DE4012323A1 - Dekontaminiertes biologisches material - Google Patents
Dekontaminiertes biologisches materialInfo
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- A61L2/00—Methods or apparatus for disinfecting or sterilising materials or objects other than foodstuffs or contact lenses; Accessories therefor
- A61L2/0005—Methods or apparatus for disinfecting or sterilising materials or objects other than foodstuffs or contact lenses; Accessories therefor for pharmaceuticals, biologicals or living parts
- A61L2/0082—Methods or apparatus for disinfecting or sterilising materials or objects other than foodstuffs or contact lenses; Accessories therefor for pharmaceuticals, biologicals or living parts using chemical substances
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Description
Die Erfindung betrifft dekontaminiertes biologisches
Material, insbesondere Flüssigkeit, sowie ein Verfahren zur
Dekontamination von biologischem Material, insbesondere
biologischer Flüssigkeit.
In zahlreichen Bereichen von Forschung und Entwicklung
sowie industriellen und gewerblichen Bereichen wird Serum,
insbesondere Kälberserum und fötales Kälberserum
eingesetzt.
Dieses Serum wird in Zellkulturen zur Züchtung von
menschlichen und tierischen Zellen verwendet. Es kommt
weiterhin zum Einsatz bei der Herstellung von Proteinen und
ähnlichen Pharmaprodukten, die mittels Zellkulturen
fusionierter Zellen menschlichen oder tierischen,
gegebenenfalls auch Insekten-Ursprungs hergestellt werden.
Der Ausdruck biologisches Material bzw. biologische
Flüssigkeit bedeutet Material bzw. Flüssigkeit biologischen
Ursprungs.
Die Qualität derartigen Serums hängt von seinen
Inhaltsstoffen ab; von besonderer Bedeutung dabei sind
beispielsweise Insulin und Transferrin.
Serum, insbesondere Kälberserum und fötales Kälberserum
sind insbesondere hinsichtlich wichtiger biologischer
Komponenten hitzeempfindlich.
Demzufolge ist es beispielweise nicht möglich, durch
Temperaturerhöhung bzw. durch Erhitzung des Serums und
dergleichen eine Dekontamination dieser biologischen
Materialien zu erreichen.
Eine solche Dekontamination ist erforderlich, um
insbesondere Viren wie beispielsweise Maul- und
Klauenseuche-Virus Retroviren beispielsweise HIV-Virus
oder verwandte Viren, sowie sonstige infektiöse Agenzien zu
inaktivieren.
Zur Inaktivierung genügt es beispielsweise nicht, eine
sogenannte "Pasteurisierung" bei 60°C durchzuführen. Auch
ist es nicht möglich, durch Erhöhen über diese
Pasteurisierungstemperatur, z. B. durch Erhitzen auf 65°C
für 2 mal eine halbe Stunde eine biologische
Dekontamination in zufriedenstellender Weise durchzuführen.
Es werden durch diese denaturierenden Bedingungen
biologische Aktivitätsänderungen bewirkt, die
beispielsweise auf einer Depolymerisierung von Aggregaten
und der Denaturierung von Proteinen beruhen.
Zu den Verfahren des Standes der Technik ist insbesondere
zu erwähnen die biologische Dekontamination, insbesondere
die Inaktivierung von Viren, mittels Röntgenstrahlung.
Dazu ist zu nennen beispielsweise die Literaturstelle
"Canadian Journal of comparative Medicine, 45: 397-399
(1981).
Die Bestrahlung biologischen Materials mit den
gegebenenfalls erforderlichen hohen Dosen zur
Virenzerstörung ist der Qualität des biologischen Materials
abträglich.
Auch die zur biologischen Dekontamination, insbesondere zur
Inaktivierung von Viren eingesetzten chemischen Agenzien,
wie beispielsweise Ethylenoxid bewirken einerseits eine in
manchen Fällen unzureichende Dekontamination und
andererseits eine Beeinträchtigung des biologischen Materials.
Unter der Beeinträchtigung des biologischen Materials ist
aufgrund der geschilderten Änderung der Komponenten
beispielsweise eine Beeinträchtigung der Förderung von
Zellwachstum zu verstehen.
Die Verfahren des Standes der Technik zur biologischen
Dekontamination biologischen Materials, insbesondere
biologischer Flüssigkeit, sind somit mit den Nachteilen
unzureichender Wirksamkeit und/oder Beeinträchtigungen
der Qualität des biologischen Materials bzw. seiner
Komponenten behaftet.
Demgegenüber liegt vorliegender Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur biologischen Dekontamination zu
liefern und dekontaminiertes biologisches Material zur
Verfügung zu stellen, wobei in effektiver und schonender
Weise die biologische Dekontamination, insbesondere die
Viren-Inaktivierung, erzielt wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei dekontaminiertem
biologischem Material, insbesondere Flüssigkeit, dadurch
erzielt, daß es erhältlich ist durch Behandlung mit Säure
gefolgt von Laugenbehandlung.
Beansprucht wird weiterhin ein Verfahren zur
Dekontamination von biologischem Material, insbesondere
biologischer Flüssigkeiten, bei dem der pH-Wert durch
Säurezugabe gesenkt wird und nach einer definierten
Zeitspanne wieder durch Laugenzugabe angehoben wird.
Die vorliegenden Patentansprüche sowie Unteransprüche
betreffen den Gegenstand sowie besondere Ausführungsformen
der Erfindung.
Es zeigte sich, daß die Inaktivierung von Viren,
beispielsweise von säurelabilen Retroviren, sprunghaft
gesteigert wird.
Dabei werden, wie Zellkulturzüchtungsversuche gezeigt
haben, die biologischen Komponenten des Serums nicht
beeinträchtigt.
Somit besitzt ein erfindungsgemäßes bzw. erfindungsgemäß
behandeltes Serum, insbesondere Kälberserum und fötales
Kälberserum, eine sprunghaft gesteigerte Wirkung beim
Einsatz in Forschung und Industrie.
Es ist insbesondere eine positive Eigenschaft der
vorliegenden Erfindung, daß die Ionenstärke des
erfindungsgemäßen bzw. erfindungsgemäß behandelten Serums
sich nur geringfügig ändert und damit nur geringe
Osmolaritätsänderungen auftreten, beispielsweise im Bereich
von 20 bis 30 m Osmol.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren bzw. Produkt wird die
Pufferkapazität relativ rasch durchbrochen und eine
Absenkung des pH′s erzielt, wobei durch die
erfindungsgemäßen Parameter die Inaktivierung
beispielsweise von Viren und generell die biologische
Dekontamination erzielt wird.
Die Erfindung betrifft eine pH-Wert-Absenkung mit Säure,
insbesondere Mineralsäure niedrigerer Normalität,
beispielsweise mit 1 N Salzsäure, Halten des somit
behandelten Materials bei niedrigem pH für beispielsweise 3
Stunden, und pH-Wert-Anhebung.
Ein besonders günstiger pH-Wert ist der pH 4,9.
Die Temperatur wird dabei gehalten in einem Bereich von
Kühlschranktemperatur, circa + 4°C, und der
Raumtemperatur; demzufolge bleiben die thermolabilen
biologischen Komponenten des Serums unversehrt; auch die
bei abgesenktem pH-Wert thermolabilen biologischen
Komponenten des Serums bleiben unversehrt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren bzw. beim
erfindungsgemäßen Produkt sind alle Seuchengesetz-
relevanten Viren sowie Retroviren wirkungsvoll
inaktivierbar bzw. inaktiviert.
Zur Anhebung des pH′s auf einen gewünschten, insbesondere
physiologischen Wert von etwa 7 bis 7,5 wird eine Base
niedriger Normalität, insbesondere 1 N Natronlauge
verwendet.
Zur Absenkung des pH′s können auch sonstige geeignete
Säuren entsprechender Dissoziationskonstante eingesetzt
werden.
Auch können sonstige Basen wie beispielsweise Kalilauge
oder organische Basen eigesetzt werden.
Die Wahl der geeigneten Base bzw. der geeigneten Säuren
hängt gegebenenfalls von der Zweckbestimmung des Serums
hinsichtlich Zellkulturen, Medienzusammensetzung,
Ionengehalt und dergleichen ab.
Eine geeignete Auswahl ist für den speziellen Fall dem
Fachmann ohne weiteres aufgrund seines allgemeinen
Fachwissens möglich.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, auch Seren
bzw. fötales Kälberserum einer Verwendung in Zellkulturen
sowie im Industrie- und Pharmabereich und in der Forschung
zuzuführen, das aus Regionen mit hoher potentieller
biologischer Kontaminationbelastung kommt.
Im folgenden ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
dargelegt.
Ein Liter eines fötalen Kälberserums wird mit steriler ein
normaler HCl auf einen pH von 4,9 abgesenkt und für zwei
Stunden bei diesem Wert bei + 4°C (Kühlraum) gehalten.
Anschließend wird der pH durch Zugabe von steriler 1 N NaOH
auf einen Wert von pH 7,3 wieder angehoben.
Das somit erhaltene Material wird zur Züchtung von
adhärenten Zellen verwendet.
Dabei werden in eine Zellkulturschale mit 20 ml
Flüssigkeits-Kulturvolumen und 10% Serumgehalt 1×10
Zellen eingesät.
Nach 2 Tagen wird eine Zellzahl von 3,2×10, nach 5
Tagen von 2,3×10 und nach 7 Tagen von 4,8×10 erzielt.
Die Zellen zeigen ein gesundes Aussehen; cytopathische oder
virus-spezifische Effekte sind nicht beobachtbar.
Durchgeführte Versuche bzw. Tests zur Anwesenheit und
Abwesenheit bzw. Inaktivierung, wurden mit Maul- und
Klauenseuche-Virus und Retroviren durchgeführt und zeigen
vollständige Inaktivierung bzw. Entfernung der Viren.
Claims (10)
1. Dekontaminiertes biologisches Material,
insbesondere Flüssigkeit,
erhältlich durch Behandlung mit Säure gefolgt von
Laugenbehandlung.
2. Dekontaminiertes biologisches Material nach Anspruch 1,
erhältlich durch Behandlung mit einer Säure niedriger
Normalität zum Absenken des pH-Wertes auf 4,5 bis 5,5
für 2,5 bis 4 h, und anschließender Anhebung des pH-
Wertes auf 7,0 bis 7,5.
3. Verfahren zur Dekontamination von biologischem
Material, insbesondere biologischer Flüssigkeiten,
dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert durch Säurezugabe abgesenkt wird und
nach einer definierten Zeitspanne wieder durch
Laugenzugabe angehoben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine mineralische und/oder organische Säure
eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine mineralische Säure, vorzugsweise Salzsäure mit
niedriger Normalität eingesetzt wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Lauge mit niedriger Normalität eingesetzt
wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf einen pH-Wert von 3,5 bis 6,5, vorzugsweise 4,5
bis 5,5 und insbesondere 4,9 abgesenkt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert für 2 bis 5 h, vorzugsweise 2,5 bis 4 h
und insbesondere für 3 h abgesenkt gehalten wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert auf einen physiologisch verträglichen
Wert, vorzugsweise pH 7,0 bis 7,5 wieder angehoben
wird.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß es bei einer Temperatur zwischen 0 und 60°C,
vorzugsweise +4 bis +25°C, durchgeführt wird.
Priority Applications (13)
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Applications Claiming Priority (1)
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Family Applications (1)
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-
1990
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