DE60208347T2 - Verwendung von "xylyloxy alkyl amines" für die Behandlung von Tinnitus - Google Patents

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Description

  • Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Xylyloxyalkylaminen zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung gegen Tinnitus, eine pharmazeutische Zusammensetzung, die Xylyloxyalkyl- und -arylamine umfasst, und ein Verfahren zur Behandlung von Tinnitus.
  • Beschreibung
  • Tinnitus ist eine Gehörerkrankung, welche im Allgemeinen schätzungsweise ungefähr 15% der Bevölkerung in den USA und Europa betrifft. Bei ungefähr 4% ist er ausreichend ernst, um zu bewirken, dass die daran leidenden Personen medizinische Hilfe ersuchen.
  • Bei einer Umfrage waren 1091 Patienten, 83%, mit Tinnitus daran interessiert, eine Behandlung gegen ihren Tinnitus zu erhalten (Lindberg, P. et al., Scand. Audiol., 1984; 13: 287–289). Bei ungefähr 1% der Bevölkerung ist Tinnitus eine behindernde Erkrankung. Trotz der immensen Anstrengungen und der Entwicklung einer Anzahl an Mitteln aus vielen Versuchen war der Erfolg bei der Behandlung von Tinnitus sehr beschränkt, und es existiert derzeit keine gut etablierte Behandlung, die über einen Placeboeffekt hinaus eine über längere Zeit anhaltende Verringerung des Tinnitus zur Verfügung stellt (Dobie, R. A., Laryngoscope, 1999; 109: 1202–1211). Zur Verbesserung der Situation haben mehrere kürzlich veröffentlichte Übersichtsartikel hinsichtlich der pharmakologischen Behandlung von Tinnitus die Notwendigkeit betont hinsichtlich verbesserter kontrollierter Versuche, besserer Messverfahren und einem besseren Verständnis der zugrunde liegenden neurochemischen Mechanismen der Erkrankung. Da viele Studien von neuen Arzneimitteln auf diesem Gebiet anfänglich eine gute Wirksamkeit aufzeigten, um später lediglich aufzuzeigen, dass sie nicht wirksamer als ein Placebo sind, können unkontrollierte Studien keinerlei Einsicht hinsichtlich behandlungsspezifischer Nutzen liefern (Dobie, bereits ober zitiert).
  • Bei Tinnitus sind Placeboeffekte besonders stark. R. A. Dobie et al. (Am. J. Otol., 1993; 14: 18–23) waren der Ansicht, dass die bedeutendste Entdeckung in ihrer Studie hinsichtlich der Wirksamkeit des tricyclischen Antidepressiva Nortriptylin die war, dass hochsignifikante Placeboeffekte bei den meisten Variablen auftraten, die zur Messung der Ergebnisse verwendet wurden. Hätte man keine Placebogruppe mit einbezogen, könnte man schlussfolgern, dass die Empfindung von Tinnitus durch Nortriptylin verringert wurde, jedoch war der Unterschied der Verringerung nicht signifikant (Arzneimittel 43%, Placebo 30%).
  • In einer ungewöhnlich umfassenden Doppelblind-Crossoverstudie befragte I. Donaldson (J. Laryngol. Otol., 1981; 95: 947–951) 64 Patienten, um die Wirkung von Lidocain auf deren Tinnitus und später die Wirkung des Antikonvulsiva Carbamazepin zu bewerten. Es wurden vier Antwortgruppen verwendet, um den Grad des Erfolgs aufzuzeichnen. Die Ergebnisse bestätigten frühere Berichte hinsichtlich der Wirksamkeit der kurzfristigen Aufhebung des Tinnitus bei einer großen Zahl an betroffenen Patienten. Die Untersuchung der Ergebnisse für Carbamazepin konnte jedoch keinerlei statistisch signifikanten Unterschied zwischen den positiven Ergebnissen des Arzneimittels (45%) und eines Placebos (35%) aufzeigen. Zwei der Patienten berichteten eine vollständige Aufhebung des Tinnitus durch ein Placebo.
  • Die Wirksamkeit von Lidocain (obwohl es aufgrund seiner schnellen Ausscheidung aus dem Kreislauf nicht therapeutisch verwendet werden kann) führte zu Versuchen, ähnliche Ergebnisse für die nahe verwandten Arzneimittel Tocainid und Mexiletin (mex) zu erhalten. Einige Studien konnten nicht aufzeigen, dass Tocainid wirksam ist, jedoch untermauert zumindest eine Untersuchung dessen Wirksamkeit (Lenarz, T., Gulzow, J., Laryng. Rhinol. Otol., 1985; 64: 604–608). Eine klinische Crossoverstudie zeigte, dass eine Tocainidinfusion zu einer 50%igen Verringerung der Tinnitusintensität führte. Eine Infusion mit einem Placebo, wie bei anderen Placeboinfusionen, zeigte einen nicht signifikanten Effekt (5%). Tocainid ist zu toxisch, um therapeutisch verwendet zu werden, jedoch scheint dessen pharmakologische Wirksamkeit gesichert.
  • Es gibt lediglich zwei Untersuchungen hinsichtlich mex, die in der Literatur berichtet werden. 1981 gaben M. S. McCormick und J. S. Thomas (Clin. Otolaryngol., 1981; 6: 255–258) acht Patienten mit unilateralem Tinnitus eine orale Bolusdosis von 400 mg an mex, und die Antwort der Patienten wurde zu fünf verschiedenen Zeiten während eines Zeitraums von 24 Stunden mittels einer Übereinstimmungstechnik beurteilt. Basierend auf den Plasmaniveaus zum Zeitpunkt der Beurteilungen stellten die Autoren die Hypothese auf, dass die Tinnitusstärke bei Plasmaniveaus von mehr als 0,5 mg/l verringert wurde. In einem Doppelblind-Crossoverversuch wurden 32 Patienten dann dreimal täglich während 30 Tagen 200 mg gegeben. Die Hypothese wurde jedoch nicht bestätigt, und das Arzneimittel war nicht besser als ein Placebo.
  • In einer späteren Studie (Salto, K. et al., Practica Otologica Kyoto, 1987; 80: 1307–1312) wurden 34 Patienten mit Tinnitus während einer oder zwei Wochen täglich oral 300 mg an mex gegeben. Es gab keine Placebogruppe. Wie in der oben beschriebenen Donaldson-Studie wurden vier Antwortgruppen verwendet, obwohl mit etwas weniger strengen Kriterien. Bei dieser Form der Darstellung waren die Ergebnisse praktisch identisch mit den Placeboergebnissen bei dem Carbamazepinversuch: 65% der Patienten in beiden Studien zeigten keinen Effekt, 14,6% der Personen in der mex-Studie zeigten einen Effekt über 50%, während 13 Personen in der Placebogruppe bei der Carbamazepin-Studie einen Effekt über 60% aufzeigten. Die Autoren der mex-Studie räumen ein, dass 14,6% an Personen, die einen guten Effekt aufzeigen, kein zufriedenstellendes Ergebnis sind. Sie weisen darauf hin, dass die Ergebnisse aufzeigten, dass Plasmaniveaus von oberhalb 0,7 mg/l dazu neigten, eine gute Linderung aufzuzeigen, jedoch trifft dies für lediglich zwei Patienten zu, während drei Patienten, deren Niveaus oberhalb 0,7 mg/l lagen, eine Linderung von weniger als 50 aufzeigten. Auch abgesehen von dem Fehlen eines Placebos gibt es in dieser Studie methodische Schwächen: Der Behandlungszeitraum war sehr kurz, und es fand keine nach dem Behandlungszeitraum fortgeführte Bewertung statt. Der Eindruck, dass dies eine Pilotstudie war, wird durch einen Kommentar in einer späteren Studie verfestigt (Salto, K. et al., Practica Otologica Kyoto (Suppl. 25), 1988: 15–20), wo die Autoren schreiben, dass sie erwartet hatten, da Lidocain und Tocainid eine gute Wirksamkeit bei Tinnitus aufzeigten, dass mex ebenfalls dies tun würde, dass jedoch ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden.
  • Keine der beiden mex-Studien wurden erweitert oder wiederholt. Die Studie von Saito et al. wurde auch niemals von anderen Forschern zitiert. Die Forscher auf diesem Gebiet fanden keine der Studien als erfolgversprechend genug, um mex erneut zu testen. Das Versagen zum Aufzeigen einer Wirkung kann von unberücksichtigten Faktoren abhängen. Für ein Arzneimittel wie mex mit einer Halbwertszeit von ungefähr acht Stunden wird der Unterschied zwischen dem Spitzenwert und dem niedrigsten Wert nach einer Verabreichung von jeweils acht Stunden mehr als 30% betragen (Zehender, M. et al., Zeitschr. Kardiol., 1987; 76: 501–506). Wenn das Verhältnis Plasmaniveau/Antwort steil ist, besteht ein Risiko, dass das Plasmaniveau für einen Teil der Zeit nicht therapeutisch wirksam sein wird. In dieser Studie hinsichtlich der antiarrhythmischen Wirkungen von mex wurde Patienten dreimal täglich 200 mg gegeben, derselbe Dosierungsbereich wie bei der Studie hinsichtlich Tinnitus von McCormick und Thomas. Während das maximale Plasmaniveau innerhalb von zwei Stunden erhalten wurden, war es am Ende des Dosisintervalls von acht Stunden bei nahezu 50% der Patienten subtherapeutisch.
  • Es gibt weitere bedeutende Gründe, warum mex einen therapeutischen Wert haben sollte, wenn die molekularen Mechanismen, die Tinnitus zugrunde liegen, in Betracht gezogen werden. J. A. Kaltenbach hat kürzlich eine Zusammenfassung neuer Einsichten in die neuralen Grundlagen von Tinnitus präsentiert. Der auf Basis von elektrophysiologischen Studien verfügbare Beleg lässt vermuten, dass Tinnitus im Zusammenhang steht mit Störungen der spontanen neuralen Aktivität im Hörsystem. Diese Abnormitäten umfassen Erhöhungen der spontanen Aktivität (Hyperaktivität), Änderungen beim Timing von neuralen Entladungen und eine Erhöhung der Bursting-Aktivität von Neuronen. Parallele Studien unter Verwendung von Verhaltenstestverfahren belegten, dass Mittel, die diese neuralen Änderungen erzeugen, wie Salicylat und Chinin, bei Tieren auch Tinnitus verursachen (J. Am. Acad. Audiol., 2000; 11: 125–137). Solche Studien wurden verwendet, um ein be deutendes Zentrum für Tinnitus in dem Colliculus inferior im Mittelhirn zu lokalisieren. G. D. Chen und P. J. Jastreboff (Hear Res., 1995; 82: 158–178) fanden, dass Salicylat eine Erhöhung der spontanen Aktivität und den Ausbruch einer Aktivität im Colliculus inferior vom Bursting-Typ induziert, was den Vorschlägen der Autoren nach eine Tinnitus-verwandte Aktivität darstellt. In einer weiteren Studie fanden auch Manabe, Y. et al. (JORL Soc. of Japan, 1998; 101: 807–813), dass Salicylat, das Meerschweinchen in Dosen gegeben wurde, welche eine Plasmakonzentration ergaben, die der entsprach, die bei Menschen Tinnitus induziert, zu vermehrten spontanen neuralen Entladungen führte. Eine wiederholte neurale Aktivität wird auch bei einigen Erkrankungen der Nerven und Muskeln gefunden. Es gibt nun eine mögliche Erklärung für diese abnormen Ereignisse.
  • Die normale Übertragung von elektrischen Signalen in Nerven und Muskeln erfordert ein schnelles Öffnen und Schließen von durch Spannung aktivierten Na-Kanälen (Natrium-Kanälen). Unter bestimmten Bedingungen schaffen es Kanäle nicht, sich zu schließen, was zu einem geringen, nicht aktivierenden (oder fortdauernden, anhaltenden, langsamen) Na-Strom führt. Diese unvollständige Deaktivierung erleichtert die Bildung eines Aktionspotentials, verkürzt Interspike-Intervalle und fördert Burst-Entladungen. Bei einigen vererbten Muskelerkrankungen, Myotonie, und bei einem genetischen Herzzustand, der als Long-QT-Syndrom bezeichnet wird, kann die unvollständige Deaktivierung auf spezifische Modifikationen in den Na-Kanälen zurückverfolgt werden. Bei neuralen Erkrankungen wurden bis jetzt keinerlei derartige Mutationen gefunden, jedoch sind die anhaltenden Na-Ströme, welche der Hyperexzitabilität des Nervengewebes bei der Epilepsie und bestimmten Formen des Schmerzes unterliegen, von derselben Natur. In den letzten Jahren wurden Studien dieser Zustände in großem Maße unterstützt durch die Verwendung des Toxins ATXII der Seeanemone. Es unterscheidet sich von anderen Toxinen hinsichtlich der selektiven Erzeugung von späten, anhaltenden Natriumströmen, ohne den Peakstrom, der bei einer normalen Nervenaktivität zu sehen ist, zu beeinflussen. Es kann somit das Impulsverhalten in einem normalen Muskel und Nerv verändern, um es ähnlich zu dem von erkranktem Gewebe zu machen. Eine wirksame Therapie für sowohl Myotonie und bestimmte Formen von neuropathischen Schmerzsyndromen ist die Verwendung von geringen Niveaus an intravenösen Niveaus an Lokalanästhetika/Antiarrhythmika (z.B. Lidocain, Mexiletin). Diese Arzneimittel besitzen eine der von ATXII entgegengerichtete Wirkung auf Na-Kanäle (Khodorova, A., Muscle & Nerve, 2001; 24: 634–647). Gleichermaßen bewirken bei dem Herz-LQT-Syndrom die Mutationen eine Erhöhung bei späten Strömen, was zu späten Öffnungen mit potentiell ernsten Konsequenzen führt. Wiederum sind Lidocain und mex wirksam und verringern den späten Strom mehr als den Spitzenstrom. Auch bei der Epilepsie haben lokale Anwendungen im Gehirn aufgezeigt, dass die Art an neuralen Bursts verursacht werden, die charakteristisch für diese Erkrankung sind. Mehrere Autoren haben vorgeschlagen, dass Tinnitus eine Form einer sensorischen Epilepsie ist, und andere, dass er als eine Form einer chronischen Schmerzempfindung angesehen werden sollte. Der letzte Vergleich aufgrund einer kürzlichen Übersicht basiert auf einer Anzahl an Ähnlichkeiten zwischen den beiden Zuständen, und Schmerzen und Tinnitus werden oft durch dieselben pharmakologischen Mittel gelindert, von denen am bemerkenswertesten bestimmte tricyclische Antidepressiva, Antikonvulsiva wie Phenytoin und das Lokalanästhetikum Lidocain sind. Die Ähnlichkeiten könnten anzeigen, dass beide Zustände durch eine ähnliche Läsion charakterisiert sind, und dies hat zur Entwicklung einiger pharmakologischer Mittel auf Basis ihrer schmerzlindernden Eigenschaften geführt. Unglücklicherweise hat dieser Ansatz bis jetzt nicht zu einer wirksamen Behandlungsweise geführt (Simpson, J. J., Davies, W. E., TIPS, 1999; 20: 12–19).
  • Es ist nicht offensichtlich, warum dieses Modell fehlgeschlagen ist. Der lakalanästhetische Effekt von Lidocain ist abhängig von dessen Na-Kanalblockierungsleistung. Es wurde üblicherweise angenommen, dass sein Effekt auf Tinnitus dieselbe Ursache hat. Die erhöhte spontane Aktivität im Colliculus inferior, von der angenommen wird, dass sie für Tinnitus repräsentativ ist, wird durch Lidocain aufgehoben (Manabe et al., bereits oben zitiert). Es besteht jedoch keine statistische Korrelation zwischen einer Na-Kanalblockierungsleistung und einem tinnitolytischen Effekt. Es gibt viele Verbindungen mit größerer Blockierungsleistung als Lidocain, welche ohne Wirkung auf Tinnitus sind. Seine schmerzlindernden Eigenschaften bei chronischen Schmerzen sind auf spezielle neuropathische Zustände beschränkt.
  • Die Plasmakonzentration in diesen Fällen ist 10- bis 20-mal niedriger als die, die zur Blockierung der Leitung in Nerven notwendig ist. Es wurde vorgeschlagen, dass der Grund für diese Diskrepanz der sein könnte, dass Untergruppen von Nerven existieren, die bei neuropathischen Schmerzen aktiv sind, welche besonders sensitiv auf Lidocain sind. Eine bedeutendere Erklärung in diesem Zusammenhang würde die sein, dass Lidocain wirksam in einer Maßnahme gegen das abnorme, wiederholte Impulsfeuern ist, das in Zusammenhang mit einzelnen Erkrankungen der Nerven und Muskeln aufgrund einer unvollständigen Deaktivierung in Na-Kanälen auftritt und durch die Verabreichung von ATXII an normale Nerven- und Muskelfasern nachgeahmt wird, was beschrieben wird von Khodorova et al. (bereits oben zitiert).
  • Obwohl gleichermaßen die Wirkung von Phenytoin auf Na-Kanäle dieselbe ist wie die von Lokalanästhetika, scheinen die spezifischen Details der Blockierungswirkung bei Phenytoin diese gerade mit den richtigen Eigenschaften auszustatten, um ein minimal toxisches Antikonvulsivum zu sein, das mit Anfall-erzeugenden Mechanismen auf eine in hohem Maße selektive Weise wechselwirkt, ohne die normale Funktionsweise des Gehirns zu beeinflussen (Rogawski, M. A., Advances in Neurol., 1998; 76: 11–27). Zahlreiche andere Arzneimittel sind viel bedeutendere Na-Kanalblocker, aber unbrauchbar als Antikonvulsiva.
  • Die Mutation in dem Gen, welches den Na-Kanal codiert, bewirkt das Long-QT-Syndrom, für welches ATXII als ein Modell fungiert, bietet ein weiteres Beispiel. Antiarrhythmika werden in Gruppen unterteilt, worunter Arzneimittel der Gruppe 1 einen Effekt auf Na-Kanäle aufweisen. Zwei Mitglieder der Gruppe 1b, Lidocain und mex, sind in hohem Maße wirksam bei dem LTQ-Syndrom, wohingegen Arzneimittel in 1a dies nicht sind, mit einer Wirkung auf Herzmuskelimpulse, die ähnlich zu ATXII ist, und nicht im Gegensatz zu den 1b-Arzneimittel steht. Arzneimittel der Gruppe 1a haben keinen lindernden Einfluss auf Tinnitus, wobei Chinidin sogar Tinnitus verursacht. 1b-Arzneimittel wie Lidocain, Tocainid und Phenytoin werden Tinnitus lindern. Unter den tricyclischen Antidepressiva ist Amitriptylin das wirksamste bei Tinnitus. Es hat schmerzlindernde Eigenschaften, die ähnlich zu Lidocain und Phenytoin sind, und besitzt antiarrhythmische Wirkungen, die ähnlich zu Lokalanästhetika sind.
  • Unter Berücksichtigung dieser Fakten würde eine Arbeitshypothese derart lauten, dass lediglich solche Antiarrhythmika/Lokalanästhetika, Antikonvulsiva und tricyclische Antidepressiva, welche dieselbe Art an Einfluss auf Na-Kanäle aufweisen und folglich einen dem von ATXII gegenläufigen Effekt aufweisen, wirksam bei der Tinnitusbehandlung sind. Gemäß dieser Hypothese wird mex wirksam bei Tinnitus sein. Es scheint bei dieser Regel keine Ausnahme zu geben. Die einzige Hauptgruppe von Arzneimitteln, die eine gewisse Wirksamkeit bei der Tinnitusbehandlung aufgezeigt haben, sind die Benzodiazepine. In diesem Fall wird angenommen, dass der Effekt abhängig ist von einer GABA-stimulierenden Wirkung, da GABA der Hauptinhibitortransmitter im Nervensystem ist. Interessanterweise scheinen die Arzneimittel mit dem gewünschten Effekt auf Na-Kanäle ebenso einen stimulierenden Effekt auf GABA aufzuzeigen. Dies wurde kürzlich für Lidocain, Tocainid und mex gezeigt (Nordmark, J., Rydqvist, B., Neuroreport, 1997; 8: 465–468, und unveröffentlichte Beobachtungen). Die Wirkung auf GABA kann somit zur Wirkung auf Tinnitus beitragen.
  • ATXII wurde nicht als ein Screeningmodell für neue Arzneimittel bei der Schmerz- oder Epilepsiebehandlung verwendet, es wurde jedoch zur Entwicklung von Derivaten von mex und Tocainid bei bestimmten Formen von Myotonie verwendet. Das Modell war besonders wertvoll im Fall von mex, das einen engen therapeutischen Bereich aufweist, da es ermöglicht, dass neue Arzneimittel getestet werden können, welche eine größere Wirksamkeit bei der Verringerung von deaktivierenden Strömen als bei der Verringerung von normalen Strömen anzeigen können (Desaphy, J. F. et al., Neuromuscular Disorders, 1999; 9: 182–189, Desaphy, J. F. et al., Brit. J. Pharmacol., 1999; 128: 1165–1174). Basierend auf den Ergebnissen in Myotoniestudien und der Verwendung desselben ATXII-Modells bei Tinnitus wird der Grad der Wirksamkeit bei der Verringerung der Tinnitusintensität in ansteigender Reihenfolge folgendermaßen sein: (RS)-mex, (R–)-mex, (RS)-1-(2,6-Dimethylphenoxy)-3-methyl-2-butanamin, (R–)-1-(2,6-Dimehtylphenoxy)-3-methyl-2-butanamin.
  • Dies zeigt nicht notwendigerweise eine Reihenfolge der Brauchbarkeit an, da das Nebenwirkungsprofil des Isopropylderivats nicht bekannt ist.
  • Zusammenfassung der Erfindung
  • Es hat sich nun überraschenderweise ergeben, dass Mexiletin wirksam gegen Tinnitus ist. Daher betrifft die Erfindung die Verwendung von Substanzen mit der Formel I gemäß Anspruch 1, d.h. Mexiletin und dessen Derivate, zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur Behandlung von Tinnitus.
  • Ausführliche Beschreibung der Erfindung
  • In einem Aspekt betrifft die Erfindung die Verwendung einer Verbindung mit der Formel I
    Figure 00090001
    wobei
    R1 unabhängig Wasserstoff oder eine gerade oder verzweigte C1-C4-Alkylgruppe sind, die mit einer oder mehreren Halogengruppen und/oder C1-C4-Alkyloxygruppen substituiert sein können,
    R2 eine C1-C3-Hydrocarbylgruppe ist,
    R3 eine gerade oder verzweigte C1-C4-Alkylgruppe ist, die mit einer oder mehreren C1-C4-Alkyloxygruppen und/oder Halogengruppen substituiert sein kann, oder R3 eine Phenylgruppe oder eine Benzyl gruppe ist, die mit einer oder mehreren geraden oder verzweigten C1-C4-Alkylgruppen und/oder C1-C4-Alkyloxygruppen und/oder Halogengruppen substituiert sein kann,
    oder eines pharmazeutisch akzeptablen Salzes davon zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur Behandlung von Tinnitus.
  • Hydrocarby gemäß der Erfindung betrifft einen organischen Rest, der hauptsächlich aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht. Die Hydrocarbylgruppen können geradkettige oder verzweigtkettige Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylgruppen sein, die gegebenenfalls mit Hydroxy- oder Halogengruppen substituiert sind. Typische Hydrocarbylgruppen der vorliegenden Erfindung schließen gerade und verzweigte Alkylgruppen ein, die 1, 2 und 3 Kohlenstoffatome umfassen, wie Methyl, Ethyl, n-Propyl. R2 ist vorzugsweise eine Methylen- oder eine Ethylengruppe.
  • Die oben erwähnten Alkylgruppen können Methyl, Ethyl, n-Propyl, s-Propyl, n-Butyl, s-Butyl und t-Butyl sein. Die Alkoxygruppen Alkyl-O- können dieselben Alkylgruppen umfassen, wie sie für die Alkylgruppen als solche erwähnt wurden.
  • Die Halogengruppen können Chlorid, Fluorid oder Bromid sein.
  • Racemische Verbindungen von Mexiletin und analoge Verbindungen davon werden in dem US-Patent 3,954,872 beschrieben. Die Verbindungen können hergestellt werden über eine stereospezifische Syntheseroute, die erweitert werden kann, um Mexiletin-analoge Verbindungen ebenso wie Mexiletin zu umfassen, was in der Literatur beschrieben wird (Carocci, A. et al., Chirality, 2000; 12: 103–106). Ein Verfahren zur Herstellung von in hohem Maße enantiomerenreinen Stereoisomeren von Mexiletin wurde beschrieben (Aav, R. et al., Tetrahedron: Asymmetry, 1999; 10: 3033–3038).
  • Die Erfindung betrifft im Speziellen die Verwendung einer therapeutisch wirksamen Verbindung, umfassend das Racemat des (R)-Enantiomers einer chiralen Verbindung mit der Formel I.
  • Bei einem Vergleich der Potenz zur Erleichterung von Allodynie aus einer Rattennervenwurzelligatur durch die mex-Enantiomere, von welchen bekannt sind, dass sie stereoselektiv Natriumkanäle inhibieren, konnten C. J. Sinnott et al. (J. Pain., 2000; 1: 128–137) zeigen, dass eine Schmerzlinderung beträchtlich größer war für das (R–)-Enantiomer. (R–)-mex besaß verschiedene Charakteristiken einer früher berichteten Linderung durch Lidocain, einschließlich eines minimalen Grenzwerts bei einer Konzentration von vergleichbarer Größenordnung. (S+)-mex verursachte ein konvulsivartiges Verhalten bei einer Konzentration, die eine Abwesenheit einer therapeutischen Aktivität aufzeigte, was darauf hinwies, dass eine Toxizität durch andere Mechanismen als solche, welche Allodynie lindern, verursacht sein könnte. Wu, W.-P., Nordmark, J. et al. (Eur. J. Pain, 2000, 4: 409–412) konnten ebenfalls einen etwas höheren Grad der Toxizität für das (S+)-Isomer aufzeigen, wenn 25 mg/kg des Arzneimittels intraperitoneal injiziert wurden.
  • In einem anderen Allodyniemodell erzeugten 25 mg/kg des mex bei intravenöser Injektion von Enantiomeren Nebenwirkungen in dem Fall des (S+)-Enantiomers, die so stark waren, dass Schmerzmessungen nicht möglich waren (Nordmark, J. und Schött, E., unveröffentlichte Beobachtungen).
  • Wie in dem Beispiel gezeigt werden wird, wurde gezeigt, dass das Racemat von Mexiletin wirksam bei einigen Patienten war bei intravenösen Infusionen von 500 mg während zwei Stunden. Ausgehend von der größeren Potenz der (R–)-Isomere in pharmazeutischen Tests und bei der Linderung von Schmerzen besteht ein Grund zur Annahme, dass das (R–)-Isomer wirksamer bei der Behandlung von Tinnitus sein wird als das Racemat.
  • Bei der Durchführung von Tests, wie sie in dem nachfolgenden Beispiel aufgezeigt werden, ist es möglich, wirksame Mengen des (R–)-Isomers in den Racematen zu etablieren. Somit kann der Praktiker optimale Mischungen der (R–)- und (S+)-Isomere finden.
  • Gemäß der Erfindung kann eine Mischung der Isomere mit einer Zusammensetzung verwendet werden, die zwischen 50% und 90% des (R–)- Isomers enthält. Die Verbindung ist vorzugsweise im Wesentlichen frei von dem (S+)-Isomer und enthält mindestens 90 Gew.-% des (R–)-Isomers und 10% oder weniger des (S+)-Isomers. In der am meisten bevorzugten Ausführungsform enthält die Zusammensetzung mindestens 98 Gew.-% des (R–)-Isomers. Die Substanz wird im Speziellen ausgewählt aus Mexiletin, d.h. 1-(2,6-Dimethylphenoxy)propanamin, der racemischen oder der (R–)-enantiomeren Form von Mexiletin, oder 1-(2,6-Dimethylphenoxy)-3-methyl-2-butanamin und der racemischen oder der (R–)-enantiomeren Form davon. Eine weitere brauchbare Verbindung ist α-[(2-Methylphenoxy)methyl]benzolmethanamin.
  • Gemäß der Erfindung können pharmazeutisch akzeptable Säureadditionssalze der Verbindungen der Formel I verwendet werden. Sie umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, Chlorwasserstoffsäure, Bromwasserstoffsäure, Fumarsäure, Oxalsäure, Äpfelsäure, Bernsteinsäure, Pamoasäure, Schwefelsäure und Phosphorsäure. Das Salz ist vorzugsweise ein Halogenid, Carboxylat, Sulfonat oder Sulfat. Am meisten bevorzugt ist das Salz ein Chlorid.
  • Die Art des zu behandelnden Tinnitus kann chronischer, akuter oder subakuter Tinnitus sein.
  • Die pharmazeutischen Zusammensetzungen werden auf eine Weise hergestellt, die dem Durchschnittsfachmann auf dem Gebiet der Pharmazeutik bekannt ist. Der Träger oder Arzneimittelträger könnte ein festes, halbfestes oder flüssiges Material sein, das als ein Vehikel oder Medium für den aktiven Bestandteil fungieren könnte. Geeignete Träger oder Arzneimittelträger sind auf dem Gebiet bekannt. Die pharmazeutische Zusammensetzung könnte für eine orale, rektale, parenterale oder topische Verwendung wie ein Pflaster zur transdermalen Zufuhr angepasst sein und könnte dem Patienten als Tabletten, Kapseln, Lösungen, Suspensionen oder dergleichen verabreicht werden.
  • Die pharmazeutischen Zusammensetzungen könnten oral, z.B. mit einem inerten Verdünnungsmittel oder mit einem essbaren Träger, in der Form von Tabletten, z.B. Gelatinekapseln, Dragees und ähnlich geformten oder komprimierten pharmazeutischen Formen verabreicht werden. Für eine orale therapeutische Verabreichung könnten die Verbindungen gemäß der Erfindung mit Arzneimittelhilfsstoffen eingebracht werden und als Tabletten, Pillen, Kapseln, Elixieren, Suspensionen, Sirupen, Oblaten, Kaugummis und dergleichen verwendet werden. Diese Zubereitungen sollten zumindest 4 Gew.-% der Verbindungen gemäß der Erfindung enthalten, wobei der aktive Bestandteil jedoch gemäß der speziellen Form variiert werden könnte und geeignetermaßen 4–70 Gew.-% der Einheit ausmachen könnte. Die Menge des aktiven Bestandteils, der in Zusammensetzungen enthalten ist, ist so hoch, dass eine Einheitsdosisform, die für eine Verabreichung geeignet ist, erhalten wird.
  • Die Tabletten, Pillen, Kapseln, Pastillen und dergleichen könnten auch zumindest einen der folgenden Hilfsstoffe enthalten: Bindemittel wie mikrokristalline Cellulose, Tragantgummi oder Gelatine, Arzneimittelträger wie Stärke oder Lactose, Trennmittel wie Algininsäure, Primogel, Maisstärke und dergleichen, Gleitmittel wie Magnesiumstearat oder Sterotex, Gleitmittel wie kolloidales Siliciumdioxid und Süßstoffe wie Saccharose oder Saccharin könnten zugegeben werden, oder Geschmacksstoffe wie Pfefferminz, Methylsalicylat oder Orangenaroma. Wenn die Einheitsdosisform eine Kapsel ist, könnte sie zusätzlich zu dem obigen Typ einen flüssigen Träger wie Polyethylenglycol oder Fettsäureöl enthalten. Andere Einheitsdosisformen könnten andere unterschiedliche Materialien enthalten, welche die physikalische Form der Einheitsdosisform modifizieren, z.B. als Beschichtungen. Demgemäß könnten Tabletten oder Pillen mit Zucker, Schellack oder anderen enterischen Beschichtungsmitteln beschichtet sein. Ein Sirup könnte zusätzlich zu dem aktiven Bestandteil Saccharose als einen Süßstoff und einige Konservierungsstoffe, Farbstoffe und Geschmacksstoffe enthalten. Materialien, die zur Herstellung dieser unterschiedlichen Zusammensetzungen verwendet werden, sollten pharmazeutisch rein und in den verwendeten Mengen nicht toxisch sein. Für eine parenterale Verabreichung könnten die Verbindungen gemäß der Erfindung in eine Lösung oder Suspension eingebracht werden. Eine parenterale Verabreichung betrifft die Verabreichung nicht durch den Verdauungskanal, sondern vielmehr durch Injektion über ei ne andere Route wie subkutan, intramuskulär, intraorbital, intrakapsulär, intrasternal, intravenös, intranasal, durch Augentropfen oder rektal (z.B. als ein Suppositorium, eine Creme oder eine Salbe). Diese Zubereitungen könnten mindestens 0,1 Gew.-% einer aktiven Verbindung gemäß der Erfindung enthalten, könnten jedoch so variiert werden, dass sie ungefähr 0,1–50 Gew.-% davon ausmachen. Die Menge des aktiven Bestandteils, der in solchen Zusammensetzungen enthalten ist, ist so hoch, dass eine geeignete Dosierung erhalten wird.
  • Die Lösungen oder Suspensionen könnten auch mindestens einen der folgenden Hilfsstoffe umfassen: sterile Verdünnungsmittel wie Wasser für eine Injektion, Salzlösung, nichtflüssige Öle, Polyethylenglycole, Glycerol, Propylenglycol oder andere synthetische Lösungsmittel, antibakterielle Mittel wie Benzylalkohol oder Methylparaben, Antioxidanzien wie Ascorbinsäure oder Natriumbisulfit, Chelatbildner wie Ethylendiamintetraessigsäure, Puffer wie Acetate, Citrate oder Phosphate und Mittel zur Einstellung der Tonizität wie Natriumchlorid oder Dextrose. Die parenterale Zubereitung könnte in Ampullen, Einmalspritzen oder Gefäßen mit mehrfachen Dosierungen, die aus Glas oder Kunststoff hergestellt sind, eingeschlossen sein. Es können isotonische Salzlösungen verwendet werden, die 20–200 mg/ml enthalten. Für eine topische Anwendung könnten die Verbindungen gemäß der Erfindung in eine Lösung, Suspension, Salbe oder ein Gel eingebracht werden. Diese Zubereitungen könnten mindestens 0,1 Gew.-% einer aktiven Verbindung gemäß der Erfindung enthalten, könnten jedoch variiert werden, so dass sie ungefähr 0,1–50 Gew.-% davon ausmachen. Die Menge des aktiven Bestandteils, der in solchen Zusammensetzungen enthalten ist, ist so hoch, dass eine geeignete Dosierung erhalten wird. Eine Anwendung einer Berührung, eines Drucks, einer Massage, von Hitze, Wärme oder linfrarotlicht auf die Haut, welche zu einer Erhöhung der Hautdurchlässigkeit führt, könnte die Verabreichung erleichtern. Hirvonen, J., Kalia, Y. N. und Guy, R. H, Transdermal delivery of peptides by iontophoresis, Nat. Biotechnol., 1996, Dec.; 14(13): 1710–1713 beschreiben, wie der Transport eines Arzneimittels über die Haut verbessert werden kann durch Verwendung der Triebkraft eines angelegten elektrischen Felds. Die lontophorese wird vorzugsweise bei leicht basischem pH-Wert bewirkt.
  • Da eine Überwachung des Mexiletin-Plasmaniveaus von geringem Nutzen sein wird bei der Bestimmung einer Dosierung aufgrund des schlechten Verhältnisses, das zwischen dem Plasmaniveau des Arzneimittels und der Schmerzlinderung besteht (Galer, B., Neurology, 1995; 45: S17–S25), oder in dem Fall von Lidocain bei der Linderung von Tinnitus (Perucca, E. und Jackson, P., J. Laryngol. Otol., 1985; 99: 657–661), wird das Arzneimittel in ansteigenden Dosen verabreicht werden, bis der gewünschte therapeutische Effekt oder bis nicht tolerierbare Nebenwirkungen festgestellt werden, wie dies routinemäßig bei einer Mexiletintherapie von neuropathischen Schmerzen getan wird. Für eine orale Verabreichung sind langsam freisetzende Zubereitungen als ein Mittel zum Aufrechterhalten einer Plasmaarzneimittelkonzentration, die so konstant wie möglich ist, bevorzugt, wodurch geringere Nebenwirkungen minimiert werden.
  • Die verwendete Dosierung muss dennoch das Alter, Gewicht und den Ernst der Symptome berücksichtigen. Typischerweise wird die Menge an verabreichtem Mexiletin im Bereich von 400–1600 mg/Tag oder weiter bevorzugt 600–1200 mg/Tag liegen, jedoch muss die tatsächliche Entscheidung hinsichtlich der Dosierung von dem behandelnden Arzt getroffen werden. Für das (R–)-Enantiomer wird die Menge an verabreichtem Arzneimittel abhängig sein von der therapeutischen Wirksamkeit und den Nebenwirkungen, es kann jedoch angenommen werden, dass sie geringer ist.
  • Die Erfindung wird nun unter Bezug auf die beiliegende 1 beschrieben, welche die bildliche analoge Bewertung bezüglich Tinnitus als eine Funktion der Zeit nach einer Verabreichung von Lidocain bzw. Mexiletin an drei verschiedene Patienten aufzeigt.
  • O
    bezeichnet Patient Nummer 1,
    Figure 00150001
    bezeichnet Patient Nummer 2 und
    bezeichnet Patient Nummer 3 in den Beispielen.
  • Durchgehende Linien zeigen eine Lidocainverabreichung an und gestrichelte Linien zeigen eine Mexiletinverabreichung an.
  • Unter dem Begriff "umfassend" verstehen wir einschließlich, ohne darauf beschränkt zu sein. Es können somit andere nicht erwähnte Substanzen, Additive oder Träger vorhanden sein.
  • Die Erfindung wird durch das folgende Beispiel veranschaulicht, welches lediglich zur Erläuterung gegeben wird und die Erfindung in keinster Weise einschränkt.
  • Beispiel 1
  • Patienten an der Huddinge Univerity Hospital Audiology Klinik wurden bewertet hinsichtlich einer Miteinbeziehung in die Studie der Wirkungen von Mexiletin auf Tinnitus. Mit den Patienten, welche die Aufnahmekriterien erfüllten, wurden eine klinische Untersuchung und eine Reihe von Hörtests durchgeführt. Diejenigen, welche an der Studie teilnehmen wollten, wurden gescreent, indem ihnen über 5 min intravenös 100 mg an Lidocain verabreicht wurden. Die Intensität des Tinnitus wurde bewertet durch Ausfüllen eines VAS-Blattes alle 5 min, wobei 12 den schlimmsten Tinnitus, den sie sich vorstellen konnten, anzeigte und 0 keinen Tinnitus anzeigte.
  • Patienten, die einen verringerten Tinnitus erfuhren, wurden in eine weitere Studie aufgenommen, wo über 120 min langsam 500 mg an Mexiletin per Infusion verabreicht wurden. Die Tinnitusintensität wurde alle 10 oder 20 min in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit der Änderung bewertet. Zur gleichen Zeit wurden Blutproben für spätere Messungen der Mexiletinplasmaniveaus gesammelt.
  • Fall 1, K. H., war eine 40-jährige Frau mit normalem Gehör, die unter einem Tinnitus des linken Ohrs litt. Nach der Lidocainverabreichung wurde die Tinnitusintensität allmählich verringert bis 70 min nach dem Start, wo sie um 96% verringert war. Die Intensitätsverringerung bei Mexiletin war ähnlich, erreichte nach 118 min 95%. Beide Kurven verblieben auf dem Niveau von 90 bis 96% bis ungefähr 8 Stunden nach dem Start des Tests. Es gab keine Nebenwirkungen.
  • Fall 2, E. L., war eine 46-jährige Frau mit starken Hörbeeinträchtigungen oberhalb 3 kHz, welche seit 30 Jahren an einem beidseitigen Tinnitus litt. Nach weniger als 1 min nach dem Start der intravenösen Injektion von Lidocain war der Tinnitus vollständig verschwunden. Es bestand 30 s nach der Injektion kein Tinnitus. Der Tinnitus kehrte jedoch nach ungefähr 2 min auf das Anfangsniveau zurück. Er erhöhte sich anschließend auf ein Niveau von 46% oberhalb des Basisniveaus bei 30 min, wonach er langsam wieder auf dieses Basisniveau zurückkehrte.
  • Wenn 500 mg an Mexiletin gegeben wurden, wurde der Tinnitus kurz bevor dem Ende der Infusion auf ein Niveau von 60% verringert. Der Tinnitus kehrte nach 1 Stunde wieder auf das normale Niveau zurück. Wenn über eine Zeitraum von 90 min 550 mg gegeben wurden, war der Tinnitus nach 60 min vollständig verschwunden. Er kehrte nach 100 min auf das Basisniveau zurück und erhöhte sich hinsichtlich der Intensität um ungefähr 40 nach 214 min, wonach er allmählich auf den normalen Wert zurückkehrte. Bei der höheren Dosis empfand der Patient Übelkeit.
  • Fall 3, S. C., war ein 44-jähriger Mann mit normalem Gehör und zweiseitigem Tinnitus. Sowohl eine Lidocain- als auch Mexiletinverabreichung führte zu ähnlichen geringen Verringerungen der Intensität. Es gab keine Nebenwirkungen.
  • Wie aus der Figur ersichtlich ist, zeigen diese Fälle ein ähnlich pharmakodynamisches Profil für Lidocain und Mexiletin. In Fall 1 verursachten beide eine starke Verringerung über einen unüblich langen Zeitraum. Im Fall 2 waren die Wirkungen dramatisch, jedoch von kurzer Dauer. Im Fall 3 war die Verringerung des Tinnitus moderat und von ähnlicher Größenordnung für beide Arzneimittel. Die Korrelation zwischen dem Plasmamexiletinniveau und der Tinnitusverringerung war gering.

Claims (9)

  1. Verwendung einer Verbindung mit der Formel I
    Figure 00180001
    wobei R1 unabhängig Wasserstoff oder eine gerade oder verzweigte C1-C4-Alkylgruppe sind, die mit einer oder mehreren Halogengruppen und/oder C1-C4-Alkyloxygruppen substituiert sein können, R2 eine C1-C3-Hydrocarbylgruppe ist, R3 eine gerade oder verzweigte C1-C4-Alkylgruppe ist, die mit einer oder mehreren C1-C4-Alkyloxygruppen und/oder Halogengruppen substituiert sein kann, oder R3 eine Phenylgruppe oder eine Benzylgruppe ist, die mit einer oder mehreren geraden oder verzweigten C1-C4-Alkylgruppen und/oder C1-C4-Alkyloxygruppen und/oder Halogengruppen substituiert sein kann, oder eines pharmazeutisch akzeptablen Salzes davon zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur Behandlung von Tinnitus.
  2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass R2 eine Methylen- oder eine Ethylengruppe ist.
  3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1–2, dadurch gekennzeichnet, dass die Substanz das Racemat einer chiralen Verbindung mit der Formel I ist.
  4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1–2, dadurch gekennzeichnet, dass die Substanz das (R–)-Enantiomer einer chiralen Verbindung mit der Formel I ist.
  5. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Substanz das Racemat von Mexiletin, d.h. von 1-(2,6-Dimethylphenoxy)propanamin, ist.
  6. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Substanz das (R–)-Enantiomer von Mexiletin, d.h. von 1-(2,6-Dimethylphenoxy)propanamin, ist.
  7. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Substanz ausgewählt ist aus 1-(2,6-Dimethylphenoxy)-3-methylbutanamin, vorzugsweise in der racemischen oder der (R-)-Enantiomeren-Form.
  8. Verwendung nach einem der Ansprüche 1–6, dadurch gekennzeichnet, dass das Salz ein Halogenid, Carboxylat, Sulfonat oder Sulfat, vorzugsweise ein Chlorid, ist.
  9. Verwendung nach einem der Ansprüche 1–7, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung auch einen pharmazeutisch akzeptablen Träger oder Hilfsstoff umfasst.
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