DE4340627C1 - Fahrbare Sitzhilfe für bettlägrige Kranke - Google Patents

Description

Gegenstand der Erfindung ist eine fahrbare, höhenverstellbare Sitzhilfe für bettlägerige Kranke, die mit geöffneter Rückenlehne an den am Bettrand sitzenden Patienten angeschoben wird. Durch die über der Bettliegefläche befindlichen Armlehnen, durch die nach dem Anschieben zu schließende Rückenlehne und durch die Fußstütze erhält der ans Bett gefesselte Kranke Halt und Stabilität in einer "normalen" Sitzhaltung.

Im Pflege-, Therapie- und Rehabilitationsbereich für Alte, Kranke und Behinderte ist eine Sitzhilfe dieser Art für bettlägerige Per­ sonen bisher nicht bekannt.

Patienten, die das Bett nicht verlassen, jedoch aufsitzen können, wird bisher dadurch geholfen, daß der Kopfteil des Bettes hoch­ gestellt oder der Patient, bspw. am Bettrand, aufgesetzt wird. Unterstützt wird dieses Sitzen durch Pflegerhilfe, Kissen, Griff­ leitern, Haltegriffe, Bettgalgen, Gurte etc. Weiterhin ist es durch die US 5.046.206 bekannt, eine Kombination von Bettstuhl, Fußstütze und Tisch­ platte den am Bettrand sitzenden Kranken vorzusehen, die eine "normale" Sitzhaltung ermöglicht.

Die Nachteile dieser "Kombination" liegen jedoch darin, daß sie für eine Pflegeperson eine kompliziert zusammenzubauende Konstruk­ tion darstellt, die viel Platz und Zeit beansprucht. Die feste Veran­ kerung am Bett, fehlende Räder und die nicht vorhandene Höhen­ verstellung gestalten den Einsatz bei mehreren Patienten in Folge als sehr schwierig. Dieses Hilfsmittel kann eigentlich nur für den Dienst an einem einzigen Kranken ausgelegt sein, da ein Wechsel zeitraubend, anstrengend und von einer Person kaum durchzuführen ist. Zudem erscheint ein Mehrfacheinsatz unpraktikabel, da die "Kom­ bination" nicht an die Größe (Beinlänge) des jeweiligen Kranken an­ gepaßt werden kann und somit ihren Zweck, Sicherheit und Stabili­ tät von den Füßen her zu gewährleisten, nicht erfüllt. Wird sie aber ständig am Bett belassen, beansprucht sie viel Platz und schränkt die Versorgung und Pflege des Patienten ein.

Weiterhin sind beim Anbringen und Befestigen des Bettstuhles (kombinierte Arm- und Rückenlehne), insb. wenn eine Längsseite des Bettes an einer Wand steht oder wenn nur eine Pflegeperson vorhanden ist, die Schwierigkeiten offensichtlich. Wird der Patient, der ohne fremde Hilfe nicht mehr aufsitzen kann, von einer Pflege­ person an den Bettrand gesetzt und gehalten, so dürfte es dieser Pflegeperson große Probleme bereiten, ja fast unmöglich sein, o.g. "Kombination" alleine am Bett zu verankern und den Bettstuhl zu befestigen (insb. auf der vom Pfleger aus gesehen körperfernen Seite). Auch das Einpassen des Kranken in die bereits befestigte "Kombination" ist kaum durchführbar.

Die Nachteile bei den anderen herkömmlichen technischen Sitz­ hilfen liegen darin, daß der bettlägerige Patient bspw. bei hochge­ stelltem Kopfteil des Krankenbettes nicht genügend Stabilität hat, sich seitlich nicht abstützen und keine normale Sitzhaltung einneh­ men kann. Dies kann insb. beim Essen und Trinken, auch wenn zur Erleichterung ein Bettisch benützt wird, zu Komplikationen (Verschlucken, Erbrechen) führen.

Wird der Kranke beim Sitzen mit Gurten stabilisiert, fühlte er sich trotzdem unsicher, hilflos und beengt. Wird auf das Aufsitzen aber wegen mangelnder Kraft des Patienten oder mangelnder Stabili­ sierungs- und Haltemöglichkeiten verzichtet, ergeben sich eine Reihe von weiteren Nachteilen, sowohl für den Patienten (z. B. bei der Körperpflege) als auch für die Pflegeperson (z. B. beim Ordnen der Betten).

Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, für bettlägerige Patienten eine mobile, platzsparende technische Hilfe zu schaffen, die an ein Bett angeschoben wer­ den kann, dem Kranken beim Sitzen im Bett bzw. am Bettrand eine "normale" Sitzhaltung ermöglicht, ihm dabei Halt, Stabilität und Sicherheit vermittelt, von einer Pflegeperson leicht zu bedie­ nen ist und im wechselnden Einsatz bei mehreren Patienten ohne größeren Personal- und Arbeitsaufwand gebraucht werden kann.

Dieses Problem wird mit den im Patentanspruch 1 aufge­ führten Merkmalen gelöst.

Die erfindungsgemäße Sitzhilfe für bettlägerige Kranke zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:

Bei der Therapie, Rehabilitation oder Pflege, insb. von bettlägerigen Langzeitkranken, ist es das Ziel, dem Patienten seinen Zustand so erträglich wie möglich zu gestalten und zugleich der Pflegeperson die Arbeit zu erleichtern.

Dies wird durch die Möglichkeit des Anschiebens der Sitzhilfe (bei geöffneter Rückenlehne) an den am Bettrand sitzenden Patienten ermöglicht. Dabei kann die Pflegeperson mit einer Hand den Patien­ ten halten und mit der anderen die Sitzhilfe anfahren und anschließend die Rückenlehne schließen. Der Kranke kann also viel leichter wie im beschriebenen US-Patent in die Vorrichtung eingepaßt werden. Zudem wird durch die C-Form weniger Platz beansprucht.

Weiterhin erlaubt die Erfindung dem bettlägerigen Kranken Sitzen mit angewinkelten, von unten gestützten Beinen, was durch die Verstell­ barkeit von Höhe und Schräge der Fußstütze gewährleistet wird. Die Sitzhilfe erleichtert dem Pflegepersonal somit die Versorgung und Körperpflege des Patienten, das Wechseln der Kleidung sowie das Ordnen der Betten. Der sitzende Kranke kann alleine gelassen und muß nicht aus dem Bett genommen werden, um sitzende Tätigkeiten, wie Essen, Trinken, Lesen, Körperpflege etc. auszuführen. Zeitrau­ bendes, umständliches und kräftezehrendes Herausheben und Um­ setzen in den Rollstuhl erübrigt sich. Zudem wird der Dekubituspro­ phylaxe Rechnung getragen.

Durch die Erfindung erhält der Kranke Balanceunterstützung, Stabilität nach allen Seiten und Halt. Ein "Wegkippen" oder "Weg­ rutschen" ist nicht mehr möglich. Dies vermittelt dem Patienten ein erhebliches Sicherheitsgefühl. Trotzdem bleibt eine bestmög­ liche Freiheit von Armen und Oberkörper (und somit auch für die Atmung) erhalten und damit eine für den Patienten so wichtige, relative Selbständigkeit.

Auch das Wegfahren der Sitzhilfe erfolgt problemlos. Die Rücken­ lehne wird geöffnet, der Patient mit einer Hand gehalten und mit der anderen wird das mobile Gestell weggeschoben. Es ist keine umständliche Demontage notwendig und der freie Zugang zum liegenden Kranken ist wieder gewährleistet.

Durch diese Bedienungsfreundlichkeit (auch der ungeübte Laie findet sich schnell zurecht) und durch eine sicherlich kosten­ günstige Herstellung reichen die Einsatzmöglichkeiten der Erfin­ dung vom Krankenhaus und ähnlichen Einrichtungen bis zur häuslichen Pflege durch Angehörige. Mobilität, die platzsparende Ausführung in der C-Form und das unkomplizierte Anschieben mit geöffneter Rückenlehne an den am Bettrand sitzenden Pa­ tienten ermöglichen es, daß die Sitzhilfe nicht nur von einer Per­ son leicht zu handhaben ist, sondern auch im wechselnden Ein­ satz bei mehreren Patienten ohne größeren Personal- und Arbeits­ aufwand gebraucht werden kann.

Entsprechend vorteilhafte Ausgestaltungen, wie einschieb- und/ oder abnehmbare Armlehnen und Höhenverstellbarkeit sorgen dafür, daß während der Bereitstellungszeit (bspw. am Fußende des Bettes) nicht viel Raum beansprucht wird bzw. die Sitzhilfe der jeweiligen Betthöhe angepaßt werden kann. Durch eine Kopf­ stütze/einen Gurt kann die Stabilität von Kopf/Oberkörper noch gefördert werden.

Einzelheiten der Erfindung sind in den Ansprüchen sowie in der Beispielbeschreibung aufgeführt.

Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Fig. 1 und 2 erläutert. Es zeigt

Fig. 1 eine Isometrie der fahrbaren Sitzhilfe für bettlägerige Kranke mit geöffneter Rückenlehne.

Fig. 2 eine Isometrie der, über das Bett gescho­ benen, fahrbaren Sitzhilfe für bettlägerige Kranke mit geschlossener Rückenlehne.

Die Sitzhilfe besteht im wesentlichen aus einem C-förmigen, wa­ genartigen Gestell 1, das bei der dargestellten Ausführungsform aus Rohren aufgebaut ist.

Ein Paar dieser Rohre ist im rechten Winkel gebogen, derart, daß das eine Schenkelpaar 2 in vertikaler Richtung verläuft, während die unteren horizontalen Schenkel 3 unter dem Matratzenrahmen des Bettes 12 angeordnet sind und Rollen 4 aufweisen, auf denen die Sitzhilfe fahrbar angeordnet ist. Die Rollen 4 sind bei der dar­ gestellten Ausführungsform feststellbar ausgebildet, wie dies von Krankenbetten her bekannt ist.

In den senkrechten Schenkeln 2 der Rohre sind teleskopartig längenverstellbare Rohre 5 angeordnet, die in dem jeweils ge­ wünschten Höhenbereich durch geeignete, von höhenverstellbaren Bett- und Nachttischen her bekannte Mittel arretiert werden können. Diese Rohre 5 sind im rechten Winkel verlaufend zueinander abge­ bogen, verlaufen also gewissermaßen spiegelbildlich zu den ho­ rizontalen Schenkeln 3, welche die Rollen 4 tragen.

Die vertikalen Rohrteile und Schenkel sind durch Rohrstreben 6 gegeneinander versteift.

Die horizontal verlaufenden unteren Schenkel 3, die Rollen 4 auf­ weisen, tragen die Fußstütze 7, die in bekannter Weise in der Höhe und Schräge verstellbar ist.

Die horizontal verlaufenden oberen Rohre 5 tragen eine Tisch­ platte 8, die in der Schräge zum Patienten hin verstellbar ist.

Weiterhin sind an diesen beiden oberen Schenkeln 5 Führungs­ schienen 9 für die Armlehnen 10 angebracht. Die Armlehnen 10 sind teleskopartig einschieb- und im jeweils gewünschten Tie­ fenbereich arretierbar. Zudem können sie aus den Führungs­ schienen 9 herausgenommen werden.

Fig. 1 zeigt die Sitzhilfe bei geöffneter Rückenlehne 11 und aus­ gezogenen Armlehnen 10, so wie sie an den am Bettrand sitzen­ den Patienten angeschoben wird. Die Rückenlehne 11 ist an einer Armlehne 10 beweglich gelagert und an der anderen arretierbar.

Fig. 2 zeigt die über das Bett 12 geschobene Sitzhilfe mit ausge­ zogenen Armlehnen 10 und geschlossener Rückenlehne 11, so wie sie dem in der Sitzhilfe sitzenden Patienten Halt und Stabilität gibt. Die Rückenlehne 11 ist in der Länge so ausgefertigt, daß bei geschlossenem Zustand der untere Teil auf der Bettliegefläche aufsitzt. Dies insbesondere, sowie das C-förmige Gestell 1, die feststellbaren Rollen 4 und die durch die Rohrstreben 6 versteif­ ten Rohrteile geben der Sitzhilfe die erforderliche Stabilität und dem Patienten Sicherheit.

Die Rückenlehne 11 kann im übrigen in den Zeichnungen nicht dargestellte Anschnallgurte und/oder eine ausziehbare Kopf­ stütze umfassen.

Durch das C-förmige Gestell 1 und durch die aus- und einschieb­ baren sowie abnehmbaren Armlehnen 10 ist eine platzsparende Aufbewahrung der Sitzhilfe gewährleistet.

Bezugszeichenliste

1 C-förmiges, wagenartiges Gestell (Fahrgestell)
2 vertikale Schenkel
3 untere horizontale Schenkel (Rohre)
4 Rollen
5 obere horizontale Schenkel (Rohre)
6 Rohrstreben
7 Fußstütze
8 Tischplatte
9 Führungsschienen für Armlehnen
10 Armlehnen
11 Rückenlehne
12 Bett

Claims (7)

1. Sitzhilfe für bettlägerige Kranke, bestehend aus einem Gestell, daß an ein Bett anbringbar ist, versehen mit einer Fußstütze, einer Tischplatte und den auf dem Bett sitzenden Kranken seitlich und im Rücken stützenden Arm- bzw. Rückenlehnen, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestell als Fahrgestell (1) mit mindestens 4 feststellbaren Rollen (4) ausgerüstet und C-förmig zur Unterfahrung des Bettes (12) ausgebildet ist und daß in der Verlängerung oberer waag­ rechter Rohre (5) des Fahrgestells (1) gepolsterte, über die Bettliegefläche reichende Armlehnen (10) angebracht sind, die evtl. in Führungsschienen (9) eingeschoben und/oder abge­ nommen werden können und deren Abschluß eine gepolsterte, auf der Liegefläche des Bettes (12) aufsitzende Rückenlehne (11) bildet, die zum Öffnen und Schließen an einer Armlehne (10) beweglich gelagert und an der anderen arretierbar ist.

2. Sitzhilfe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in das Fahrgestell (1) eine in der Höhe und in der Schräge verstellbare Fußstütze (7) integriert ist.

3. Sitzhilfe nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß an den oberen waagrechten Rohren (5) des Fahrge­ stells (1) eine in der Schräge verstellbare Tischplatte (8) angeordnet ist.

4. Sitzhilfe nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie höhenverstellbar ist.

5. Sitzhilfe nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Höhenverstellbarkeit der Tischplatte (8) im vertikalen Bereich des C-förmigen Gestells (1) vornehmbar ist.

6. Sitzhilfe nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne (11) eine evtl. aufsteckbare Kopfstütze umfaßt.

7. Sitzhilfe nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß in die Rückenlehne (11) Anschnallgurte integriert sind.