DE4442447A1 - Polystyrol mit verbesserten organoleptischen Eigenschaften - Google Patents
Polystyrol mit verbesserten organoleptischen EigenschaftenInfo
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Description
Polystyrol, und insbesondere Mischungen aus sog. Standardpoly
styrol (GPPS - General Purpose Polystyrene) und schlagzäh modifi
ziertem Polystyrol (HIPS - High Impact Polystyrene) werden in
großem Umfang für Lebensmittelverpackungen verwendet. Durch die
Verwendung einer Mischung von GPPS und HIPS kombiniert man die
Steifigkeit des GPPS mit der Zähigkeit des HIPS und gelangt so zu
Werkstoffen, die für diese Anwendung besonders geeignet sind. Ein
Nachteil der Mischungen von GPPS und HIPS in bezug auf die sog.
organoleptischen Eigenschaften (Geruchs- bzw. Geschmacksneutrali
tät) ist der herstellungstechnisch bedingte Restgehalt an Styrol
monomer, der bei Verwendung konventioneller Verfahren zur Ent
monomerisierung (sog. "Entgasung") im Bereich um 500 ppm liegt.
Selbst bei Verwendung modernster Entgasungstechnologien kann ein
Grenzwert von 100 ppm Reststyrol bei GPPS praktisch nicht unter
schritten werden. Bei organoleptisch sensitiven Füllgütern wie
Keksen, Molkereiprodukten oder Schokolade ruft Styrol Ver
änderungen des Geschmacks hervor.
Nahezu monomer freies Polystyrol (unter 5 ppm) mit exellenten
organoleptischen Eigenschaften läßt sich durch anionische Poly
merisation mittels metallorganischer Verbindungen des Lithiums,
wie beispielsweise n-Butyllithium in unpolaren Lösungsmitteln
herstellen (vgl. M. Swarc: "Living Polymers and Mechanisms of
Anionic Polymerization" in Adv. Polym. Sci. 49, Heidelberg 1983).
Im wasser- und sauerstoffreien Medium führt die (sog. lebende)
anionische Polymerisation je nach Verfahrensgestaltung zu Poly
styrol (A-GPPS) mit entweder enger (Mw/Mn = 1.05-1.2) oder mit
breiter, dem radikalisch hergestellten Polystyrol entsprechender
Molmassenverteilung (Mw/Mn= 1.9-2.5) - vgl. J. Appl. Polym. Sci.
37, 393-402 (1989); J. Appl. Polym. Sci. 37, 1079-1088 (1989)
sowie EP-A 0176 611.
Die Verwendung von engverteiltem A-GPPS zur Verbesserung der Ver
arbeitungseigenschaften von HIPS ist in EP-A 460497 beschrieben.
Verfahren zur Herstellung von schlagzäh modifiziertem Polystyrol
auf anionischem Wege mit den mechanischen Eigenschaften von
radikalisch hergestelltem HIPS sind derzeit nicht bekannt oder
jedenfalls nicht in technischem Maßstab verwirklicht. Die organo
leptischen Vorteile des A-GPPS können daher nur für steif/spröde
Anwendungen genutzt werden.
Das Ziel der Erfindung besteht darin,
schlagzähe Polystyrol-Formmassen für Verpackungszwecke mit deut
lich verbesserten organoleptischen Eigenschaften und reduzierter
Styrolmigration herzustellen.
Erfindungsgemäß wird die Verbesserung der organoleptischen Eigen
schaften dadurch erzielt, daß man anionisch polymerisiertes Poly
styrol (A-GPPS) mit radikalisch hergestelltem schlagzähem Poly
styrol, dessen Monostyrolgehalt durch Zusatz eines Schleppmittels
bei der Entgasung auf unter 100 ppm reduziert wurde, mischt und
die Mischungen in üblicher Weise z. B. zu Folien und Verpackungen
verarbeitet. Bevorzugt wird breit verteiltes A-GPPS (Mw/Mn < 1.5)
eingesetzt, das deutlich bessere mechanische Eigenschaften auf
weist als anionisches Polystyrol mit enger Molmassenverteilung
(vgl. Tabelle 2). Durch die Verwendung besonders monomerarmer
Kombinationen, wie die Kombination von A-GPPS mit einem Rest
gehalt an Styrol von unter 10 ppm und HIPS mit einem Restgehalt
an Styrol von unter 50 ppm sind Fertigteile mit drastisch redu
zierter Styrolmigration zugänglich (vgl. Abb. 1).
Eine weitere Kenngröße für erfindungsgemäß bevorzugtes A-GPPS ist
ein zahlengemitteltes Molekulargewicht (Mn), das vorzugsweise
zwischen 50 000 g/mol bis 500 000 g/mol liegt. Ganz besonders be
vorzugt ist A-GPPS, dessen Schmelze-Volumen-Rate (MVR 200/5) nach
ISO 1133 im Bereich von 0.5 bis 30 ml/10 min liegt.
Zur Gewinnung von monomerenarmem HIPS kann man grundsätzlich von
allen bekannten, entweder beschriebenen oder handelsüblichen
Sorten ausgehen. Die Teilchenstruktur ist für die Migrations
eigenschaften nur zweitrangig. Bevorzugt wird aufgrund der guten
mechanischen Eigenschaften der entstehenden Mischungen mit A-GPPS
ein HIPS mit Kautschukteilchen, deren mittlerer Teilchendurch
messer größer als 0.3 µm ist und die in der Regel Kapsel- oder
Zellteilchen-Morphologie aufweisen. Produkte mit einem Zusatz
eines sog. Innenschmiermittels, z. B. eines aliphatischen Kohlen
wasserstoffs, weisen in der Regel bei gleichem Styrolgehalt eine
höhere Styrolmigration auf als ungeschmierte Produkte.
Als Mischungspartner für die Herstellung von Behältnissen für
Lebensmittel (Becher, Schalen, Trays) sind Mischungen eines
A-GPPS mit weniger als 10 ppm Styrol und eines HIPS mit weniger
als 50 ppm ganz besonders geeignet. Das Mischungsverhältnis der
beiden Komponenten orientiert sich am Anforderungsprofil der je
weiligen Anwendungen und liegt üblicherweise im Bereich von 10 : 1
bis 1 : 10. Bevorzugt werden Mischungen im Bereich HIPS/A-GPPS 4 : 1
bis 1 : 2. Ein hoher Anteil A-GPPS bewirkt bei identischen Mono
styrolgehalt eine Reduktion der spezifischen Migration von Styrol
(vgl. Abb. 1).
Die sensorischen Vorteile aus den erfindungsgemäßen A-GPPS/HIPS-Mischungen
hergestellter Getränkebecher gegenüber solchen aus
herkömmlichen GPPS/HIPS-Mischungen (Styrolgehalt 350 ppm oder
mehr) lassen sich nach DIN 10 963 feststellen (vgl. Tabelle 1).
Durch das Mischen von A-GPPS und monomerarmem HIPS sind thermo
plastische Formmassen zugänglich, die hervorragende organo
leptische Eigenschaften und eine extrem geringe Migration von
Styrol aufweisen.
Bei der Verarbeitung von monomerarmem A-GPPS und HIPS ist darauf
zu achten, daß die Massetemperatur bei der Extrusion 250°C nicht
übersteigt. Andernfalls tritt Monomerrückspaltung ein. Aus dem
gleichen Grund sollten Extruderzonen vermieden werden (tote
Winkel), in denen das Material unnötig lange verweilt.
Zur Vorführung des erfindungsgemäßen Effekts in den nachstehenden
Beispielen wurden folgende Produkte bereitgestellt:
Die verwendeten anionischen Polystyrole wurden im kontinuierlich
betriebenen Rührkessel in Ethylbenzol als Lösungsmittel herge
stellt. Die Uneinheitlichkeit Mw/Mn der Produkte lag zwischen 1.9
und 2.6. Lösungsmittel und Restmonomer aus A-GPPS wurde mittels
Entgasungsextruder und Strangentgasung mit Schleppmittelzusatz
Wasser) entfernt.
Monomerarmes schlagfestes Polystyrol wurde nach dem von A. Echte,
Advances in Chemistry, Series 222 (Rubber-Toughened Styrene
Polymers, Fig. 27, p 39) beschriebenen Verfahren erhalten, wobei
der Styrolgehalt durch Einsatz eines Schleppmittels auf unter 40
ppm abgesenkt werden konnte. Die verwendeten schlagfesten Poly
styrolprodukte hatten einen Polybutadiengehalt von 8% mit einem
mittleren Teilchendurchmesser von 2,7 µm und entsprachen in den
weiteren Eigenschaften den BASF Sortimentsprodukten 476L und
486M.
Die Mischungen wurden aus Granulat der jeweiligen Komponenten in
einem Extruder hergestellt und durch Breitschlitzfolien-Extrusion
bei einer Massetemperatur von 220°C zu 1,4 mm starken
Folien verarbeitet, die bei 140°C zu standardisierten 200 ml-Getränkebechern
thermogeformt wurden. In allen Verarbeitungs
stufen wurde der Styrolgehalt kontrolliert.
Probekörper für Migrationsmessungen wurden bei 220°C spritz
gegossen. Der Styrolgehalt wurde vor und nach der Verarbeitung
ermittelt.
Eines der kritischsten Testmedien für Polystyrol ist erfahrungs
gemäß Olivenöl, in dem in der Regel hohe Migrationswerte gefunden
werden. Für die Untersuchungen wurden Normkleinstäbe bei 40°C für
10 Tage in Olivenöl gelagert. Der Vergleich der Migrationswerte
von HIPS/PS-Blends mit dem HIPS/A-GPPS-Blends zeigt die Vorteile
des A-GPPS. Zwischen dem Reststyrolgehalt in der Polystyrol-Form
masse und dem Wert der spezifischen Styrolmigration besteht in
erster Näherung ein linearer Zusammenhang (Tabelle 3 und Fig. 1).
Die Migrationsmessungen wurden mit handelsüblichem Speise-Olivenöl
an Normkleinstäben durchgeführt, die jeweils 10 Tage bei
40°C gelagert wurden. Die maßgebende Styrolmenge wurde über Dampf
raum-GC/MS mit n-Butylbenzol als internem Standard bestimmt.
Es wurden handelsübliche Produkte der BASF Aktiengesellschaft,
nämlich Polystyrol 476L (39 ppm Reststyrol, schleppmittelent
gast), Polystyrol 486 Mma (100 ppm Reststyrol), Polystyrol KR
2601ma (100 ppm Reststyrol, beide schleppmittelentgast), ferner
die Sortimentsprodukte 486M und 165 H mit 350 ppm Reststyrol und
schließlich A-GPPS (4 ppm Reststyrol) untersucht - vgl.
Tabelle 1.
Zum Zweck der sensorischen Beurteilung wurden thermogeformte
200ml-Getränkebecher mit kochendem destilliertem Wasser gefüllt
und unmittelbar nach Befüllung eine geruchliche Beurteilung vor
genommen. Die vier getesteten Proben wurden gemäß DIN 10963 ge
prüft. Das am besten beurteilte Material erhielt Rangnummer 1,
das zweitbeste Rangnummer 2 usw. Das Ergebnis ist in der unten
wiedergegebenen Tabelle 2 dargestellt.
Probe 1: Getränkebecher hergestellt aus A-GPPS/HIPS im Mischungs
verhältnis 50/50 mit 4 ppm bzw. 39 ppm Reststyrol
Probe 2: Getränkebecher hergestellt aus PS KR 2601ma/HIPS 486Mma im Mischungsverhältnis 50/50 mit 100 ppm bzw. 100 ppm Reststyrol
Probe 3: Getränkebecher hergestellt aus PS KR 2601ma/HIPS 486M im Mischungsverhältnis 50/50 mit 100 ppm bzw. 350 ppm Rest styrol
Probe 4: Getränkebecher hergestellt aus PS 165H /HIPS 486M im Mi schungsverhältnis 50/50 mit 300 ppm/350 ppm Reststyrol.
Probe 2: Getränkebecher hergestellt aus PS KR 2601ma/HIPS 486Mma im Mischungsverhältnis 50/50 mit 100 ppm bzw. 100 ppm Reststyrol
Probe 3: Getränkebecher hergestellt aus PS KR 2601ma/HIPS 486M im Mischungsverhältnis 50/50 mit 100 ppm bzw. 350 ppm Rest styrol
Probe 4: Getränkebecher hergestellt aus PS 165H /HIPS 486M im Mi schungsverhältnis 50/50 mit 300 ppm/350 ppm Reststyrol.
Claims (6)
1. Thermoplastische Formmasse, nämlich Mischung aus anionisch
polymerisiertem Standardpolystyrol (A-GPPS) und monomerarmem
schlagzähmodifiziertem Polystyrol (HIPS), dadurch gekenn
zeichnet, daß beide Mischungspartner jeweils weniger als
100 ppm monomeres Styrol enthalten.
2. Formmasse nach Anspruch 1, enthaltend A-GPPS und HIPS im
Gewichts-Mischungsverhältnis von 10 zu 1 bis 1 zu 10.
3. Formmasse nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß
das verwendete A-GPPS ein Verhältnis Mw/Mn über 1.5 aufweist.
4. Formmasse nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß
schlagzähmodifiziertes Polystyrol mit einem mittleren
Teilchendurchmesser über 0.3 m verwendet wird.
5. Thermogeformte Lebensmittelverpackung, hergestellt aus einer
thermoplastische Formmasse nach einem der Ansprüche 1 bis 4.
6. Thermogeformte Lebensmittelverpackung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die in Olivenöl bei 40°C und
10-tägiger Lager zeit gemessene Styrolmigration unterhalb von
20 ppb liegt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944442447 DE4442447A1 (de) | 1994-11-29 | 1994-11-29 | Polystyrol mit verbesserten organoleptischen Eigenschaften |
PCT/EP1995/004539 WO1996017017A1 (de) | 1994-11-29 | 1995-11-18 | Polystyrol mit verbesserten organoleptischen eigenschaften |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944442447 DE4442447A1 (de) | 1994-11-29 | 1994-11-29 | Polystyrol mit verbesserten organoleptischen Eigenschaften |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4442447A1 true DE4442447A1 (de) | 1996-05-30 |
Family
ID=6534438
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944442447 Withdrawn DE4442447A1 (de) | 1994-11-29 | 1994-11-29 | Polystyrol mit verbesserten organoleptischen Eigenschaften |
Country Status (2)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4442447A1 (de) |
WO (1) | WO1996017017A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2000015678A1 (en) * | 1998-09-12 | 2000-03-23 | Daelim Industrial Co., Ltd. | Highly pure polystyrene, method for preparing the same and disposable food container using the same |
WO2021224158A1 (de) * | 2020-05-04 | 2021-11-11 | Ineos Styrolution Group Gmbh | Thermoplastische polymerzusammensetzung mit verminderter migration von stabilisatoren |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4235978A1 (de) * | 1992-10-24 | 1994-04-28 | Basf Ag | Thermoplastische Formmasse |
CA2117708C (en) * | 1993-09-30 | 2002-10-22 | William J. Trepka | Block copolymers of monovinylarenes and conjugated dienes and preparation thereof |
-
1994
- 1994-11-29 DE DE19944442447 patent/DE4442447A1/de not_active Withdrawn
-
1995
- 1995-11-18 WO PCT/EP1995/004539 patent/WO1996017017A1/de active Application Filing
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WO2021224158A1 (de) * | 2020-05-04 | 2021-11-11 | Ineos Styrolution Group Gmbh | Thermoplastische polymerzusammensetzung mit verminderter migration von stabilisatoren |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
WO1996017017A1 (de) | 1996-06-06 |
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Legal Events
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8130 | Withdrawal |