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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Gentherapie, insbesondere rekombinante
Adenovirus-Vektoren, die sich zum Gentransfer und zur Proteinerzeugung
eignen, für
Anwendungen auf dem Gebiet der Gentherapie, der funktionellen Genomik
und der Impfung, sowie die Komplementierung von Zelllinien zur Erzeugung und
Vermehrung von derartigen Vektoren. Insbesondere betrifft die Erfindung
Adenovirus-Mutanten, bei denen zumindest das Gen für die Adenovirus-protease
deletiert ist, die Komplementierung von die Protease exprimierenden
Zellinien und die entsprechenden Gentransfer-Vektoren.
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Hintergrund der Erfindung
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Unter
dem Ausdruck "Gentherapie" ist üblicherweise
das Verfahren zu verstehen, bei dem ein Gen in die somatischen Zellen
eines Individuums mit dem Ziel zu dessen Expression in den Zellen
eingeführt
wird, um eine gewisse therapeutische Wirkung hervorzurufen. Ursprünglich wurde
dieses Prinzip auf Fälle
angewandt, bei denen eine zusätzliche
normale Kopie eines defekten Gens bereitgestellt wurde, um die Synthese eines
fehlenden Proteins, z.B. eines Enzyms, wieder herzustellen. Das
Konzept der Gentherapie wurde seitdem auf verschiedene andere Möglichkeiten
ausgedehnt. Insbesondere kann das übertragene Gen (Transgen) für ein Protein
kodieren, das nicht notwendigerweise fehlt, sondern das von therapeutischem
Nutzen sein kann und exogen schwierig zu verabreichen sein kann,
z.B. IL-2 oder Antitumor-Cytokine. Ziel dieser Form von Gentherapie
ist es, die in vivo-Erzeugung von potentiell therapeutischen Proteinen
zu verstärken.
Dieser Weg ist ähnlich
einer Genvakzination, bei der das übertragene Gen in Zellen eingeführt wird,
um ein Protein zu exprimieren, das als Antigen wirkt, das eine schützende Immunreaktion
des Immunsystems des Wirts induziert. Eine weitere Form der Gentherapie
beinhaltet die Übertragung
von nicht-physiologischen Sequenzen, die eine antivirale Aktivität besitzen,
z.B. von Antisense-Oligonucleotiden oder -Sequenzen, in Zellen.
Schließlich
können
so genannte Suizidgene in unerwünschte
Zellen (Krebszellen oder infizierte Zellen) übertragen werden, um sie gegenüber speziellen
Substanzen zu sensibilisieren. Wenn diese Substanzen anschließend verabreicht
werden, lösen
sie eine selektive Zerstörung
der Zielzellen aus.
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Genabgabesysteme,
die das erwünschte
Gen in die Zielzellen übertragen,
basieren auf physikochemischen oder auf biologischen Methoden. In
jedem Fall kann das erwünschte
Gen in die Zellen übertragen werden,
entweder in vitro, indem man Zellen aus einem Organ extrahiert und
die transfizierten Zellen in vitro wieder in das gleiche Organ oder
den gleichen Organismus einführt,
oder in vivo, d.h. direkt in ein geeignetes Gewebe. Bekannte physikochemische
Methoden der Transfektion umfassen beispielsweise eine Genpistole (Biolistik),
in situ-Injektionen
von nackter DNA, Komplexe von DNA mit DEAE-Dextran oder mit Kernproteinen, liposomale
DNA-Präparationen
und dergl. Biologische Methoden, die im Vergleich zu physikochemischen
Methoden als eine zuverlässigere
Alternative gelten, stützen
sich auf infektiöse
Mittel als Gentransfer-Vektoren. Bei dieser Gruppe von Methoden
stellen Viren infektiöse
Mittel der Wahl dar, und zwar aufgrund ihrer naturgegebenen Fähigkeit
zur Infektion verschiedener Zellen. Die Übertragung eines fremden Gens
durch einen viralen Vektor ist als Transduktion des Gens bekannt.
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Verschiedene
Virusklassen wurden in Bezug auf ihre Verwendung als Gentransfer-Vektoren
getestet, einschließlich
Retroviren (RSV, HMS, MMS und dergl.), Herpesviren (z.B. HSV), Pockenviren
(Vakzinia-Virus), Adenoviren (Ad, hauptsächlich abgeleitet von Typ 5
und 2 Ad) und adenoverbundene Viren (AAV). Von diesen reiht man
Vektoren auf der Basis von Adenoviren derzeit unter die vielversprechendsten
viralen Vektoren ein, und zwar aufgrund der folgenden Eigenschaften,
von denen einige nur bei dieser Gruppe von Vektoren auftreten: (i)
Adenovirus-Vektoren benötigen
keine Zellproliferation für
die Expression von Adenovirus-Proteinen (d.h. sie wirken auch in
Zellen in der Ruhephase); (ii) Adenovirus-Vektoren integrieren ihre
DNA nicht in die Chromosomen der Zelle, so dass ihre Wirkung nicht
dauerhaft ist und es unwahrscheinlich ist, dass sie die normalen
Funktionen der Zelle stören;
(iii) Adenovirus-Vektoren können
Zellen, die sich nicht teilen, oder endgültig differenzierte Zellen
infizieren, so dass sie auf einen breiten Bereich von Wirtszellen
anwendbar sind; (iv) Adenovirus-Vektoren zeigen einen Transduktionswirkungsgrad
von nahezu 100% bei einer Vielzahl von gezüchteten tierischen Zellen und
in vivo bei mehreren Organen verschiedener Spezies; (v) Adenovirus-Vektoren besitzen üblicherweise
die Fähigkeit
zur Replikation unter Erzielung eines hohen Titers, ein Merkmal,
das für die
Zubereitung von Vektor-Vorratsprodukten, die sich zur Erzielung
einer wirksamen in vivo-Transduktion eignen, wichtig ist; (vi) Adenovirus-Vektoren
können
große
Inserts von exogener DNA aufnehmen (sie besitzen eine hohe Klonierungskapazität); (vii)
Rekombinationsereignisse sind bei Adenovirus-Vektoren selten; (viii) es gibt keine
bekannten Verbindungen zwischen humanen malignen Erkrankungen oder
anderen ernsthaften Gesundheitsproblemen mit Adenovirus-Infektionen;
(Adenovirus-Typ 5 ist ursprünglich
als Verursacher von Erkältungszuständen bei
Menschen bekannt; lebendes Adenovirus dieses Typs, das die Fähigkeit
zur Replikation besitzt, wurde in sicherer Weise als humaner Impfstoff
verwendet (Top et al., J. I. D., Bd. 124 (1971), S. 148–154; J.
I. D., Bd. 124 (1971), S. 155–160).
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Strukturell
handelt es sich bei Adenoviren um Viren ohne Hülle, die aus einem äußeren Capsid
und einem inneren Kern bestehen. Mehr als 40 Adenovirus-Subtypen
wurden beim Menschen isoliert und mehr als 50 zusätzliche
Subtypen wurden von anderen Säugetieren
und Vögeln
isoliert. Sämtliche
Adenoviren sind morphologisch und strukturell ähnlich, wenngleich sie sich
auch in Bezug auf einige Eigenschaften unterscheiden. Subtypen von
humanen Adenoviren werden entsprechend ihrer serologischen Reaktion
auf eine Infektion bezeichnet. Darunter wurden die Serotypen Ad2
und Ad5 am eingehendsten untersucht und seit den 80er Jahren für Gentransfer-Zwecke
verwendet. Genetisch handelt es sich bei Adenovirus um ein doppelsträngiges DNA-Virus
mit einem linearen Genom von etwa 36 kb. Das Genom wird in frühe (E1–E4) und
späte (L1–L5) transkriptionelle
Regionen (Einheiten) eingeteilt. Diese Klassifikation beruht auf
zwei temporären
Klassen von viralen Proteinen, die während der frühen (E)
und späten
(L) Phasen der Virusreplikation exprimiert werden, wobei die virale
DNA-Replikation die beiden Phasen trennt.
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Ein
viraler Gentransfer-Vektor ist ein rekombinantes Virus, üblicherweise
ein Virus, bei dem ein Teil seines Genoms deletiert und durch eine
Expressionskassette, die in die Wirtszelle zu übertragen ist, ersetzt ist.
Zusätzlich
zu einem fremden (exogenen) Gen umfasst die Expressionskassette
Komponenten, die für
eine einwandfreie Expression des fremden Gens notwendig sind. Es
enthält
mindestens eine Promotorsequenz und ein Polyadenylierungssignal
vor und nach dem zu exprimierenden Gen. Weitere Sequenzen, die zur
Regulation oder Verstärkung
der Genexpression erforderlich sind, können für spezielle Anwendungszwecke
in der Kassette enthalten sein.
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Die
Deletion von einigen Teilen des viralen Genoms kann das Virus replikationsinkompetent
machen, d.h. es ist nicht mehr fähig,
sich in den infizierten Wirtszellen zu vermehren. Dieses hochgradig
erstrebenswerte Sicherheitsmerkmal von viralen Vektoren verhindert
die Ausbreitung des Vektors, der das rekombinante Material enthält, auf
die Umgebung und schützt
den Patienten vor einer unbeabsichtigten viralen Infektion und vor deren
pathologischen Konsequenzen. Das Virus mit dem Replikationsmangel
benötigt
für seine
Vermehrung entweder eine komplementierende Zelllinie (Packungszelllinie)
oder die Anwesenheit eines Helfervirus, die beide dazu dienen, die
Funktionen des deletierten Teils oder der deletierten Teile des
viralen Genoms zu ersetzen (in trans wieder herzustellen). Da gezeigt
wurde, dass die Erzeugung von rekombinanten viralen Vektoren, die
frei von replikationskompetentem Helfervirus sind, schwer zu erreichen
ist, wird die Verwendung von Packungszelllinien für die Vermehrung
von replikationsinkompetenten viralen Vektoren als die beste Wahl
für gentherapeutische
Zwecke angesehen.
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Frühe Adenovirus-Vektoren
(gelegentlich als erste Generation von Adenovirus-Vektoren oder
Vektoren mit einem Einzelmangel bezeichnet) stützten sich auf Deletionen (und
Insertionen) in den Kodierungsbereichen E1 und/oder E3 des viralen
Genoms (vergl. beispielsweise US-5 670 488, US-5 698 202 und US-5 731 172). Eine
E3-Deletion wurde üblicherweise
durchgeführt,
um den erforderlichen Raum für
die Insertion von fremden Genen einer begrenzten Größe zu schaffen.
Die E3-Region ist für
das Viruswachstum in Gewebekultur nicht wesentlich, so dass Vektoren
mit einer Deletion nur in der E3-Region in nicht-komplementierenden Zellen vermehrt werden
konnten. Da die E1-Region für
das Viruswachstum wesentlich ist, konnten E1-deletierte Vektoren
nur in komplementierenden Zellen vermehrt werden, z.B. in humanen
293-Zellen (ATCC CRL 1573), einer humanen, embryonalen Nierenzelllinie
mit einem Gehalt an der E1-Region von humaner Ad5-DNA.
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US-5
846 945 betrifft Zusammensetzungen von rekombinanten zytopathischen
Viren, die zur Replikation und/oder Expression von Genen der späten Region
in neoplastischen Säugetierzellen
befähigt
sind, aber im wesentlichen in nicht-neoplastischen Zellen nicht
replizierbar sind.
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Eines
der kritischen Probleme bei der Entwicklung von sicheren viralen
Vektoren besteht darin, die Erzeugung von replikationskompetentem
Virus während
der Vektorerzeugung in einer Packungszelllinie oder während der
gentherapeutischen Behandlung zu verhindern. Dies kann als Folge
eines Rekombinationsereignisses zwischen dem Genom des Vektors und
dem der Packungszellen oder zwischen dem Genom des Vektors und dem
Wildtyp-Virus, die in Empfängerzellen
des Patienten vorhanden sind oder als Verunreinigung beim Verfahren
zur Erzeugung des rekombinanten Virus eingeführt worden sind, erfolgen.
Gelegentlich kann ein Rekombinationsereignis ein replikationskompetentes
Virus erzeugen, das das Transgen trägt, wobei sich dieses Virus
auf die Umgebung ausbreiten kann. Obgleich Rekombinationsereignisse
bei E1-deletierten Adenovirus-Vektoren selten sind, konnten ihre
in vivo-Replikation und die sich daraus ergebenden Gefahren nicht vollständig verhindert
werden, und die Erzeugung von replikationskompetentem Adenovirus
wurde während der
Präparation
von viralen Vorratsmaterialien nachgewiesen. Eine weitere Gefahr
besteht im Verlust des Replikationsmangels (und in der Rückkehr zu
einem phänotypischen
Multiplikationszustand) durch in trans-Komplementierung in einigen
Zellen, die Proteine erzeugen, die zum Ersetzen von Proteinen befähigt sind,
die durch die deletierten Regionen des viralen Genoms kodiert werden.
Dies wurde für
E1-deletierte Adenoviren nachgewiesen.
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Versuche
zur Verbesserung der Sicherheit und des Klonierungsvermögens von
Adenovirus-Vektoren führten
zur Entwicklung einer neuen Generation von Adenovirus-Vektoren mit
Mehrfachdefekten (auch als Vektoren der zweiten Generation oder
mehrfach deletierte Vektoren bezeichnet). Zusätzlich zu Deletionen in den
E1- und/oder E3-Kodierungsregionen weisen diese Vektoren auch eine
Deletion in anderen Regionen des viralen Genoms, das für die Virusreplikation
wesentlich ist, auf, z.B. in den frühen Regionen E2 und/oder E4 (vergl.
z.B. WO-95/34671, US-5 700 470, WO-94/28152) oder in den späten Regionen
L1–L5
(vergl, z.B. WO-95/02697). Weitere bekannte Wege zur Verbesserung
der Sicherheit von Adenovirus-Vektoren umfassen beispielsweise eine
Relokation von Protein IX-Gen in E1-deletiertem Adenovirus (US-5
707 618) und eine Inaktivierung des Gens IVa2 in einem mehrfach
deletierten Adenovirus (WO-96/10088). Sämtliche Adenovirus-Vektoren
der zweiten Generation weisen einen Replikationsmangel auf und benötigen für ihre Vermehrung komplementierende
Zelllinien, die in trans die deletierten oder inaktivierten Funktionen
des viralen Genoms wieder herstellen. Noch wichtiger ist, dass derartige
Vektoren eine verbesserte Resistenz gegen eine Rekombination zeigen,
wenn sie in komplementierenden Zelllinien vermehrt oder in Empfängerzellen
eines Patienten übertragen
werden, wodurch Rekombinationsereignisse praktisch inexistent werden
und die Sicherheit von gentherapeutischen Behandlungen verbessert
wird.
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Obgleich
aus dem Stand der Technik Adenovirus-Vektoren mit verbesserter Beständigkeit
gegen eine Rekombination bekannt sind, wie vorstehend durch Beispiele
belegt wurde, sind sie nicht gleichwertig in Bezug auf ihren Gentransfer-Wirkungsgrad, die
Klonierungskapazität,
die Toxizität
gegenüber
Wirtszellen, die Schwere der im Organismus des Patienten induzierten
Immunreaktion, die Einfachheit der Vermehrung (die durch die Toxizität von einem
oder mehreren viralen Genen gegenüber Packungszelllinien begrenzt
sein kann), die Einfachheit der Erzeugung (die durch eine Expressionskassette
mit einem Gehalt an toxischen Genen begrenzt sein kann) und die
in vivo-Regulierbarkeit der exogenen (fremden) Genexpression. Infolgedessen
besteht ein anhaltendes Bedürfnis
nach adenoviralen Vektoren, bei denen mindestens einige dieser Eigenschaften
verbessert sind. Die vorliegende Erfindung stellt neue adenovirale
Vektoren und komplementierende Zelllinien für ihre Erzeugung und Vermehrung bereit,
die frei von zahlreichen, im Stand der Technik gegebenen Einschränkungen
sind.
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Adenovirale
Vektoren können
sich auch als Werkzeuge zur Herstellung von Proteinen eignen, z.B.
mit dem Ziel von funktionellen Genomikstudien in Säugetierzellen.
Eine Klonierung und Expression von zahlreichen Genen erlaubt die
Erzeugung von Minibibliotheken, die sich für verschiedene Anwendungsmöglichkeiten eignen,
z.B. für
Signaltransduktionsstudien oder das Screening von Antisense-DNA-Konstrukten.
Diese Anwendung von adenoviralen Vektoren erfordert ein Klonierungssystem,
bei dem die Erzeugung und Auswahl von rekombinanten Mutanten leicht
vorgenommen werden können.
Die vorliegende Erfindung stellt ein neuartiges System von klonierenden
DNA-Sequenzen unter
Verwendung von adenoviralen Vektoren bereit.
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Zusammenfassende Darstellung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein Adenovirus-Vektor/Packungszelllinien-System bereit, bei
dem die Vektorreplikation durch Deletion eines einzigen Gens und
nicht einer viralen Region blockiert ist, wobei die Deletion nicht
irgendwelche anderen viralen Funktionen beeinträchtigt. Beim deletierten Gen
handelt es sich um das Gen der Adenovirus-Protease. Die durch das
deletierte Gen kodierte Protease wird in einer komplementierenden
(packenden) Zelllinie durch eine regulierbare Expressionskassette
exprimiert, die keine toxischen Wirkungen in den Zellen induziert,
was somit die Erzeugung und Herstellung des Vektors einfacher und
wirkungsvoller macht. Da das deletierte Gen für Adenovirus hochspezifisch
ist, ist keine Komplementierung des Gens in transduzierten Zellen
zu erwarten, was die Sicherheit und die Eignung der in Bezug auf
das Protease-Gen deletierten Vektoren für Gentransfer-Zwecke erhöht.
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Wenn
zusätzlich
eine Deletion bezüglich
der E1-Region des adenoviralen Genoms vorliegt, werden die erfindungsgemäßen Vektoren
in Bezug auf die Replikation blockiert, sind aber zu einer einzigen
Replikationsrunde befähigt,
wenn sie nur eine Deletion in Bezug auf das Protease-Gen aufweisen.
Das letztgenannte Merkmal ermöglicht
eine verstärkte
Expression des Transgens in transduzierten Zellen, was bei einigen
Anwendungen von Bedeutung sein kann, beispielsweise um lokalisierte
verstärkte
Expressionen von Transgenen (bei der in situ-Tumortherapie) oder
wirksame Impfungen ohne Boosting zu erreichen.
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Infolgedessen
besteht eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung in der Bereitstellung
von neuartigen Zelllinien, die zum Beherbergen einer Adenovirus-Mutante mit einer
Deletion des Protease-Gens befähigt
sind, wobei die Zelllinien DNA enthalten, die die Adenovirus-Protease
exprimiert.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
eines Verfahrens zur Herstellung neuartiger Zelllinien, die zum
Beherbergen einer Adenovirus-Mutante mit einer Deletion des Protease-Gens
befähigt
sind, wobei die Zelllinien DNA enthalten, die die Adenovirus-Protease
exprimiert.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
eines Verfahrens zur Verwendung von Zelllinien, die zum Beherbergen
einer Adenovirus-Mutante mit einer Deletion in Bezug auf das Protease-Gen
befähigt
sind und die DNA enthalten, die die Adenovirus-Protease exprimiert,
um Adenovirus-Mutanten, denen das Adenovirus-Protease-Gen fehlt,
zu erzeugen und zu vermehren.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von neuartigen Adenovirus-Mutanten, die eine Deletion des Adenovirus-Protease-Gens
aufweisen.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von neuartigen Adenovirus-Mutanten, die in Bezug auf das Protease-Gen
und in Bezug auf mindestens ein weiteres Adenovirus-Gen oder genomische
Region deletiert sind.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von neuartigen Adenovirus-Vektoren für den Gentransfer, die Proteinerzeugung,
die Gentherapie und -vakzination, wobei die Vektoren einen Mangel
zumindest in Bezug auf das Adenovirus-Protease-Gen aufweisen und
mindestens ein exogenes Gen zur Übertragung
auf eine Wirtszelle und zur Expression darin enthalten.
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Gemäß einem
Aspekt der vorliegenden Erfindung wurden neuartige Zelllinien erzeugt,
die zur Expression des Ad2-Protease-Gens aus einer dicistronischen
Expressionskassette unter Kontrolle eines durch Tetracyclin induzierbaren
Promotors befähigt
sind. Die Protease wird in diesen Zellen zusammen mit dem grünen fluoreszierenden
Protein (GFP) exprimiert, wobei das letztgenannte Protein verwendet
wird, um die Überwachung
der Zellklonierung und Expression zu erleichtern. Die neuartigen
Zelllinien wurden durch Transfektion von Derivaten von 293-Zellen
mit DNA-Stücken,
die für
Ad2-Protease und GFP kodieren, durch Auswählen von Zellen, die diese
Stücke
beherbergen (Zellen, die GFP exprimieren), und durch Amplifikation
der Zellen hergestellt. Die neuartigen Zelllinien, die in stabiler
Weise die Ad2-Protease exprimieren, erzeugen Proteasemengen, die
gleich groß oder
größer sind
als die Mengen, die nach vergleichbaren Infektionen durch Adenovirus
erreicht worden sind. Die biologische Aktivität der neuartigen Zelllinien
wurde durch ihre Fähigkeit
zur vollständigen Stützung der
Reproduktion der Ad2ts1-Mutante, einer temperaturempfindlichen Mutante,
die eine Protease mit einem Funktionsmangel exprimiert, und zur
Wiederherstellung normaler Replikationsausbeuten von zwei neuartigen
Adenovirus-Mutanten, bei denen das Protease-Gen deletiert worden
ist, nachgewiesen.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wurden neuartige Mutanten
von Ad5, bei denen zumindest das Adenovirus-Protease-Gen deletiert
ist, erzeugt. Diese neuartigen Mutanten wurden in erfolgreicher
Weise in den erfindungsgemäßen Zelllinien
vermehrt.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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1A ist
eine Photographie, die die Expression der Protease durch einige
Klone von 293-tTA-PS- und 293-rtTA-PS-Zellen zeigt. Gesamtproteinextrakte
(30 μg)
aus verschiedenen Zelllinien vor (–) und nach (+) Induktion wurden
mit 14% SDS-PAGE behandelt und auf eine Nitrocellulose-Folie übertragen.
E. coli-exprimierte
Ad2-Protease (Bahn 1: E. coli), endogene Adenovirus-Protease (Bahn
3: AdV) und nicht-transformierte Zellen (Bahn 2: Scheinprobe) wurden
als Kontrollen mitgeführt.
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1B ist
eine Photographie von Immunoblots von Proteinextrakten von 1A.
Die Proteine wurden mit einem Antiactin-Antikörper aufgedeckt, um festzustellen,
dass die gesamte Menge des Proteins pro Vertiefung aufgesetzt wurde.
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2 ist
eine schematische Darstellung sämtlicher
molekularer Klonierungen, die durchgeführt wurden, um bakterielle
Plasmide zu erzeugen, die in Bezug auf Protease deletierte Adenovirus-Regionen
beherbergen. Eine unter Anwendung von PCR gentechnisch erzeugte
Protease-Deletion wurde (nach Sequenzierung der entsprechenden Region)
in das pDE3-Plasmid eingeführt,
in das vorher eine strangaufwärtige
Erweiterung mit 2378 bp durch Klonierung des RsrII/XhoI-6145 bp-Fragments
aus dem Ad5-Genom inseriert worden war.
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3 ist
eine schematische Darstellung von bakteriellen Plasmiden, die in
Bezug auf Protease deletierte Adenovirus-Regionen beherbergen sowie
von in E. coli durchgeführten
Rekombinationen, um bakterielle Plasmide zu erzeugen, die in Bezug
auf Protease deletierte Adenovirus-Genome beherbergen. Das NdeI/XhoI-Fragment aus pDE3-ext-ΔPS-Plasmid
wurde durch homologe Rekombination in E. coli zusammen mit pAdEasy1-βgal-GFP-Plasmid
(das ein E1/E3-deletiertes Ad5-Genom
mit den Reportergenen βgal
von E. coli und GFP beherbergt) oder mit dem pTG3026-Plasmid (das
ein intaktes Ad5-Genom beherbergt) nach Verdau mit SgfI eingeführt.
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4 ist
ein Diagramm zur Darstellung der Einflüsse der Induktion der Protease-Expression
auf die Lebensfähigkeit
von Zellen der 293-PS-Zelllinien. Sechs Petri-Schalen mit einem
Durchmesser von 6 cm wurden mit 2 × 105 Zellen
von 293- und 293-PS-tTA beimpft. Aliquotmengen wurden durch Färbung mit
Trypanblau vom Tag 0 (D0) bis zum Tag 5 (D5) auf lebende/tote Zellen
geprüft.
Die Ergebnisse des Gesamtzellwachstums eines typischen Experiments
sind als Anzahl der gesamten lebenden Zellen in Abhängigkeit
von der Zeit (in Tagen) für
293-tTA-PS-Zellen aufgetragen, und zwar entweder nach Induktion
(I) oder ohne Induktion (NI), wobei 293-tTA-Zellen als Kontrollen
dienten.
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5 ist
eine schematische Darstellung der molekularen Klonierung, die zur
Erzeugung von rekombinanten, adenoviralen Vektoren durch positive
Selektion mit Ad-Protease durchgeführt wurde. Die hier dargestellte
Rekombinante wies eine E1-Deletion auf. Ein Shuttle-Vektor mit einem
Gehalt an dem Adenovirus 5-9.4- bis
15.5-mu-Teil des Genoms zur Ermöglichung
der Rekombination beherbergte auch eine 3-fache Expressionskassette,
die unter anderem das Protease-Gen und ein fremdes Gen von Interesse
(X) anstelle der E1-Region enthielt. Nach Linearisation wurde der
Shuttle-Vektor in eine von 293 abgeleitete Zelllinie mit einem Protease-deletierten
Adenovirus-Genom, das in E1 gespalten war, kotransfiziert. Aufgrund
der Protease-Deletion erzeugten nur Genome, bei denen eine Rekombination
und somit die Wiederherstellung des Protease-Gens erfolgt war, virale
Plaques. Die erhaltenen rekombinanten Viren beherbergten kein Protease-Gen
in der L3-Region, jedoch wurden das E1-klonierte Gen und die Protease
ektopisch aus der E1-Region exprimiert.
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6 ist
eine photographische Aufnahme zur Darstellung eines mit Coomassie-Blau
gefärbten
Gels zum Nachweis der Fähigkeit
der Ad5-ΔPS-Mutante zur Durchführung einer
einzigen Replikationsrunde in nicht-komplementierenden Zellen. A549-Zellen
wurden mit einem MOI-Wert von 5 pfu mit den angegebenen Mutanten
inokuliert. 3 Tage später
wurden die Zellen in Laemmli-Puffer lysiert. Man setzte 20 μg Proteinextrakte
pro Vertiefung auf und ließ sie
in einem 12% Acrylamid:Bisacrylamid-Gel laufen. Bei Vergleich des
viralen Proteins, das durch die verschiedenen Mutanten (d.h. Hexon,
100K) synthetisiert worden ist, zeigt, dass nur die Ad5-ΔPS-Mutante ähnliche
Mengen wie das Wildtyp-Virus erzeugt. Dies bestätigt die Fähigkeit dieser Mutante zur
Durchführung
einer einzigen Runde der Replikation in nicht-komplementierenden
Zellen.
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7 ist
ein Diagramm zur Darstellung der viralen Ausbeuten verschiedener
adenoviraler Mutanten in A549-Zellen. Die Fähigkeit der Ad5-ΔPS-Mutante
zur Durchführung
einer einzigen Replikationsrunde in nicht-komplementierenden Zellen
wurde ferner durch Titration der gleichen Extrakte, wie sie in 6 dargestellt
sind, bestimmt. A549-Zellen wurden mit einem MOI-Wert von 5 pfu
mit den angegebenen Mutanten inokuliert. 3 Tage später wurden
die Zellen geerntet und Extrakte wurden in 293rtTA.PS.7 titriert.
Die Titer sind in logarithmischen Werten (0–9) angegeben.
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Ausführliche Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
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Der
hier verwendete Ausdruck "Adenovirus" (Ad) bedeutet ein
beliebiges Adenovirus, das vom Menschen, von Säugetieren oder von Vögeln stammt
(Mastadenovirus, Aviadenovirus-Familien). Darunter werden die humanen
Adenoviren Ad2 und Ad5 bevorzugt. Ad5 wird besonders bevorzugt.
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Im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Ausdruck "Adenovirus-Protease" die Protease von
einem beliebigen Adenovirus, das vom Menschen, von Säugetieren
oder von Vögeln
stammt, unter Einschluss von Analogen, Homologen, Mutanten und Isomeren
einer derartigen Protease. Der Ausdruck "Adenovirus-Protease-Gen" bedeutet das Protease-Gen
von einem beliebigen Adenovirus, das von Menschen, Säugetieren
oder Vögeln
stammt, unter Einschluss von Analogen, Homologen, Mutanten und Isomeren eines
derartigen Gens. Obgleich untergeordnete Unterschiede zwischen Proteasen
unterschiedlicher Adenoviren bestehen, sind diese Proteasen untereinander
austauschbar. Proteasen der humanen Adenoviren Ad2 und Ad5 werden
bevorzugt, wobei Ad2-Protease besonders bevorzugt wird.
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Die
Adenovirus-Protease, die erstmals durch Studien an der temperaturempfindlichen
Ad2ts1-Mutante identifiziert wurde (Weber, J. Virol., Bd. 17 (1976),
S. 462–471;
Yeh-Kai et al., J. Mol. Biol., Bd. 167 (1983), S. 217–222) stellt
ein Schlüsselenzym
im Adenovirus-Lebenszyklus dar, das zur Reifung mehrerer Proteine dient.
Durch dieses Enzym gespaltene Proteine sind das Präterminale
Protein (pTP), pVI, pVII, pVIII, pIIIa und die 11K-DNA-Bindungsproteine
(Anderson et al., J. Virol., Bd. 12 (1973), S. 241–252; Boudin
et al., Virology, Bd. 101 (1980), S. 144–156; Tremblay et al., Biochim.
et Biophys. Act., Bd. 743 (1983), S. 239–245). Zusätzlich zu diesen Substraten
spielen die Spaltung von viralem 52K-Protein (Hasson et al., J.
Virol., Bd. 66 (1992), S. 6133–6142)
und von zellulärem
Cytokeratin 18 (Chen et al., J. Virol., Bd. 67 (1993), S. 3507–3514) eine
wichtige Rolle im viralen Zyklus. Die Adenovirus-Protease stellt
daher ein wesentliches Element für
die Reifung von Virusproteinen, für den Eintritt des Virus in
Wirtszellen (Cotten et al., Virology, Bd. 213 (1995), S. 494–502; Greber
et al., EMBO J., Bd. 15 (1996), S. 1766–1777) und für die Freisetzung
von Virionen aus infizierten Zellen dar (Chen et al., a.a.O.).
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Mutanten
mit einer Adenovirus-Protease-Deletion bieten zahlreiche Vorteile
für die
Gentherapie und -vakzination. Derartige Mutanten weisen unabhängig davon,
ob zusätzliche
Gene (z.B. in der E1-Kodierungsregion) deletiert sind oder nicht,
einen vollständigen
Replikationsmangel auf. Obgleich sie zur Spaltung einiger zellulärer Proteine
befähigt
ist, ist die Adenovirus-Protease hochspezifisch, was es äußerst unwahrscheinlich macht,
dass der Proteasedefekt in der Mutante in einer Säugetierzelle überwunden
werden kann, ein Effekt, der für
Adenovirus-Mutanten
mit einer E1-Deletion in einigen Säugetierzellen nachgewiesen
wurde (HeLa- und Teratokarzinom-F9-Stammzellen: Imperiale et al.,
Mol. Cell. Biol., Bd. 4 (1984), S. 867–874; Nevins et al., Curr. Top.
Microbiol. Immunol., Bd. 113 (1984), S. 15–19; embryonales Karzinom (EC):
Keaveney et al., Nature, Bd. 365 (1993), S. 562–566). Dies bietet ein erhöhtes Sicherheitsniveau
für therapeutische
Anwendungen. Für gentherapeutische
Anwendungen kann eine vollständige
Blockade der Replikation von Adenovirus erreicht werden, indem man
das Protease-Gen zusammen mit einem oder mehreren anderen Genen,
die für
das Viruswachstum essentiell sind, wie die E1-Kodierungsregion,
deletiert. Rekombinante Vektoren, bei denen nur die Protease deletiert
ist und die somit zu einer einzigen Replikationsrunde befähigt sind,
stellen interessante Vektoren für
die Vakzination dar.
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Adenoviren,
bei denen das Protease-Gen deletiert ist, benötigen für ihre Vermehrung eine Zelllinie,
die dazu befähigt
ist, das Produkt des Protease-Gens in trans bereitzustellen, z.B.
die erfindungsgemäßen Zelllinien.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
wurden 293S-Zelllinien, die in stabiler Weise die Ad2-Protease exprimieren,
erzeugt (293-PS-Zellen). 293S-Zellen wurden aus zwei Gründen ausgewählt. Erstens
ermöglichen
293-Zellen die Vermehrung von Adenoviren, die gleichzeitig eine
Deletion in der E1- und/oder der E3-Kodierungsregion aufweisen, wie rekombinante
Adenovirus-Vektoren für
gentherapeutische Anwendungen. Zweitens ist der nicht haftende Phänotyp von
293S-Zellen vorteilhaft für
eine Maßstabvergrößerung der Herstellung
von deletiertem Adenovirus (Garnier et al., Cytotechnology, Bd.
15 (1994), S. 145–155),
z.B. für die
Herstellung von Vektor-Vorratsprodukten. Für den Fachmann ist es ersichtlich,
dass andere Zelllinien, die zur Beherbergung von Adenoviren befähigt sind,
wie A549, 911 oder BMAdE1, ebenfalls zur Erzeugung von Zelllinien,
die das Adenovirus-Protease-Gen exprimieren, geeignet sind.
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Gemäß der bevorzugten
Ausführungsform
der Erfindung wurden induzierbare Promotoren gewählt, um eine regulierbare Expression
des Protease-Gens
in den erfindungsgemäßen Zelllinien
zu erreichen, nämlich
die tTA- und rtTA-Systeme (Gossen et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, Bd. 89 (1992), S. 5547– 5551;
Gossen et al., Science, Bd. 268 (1995), S. 1766–1769). Diese Systeme ermöglichen
eine induzierbare Expression des Gens, indem man entweder die Zellen
mit Tetracyclin versetzt oder ihnen Tetracyclin entzieht. Regulierbare
Expressionskassetten wurden aufgrund der Fähigkeit der Adenovirus-Protease
zum Aufbrechen einiger Komponenten des zellulären Cytokeratin-Netzwerks gewählt (Chen
et al., a.a.O.). Diese Funktion scheint eine Schlüsselrolle
bei den phänotypischen
Eigenschaften des zytopathischen Adenovirus-Effekts zu spielen und kann
somit für
die Wirtszellen zumindest nachteilig sein. Eine regulierbare Expressionskassette
ermöglicht
es, die Expression der Protease (zumindest auf einem hohen Niveau)
nur auf Zeiträume
zu beschränken,
bei denen die Induktionssubstanz entweder zugesetzt oder entzogen
wird, so dass die toxische Wirkung der Protease, die die Erzeugung
oder Vermehrung von Protease-deletiertem
Adenovirus behindern könnte,
beseitigt wird. (Zellen mit einer Transfektion durch fremde Plasmid-DNA
sind durch die Transfektion einem Stress ausgesetzt und gegen etwaige
toxische Wirkungen wesentlich empfindlicher.)
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Bei
rekombinanten Adenovirus-Vektoren für die Gentherapie und -vakzination
bietet es eine Reihe von Vorteilen, das Transgen in eine ähnliche
regulierbare Expressionskassette zu bringen. Indem man beispielsweise
das tTA- oder rtTA-Regulationssystem
wählt,
wird die Steuerung der Expression des Transgens dadurch ermöglicht,
dass man entweder Tetracyclin verabreicht oder die Verabreichung
einstellt. Dies kann beispielsweise bei der Vakzination von Tieren,
bei denen Tetracyclin auf regulärer
Basis dem Futter zugesetzt wird, wertvoll sein. Die Expression des
Gens von Interesse kann in diesem Fall durch Weglassen der Verabreichung des
Tetracyclins während
einer angemessenen Zeitspanne induziert werden. Für den Fachmann
ist es ersichtlich, dass andere regulierbare Promotoren, wie Ecdyson-
und Corticosteroid-reaktive Systeme in der erfindungsgemäßen Praxis
verwendet werden können.
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Die
erfindungsgemäßen Zelllinien
lassen sich nach dem Fachmann bekannten Verfahren herstellen, insbesondere
durch Kotransfektion von Zellen, die zur Beherbergung von Adenovirus
befähigt
sind, mit DNA-Stücken,
die für
die Adenovirus-Protease kodieren, und DNA-Stücken, die für einen Selektionsfaktor kodieren,
durch Inkubation der Zellen, durch Selektieren von Zellen, die den
Selektionsfaktor exprimieren und durch Amplifizieren dieser Zellen,
die die Adenovirus-Protease exprimieren. Beim Selektionsfaktor kann
es sich um einen beliebigen Faktor handeln, der die Selektion einer
Zelle ermöglicht,
z.B. um ein Antibiotikum-Resistenzprotein.
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Gemäß der bevorzugten
Ausführungsform
wurden die neuartigen erfindungsgemäßen komplementierenden Zelllinien
durch Kotransfektion von 293- tTA-
oder 293-rtTA-Zellen mit dem Plasmid pTR5/PS-DC/GFP (das einen Tetracyclin-regulierbaren
(TR) Promotor in einer dicistronischen Kassette (DC) mit dem GFP
und dem Protease (PS)-Gen enthält)
und mit dem Plasmid pTKNeo (das das Resistenzgen für Geneticin
(Antibiotikum G418) enthält)
oder mit dem Plasmid p3'SS
(das das Resistenzgen für
Hygromycin enthält)
und durch Selektion von transfizierten Zellen mit diesen Antibiotika
hergestellt. Antibiotikum-resistente
Kolonien, die das GFP-Protein exprimieren, wurden amplifiziert und
mehrere Kolonien davon für
eine weitere Analyse ausgewählt.
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Um
das Screening von rekombinanten Klonen zu erleichtern, wurde das
Adenovirus-Protease-Gen aus einer dicistronischen Kassette (Mosser
et al., Biotechniques, Bd. 22 (1997), S. 150–161) zusammen mit einem Reportergen
von grün
fluoreszierendem Aquorea victoria-Protein (GFP) (Prasher et al.,
Gene, Bd. 111 (1992), S. 229–233;
Heim et al., Nature, Bd. 373 (1995), S. 663–664), exprimiert. Nach der
ersten Selektion mit einem Antibiotikum (G418 oder Hygromycin) wurden
Zellen, die GFP exprimierten, für
weitere Studien durch eine automatisierte Sortierung von fluoreszierenden
Zellen selektiert. Dieses System ermöglichte eine wirksame Erzeugung
von 293-Zelllinien, die in stabiler Weise die aktive Ad2-Protease
exprimieren.
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Für den Fachmann
ist es ersichtlich, dass die DNA-Stücke, die für die Adenovirus-Protease kodieren, in
die Zellen unter Verwendung eines beliebigen intrazellulären DNA-Abgabesystems,
z.B. rekombinante Plasmide, und durch eine beliebige Transfektionstechnik,
z.B. Calciumphosphat-Fällung
oder Liposomen-Technologie,
eingeführt
werden können.
Ferner können
Zellen, die Stücke
von für
Adenovirus-Protease kodierender DNA beherbergen, unter Verwendung
eines beliebigen geeigneten Selektionsfaktors selektierbar gemacht werden,
z.B. durch Verwendung des Resistenzgens für ein Antibiotikum, wobei dieses
Gen durch ein geeignetes rekombinantes Plasmid in die Zellen transfiziert
werden kann.
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Zur
Untersuchung der biologischen Aktivität des rekombinanten Proteins
wurde eine Komplementierung der Ad2ts1-Mutante (Weber, J. Virol.,
Bd. 17 (1976), S. 462–471)
geprüft.
Diese Mutante kodiert für
eine modifizierte P137L-Protease,
die bei der permissiven Temperatur (33°C) aktiv und bei 39°C funktionell
defektiv ist. Eine Replikation von Ad2ts1 an 293tTA-PS- und 293-rtTA-PS-Zelllinien ermöglichte
die Wiederherstellung von Ausbeuten, die ähnlich wie beim Wildtyp-Virus
waren. Ferner wurde gezeigt, dass die Expression der Protease für die Zellen
nicht toxisch war, sondern eher das normale Zeltwachstum leicht
beeinträchtigte.
Von den neuartigen Zelllinien wurde auch gezeigt, dass sie die Replikation
von zwei neuartigen Adenovirus-Mutanten, bei denen das Protease-Gen
deletiert worden ist, wieder herstellen.
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Die
in Bezug auf das Protease-Gen deletierten neuartigen Adenovirus-Mutanten lassen sich
nach dem Fachmann bekannten Verfahren herstellen. Im allgemeinen
stützt
sich die Herstellung einer Virus-Mutante darauf, dass zunächst das
vollständige
Genom der Mutante hergestellt wird, indem man geeignete DNA-Stücke entweder
durch in vitro-Ligation oder durch Rekombination in einer Zelle
verknüpft.
Im letztgenannten Fall werden mehrere (üblicherweise zwei oder drei)
Fragmente von adenoviraler DNA, die Ähnlichkeitsregionen (oder Überlappungsregionen)
enthält,
in Wirtszellen transfiziert, wobei sie zu einem viralen Genom von
voller Länge rekombiniert
werden. Die zu ligierenden oder zu rekombinierenden Fragmente können Deletionen
und Modifikationen in Bezug auf das virale Wildtyp-Genom enthalten,
müssen
aber ansonsten dessen gesamte Länge aufweisen.
Die DNA des auf diese Weise hergestellten rekombinanten Virus wird
sodann in geeignete komplementierende Zellen transfiziert, die dazu
befähigt
sind, virale in trans-Funktionen, die dem transfizierten, rekombinanten,
viralen Genom als Folge der in das Wildtyp-Genom eingeführten Deletionen
und Modifikationen fehlen, bereitzustellen. Das rekombinante Virus
vervielfältigt
sich in diesen Zellen, aus denen es anschließend freigesetzt werden kann,
indem man beispielsweise die Zellen mehreren Einfrier-Auftau-Zyklen
unterwirft. Zahlreiche Abänderungen
dieses allgemeinen Verfahrens sind möglich, wie es für den Fachmann
ersichtlich ist.
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Gemäß der bevorzugten
Ausführungsform
wurden zwei neuartige Ad5-Mutanten
(mit der Bezeichnung Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS bzw. Ad5-ΔPS) gemäß dem vorstehend skizzierten
allgemeinen Verfahren erzeugt. Dies wurde durch eine Reihe von Klonierungen
in bakterielle Plasmide erreicht, wonach sich eine Rekombination
geeigneter Fragmente des viralen Genoms in E. coli anschloss, um
bakterielle Plasmide, die die deletierten Adenovirus-Genome beherbergen,
zu erzeugen. Dieses Verfahren ist in 2 und in 3 zusammenfassend
dargestellt und in den nachstehenden Beispielen ausführlicher
erläutert.
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Die
Ad5-ΔPS-Mutante
weist eine Deletion nur des Protease-Gens auf. Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS ist in
Bezug auf das Protease-Gen deletiert, jedoch auch in Bezug auf die
E1- und E3-Kodierungsregionen des Ad5-Genoms. Beide Mutanten wurden
mit Erfolg in den erfindungsgemäßen neuartigen
komplementierenden Zelllinien, die die Ad2-Protease exprimieren,
vermehrt. Die Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS-Mutante
enthält
in ihrem Genom zwei exogene Gene (Transgene), nämlich das Gen von E. coli-β-Galactosidase
(βgal) und
das Gen des grünen
fluoreszierenden Aquorea victoria-Proteins (GFP). Diese Reportergene
können
leicht durch dem Fachmann geläufige
Verfahren durch Gene von therapeutischem Interesse ersetzt werden.
In beiden Mutanten können
Gene von therapeutischem Interesse leicht durch Rekombination eingeführt werden,
da beide in bakterielle Plasmide kloniert wurden.
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Die
Erfindung ermöglicht
ferner die sichere Erzeugung von Adenovirus-assoziierten Vektoren aufgrund der vollständigen Blockade
der Replikation der in Bezug auf die Protease deletierten Mutanten,
die anmeldungsgemäß als Hilfsinstrumente
verwendet werden können.
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Experimenteller
Teil
-
Die
erfindungsgemäßen Zelllinien
und Vektoren wurden unter Anwendung von dem Fachmann geläufigen Verfahren
hergestellt. Die folgenden Beispiele werden zu einer besseren Erläuterung
der Erfindung vorgelegt.
-
Materialien
und Methoden
-
Zellen und
Viren
-
293-Zellen
sind humane embryonale Nierenzellen, die hohe Konzentrationen der
Adenovirus-5-E1A- und -E1B-Produkte exprimieren (Graham et al.,
J. Gen. Virol., Bd. 36 (1977), S. 59–72). 293S-Zellen, ein nicht-haftender
293-Zellklon, wurden in der Literatur beschrieben (Garnier et al.,
Cytotechnology, Bd. 15 (1994), S. 145–155; Massie et al., Bio/Technology,
Bd. 13 (1995), S. 602–608).
Die 293–tTA-Zelllinie
wurde von Massie et al., J. Virol., Bd. 72 (1998), S. 2289–2296, beschrieben.
Die 293-rtTA-Zelllinie wurde auf ähnliche Weise erhalten. Die
Adenovirus-Mutante Ad2ts1 wurde in der Literatur beschrieben (Weber,
J. Virol., Bd. 17 (1976), S. 462–471). Adenovirus dI309 ist
eine vollständig
replikative Mutante und wurde in der Literatur beschrieben (Jones
et. al., Cell, Bd. 13 (1978), S. 181–188). AdCMV5-GFP ist ein rekombinantes
Adenovirus, bei dem die E1-Region
durch ein CMV, gesteuert durch die GFP-Expressionskassette ersetzt
wurde (Massie et al., Cytotechnology, im Druck (1999)).
-
Plasmide
-
Das
Plasmid pTKNeo wurde durch Autoligation des BstEII-Fragments von
pREP 9 (Invitrogen) erzeugt. Das Plasmid pTR-DC/GFP ist in der Literatur
beschrieben (Mosser et al., 1997). Dieses Plasmid wurde als pUHD10.3
(Resnitsky et al., Mol. Cell. Biol., Bd. 14 (1994), S. 1669–1679),
das den tTA-reaktiven
Promotor mit einer dicistronischen Expressionskassette enthält, modifiziert.
Die dicistronische Expression wird durch das Encephalomyocarditis-Virus IRES (Ghattas
et al., Mol. Cell. Biol., Bd. 11 (1991), S. 5848–5859) ermöglicht. Das ursprüngliche
pTR-DC/GFP wurde durch Insertion einer BglII-Stelle modifiziert. Das Protease-Gen
wurde aus pAdBM5-PS- durch BamHI-Verdau
ausgeschnitten, sequenziert und in die BglII-Stelle von pTR-DC/GFP subkloniert.
Das schließlich
erhaltene Plasmid pTRS/PS-DC/GFP koexprimiert somit in induzierbarer
Weise die mutanten GFP-S65T- und Ad2-Protease-Gene. Die Expression
von GFP und Protease wurde durch Transfektion in 293-Zellen getestet.
Die vorübergehende
Expression der Protease wurde durch Western-Blot mit einem polyklonalen
anti-Protease-Antiserum, das in Kaninchen mit einem rekombinanten
Protein (von Dr. J. Weber, Universität Sherbrooke) erzeugt worden
war, bestätigt.
Das exprimierte Protein wies das gleiche Molekulargewicht wie das
native Protein aus Wildtyp-Adenovirus auf und wurde nur bei Induktion
exprimiert. Das Plasmid pDE3 wurde von Dr. Lochmüller (Montreal Neurological
Institute) zur Verfügung
gestellt. Dieses Plasmid enthält
das rechte Ende des Ad5-Genoms aus der BamHI-Stelle (21562) bis
zum Ende des Genoms mit einer E3-Deletion. Diese Deletion entspricht
der von Bett et al. (1994) beschriebenen Deletion und stammt aus
dem Plasmid pBHG11 (Umfang der Deletion: 27865–30995). Das Plasmid pAdEasy-1-βGal-GFP wurde
von Dr. He (John Hopkins University, Baltimore, MD.) zur Verfügung gestellt
und ist in der Literatur beschrieben (He et al, 1998). Das Plasmid
pTG3602 (Chartier et al., 1996) wurde von Dr. Mehtali (Transgene
SA, Strasbourg, Frankreich) zur Verfügung gestellt. Die rekombinante
Adenovirus-Konstruktion
in E. coli wurde gemäß den Literaturangaben
von He et al. (1998) und Chartier et al. (1996) durchgeführt.
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Erzeugung von Protease
exprimierenden Zelllinien
-
293-tTA-Zelllinien
wurden durch Kotransfektion von pTR5/PS-DC/GFP und pTKNeo erzeugt.
293-rtTA-PS-Klone wurde auf ähnliche
Weise durch Kontransfektion des gleichen Plasmids mit p3'SS (Stratagene) in
293S-rtTA erzeugt. Transfektionen wurden durch das optimierte Calciumphosphat-Fällungsverfahren (Jordan et
al., Nucleic Acids Res., Bd. 15, 24 (4) (1996), S. 596–601) erreicht.
Für tTA
und rtTA handelte es sich bei den Selektionsarzneistoffen um G418
bzw. um Hygromycin (Sigma Chemical).
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Selektion
von rekombinanten Zellklonen
-
Nach
Kotransfektion und Selektion wurden Klone von 293S-Zellen, die das
GFP aus der dicistronischen Kassette exprimieren, durch Screening
auf Expression des GFP durch Fließzytometrieanalyse und Zellsortierung
selektiert. Die Fließzytometrie
wurde unter Anwendung eines EPICS-Profile II-Geräts (Coulter, Hialeah, FL, USA)
mit einem 15 mW Argon-Ionenlaser durchgeführt. Die Zellsortierung wurde
an einem EPICS V (Modell 752, Coulter)-Multiparameter-Laser-Fließzytometer
und Zellsortiergerät
unter Verwendung des Auto-clone-Systems
(automatisierte Zellabscheidungen in Mehrfachvertiefungen) durchgeführt. Vor
der Selektion und Sortierung wurde die Expression sowohl von GFP
als auch von Protease durch Zugabe (rtTA) oder Suppression (tTA)
von Doxycyclin induziert. Für
die Analyse der GFP-Expression wurden Zellen steril gewonnen und
in phosphatgepufferter Kochsalzlösung
(PBS) durch Zentrifugation eingeengt (1 × 106 Zellen/ml).
Die am stärksten
fluoreszierenden Zellen wurden gewonnen und klonal auf Platten mit
96 Vertiefungen verteilt.
-
Analyse der rekombinanten
Proteinexpression
-
Die
Expression des GFP wurde periodisch durch fließzytometrische Analyse geprüft, während die
Expression der Protease durch Western-Blotting getestet wurde. Die
Zellen wurden in PBS gewaschen, zentrifugiert und eingefroren. Eine
Lysis wurde in 100 mM Tris-HCl (pH-Wert 6,9), 10% Glycerin und 2%
SDS durchgeführt
und hochmolekulare DNA wurde durch Ultraschallbehandlung aufgebrochen.
Vor dem Test wurde der Gesamtproteingehalt der Extrakte unter Verwendung
des DC Protein-Testkits (Biorad) titriert. Für die Elektrophorese wurden
die Proben in Laemmli-Puffer (Laemmli et al., J. Mol. Biol., Bd.
88 (1974), S. 749–165
verdünnt und
5 Minuten bis zum Sieden erwärmt.
Eine geschätzte
Gesamtproteinmenge von 20 μg
wurde pro Vertiefung in 14% Acrylamid:Bisacrylamid (30:1)-Gelen
aufgesetzt. Nach der Elektrophorese wurden die Proteine auf Nitrocellulosemembranen übertragen,
die anschließend über Nacht
bei 4°C
mit PBS mit einem Gehalt an 5% fettfreier Trockenmilch und 0,1%
Tween 20 blockiert wurden. Der Kaninchen-anti-Protease-Antikörper wurde
im gleichen Puffer, der aber 0,2% Tween 20 enthielt, 1:20 000 verdünnt. Als
interne Kontrolle wurde ein monoklonaler anti-Actin-Antikörper in
einer Verdünnung
von 1:10 000 verwendet. Eine Inkubation wurde über Nacht bei 4°C durchgeführt. Konjugate
wurden in einer Verdünnung
von 1:10 000 im gleichen Puffer 1 Stunde bei Raumtemperatur verwendet.
Der Nachweis wurde unter Verwendung des ECL-Chemilumineszenz-Kits (Amersham)
gemäß den Anweisungen
des Herstellers durchgeführt.
-
Beispiele
-
Erzeugung und Isolierung
von mit dem Ad2-Protease-Gen transformierten 293-Zelllinien
-
Zelllinien
wurden durch Kotransfektion und Selektion unter Verwendung geeigneter
Mittel gemäß der zusammenfassenden
Darstellung in Tabelle 1 erzeugt.
-
Tabelle
1 Analyse
der durch Transformation von 293-Zellen mit Protease erhaltenen
Klone
-
293-tTA-Zellen
wurden mit pTR5/PS-DC/GFP und pTKNeo kotransfiziert, während 293-rtTA
mit dem gleichen Plasmid und mit p3'SS kotransfiziert wurde. Nach einer
48-stündigen
Behandlung wurden transfizierte Zellen einer 3-wöchigen Selektion entweder durch
G418 (500 μg/ml)
für 293-tTA
oder durch Hygromycin (150 μg/ml)
für 293-rtTA
unterworfen. Während
dieser Zeitspanne wurden 2-mal wöchentlich
frisches Medium und Arzneistoff zu den Zellen gegeben. Während des
gesamten Selektionsvorgangs wurde die GFP-Expression an Aliquotmengen
durch fließzytometrische
Analyse überwacht.
Die Zellen wurden sodann unter Verwendung des automatischen Mehrfachvertiefungs-Zellabscheidungssystems
sortiert und die klonale Verteilung wurde visuell geprüft. Anschließend wurde
die Expression bestimmt und nur homogene Klone (Prüfung aufgrund
des Auftretens eines einzigen Peaks der fluoreszierenden Zellen)
wurden selektiert. Die Ergebnisse der GFP-Expression von stabilen
Klonen sind in Tabelle 2 zusammengestellt.
-
Tabelle
2 GFP-Expression
und Induktionswirkungsgrad in 293-tTA-PS und 293-rtTA-PS
-
Selektierte
Zelllinienklone wurden auf die Expression des GFP (basal und induziert)
durch fließzytometrische
Analyse getestet. FI: Fluoreszenzindex, berechnet als prozentualer
Anteil von Zellen, die GFP exprimieren, aufgrund des durchschnittlichen
Fluoreszenzwerts; AUS: GFP-Expression ohne Induktion (50 ng Doxyclin
pro ml für
tTA); AN: GFP-Expression nach Induktion (1 μg pro ml für rtTA). Der Induktionsfaktor
wurde als Verhältnis
zwischen dem FI-Wert im AN-Zustand
und dem FI-Wert im AUS-Zustand berechnet.
-
Von
sämtlichen
getesteten Klonen wurden drei 293S-tTA-PS- und drei 293S-rtTA-PS-Klone selektiert. Der
Induktionswirkungsgrad wurde durch Vergleich der Produkte aus der
durchschnittlichen Fluoreszenz von einer Zelle und dem prozentualen
Anteil von fluoreszierenden Zellen (Fluoreszenzindices: FI) gemessen.
Die Induktionsfaktoren lagen im Bereich von 7 bis 106, wobei es
sich um den Bereich handelt, der üblicherweise mit Tetracyclin-regulierten
Expressionskassetten beobachtet wird.
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Proteaseexpression in
293-tTA-PS und 293-rtTA-PS
-
Von
den auf die Proteaseexpression getesteten Klonen werden drei Klone
von 293-tTA-PS und 293-rtTA-PS vorgestellt (1A). Die
Expression wurde mit einem polyklonalen Kaninchen-Antiserum gegen
E. coli-exprimiertes Protein nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigen,
dass das exprimierte Protein das gleiche elektrophoretische Muster
wie das endogene Adenovirus-Protein aufweist und dass die Expression
bei sämtlichen getesteten
Klonen von der Induktion abhängt.
Die letztgenannte Feststellung wurde durch die interne Kontrolle (zelluläres Actin)
geprüft,
was zeigt, dass die gleiche Menge an Proteinextrakt pro Vertiefung
aufgesetzt worden ist. Ein Test sämtlicher erhaltener Klone von
rtTA ergab keine Beobachtung von höheren Expressionsgraden, als
sie mit tTA-Klonen erreicht wurden. Der Expressionsgrad von Protease
in sämtlichen
selektierten Klonen war gleich groß oder höher als bei der nativen Adenovirus-Protease
(1A, Bahn 3). Um dies zu prüfen, wurden 293-Zellen mit
einem MOI-Wert von 10 pfu mit AdCMV5-GFP (Massie et al., Cytotechnology,
im Druck (1999)) infiziert und Proteinextrakte wurden nach 48 Stunden
p.i. hergestellt. Ein ähnlicher
Expressionsgrad wurde mit den von 293-tTA- und 293-rtTA-Zellen abgeleiteten
Klonen erreicht.
-
Biologische Aktivität der durch
die Zelllinien exprimierten Protease
-
Zur
Untersuchung der biologischen Aktivität von Ad2-Protease in transformierten
Zelllinien wurde die Komplementierung der temperaturempfindlichen
Ad2ts1 und von zwei neuartigen, in Bezug auf Protease deletierten
Mutanten durch die Zelllinien geprüft. Virale Ad2ts1-Teilchen,
die bei 39°C
hergestellt worden sind, enthalten eine funktionell mangelhafte
Protease. Sie wurden zur Ermittlung der Komplementierung verwendet. Die
Ergebnisse von Einstufen-Wachstumskurven im 293- und 293-PS-Zelllinien
(tTA und rtTA) für
Ad2ts1 sind in Tabelle 3 und die für die beiden neuartigen, in
Bezug auf Protease deletierten Mutanten in Tabelle 4 zusammengestellt.
-
Tabelle
3 Ausbeute
an dI309 und Ad2ts1 aus Einstufen-Wachstumskurven in verschiedenen,
von 293 abgeleiteten Zelllinien
-
Zellen
wurden mit einer Muitiplizität
von zwei plaquebildenden Einheiten (pfu) pro Zelle infiziert. 2–3 Tage
später
bei 39°C
oder 5 Tage später
bei 32°C
wurden die Zellen geerntet und 3-mal eingefroren und aufgetaut.
Die anschließend
hergestellten Extrakte wurden titriert. Die Ergebnisse eines typischen
Experiments werden hier vorgelegt. Die Titer wurden als pfu-Wert
an 293-Zellen bei 33°C
bestimmt. NI: nicht-induzierte Expression; I: induzierte Expression.
Bei 33°C
durchgeführte
Experimente wurden als Kontrollen mitgeführt.
-
Während Ad2ts1
5 × 103 pfu bzw. 2 × 103 pfu
bei 39°C
in 293-tTA- bzw. 293-rtTA-Zelllinien
ergab, wurde die Komplementierung durch Erreichen von Titern, die ähnlich groß wie die
der dI309-Mutante in Protease exprimierenden Zelllinien waren, nachgewiesen.
Die Induktion hatte den Effekt von geringfügig sinkenden Titern, wobei
aber überraschenderweise
die basale Expression des Gens aus 293-tTA-PS-15 und 293-rtTA-PS-7 ausreichend
war, um die Ad2ts1-Mutante zu komplementieren. Es gab keinen Unterschied
zwischen tTA- und rtTA-komplementierenden
Zelllinien.
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Um
ferner die biologische Aktivität
von Zelllinien nachzuweisen und die neuartigen Ad5-Mutanten zu charakterisieren,
wurden Einstufen-Wachstumskurven
in 293-tTA/rtTA- und 293-tTA/rtTA-PS-Zelllinien ermittelt (Tabelle
4).
-
Tabelle
4 Ausbeute
an Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS
und an Ad5-ΔPS
mit entsprechenden Kontrollen aus Einstufen-Wachstumskurven in verschiedenen,
von 293 abgeleiteten Zelllinien
-
Die
Zellen wurden mit einer Multiplizität von zwei plaquebildenden
Einheiten (pfu) pro Zelle infiziert. 2–3 Tage später wurden die Zellen geerntet,
3-mal in PBS gewaschen und 3-mal eingefroren/aufgetaut. Die anschließend erhaltenen
Extrakte wurden titriert. Die Ergebnisse eines typischen Experiments
werden hier vorgestellt. Die Titer wurden als pfu-Werte an 293-Zellen
bestimmt. NI: nicht-induzierte
Expression; I: induzierte Expression.
-
Die
biologische Aktivität
wurde auch durch die Fähigkeit
des 293-rtTA-PS-7-Klons
zur Erzeugung der in Bezug auf Protease deletierten Mutanten Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS und Ad5-ΔPS nach Transfektion von
rekombinanter DNA nachgewiesen. Erwartungsgemäß waren zwar die in Bezug auf
Protease deletierten Mutanten nicht zum Wachstum in 293-rtTA befähigt, jedoch
ermöglichte
eine Komplementierung durch Zelllinien die Wiederherstellung von
Virustitern, die nahe bei den Kontrollwerten lagen (bei den Kontrollen
handelte es sich genau um die gleichen Viren wie bei den Mutanten,
mit Ausnahme der Anwesenheit des Protease-Gens). Bemerkenswert ist,
dass für
Ad2ts1 die basale Proteaseexpression aus beiden tTA- und rtTA-komplementierenden
Zelllinien ausreicht, um die in Bezug auf die Protease deletierten
Mutanten zu komplementieren. Ferner ist es bemerkenswert, dass im
induzierten Zustand der Expression der Protease die Virusausbeuten
geringfügig
vermindert waren.
-
Wachstumsgeschwindigkeit
von 293-PS-Zelllinien
-
Eine
visuelle Prüfung
von 293-PS-Zelllinien zeigte, dass nach Induktion der Expression
die Zellen keinen signifikant unterschiedlichen Phänotyp aufwiesen.
Um den Einfluss der Induktion auf Zelllinien weiter zu untersuchen,
wurde die Lebensfähigkeit
von Zellen durch Zählung
von lebenden Zellen (entweder induziert oder nicht) nach Färbung mit
Trypanblau täglich
von D0 bis D5 gemessen. Für
293-rtTA-PS-Zellen ergab sich kein Unterschied zwischen induzierten
oder nicht-induzierten Zellen. Für
einen Klon von 293-tTA-PS (Klon 2) sind die Ergebnisse in 4 dargestellt.
Es ist ersichtlich, dass die Expression der Protease keinen signifikanten
nachteiligen Einfluss auf das Zellwachstum ausübte. Ferner ist es aufgrund
der Tatsache, dass kein Einfluss während einer Zeitspanne (24–48 Stunden),
die mit der Erzeugung einer rekombinanten Adenovirus-Mutante kompatibel
ist, nachgewiesen werden konnte, erwiesen, dass diese Zelllinien
sich für
die Erzeugung und Expansion von Mutanten ohne Protease eignen. Die
Expression des Gens zeigte keine toxische Wirkung, jedoch eine recht
geringe Beeinträchtigung
des Zellwachstums: wenn die Zellen im induzierten Zustand der Proteaseexpression
gehalten wurden, wuchsen die Zellen langsamer. Aufgrund der Tatsache,
dass eine Überexpression
der Protease in geringem Maße
das Zellwachstum beeinträchtigen
konnte und die Virusausbeuten verringerte, ist die Kontrolle von
deren Expression mit einem regulierbaren Promotor von entscheidender
Bedeutung sowohl für
die Gewinnung der besten Protease- komplementierenden Zelllinien sowie
zur Gewährleistung
einer maximalen Erzeugung von in Bezug auf Protease deletiertem
AdV.
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Stabilität von 293-PS-Zelllinien
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Um
die Stabilität
von selektierten Klonen zu prüfen,
wurden Zelllinien, die 2 Monate ohne Selektionsarzneistoff gehalten
worden waren, auf die Expression des GFP und der Protease getestet.
Beide Proteine wurden in ähnlichen
Konzentrationen wie bei Zellen einer frühen Passage exprimiert, wie
durch fließzytometrische
Analyse bzw. durch Immunoblot-Analyse (Daten nicht aufgeführt) festgestellt
wurde. Keine Veränderung der
Arzneistoffempfindlichkeit wurde nach 2-monatigen Passagen festgestellt,
noch waren die Protease-Expressionsgrade
modifiziert.
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Transfizierbarkeit von
293-PS-Zelllinien
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Die
Klone 293-tTA-PS-15 und 293-rtTA-PS-7 wurden auf ihre Fähigkeit
zur Unterstützung
der Bildung von viralen Plaques nach Transfektion mit AdCMV-LacZ-DNA analysiert.
Beide Klone ergaben ebenso viele virale Plaques wie parentale 293-tTA-
und 293-rtTA-Zellen. 293-PS-Zelllinien wurden somit in sehr wirksamer Weise
transfiziert und anschließend
für die
Erzeugung von in Bezug auf Protease deletierten Mutanten verwendet.
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Einfluss einer
Adenovirus-Infektion auf die Proteinexpression
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Um
den Einfluss der Expression von IVa2-Produkten (Lutz et al., J.
Virol., Bd. 70 (1996), S. 1396–1405)
auf den MLP-Enhancer, der in unserer Konstruktion enthalten ist,
zu untersuchen, wurden Zelllinien in einem Dreifachversuch mit einem
MOI-Wert von 1 pfu infiziert. Die GFP-Expression wurde in induzierten
und nicht-induzierten Zellen verfolgt. Zwischen beiden Ansätzen konnte
kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden.
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Erzeugung von in Bezug
auf Protease deletierten Mutanten
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Die
Plasmidklonierungen sind in 2 zusammengestellt.
Für die
Konstruktion von in Bezug auf Protease deletierten Mutanten von
Ad5 wurde zunächst
eine für
eine homologe Rekombination ausreichende Extension in das pDE3-Plasmid
eingeführt,
indem das 6145 bp-Fragment, das sich aus dem RsrII/XhoI-Verdau des
Ad5-Genoms ergab, in die einzigen SalI- und XhoI-Stellen ligiert
wurde. Zur Klonierung dieses Inserts und zur Erzeugung des pDE3-ext-Plasmids wurden zunächst RsrII
(aus dem Insert) und SalI (aus pDE3) einer T4-DNA-Polymerase-Reparatur unterworfen.
Die Protease-Deletion wurde gentechnisch durch PCR durchgeführt, um
ein strangaufwärtiges
171 bp-Fragment
(Vorwärtsprimer:
gtcgacCATGGACGAGCCCACCCTTCT, Rückwärtsprimer:
ggatccGGCGGCAGCTGTTGTTGATGT) und ein strangabwärtiges 2448 bp-Fragment (Vorwärtsprimer: agatctAAATAATGTACTAGAGACACT,
Rückwärtsprimer:
ctcgagTTCCACCAACACTCCAGAGTG) zu synthetisieren (für Klonierungszwecke
hinzugefügte
Restriktionsstellen sind in Kleinbuchstaben dargestellt). Diese
Fragmente wurden im pDE3-Plasmid an den SalI- und XhoI-Stellen des
Plasmids kloniert, wobei die BamHI/BglII-Ligationsverträglichkeit
ausgenützt
wurde. Das SfiI/BamHI-Fragment aus diesem Plasmid wurde in das pSL1190-Plasmid
(Pharmacia) subkloniert und sequenziert. Anschließend wurde
es in das pDE3-ext-Plasmid
an den gleichen Stellen kloniert, wodurch das pDE3-ext-ΔPS-Plasmid
erzeugt wurde. Um in Bezug auf Protease deletierte Ad-Mutanten zu
erzeugen, wurde eine Rekombination in E. coli gewählt (3).
Eine E1/E3-deletierte Mutante, nämlich
Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS,
wurde im Plasmid durch Kotransfektion in E. coli des NdeI/XhoI-Fragments
aus pDE3-ext-ΔPS
mit SgfI-verdautem
pAdEasy1-βgal-GFP konstruiert.
Eine Mutante, die nur in Bezug auf die Protease deletiert war (Ad5-ΔPS), wurde
auf die gleiche Weise aus dem pTG3602-Plasmid erzeugt. 7 μg der PacI-verdauten
Plasmid-DNA sowohl aus pAdEasy1-βgal-GFP
als auch aus pTG3602-ΔPS
wurden in den 293-PS-rtTA-7-Zelllinienklon
transfiziert, um rekombinante, Protease-deletierte Mutanten zu erzeugen.
Die gleiche Menge an rekombinanten, linearisierten Plasmid-DNAs
wurde ferner in 293- und 293-rtTA-Zellen als Kontrollen transfiziert.
Erwartungsgemäß ergab dieses
Experiment keine viralen Plaques. Nach 10 bis 14 Tagen wurden virale
Plaques in 293-PS-rtTA beobachtet. Da rekombinante Adenoviren in
E. coli erzeugt worden waren, war keine weitere Klonierung von Plaques
erforderlich (He et al., 1998; Chartier et al., 1996). Die gesamte
Monolayer wurde abgeschabt und Virus wurde durch Einfrier-Auftau-Zyklen
aus den Zellen freigesetzt. Sämtliche
viralen Plaques von rekombinantem Virus zeigten keine phänotypischen
Unterschiede im Vergleich zum Wildtyp-Virus.
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Fähigkeit der Ad5-ΔPS-Mutante,
die nicht in Bezug auf E1 deletiert ist, zur Durchführung einer
einzigen Replikationsrunde in nicht-komplementierenden Zelllinien
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Um
die Fähigkeit
der in Bezug auf die Protease und nicht in Bezug auf E1 deletierten
Mutante (Ad5-ΔPS)
zur Durchführung
einer einzigen Replikationsrunde in nicht-komplementierenden Zelllinien
nachzuweisen, wurden A549 Zellen mit Wildtyp-, Ad5-ΔPS, AdΔE1.E3 und
Ad5CMVLacZ-CMVGFP-ΔPS-Viren
inokuliert. Ein Vergleich der viralen Proteinerzeugung (6)
und der viralen Ausbeuten (7) der verschiedenen
Viren zeigt, dass nur die in Bezug auf Protease deletierte Mutante
und nicht die in Bezug auf E1 deletierte Mutante dazu befähigt ist,
eine einzige Replikationsrunde in nicht-komplementierenden Zellen
durchzuführen.
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Die
nachstehend angegebene Zelllinie wurde bei der American Type Culture
Collection (ATCC), 10801 University Boulevard, Manassas, VA 20110-2209,
am 3. Dezember 1998 hinterlegt. Sie erhielt die folgende Hinterlegungsnummer:
293-rtTA.PS.7-Zelllinie:
ATCC CRL-12595.