glucosid geschieht nach
Beispiel i.
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Beispiel 5 Der nach Beispiel i oder 2 aus guten Strophantliussainen
durch Auskochen mit Äther bis zur Gewichtskonstanz gewonnene ätherunlösliche Anteil,
der die Gerbstoffe noch enthält, \vird in Pyridin gelöst und wie iin Beispiel i
acetyliert und verarbeitet. Man erhält etwa 2,# g reine Acetylverbindung.
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Beispiel 6 i Teil Heptacetyl-k Strophanthosid wird in ioo bis iSo
Teilen absolutem Methylalkohol heil) gelöst. In die auf Zimmertemperatur abgekühlte
Lösung gibt man so viel einer etwa o,2-il-Lösung von\atriummethylat, daß für i g
Heptacetylverbindung etwa o,5 bis i ccin der l\latriummethylatlösung verwendet werden.
Die Lösung bleibt etwa 12 Stunden im Eisschrank stehen. Die eiskalte Lösung, welche
gegen Phenolphthalein noch alkalisch reagieren soll, wird finit genau der dem ;ingewandten
\ atriummcthylat äquivalenten :Menge einer o,i-il-Salz- oder Schwefelsäure neutralisiert.
Die Lösun- wird durch ein Faltenlilter filtriert und im Vakuum bei niederer Temperatur
zur Trockne eingedainpft. Der Rückstand -\\,ird in wenig absoluten Alkohol gelöst,
filtriert, eingedampft und der Rückstand aus Alkoholchloroform kristallisiert. Die
Substanz ist in allen l:igellschaftvil idolitisch finit delil nachci,picl1 dargestellten
k-Strophanthosid. Ausbeute nahezu quantitativ.
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Beispiel i Teil _Heptacetyl-k-Strophantllosid wird in ioo bis i5o
Teilen absolutem Alkohol. heiß gelöst. In die auf Zimmertemperatur erkaltete Lösung
gibt man so viel einer etwa o;2-il-Lösung von ILaliumäthylat, daß für 1 g Heptacetylverbindung
etwa . o,5 bis i ccm Kaliumäthylatlösung verwendet werden. Die Lösung bleibt etwa
12 Stunden im Eisschrank stehen. Die eiskalte Lösung, welche gegen Phenolphthalein
alkalisch reagieren soll, wird mit genau der dein angewandten LLaliumäthylat äquivalenten
Menge einer o,i-n-Salz- oder Schwefelsäure neutralisiert. Die Lösung wird durch
ein Faltenfilter filtriert und im Vakuum bei niederer Temperatur zur Trockne eingedampft.
Der Rückstand wird in wenig absolutem Alkohol gelöst und die klare Lösung mit Chloroform
versetzt und, wie vorher beschrieben, umkristallisiert. Die Substanz ist in allen
Eigenschaften identisch mit dem nach Beispiel i dargestellten k-Strophanthosid.
:Ausbeute nahezu quantitativ.
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Beispiel S Die nach Beispiel i hergestellten Rohglucoside werden in
Pyridin gelöst, mit Propionsäureanhydrid versetzt und 2.f-Stunden stehengelassen.
Nach dein Eingießen .in Wasser erhält man eine weiße Fällung, die abgetrennt und
nach einer Umfällung aus Alkoholwasser (i : i) aus absolutem Alkohol umkristallisiert
wird. Das so erhaltene Acylderivatschmilzt bei 2o2 bis 203°. Die Verseifung wird
in kalter, absolut methylalkoholischer Lösung mit Bariuminethylat oder Natriumäthvlat
durchgeführt.- Das so erhaltene k-Strophanthosid kristallisiert aus Methanol-Chloroforin
in reiner Form aus und besitzt die oben angegebenen Eigenschaften. Ausbeuten analog
wie bei der Verarbeitung über die Acetylverbindung.
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Beispiel g Die Rohglucoside werden in Pyridin gelöst und mit Buttersäureanhydrid
versetzt. Nach Stunden. wird in Wasser gegossen. Die schmierige Fällung wird so
lange finit Wasser durchgearbeitet, bis sie ein helles, amorphes Pulver darstellt.
Die rohe Butyrylverbindung wird in absoluter inethylalkoliolischer Lösung mit Natriummethvlat
verseift. Nach dem Neutralisieren und Eindampfen der Lösung wird der Rückstand in
Wasser aufgenommen. von gegebenenfalls noch unverseifteni htityrylderivat abfltriert
imd die wüsscri@e 1.ösun wieder eingedampft. Der Rückstand wird in
wenig
Methanol gelöst, klar filtriert und zur Kristallisation des k-Strophanthosids finit
Chloroform versetzt.
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Beispiel ro I g Rohglttcosid wird in 2o ccm Pyrid:n gelöst und zu
der eisgekühlten Lösung die ebenfalls eiskalte Lösung von 3- Benzoylchlorid
in S ccm Pyridin portionenweise gegeben. Die Lösung färbt sich rasch dunkel.
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lin läßt einige Zeit in -der Kälte, dann bei Ziinmertenperatur stehen.
Die beim Eingießen in Wasser erhaltene schauierige Fällung wird bald fest. Man erhält
etwas über r g eines schwach hräunldchen, amorphen Pulvers. Dieses wird vor der
Verseifung aus Alkoholwasser unigefällt.
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Zur Verseifung wird in absolutem Methylalkohol gelöst und mit Dariummethylat
versetzt. Nach i-gstündigem Stehen in der Kälte wird neutralisiert, mit etwas Tierkohle
auf-U zocht, filtriert und eingedampft. Zur Entgel fernung der Benzoesäure wird
der Rückstand in wenig kaltem Wasser aufgenommen und die Lösung vom ungelösten Rückstand
abgetrennt. Die wasserlösliche Fraktion wird eingedampft und der Rückstand aus Metlianolchloroform
kristallisiert. Die Kristallisation des k-Strophanthosids setzt bald ein. Ausbeute
0,3 bis 0;q. g.
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Beispiel il Die nach Beispie13 .gewonnenen RohgIucoside, welche vorwiegend
k-Strophanthosid enthalten, werden, wie dort beschrieben, noch etwa dreimal aus
Alkoholäther oder.Alkoholpetroläther umgefällt. Das Präparat wird dann in der 2ofachen
Menge absoluten Alkohols oder Methanols gelöst und finit trockenem Chloroform bis
zur eben beginnenden Triibung versetzt. Nachdem sich etwas schmierige Substanzen
abgesetzt haben, wird durch ein Faltenfilter filtriert. Sehr allmählich bilden sich
die charakteristischen Kristallrosetten, besonders auf Animpfen der Lösung. Mit
der Zunahme der Kristallisation wird die Lösung mit weiteren Portionen Chloroform
versetzt. Zur völligen Reinigung wird das Glucosid zweckmäßig nochmals umkristallisiert.
Es besitzt die oben angegebenen Eigenschaften. Ausbeute aus i kg Samen ro bis 15
g.
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Beispiel i2 i Teil genial-lene und in üblicher Weise entfettete Samen
werden finit 2 Teilen Pyridin und o,i Teilen Essigsiiurcanhydrid bei Ziininertemperätur
i2 Stunden gerührt. Der von den Samenrückständen abgetrennte rotbraune Extrakt wird
in Eiswasser eingegossen. Der entstehende Niederschlag von acetylierten Glucosiden
wird, wie im Beispiel i beschrieb#nn. aufgearbeitet. Man gewinnt etwa 2o g reine
Heptacetylverbindung.
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Beispiel 13 i Teil gemahlene und entfettete Samen «=erden mitdeni
Gemisch von 3 Teilen Chloroform, o,o5 Teilen Pyridin und o,oS Teilen Essigsäureanliydrid
extrahiert. Der Extrakt wird zur Entfernung des Pyridins mit kalter, verdünnter
Salzsäure bis zur gerade kongosauren Reaktion ausgeschüttelt und daraufhin mit Wasser
gewaschen und eingedampft. Der Rückstand wird aus absolutem Alkohol umkristallisiert
und das gereinigte Acetylprodukt zur Herstellung des neuen Glucosids, wie im Beispiel
i beschrieben, verseift. Man ge`vinnt etwa ?o g reine Heptacetylverbindung.