DE4110379C2 - Verfahren und Mittel zur Druckfarbenentfernung aus Altpapier - Google Patents
Verfahren und Mittel zur Druckfarbenentfernung aus AltpapierInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Verfahren zur Druck
farbenentfernung aus Altpapier durch Flotation unter Zusatz von
Polyvinylalkohol oder dessen wasserlöslichen teilhydrolysierten
Estern sowie Hilfsmittel zur Unterstützung
der Druckfarbenentfernung aus Altpapier durch Flotation, enthal
tend Polyvinylalkohol oder dessen wasserlösliche teilhydrolysierte
Ester.
Kein Bereich der für die Papierherstellung notwendigen Roh- bzw.
Halbstofferzeugung hat in den letzten Jahrzehnten eine so stürmi
sche und anhaltende Aufwärtsentwicklung erlebt wie die Altpapier
aufbereitung. Die Wiederverwertung von Altpapier, die in einigen
hochentwickelten Ländern bereits knapp 50% des gesamten Fa
sereintrages ausmacht, stellt, neben wirtschaftlichen Einsparun
gen, durch ideale Kombination des Entsorgungsproblems mit dem
Prinzip der bestmöglichen Reststoffverwertung unter Berücksichti
gung der Energieeinsparung einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt
schutz und zur Ressourcenschonung dar.
Unter Deinking versteht man einen Altpapieraufbereitungsprozeß
zur Druckfarbenentfernung, der besonders auf bessere und mittlere
Altpapiersorten ausgerichtet ist. Deinkte Altpapiere
(Regeneratstoffe) werden z. B. bei Zeitungsdruck, Hygienekrepp,
Tapetenrohpapier und Faltschachtelkarton eingesetzt, um Zellstoffe
ganz oder teilweise zu ersetzen (Papiermachertaschenbuch Dr. Curt
Haefner Verlag Heidelberg, 5. Auflage, 1989, S. 104). Als Verfahren
zur Druckfarbenentfernung kommt hierbei in Europa üblicherweise
das Flotationsdeinking zum Einsatz, während in USA und Kanada noch
überwiegend das stärker wasserverbrauchende Waschdeinking durchge
führt wird.
Einem weiteren Anstieg der Recyclingquote steht, neben Problemen
mit der Erfassung von gut sortiertem Altpapier und einem Abfall in
den Festigkeitswerten recyclierter Fasern, vor allem auch das Pro
blem des Verlustes an Helligkeit trotz verbesserter Deinking-Tech
nologie im Wege. Während sich nämlich die maschinenbauliche Seite
der Deinking-Technologie durch veränderte Auflöser und Auf
lösebedingungen sowie weiterentwickelte Flotationszellen verbes
serte, wird im chemischen Bereich der Deinking-Technologie noch
immer fast unverändert die gleiche Rezeptur wie vor 10-20 Jahren
verwendet.
Nach dem Stand der Technik werden dem zu deinkenden Stoff meist
bereits im Pulper die folgenden Chemikalien zugegeben: Natronlauge
zur pH-Wert-Einstellung auf 10-11, Wasserstoffperoxid als Löser
für Druckfarben und Bleichmittel, Wasserglas als Löser für Druck
farben und Stabilisator für die oxidative Bleiche mit Peroxid,
Seife oder Fettsäure als Schmutzsammler, Schaumbildner und Flota
tionsmittel, sowie in einigen Fällen auch noch organische Kom
plexbildner zur Peroxidstabilisierung. Als organische Komplexbild
ner kommen hierbei üblicherweise Ethylendiamin-tetraessigsäure
(EDTA) oder deren Salze, Diethylentriamin-pentaessigsäure (DTPA)
oder deren Salze, und Phosphonsäuren wie beispielsweise Diethylen
triamin-pentamethylenphosphonsäure (DTPMP) oder deren Salze zur
Anwendung. Die Gesamtmenge an Chemikalien beträgt 4-8%, bezogen
auf otro Stoff (Papiermachertaschenbuch, Dr. Curt Haefner Verlag
Heidelberg, 5. Auflage, 1989, S. 104).
In FR 1 379 252 und US 3 377 234 wird der Zusatz von ober
flächenaktiven Substanzen zur Stoffmischung vor dem Pulper
beschrieben, von teil- oder vollverseiften Estern des Polyvi
nylalkohols wird nicht ausgegangen.
US 4 013 505 und US 4 147 616 beschreiben die Methode der
Präzipitation von Calciumseifen im Pulper, mit anschließender
Abtrennung der adsorbierten Druckfarbe durch Zentrifugaltrennung.
US 3 846 227 und US 3 963 560 beschreiben die Verwendung von
N-Cyclohexylpyrrolidon als Lösungsmittel im Pulper, um die Ablösung
der Druckfarbe zu verbessern. Als Nachteile sind hierbei vor allem
der ökologisch unvertretbare Lösungsmittelverlust des Gesamt
systems zu nennen.
In EP 0 163 444 wird dem Altpapier im Pulper ein bei Zimmer
temperatur vulkanisierbares Harz zugesetzt, und dieses in situ
vernetzt. Hierbei wird angenommen, daß die Wirkung auf einer Um
hüllung der Pigmentteilchen mit dem vernetzten Harz und dadurch
einer verringerten Redeposition an der Cellulosefaser beruht. Als
Dispergator für die relativ hydrophobe Harzvorstufe wird u. a. auch
Polyvinylalkohol empfohlen. In ähnlicher Weise geht GB 2 080 354
vom Zusatz von Polymeren oberhalb ihres Erweichungspunktes aus.
DE-OS 15 17 225 beschreibt ausschließlich ein Verfahren zur Druck
farbenentfernung mittels eines Waschprozesses. Hierbei wird das
Erzielen kolloidaler Zustände, auch unter Verwendung eines Schutz
kolloids wie beispielsweise Polyvinylalkohol, vorzugsweise in Ver
bindung mit einem organischen Lösungsmittel, angestrebt.
Dagegen betrifft die vorliegende Patentanmeldung ein Flotations
verfahren. Die Anforderungen an die im Druckfarbenentfernungspro
zeß zugesetzten Polymere sind in den beiden Prozessen unterschied
lich. Während im Waschprozeß Teilchen mit möglichst geringer Korn
größe erzeugt und in der Schwebe gehalten werden müssen, ist im
Flotationsprozeß das Erzielen des nötigen Auftriebs erforderlich,
so daß die Korngröße der Teilchen nicht beliebig verringert werden
darf. Teilchen mit Durchmessern kleiner als 10 µm sind im
Flotationsprozeß schwer bzw. nicht abtrennbar (H.-J. Naujock et
al., Das Papier Heft 10A, S. V121-V130, 1992). Nach H. Schulze, in
"Physikalisch-chemische Elementarvorgänge des Flotationsprozesses,
Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, S. 261 ff., 1981,
existieren zwei wichtige Gründe, weshalb kleinere Partikel nicht
flotieren können. Erstens ist die Kontaktzeit zwischen der Luft
blase und dem Teilchen zu klein, so daß es nur zu einer elasti
schen Deformation der Luftblase kommt und der dünne Flüssigkeits
film, der die Luftblase umgibt, nicht zerreißen kann. Zweitens ist
die kinetische Energie kleiner Teilchen geringer als die "line en
ergy", d. h. zu gering um den direkt die Luftblase umgebenden
Flüssigkeitsfilm aufzureißen. Beide Faktoren verhindern, daß es zu
einer Anhaftung der kleineren Teilchen an der Luftblase kommen
kann.
GB 1 003 646 benutzt zum Deinken von Altpapier ausschließlich
oxalkylierte Produkte, die aber trotz ihrer relativ komplexen che
mischen Struktur nur vergleichsweise geringe Weißgrade liefern.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, Chemikalien zu entwickeln
oder aufzufinden, welche bei möglichst weitgehender Unbedenk
lichkeit für das Ökosystem zu einer deutlichen Steigerung des er
zielbaren Weißgrades bei der Druckfarbenentfernung aus Altpapier
durch Flotation führen. Diese Aufgabe wird gelöst, wie in Anspruch 1
dargelegt.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Polyvinylalkohol oder
dessen wasserlösliche teilhydrolysierte Ester in geradezu idealer
Weise diese Anforderungen erfüllen. Dies ist umso überraschender,
da diese bereits seit langem bekannte und vielseitig, beispiels
weise als Bindemittel für die Oberflächenleimung, als Pigmentbinde
mittel und Schutzkolloid für die Herstellung von Streichmassen,
bei der Herstellung von Silicon-Papieren, Mitläufer-Trennpapieren,
fettdichten Papieren, Selbstdurchschreibepapieren und elektrogra
phischen Papieren sowie zur Erhöhung der Falzfestigkeit von
Banknoten- und Landkartenpapieren in der Papierherstellung verwen
dete Produktgruppe bei falscher Dosierung zu einer deutlichen Ver
schlechterung der Ergebnisse führen kann. So kommt es bei manchen
Produkten bei zu niederer oder zu hoher Dosierung zu einem deutli
chen Abfall des resultierenden Weißgrades. Dies entspricht auch
den nach dem Stand der Technik erwartungsgemäß für die Druckfar
benentfernung negativen Eigenschaften derartiger Bindemitteln.
Die relative Unbedenklichkeit von Polyvinylalkoholen und dessen
wasserlöslichen Estern wurde aufgrund des großtechnischen welt
weiten Einsatzes bereits seit langem intensiv untersucht. Die Pro
dukte sind nach FDA/Patch-Test nicht hautreizend, nicht schleim
hautreizend, es besitzt bei wiederholter dermaler Applikation
keine resorptiv-toxische Wirkung, ist hinsichtlich seiner akuten
Toxizität LD50 praktisch ungiftig und darf nach der Empfehlung
XXXVI bei der Oberflächenveredelung und Beschichtung von Papieren,
Kartons und Pappen für die Lebensmittelverpackung eingesetzt wer
den. Tests mit empfindlichen Fischen (Goldorfen und Guppies) haben
ergeben, daß selbst bei Konzentrationen von 500 mg Poylviniylalko
hol/Liter Wasser keine Schädigung auftritt.
Die folgenden Beispiele sollen die Vorteile der erfindungsgemäßen
Systeme im Vergleich zur bekannten und heute noch üblichen Stan
dardrezeptur verdeutlichen.
Die Durchführung der Deinkingversuche entsprach Standardmethoden.
Stoffzusammensetzung: | |
60% Zeitungsdruck + 40% Illustrierte | |
Standardrezeptur: | 1% NaOH + 1% H₂O₂ + 3% Wasserglas + 1% Ölsäure |
Die Angabe der Weißgrade erfolgt nach der Standard-TAPPI-Methode
als Reflexionswert bei 457 nm bezogen auf Bariumsulfat als 100%.
Blindprobe (ohne Zusatz jeglicher Chemikalien):|50,3% | |
Standardrezeptur (ohne Polyvinylalkohol): | 58,3% |
Aus den Versuchsreihen ist klar zu erkennen, daß ein optimaler Zu
satz von Polyvinylalkohol bzw. teilhydrolysierten Estern des Poly
vinylalkohols einen Weißgradgewinn von mehreren Punkten bewirken
kann. Bei Überdosierung kommt es erneut zu einem Abfall des Weiß
grades, was vermutlich auf die extreme Schaumentwicklung und damit
unkontrollierte Flotation zurückzuführen ist.
Claims (12)
1. Verfahren zur Druckfarbenentfernung aus Altpapier, dadurch
gekennzeichnet, daß die aufzubereitende Altpapiermasse in einem
Flotationsprozeß mit einer Lösung behandelt wird, die 0,1 bis
5 Gew.-%, bezogen auf die Altpapiermasse, Polyvinylalkohol
oder dessen wasserlösliche, teilhydrolysierte Ester enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Polyvinyl
alkohol mit einem mittleren Molekulargewicht oberhalb von
3,30 × 10-22 kg und einem Hydrolysegrad des zugrundeliegenden
Esters von 95-100 Mol-% oder Polyvinylalkohol mit einem mitt
leren Molekulargewicht unterhalb von 8,305 × 10-23 kg und einem
Hydrolysegrad des zugrundeliegenden Esters von 70-95 Mol-%
eingesetzt wird.
3. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Lösung eingesetzt wird,
die alkalisch eingestellt ist.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Lösung eingesetzt wird,
die einen oder mehrere Komplexbildner enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als
Komplexbildner Wasserglas, Diethylentriaminpentaessigsäure
oder deren Salze, Diethylentriaminpentaphosphonsäure oder deren
Salze, oder Ethylendiamintetraessigsäure oder deren Salze
verwendet wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Lösung eingesetzt wird,
die ein Bleichmittel enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als
Bleichmittel ein Peroxid, vorzugsweise Wasserstoffperoxid,
Natriumperoxid, Peroxiessigsäure oder deren Salze eingesetzt
wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Lösung eingesetzt wird,
die ein Detergens, vorzugsweise Seife, enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß Ölsäure
zugesetzt wird.
10. Hilfsmittel zur Unterstützung der Druckfarbenentfernung aus
Altpapier nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
enthaltend Polyvinylalkohol mit einem mittleren Moleku
largewicht oberhalb von 3,30 × 10-22 kg und einem Hydrolyse
grad des zugrundeliegenden Esters von 95-100 Mol-% oder Poly
vinylalkohol mit einem mittleren Molekulargewicht unterhalb
von 8,305 × 10-23 kg und einem Hydrolysegrad des zu
grundeliegenden Esters von 70-95 Mol-%.
11. Hilfsmittel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß sie
zusätzlich einen Komplexbildner, vorzugsweise Wasserglas,
Diethylentriaminpentaessigsäure oder deren Salze, Diethylen
triaminpentaphosphonsäure oder deren Salze, oder Ethylendia
mintetraessigsäure oder deren Salze enthalten.
12. Hilfsmittel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß sie
zusätzlich ein Bleichmittel, vorzugsweise Wasserstoffperoxid,
Natriumperoxid oder Peroxiessigsäure oder deren Salze enthalten.
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