DE4411190C1 - Schadstoffbeseitigung aus feinkörnigen, feststoffhaltigen Zusammensetzungen mit Hilfe oberflächenaktiver Substanzen durch biologische Prozesse - Google Patents
Schadstoffbeseitigung aus feinkörnigen, feststoffhaltigen Zusammensetzungen mit Hilfe oberflächenaktiver Substanzen durch biologische ProzesseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung schadstoff
haltiger, feinkörniger, feststoffhaltiger Zusammensetzungen.
Feinkörnige Feststoffe und Schlämme, beispielsweise Böden, las
sen sich nach üblichen Methoden auf biologischem Wege nur mit
hohem apparativem Aufwand reinigen. Die Sauerstoffversorgung
der Mikroorganismen sowie die Entsorgung der Abbauprodukte ist
durch den Feinkornanteil schwierig. Die Schadstoffe sind so an
das Korn gebunden, daß mikrobiologische Reinigungsverfahren
nicht einsetzbar sind. Gelegentlich wird eine Verbesserung
durch Zugabe von Wasser und Erzeugung eines gut fließfähigen
Schlammes herbeigeführt. Das Wasser muß im Anschluß an die Rei
nigung durch energieaufwendige, mechanische Entwässerungsver
fahren wie Filtration oder Zentrifugieren wieder entfernt wer
den.
Aus der EP 0 507 073 ist eine Anlage zur biologischen Schad
stoffbeseitigung von verunreinigten Abwässern bekannt. Das im
Zusammenhang mit dieser Anlage beschriebene Verfahren wird je
doch aufgrund des zusätzlichen Wasserbedarfs wirtschaftlich
nicht eingesetzt. Das Wasser muß vor dem Wiedereinsatz des Bo
dens durch aufwendige und teure Verfahrensmaßnahmen aus dem
Boden wieder entfernt werden. Das Wasser ist darüber hinaus mit
verbliebenen Nährstoffen, Nährsalzen und auch Schadstoffen kon
taminiert und muß vor der Abgabe gereinigt werden.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein wirtschaft
liches Verfahren zur biologischen Reinigung von mit Schadstof
fen belasteten feststoffhaltigen, feinkörnigen Zusammensetzun
gen bereitzustellen, das die Nachteile des Standes der Technik
vermindert.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der
feinkörnigen, feststoffhaltigen, mit Schadstoffen belasteten
Zusammensetzung ein oder mehrere Silane zur Verbesserung der
Fließfähigkeit beigemengt werden, worauf sich der Schadstoff
abbau durch Mikroorganismen anschließt.
Durch Zugabe von Silanen kann der Stofftransport in den Fest
stoffen oder Schlämmen erhöht werden.
Bei den Silanen handelt es sich um verzweigte oder unverzweigte
Silicium-Wasserstoff-Verbindungen, die auch ringförmige Cyclo
silane umfassen. Silane sind die Si-Homologen der Alkane, die
binäre Verbindungen der allgemeinen Formel SinH2n+2 darstellen.
Im Gegensatz zu den Kohlenwasserstoffen sind die Silane sehr
instabil. Die Silane hydrolysieren im leicht sauren pH von 6
und leicht basischen pH 8 Milieu, das bei schadstoffbelasteten
Feststoffen in der Regel vorliegt oder durch geringe Zugabe von
Säuren und Laugen leicht schadlos hergestellt werden kann. In
diesen pH-Bereichen sind Mikroorganismen bevorzugt lebensfähig.
Die Silane sind ungiftige Stoffe und führen nicht zu einer Be
einträchtigung der Umwelt. Dies ist wesentlich für die Weiter
verwendung gereinigter Böden und Schlämme nach erfolgter Rei
nigung. Silane gehen mit den Siliziumteilen im Feststoff (z. B.
den Sand-, Ton- und Schluffanteilen von schadstoffbelasteten
Böden) sehr feste Si-O-Si-Bindungen ein, und die Alkanreste
schirmen dann z. B. ein Bodenpartikel gegen andere Feststoff
teilchen ab. So ist die Bildung von Konglomeraten nicht mehr
möglich. Zuvor in Zwickeln vorhandene Schadstoffe werden damit
freigegeben. Das Fließverhalten der Schüttgüter wird ebenfalls
verbessert. Auf diese Weise können für die schadstoffabbauenden
Mikroorganismen die Arbeitsbedingungen verbessert werden.
Silane werden somit erfindungsgemäß bevorzugt bei der Reinigung
von feinkörnigem Boden eingesetzt werden. Der Feinkorngehalt
der Böden kann dabei bis zu 90 Gew. -% betragen. Der Feststoff
gehalt liegt bei ca. 85 Gew.-%, der Feuchtigkeitsgehalt bei
20 Gew. -%, bevorzugt bei ca. 15 Gew. -%. Die Korngröße des Fein
kornanteils im Feststoff ist 4000 µm, bevorzugt 3000 µm,
insbesondere bevorzugt 2000 µm. Solche Böden sind biologisch
nur zu behandeln, wenn der Wassergehalt auf ca. 50 Gew.-% er
höht wird.
Der Zusatz von Silanen für die Erhöhung der Fließfähigkeit von
Feststoffen ist deutlich geringer als die alternativ mögliche
Wasserzugabe. Geht man davon aus, daß bei einem typischen
feinkörnigen Boden mit einem üblichen Wassergehalt von ca. 15
Gew. -% noch eine Wasserzugabe von mind. 20 Gew. -%, bezogen auf
die Trockenmasse, zur Einstellung guter Umgebungsverhältnisse
für die Mikroorganismen erforderlich ist, so ist bei Zugabe von
Silanen nur eine Zugabe von max. 1 Gew.-%, bevorzugt 0,5
Gew.-%, insbesondere bevorzugt 0,2 Gew. % erforderlich.
Nach Abschluß des biologischen Reinigungsprozesses ist es im
Gegensatz zur Wasserzugabe beim Einsatz von Silanen nicht erfor
derlich, diese wieder zu entfernen. Die Silane werden nach Abbau
der Schadstoffe durch die eingesetzten Mikroorganismen abgebaut.
Sind die geeigneten Mikroorganismen nicht im Feststoff enthalten,
werden sie von außen zugemischt. Durch Abbau der Alkanreste der
Silane bzw. ihrer Hydrolyseprodukte im Feststoffgemisch durch die Mikroorganismen wird die
Wirkung der Silane bzw. ihrer Hydrolyseprodukte wieder aufgehoben. Im Feststoff verbleibt nur ein
Si-O-Si-Rest, der überall in natürlicher Form vorkommt. Der
Feststoff ist damit uneingeschränkt wieder verwendbar.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird insbesondere zur Reinigung
von mit Kohlenwasserstoffen verunreinigten Feststoffen wie Bö
den angewandt. Insbesondere können Schadstoffe wie Mineralöl
kohlenwasserstoffe und polycyclische aromatische Kohlenwasser
stoffe, aber auch andere schädliche organische Stoffe nach Zug
abe der oberflächenaktiven Substanzen durch die zugesetzten
Mikroorganismen abgebaut werden.
Ein feinkörniger schadstoffbelasteter Boden wird beispielsweise
in einer Wanne mit Silan vermischt. Der Boden wird dabei fließ
fähig. Gleichzeitig werden die Schadstoffe über das Silan in
die Wasserphase überführt. Das geschieht über die Tensidwirkung der Hydrolyseprodukte
des Silans und durch die verbesserte Verteilung des Wassers im
Boden durch die Wirkung des Silans und seiner Hydrolyseprodukte. Mit dem Silan werden
gleichzeitig Nährstoffe für die Mikroorganismen eingebracht.
Die Mobilität der Mikroorganismen wird erhöht.
Das so erhaltene fließfähige Produkt wird mit Luft durchströmt,
die über das vorhandene Wasser-Silan-Gemisch gleichmäßig ver
teilt und darin gespeichert wird. So werden günstige Lebensver
hältnisse für die Mikroorganismen hergestellt und ein beschleu
nigter Abbau wird herbeigeführt.
Durch die eingebrachte Luft in Verbindung mit der Fließfähig
keit des Produktes wird dieses zusätzlich vermischt. Dadurch
wird ebenfalls ein gleichmäßiger und beschleunigter Schadstoff
abbau ermöglicht.
Nach Abbau der Schadstoffe greifen die Mikroorganismen das Silan bzw. die Hydrolyseprodukte des Silans
an. Anschließend kann der Boden aus der Wanne entfernt und als Auffüllmateri
al ohne Einsatz zusätzlicher Prozesse verwendet werden.
Claims (10)
1. Verfahren zur biologischen Behandlung einer schadstoff
haltigen, feinkörnige Feststoffe enthaltenden Zusammen
setzung,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusammensetzung ein oder mehrere Silane zur Ver
besserung der Fließfähigkeit der feinkörnigen Zusammen
setzung beigemengt werden, worauf sich ein Schadstoffabbau
durch Mikroorganismen anschließt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Boden behandelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Zusammensetzung mit einem Feinkorngehalt bis zu
etwa 95 Gew.-%, bevorzugt bis zu 90 Gew.-%, behandelt
wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Zusammensetzung mit einer Korngröße des Feinkorn
anteils von 4000 µm, bevorzugt 3000 µm, insbesondere
bevorzugt 2000 µm, behandelt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Zusammensetzung mit einem Feuchtigkeitsgehalt
20 Gew.-%, bevorzugt 15 Gew.-%, behandelt wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß biologisch abbaubare Silane verwendet werden.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Silane in einer Menge 1 Gew.-%, bevorzugt 0,5
Gew.-% und insbesondere bevorzugt 0,2 Gew.-%, zugegeben
werden.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Kohlenwasserstoffe, insbesondere Mineralölkohlenwas
serstoffe und/oder polycyclische aromatische Kohlenwasser
stoffe als Schadstoffe enthaltende Zusammensetzungen be
handelt werden.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mit den Silanen versetzte Zusammensetzung während
des Abbaues der Schadstoffe durch die Mikroorganismen von
Luft durchströmt wird, und/oder daß der Zusammensetzung
Nährstoffe für die Mikroorganismen beigemengt werden
und/oder die Zusammensetzung auf eine solche Temperatur
erwärmt wird, daß optimale Lebensbedingungen für die Mi
kroorganismen entstehen.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß speziell zum Abbau der Schadstoffe adaptierte Mikroor
ganismen eingesetzt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944411190 DE4411190C1 (de) | 1994-03-30 | 1994-03-30 | Schadstoffbeseitigung aus feinkörnigen, feststoffhaltigen Zusammensetzungen mit Hilfe oberflächenaktiver Substanzen durch biologische Prozesse |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944411190 DE4411190C1 (de) | 1994-03-30 | 1994-03-30 | Schadstoffbeseitigung aus feinkörnigen, feststoffhaltigen Zusammensetzungen mit Hilfe oberflächenaktiver Substanzen durch biologische Prozesse |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4411190C1 true DE4411190C1 (de) | 1995-08-03 |
Family
ID=6514310
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944411190 Expired - Fee Related DE4411190C1 (de) | 1994-03-30 | 1994-03-30 | Schadstoffbeseitigung aus feinkörnigen, feststoffhaltigen Zusammensetzungen mit Hilfe oberflächenaktiver Substanzen durch biologische Prozesse |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4411190C1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0507073A1 (de) * | 1991-04-04 | 1992-10-07 | H.P.-BIOTECHNOLOGIE GmbH | Anlage zur biologischen Schadstoffbeseitigung von verunreinigten Abwässern |
-
1994
- 1994-03-30 DE DE19944411190 patent/DE4411190C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0507073A1 (de) * | 1991-04-04 | 1992-10-07 | H.P.-BIOTECHNOLOGIE GmbH | Anlage zur biologischen Schadstoffbeseitigung von verunreinigten Abwässern |
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