DE4036804A1 - Instrumentarium zur retrograden dekompression des zervikalen engen spinalkanals - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Instrumentarium zur retrograden Dekompression des zervikalen engen Spinalkanals und dient der Entlastung des Rückenmarks bei der spondylogenen Hals­ markschädigung. Die Erfindung kann in der Neurochirurgie und in der Orthopädie eingesetzt werden.

Die Operation der spondylogenen Halsmarkschädigung erfolgt bisher über das Ausbohren des Bandscheibenraums nach dem Verfahren von Cloward (Cloward, R. B.: Lesions of the intervertebral discs and their treatment by interbody fusion methods. In: Clin. Orthop. Philadelphia 27 1963 S. 51). Die dorsalen, den Spinalkanal einengenden Randzacken werden mit einem abgewinkelten Löffel stückweise abge­ tragen. Mit dem Löffel kann man jedoch nur einen kleinen Teil der Osteophyten erreichen. Beim Arbeiten mit dem Mi­ kroskop kann man aufgrund der besseren Sichtverhältnisse zwar einen kleinen Teil einsehen, der Hauptteil entzieht sich jedoch dem Einblick, da er sich an der Rückseite des Wirbelkörpers erstreckt. Das Abrutschen des abgewinkelten Löffels in Richtung des Rückenmarks wird durch die Erfah­ rung des Operateurs vermieden. Da die Randwülste nur unvollständig entfernt werden können, muß zur Entlastung des Rückenmarks ein zweiter Eingriff von drosal ausgeführt werden, um das Rückenmark aus der Umklammerung zu befreien.

Das Problem besteht darin, ein perkutanes System zu ent­ wickeln, welches einerseits die Entfernung der dorsalen Randzacken ermöglicht, andererseits die ventrale Brückenbildung des geschädigten Segmentes induziert und durch eine Spongiosaeinschwämmung beschleunigt.

Das erfindungsgemäße Instrumentarium besteht aus einer perkutan einzubringenden kombinierten Führungs- und Abstützhülse und dem eigentlichen Osteophytenfrässystem, welches in einer Spül- und Absaugeinrichtung integriert ist.

Die Führungs- und Abstützhülse besteht aus einem Doppel­ rohr. Am Ende des inneren Rohres befinden sich drei drei­ eckförmige Segmente, die gelenkig angeordnet sind. Das Gelenk ermöglicht eine Auskippbewegung bis 90° zur Rohr­ achse. Durch das darüberliegende Rohr werden die Segmente gestreckt gehalten, so daß eine lanzettförmige Spitze ent­ steht. Beim Zurückziehen des Außenrohres und leichtem Druck kippen die Segmente 90° zur Rohrachse ab und bilden so ein Abstützsystem an der Vorderkante der Wirbelkörper.

Das Osteophytenfrässystem besteht aus zwei Federstahlla­ mellen, die nach außen gekrümmt vorgespannt sind. Die Lamellen sind in einer Antriebswelle fest verankert und werden in einem Stellrohr geführt. Durch Vordrehen des Rohres können die Lamellen vollständig versenkt werden. Dreht man das Rohr zurück, werden die Lamellen freigege­ ben. Der Fräskopf arbeitet in zwei Positionen (Fig. 1). Die erste Position entsteht durch Zurückdrehen des Rohres um 2 mm. Dabei kann sich die Krümmung der Lamellen noch nicht voll entfalten, so daß zwei seitlich vorn stehende Schneid­ flächen entstehen. Beim weiteren Freigeben der Lamellen können sie sich im Winkel von 90° zur Achse der Antriebs­ welle einstellen. Die Innenfläche der Segmente ist mit Diamantsplittern besetzt, so daß eine retrograde Schneid­ wirkung an der Wirbelrückfläche entsteht. Durch leichtes Zurückziehen des Osteophytenfrässystems kommt die Innen­ fläche der Segmente mit den Osteophyten in Kontakt. Die Antriebswelle ist mit dem Motor verbunden und führt eine oszillierende Bewegung aus. Eine Justiereinrichtung zwi­ schen Antriebswelle und Stellrohr ermöglicht eine 1/10 mm genaue Einstellung des Hubes der Lamellen. Die Länge der Lamellen und ihr Hub werden nach der im Bildwandler erkenn­ baren Größe der Osterophyten eingestellt. Das Stellrohr besitzt einen Schlauchanschluß zur Spülung. Unterhalb des Stellrohres befindet sich das Absaugrohr, um die Spül­ flüssigkeit wieder zu entfernen. Das Gesamtsystem kann durch die Führungs- und Abstützhülse geleitet und so in den Bandscheibenraum geführt werden. Um jedes Abrutschen der Fräse in Richtung Spinalkanal zu verhindern, wird sie wäh­ rend des Fräsvorganges über eine Gleitverbindung mit der Abstützhülse verbunden, so daß nur eine Bewegung nach ven­ tral möglich wird.

Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher beschrieben. Fig. 2 zeigt die Arbeitsweise des Frässystems.

Das erfindungsgemäße Instrumentarium soll nachstehend in Funktion bei einer perkutanen retrograden Dekompression des Spinalkanals näher erläutert werden:

Am Vorderrand des Musculus sternocleidomastoideus wird ein 2 cm langer Hautschnitt gelegt und das Platysma indiziert. Unter Bildwandlerkontrolle wird mit der Führungsabstützhül­ se eingegangen und diese bis zur Vorderfläche der Halswir­ belsäule vorgeschoben. Auf dem geschädigten Segment wird die Führungshülse zu einer Abstützhülse umgewandelt, so daß die Abstützflächen auf dem Wirbelkörper liegen und das Lumen des Rohres freigegeben wird. Das Frässystem kann über diese Hülse vorgeschoben und so durch das vordere Längsband gebracht werden. 2 mm unterhalb des vorderen Längsbandes wird der Fräskopf über die Justiereinrichtung in die Posi­ tion 1 (siehe Fig. 1) gebracht. Mit dieser Fräseinstellung wird der vordere Teil des Anulus fibrosus reseziert. Der Fräskopf wird dann wieder eingezogen und kurz gespült. Jetzt wird das Frässystem durch den Bandscheibenraum ge­ führt und in Höhe der Rückfläche des Wirbelkörpers entfal­ tet. In der Position 2 des Fräskopfes (siehe Fig. 1) ist jetzt ein retrogrades Arbeiten möglich. Nach Führung der Segmente an die Osteophyten wird das Frässystem in der Abstützhülse eingeklinkt und so in Arbeitsposition ge­ bracht. Unter ständiger Bildwandlerkontrolle erfolgt das Abfräsen der Osteophyten (Fig. 2). Dabei erfolgt sowohl eine Spülung, als auch eine Absaugung der Spülflüssigkeit. Durch eine Verstellung des Absaugrohres kann ein Teil des abgesaugten Knochenmaterials unter das vordere Längsband, d.h. in den vorderen Abschnitt des Bandscheibenraums einge­ bracht werden. Nach dem Abfräsen der Osteophyten wird der Fräskopf eingefahren und das System entfernt.

Claims (4)

1. Instrumentarium zur retrograden Dekompression des zer­ vikalen engen Spinalkanals gekennzeichnet dadurch, daß es aus einer perkutan einzubringenden kombinierten Führungs- und Abstützhülse und dem eigentlichen Osteophytenfrässystem besteht, das in einer Spül- und Absaugvorrichtung integriert ist.

2. Instrumentarium nach Anspruch 1, gekennzeichnet da­ durch, daß die kombinierte Führungs- und Abstütz­ hülse aus einem Doppelrohr besteht, wobei am Ende des inneren Rohres drei dreieckförmige Segmente gelenkig angebracht sind und eine Auskippbewegung bis 90° zur Rohrachse gestatten und das darüberliegende Rohr die drei Segmente gestreckt halten und dadurch eine lanzettförmige Spitze bilden, die beim Zurückziehen des Außenrohres und leichtem Druck die Segmente zum Abstützen bis zum Winkel von 90° freigeben.

3. Instrumentarium nach Anspruch 1, gekennzeichnet da­ durch, daß das Osteozytenfrässystem aus zwei Feder­ stahllamellen besteht, die nach außen gekrümmt ver­ spannt sind und die Federstahllamellen, deren Innen­ flächen mit Diamantsplittern besetzt sind, in einer Antriebswelle fest verankert sind, die durch einen Schrittmotor betrieben wird und die Lamellen in einem Stellrohr geführt werden, wobei durch Zurückdrehen der Welle die Lamellen vollständig versenkt und durch Vordrehen der Welle die unterschiedlichen Schneidpo­ sitionen eingestellt werden.

4. Instrumentarium nach Anspruch 1 und 3, gekennzeichnet dadurch, daß die beiden Lamellen eine oszillierende Bewegung ausführen, deren Hub exakt einstellbar ist.