DE4401467A1 - Betriebsverfahren für ein redundant aus mindestens zwei Teilsystemen aufgebautes Automatisierungssystem - Google Patents
Betriebsverfahren für ein redundant aus mindestens zwei Teilsystemen aufgebautes AutomatisierungssystemInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Betriebsverfahren
für ein redundant aus mindestens zwei Teilsystemen aufge
bautes Automatisierungssystem, wobei die mindestens zwei
Teilsysteme zur Steuerung eines Prozesses bzw. einer Anlage
Programme ausführen und sich von Zeit zu Zeit über Kommuni
kationsmittel miteinander synchronisieren.
Ein derartiges Betriebsverfahren ist beispielsweise aus der
EP-0 497 147 A2 bekannt. Bei dem Verfahren gemäß der EP-0 497 147 A2
werden, wie im Stand der Technik allgemein
üblich, Alarme zwischen zwei Synchronisationspunkten in den
Teilsystemen nur registriert. Ansonsten erfolgen keine
Alarmreaktionen. Erst beim Erreichen des Synchronisations
punktes werden die gemeldeten Alarme und sonstige relevante
Daten ausgetauscht und die Alarme abgearbeitet.
Wenn das Automatisierungssystem zur Steuerung eines
schnellen Prozesses oder einer schnellen Anlage, z. B.
einer Pressensteuerung, eingesetzt wird, kann die Zeit bis
zum Erreichen des nächsten Synchronisationspunktes zu groß
sein, um Sach- und/oder personenschaden mit Sicherheit zu
verhindern. Bei derartigen Anwendungsfällen mußten bisher
aufwendige, taktsynchron arbeitende redundante Automatisie
rungssysteme verwendet werden.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein
redundantes Automatisierungssystem zu schaffen, bei dem die
Reaktionszeit auf Alarme aller Art, z. B. Prozeß- oder
Zeitalarme, kurz und reproduzierbar ist, obwohl sich die
Teilsysteme nur von Zeit zu Zeit synchronisieren.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß beim Registrieren
eines Sonderereignisses, z. B. eines Alarms, jedes der min
destens zwei Teilsysteme unabhängig vom jeweils anderen
Teilsystem unverzüglich eine ereignisspezifische Reaktion
ermittelt und ausführt.
Dadurch wird nämlich gewährleistet, daß beim Auftreten
eines Sonderereignisses schnellstmöglich auf das Ereignis
reagiert wird. Beispielsweise wird der Schließvorgang einer
Presse beim Registrieren eines entsprechenden Prozeßalarms
in einem der Teilsysteme unverzüglich durch dieses Teil
system unterbrochen und nicht erst bei Erreichen des näch
sten Synchronisationspunktes. Die Alarmreaktionszeit ist
somit sehr gut reproduzierbar. Darüber hinaus können damit
Verletzungen des Bedienungspersonals in Grenzsituationen
mit Sicherheit vermieden werden.
Mit Vorteil ist jedem Teilsystem mindestens ein Reaktions
speicherbereich ausschließlich zugeordnet, so daß es mög
lich ist, daß das eine Teilsystem zur Ermittlung und Aus
führung der ereignisspezifischen Reaktion nur auf den ihm
zugeordneten Reaktionsspeicherbereich zugreift.
Wenn jedem Teilsystem ein Pufferspeicher ausschließlich zu
geordnet ist, Änderungen reaktionsrelevanter Daten, z. B.
Merkerzustände, in die Pufferspeicher eingetragen werden
und jedes Teilsystem seinen Reaktionsspeicherbereich bei
einer Synchronisation aufgrund der Inhalte beider Puffer
speicher aktualisiert, so ist gewährleistet, daß beide
Teilsysteme bei einem Sonderereignis gleich reagieren.
Nach der Ausführung der ereignisspezifischen Reaktion setzt
das eine Teilsystem die Ausführung des Anwenderprogramms
fort.
Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der
nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels in
Verbindung mit den Zeichnungen. Dabei zeigen:
Fig. 1 ein Blockschaltbild eines Automatisierungssystems und
Fig. 2 das Prinzip des Betriebsverfahrens.
Gemäß Fig. 1 besteht das Automatisierungssystem 1 aus zwei
Teilsystemen 2, 2′, die beide einen technischen Prozeß P
steuern. Jedes der Teilsysteme 2, 2′ weist eine Zentralein
heit 3, 3′ auf, die den Prozeß P gemäß einem Anwenderpro
gramm AP steuert, das zusammen mit dem Betriebssystem und
Prozeßdaten in den Speichereinheiten 4, 4′ abgespeichert
ist.
Die Zentraleinheit 3, 3′ sind über in Fig. 1 nicht darge
stellte Peripherieeinheiten mit Signalgebern G, G′ und
Stellgliedern R, R′ verbunden. Die verwendete Peripherie
kann dabei nach Wahl des Anwenders sowohl ein- als auch
zweikanalig ausgebildet sein. Die Anbindung der Zentral
einheiten 3, 3′ an den Prozeß P ist jedoch nicht Gegenstand
der vorliegenden Erfindung. Auf die Anbindung der Zentral
einheit 3, 3′ an den Prozeß P′ wird daher im folgenden
nicht weiter eingegangen.
Der in Fig. 1 dargestellte technische Prozeß P ist bei
spielsweise eine hydraulische Presse. Die Teilsysteme 2, 2′
steuern die Relais R, R′ an. Bei Ansteuerung beider Relais
R, R′ wird das Schaltrelais SR betätigt, so daß das Ventil
V der hydraulischen Presse einen Hydraulikkanal freigibt.
In diesem Fall wird die Presse geschlossen.
Die Signalgeber G, G′ sind beispielsweise die Kontakte
eines Nothalt-Schalters. Bei Betätigung des Nothalt-Schal
ters muß die Presse unverzüglich gestoppt werden, um Per
sonen- und/oder Sachschäden zu verhindern.
Die Stellen im Anwenderprogramm AP, an denen der Prozeß
alarm "Nothalt-Anforderung" in den Teilsystemen 2, 2′ regi
striert wird, ist in Fig. 2 mit den Pfeilen angedeutet. Wei
terhin ist in Fig. 2 der vorhergehende Synchronisationspunkt
SP und der nachfolgende Synchronisationspunkt SP′ durch die
gestrichelten Linien gekennzeichnet.
Beim Stand der Technik würden beide Teilsysteme 2, 2′ den
Prozeßalarm lediglich registrieren, sodann das Anwenderpro
gramm bis zum Synchronisationspunkt SP′ weiterbearbeiten
und sodann sich miteinander synchronisieren. Erst danach
würde der Prozeßalarm von den Teilsystemen 2, 2′ bearbeitet
werden.
Bei der vorliegenden Erfindung dagegen wird der Prozeßalarm
sofort nach dem Registrieren in den Teilsystemen 2, 2′ un
abhängig voneinander mit einer alarmspezifischen Alarmreak
tion behandelt. Im vorliegenden Fall würden beispielsweise
die Relais R, R′ nicht mehr angesteuert werden, so daß das
Schaltrelais SR abfällt und das Ventil V sperrt und so den
Schließvorgang der hydraulischen Presse stoppt. Durch diese
Vorgehensweise wird die Alarmreaktionszeit praktisch auf
Null reduziert. Dennoch ist es nicht nötig, die beiden
Teilsysteme 2, 2′ taktsynchron zu betreiben.
Bei der Ermittlung und Ausführung der alarmspezifischen
Alarmreaktion, hier dem Stoppen der Pressenbewegung, greift
die Zentraleinheit 3 des Teilsystems 2 nur auf Daten zu,
die im Reaktionsspeicherbereich 41 abgespeichert sind.
Ebenso greift die Zentraleinheit 3′ nur auf Daten zu, die
im Reaktionsspeicherbereich 41 abgespeichert sind.
Nach der Ausführung der alarmspezifischen Alarmreaktion
setzen die Teilsysteme 2, 2′ die Ausführung des Anwender
programms AP fort. Sie synchronisieren sich erst bei Errei
chen des nächsten Synchronisationspunktes SP′ miteinander.
Welche Reaktion von einem Alarm ausgelöst wird, kann auch
von den Daten abhängen, die in den Reaktionsspeicherbe
reichen 41, 41′ gespeichert sind. Um zu gewährleisten, daß
die Teilsysteme 2, 2′ auf einen Alarm in gleicher Weise
reagieren, werden die Inhalte der Reaktionsspeicherbereiche
41, 41′ zwischen zwei Synchronisationspunkten daher nicht
verändert. Jedem Teilsystem 2, 2′ ist aber ein Pufferspei
cher 42, 42′ ausschließlich zugeordnet. Änderungen alarmre
aktionsrelevanter Daten, z. B. Merkerzustände, werden in
die Pufferspeicher 42, 42′ eingetragen. Bei der jeweils
nächsten Synchronisation tauschen die Teilsysteme 2, 2′ die
Inhalte ihrer Pufferspeicher 42, 42′ aus, führen einen Da
tenabgleich durch und aktualisieren dann ihre Reaktions
speicherbereiche 41, 41′ aufgrund der Inhalte beider Puf
ferspeicher 42, 42′. Die Synchronisation selbst erfolgt da
bei in an sich bekannter Art und Weise, z. B. ereignis-
oder zeitgesteuert (wie in der EP 0 497 147 A2 beschrie
ben), über die Kommunikationseinheiten 5, 5′ und die
Kommunikationsleitung 6.
Es ist selbstverständlich auch möglich, nur sicherheits
relevante Alarme auf die obenstehende Art und Weise zu be
handeln. Die Behandlung nicht sicherheitsrelevanter Alarme
kann dann bei der nächsten Synchronisation erfolgen. In
diesem Fall muß beim Auftreten eines Alarms aber zumindest
überprüft werden, welcher Art der Alarm ist, damit ent
schieden werden kann, ob eine sofortige Alarmreaktion er
forderlich ist oder nicht.
Claims (3)
1. Betriebsverfahren für ein redundant aus mindestens zwei
Teilsystemen (2, 2′) aufgebautes Automatisierungssystem (1),
bei dem die mindestens zwei Teilsysteme (2, 2′) zur Steue
rung eines Prozesses (P) bzw. einer Anlage Programme (AP)
ausführen und sich von Zeit zu Zeit über Kommunikations
mittel (11, 11′, 12) miteinander synchronisieren, da
durch gekennzeichnet, daß beim Re
gistrieren eines Sonderereignisses, z. B. eines Alarms, je
des der mindestens zwei Teilsysteme (2, 2′) unabhängig vom
jeweils anderen Teilsystem (z. B. 2′) unverzüglich eine er
eignisspezifische Reaktion ermittelt und ausführt.
2. Betriebsverfahren nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß jedem Teilsystem (2, 2′)
mindestens ein Reaktionsspeicherbereich (41, 41′) aus
schließlich zugeordnet ist und daß das eine Teilsystem (2)
zur Ermittlung und Ausführung der ereignisspezifischen Re
aktion nur auf den ihm zugeordneten Reaktionsspeicherbe
reich (41, 41′) zugreift.
3. Betriebsverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet,
- - daß jedem Teilsystem (2, 2′) ein Pufferspeicher (42, 42′) ausschließlich zugeordnet ist,
- - daß Änderungen reaktionsrelevanter Daten, z. B. Merkerzu stände, in die Pufferspeicher (42, 42′) eingetragen werden und
- - daß jedes Teilsystem (2, 2′) seinen Reaktionsspeicher bereich (41, 41′) bei einer Synchronisation aufgrund der Inhalte beider Pufferspeicher (42, 42′) aktualisiert.
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