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Provisorisches Verschlußmittel für zahnärztliche Zwecke Die in der
Zahnheilkunde gebräuchlichen, provisorischen Verschlußmittel sind verschiedener
Natur. Entweder sind sie, wie der bekannte Fletscher-Zement, auf der Basis Zinkoxyd-Zinksulfat
und Wasser als Anrührinittel mit Zusätzen von Klebstoffen und lionservierungsmitteln
aufgebaut, oder sie bestehen aus Pasten oder mit Wasser anzurährenden Pulvern von
Zinkoxyd-Gips-Gemischen. Eine dritte Art von Verschlußmitteln enthält Guttapercha
als Haupbestandteil. Diese Verschlußmittel sollen nur zum kurzen, zeitweiligen Verschluß
einer Kavität, wie z. B. zum Halten medikamentöser Einlagen, venmendet werden.
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Allen diesen Mitteln haften jedoch Mängel an. So ist die Haftintensität
der Zinkoxydsulfatzemente nur gering, so daß man mitunter schwere, durch Diffusion
des Medikamentes hervorgerufene Schädigungen des in der Nähe der Kavität liegenden
Zahnfleisches und Knochens beobachten kam (Arslennekrose). Andererseits kommt es
häufig vor, daß derartige Zemente, insbesondere die zinkoxydgipshaltigen, schon
vor dem Gebrauch in der Tube bereits vollständig erhärtet sind oder, falls sie zur
Erhöhung ihrer Plastizität ölartige Stoffe enthalten, unter Zutritt von Speichel
überhaupt nicht oder nur sehr langsam erhärten. Die guttaperchahaltigen Verschlußmittel
hingegen sind bereits bei Mundtemperatur so plastisch, daß sie beim Kauvorgang in
der Kavität zusammengepreßt werden und somit den Zutritt von Speichel und Bakterien
zum oberen Rande der Kavität ermöglichen. Auf Grund dieser Plastizität schon bei
niedriger Temperatur läßt sich ein solches Verschlußmittel im Munde nur schwer bearbeiten
und wieder entfernen, da es zum Schmieren neigt. Hinzu kommt die unangenehme Eigenschaft
von Guttapercha, daß es
an der Luft und unter Einfluß von Licht
infolge Oxydationsvorgängen seine Plastizität verliert und bröcklig d. h. unbrauchbar,
wird.
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Diese Mängel werden nach der Erfindung durch die Verwendung eines
Gemisches von Kondensationskunstharzen mit Wachsen, vorzugsweise Kunstwachsen. oder
Stearinsäure als provisorisches Verschlußmittel für zahnärztliche Zwecke vermieden.
Die Kunstharze werden zweckmäßig in Mengen von etwa 25 bis 65% angewandt. Als besonders
geeignet haben sich folgende Kondensationsktrnstharzgruppen erwiesen: Aus cyclischen
Ketonen in Gegenwart von Kondensationsmitteln, vorzugsweise Alkalien, erhaltene
Kondensationsprodukte, z.B. Kondensationsprodukte aus Cyclobexanon und Methylcyclohexanon,
Kondensationsprodukte aromatischer Kohlenwasserstoffe, z.B. Naphthalin und/oder
Xylol mit Formaldehyd bzw. Paraformaldehyd.
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Kondensationsharze aus Kolophonium und Kolophoniumabkömmlingen mit
Maleinsäureanhydrid nach allschlieL'lender Veresterung mit Polyoxyverbindungen,
z.B. Glycerin, ferner Polyvinylabietinol bzw. Polyvinylhydroabietinolkondensationskunstharze.
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An Stelle eines einzelnen Kunstharzes können auch Mischungen von
Kondensationskunstharzen Verwendung finden.
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Die Natur- und/oder Kunstwachse. vorzugsweise in Mengen von etwa
4 bis 15%. werden mit den oben angeführten Kondensationskunstharzen verschmolzen.
Von den Naturwachsen haben sich beispielsweise Montanwachse und Ozokerit als brauchbar
erwiesen. Von den Kunstwachsen sind besollders geeignet: Mischester aus Wachssäuren.
insbesondere Montansäure und höhermolekularen Fettsäuren. wie Stearin- oder Palmitinsäure
mit Glykolen Gemische hochmolekularer Ketone oder Alkohole der Zusammensetzung C6H2n+1
. CO . Cn'H2n'+1 bzw.
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CnH2n+1 . CHOH . C@H2n'+1, wobei n und n' Werte von 27 bis 3 t annehmen
können, die verschiedensten Glykolester und ihre Derivate. wie z.BH. Äthylenglykolester,
oder Kondensationsprodukte aus 2 Teilen Äthylenglykolester oder Butylenglykolester
mit 1 Teil des Calciumsalzes hochmolekularer Säuren von C26 bis C30.
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An Stelle eines einzelnen Wachses können auch Mischungen mehrerer
Kunst- und/oder Naturwachse angewendet werden.
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Für die vorläufigen Verschlußmittel gemäß der Erfindung können den
Erfordernissen entsprechend außerdem noch Stearinsäure, z. B. 3 bis 10%. F Föllstoffe.
wie Talkum, z. B.
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20 bis 60%, und Farbstoffe, wie z.B. Titandioxyd, z.B. 1 bis 10% zugesetzt
werden.
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Schließlich können noch Weichmacher, zweckmäßig in Mengen von etwa
1 bis 5%, ebenfalls Verwendung finden. Solche Weichmacher sind insbesondere die
verschiedensten Phthalate, z.B. Dimethyl-, Diäthyl-, Dibutyl-, Benzylbutyl-. Dimethylglykolphthalat
sowie Tributylphosphat und Butylstearat.
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Zur Herstellung der Verschlußmittel nach der Erfindung geht man zweckmäßig
so vor, daß man zunächst das Kondensationskunstharz oder ein Gemisch von Kondensationskunstharzen
in dem geschmolzenen Wachs bzw. Wachs-Stearinsliurc -Gemisch durch gleichzeitiges
Erwärmen auflöst, diese Lösung unter stetem Umrühren mit dem gegebenenfalls zuzusetzenden
Weichmacher sowie mit dem Farb- und Füllstoff versetzt und das Gemisch so lange
umrührt, bis eine vollständige Homogenität der Mischung gewährleistet ist. Dem Fertigprodukt
kann man z. B. mit Hilfe einer Strangpresse oder einer Spritzgußapparatur die gewünschte
Form geben. Man kann es auch nach dem Erstarren pulverisieren und nachträglich in
Formen pressen.
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Die Verschlußmittel nach der Erfindung haften gut an den Wänden der
Kavität, verlieren durch atmosphärische oder chemische Einflüsse ihre Brauchbarkeit
nicht, sind bei der Verarbeitungstemperatur außerordentlich plastisch und erhärten
in kürzester Zeit zu einer festen, bei Mundtemperatur nicht mehr leicht verformbaren
Masse.
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Im folgenden wird die Zusammensetzung einiger provisorischer Verschlußmittel
angegeben: I. I8g eines mittels alkalischer Kondensationsmittel hergestellten Kunstharzes
aus cycloaliphatischen Ketonen. 3g Mischester aus Wachssäuren, insbesondere Montansäure,
und höhermolekularen Fettsäuren mit Glykolen, 24 g Talkum, 3 g Titandioxyd.
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2. 25 g Kondensationskunstharz aus Naphthalin und Xylol mit Formaldehyd,
4 g Stearinsäure, 3 g Gemisch hochmolekularer Ketone der Formel C@H2n + 1 . CO .
C@H2n' + 1 (n, n' = 27 bis 31) (Kunstwachs), 2 g Dibutylphthalat, 20 g Talkum, 4
g Titandioxyd.
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3. 33 g mit Glycerin verestertes Kondensationsprodukt aus Kolophonium
und Maleinsäure, 6 g Stearinsäure, 7 g Gemisch hoch molekularer Ketone der Formel
CnH2n + 1 . CO . CnH2n' + 1 (n, n' = 27 bis 31) (Kunstwachs), 40 g Talkum, 4 g Titandioxyd.
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4. 20 g mit Glycerin verestertes Kondensationsprodukt aus Kolophonium
und Maleinsäure,
6 g Kondensationsprodukt aus Naphthalin und Xylol
mit Formaldehyd, 4 g eines mittels alkalischer Kondensationsmittel herges teilten
Kunstharz es aus cycloaliphatischen Ketonen, 6 g Stearinsäure, 1 g Mischester aus
Wachssäuren, insbesondere Montansäure, und höhermolekularen Fettsäuren mit Glykolen,
6 g Gemisch hochmolekularer Ketone der Formel CnH2n + 1 . CO . Cn'H2n' + 1 (n, n'
= 27 bis 31) (Kunstwachs), 36 g Talkum, 4 g Titandioxyd.
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5, 20) g Polyvinylhydroabietinolha rz. 20 g KondSensationskunstllarz
aus Abietinsäure und Maleinsäure, 5 g Rohmontanwachs, 2 g Ozokerit, 30 g Talkum,
4 g Titandioxyd.