DE4326041C2 - Verfahren zur Lokalisierung von mit starkem Rauschen überlagerten elektrophysiologischen Aktivitäten - Google Patents
Verfahren zur Lokalisierung von mit starkem Rauschen überlagerten elektrophysiologischen AktivitätenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Lokalisierung von
elektrophysiologischen Aktivitäten, die in einem Lebewesen
innerhalb eines Untersuchungsgebiets auftreten und die ein
Magnetfeld erzeugen, das an Meßpunkten außerhalb des Unter
suchungsgebiets mit einem Vielkanalmeßsystem gemessen wird.
Ein Vielkanalmeßsystem, mit dem das eingangs genannte Magnet
feld gemessen werden kann, ist aus der EP-A-0 359 864 be
kannt. Das Vielkanalmeßsystem wird auch als biomagnetisches
Meßsystem bezeichnet, mit dem sehr schwache Magnetfelder, die
von im Innern eines Lebewesens ablaufenden elektrophysiolo
gischen. Aktivitäten erzeugt werden, gemessen werden können.
Das Vielkanalmeßsystem umfaßt eine Vielkanal-Gradiometeran
ordnung, die mit einer Vielkanal-SQUID-Anordnung gekoppelt
ist.
Mit dem biomagnetischen Meßsystem können sowohl Magnetoenze
phalogramme (MEG) wie auch Magnetokardiogramme (MKG) gemessen
werden. Das Hauptziel für die Auswertung der MEG- oder MKG-
Aufzeichnungen ist eine dreidimensionale nicht-invasive Loka
lisierung von Quellen elektrophysiologischer Aktivitäten.
In dem Artikel von Jukka Sarvas: "Basic mathematical and
electromagnetic concepts of the biomagnetic inverse problem",
erschienen in Phys. Med. Biol., 1987, Vol. 32, No. 1, pp. 11-
22, ist in Kapitel 7 eine lineare Lösung für das magnetische
inverse Problem, aus gemessenen Feldwerten den Ort und die
Größe von die Felder erzeugenden Stromdichten zu bestimmen,
angegeben. Die Stromdichten stellen ein Äquivalent der elek
trophysiologischen Aktivität dar. Dort ist auch auf weiterge
hende Ausführungen von R.J. Ilmoniemi und M.S. Hämäläinen in
Helsinki University of Technology Report TKK-F-A559, 1984,
hingewiesen. Danach wird in einem Modell der elektrophysiolo
gischen Aktivitäten das Untersuchungsgebiet in Zellen aufge
teilt, in denen jeweils eine Stromdichte angenommen wird, die
aus maximal drei Komponenten besteht. Dabei ist die Gesamt
zahl der Komponenten größer als die Anzahl der Meßpunkte.
Zwischen den Stromdichten und den Meßwerten an dem Meßorten
besteht eine lineare Beziehung, die durch eine Lead-Field-
Matrix beschrieben ist, die nur von der relativen Lage der
Zellen zu den Meßorten abhängig ist. Die Lead-Field-Matrix
stellt somit für jeden am Meßort sich befindenden Meßwertauf
nehmer des Vielkanalmeßsystems ein Empfindlichkeitsmuster
über das gesamte Untersuchungsgebiet dar. Das Untersuchungs
gebiet wird auch als Rekonstruktionsgebiet bezeichnet. Zur
Rekonstruktion der bioelektrischen Stromdichteverteilung wird
die Lead-Field-Matrix einer Pseudo-Inversion nach Moore-Pen
rose unterworfen. Diese invertierte Lead-Field-Matrix wird
mit den an den Meßpunkten aufgenommenen Meßwerten multipli
ziert, um einen Minimum-Norm-Schätzwert der Stromdichtever
teilung im Untersuchungsgebiet zu erhalten.
Biomagnetische Messungen haben jedoch oft ein niedriges Si
gnal-Rausch-Verhältnis. Das Rauschen wird zum einen von ex
ternen Rauschquellen in der Umgebung und zum anderen von den
SQUID-Gradiometern und der damit verbundenen Elektronik ver
ursacht. Wenn das Signal-Rausch-Verhältnis der gemessenen Da
ten sehr niedrig ist, kann die Rekonstruktion über die nach
Moore-Penrose gebildete Pseudo-Inversion der Lead-Field-Ma
trix keine aussagekräftigen Resultate liefern. Eine mögliche
Lösung bei stark verrauschten Meßwerten besteht darin, die
Meßwerte zu mitteln. Bei spontanen elektrophysiologischen
Aktivitäten ist eine Mittelung jedoch nicht möglich. Bei
spontanen Aktivitäten müssen andere Verfahren eingesetzt wer
den, um Störungen im Meßsignal zu kompensieren.
Ein räumlich konstantes Störsignal wird nach einem aus der
DE-OS 41 18 126 bekannten Verfahren eliminiert, indem von den
Meßsignalen jedes Meßorts ein gewichtetes Summensignal sub
trahiert wird, das aus den Meßsignalen zumindest einer Gruppe
von Meßorten gebildet wird.
Aus der EP-A-0 477 434 ist bekannt, ein interessierendes Si
gnal, das verrauscht ist und zusätzlich von anderen Signalen
überlagert ist, zu erkennen und zu isolieren. Dazu werden die
an den Meßorten gemessenen Feldwerte gewichtet, um einen vir
tuellen Sensor zu definieren, der zur Messung eines bestimm
ten Ortes der Aktivität optimiert ist. Die Gewichtskoeffi
zienten werden aus der Kovarianzmatrix der Meßwerte an den
Meßorten oder gemäß einem mathematischen Modell bestimmt, das
Informationen über die Aktivität, das Untersuchungsgebiets
und den Orten und der Orientierung der Aktivitäten und der
Sensoren des Vielkanalmeßsystems benutzt.
Weitere Möglichkeiten, das Signal-Rausch-Verhältnis zu verbes
sern, ist aus Samuel J. Williamson et al.: Advances in Bioma
gnetism, Plenum Press, New York and London, 1989, Proc. of
the Seventh International Conference on Biomagnetism, August
13-18, 1989, New York, pp. 721-736, bekannt. Danach besteht
eine Möglichkeit darin, mit einem Referenzsensor das Störsi
gnal zu erfassen und ggf. gewichtet von den Meßwerten abzu
ziehen. Untersuchungen über verschiedene Verfahren zur Be
stimmung der Gewichtsfaktoren sind ebenfalls beschrieben.
Thermisches magnetisches Rauschen von elektrisch leitfähigen
Materialien bilden auch eine Störquelle. So sind dort Studien
beschrieben, worin das thermische magnetische Rauschen ein
schließlich der räumlichen Korrelation berechnet wird, das
von einem Dewar erzeugt wird.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
anzugeben, mit dem der Ort von elektrophysiologischen Akti
vitäten innerhalb eines Untersuchungsgebiets bestimmt werden
kann, wenn die außerhalb des Untersuchungsgebiets an Meßorten
ermittelten Meßwerte des von den Aktivitäten erzeugten Ma
gnetfeldes von einem starken Rauschen überlagert sind.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Schrit
ten:
- a) in einem Modell der elektrophysiologischen Aktivitäten im Untersuchungsgebiet wird das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt, in denen jeweils eine Stromdichte angenommen wird, die aus maximal drei Komponenten besteht, wobei die Gesamtzahl der Komponenten größer ist als die Anzahl der Meßpunkte und wobei zwischen den Stromdichten und den Meß werten an den Meßorten eine lineare Beziehung besteht, die durch eine Lead-Field-Matrix beschrieben ist, die nur von der relativen Lage der Zellen zu den Meßorten abhängig ist,
- b) bei Abwesenheit von elektrophysiologischen Aktivitäten wird an den Meßorten mit dem Vielkanalmeßsystem in einem ersten Meßintervall an mehreren Zeitpunkten Rauschen ge messen und von den Rauschmeßwerten eine Rauschmatrix ge bildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeitpunkt zugeordnet ist,
- c) aus der Rauschmatrix wird eine Rauschkovarianzmatrix ge bildet, die ein über das Meßintervall zeitlich gemitteltes Matrizenprodukt der Rauschmatrix mit der transponierten Rauschmatrix darstellt,
- d) aus den innerhalb eines zweiten Meßintervalls an mehreren Zeitpunkten gemessenen Meßwerten des von elektrophysiolo gischen Aktivitäten erzeugten Magnetfeldes wird eine Meß wertmatrix gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeitpunkt zuge ordnet ist,
- e) eine erste Zwischenmatrix wird aus dem Matrizenprodukt der transponierten Lead-Field-Matrix mit der invertierten Rauschkovarianzmatrix gebildet,
- f) eine zweite Zwischenmatrix wird aus dem Matrizenprodukt der Lead-Field-Matrix mit der ersten Zwischenmatrix gebildet,
- g) eine dritte Zwischenmatrix wird aus der Summe von der zweiten Zwischenmatrix und einer mit einem Regularisie rungsparameter multiplizierten Einheitsmatrix gebildet,
- h) eine vierte Zwischenmatrix wird aus dem Matrizenprodukt der ersten Zwischenmatrix mit der invertierten dritten Zwischenmatrix gebildet,
- i) die Stromdichten zu einem Zeitpunkt werden aus dem Mat rizenprodukt der vierten Zwischenmatrix mit der zu dem Zeitpunkt gehörenden Spalte der Meßwertmatrix gebildet und
- j) die Stromdichten werden zur ortsrichtigen Darstellung der Verteilung der elektrophysiologischen Aktivitäten verwen det.
Dieses Verfahren liefert auch Ergebnisse, wenn externe
Rauschquellen ein räumlich korreliertes Rauschen an den Meß
punkten erzeugen und wenn externes Rauschen dominant ist. Ei
ne Computer-Simulation hat gezeigt, daß selbst bei einem nie
drigen Signal-Rausch-Verhältnis noch eine Rekonstruktion der
Stromdichteverteilung und damit eine Lokalisierung von elek
trophysiologischen Aktivitäten möglich ist.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden an
hand von 10 Figuren erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den Aufbau eines biomagnetischen Meßsystems,
Fig. 2 ein Blockschaltbild des Verfahrens zur Lokalisie
rung von elektrophysiologischen Aktivitäten, denen
starkes Rauschen überlagert ist,
Fig. 3 der zeitliche Verlauf des Rauschens in einem Meßkanal,
Fig. 4 eine konventionelle Rekonstruktion eines Dipols mit
Hilfe der Lead-Field-Matrix aus unverrauschten Meß
werten,
Fig. 5 bis 7 die Rekonstruktion des in Fig. 4 rekonstruier
ten Dipols mit dem vorgeschlagenen Verfahren zu ver
schiedenen Zeitpunkten aus verrauschten Meßwerten,
Fig. 8 bis 10 zum Vergleich eine konventionelle Rekonstruk
tion des in Fig. 4 rekonstruierten Dipols aus ver
rauschten Meßwerten.
Zum Detektieren des von elektrophysiologischen Aktivitäten
erzeugten sehr schwachen Magnetfeldes an Meßpunkten außer
halb eines Untersuchungsgebietes wird ein biomagnetisches
Meßsystem eingesetzt, dessen grundsätzlicher Aufbau in Fig.
1 angegeben ist. Fig. 1 zeigt schematisch eine magnetische
Abschirmkammer 2, mit der außerhalb erzeugte Störfelder zum
größten Teil abgeschirmt werden. Ein zu untersuchender
Patient 4 befindet sich auf einer in der Abschirmkammer 2
angeordneten Patientenliege 6. Elektrophysiologische Akti
vitäten, die hier durch einen Pfeil 8 symbolisiert sind,
erzeugen ein elektrisches und magnetisches Feld, wobei hier
nur das magnetische Feld 10 ausgewertet wird. Dazu wird das
Magnetfeld mit einer Vielkanalmeßanordnung 12 oberhalb des
Patienten 4 gemessen. Die Vielkanalmeßanordnung 12 umfaßt
eine Vielkanal-Gradiometeranordnung 14 mit räumlich ge
trennt angeordneten Gradiometern, die lediglich den Gra
dienten der Magnetfeldverteilung erfassen und somit schon
bei der Messung homogene Störfelder unterdrücken. Hier ist
aus Gründen der Übersichtlichkeit eine Vielkanal-Gradio
meteranordnung 14 mit fünfzehn einzelnen Gradiometern
dargestellt, jedoch werden in der Praxis Vielkanal-Gradio
meteranordnungen 14 mit mehr als 30 Kanälen, z. B. 37 Ka
näle, verwendet. Die Gradiometer in Vielkanal-Gradiometer
anordnung 14 sind jeweils mit einem SQUID (Super Conducting
Quantum Interference Device) verbunden. Die Vielkanal-SQUID-
Anordnung 16 und die Vielkanal-Gradiometeranordnung 14 sind
in einem Kryostaten angeordnet und dort auf so niedrige
Temperatur gehalten, daß Supraleitung vorherrscht.
Die Vielkanalmeßanordnung 12 ist mittels eines Stativs in
einer Untersuchungsposition arretierbar. Die Untersuchungs
position gibt die Meßorte der Gradiometer vor. In der dar
gestellten Untersuchungsposition werden das Feld von zere
bralen Aktivitäten gemessen. Die an den Meßorten zeitlich
nacheinander gemessenen Meßsignale werden an eine Signal
auswertungseinheit 18 übergeben, die sowohl das zeitliche
Verhalten der Meßsignale anzeigt, als auch für ausgewählte
Feld eine äquivalente Stromdichteverteilung bestimmt, deren
theoretisches Feld dem gemessenen Feld am nächsten kommt.
Ein vollständiges Ersatzmodell besteht aus dem Ort, der
Stärke und der Richtung der Stromdichte. Zum Ersatzmodell
gehört ebenfalls der Raum, in dem die Stromdichteverteilung
angenommen wird. Der Raum, worin sich die äquivalente Strom
dichteverteilung findet, ist in einem Ersatzmodell für zere
brale Aktivitäten meist eine Kugel mit homogener Leitfähig
keit und für kardiologische Aktivitäten meist ein unend
licher Halbraum mit homogener Leitfähigkeit.
Bei der Lokalisierung der elektrophysiologischen Aktivi
täten über eine Rekonstruktion einer Stromdichteverteilung
wird das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt, in denen
jeweils eine Stromdichte j angenommen wird, die im Modell
"Kugel" und "unendlicher Halbraum" aus maximal zwei Kompo
nenten besteht. Im allgemeinen Fall besteht die Stromdichte
j aus drei Komponenten. Die Gesamtzahl der Komponenten ist
größer als die Anzahl der Meßorte M. Zwischen den Strom
dichten j in den Zellen und den Meßwerten des davon erzeug
ten magnetischen Feldes an den Meßorten besteht eine li
neare Beziehung, die durch eine Lead-Field-Matrix L be
schrieben ist, die nur von der relativen Lage der Zellen
und der Meßorte zueinander abhängig ist. Da die Gesamtzahl
der Komponenten größer als M ist, handelt sich somit um ein
unterbestimmtes System von Gleichungen zur Bestimmung der
Stromdichten j aus dem an den Meßorten gemessenen Magnet
feld. Die Lead-Field-Matrix L ist durch die Meßposition
x, y, z des Vielkanal-Meßsystems 12 vorgeben.
Bei Abwesenheit von elektrophysiologischen Aktivitäten wird
an den Meßorten mit dem Vielkanalmeßsystem 12 in einem
ersten Meßintervall an mehrere Zeitpunkten Rauschen ge
messen und von den Rauschmeßwerten eine Rauschmatrix n ge
bildet. Dabei ist jede Zeile der Matrix n einem Meßort m
mit m = 1 bis M und jede Spalte der Matrix n einem Meßzeit
punkt t′i mit i = 1 bis K′ zugeordnet.
Aus der Rauschmatrix n wird eine Rauschkovarianzmatrix c
gebildet, die ein über das Meßintervall zeitlich gemittel
tes Matrizenprodukt der Rauschmatrix n mit der transpo
nierten Rauschmatrix nT darstellt. Die Rauschkovarianzma
trix lautet demnach
C = < n nT<.
Die spitze Klammer << bedeutet den zeitlichen Mittelwert.
Innerhalb eines zweiten Meßintervalls wird an mehreren
Zeitpunkten das von elektrophysiologischen Aktivitäten er
zeugten Magnetfeld gemessen und eine Meßwertmatrix B ge
bildet. Dabei ist jede Zeile der Matrix B einem Meßort in
mit m = 1 bis M, und jede Spalte der Matrix B einem Meß
zeitpunkt ti mit i = 1 bis K zugeordnet.
Eine erste Zwischenmatrix Z₁ wird aus dem Matrizenprodukt
der transponierten Lead-Field-Matrix LT mit der invertier
ten Rauschkovarianzmatrix C-1 gebildet. Die erste Zwischen
matrix Z₁ läßt sich demnach formelmäßig als
Z₁ = LT C-1
darstellen.
Eine zweite Zwischenmatrix Z₂ wird aus dem Matrizenprodukt
der Lead-Field-Matrix L mit der ersten Zwischenmatrix Z₁
gebildet. Die zweite Zwischenmatrix lautet demnach
Z₂ = L Z₁.
Eine dritte Zwischenmatrix Z₃ wird aus der Summe von der
zweiten Zwischenmatrix Z₂ und einer mit einem Regulari
sierungsparameter w multiplizierten Einheitsmatrix I gebil
det. Die dritte Zwischenmatrix lautet demnach:
Z₃ = Z₂ + w I.
Eine vierte Zwischenmatrix Z₄ wird aus dem Matrizenprodukt
der ersten Zwischenmatrix Z₁ mit der invertierten dritten
Zwischenmatrix Z₃-1 gebildet. Die vierte Zwischenmatrix
lautet demnach:
Z₄ = Z₁ Z₃-1.
Die Stromdichten in allen Zellen zu einem Zeitpunkt ti
werden aus dem Matrizenprodukt der vierten Zwischenmatrix
Z₄ mit der zu den Zeitpunkt ti gehörenden Spalte der Meß
wertmatrix B gebildet. Demnach läßt sich die Stromdichte
verteilung zu einem Zeitpunkt formelmäßig darstellen als:
j(ti) = Z₄ B(ti).
Die Stromdichten j zu einem Zeitpunkt werden zur orts
richtigen Darstellung der Verteilung der elektrophysio
logischen Aktivitäten verwendet. Dazu werden die Strom
dichten nach Größe und Richtung sowie entsprechend den
Koordinaten der Zellen auf einem Bildschirm 20 dargestellt.
Als Beispiel für die ortsrichtige Darstellung wird auf die
weiter unten beschriebenen Fig. 4 bis 10 verwiesen.
Zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Lokalisierungs
verfahrens wurden Computersimulationen durchgeführt, wobei
den Meßwerten Rauschen überlagert wurde. Beispielhaft für
einen Meßkanal zeigt Fig. 3 den zeitlichen Verlauf des
Rauschens in einem ersten Meßintervall von 2190 ms. Die
Rauschmatrix n wurde gebildet aus der Kombination von drei
Rauschfeldern, die von realen externen Rauschquellen er
zeugt wurden. Das Rauschen ist somit bezüglich der Meßorte
stark korreliert. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden,
daß tatsächlich das Rauschen in den Meßkanälen nicht nur
externes Rauschen sondern auch das in den Kanälen selbst
erzeugte Rauschen enthält.
Bei der Erzeugung der Meßwertmatrix wurde von einem ein
zelnen Dipol ausgegangen, der 6 cm unterhalb des Viel
kanalmeßsystems 12 lokalisiert war. Dabei wurde ein un
endlicher leitfähiger Halbraum angenommen. Die Koordinaten
des Dipols in einem karthesischen Koordinatensystems waren
x = - 3 cm, y = 0 cm und z = 24,1 cm. Sein Moment wurde
angegeben mit Dx = 0 und Dy = - 1 mA mm. Das Zentrum des
Vielkanalmeßsystems 12 befand sich an den Koordinaten
x = 0, y = 0 und z = 30,1 cm. Die Leistung der Meßwerte
gemittelt über alle Meßwertkanäle betrug 26,0 (pT)².
Die drei Meßzeitpunkte des Rauschens, die der Rekonstruk
tion zugrunde gelegt wurden, betrugen t₁ = 433 ms, t₂ =
1331 ins und t₃ = 1951 ms. Die Zeitpunkte sind in Fig. 3
gekennzeichnet. Die Meßwerte sind dadurch simuliert worden,
daß den theoretischen Werten des Dipols das oben angegebene
Rauschen zu den Zeitpunkten t₁, t₂ und t₃ überlagert wurde.
Das Verhältnis der gemittelten Rauschleistung
auf die Signalleistung bezogen, also
war beim Meßzeitpunkt t₁ 0,61, beim Meßzeitpunkt t₂ 63,4
und beim Meßzeitpunkt t₃ 8,23.
Bei der Rekonstruktion wurde die Rauschkovarianzmatrix c
aus den Rauschdaten des ersten Meßintervalls für 2190 Meß
zeitpunkte bestimmt. Die Rekonstruktion der Stromdichte
verteilung j wurde in einer Ebene bestimmt, die bei z =
24,1 cm lag und exakt der Tiefe des Stromdipols entsprach.
Die Rekonstruktion wurde entsprechend wie anhand von Fig. 2
beschrieben durchgeführt. Das Ergebnis der Rekonstruktion
zeigt für den Zeitpunkt t₁ die Fig. 5, für den Zeitpunkt t₂
die Fig. 6 und für den Zeitpunkt t₃ die Fig. 7. Die Strom
dichten j haben nur eine x- und y-Komponente jx bzw. jy.
Die Pfeile geben die Richtungen der Stromdichten an den
Orten oder Zellen des Untersuchungsgebiets an, an denen
sich die Pfeile befinden. Die Größe der Pfeile ist ein Maß
für den Betrag der Stromdichte an dem Ort.
Bei der Rekonstruktion wurde der Regularisierungsparameter
w in Abhängigkeit eines Fehlerterms D und der Anzahl der
Meßorte M bestimmt. Der Fehlerterm oder quadratische Fehler
D, der die Genauigkeit der Bestimmung oder Schätzung der
Stromdichteverteilung j zu den gemessenen Daten B angibt,
ist gegeben durch
D = (B - )T C-1 (B - ).
wobei das berechnete theoretische Feld darstellt.
Der Regularisierungsparameter w wurde so bestimmt, daß
D = M ist. Es wird darauf hingewiesen, daß dieses Kriterium
häufig bei der Rekonstruktion nach dem Maximum-Entropie-
Verfahren benutzt wird.
Hier wurde mit einem relativen Regularisierungsparameter
EP, der definiert ist durch
Ep = w/v
gerechnet. v ist der größte Eigenwert der Matrix L (LT C-1).
Dieser Eigenwert v hatte hier den Wert 10⁴.
Um das Verhältnis D = M zu erhalten, wurde für den Zeit
punkt t₁ der relativer Regularisierungsparameter EP1 = 0,05,
für den Zeitpunkt t₂ ein relativer Regularisierungsparame
ter EP₂ = 0,065 und für den Zeitpunkt t₃ ein relativer Re
gularisierungsparameter Ep₃ = 0,075 gesetzt.
Zum Vergleich wurde eine konventionelle Rekonstruktion
durchgeführt, bei der der Einfluß des Rauschens nicht
durch die Einführung der Rauschkovarianzmatrix C in das
Lokalisierungsverfahrens verringert wurde. Die Ergebnisse
der konventionellen Rekonstruktion zeigen die Fig. 8 bis
10. Es lagen dieselben verrauschten Meßwerte B vor, wie
bei den in den Fig. 5 bis 7 dargestellten Rekonstruktionen.
Somit zeigt Fig. 8 die konventionelle Rekonstruktion zum
Vergleich mit Fig. 5, Fig. 9 die konventionelle Rekonstruk
tion zum Vergleich mit Fig. 6 und Fig. 10 die konventionelle
Rekonstruktion zum Vergleich mit Fig. 7. Dabei wurde die
Rauschkovarianzmatrix durch die Einheitsmatrix ersetzt und
derselbe Regularisierungsparameter gewählt, wie bei den
zuvor beschriebenen Rekonstruktionen.
Vergleicht man die Ergebnisse, die durch das konventionelle
Rekonstruktionsverfahren gewonnen wurden, mit den Ergeb
nissen, die unter Verwendung der Rauschkovarianzmatrix c
ermittelt wurden, so erkennt man, daß durch die Verwendung
der Rauschkovarianzmatrix C der negative Einfluß des exter
nen Rauschens auf die Genauigkeit fast vollständig besei
tigt wurde. Dagegen zeigen die Fig. 8 bis 10, daß bei stark
verrauschten Meßwerten die konventionelle Rekonstruktion
nahezu unbrauchbare Ergebnisse liefert.
Claims (1)
- Verfahren zur Lokalisierung von elektrophysiologischen Aktivitäten (8), die in einem Lebewesen (4) innerhalb eines Untersuchungsgebiets auftreten und die ein Magnetfeld (10) erzeugen, das an Meßpunkten außerhalb des Untersuchungsge biets mit einem Vielkanalmeßsystem (12) gemessen wird, mit den Schritten:
- a) in einem Modell der elektrophysiologischen Aktivitäten im Untersuchungsgebiet wird das Untersuchungsgebiet in Zellen aufgeteilt, in denen jeweils eine Stromdichte (j) angenom men wird, die aus maximal drei Komponenten besteht, wobei die Gesamtzahl der Komponenten größer ist als die Anzahl der Meßpunkte (M) und wobei zwischen den Stromdichten (j) und den Meßwerten (B) an den Meßorten eine lineare Bezie hung besteht, die durch eine Lead-Field-Matrix (L) be schrieben ist, die nur von der relativen Lage der Zellen und der Meßorte zueinander abhängig ist,
- b) bei Abwesenheit von elektrophysiologischen Aktivitäten wird an den Meßorten mit dem Vielkanalmeßsystem (12) in einem ersten Meßintervall an mehreren Zeitpunkten (t′i) Rauschen gemessen und von den Rauschmeßwerten eine Rausch matrix (n) gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einem Meßzeitpunkt (t′i) zugeordnet ist,
- c) aus der Rauschmatrix (n) wird eine Rauschkovarianzmatrix (C) gebildet, die ein über das Meßintervall zeitlich ge mitteltes Matrizenprodukt der Rauschmatrix (n) mit der transponierten Rauschmatrix (nT) darstellt,
- d) aus den innerhalb eines zweiten Meßintervalls an mehreren Zeitpunkten (ti) gemessenen Meßwerten des von elektrophy siologischen Aktivitäten erzeugten Magnetfeldes wird eine Meßwertmatrix (B) gebildet, wobei jede Zeile der Matrix einem Meßort und jede Spalte der Matrix einen Meßzeitpunkt (ti) zugeordnet ist,
- e) eine erste Zwischenmatrix (Z₁) wird aus dem Matrizenpro dukt der transponierten Lead-Field-Matrix (LT) mit der in vertierten Rauschkovarianzmatrix (C-1) gebildet,
- f) eine zweite Zwischenmatrix (Z₂) wird aus dem Matrizenpro dukt der Lead-Field-Matrix (L) mit der ersten Zwischenma trix (Z₁) gebildet,
- g) eine dritte Zwischenmatrix (Z₃) wird aus der Summe von der zweiten Zwischenmatrix (Z₂) und einer mit einem Regulari sierungsparameter (w) multiplizierten Einheitsmatrix (I) gebildet,
- h) eine vierte Zwischenmatrix (Z₄) wird aus dem Matrizenpro dukt der ersten Zwischenmatrix (Z₁) mit der invertierten dritten Zwischenmatrix (Z₃-1) gebildet,
- i) die Stromdichten (j) zu einem Zeitpunkt (ti) werden aus dem Matrizenprodukt der vierten Zwischenmatrix (Z₄) mit der zu dem Zeitpunkt (ti) gehörenden Spalte der Meßwert matrix (B) gebildet und
- j) die Stromdichten (j) werden zur ortsrichtigen Darstellung der Verteilung der elektrophysiologischen Aktivitäten ver wendet.
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Publication number | Publication date |
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DE4326041A1 (de) | 1994-04-21 |
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