DE4343920A1 - Filter zur Entfernung von Stickoxiden aus Tabakrauch - Google Patents
Filter zur Entfernung von Stickoxiden aus TabakrauchInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Filter zur Entfernung von Stickoxiden aus
Tabakrauch.
Tabakrauch ist das beim Abbrand des Tabaks entstehende Aerosol und enthält
bekannterweise eine sehr große Anzahl - man rechnet mit mehreren tausend -
an chemischen Verbindungen. Die Gasphase des Tabakrauchs ist relativ einfach
zusammengesetzt und enthält neben den bekannten Luftbestandteilen
Kohlenmonoxid, Wasserstoff, Cyanwasserstoff, Ammoniak, Stickoxide und
Spuren von Schwefelwasserstoff und organischen Verbindungen (Römpp
Chemie Lexikon, 9. Auflage, Band 6 (1992), S. 4435).
Neben den charakteristischen Geschmacksstoffen sind die bekanntesten und
physiologisch relevantesten Bestandteile das Alkaloid Nicotin und die
gasförmigen Giftstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickoxide (NOx) und Blausäure,
sowie die Teerbestandteile, Acrolein und tabakspezifische Nitrosamine.
Es ist daher seit langem versucht worden, die Zusammensetzung des
Tabakrauches durch Filterpassage so zu beeinflussen, daß besonders giftige,
sofort- oder langzeitwirkende Bestandteile entfernt werden, ohne den
Geschmack des Rauches und seine vom Raucher gewünschte physiologische
Wirkung allzusehr zu beeinträchtigen. Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf die
Entfernung bestimmter gasförmiger Inhaltsstoffe und der Teerbestandteile des
Rauches, weniger auf die Herabsetzung des Nicotingehaltes, gelegt.
Die zu diesem Zweck eingesetzten Filter enthalten adsorptiv wirkende
Materialien von vorzugsweise faseriger oder hochporöser Struktur, z. B.
Cellulosefasern (Kreppapierfilter), Celluloseacetatfasern, Polypropylenfasern,
Aluminiumoxid, Kieselgel, Meerschaum oder Aktivkohle.
Aktivkohlefilter adsorbieren selektiv je nach verfügbarer innerer Oberfläche bis
zu 85% der Gas/Dampfphasenbestandteile, dagegen so gut wie gar keine
Partikelphase. Faser- und Pulver-Filter (außer Aktivkohle) halten dagegen
bevorzugt die Partikelphase, d. h. die Teerbestandteile, zurück und haben daher
besonders auffällige Auswirkungen auf den Geschmack des Tabakrauches.
Im Tabakrauch sind zu 0,02% der Gasphase Stickstoffoxide enthalten. Eine
längerdauernde Einwirkung der die Atemwege und Schleimhäute reizenden
Stickoxide kann zu Bronchitiden und Ödemen führen (Römpp Chemie Lexikon,
9. Auflage, Band 5 (1992), S. 4316). Es ist deshalb wünschenswert und schon
seit längerem versucht worden, auch Stickoxide aus dem Tabakrauch durch
spezielle Filterzusammensetzungen möglichst wirkungsvoll zu entfernen.
Eine teilweise Adsorption von Stickstoffmonoxid und Kohlenmonoxid wurde
durch Übergangsmetallkomplexe mit Oximliganden auf einem inerten Granulat
erreicht (GB-PS 2 150 806). Desweiteren wurde ein Tabakrauchfilter für
Stickstoffmonoxid beschrieben, das durch Imprägnierung von Cellulose- oder
Celluloseacetat-Fasern mit einem Komplex aus Eisen(II)-ion und
niedrigmolekularem Thiol erhalten wurde (EP-A 351 252). Beide Methoden
nutzen die Möglichkeit des NO-Moleküls zur leichten Bildung von
Additionskomplexen mit geeigneten Übergangsmetall-Verbindungen.
Eine teilweise Entfernung von Stickstoffdioxid aus dem Tabakrauch wurde
erreicht durch Imprägnierung eines nicht-oxidierbaren, partikelförmigen
Adsorptionsmittels mit hoher Oberfläche bzw. hohem Porenvolumen mit einem
Permanganatsalz (US-PS 3,434,479).
Bekannt ist ferner ein Verfahren zur selektiven Entfernung von toxischen
Komponenten wie HCN und NO aus Zigarettenrauch. Hierbei werden auf
herkömmliches Zigarettenfiltermaterial anorganische oder organische Substanzen
aufgebracht, die während des Rauchvorganges die toxischen Verbindungen
entfernen (DE-C 37 12 836).
Stickoxide, insbesondere Stickstoffdioxid, können praktisch vollständig aus
Gasen und Flüssigkeiten durch Polyarylenthioether entfernt werden (Deutsche
Patentanmeldung P 43 28 450.7 vom 24. August 1993, Titel "Filtermaterial
und Verfahren zur Entfernung von Stickoxiden aus Gasen und Flüssigkeiten").
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Tabakrauch-Filter zur Verfügung zu stellen, das
Stickoxide (NOx) praktisch quantitativ entfernen kann und einfach herzustellen
ist.
Die Erfindung betrifft ein Filter zur Entfernung von Stickoxiden (NOx) aus
Tabakrauch, insbesondere von Stickstoffdioxid, bestehend aus
- A) einem Polyarylenthioether mit wiederkehrenden Einheiten der Formel -[(Ar¹)n-X]m-[(Ar²)i-Y]j-[(Ar³)k-Z]l-[(Ar⁴)o-W]p- (I)in Form von Fasern, Filmen und/oder Pulver, wobei Ar¹, Ar², Ar³, Ar⁴, W, X, Y und Z unabhängig voneinander gleich oder verschieden sind, die Indizes n, m, i, j, k, l, o und p unabhängig voneinander Null oder ganze Zahlen 1, 2, 3 oder 4 sind, wobei ihre Summe mindestens 2 ist, Ar¹, Ar², Ar³ und Ar⁴ Arylensysteme mit 6 bis 18 C-Atomen sind und W, X, Y und Z zweiwertige Verknüpfungsgruppen darstellen, ausgewählt aus -S-, -SO-, -SO₂-, -O-, -CO-, -CO₂- oder Alkylen- oder Alkylidengruppen mit 1 bis 6 C-Atomen,
- B) gegebenenfalls einem herkömmlichen Filtermaterial und
- C) gegebenenfalls mindestens einem oberflächenaktiven Festkörper.
Die Komponente B) kann aus Cellulose, Celluloseacetat und/oder Polyolefinen,
z. B. Polypropylen bestehen. Als Komponente C) können adsorptiv wirkende
Materialien zur Entfernung von gasförmigen Rauchbestandteilen und/oder im
Rauch enthaltenen Aerosol-Partikeln eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind
Aluminiumoxid, Kieselgel, Meerschaum und Aktivkohle.
Bevorzugt wird Polyphenylensulfid (PPS) mit der wiederkehrenden Einheit der
Formel (II):
als Polyarylenthioether eingesetzt.
Das PPS der Formel (II) kann auch bis zu einem Anteil von 50 Mol-% eine
1,2- und/oder 1,3-Verknüpfung am aromatischen Kern aufweisen. Unter "PPS"
ist sowohl das lineare als auch das vernetzte Material zu verstehen.
Im allgemeinen sind Polyarylenthioether geeignet, die ein mittleres
Molekulargewicht von 4000 bis 200 000, vorzugsweise von
10 000 bis 150 000, insbesondere von 25 000 bis 100 000, bestimmt durch
GPC, aufweisen.
Im Filter gemäß der Erfindung eingesetzte Pulver A) besitzen handelsübliche
Teilchengrößen, d. h. ihre mittlere Teilchengröße beträgt im allgemeinen bis
300 µm, vorzugsweise 20 bis 100 µm. Werden für die Herstellung des
Tabakrauchfilters die Polymere der Komponente A) in der Form von Fasern
verwendet, können diese beispielsweise als Endlosfasern (Filamente) oder
Stapelfasern, vorzugsweise mit Stapellängen von 0,5 bis 50 mm, oder als
Spaltfasern oder Split-Film-Fasern, aber auch als "non woven" Material,
Kardenband oder Gewebe eingesetzt werden. Die Polyarylenthioether A) können
aber auch als Folien oder Folienschnipsel in geeigneter Form in den
Tabakrauchfiltern Verwendung finden. Wichtig ist, daß der Tabakrauch ohne
Störung bzw. merkbarem Druckabfall durchgeleitet werden kann.
Die Entfernung von Stickstoffdioxid aus dem Tabakrauch erfolgt im allgemeinen
quantitativ durch das Polymer A). Im Gegensatz zum Stickstoffdioxid wird aber
Stickstoffmonoxid nur in geringem Umfang entfernt. Durch die Zugabe von
oxidativ wirkenden Verbindungen, d. h. mindestens einer oxidativ wirkenden
anorganischen oder organischen Verbindung, die ein Elektronenpotential von
größer gleich 0,96 V aufweist, wie Vanadinpentoxid oder Dichlordicyanochinon,
erfolgt aber die Abtrennung auch hier nahezu quantitativ.
Das Filter gemäß der Erfindung kann beispielsweise bei der Herstellung von
Filterzigaretten verwendet und in die bekannten Filterstrukturen inkorporiert
werden. Auch kann das Filter für Pfeifen, Zigarettenhalter und Zigarrenhalter,
beispielsweise in Form von Filterpatronen, verwendet werden.
Im allgemeinen kann der Gehalt an Polyarylenthioether A) bis zu 50 Gew.-% des
Gesamtgewichtes des Filters betragen, um eine sichere Entfernung der
Stickoxide zu gewährleisten, vorzugsweise jedoch mindestens 5 Gew.-%.
Wenn in Tabakrauchfiltern gemäß der Erfindung der Polyarylenthioether A) in
Form von Fasern eingesetzt wird, können diese sowohl in einem getrennten
räumlichen Abschnitt des Filters lokalisiert sein oder auch in Mischung mit den
üblichen, für die Rauchfilter verwendeten Fasermaterialien verwendet
werden.
Claims (11)
1. Filter zur Entfernung von Stickoxiden (NOx) aus Tabakrauch, bestehend
aus A) einen Polyarylenthioether mit wiederkehrenden Einheiten der
Formel
-[(Ar¹)n-X]m-[(Ar²)i-Y]j-[(Ar³)k-Z]l-[(Ar⁴)o-W]p- (I)in Form von Fasern, Filmen und/oder Pulver, wobei Ar¹, Ar², Ar³, Ar⁴, W,
X, Y und Z unabhängig voneinander gleich oder verschieden sind, die
Indizes n, m, i, j, k, l, o und p unabhängig voneinander Null oder ganze
Zahlen 1, 2, 3 oder 4 sind, wobei ihre Summe mindestens 2 ist, Ar¹, Ar²,
Ar³ und Ar⁴ Arylensysteme mit 6 bis 18 C-Atomen sind und W, X, Y und
Z zweiwertige Verknüpfungsgruppen darstellen, ausgewählt aus -S-, -SO-,
-SO₂-, -O-, -CO-, -CO₂- oder Alkylen- oder Alkylidengruppen mit 1 bis 6
C-Atomen,
- B) gegebenenfalls einen herkömmlichen Filtermaterial und
- C) gegebenenfalls mindestens einem oberflächenaktiven Festkörper.
2. Filter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Stickstoffdioxid
entfernt wird.
3. Filter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als
Komponente A) Polyphenylensulfid mit wiederkehrenden Einheiten der
Formel
eingesetzt wird.
4. Filter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anteil der Komponente A), die ein mittleres
Molekulargewicht von 4000 bis 200 000 aufweist, 5 bis 50 Gew.- %
beträgt.
5. Filter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß zusätzlich mindestens ein Oxidationsmittel mit einem
Elektronenpotential von größer gleich 0,96 V zugesetzt wird.
6. Filter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Komponente A) in Pulverform eine mittlere
Teilchengröße von bis zu 300 µm, vorzugsweise 20 bis 100 µm aufweist.
7. Filter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Komponente B) aus Cellulose, Celluloseacetat
und/oder Polyolefinen besteht.
8. Filter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß als Komponente C) Aktivkohle oder Aluminiumoxid
eingesetzt wird.
9. Verwendung des Filters nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8
für die Herstellung von Filterzigaretten oder als Filterpatrone.
10. Verwendung nach Anspruch 8 zur Entfernung gasförmiger Inhaltsstoffe
und Teerbestandteile des Rauches.
11. Verwendung nach Anspruch 8 zur Entfernung von Stickoxiden.
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