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Verfahren zur stufenweisen Ausnutzung der einzelnen den Pflanzenwuchs
fördernden Eigenschaften von Mist, Kompost, Kunstmist, Fäkalien, NU u. dgl. Es sind
bereits Verfahren bekannt geWorden, nach denen roher Mist eine Vorbehandlung erfährt,
ehe er als Dung benutzt werden soll. So schlägt das Patent 32 o$o ein Verfahren
vor, um von den Gasanteilen das Ammoniak nutzbar zu machen. Die Gewinnung von Jauchen
aus Mist oder Komposten ist Gegenstand der Patente 355 Ö38 und 355 991 oder
fies amerikanischen Patentes I 320 701. Auch die Nutzung der Wärme ist Gegenstand
von Verfahrensvorschlägen gewesen, z. B. im Patent 344323. Behandeln diese Vorschläge
aber alle fast nur die Verfolgung und Erstrebung eines Zieles, nämlich Gewinnung
oder Abtrennung eines Wirkungsbestandteiles von Mist auf Pflanzen, .also entweder
von- Ammoniak, Jauche oder Wärme, so ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung in
fortlaufendem Betriebe aus rohem Mist und däl. alle das Wachstum von Pflanzen beeinflußenden
Stoffe und Kräfte so zu gewinnen und abzusondern, daß jeder, seiner Natur und der
der wachsenden Pflanze entsprechend, mit bester Wirksamkeit der Wachstumsförderung
zugeführt wird.
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Gemäß dem Erfindungsgedanken geschieht dieses stetige Verarbeiten
rohen Mistes auf einzelne Wirkungsbestandteile dadurch, daß bewegte Luft- oder Wasser-
(Jauche-) Massen .durch den Rohmist getrieben und die so ihm entnommenen Stoffe
und Kräfte, sei es nach einer noch weiter durchgeführten Umformung oder Veredelung,
mittels der betätigten Luft- oder Flüssigkeitsströme den Pflanzen zugeführt werden.
In der Ausführung bedient sich das so gekennzeichnete Verfahren naturgemäß mancher
an sich bekannter Vorrichtungen und Geräte.
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An Hand der beigefügten Zeichnung läßt sich eine beispielsweise Ausführung
des Verfahrens am besten schildern: Roher Mist wird auf einem Lattenrost über der
Balkenlage a aufgebracht, wobei man ihm gegebenenfalls etwas Erde, Kalk oder sonstige
das Bakterienleben fördernde Stoffe zumengt. Getragen wird diese rostartige Vorrichtung
von den Seitenwänden des teils in die Erde eingesteckten, teils darüber hinausragenden
gemauerten Behältnisses b, das insgesamt 2 m hoch und 5 m im Quadrat mißt.
Es ist oben offen und bietet der freien Luft Zutritt. Die unter dem Rost a befindliche
Grube hat am tiefsten Punkt einen Abfluß nach der Pumpe zu und kann mit Hahn verschlossen
werden. Hier sammelt sich die vom rohen Mist abtropfende Jauche. Sie kann mittels
der Pumpe entweder durch die Besprengvorrichtung bei f zum Feuchtkalten des Mistes
benutzt werden Oder nach wiederholter Durchkreisung der Anlage kann sie als Jauche
zum Gießen nach Pflanzenkulturen gedrückt werden, um den Boden zu düngen. Im allgemeinen
läßt
man diese Jauche im Behälter d nur so weit steigen, daß zwischen ihr und dem Rost
a ein Luftraum verbleibt. In diesen mündet ein Abzugsrohr e, das zu der Injektorsaugvorrichtung
g führt. Diese ist zugleich als Waschvorrichtung ausgebildet, die nach Öffnung der
Wasserzuleitung bei g aus der Luft, welche sie aus d und durch die Lage des
Mistes hindurch von außen ansaugt, Beimischungen, wie Ammoniak, Ammonkarbonat und
Kohlensäure, herauswäscht. Der so erzeugte Luftstrom belebt die Bakterientätigkeit
im Mist, wodurch verhältnismäßig große Mengen von CO, entstehen. Damit reichert
sich die strömende Luft an, so daß sie nach der Reinigung in der Waschvorrichtung
g aus dieser als geeignet zum Düngen der Luft, namentlich von Gewächshauspflanzen,
bestens geeignet ist. So hat man also den Wirkungsteil des Mistes, der zur Blatternährung
dient, abgetrennt und kann ihn, wenn man früheres Blühen und Fruchten hervorrufen
will, unabhängig von anderen Wirkungsbestandteilen des Mistes, wie z. B. dessen
Ammonialcstickstoff, auf die Pflanzen wirken lassen, was um so erwünschter sein
kann, weil Stickstoff im allgemeinen mehr die Blattbildung und den Wuchs fördert.
Zur reinen Stickstoffdüngung eignet sich deshalb besonders die unten in dem Gefäß
g bzw. dem daran angeschlossenen Vorratsbehälter sich ansammelnde ammoniakhaltige
Flüssigkeit. Im allgemeinen wird man sie gemäß der Abblidung mit den Jauchen vereinigen,
welche von den Mistbehältern d herkommen. Indessen hat man es im Sinne dieser Erfindung
völlig in der Hand, die letzteren, weil sie ja verhältnismäßig reicher an Phosphorsäure
und Kali sind, getrennt zur Bodendüngung jeweils dort anzuwenden, wo man Kohlehydratbildung
und Fruchtansatz stärken will. Es ist dann nur erforderlich, ein getrenntes Sammelgefäß
für die beiden Laugen und ebenso getrennte Leitungen zu der Pumpe und entsprechende
Absperrhähne vorzusehen. Sobald diese Anlage zum Zwecke einer kräftigen Kohlensäurebegasung
stark betrieben wird, ist die Erwärmung des Mistes über d bzw. des gesamten Gefäßes
b, a, d so stark, daß man diese Wärme nutzbar machen kann. Dies geschieht
am einfachsten, indem diese Gefäße z. B. als ganze innerhalb eines Gewächshauses
errichtet werden. Oder man sieht in den Wandungen b ein zusammenhängend durchlaufendes
Röhrengefüge vor, durch welches Wasser kreist, so daß mittels dieses Wärmeaustauschers
die entstandene Hitze des Mistes zu solchen Pflanzenkulturen geleitet werden kann,
die gerade besonderer Erwärmung, aber weder einer Düngung, sei es durch die Luft
oder den Boden bedürfen. Leitet man durch das eben geschilderte Röhrengefügie nicht
Wasser, sondern z. B. Luft hindurch und deckt man die Mistlagergefäße b,
a, d an der oberen Seite völlig ab und läßt nur die vorgewärmte Luft vermittels
einer Verbindungsleitung zum Mist eintreten, so kann man dadurch in der kälteren
Jahreszeit diesen besser in Tätigkeit bringen. Auch ergibt sich dann mittelbar eine
kräftige Vorwärmung der durch e abziehenden und später zum Begasen benutzbaren Luft,
was einen weiteren Vorteil der .Erfindung ausmacht. Wie man in diesem Beispiel den
Wirkungsteil Wärme mit dem andern, Kohlensäure, gemeinsam zur Anwendung bringt,
kann man aber auch die entstehende Wärme durch das oben geschilderte Wärmeaustauschgeröhre
mit den entstehenden Jauchen oder mit reinem Gießwasser verbinden, indem man eben
diese an das Rohrgefüge mittels Pumpe anschließt.
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Utn eine derartige Anlage fortwährend betreiben zu können, sind gemäß
der Abb. z Mistlagerstätten d, a, b vorgesehen. Denn wenn eine Packung von
Mist einige Wochen in Betrieb war, ist das darin enthaltene Energiematerial für
Bakterienwuchs weitgehend erschöpft, und es hinterbleibt eine humose Masse, die
ausgeräumt wird, um zur physikalischen Bodenverbesserung zu dienen. Durch entsprechende
Hahnstellungen wird inzwischen der andere Mistbehälter allein an das Röhrengefüge
angeschlossen, während der erste Behälter entleert und mit frischem Mist beschickt
wird.
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Es liegt im Rahmen dieser Erfindung, daß man z. B. bei oben verschlossenen
Mistgefäßen d; a, b die einmal durch den Mist und die Reinigungsvorrichtung
g getriebene Luft, die nun etwas zusätzliche CO., enthält, anstatt zum Begasen
wegzuleiten, noch ein- oder mehrere Male über den Mist und durch diesen hindurchleitet.
Man nützt so den Sauerstoffgehalt der Luft besser aus und erhält ein an CO. stärker
angereichertes Düngegas. Ja man kann unter bestimmten Verhältnissen, an Stelle von
Luft reinen Sauerstoff benutzen, so daß man schließlich zu einer konzentrierteren
Kohlensäure gelangt. Dies ist besonders dann angezeigt, wenn man die Kohlensäure
nicht als Gas unmittelbar in die Luft um die Pflanzen leiten will, sondernwenn manvorzieht,die
Kohlensäure mittels des Gießwassers zu verabfolgen. In diesem Falle läßt man beispielsweise
das Gasgemisch hinter der Waschvorrichtung g noch eine Reihe von Waschgefäßen durchströmen,
in denen dem Gasstrom ununterbrochen ein Wasserstrom entgegenläuft. So erhält man
ein an CO, hochgesättigtes Wasser, welches, weil es Kohlensäure und Wasser
im Gewichtsverhältnis von i : 5oo enthält, zum gleichzeitigen Begießen und Begasen
sich eignet. Diese Lösung von CO., in
Wasser kann dann mit nur einer
einzigen Zuleitung zu den Pflanzen geführt und dort gege`enenfalls verregnet werden.
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Die vorliegende Erfindung gestattet aus Abfallstoffen, wie Mist, Kompost,
Müll u. dgl., in weitestgehender zweckvoller Ausnutzung, ununterbrochen die darin
schlummernden, für den Pflanzenwuchs förderlichen Eigenschaften so auszunutzen,
daß die einzelnen Sonderwirkungen in abgestufter Weise, getrennt voneinander oder
beliebig zusammengefügt sich ergänzend, verwendet werden, indem man die einzelnen
abgetrennten Stoffe und Kräfte vereinzelt oder verbunden den Pflanzen zuführt. So
kann man die einzelnen Sonderleistungen an sich fast unberechenbarer Gemische, wie
es Mist, Kompost oder Müll sind, in Übersichtlicher Weise beherrschen und Sonderwirkungen
daraus hervorrufen, wie sie sonst nur mittels reiner Kunstdünger möglich sind.