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Verfahren zur Herstellung von Preßkörpern jeder Art Die Herstellung
von Preßkörpern aus durch Erhitzung härtbaren Kunstharzen jeder Art ohne Füllstoffe
oder im Gemisch mit Füllstoffen ist bekannt, ebenso ganz allgemein die Gewinnung
plastischer Massen und daraus hergestellter Preßkörper mit Hilfe von Naturharzen
oder von dauernd schmelzbar bleibenden Kunstprodukten. Unter den Naturharzen wurde
gelegentlich auch schon Akaroidharz genannt und verwendet, ohne daß jedoch dieses
Material sich in der Wirkung aus der Masse der dauernd schmelzbar bleibenden Naturharze
heraushob. Lediglich in neuester Zeit findet sich eine Angabe, daß Akaroidharz durch
Formaldehyd gehärtet und infolgedessen zusammen mit Füllstoffen zu besonders harten
Preßkörpern verwendet werden kann. Über ein besonderes Verhalten des Akaroidharzes
gegenüber Kunstharzprodukten war bisher nichts bekannt.
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Es wurde nun die überraschende Beobachtung gemacht, daß eine Härtung
von Akaroidharz mit ganz besonders wertvollem Endeffekt erzielt werden kann, wenn
man nicht Formaldehyd als solchen darauf einwirken läßt, sondern Formaldehyd in
Kombination mit Kunstharzprodukten. Ganz besonders sind solche Formaldehyd in leicht
reaktionsfähiger Form enthaltenden Kunstharze geeignet, wie sie z. B. durch Versetzen
von Phenolen bzw. Phenol-Ketonkondensationsprodukten mit einem erheblichen überschuß
von festem Formaldehyd auf einmal und evtl. Erhitzen bis zur völligen Lösung bzw.
durch allmähliches Eintragen des Phenols in die Gesamtmenge des Aldehyds erhalten
werden können. Man kann aber auch fast alle anderen Kunstharzprodukte, gleichgültig
aus welchen Rohstoffen sie gewonnen sind, verwenden, sofern sie nur in der Lage
sind, vorübergehend Formaldehyd anzulagern oder zu binden. Es tritt hier eine ganz
unerwartete Doppelwirkung auf, die zu überraschenden Resultaten führt. Zunächst
wird der beim Erhitzen der Kunstharzprodukte entstehende oder auch zugegebene, aber
in jedem Falle besonders reaktionsfähighervortretendeFormalclehvd durch das Akaroid
sofort zur eigenen Härtung abgebunden und verbraucht, so daß die bei anderen Zutaten
oft sehr lästig fallende Blasenbildung durch - überschüssigen und entweichenden
Formaldehyd ganz fortfällt; sodann wird aber auch das Akaroidharz in einer ganz
besonders auffallenden Weise gehärtet, so daß es in seinen Eigenschaften sehr nahe
an die gehärteten Endkörper der Kunstliarzprodukte heranreicht. Diese gute Härtung
ist - soweit man sie überhaupt theoretisch erklären will - nur dadurch denkbar,
daß durch Vermittlung des Formaldehyds eine Bindung zwischen den Kunstharzprodukten
und dem Akaroidharz unter gleichzeitiger Härtung des letzteren eintritt, so daß
sich ganz hochmolekulare Körper mit wertvollen Eigenschaften bilden. Jedenfalls
konnte die Entstehung von so wertvollen
Endkörpern bisher mit anderen
Naturharzen unter gleichen Bedingungen nicht erreicht werden.
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Als Akaroidharz kann jedes sogenannte Harz des Handels genommen werden,
sowohl solches von gelber wie auch solches von roter Farbe.
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Als Kunstharzprodukte kommen ganz allgemein alle Kunstharze jeder
Art in Beträcht, welche freien oder abspaltbaren Formaldehyd enthalten oder fähig
sind, vorübergehend Formaldehyd zu binden oder anzulagern und- mit Hilfe dieses
Formaldehyds selbst zu erhärten und gleichzeitig das Akaroidharz zu härten und zu
binden. In letzterem Falle ist es nicht nötig, den Formaldehyd als solchen zuzugeben.
Er kann auch in gebundener Form -- als Hexamethylentetramin, Anhydroformaldehydanilin
usw. -zugesetzt werden, sofern er nur nachher frei bzw. reaktionsfähig wird.
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Der große Vorteil des vorliegenden Verfahrens liegt nicht darin, daß
man Akaroidharze überhaupt verwendet, sondern darin, daß es in unerwarteter Weise
gelingt, das Akaroidharz in einen Zustand zu überführen, der den Endprodukten der
härtbaren Kunstharzprodukte gleichkommt. Da Akaroidharze ganz wesentlich billiger
sind als Kunstharzprodukte, so ergibt das Verfahren einen ganz wesentlichen wirtschaftlichen
Vorteil.
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Die Verunreinigungen des Akaroids, die bei seiner Verwendung als Lackrohstoff
eine so unangenehme Rolle spielen, sind bei dem vorliegenden Verfahren ohne Bedeutung.
Sie werden mit vermahlen und dienen nachher im fertigen Preßstück nur als Füllstoff.
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Man kann die Mischungen aus Kunstharzprodukt und Akaroidharz entweder
ohne weiteres für sich zu Formstücken verarbeiten oder unter Zusatz aller möglichen
Füllstoffe, wie sie heute bei der Herstellung von Preßkörpern für die Elektrotechnik
oder irgendwelche andere Industrien verwendet werden; genannt seien aus der Fülle
dieser Stoffe nur Kreide, Schwerspat, Asbest, Glimmer, Schiefermehl, Holzmehl, Hornmehl,
Cellulose, Hartharze, Kopalstaub, Kautschuk, Pech, Teer, Faktis usw.
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Die Verarbeitung der Preßmischungen kann entweder durch kaltes Pressen
und nachheriges Backen im Ofen oder auch durch gleichzeitiges Pressen und Erhitzen
geschehen.
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Die Eigenschaften der Preßstücke variieren entsprechend den verwendeten
Füllstoffen. In bezug auf die Härte sind sie in jedem Falle besser als die nach
den bisher bekannten Verfahren gewonnenen Produkte, bei denen Akaroidharz gebraucht
wurde.
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Beispiel. Gleiche Teile eines gelben Akaroidharzes und eines flüssigen
Kondensationsproduktes aus Kresol und Formaldehyd, das durch allmähliches Eintragen
von i Mol. Rohkresol -- in der eben nötigen Menge ioprozentiger Natronlauge gelöst
- in 2 Mol. Formaldehyd bei gewöhnlicher Temperatur hergestellt ist, werden mit
3 Teilen Holzmehl gut durchgearbeitet, an der Luft getrocknet und dann bei i5o°
unter etwa Zoo kg/cm2 Druck 5 Minuten gepreßt. Man erhält so Preßstücke von schönem
Glanz, guter Härte, großer Hitzebeständigkeit, guter elektrischer Isolierfähigkeit
und guter Bearbeitbarkeit.
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Das Verhältnis der Bestandteile kann natürlich wesentlich geändert
werden. Empfehlenswert ist unter Umständen ein Vertrocknen bei zoo°, um die Preßdauer
abzukürzen. wie sich überhaupt bei den Preßmischungen mit Akaroid allgemein die
Erfahrungen verwerten lassen, die einerseits mit Kunstharzprodukten, anderseits
mit Naturharzen bei der Herstellung von Preßkörpern bisher gewonnen wurden.