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Kreuzspulmaschine mit Nutentrommel und vorgeschaltetem Fadenleitorgan
Um bei Kreuzspulmaschinen den immer höher gestellten Anforderungen betreffend Spulgeschwindigkeit
genügen zu können, ist man genötigt, von der Anwendung der hin und her gehenden
Fadenführer Abstand zu nehmen. Man ist daher zu umlaufenden Fadenführern übergegangen,
von denen die bekanntesten die Schlitztrommeln einerseits und die Flügelfadenführer
andererseits sind. Bei den Schlitztrommeln nun wird der Faden ziemlich stark beansprucht,
da er beimDurchgehen durch die Schlitztrommel zweimal, und zwar in entgegengesetzter
Richtung, abgelenkt wird, ehe er zur Spule gelangt. Diese Ablenkung ist so groß,
daß es praktisch unmöglich ist, Schlitztrommelmaschinen mit mehr als r 5o mm Hublänge
zu bauen, weil das Garn die doppelte starke Ablenkung nicht mehr vertragen würde.
Abgesehen hiervon würden für größere Hublängen die Schlitztrommeln zu groß und zu
schwer werden.
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Aber auch die Flügelfadenführer lassen sich nicht überall anwenden,
denn für größere Hublängen (über z5omm) müßte der Flügeldurchmesser übermäßig groß
gewählt werden, will man vermeiden, daß das Garn zu stark beansprucht wird.
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Bei Kreuzspulmaschinen mit Nutentrommelfadenführüng treten diese Bedenken
nicht auf. Dafür ergeben sich insofern leicht StörUngen, als der Faden sich an den
Kreuzungsstellen der Nuten verläuft. Abgesehen hiervon ist das Einarbeiten der Nuten
in die Trommel verhältnismäßig umständlich, da es notwendig ist, die beiden rechts-
und linksgängigen Nuten an den Trommelenden ineinander übergehen zu lassen, um eine
Umkehr des Fadens zu erzielen. Hierzu kommt noch, daß an den Kreuzungen Ausweichstellen
vorgesehen sein müssen, die es verhindern, daß der in den Nuten geführte Faden umkehrt,
bevor er die ganze Hubbe@v egung vollführt hat. Abgesehen hiervon haftet dieser
Art der Fadenführung der Nachteil an, daß der Steigungswinkel der Fadenlagen auf
der Kreuzspule nicht beliebig vergrößert werden kann, weil sonst der Faden die Nuten
verläßt. Für die meisten Garne ist es aber von Vorteil, wenn die Kreuzspulen mit
stärker Kreuzung ausgeführt werden, weil solche Spulen mehr Halt besitzen und infolgedessen
mehr beansprucht werden können. So vertragen z. B. mit starker Kreuzung hergestellte
sogenannte Färbereispulen den Färbevorgang anstandslos, während Spulen mit schwacher
Kreuzung sich wesentlich schlechter weiterverarbeiten lassen und Ausschuß ergeben.
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Es kommt noch hinzu, daß durch die Ausweichstellen die Herstellung
der Nutentrommel sehr verteuert wird. DiePreisfrage macht es sogar zur Unmöglichkeit,
solche Nutentrommeln aus Metall herzustellen, vielmehr hat man sich gezwungen gesehen,
als Baustoff Kunstharze u. dgl. zu verwenden, was natürlich für dieLebensdauer derTrommeln
außerordentlich ungünstig ist. Da nun außerdem die Einrichtungen zum Formen dieser
Kunstharztrommeln sehr teuer sind, so ist es praktisch
unmöglich,
jede beliebige Hublänge auszuführen oder von Fall zu Fall den Grad der Kreuzung
dem zu spulenden Garnmaterial anzupassen, weil- jedesmal die teuren Spezialeinrichtungen
neu.angefertigt werden müßten.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, vor einer normalen Nutentrommel
einen hin und her schwingenden Fadenführer anzuordnen, der die Aufgabe hat, den
Faden über die Kreuzungsstellen der Nuten hinwegzuleiten. Ein derartiger Hilfsfadenführer
besitzt nun aber alle an sich bekannten Nachteile dieser Fadenführerart, so daß
dieser Vorschlag sich in der Praxis nicht eingebürgert hat, obwohl der Gedanke,
dem Faden eine voreilende Tendenz zu erteilen, damit ein Verlaufen de3-selben an
den Kreuzungsstellen vermieden wird, gegenüber den Nutentrommeln mit besonders ausgearbeiteten
Nuten als technischer Fortschritt zu begrüßen ist.
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Es wurde nun gefunden, daß durch Verwendung eines Fadenleitorganes,
das sich um eine zur Notentrommel parallele Achse dreht und zwei gegenüberliegende,
entgegengesetzt gerichtete Gleitkanten besitzt, nicht nur die an sich bekannten
Nachteile des hin und her schwingenden Hilfsfadenführers beseitigt, sondern darüber
hinaus noch besondere Vorteile erzielt werden, indem Größe bzw. Art der Spule lediglich
durch die entsprechende Wahl .der Drehzahl bzw. durch Veränderung der Gleitkantenneigung
beeinflußt werden kann. Durch die gleichen Mittel läßt sich auch die Einlaufrichtung
des Fadens in die Nut der Trommel bestimmen, so daß infolgedessen der Steigungswinkel
der Nut gegenüber den bekanntenEinrichtungen mitLeichtigkeit vergrößert werden kann,
was zur Erzeugung von Spulen mit besonders stark gekreuzten Fadenlagen notwendig
ist. Dabei ist das vorgeschaltete Fadenleitorgan, da es für sich allein kein selbständiger
Fadenführer zu sein braucht, von besonders einfacher Bauart und billig in der Herstellung.
Hierzu kommt noch, daß es selbsteinfädelnd ist und keine besonders-hohe Drehzahl
aufzuweisen braucht. Es können daher 4o und mehr davon auf einer einzigen Welle
angeordnet sein und von einer Stelle aus gemeinsam angetrieben werden, wodurch sich
der ganze Aufbau der Maschine vereinfacht.
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Abgesehen hiervon besteht jederzeit die Möglichkeit, durch Auswechselung
der einfachen, nach Schablone auf der Drehbank erzeugten Notentrommeln Spulen mit
einer anderen Kreuzung der Fadenlagen auf derselben Maschine zu erzeugen, genau
so wie in einfachster Weise die Spulenform und -große durch Veränderung des Übersetzungsverhältnisses
zwischen Notentrommel . und Fadenleitorgan beeinflußt werden kann. Auf der Zeichnung
sind mehrere Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes dargestellt, und zwar
zeigen: Fig. i eine schematische Darstellung einer Spulvorrichtung mit einer Fadenführungsvorrichtung
gemäß der Erfindung, Fig. 2 die Nutenwalze, in Ansicht, Fig. 3 die dazugehörige
Stirnansicht, Fig. 4 die Abwicklung der Mantelfläche der N utenwalze, Fig. 5 den
Schnitt gemäß V-V der Fig. 3, Fig. 7, g und i i verschiedeneAusführungsbeispiele
des umlaufenden Hilfsfadenleiters, Fig. 6, 8 und io die entsprechenden Endansichten
und Schnitte dieser Hilfsfadenleiter, Fig.12 den Grundriß einer Spulvorrichtung
mit dem Antrieb der den Hilfsfadenleiter tragenden Welle von der die Notenwalze
tragenden Welle aus und Fig. 13 und 14 die zu Fig. i2 gehörige Seitenansicht und
Vorderansicht.
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In dem Maschinengestell i (Fig. 12 bis 14) sind die Lagerstellen :2
für die durchgehenden, die Notenwalzen 4 tragenden Wellen 3 angeordnet. Im gleichen
Gestell i befinden sich ebenfalls die Lagerstellen 5 für die durchgehende Welle
6, auf welcher die Hilfsfadenleiter 7 befestigt sind. Die Welle 3 wird durch eine
Riemenscheibe 8 angetrieben, neben der ein Zahnrad 9 angeordnet ist, das mit dem
auf der Welle 6 sitzenden Zahnrad io im Eingriff steht. Das. Übersetzungsverhältnis
ist hierbei so gewählt, daß die Drehzahl der Welle 3 ein ganzzahliges Mehrfaches
jener der Welle 6 ist. Der Drehsinn der verschiedenen Wellen und Räder ist durch
Pfeile in Fig. i angedeutet.
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Die auf der Welle 3 sitzende Notenwalze 4 (Fig. a bis 5) besizt auf
ihrer Mantelfläche zwei schraubenförmige Nuten i i, wovon die eine Links- und die
andere Rechtssteigung aufweist. Das Steigungsverhältnis der beiden Nuten ist stets
das gleiche, kann aber beliebig verändert werden, so ,daß mehr oder weniger Windungen
mit mehr oder weniger Kreuzungspunkten 12 in die Erscheinung treten. Vor den Notenwalzen
ist der neue Hilfsfadenleiter 7, der weiter unten noch näher beschrieben werden
soll, auf der Welle 6 angeordnet, so daß der Faden 13 erst über den Hilfsfadenleiter
7 gleiten muß, bevor er über die Notenwalze 4 zu der Aufrollspule 14 gelangt.
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Der Hilfsfadenleiter 7 hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß der Faden
13 an den Endkreuzungsstellen i2 der Notentrommel 4 umkehrt, bevor er das tatsächliche
Ende der Trommel 4 erreicht hat. Ist der Faden 13 im Endkreuzungspunkt 12A
angelangt, dann tritt der andere Teil des Hilfsfadenleiters 7, der inzwischen eine
halbe Drehung ausgeführt
hat, in Tätigkeit und veranlaßt den Faden
13,
im Kreuzungspunkt i2'4 umzukehren. Dies geschieht dadurch, daß der über
den Hilfsfadenleiter 7 gleitende Faden 13 infolge der schräg zur Achse der Welle
6 stehenden Kante des Fadenleiters 7 das Bestreben hat, nach dem Punkt zu laufen,
der der Welle 6 am nächsten liegt. Dieses Bestreben -hält so lange an, bis der Faden
am anderen Ende der Trommel q. ankommt. Infolgedessen geht der Faden störungsfrei
über die verschiedenen Kreuzungsstellen 12 hinweg, bis er am Punkt i28 angelangt
ist.
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Hier kommt nun wieder die andere, entgegengesetzt geneigte Kante des
Hilfsfadenleiters 7 zur Wirkung, die den Faden 13 nach der entgegengesetzten Richtung
laufen läßt, so daß er umkehrt und dem Punkt i2A zuwandert. Hierdurch entsteht eine
absolut genaue Fadenführung und infolgedessen auf der Spule eine einwandfreie Kreuzwicklung.
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Aus diesem Grunde rnuß, wie schon erwähnt, das Übersetzungsverhältnis
der Zahnräder 9 und io ein derartiges sein, daß der Hilfsfadenleiter 7 sich um ein
ganz Vielfaches langsamer dreht als die Nutenwalze. Ist beispielsweise eine in Fig.
2 dargestellte Nutenwalze verwendet worden, welche vom Punkt 128 zum Punkt i2A vier
ganze Schraubenumgänge aufweist und vom Punkt i2A zu i28 ebenfalls vier Schraubenumgänge,
dann ist das Übersetzungsverhältnis der beiden Wellen 6 und 3 ein achtfaches.
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Die Ausführung des Hilfsfadenleiters 7, die prinzipiell immer die
gleiche ist, kann in ihren Einzelheiten verschieden sein, wie Fig. 6 bis i i zeigen.
Fig. 6 und 7 zeigen eine Ausführung aus starkem Draht, Fig. 8 und 9 eine solche
aus einem Preßstück, Fig. io und i i eine solche aus vollem Material.
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Es ist auch möglich, den Hilfsfadenleiter in der entgegengesetzten
Richtung laufen zu lassen. Es ist dann natürlich nötig, zwischen die Räder g und
io ein Zwischenrad einzuschalten. Die Wirkung ist annähernd die gleiche. Weiter
ist es möglich, die Hublänge des Fadens zu ändern und ihn zu veranlassen, bereits
an einer früheren Kreuzungsstelle der Nutentrommel umzukehren. Dies läßt sich erreichen,
indem man einen kürzeren Hilfsfadenleiter 7 einsetzt oder das Übersetzungsverhältnis
zwischen den Wellen 3 und 6 so wählt, daß der Fadenleiter schneller läuft und daher
die jeweilige Rückwärtsbewegung des Fadens in einem früheren Zeitpunkt einleitet.
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Die Aufrollspindel 15 wird in üblicher Weise von einem Spulbügel 16
gehalten, der auf der im Gestell i befestigten Achse 17 drehbar ist. Aufrollspindeln
und Bügel sind als bekannte Teile zu betrachten und daher nicht näher beschrieben.
Ebenso bekannt ist auch die Abziehvorrichtung, die verschieden gestaltet sein kann,
je nach Art des zu verarbeitenden Gutes und der vorhandenen Wickelform.
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Der Einfachheit halber ist das Ausführungsbeispiel nach Fig. 12 bis
14 so gewählt, daß die Nutenwalze q. zugleich als Antrieb für die Aufrollspule 14
dient. Die AufrollsPule 14 kann aber auch durch eine gesonderte Walze oder Welle
angetrieben werden, so daß dann die Nutenwalze lediglich noch zur Fadenführung dient.
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Die dargestellten Ausführungsformen sollen nur zeigen, wie der Erfindungsgegenstand
realisierbar ist, ohne ihn aber hierauf zu beschränken.