-
Die
Erfindung betrifft die therapeutische Verwendung einer Verbindung,
welche die Protease des humanen Immunschwächevirus (HIV) inhibiert und
aus Ritonavir, Saquinavir oder deren pharmazeutisch verträglichen
Salzen ausgewählt
ist, zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger zur Herstellung eines Arzneimittels
für die
Verhütung
und/oder Behandlung einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus.
-
Das
Proteasom, das zentrale Enzymsystem zum gleichzeitig im Cytosol
und im Kern stattfindenden Proteinabbau, ist ein Komplex, der mehrere
Peptidaseaktivitäten
aufweist. Eine seiner Funktionen ist die Erzeugung von durch intrazelluläre Proteolyse
gebildeten kleinen Peptiden, die in den T-Lymphocyten vorhanden sind,
um Immunantworten auszulösen.
-
Dabei
hat es sich gezeigt, dass Peptidaldehyde Inhibitoren des Proteasoms
sind und den Abbau der meisten Zellproteine und die Erzeugung der
Peptide, die auf der Oberfläche
der Antigene aufweisenden Zellen vorhanden sind, zusammen mit den
Molekülen
des großen
Histokompatibilitätskomplexes
der Klasse I hemmen (Rock et al., Cell., 78, 761–771 (1994)). Weiterhin offenbaren
mehrere Patentanmeldungen Proteasominhibitoren, die für die Behandlung
von Krankheiten, bei welchen ein Verlust an Körpergewicht beobachtet wird (WO
95/24 914), Krankheiten, die zu einer Zellproliferation führen (WO
98/13 061) und, allgemeiner, Krankheiten, an welchen die proteolytische
Funktion des Proteasoms beteiligt ist, wie insbesondere entzündliche
Erkrankungen und Krebs (WO 96/32 105 und WO 96/13 266), verwendbar
sind.
-
Überraschenderweise
ist von den Erfindern festgestellt worden, dass bestimmte Verbindungen,
welche die Protease des humanen Immunschwächevirus (HIV) hemmen, eine
die Aktivität
des Proteasoms verändernde
Wirkung besitzen.
-
Dabei
handelt es sich um:
- – Ritonavir und seine pharmazeutisch
verträglichen
Salze, wobei eine pharmazeutische Spezialität, die Ritonavir als Wirkstoff
enthält,
Norvir® (Abbott)
ist, und
- – Saquinavir
und seine pharmazeutisch verträglichen
Salze, wobei eine pharmazeutische Spezialität, die Saquinavir in Form von
Saquinavirmesylat als Wirkstoff enthält, Invirase® (Roche)
ist.
-
Dabei
können
Ritonavir, Saquinavir oder ihre Salze allein oder im Gemisch verwendet
werden. Eine Kombination aus Ritonavir und Saquinavir ist besonders
vorteilhaft, da sie es erlaubt, die Pharmakokinetik von Saquinavir
zu verbessern, dessen Abbau durch das Vorhandensein von Ritonavir
verlangsamt wird.
-
Diese
Inhibitoren (die in den Patentanmeldungen WO 94/14 436 und
EP 432 695 beschrieben sind) der
Protease des humanen Immunschwächevirus
(HIV) werden in breitem Umfang bei der Behandlung von Aids verwendet.
Diese Verbindungen blockieren die virale Replikation und inhibieren
spezifisch die virale Protease, welche die Spaltung der viralen
Proteinvorläufer
in reife Virusproteine erlaubt. Die Dreifachtherapie, in welcher ein
solcher Proteaseinhibitor zusammen mit zwei Nucleosidanalogen verwendet
wird, ist somit gegenwärtig
die wirksamste Strategie zur Behandlung einer HIV-Infektion.
-
Die
Erfindung hat deshalb die Verwendung mindestens einer Verbindung,
welche die Protease des humanen Immunschwächevirus (HIV) inhibiert und
aus Ritonavir, Saquinavir oder deren pharmazeutisch verträglichen
Salzen ausgewählt
ist, zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger zur Herstellung eines Arzneimittels
für die
Verhütung
und/oder Behandlung einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus zum
Gegenstand.
-
Von
den Erfindern ist somit festgestellt worden, dass Ritonavir und
Saquinavir die "chymotrypsinartige" Aktivität des Proteasoms
hemmen und die "Trypsin-Aktivität" des Proteasoms verstärken.
-
Die
Modifizierung des Proteasoms erlaubt es, in eine bestimmte Anzahl
nachgelagerter Ereignisse einzugreifen.
-
Von
den Erfindern ist insbesondere festgestellt worden, dass es diese
Verbindungen, welche die Protease des humanen Immunschwächevirus
(HIV) hemmen und eine die Aktivität des Proteasoms modifizierende
Wirkung aufweisen, erlauben, zusammen mit dem großen Histokompatibilitätskomplex
der Klasse I (MHC1) das Vorhandensein von Antigenen auf der Zelloberfläche zu modifizieren
und infolgedessen die Aktivierung der cytotoxischen T-Lymphocyten
CD8+ zu inhibieren oder zu modifizieren.
Diese Verbindungen haben daher den entscheidenden Vorteil, dass
sie in therapeutischen Konzentrationen die Aktivität der T-Helfer-Lymphocyten nicht
direkt beeinflussen. Die Verbindungen, welche die Protease des humanen
Immunschwächevirus (HIV)
inhibieren und eine modifizierende Wirkung auf die Aktivität des Proteasoms
besitzen, sind daher besonders nützlich
für die
Prävention
und/oder Behandlung von Störungen,
bei welchen eine inadäquate
Antwort, beispielsweise eine übermäßige Antwort
der cytotoxischen T-Lymphocyten CD8+, beobachtet worden ist. Ganz
allgemein sind sie auf Störungen
gerichtet, für
deren Behandlung eine Modifizierung (wie insbesondere eine Abschwächung) der
Immunantwort, die mit den cytotoxischen T-Lymphocyten CD8+ verbunden
ist, erwünscht
ist.
-
Die
erfindungsgemäßen Verbindungen,
welche die HIV-Protease
hemmen und das Proteasom modifizieren, besitzen außerdem eine
die Apoptose modifizierende Wirkung, die aus der Modifizierung des
Proteasoms folgt (Nagata et al., Cell, 88, 355–365 (1997), Ruggieri et al.,
Virology, 229, 68–76
(1997) und WO 98/13 061).
-
Von
den Störungen,
bei welchen es interessant ist, die Aktivität des Proteasoms zu modifizieren,
sind insbesondere entzündliche,
infektiöse
und/oder Krankheiten, für
deren Behandlung eine Modifizierung oder Kontrolle der Apoptose
erwünscht
ist, zu nennen. Insbesondere richtet man sich auf Virusinfektionen,
insbesondere auf solche mit nicht-cytopathogenen Viren wie Infektionen
mit Hepatitisviren, speziell dem Hepatitis-C-Virus.
-
Dabei
ist es selbstverständlich,
dass das erworbene Immunschwächesyndrom
(Aids) keine erfindungsgemäße Störung ist,
da die Verringerung der Anzahl der T-Lymphocyten, CD8+, bei der
Behandlung dieses Syndroms nicht erwünscht ist.
-
Das
Arzneimittel, das erfindungsgemäß hergestellt
ist und mindestens eine die Aktivität des Proteasoms modifizierende
Verbindung, die aus Ritonavir, Saquinavir oder deren pharmazeutisch
verträglichen
Salzen ausgewählt
ist, zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen Träger enthält, kann in Form einer pharmazeutischen
Zusammensetzung vorliegen, die für
eine orale Verabreichung, beispielsweise in Form einer Tablette,
einer Kapsel und einer trinkbaren Lösung, oder für eine rektale
Verabreichung, beispielsweise in Form eines Zäpfchens, vorgesehen ist. Es
kann auch parenteral, speziell in Form einer injizierbaren Lösung, insbesondere
intravenös,
intradermal und subkutan, verabreicht werden. Schließlich kann
es in Form einer pharmazeutischen Zusammensetzung, die für eine topische
Verabreichung vorgesehen ist, wie eine Salbe, vorliegen. Eine solche
Formulierung ist im Fall der Behandlung der Schuppenflechte und
von Kontaktallergien besonders vorteilhaft.
-
Das
erfindungsgemäß hergestellte
Arzneimittel enthält
vorzugsweise 1 bis 2 000 mg und vorzugsweise 100 bis 500 mg der
Verbindung, die eine die Aktivität
des Proteasoms modifizierende Wirkung aufweist.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur therapeutischen
Behandlung, in welchem einem Patienten, der an einer Störung leidet,
bei deren Behandlung eine Modifizierung des Proteasoms erwünscht ist,
eine therapeutisch wirksame Menge von mindestens einer die HIV-Protease
inhibierenden Verbindung, die aus Ritonavir, Saquinavir oder einem
ihrer pharmazeutisch verträglichen
Salze ausgewählt
ist, allein oder im Gemisch, zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
verabreicht wird.
-
Dabei
ist die Dosierung von der Schwere der Störung, dem Alter und dem Gewicht
des Patienten abhängig.
Sie kann insbesondere 100 bis 1 500 mg pro Tag und vorzugsweise
600 bis 1 200 mg pro Tag betragen.
-
Von
Rutschmann et al. ist die Wirkung der Behandlung eines Patienten,
der mit dem HIV- und dem HCV-Virus koinfiziert war, mit HIV-Proteasehemmern
(Ritonavir, Indinavir und Kombination aus Saquinavir und Ritonavir)
berichtet worden. Nach den Autoren haben die HIV-Proteasehemmer keine direkte Wirkung
auf das HCV und können
sogar die virale Belastung mit dem HCV verschlimmern ("Impact of treatment
with Human Immunodeficiency Virus (HIV) Protease Inhibitors on Hepatitis
C viremia in Patients Coinfected with HIV", THE JOURNAL OF INFECTIOUS DISEASES,
177, Nr. 3, 783–785,
März 1998
(1998–03)).
-
Mauss
et al. betrifft den Einfluss von HIV-Proteasehemmern auf die virale Belastung
mit Hepatitis C bei Personen, die mit HIV und HCV coinfiziert waren.
Sie stellen fest, dass wenigstens Saquinavir und Indinavir keinen
merklichen Einfluss auf die HCV-Replikation haben ("Influence of HIV
protease inhibitors on hepatitis C viral load in individuals with
HIV and HCV coinfection.",
ABSTRACTS OF THE INTERSCIENCE CONFERENCE ON ANTIMICROBIAL AGENTS
AND CHEMOTHERAPY, Band 37, 218ff (1997), MEETING INFO: 37TH INTERSCIENCE
CONFERENCE ON ANTIMICROBIAL AGENTS AND CHEMOTHERAPY TORONTO, ONTARIO,
CANADA, 28. September bis 1. Oktober, 1997, ICA).
-
Die
folgenden Beispiele und die Figuren erläutern die Erfindung, ohne sie
jedoch zu beschränken.
-
Erläuterung
der Figuren
-
In 1A ist
die Dicke des Pfotenballens von Mäusen, die mit Ritonavir behandelt
worden waren, verglichen mit Kontrollmäusen in Abhängigkeit von der Zeit gezeigt.
-
In 1B ist
die Dicke des Pfotenballens von Mäusen am B. Tag nach dem Beginn
der Behandlung mit Ritonavir, wobei die täglichen Ritonavirdosen veränderlich
waren, gezeigt.
-
In 1C ist
der Prozentsatz der spezifischen Lyse der Targetzellen EL4, die
mit dem Peptid GP33–41 sensibilisiert
worden waren, durch Lymphocyten, die aus der Milz von gegebenenfalls
mit Ritonavir behandelten Mäusen
isoliert worden waren, gezeigt.
-
In 1D ist
der Prozentsatz der spezifischen Lyse der Targetzellen EL4, die
mit dem Peptid NP 396–404
sensibilisiert worden waren, durch Lymphocyten, die aus der Milz
von gegebenenfalls mit Ritonavir behandelten Mäusen isoliert worden waren,
gezeigt.
-
In 1E ist
der Prozentsatz an CD8+-Zellen in Bezug
auf die Gesamtzahl der Milzzellen bei Mäusen, die gegebenenfalls mit
dem LCM-Virus infiziert und gegebenenfalls mit Ritonavir behandelt
worden waren, gezeigt.
-
In 1F ist
die Wirkung von Ritonavir auf die virale Belastung mit dem LCM-Virus
gezeigt.
-
In 2A ist
der Prozentsatz der spezifischen Lyse der Targetzellen (mit dem
LCM-Virus infizierte Fibroblasten MC57), die, gegebenenfalls in
Anwesenheit von Ritonavir, mit cytotoxischen Anti-LCM-Virus-T-Lymphocyten inkubiert
worden waren, gezeigt.
-
In 2B ist
der Prozentsatz der spezifischen Lyse der Targetzellen (mit dem
Glykoprotein GP transfektierte Fibroblasten MC57), die, gegebenenfalls
in Anwesenheit von Ritonavir mit cytotoxischen Anti-GP-T-Lymphocyten inkubiert
worden waren, gezeigt.
-
In 3A ist
der maximale Prozentsatz der Freisetzung von TNFα in Abhängigkeit von der Ritonavirdosis
gezeigt.
-
In 3B ist
der inhibierte Prozentsatz der Proliferation von T-Lymphocyten M77–84 in Abhängigkeit von
der Ritonavirdosis gezeigt.
-
In 4A ist
der inhibierte Prozentsatz des Abbaus der Proteine mit kurzer Lebensdauer
in Abhängigkeit
von der Ritonavirdosis gezeigt.
-
In 4B ist
die Hydrolyse des fluorogenen Substrats Suc-LLVY-MCA durch das Proteasom
in Abhängigkeit
von der Ritonavirdosis gezeigt.
-
In 4C ist
die Hydrolyse des fluorogenen Substrats (Z)-GGL-MCA durch Proteasom
in Abhängigkeit
von der Ritonavirdosis gezeigt.
-
In 4D ist
die Hydrolyse des fluorogenen Substrats Bz-VGR-MCA durch das Proteasom
in Abhängigkeit
von der Ritonavirdosis gezeigt.
-
In 4E ist
die Hydrolyse des fluorogenen Substrats Suc-LLVY-MCA durch das Proteasom
in Gegenwart von Nelfinavir, Saquinavir, Indinavir oder Ritonavir
gezeigt.
-
In 5 ist
der Prozentsatz an nicht-diabetischen NOD-Mäusen bei einer Behandlung mit
Ritonavir im Vergleich mit der Verabreichung eines Verdünnungsmittels
in Abhängigkeit
von der Zeit gezeigt.
-
– In 6 sind
die klinischen Punktzahlen von Ratten, die eine experimentelle allergische
Enzephalitis (EAE) erworben hatten und mit Ritonavir behandelt worden
waren, gezeigt.
-
In 7 ist
die Veränderung
einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus bei einem
mit HIV infizierten Patienten, der mit Ritonavir behandelt worden
war, gezeigt.
-
Beispiele
-
Vergleichsbeispiel 1:
Wirkung von Ritonavir auf die in-vivo-Aktivität der cytotoxischen T-Lymphocyten
-
1. Hemmung
der Schwellung der Pfotenballen von Mäusen nach Infektion mit dem
LCM-Virus
-
Verfahren
-
Von
den Erfindern wurde ein LCM-(Choriomeningitis lymphocytaria)Virus-Maus-Tierversuch
durchgeführt.
Dieses nicht-cytopathogene Virus löst eine Infektion aus, in welcher
die cytotoxischen T-Lymphocyten gleichzeitig für die anfängliche Kontrolle der Virusreplikation
und der von dem Virus ausgelösten
Immunerkrankung verantwortlich sind. C57BL6-Mäuse wurden an den Ballen der
Pfoten am Tag J0 infiziert (300 pfu – Plättchen bildende Einheiten des
LCM-WE-Virus, geliefert von F. Lehmann-Grube, Hamburg), und die
Schwellung des Pfotenballens wurde im Laufe der Zeit gemessen. Ritonavir
(1,25 mg/Maus/Tag, gelöst
in 10 % Alkohol, 90 % phosphatgepufferte Kochsalzlösung, PBS)
oder ein Plazebo (gleiches PBS-Volumen, 10 Alkohol) wurde intraperitoneal
ab dem Tag J0 verabreicht. In diesem Versuch und in den folgenden
Versuchen wurden die Ergebnisse anhand von zwei Pfotenballen von
zwei bis drei Mäusen
pro Gruppe angegeben, wobei diese Ergebnisse für drei bis vier getrennte Versuche
repräsentativ
sind. Die Messung der Dicke der Pfotenballen wurde täglich entsprechend
der Vorschrift von R.M. Zinkernagel, T. Leist, H. Hengartner und
A. Althage, J. Exp. Med., 162, 2125 (1985) (1A) durchgeführt.
-
Die
Schwellung des Pfotenballens, die von der Infektion mit dem LCM-Virus
ausgelöst
worden war, wurde am Tag J8 bei den Mäusen gemessen, die mit variablen
Ritonavirdosen behandelt worden waren (1B).
-
Ergebnisse:
-
Die
Mäuse C57BL/6,
denen das LCM-WE-Virus injiziert worden war, wiesen nach sieben
bis acht Tagen eine Schwellung des Pfotenballens auf, die ein direktes
invivo-Maß für die Aktivität der cytotoxischen T-Lymphocyten
ist. Diese Schwellung wurde stark durch eine Behandlung mit Ritonavir
auf eine dosisabhängige
Art und Weise gehemmt. Ähnliche
Ergebnisse wurden erhalten, indem verschiedene Virusstämme (Stamm
LCM-Virus-Docile 10 pfu/ml, erhalten von C. Pfau, Troy, oder der
Stamm LCM-Virus-Armstrong, 104 PFU/ml, erhalten
von M. Buchmeier, La Jolla) mit verschiedenen Maus-Haplotypen (BALB/c:
H2d) verwendet wurden, wobei der Verabreichungsweg
entweder parenteral oder oral (Magensonde) war.
-
2. Inhibition
der in-vivo-Aktivität
von cytotoxischen T-Lymphocyten
-
Verfahren:
-
Mäuse C57BL/6,
die mit Ritonavir (1,25 mg/Maus/Tag) oder mit einem Plazebo behandelt
worden waren, wurden mit 200 PFU LCM-WE-Virus intravenös infiziert.
Acht Tage nach der Infektion wurden die Milzzellen gewonnen und
für die
Lyse der Zellen EL4 (H-20) getestet, die
mit 500 nM des Peptids GP33–41
(Aminosäuren
33 bis 41 des Glykoproteins des LCM-Virus, d. h. KAVYNFATC (1C)
oder des Peptids NP 396–407 (Aminosäuren 396
bis 407 des Glykoproteins des LCM-Virus, d. h. EQPQNGFIH, 1D)
sensibilisiert worden waren.
-
Ergebnisse:
-
Die
Behandlung mit Ritonavir inhibierte die Antwort der cytotoxischen
T-Lymphocyten auf eine systemische Infektion mit dem LCM-Virus.
Die Lyse der Targetzellen war verringert, nachdem die Mäuse die
Behandlung mit Ritonavir erhalten hatten.
-
3. In-vivo-Inhibition
der Proliferation der T-Lymphocyten CD8+
-
Verfahren:
-
Mäuse wurden
mit 200 PFU von LCM-Virus-WE intravenös infiziert und mit Ritonavir
oder einem Plazebo wie zuvor beschrieben behandelt. Die Milzzellen
wurden mit einem Anti-CD8-Antikörper,
konjugiert mit FITC (Pharmingen, San Diego), identifiziert und durch
FACS analysiert.
-
Ergebnisse:
-
Es
wurde eine Inhibition der Proliferation beobachtet, die normalerweise
bei den T-Lymphocyten CD8+ als Antwort auf das LCM-Virus (1E)
festgestellt wird.
-
4. Wirkung
von Ritonavir auf die Belastung mit dem LCM-Virus
-
Verfahren:
-
Mäuse wurden
mit dem LCM-Virus (200 pfu) intravenös infiziert und mit Ritonavir
oder einem Plazebo wie in Punkt 2 zuvor beschrieben behandelt. Der
Virengehalt in der Milz wurde am Tag J8 entsprechend der Vorschrift
bestimmt, die beschrieben ist in Battegay et al., J. Virol. Methods,
33, 191 (1991).
-
Ergebnisse:
-
Die
Verringerung der Lyse der Targetzellen, wie sie weiter oben beobachtet
worden ist, geht mit einer Verringerung der viralen Clearance einher
(1F), ein Ergebnis, das bestätigt, dass Ritonavir direkt
auf die Immunantwort anstatt indirekt durch eine antivirale Wirkung
auf das LCM-Virus einwirkt.
-
5. Bewertung
der Antikörperantwort
-
Verfahren:
-
Die
Antikörper,
die spezifisch für
das Nucleoprotein des LCM-Virus und das Glykoprotein des LCM-Virus
waren, wurden nach vier und nach acht Wochen durch ELISA bestimmt,
wie beschrieben in 0. Planz, P. Seiler, H. Hengartner und R.M. Zinkernagel,
Nature, 382, 629 (1990).
-
Ergebnisse:
-
Ritonavir
hatte das Vermögen
zur Synthese von Anti-Virus-Antikörpern nicht
verringert.
-
Vergleichsbeispiel 2:
Wirkung von Ritonavir auf das Vorhandensein von Antigen-Peptiden
durch den MHC der Klasse I bei cytotoxischen T-Lymphocyten von Mäusen
-
1. Wirkung von Ritonavir
auf die Lyse, die von den cytotoxischen T-Lymphocyten der Targetzellen
vermittelt wird, die mit LCM-WE-Virus infiziert und in vitro mit
Ritonavir behandelt worden waren
-
Verfahren:
-
Cytotoxische
T-Lymphocyten wurden aus Milzzellen von Mäusen, die mit dem LCM-Virus
infiziert waren, hergestellt und in vitro durch Zellen, die entweder
mit dem Peptid GP33–41
(2A) oder mit dem Peptid NP396-404 (2B) sensibilisiert
worden waren, restimuliert.
-
Ihre
cytolytische Aktivität
wurde gegenüber
Fibroblasten MC57 (H-20), die mit dem LCM-Virus
mit einer Infektionshäufigkeit
von 0,04 infiziert und gegebenenfalls in Anwesenheit von Ritonavir
mit 5 μg/ml
36 Stunden lang inkubiert worden waren, getestet.
-
Die
direkte in-vitro-Wirkung von Ritonavir auf die cytotoxischen T-Lymphocyten
war ausgeschlossen worden, indem die Targetzellen vor dem Lyseversuch
umfangreich gewaschen worden waren.
-
Ergebnisse:
-
Diese
in-vitro-Versuche mit Zellen, die Virenantigene nach Infektion mit
einem Virus aufwiesen, zeigen, dass die Inhibierung der Antworten
der cytotoxischen T-Lymphocyten in das Vorhandensein des Antigens eingreift.
Die Inkubation der mit dem LCM-Virus infizierten MC57-Zellen mit
Ritonavir inhibiert die Lyse durch die cytotoxischen Anti-LCM-Virus-T-Lymphocyten
stark (2A). Eine ähnliche inhibierende Wirkung
ist auch an den MC57-Zellen beobachtet worden, die mit Ritonavir
behandelt worden waren und durch Transfektion das Glykoprotein des
LCM-Virus exprimierten (2B).
-
Vergleichsbeispiel 3:
Wirkung von Ritonavir auf das Vorhandensein von Antigenpeptiden
durch MHC1 bei humanen T-Lymphocytenklonen
-
Verfahren:
-
- a) In diesem Versuch wurden M113- und M77–84-Zellen,
die jeweils eine Melanomlinie HLA-A2, die das Antigen MART-1 aufweist,
sind, und ein Klon von cytotoxischen T-Lymphocyten CD8+, der dieses
Antigen erkennt, verwendet (Y. Kawakami et al., J. Exp. Med., 180,
347 (1994) und N. Gervois, Y. Guilloux, E. Diez, F. Jotereau, J.
Exp. Med., 183, 2403–7
(1996)). Die M113-Zellen wurden 24 Stunden lang mit verschiedenen
Ritonavirkonzentrationen kultiviert, anschließend resuspendiert und in Paraformaldehyd
fixiert. Als Kontrolle wurden dieselben Konzentrationen an Indinavir
verwendet. Die Produktion von TNFα durch
antwortende T-Lymphocyten M77–84
im Überstand
wurde gemessen und ist in 3 als Prozentsatz
der maximalen Freisetzung, die mit unbehandelten M113-Zellen erhalten wurde,
angegeben.
- b) Die M113-Zellen wurden 24 Stunden lang in Gegenwart von Ritonavir
(0,1 bis 5 μg/ml)
kultiviert und anschließend
als Stimulans in einem Proliferationsversuch mit T-Lymphocyten M77–84 als
antwortenden Zellen verwendet. Die Proliferation wurde nach 48 Stunden
in Gegenwart von Thymidin, das mit 1 μCi/Vertiefung in den letzten
18 Stunden zugesetzt worden war (3B), gemessen.
-
Ergebnisse:
-
Diese
Versuche, in welchen Klone von humanen cytotoxischen T-Lymphocyten,
die gegen Melanomantigene gerichtet waren, verwendet worden waren,
führten
zu ähnlichen
Ergebnissen wie die weiter oben erläuterten vorhergehenden Versuche.
In den 3A und 3B ist
die Inhibition des Vorhandenseins des Antigens MART-1 von humanen
Melanomen durch Zellen gezeigt, die in Gegenwart von Ritonavir zu
T-Lymphocyten CD8+ wuchsen. Die Inhibition ist dosisabhängig und
wirksam bei therapeutischen Dosen wie derjenigen, die beobachtet
wurde, wenn Antigene enthaltende Zellen in dem Serum kultiviert
wurden, das von HIV-negativen Freiwilligen nach Einnahme einer einzigen
oralen Dosis von 500 mg Ritonavir erhalten worden war. Es wurden
bis zu 70 Inhibition der Proliferation mit Seren beobachtet, die
drei Stunden nach Einnahme entnommen worden waren, was dem Konzentrationspeak
von Plasma-Ritonavir entspricht.
-
Vergleichsbeispiel 4:
Wirkung von Ritonavir auf die "chymotrypsinartige" Aktivität des Proteasoms
-
1. Wirkung
von Ritonavir auf den Abbau von Proteinen mit kurzer Lebensdauer
-
Verfahren:
-
Für diese
Analysen wurden die Zellen eine Nacht lang in Anwesenheit einer
veränderlichen
Ritonavirkonzentration kultiviert, in einem Medium ohne Methionin
und ohne Cystein 1 Stunde lang vorinkubiert, mit 35S-Methionin
und Stunde lang markiert, in PBS gewaschen und eine Stunde lang
einer Spülung
unterworfen. Nach einer Stunde wurde TCA (Trichloressigsäure mit
einer Endkonzentration von 10 %) zu dem Überstand zugegeben und die
Radioaktivität
des Überstands,
der nicht mit TCA ausgefällt
worden war, mit einem Lumaplate (Topcount Packard) (4A)
gemessen.
-
Ergebnisse:
-
Ritonavir
inhibiert dosisabhängig
den Abbau von Proteinen mit kurzer Lebensdauer, ein Vorgang, der dafür bekannt
ist, dass er hauptsächlich
vom Weg des Proteasomen-Ubiquitins
abhängig
ist. Diese Ergebnisse legen sehr nahe, dass die Aktivität des Proteasoms
von Ritonavir modifiziert wird.
-
2. Wirkung
von Ritonavir auf das Proteasom
-
Verfahren:
-
In
den 4B, 4C und 4D ist
die Hydrolyse des fluorogenen Substrats (100 μM Suc-LLVY-MCA, 100 μM (Z)-GGL-MCA und 400 μM Bz-VGR-MCA)
der Proteasomen 205, die aus Mausfibroblasten B8 isoliert worden
waren, in Abhängigkeit
von variablen Konzentrationen an Ritonavir und an LLnL (N-Acetyl-L-leucinyl-L-leucinal-L-norleucinal, bekannter
Inhibitor des Proteasoms) gezeigt. Die Ergebnisse sind auf eine
Stunde Verdauung mit dem Proteasoms 20S (500 ng) in einem Endvolumen
von 100 μl
bezogen. Die Werte wurden innerhalb eines linearen Detektionsbereichs
lokalisiert und sind die Mittelwerte von drei Wiederholungen mit
einer Standardabweichung von weniger als 3 %.
-
Ergebnisse:
-
Die
in den 4B, 4C und 4D dargestellten
Ergebnisse zeigen, dass Ritonavir ein leistungsfähiger Inhibitor der Hydrolyse
ist, die von dem Proteasom des fluorogenen Substrats Suc-LLVY-MCA
vermittelt wird (Abschneiden der Carboxyseite des Tyrosins). Andererseits
war die Hydrolyse des Substrats (Z)-GGL-MCA (Abschneiden der Carboxyseite
des Leucins) wenig beeinflusst, und die Spaltung des Substrats Bz-VGR-MCA
(Abschneiden der Carboxyseite des Arginins durch eine Aktivität vom Typ "Trypsin") war demzufolge
verstärkt.
Diese selektive Inhibierung durch Ritonavir kontrastiert mit der
Inhibierung durch das Peptidaldehyd LLnL des Proteasoms, das dafür bekannt
ist, kovalent alle aktiven Stellen der Proteasomen 20S zu blockieren
und auf ähnliche
Weise die Proteolyse der drei untersuchten fluorogenen Substrate
inhibiert (V. Cerundolo et al., Eur. J. Immunol., 27, 336 (1997),
A. Vinitsky et al., J. Immunol., 159, 554 (1997) und M. Groll et
al., Nature, 386, 463 (1997)).
-
Die
Reifung der Moleküle
der Klasse I im endoplasmatischen Retikulum, um Widerstandsfähigkeit
gegen die H-Endoglykosidase zu erwerben, und die Expression auf
der Oberfläche
der Moleküle
der Klasse I war nicht signifikant durch die Behandlung mit Ritonavir
blockiert worden, was mit einer selektiven Inhibierung übereinstimmt.
-
3. Vergleich von vier
HIV-1-Protease-Inhibitoren
-
Verfahren
-
Die
Hydrolyse von Suc-LLVY-MCA durch Mausproteasomen 20S wurde gemäß dem in
Beispiel 4.2 beschriebenen Verfahren unter gleichen Bedingungen,
mit Ausnahme der Tatsache, dass ein anderes Los aus gereinigten
Proteasomen verwendet wurde, untersucht. Die Hydrolyse von Suc-LLVY-MCA wurde in Gegenwart
von zunehmenden Konzentrationen an Ritonavir, Nelfinavir (Roche),
Saquinavir (Mesylat) und Indinavir (Wirkstoff von Crixivan®,
vertrieben von Merck und von Sharp and Dohme) gemessen. Die HIV-Protease-Inhibitoren waren
zuvor in Ethanol, Methanol, DMSO bzw. Wasser für eine in-vitro-Verwendung
(4E) gelöst worden.
-
Ergebnisse:
-
Außer Ritonavir
hemmte das Saquinavirmesylat die "chimotrypsinartige" Aktivität, während keine Inhibierung mit
Indinavir und Nelfinavir beobachtet wurde. Das Anschwellen des Pfotenballens
nach Injektion des LCM-Virus,
und die direkte ex-vivo-Lyse nach systemischer Infektion wurden
von Indinavir oder Nelfinavir nicht inhibiert. Dafür konnte
eine Hemmung des Anschwellens der Pfotenballen mit Saquinavir (bis
zu 73 % Hemmung am 7. Tag nach Behandlung mit einer oralen Tagesdosis
von 4 mg Saquinavir) beobachtet werden.
-
Als
Schlussfolgerung erklärt
die spezifische und selektive Inhibierung des Proteasoms durch Ritonavir sowie
durch Saquinavir die modifizierenden Wirkungen auf das in vivo beobachtete
Vorhandensein des Antigens.
-
Schlussfolgerung:
-
Die
Mäuse,
die durch eine Injektion des LCM-Virus in den Pfotenballen infiziert
worden waren, entwickelten eine lokale Entzündung mit einem Reaktionsödem, das
in direkter Beziehung zur Stärke
der Antwort der cytotoxischen T-Lymphocyten steht. Die Mäuse litten
an keiner entzündlichen
Reaktion an der Injektionsstelle mehr, nachdem sie Ritonavir intraperitoneal
oder oral erhalten hatten, und die Anzahl von Milz-T-Lymphocyten
CD8 war bei den behandelten Mäusen
nicht erhöht.
Die Milzzellen dieser behandelten Mäuse hatten eine sehr geringe
cytolytische Aktivität
gegenüber
Targetzellen, die mit den Peptiden des LCM-Virus sensibilisiert
worden waren. Gleichzeitig war die Clearance der Viren verzögert und
verringert.
-
Die
in-vitro-Studien mit infizierten oder transfektierten und tumoralen
Zellen zeigen, dass sich die Modifizierung der cytotoxischen Antwort
auf der Ebene des Vorhandenseins der Antigene vollzieht. Dabei wird
die Wirkung dieser Inhibitoren sowohl bei humanen als auch bei Mauszellen
und bei Konzentrationen, die mit den therapeutischen Dosen erhalten
worden, die während
der Infektionen mit dem humanen Immunschwächevirus gegeben worden waren,
beobachtet.
-
In
vitro wird der Abbau der Proteine mit kurzer Lebensdauer, ein Phänomen, das
hauptsächlich
vom Proteasom verursacht wird, in Anwesenheit von Ritonavir verringert.
Die gereinigten Proteasompräparate
modifizieren ihre Enzymaktivität
in Anwesenheit von Ritonavir. Die Entstehung der endogenen Peptide,
die in der Lage sind, sich an den großen Histokompatibilitätskomplex
der Klasse I (MHC-1) anzuheften, wird daher modifiziert, was zu
einer Modifizierung der Bildung und Stimulation der T-Lymphocyten
CD8 führt.
Die Wirkung von Ritonavir wurde bei verschiedenen humanen oder Mauszellen,
die Antigene gegenüber
verschiedenen T-Zellen CD8 aufwiesen, beobachtet. Weiterhin wurde
eine Modifizierung der Enzymaktivität des Proteasoms durch das
Saquinavirmesylat beobachtet.
-
Vergleichsbeispiel 5:
Wirkung von Ritonavir bei der Behandlung von Diabetes Typ 1
-
Verfahren
-
Ritonavir
(0,6 mg pr 10 g Körpergewicht
und Tag) oder ein Plazebo (Phosphatpuffer PBS) wurde intraperitoneal
NOD-Mäusen verabreicht.
Die Langerhansschen Inseln wurden gewonnen und 24 Stunden lang in Gegenwart
oder Abwesenheit von 2,5 μg/ml
Ritonavir kultiviert. Die Zellen wurden anschließend mit Hybridoma-Zellen,
die mit MHC-1 (FT6.9 und FT7.9 24 Stunden lang) beschränkt worden
waren, cokultiviert. Die IL-2-Menge im Überstand wurde bestimmt.
-
Ergebnisse:
-
In
den folgenden Tabellen sind die IL-2-Mengen, gemessen mit einem
Proliferationstest (cpm·10–3), gezeigt.
-
a)
Hybridom ETG.9 (MHC-1)
-
b)
Hybridom FT7.9 (MHC-1)
-
In
diesem NOD-Maus-Diabetes-Modell wurden die Langerhansschen Zellen,
die von mit Ritonavir behandelten Mäusen isoliert worden waren,
ex vivo nicht mehr von cytotoxischen T-Klonen erkannt.
-
Außerdem verzögerte, wie
in 5 gezeigt, die Behandlung mit Ritonavir das Auftreten
von Diabetes Typ 1 bei den NOD-Mäusen.
-
Vergleichsbeispiel 6:
Wirkung von Ritonavir bei der Behandlung der experimentellen allergischen
Enzephalitis bei Ratten und Mäusen,
Modell der humanen Plaquesklerose
-
a) Bei Ratten:
-
Verfahren:
-
Die
experimentelle allergische Enzephalitis bei Ratten ist das einzige
Plaquesklerosemodell für
den Menschen. Allen weiblichen Lewis-Ratten wurde 7 Wochen lang
Meerschweinchen-MBP (Myelin Basic Protein oder Bindungsprotein an
Myelin) mit einer subkutanen Injektion von 50 μg MBP in 100 μl komplettem
Freundschem Adjuvans, ergänzt
mit 4 μg/ml
Mykobakterien, in den Pfotenballen verabreicht. Außerdem wurde
diesen Ratten täglich
entweder Ritonavir 1 mg, 5 mg bzw. 10 mg pro Tier oder ein Plazebo
(Phosphatpuffer) mit der Injektion von MBP bis zur Genesung der
nicht mit Ritonavir behandelten Tiere verabreicht. Die klinischen Punktzahlen,
mit welchen der Verlauf der experimentellen allergischen Enzephalitis
gemessen wurde, sind folgende:
- 1: Schwächung der
Schwanzbewegungen
- 2: unvollständige
Lähmung
der hinteren Gliedmaßen
- 3: vollständige
Lähmung
der hinteren Gliedmaßen
- 4: unvollständige
Lähmung
der vorderen Gliedmaßen
und
- 5: vollständige
Unbeweglichkeit.
-
Etwa
acht Tage nach dieser Immunisierung mit MBP begannen die Kontrollratten
die ersten Stadien einer (vorübergehenden)
Lähmung
aufgrund der Immunantwort, die von der Verabreichung von Myelin
ausgelöst
wird, zu zeigen.
-
Ergebnisse:
-
Das
Auftreten der ersten Lähmungserscheinungen
war bei den Ratten, die mit Ritonavir (1 und 5 mg) behandelt worden
waren, verzögert.
Von den Ratten, die mit 10 mg Ritonavir behandelt worden waren,
erwarben zwei keine Krankheit, und die anderen Ratten wiesen nur
die abgeschwächten
EAE-Symptome auf (klinische Punktzahl 1) (6).
-
b) Bei Mäusen
-
Bei
Mäusen
wurden ähnliche
Ergebnisse wie die bei Ratten beschriebenen erhalten. Es wurden
zusätzliche
Informationen gewonnen, welche die Möglichkeit einer Übertragung
des von Ritonavir ausgelösten Schutzes
zeigen.
-
Verfahren und Ergebnisse:
-
In
diesem Versuch erhielten nicht mit Ritonavir behandelte gesunde
Empfängermäuse intravenös und/oder
peritoneal Zellen von Lymphknoten und der Milz, die von Spendermäusen stammten,
die mit Ritonavir behandelt und der in Beispiel a) beschriebenen
und an die Maus angepassten Vorschrift zur Auslösung einer EAE unterworfen
worden waren.
-
Knie-,
Leisten- und Mesenteriumganglien und Milz wurden am 10. Tag (J10)
nach der MBP-Injektion entnommen und in Gegenwart von 50 μg/ml MBP
kultiviert. Am 3. Tag der Kultivierung wurden die nicht anhaftenden
Zellen gewonnen, durch einen Ficoll geschickt und den Empfängermäusen injiziert
(10106 injizierte Zellen). Die Vorschrift
zur Auslösung
einer EAE verursachte am 30. Tag (J30) nach Übertragung der Zellen kein EAE-Symptom
bei den Empfängertieren.
-
Schlussfolgerung:
-
Durch
die Behandlung mit Ritonavir werden Mäuse und Ratten vor EAE geschützt. Dieser
Schutz kann über
Zellen der Lymphknoten und der Milz von behandelten Mäusen auf
nicht mit Ritonavir behandelte Empfängermäuse übertragen werden.
-
Beispiel 7: Wirkung von
Ritonavir bei der Behandlung von Hepatitis C
-
1. Zielsetzung
-
Das
Hepatitis-C-Virus (HCV) ist das hauptsächliche ätiologische Agens, das für eine posttransfusionelle
und sporadische Non-A-Non-B-Hepatitis verantwortlich ist. Mindestens
70 % der Infektionen werden chronisch und entwickeln sich sehr häufig zu
einer Leberzirrhose und zu Leberkrebs. HCV-Infektionen sind ein großes Problem
der Volksgesundheit, und die Behandlungen auf der Basis von Interferon,
die meist angewendet werden, sind nur in 25 der Fälle wirkungsvoll.
-
Die
Anti-HCV-T-Lymphocyten CD8 herrschen in den entzündeten Leberinfiltraten bei
chronischen Infektionen vor. Ihre verstärkte Aktivierung bewirkt gleichzeitig
eine beträchtliche
Zerstörung
der Leberzellen, die zu einer Leberinsuffizienz führt, und
eine Immunsuppression, welche die vollständige Clearance des Virus behindert.
Eine spezifische Kontrolle der Aktivierung der cytotoxischen T-Lymphocyten
CD8 würde
es erlauben, die Immunerkrankung der HCV-Infektion abzuschwächen, indem
sie die Immunsuppression aufhebt und die Leberzerstörung vermindert.
-
Die
Mechanismen, die für
Leberschäden
bei der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) verantwortlich
sind, sind nur wenig bekannt. Die klinische Beobachtung, dass kurze
Behandlungen mit Corticosteroiden den Serumgehalt an Aminotransferasen
trotz Verschlimmerung der Virämie
reduzieren, legt nahe, dass die Immunantwort eine bedeutende Rolle
bei der Zerstörung
der Leberzellen spielt. Die Tatsache, dass die Mehrzahl der mit
HCV infizierten Patienten chronisch wird, zeigt, dass das Vorhandensein
von cytotoxischen Anti-HCV-T-Lymphocyten für die Vernichtung des Virus
nicht ausreicht. Obwohl die T-Lymphocyten CD8 in großer Anzahl
in den entzündeten
Infiltraten vorhanden sind, bleibt ihre Rolle beim Schutz vor dem
Virus und gleichzeitig bei der Zerstörung des Lebergewebes unklar.
Patienten mit einer hohen Aktivität der cytotoxischen Anti-HCV-T-Lymphocyten
haben sicher eine geringere Virämie,
aber auch einen erhöhten
Gehalt an Transaminasen und entwickeln eine aktivere Erkrankung
(Nelson, D.R. et al., J. of Immunol., 158, 1 473 (1997)). Umgekehrt
weisen Patienten mit einer starken Anti-HCV-CD4-Antwort weniger häufig klinische
und histologische Anzeichen von Lebererkrankungen auf. Demzufolge
ist das Gleichgewicht zwischen viraler Clearance und Leberzerstörung stark
mit der Aktivität
verbunden, die die für
das HCV spezifische T-Lymphocyten-CD4- und -CD8-Populationen in der Leber betrifft.
-
Bei
einem chronisch mit HCV infizierten Patienten hatte die Verminderung
der T-Lymphocyten CD8 durch monoklonale Anti-CD8-Antikörper vorteilhafte
Effekte (Kiefersauer, S. et al., J. of Immunol., 159, 4046 (1997)).
Nach dieser Behandlung waren die Transaminasen stark gesenkt und
war die Leberentzündung
abgeschwächt
und die proliferative Antwort auf die Antigene des HCV wiederhergestellt.
Tsai et al. haben auch gezeigt, dass die in-vitro-Verminderung der
T-Lymphocyten CD8 aus peripherem Blut eine proliferative Antwort auf
die Antigene des HCV ermöglichte
(Tsai et al., J. Hepatol., 21, 403 (1993)).
-
Die
proliferative Antwort ist ein bestimmendes Element der viralen Clearance
in der akuten Infektionsphase, und eine starke T-CD4-Antwort geht
mit der Vernichtung des Virus einher. Diese Antwort ist bei Patienten,
die sich zur Chronizität
entwickeln oder klinische Anzeichen einer Chronizität zeigen
(Diepolder, H. et al., Lancet, 346, 1006 (1995)), schwach oder fehlt
ganz.
-
Der
Maus-Tierversuch für
die chronische Infektion mit dem LCM-Virus ähnelt in bestimmten Aspekten der
chronischen Infektion mit dem HCV. In diesem Tierversuch können die T-Lymphocyten
CD8 nicht nur die Vernichtung des LCM-Virus beeinträchtigen,
sondern sie machen außerdem
die Tiere unfähig,
gegen eine neue VSV-Infektion zu kämpfen (Dunlop, M. und Blanden,
R., J. Exp. Med., 145, 1131 (1977) und Odermatt, B. et al., Natl.
Acad. Sci. USA, 88, 8252 (1991)). Die Verminderung der T-Lymphocyten
CD8 durch monoklonale Anti-CD8-Antikörper geht mit einer vollständigen Wiederherstellung
der Immunantwort auf das VSV einher (Leist, T.P., E. Ruedi und R.M.
Zinkernagel, J. Exp. Med., 167, 1749 (1988)). Außerdem können die cytotoxischen T-Lymphocyten
die infizierten Zellen wie die das Antigen aufweisenden Zellen,
die T-Lymphocyten und die B-Lymphocyten, welche die neutralisierenden
Antikörper
produzieren, die für
die Entwicklung einer Schutzantwort wesentlich sind, zerstören (Odermatt,
B. et al., Natl. Acad. Sci. USA, 88, 8252 (1991) und Leist, T.P.,
E. Ruedi und R.M. Zinkernagel, J. Exp. Med., 167, 1749 (1988)).
-
Die
Modifizierung der Anti-HCV-CD8-Aktivität könnte somit eine gute Strategie
sein, um die Entwicklung einer schützenden humoralen Immunität zu begünstigen.
-
2. Klinische
Fälle
-
Die
tiefgreifenden Modifizierungen der cytotoxischen T-CD8-Antwort eröffnen einen
neuen Therapieweg für
chronische Infektionen mit nicht-cytopathogenen Viren. Das Beispiel
LCM-Virus zeigt, dass die Anwendung von Ritonavir bei der chronischen
Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus zu einer Verringerung der cytotoxischen
Antwort und der immunpathologischen Wirkungen mit vorteilhaften
klinischen Folgen führen
müsste.
-
Ein
drogensüchtiger
Patient wurde wegen einer Doppelinfektion mit HIV und HCV beobachtet,
die 1986 festgestellt worden war, aber zweifellos älter als
dieses Datum war. Die Entwicklung der HIV-Infektion erfolgte langsam
mit einer etablieren Virämie
von etwa 4logHIV RNA-Kopien/ml. Der Gehalt an T-Lymphocyten CD4
war mit einer ersten opportunistischen Lungeninfektion gesunken.
Die HCV-Virämie
schwankte um 5 bis 6logHCV RNA-Kopien/ml und der Serumgehalt an
Transaminasen war moderat erhöht
(das 2- oder 3fache des normalen Wertes). Ein Inhibitor der Proteasen
des HIV, Ritonavir, wurde in die Therapie des Patienten eingeführt und
seither verfolgt. Die HIV-Virämie wurde
in den zwei Monaten, die auf den Behandlungsbeginn folgten, nicht
nachweisbar, wonach das vorhergehende Niveau ab dem vierten Monat
erreicht wurde. Der Gehalt an T-Lymphocyten CD4 war während dieses
Zeitraums erhöht
und erhöhte
sich weiter, selbst nach dem Wiederauftreten der HIV-Virämie. Dafür wurde
die HCV-Virämie im 7.
Monat nach Einführung
von Ritonavir (7) negativ und blieb es die
zwei Jahre danach.
-
3. Retrospektive Studie
der Entwicklung der Infektion mit HCV bei Aids-Patienten, die mit
Ritonavir oder Indinavir behandelt wurden
-
Bei
mit HIV-1-infizierten Patienten kann die Wirkung von Ritonavir auf
die Immunantwort aus dessen antiretroviraler Aktivität, der Verringerung
der Aktivität
der cytotoxischen T-Lymphocyten (CTL) und der Immunerkrankung resultieren.
Eine retrospektive Untersuchung von Patienten, die mit HCV und HIV
coinfiziert waren, wurde durchgeführt, um die virale Belastung
mit HCV, die Leberfunktion und den Gehalt an Anti-HCV-Antikörpern bei
Patienten, die Ritonavir und Saquinavir oder Indinavir die ersten
vier Monate der Therapie erhielten, zu vergleichen. Die beteiligten
Patienten (41) hatten eine chronische HCV-Infektion, die durch das
Vorhandensein von Anti-HCV-Antikörpern
und von Serum-HCV-RNA, detektiert durch RT-PCR, nachgewiesen worden
war. 18 Patienten erhielten Ritonavir allein (600 mg zweimal pro
Tag), drei erhielten Ritonavir und Saquinavir (800 mg pro Tag) und
20 erhielten Indinavir (800 mg dreimal pro Tag). Die Kontrollpopulation
bestand aus 105 Patienten ohne nachweisbare Anti-HCV- oder Anti-HBV-Antikörper und
ohne opportunistische Infektion, erhielten aber Ritonavir das erste
Mal wenigstens vier Monate lang.
-
Anfänglich zeigten
die coinfizierten Patienten die klinischen Symptome, eine virale
HIV-Belastung und ein Auszählen
von T-Lymphocyten und ähnlicher
biologischer Werte. Eine moderate Lebercytolyse existierte bei beiden
Gruppen (87 +/– 61
IU/l für
Indinavir und 54 +/– 28
IU/l für
Ritonavir). Die viralen HCV-Belastungen und die genotypische HCV-Verteilung
zwischen den beiden Gruppen waren ähnlich. Bei den infizierten
Patienten erhöhten
sich die ALAT-Konzentrationen häufiger
bei denjenigen, die Ritonavir einnahmen (57 %: 12/21 Patienten)
als bei denjenigen, die Indinavir nahmen (10 %: 2/20 Patienten,
p < 0,002). In
der Ritonavir-Gruppe konnte ein Konzentrationspeak ALAT im dritten
Monat mit einem mittleren Maximalwert von 418 IU/l (Standardabweichung:
96–1570)
beobachtet werden.
-
In
der Kontrollpopulation wurde eine Erhöhung der Konzentrationen von
ALAT nur bei 12 Patienten von 105 beobachtet (11,4 %, p = 10–6),
was zeigt, dass die sehr hohe Häufigkeit
von Patienten, die mit HCV infiziert waren und an einer cytolytischen
Hepatitis während
der Behandlung mit Ritonavir litten, nicht mit der Toxizität des Arzneimittels
verbunden ist, sondern aus dessen Wirkung auf die mit HCV infizierten
Zellen, entweder direkt oder durch Modifizierung der Immunantwort,
resultiert.
-
In
Tabelle 1 ist ein Vergleich der biologischen Marker von mit HCV
infizierten Patienten mit oder ohne Transaminasenerhöhung während der
Behandlung mit Ritonavir (Gruppe I bzw. II) und bei Patienten, die
ohne Erhöhung
von ALAT mit Indinavir behandelt worden waren (Gruppe III) gezeigt.
-
Aufgrund
der kleinen Anzahl von Patienten wurden statistische Berechnungen
mit der Gruppe IV nicht durchgeführt.
Dabei handelte es sich um zwei Patienten mit einer cytolytischen
Hepatitis, die mit einer beträchtlichen
Erhöhung
der viralen HCV-Belastung einherging (+3,57log10RNA-Kopien/ml
bei einem Patienten und +0,5log10RNA-Kopien/ml
bei dem zweiten Patienten).
-
Die
Schwankungen der HCV-RNA-Konzentrationen und der Antikörperindizes
wurden an konservierten Serumpaaren gemessen (10 Paare in Gruppe
I, 6 in Gruppe II, 10 in Gruppe III und 2 in Gruppe IV). Die Seren
wurden zu Beginn und in den Wochen 6,8 und 7,2 für die Gruppe I bzw. III (p >0,2) gewonnen. Die HIV-RNA-
und HCV-RNA-Konzentrationen
sind in Form von log10RNA-Kopien/ml und
die Auszählungen
der T-Lymphocyten in Form von Zellen/mm3 dargestellt.
Die ALAT-Konzentrationen sind in Internationalen Einheiten/l angegeben.
-
Die
Anti-HCV-Antikörper
wurden mit der Version 3.0 des Systems Axsym VHC (Abott) bestimmt,
und die Veränderungen
der Gehalte an Anti-HCV-Antikörpern
des Serums von Patienten (Ac-Index) wird als das Verhältnis der
optischen Dichten angegeben.
-
Die
Veränderungen
der viralen HIV-Belastung und der Auszählung der T-Lymphocyten waren
bei den drei Gruppen I, II und III ähnlich. Die virale HCV-Belastung
war bei allen Gruppen mit +0,61log10RNA-Kopien/ml für Gruppe
I, verglichen mit +0,41log10RNA-Kopien/ml
in Gruppe III (p <0,1)
und +0,22log10Kopien/ml in Gruppe II (p
= 0,065), erhöht.
Eine Erhöhung
der Produktion von Anti-HCV-Antikörpern wurde nur bei Gruppe
I (p < 0,05 zwischen
den Gruppen I und III) beobachtet.
-
So
war der Antikörpergehalt
nur bei den Patienten erhöht,
die während
der Therapie mit Ritonavir eine Cytolyse aufweisen. Keine Erhöhung der
Antikörpergehalte
wurde mit Indinavir festgestellt, selbst wenn eine starke Erhöhung der
HCV-Virämie
beobachtet worden war, was zeigt, dass eine übermäßige Antigen-Stimulation nicht
ausreicht, um die humorale Anti-HCV-Antwort zu stimulieren. Die
Verbesserung der vorzeitigen humoralen Antwort während einer Behandlung mit
Ritonavir kann die Folge der Modifizierung der CTL-Aktivität sein,
da während
den Infektionen mit dem HBV und LCM-Virus gezeigt worden ist, dass
die antiviralen cytotoxischen T-Lymphocyten die neutralisierende
Antikörper
produzierenden B-Lymphocyten lysieren (Planz et al., Nature, 382,
726–729
(1996) und Barnaba et al., Nature, 345, 258–260 (1990)).
-
Die
vorübergehende
Lebercytolyse, die einige Tage nach dem Beginn der Behandlung mit
Ritonavir bei den Patienten beobachtet wurde, die eine Hepatitis
C erworben hatten, kann somit aus einer Erleichterung der Apoptose
der mit HCV infizierten Leberzellen resultieren. Diese Beobachtung
eröffnet
den Weg für
die Verwendung dieser Moleküle
(Ritonavir und Saquinavir) zur Modifizierung der Apoptose. Tabelle
I: Veränderungen
der biologischen Werte bei Gruppen von mit HCV infizierten Patienten,
die entsprechend dem verwendeten Inhibitor der Protease des HIV-1
und der Lebercytolyse klassifiziert wurden.
- N = Anzahl Personen pro Gruppe
- RTN und IDN bedeuten Ritonavir bzw. Indinavir