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Das
Ziel dieser Erfindung ist die Induktion einer Immunantwort gegen
die Pathologien, welche durch Änderungen
der Zellphysiologie durch die Xanthurensäure induziert werden. Diese
Erfindung betrifft auch eine regulierte Induktionsweise zur Zellularpathologie
in Anwesenheit der Xanthurensäure.
Sie ist bedingt durch die Bildung von auf kovalente Art durch die
Xanthurensäure,
in vitro oder in einem Zellsystem modifizierten Proteinen, aber
nicht auf die früher
beschriebene nicht-kovalente Art (Kotake Y. et al., J. Biochem.,
1975, 77, S. 685–687;
Kobayaashi K. et al., Chem. Pharm. Bull., 1980, 28, S. 2960–2966).
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Die
Ausgangslage der Erfindung ist die Beobachtung der Tatsache, daß die Xanthurensäure zur kovalenten
Proteinmodifikation in Zellen führt
und eine Änderung
der Zellphysiologie verursacht. Zuvor wurde publiziert, daß sich die
Xanthurensäure
mit dem Alter in den Linsen der Augen des Rindes (Malina et al.,
Graefe's Arch. Clin.
Exp. Ophthalmol., 1995, 233, S. 38–44) und des Menschen anhäuft (Malina
et al., Graefe's
Arch. Clin. Exp. Ophthalmol., 1996, 234, S. 723–730). In ihrer Anwesenheit
bilden die α, β, γ-Kristalline Aggregate
(idem) und werden fluoreszent (Malina et al., Eur. J. Ophthalmol.,
1996, S. 250–256).
Die kovalenten Konjugate werden gebildet durch die Vorbereitung
von oxydierten Produkten der Xanthurensäure, DOXA genannt, und deren
Reaktion mit den Kristallinen des Auges (Malina et al., Graefe's Arch. Clin. Exp.
Ophthalmol., 1996, 234, S. 723–730).
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Vor
kurzem haben die Versuche gezeigt, daß die Xanthurensäure, die
sich in einer Zelle anhäuft, zu
einer Änderung
der Zellphysiologie führt.
Diese Änderung
ist auf eine Anhäufung
schlecht gefalteter Proteine zurückzuführen. Die
Xanthurensäure
kann mit Proteinen kovalente Verbindungen bilden. In Anwesenheit
der Xanthurensäure,
die eine gelbe Farbe hat, werden die Proteine dadurch gelb. Diese
Farbe bleibt nach der Elektrophorese der Proteine auf dem denaturierenden
Gel bestehen. Diese Ergebnisse zeigen, daß die Xanthurensäure sich
mit den Proteinen auf kovalente Weise verbindet. Um die Gestaltung
eines Proteins zu verändern,
ist es ausreichend, eine Aminosäure
zu ändern;
in der wissenschaftlichen Literatur gibt es zahlreiche Beispiele.
In Anwesenheit der Xanthurensäure,
wie es die in dieser Beschreibung angeführten Beispiele zeigen, können eine
oder mehrere Aminosäuren
geändert
werden. Aus diesem Grund verursacht die Anwesenheit der Xanthurensäure in einer
Zelle eine Überexpression der "Glucose Regulated
Proteins 94" bzw.
GRP94 genannten Chaperonproteine. Es ist bekannt, dass die Überexpression
dieser Proteine durch die Anhäufung
schlecht gefalteter Proteine verursacht wird (Kozutsumi, Nature,
1988, 332, S. 462–464).
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Die
Xanthurensäure ändert Proteine
zufällig, und
diese Änderung
betrifft auch die Chaperonproteine, wie beispielsweise GRP 94 und
Kalretikulin. Da diese Chaperonproteine für die richtige Gestaltung der
Proteine verantwortlich sind, beschleunigt ihre Änderung die Anhäufung der
schlecht gefalteten Proteine und auch der unter ihnen schlecht gefalteten Immunglobine.
Diese komplexen Änderungen
der Proteine durch die Xanthurensäure lassen die Zellen mit einer
veränderten
Physiologie funktionieren. Die Akkumulation der durch Xanthurensäure modifizierten
Proteine in verschiedenen Zellentypen (zum Beispiel die Astrozyten
und die Epithelzellen der Linsen) verursacht zum Beispiel eine Überexpression
der Proteasen, eine Degradierung des Kalretikulins, eine Modifizierung
des nuklearen κβ-Faktors
und eine Induktion des β-Amyloids
(A4).
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Diese
Ergebnisse zeigen, daß die
Bildung von modifizierten Proteinen durch Xanthurensäure zu einer
Zellularpathologie führt,
indem sie die Änderung
zahlreicher Proteine induziert. Die beobachteten Änderungen
sind abhängig
davon, wie stark die Xanthurensäure
die Proteine modifiziert hat. Diese Ergebnisse zeigen, daß es möglich ist,
eine Zellularpathologie auf künstliche
Art und Weise zu erzeugen, indem in den Zellen die Menge der durch
die Xanthurensäure
modifizierten Proteine erhöht
wird. Dieser neue Mechanismus wird verursacht, indem die Proteine
in einer Zelle durch die Xanthurensäure modifiziert werden. In
einer Astrozyten-Zellenkultur verursacht eine Erhöhung der
durch Xanthurensäure
modifizierten Proteinmenge die Induktion von β-Amyloid (A4), welches von den
monoklonalen Antikörpern von
Dako (Dänemark),
die für
die Diagnose der Alzheimerkrankheit benutzt werden, erkannt wird.
Der Grund dieser Induktion von β-Amyloiden ist eine Änderung
der Gestaltung des Proteins Precursor Amyloid (PPA), wegen der Änderung
durch die Xanthurensäure.
Diese Änderung
gibt das Signal für
eine Induktion von Proteasen, welche das geänderte PPA degradieren und
die Bildung von β-Amyloiden (A4) induzieren.
Die Xanthurensäure
ist eine Aminosäure auf
dem Weg des Abbaus von Tryptophan, und ihre Anhäufung in verschiedenen Zellentypen
kann zu verschiedenen Pathologien führen. Man kann voraussehen,
daß das
Tier, in welchem die Menge der durch die Xanthurensäure modifizierten
Proteine erhöht
wird, als Modell zur Untersuchung der Wirkung von Arzneimitteln
dienen kann. Eine direkte Einführung
der Xanthurensäure
auf oralem Weg oder auf anderen Wegen kann als Modell für die Entstehung von
Alzheimer, Prionenkrankheiten, Alterskatarakten, Arteriosklerosen,
Rheumakrankheiten und für die
Altersdegeneration der Netzhaut dienen.
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Die
Beobachtung der Tatsache, daß die
Xanthurensäure
eine Deregulierung der Zellphysiologie verursacht, erlaubt eine
regulierte Induktion der Zellularpathologie. Durch die Xanthurensäure modifizierte
Proteine, die einem Tier eingespritzt werden, leiten eine Immunantwort
gegen die schlecht gefalteten Proteine ein. Wegen der Änderung
des Immunsystems durch die Xanthurensäure und infolge einer Degeneration
der Chaperonproteine, wie das GRP94, werden die pathologischen Zellen
nicht eliminiert. Die Induktion der Immunantwort gegen die schlecht
gefalteten Proteine kann die pathologische Wirkung verhindern, welche
mit der Bildung dieser Proteine im Laufe des Alterns stattfindet.
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Die
Impfstoffe, welche auf durch die Xanthurensäure modifizierten Proteinen
basieren, werden eine Präventivrolle
gegen die Krankheiten haben, die durch so veränderte Proteine verursacht
werden. Die durch die Xanthurensäure
modifizierten Proteine können
den Säugetieren
verabreicht werden, indem man alle nicht giftigen Lösungsmittel
benutzt, in denen sie löslich
sind. Die Modifizierungsgrade des Proteins durch die Xanthurensäure und
die Menge des zu verabreichenden Proteins hängt vom zu verändernden
Protein und vom durch die Impfung verfolgten Ziel ab. Fragmente
von Proteinen, Peptiden oder synthetischen Sequenzen können benutzt
werden, um mit Xanthurensäure
konjugierte Produkte zu bilden. Diese Verbindungen werden in ein
Säugetier eingeführt, um
eine Immunantwort zu induzieren.
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Beispiel 1
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Bildung von durch die
Xanthurensäure
modifizierten Proteinen in einer Epithelzellenkultur
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Die
Primärkultur
der Rinderepithelzellen in einem Medium des Typs Minimal Essential
Medium (MEM) ist mit Xanthurensäure
behandelt worden. Die Xanthurensäure
ist diesem Medium in einer Konzentration von 0, 1, 2, 4 mM hinzugefügt worden.
Nach 24 Stunden Kultur sind die Zellen gewaschen worden, indem man
einen PBS-Puffer benutzt hat (50 mM Natriumphosphat, 150 mM NaCl,
pH 7.1) und in einem Puffer lysiert worden, der 50 mM Tris-HCl (pH 8)
150 mM NaCl 100 μg/ml
PMSF, 1% Triton X-100 enthalten hat. Extrakte sind auf eine Kolonne
von Sephadex G-50 geladen und mit 0,005 M NaHCO3 eluiert
worden. Die Xanthurensäure
ist in den Proteinextrakten durch die UV-Spektrometrie quantifiziert worden.
Die Proteinkonzentration, nach einer Inkubation mit Xanthurensäure λ = 342 nm
(Eλmax 6
500 nach Merck Index, Merck and Co., Ausgabe White House Station,
New York, 1996), ist berechnet worden, indem man einen Absorptionsindex
der bekannten Quantitäten
von Rinder-Albumin benutzt hat, welches das molekulare Gewicht von
67,5 kD hat. Die Konzentration der Xanthurensäure hat jeweils 0, 1, 3, 9
Mol pro Mol Protein entsprochen. Die Analysen der Proteine nach
einer Übertragung
von SDS-PAGE-Gel auf eine Nylonmembran (Western Blot) mit verschiedenen
Antikörpern
haben gezeigt, daß in
Anwesenheit der mit Xanthurensäure
modifizierten Proteine die Menge des nuklearen κβ-Faktors, des β-Amyloids
(A4) und des Calpain Lp82 verändert worden
ist.
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Beispiel 2
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Bildung von durch Xanthurensäure modifizierten
Proteinen in der Astrozytenkultur
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Die
Astrozytenkultur der Ratte im MEM ist mit der Xanthurensäure der
Konzentrationen 0, 2, 4, 8 mM behandelt worden. Die Konzentration
der Xanthurensäure
(XA) in den Extrakten ist wie in Beispiel 1 berechnet worden und
hat jeweils 0; 1 Mol XA pro 8 Mol Proteine; 3 Mol XA pro 2 Mol Proteine;
1 Mol XA pro 5 Mol Proteine entsprochen.
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In
Anwesenheit von durch Xanthurensäure modifizierten
Proteinen hat der nukleare κβ-Faktor die
molekularen Gewichte von 50 kD, 52 kD und 55 kD statt der normalen
Größe 50 kD
gehabt. Die β-Amyloid-Bildung
(A4), die ohne Anwesenheit der Xanthurensäure nicht feststellbar war,
wurde stark induziert. Diese Ergebnisse haben gezeigt, daß eine Erhöhung der
Xanthurensäure
in der Zelle eine Deregulierung der Zellphysiologie hervorruft.
Diese Resultate zeigen, daß es
möglich
ist, eine Zellularpathologie künstlich
zu erzeugen, indem man in einer Zelle die Menge der mit Xanthurensäure modifizierten
Proteine erhöht.
Der neue beschriebene Mechanismus wird durch die kovalente Modifizierung
der Proteine durch Xanthurensäure
verursacht.
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Beispiel 3
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Bildung von durch Xanthurensäure modifizierten
Proteinen in einem Zellextrakt der Netzhaut
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Die
Xanthurensäure
der Konzentrationen 0, 2, 4, 8 mM wurde während einer Woche mit den Proteinextrakten
der Netzhaut inkubiert, und die Extrakte sind, wie in Beispiel 1
beschrieben, behandelt worden, und die Konzentrationen haben jeweils
0; 2 Mol XA pro 1 Mol Protein; 3 Mol XA pro 1 Mol Protein; 5 Mol
XA pro Mol Protein entsprochen.
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Beispiel 4
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Bildung von durch Xanthurensäure modifizierten
Proteinen in der Gewebekultur
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Die
Linsen von Schweineaugen sind während
einer Woche in Xanthurensäure-Lösungen 0 und 2 mM inkubiert
worden. Die Xanthurensäure
ist in die Linsen diffundiert worden. Der Kortex der Linsen ist
in einem Phosphatpuffer von 7.4 homogenisiert worden. Der unlösliche Teil
der Proteine wurde durch das Zentrifugieren mit 10 000 g getrennt.
Die Konzentration der Proteine ist mit einer Wellenlänge von
280 nm gemessen worden; die unlöslichen
Teile der Proteine sind in 4 mM oder in 8 mM Harnstoff aufgelöst worden.
Die Xanthurensäure
war in allen Extrakten vorhanden, und die Unlöslichkeit der Proteine hat
sich durch die Quantität
der Xanthurensäure
erhöht:
Die Konzentrationen an Xanthurensäure in den Proteinen entsprachen
1 Mol XA pro 1 Mol Protein im löslichen
Teil des Phosphatpuffers; 2 Mol XA in den in 4 mM Harnstoff löslichen
Proteinen, und 3 Mol XA in den in 8 mM Harnstoff löslichen
Proteinen.
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Beispiel 5
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Vorbereitung des Konjugates
der Xanthurensäure
mit Bakterienproteinen
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Das
Mycelium des Streptomyces incarnatus, ein myceliales grampositives
Bakterium, wurde in Abwesenheit oder in Anwesenheit von 2 mM Xanthurensäure kultiviert.
100 ml jeder Kultur wurden in 0.05 M Phosphatpuffer, pH 7, suspendiert,
welcher 0.1% β-Mercaptoäthanol enthielt.
Die Suspension wurde in einem Gefäss mit Trockeneis-Methanol
gefroren. Die gefrorenen Zellen sind in der Hinton-Presse mit einem
Druck von 360 Atmosphären
zerstört
worden. Die Zytosolproteine sind von der Membranfraktion durch Zentrifugieren
mit 100 000 g während
einer Stunde getrennt worden. Der Lösung wurde 2,5% Streptomycin
zugegeben, um die Nukleinsäuren
zu präzipitieren,
welche durch Zentrifugation mit 5000 g während 10 Minuten eliminiert worden
sind. Die Konzentrationen der Xanthurensäure in den Proteinen sind,
wie in Beispiel 1 beschrieben, gemessen worden. Die Konzentrationen
der Xanthurensäure
in den Proteinen entsprachen 0 und 0.5 Mol Xanthurensäure für ein Mol
Protein.
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Beispiel 6
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Induktion einer Immunantwort
gegen mit Xanthurensäure
modifizierte Proteine
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Das
Kalretikulin ist durch die Xanthurensäure in einer Zelle modifiziert
und zum Teil degradiert. 3 mg Kalretikulin in sterilem Phosphatpuffer
von pH 7.4 wurden mit 4 mM Xanthurensäure während 72 Stunden bei Raumtemperatur
inkubiert.
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Das
modifizierte Kalretikulin ist Mäusen
verabreicht worden. Sechs Mäuse
(Gewicht zirka 100 g) sind durch subkutane Injektion von je 500 μg dieses Kalretikulins
immunisiert worden. Eine andere Mausgruppe ist ohne Behandlung geblieben.
Die Immunisierung ist dreimal im Intervall von zwei Wochen wiederholt
worden. Nach drei Monaten wurde das Kalretikulin im Plasma der Tiere
analysiert. Die Proteine des Mausplasmas sind durch Elektrophorese
auf einem denaturierenden Gel analysiert worden (Laemmli, Nature,
1970, 227, S. 680–685).
Proteine sind auf eine Membran transferiert worden. Die Detektierung
des Kalretikulins ist mit einem Antikörper gegen Kalretikulin durchgeführt worden.
Im Plasma der nicht behandelten Mäuse wies das degradierte Kalretikulin
ein Molekulargewicht von 55 kD statt 63 kD auf. In den behandelten
Mäusen
enthielt das Plasma 60 Prozent weniger degradiertes Kalretikulin.
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Diese
Methode kann benutzt werden, um die pathologische Alterung der Zellen
aufgrund einer Änderung
der Gestaltung der Proteine, insbesondere der Chaperonproteine,
zu verzögern.
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Die
Injektionen von durch Xanthurensäure modifizierten
Proteinen können
eine Präventivwirkung
gegen mit der Alterung zusammenhängende Pathologien
haben. Eine Immuntherapie, die monoklonale Antikörper verwendet, wäre möglich, um
die Wirkung von schlecht gefalteten Proteinen zu verzögern. Zum
Beispiel ein Antikörper
gegen das durch Xanthurensäure
modifiziere Protein Precursor Amyloid, von dem angenommen wird,
daß es
die Entwicklung der Alzheimerkrankheit verzögert.