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Verfahren zur Herstellung von Kunstleder Es ist bekannt, daß Kunstlederdeckmasse
aus Nitrocellulose, Weichhalter und Farbstoff besteht und man die Deckmasse praktisch
aus etwa 16 Teilen Rizinusöl, io Teilen Schießwolle und io Teilen Farbe aufbaut.
Statt Rizinusöl verwendet man auch andere Weichhalter, z. B. Linoxyn oder Lösungslinoxynöl,
Trikresylphosphat, Ester der Phthalsäure, Milchsäure und Salicylsäure mit Alkoholen.
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Ferner war man seit langer Zeit bestrebt, die Eigenschaften eines
Nitrocellulosefilmes, nämlich Federkraft und Nagelhärte, mit den Eigenschaften des
Kautschuks, nämlich Dehnbarkeit und Elastizität, zu verbinden.
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Es wurde vorgeschlagen, 7o Teile Nitrocell.ulose mit 15 Teilen Faktis,'1
5 Teilen Rohgummi und io Teilen Kasein zu vereinigen. Auch hat man vorgeschlagen,
Nitrocellulose in Lösungsmitteln, Eisessig und Anilinöl, zu lösen und mit Schmelzen
von Rohgummi in Anilinöl zu vereinen. Als Kampherersatz zur Herstellung von Celluloid
wurde einer Nitrocelluloseacetonlösung auch schon eine Mischung aus Terpineol, Harz,
Rizinusöl und Kautschuk zugefügt. Celluloseäther hat man mit Latex, Rohgummilösungen
und Dispersionen von Rohgummi und Altgummi sowie mit Kautschukregeneraten neben
anderen Weichhaltern bereits kombiniert. Viskose wurde bereits mit Rohgummilösungen,
Latex unter Mitverwendung der üblichen Weichhalter, Rizinusöl usw. vereinigt.
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Andererseits hat man aus Altkautschuk, Balata, Schellack, Kasein und
Faktis bereits Kriegsersatzstoffe hergestellt und auch Altkautschuk mit Anilinöl
regeneriert und das Regenerat mit Sägemehl und Farbe zu Fußbodenbelägen verarbeitet.
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Es hat auch nicht an Bestrebungen gefehlt, Rohgummilösungen mit Schießwollösungen
zu haltbaren Streichmassen zu vereinigen, jedoch ohne große praktische Erfolge,
da die Lösemittel für Schießwolle -Fällmittel für Kautschuk sind und die Lösungsmittel
für Kautschuk Fällmittel für Schießwolle. Zu diesem Zwecke hat man auch bereits
durch Autoklavenlösung depolymerisierte, weniger viskose Rohkautschuklösungen mit
Nitrocelluloselösungen zu vereinen versucht oder Lösungen von Rohkautschuk in Terpentinöl
u. dgl. hochsiedenden Lösemitteln, die ebenfalls weniger viskos sind als Kautschuklösungen
in Benzol u. dgl. Man hat auch schon versucht, Rohgummi oder Altgummi in das übliche
Weichhaltungsmittel Rizinusöl einzuschmelzen und diese Schmelze an Stelle von Rizinusöl
mit Nitrocelluloselösung zu vereinen.
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Verbindungen von Rohkautschuklösungen mit Nitrocelluloselösungen als
Kunstlederaufstrichmasse zeitigen indessen weder technische noch wirtschaftliche
Vorteile.
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Es wurde nun gefunden, daß in an sich bekannter Weise aus Altkautschuk
und organischen Lösungsmitteln, z. B. Benzol, Tolüol oder Xylol, unter Druck und
Hitze im Autoldaven hergestellte Altkautschuklösungen, wenn sie durch Zentrifuge
oder Absatzkästen von den Schwerstoffen befreit oder aus schwimmendem Altgummi,
z. B. Fahrradschläuchen, hergestellt
und auf 2o bis 50°/ä Gehalt
an gelöstem Altkautschuk eingedunstet sind, sich leicht und gut und ohne Ausfällung
in-`normäle Kunstledernitrocelluloselösungen,, einarbeiten lassen.
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Einer in normaler Weise 1:8 gelösten Nitrocellulose lassen sich beliebige
Mengen einer 1:2 in Benzol hergestellten Altgummilösung zufügen, so daß mit Hilfe
von Farbstoffen gute Streichmassen entstehen. Durch die unzerstörten, unregenerierten
und nicht pyrogen zersetzten Altkautschuklösungen, die den Kautschuk noch in vulkanisiertem
Zustande enthalten, können die üblichen Weichhalter des Kunstleders ganz oder teilweise
ersetzt werden. Die Kunstlederprodukte, in denen die üblichen Weichhalter ganz oder
teilweise durch Altgummilösungen ersetzt sind, zeigen eine überraschend große Nagelhärte.
Ausführungsbeispiele: i. Man stellt eine Mischung her aus io kg Schießwolle, gelöst
in =o kg Essigester, verdünnt mit 7o kg Alkohol, 1,3 kg Rizinusöl, io kg Farbe,
3 kg Altgummi, gelöst in 6 kg Benzol, und streicht diese in normaler Weise auf Gewebebahnen.
Das erhaltene Produkt ist viel nagelhärter als ein Produkt, welches keinen Altgummi
enthält.
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2. q.0 kg Nitrocellulose, gelöst in 2q.0 kg Essigester, werden mit
6o kg Altgummi, gelöst in 18o kg Benzol, und 3o kg Ruß vermischt und die Masse auf
Gewebebahnen gestrichen, kalandriert und genarbt.
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3. 25 kg Schießwolle, gelöst 1:8 in Essigester, werden mit 75 kg Altgummi,
gelöst 1:3 in Benzol, und 25 kg Ruß und 5 kg Nigrosin gemischt und die Mischung
auf Gewebebahnen gestrichen. Bei den Beispielen 2 und 3 ist der übliche Weichhalter
Rizinusöl vollständig durch den viel billigeren Altgummi ersetzt. q.. Man stellt
eine Mischung her aus io kg Schießwolle, gelöst in io kg Aceton, und 7o kg Alkohol,
2o kg Lösungslinoxynöl, io kg Farbe, io kg Altgummi; gelöst in 2o kg Benzol, und
streicht in normaler Weise Gewebebahnen; die viel nagelhärter werden als ältgummifreies
Kunstleder.
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5. io kg Schießwolle, gelöst 1:7 in Methylacetat und Alkohol, B kg
Trikresylphosphät, 8 kg Farbe und 8 kg Altgummi, gelöst in 5q. kg Benzol, werden
gemischt und als Streichmasse verwendet.
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Altgummilösungen sind nicht so viskos als Rohgummilösungen, sie sind
in Konzentrationen von 3o biss 5o0/0 noch sirupdick und fließbar und geben leicht
und gut in die normalen Schießwollösungen der Kunstlederindustrie,ohne Ausfällungen
der Nitrocellulose hervorzurufen. Altgummilösungen erhöhen die Nagelhärte der Kunstleder
und können die normalen Weichhalter ganz oder teilweise ersetzen.
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6. 55 kg Schießwolle, gelöst in 385 kg techn. Essigester, also gelöst
1:7, 45 kg Altgummi, gelöst in 112,5 kg Benzol, also gelöst 1:z1/2, r5 kg
Ruß werden gemischt und in normaler Weise damit Gewebebahnen oder Filze imprägniert
und bedeckt. Das erhaltene Produkt eignet sich zur Herstellung von Schuhkappen.