DE3814467A1 - Knochenfuellmaterial aus hydroxylapatit - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft säulenförmigen, gesinterten Hydroxyl
apatit, der mindestens eine Kapillare aufweist, die in senk
rechter Richtung durch den säulenförmigen, gesinterten Hydro
xylapatit hindurchgeht, und für die Verwendung als Knochen
füllmaterial bestimmt ist.
Biomaterialien, die für künstliche Knochen und Zähne verwen
det werden, müssen Bioaffinität und eine geeignete mechani
sche Festigkeit besitzen. In den letzten Jahren kam es zur
Verwendung von keramischen Werkstoffen wie z.B. Aluminiumoxid,
Porzellan und Hydroxylapatit als Füllmaterialien für künstli
che Zahnwurzeln und Knochenverletzungen bzw. -wunden. Der un
ter diesen Materialien erwähnte Hydroxylapatit, der den Haupt
bestandteil der Knochen darstellt, ist ein in hohem Maße ge
eignetes Material, weil er dadurch gekennzeichnet ist, daß er
sich direkt mit Knochen verbindet und sich an lebende Gewebe
anpaßt. Wenn beispielsweise eine Knochenwunde mit porösen Hy
droxylapatitkörnchen gefüllt wird, die durch Formen von mit
wäßrigem Wasserstoffperoxid wärmebehandeltem Hydroxylapatit
und Sintern des Formkörpers bei 1200°C erhalten worden sind,
wird über dem gesamten Bereich der eingefüllten porösen Hydro
xylapatitkörnchen sowie in ihren Mikroporen neugebildeter Kno
chen beobachtet. Andererseits ist berichtet worden, daß
Knochenneubildung nur im Randbereich des Füllgebiets eintritt
und in seinem mittleren Bereich kein neugebildeter Knochen
gefunden wird, wenn verdichtete Hydroxylapatitkörnchen an Ort
und Stelle eingefüllt werden. Dies zeigt, daß der poröse Hy
droxylapatit dem verdichteten Hydroxylapatit hinsichtlich der
Knochenneubildung überlegen ist. Es ist auch erkannt worden,
daß dasselbe für Hydroxylapatitblöcke gilt. Es ist jedoch be
richtet worden, daß die verwendeten Hydroxylapatitblöcke ei
ne mechanische Festigkeit (Druckfestigkeit) von 1,698 kN/cm2
(bei einem 55% betragenden relativen Mikroporenvolumen) bzw.
von 3,078 kN/cm2 (bei einem 35% betragenden relativen Mikro
porenvolumen) hatten. Demzufolge ist die mechanische Festig
keit niedrig. Es ist allgemein bekannt, daß Sintern die me
chanische Festigkeit von Pulveraggregaten erhöht, jedoch ih
re wirksame Gesamtoberfläche, ihr relatives Mikroporenvolumen
und ihre Wasseraufnahmefähigkeit vermindert. Wenn Hydroxyl
apatit, ein Material mit hoher Bioaffinität, bei erhöhten Tem
peraturen gesintert wird, um eine ausreichende mechanische
Festigkeit zu erzielen, geht seine Bioaffinität wegen einer
Abnahme des relativen Mikroporenvolumens verloren. Bei der
Entwicklung von Knochenfüllmaterialien aus Hydroxylapatit ist
es folglich eine schwierige Aufgabe, einen Sinterkörper zu er
halten, der eine hervorragende Bioaffinität und eine ausge
zeichnete mechanische Festigkeit hat. Zur Lösung dieser Auf
gabe sind verschiedene Untersuchungen durchgeführt worden.
Diese Untersuchungen befaßten sich mit Verbesserungen eines
Sinterverfahrens, bei dem das Sintern durch isotropes Heiß
pressen nach einem Vorsintern bei Normaldruck durchgeführt
wird; mit dem Zusatz von Bindemitteln wie z.B. Phosphaten von
Strontium, Calcium und Barium, bioaktivem Glas und stickstoff
haltigem Glas zur Herabsetzung der Sintertemperatur; mit der
Verwendung von gesinterten Substraten wie z.B. gesinterten Ti
tan/Apatit-Kombinationen, Forsterit, verdichtetem Apatit und
Zirkoniumdioxid, auf deren Oberflächen Hydroxylapatit aufge
bracht wird; mit dem Tränken von porösen keramischen Werkstof
fen mit Calcium- und Phosphationen sowie mit dem Sintern von
gefülltem Hydroxylapatit. Selbst jetzt werden jedoch in Ab
hängigkeit von dem besonderen Zweck selektiv verdichtete und
poröse Hydroxylapatite verwendet, und zwar wird verdichteter
Hydroxylapatit als Knochenfüllmaterial für Stellen verwendet,
auf die eine Kraft ausgeübt wird, während man porösen Hydro
xylapatit als Knochenfüllmaterial für Stellen verwendet, auf
die keine Kraft ausgeübt wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, porösen Hydroxyl
apatit bereitzustellen, der eine höhere mechanische Festig
keit hat als der gebräuchliche poröse Hydroxylapatit und als
Füllmaterial für Knochenwunden verwendet werden kann, ohne
daß die auf den Knochen ausgeübte Kraft berücksichtigt wird.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß als Knochenfüllmateri
al säulenförmiger, gesinterter Hydroxylapatit verwendet wird,
der mindestens eine Kapillare (mindestens ein Kapillarrohr)
aufweist, die (das) in senkrechter Richtung durch den säulen
förmigen, gesinterten Hydroxylapatit hindurchgeht.
Eine Strangpresse ist an ihrem Auslaß mit einer zylindrischen
Form ausgestattet, und es wird dafür gesorgt, daß sich Kapil
laren in beliebiger Zahl und in beliebiger Größe durch eine
Sieb- oder Brechplatte erstrecken, die zwischen der Strang
presse und der Form angeordnet ist. Feinpulverisierter Hydro
xylapatit wird mit Wasser mit oder ohne Bindemittel geknetet,
bis eine geeignete Härte erzielt worden ist, und in die
Strangpresse eingefüllt, durch die der Hydroxylapatit unter
Erhitzen und hohem Druck extrudiert wird. Das Extrudat wird
mit einem Ziehgerät mit derselben Geschwindigkeit gezogen,
mit der es extrudiert wird, und wird während der Abkühlung in
eine festgelegte Länge geschnitten, wodurch leicht eine Hy
droxylapatitsäule mit einer beliebigen Zahl von Kapillaren,
die sich in senkrechter Richtung durch die Hydroxylapatitsäu
le hindurch erstrecken, erhalten wird. Der säulenförmige Hy
droxylapatit wird bei 800°C bis 1500°C und vorzugsweise bei
1000°C bis 1200°C gesintert, wodurch er porös gemacht wird
und eine auf 9,807 kN/cm2 oder einen größeren Wert erhöhte
mechanische Festigkeit erhält. Es wurde festgestellt, daß die
ser Hydroxylapatit für die Verwendung als Knochenfüllmaterial
geeignet ist. Das relative Mikroporenvolumen eines bestimmten
Körpers wird durch V 1/V 2 ausgedrückt, worin V 1 das gesamte Po
renvolumen des Körpers und V 2 das Gesamtvolumen des Körpers
einschließlich der Mikroporen ist. Folglich wird angenommen,
daß das relative Mikroporenvolumen des gesinterten und ge
formten Hydroxylapatits, der im Rahmen der Erfindung verwendet
wird, hauptsächlich durch den Durchmesser und die Zahl der
sich in senkrechter Richtung erstreckenden Kapillaren und die
geformte Säule festgelegt wird, während seine mechanische Fe
stigkeit durch die Sintertemperatur und das relative Porenvo
lumen festgelegt wird. Wenn gesinterte und geformte Säulen
mit demselben relativen Mikroporenvolumen als Knochenfüllma
terialien verwendet werden, wird jedoch festgestellt, daß sie
in Abhängigkeit von den Durchmessern der sich in senkrechter
Richtung erstreckenden Kapillaren verschiedene Wirkungen auf
die Knochenneubildung haben, weil um den Randbereich des ein
gefüllten Hydroxylapatits herum sowie in seinen Mikroporen
eine Neubildung von Knochen eintritt. Die Sintertemperatur,
das relative Mikroporenvolumen und die Durchmesser der Kapil
laren, die sich durch den säulenförmigen Hydroxylapatit hin
durch erstrecken sollen, können folglich in Abhängigkeit von
der gewünschten Beschaffenheit des Knochenfüllmaterials ge
wählt werden. Wenn das Sintern mit einer Hydroxylapatitsäule,
die eine Höhe von 3 mm und einen Durchmesser von 3 mm hat und
in senkrechter Richtung 90 Durchgangslöcher mit einem Durch
messer von 150 µm aufweist, bei 1000°C oder 1200°C durchge
führt wird, haben die Sinterkörper beispielsweise ein re
latives Mikroporenvolumen von 0,22 und eine mechanische Fe
stigkeit von nicht weniger als 9,807 kN/cm2 bzw. 19,61 kN/cm2.
Diese Zahlenwerte zeigen, daß der erhaltene Hydroxylapatit
eine viel höhere mechanische Festigkeit hat als der vorste
hend erwähnte Hydroxylapatit, der mit wäßrigem Wasserstoff
peroxid behandelt worden ist. Wenn der säulenförmige, gesin
terte Hydroxylapatitkörper einen Durchmesser von mehr als 100
µm und eine Höhe von mehr als 10 µm hat und Kapillaren mit
einem Durchmesser von mindestens 10 µm aufweist, die sich in
senkrechter Richtung durch den Hydroxylapatitkörper hindurch
erstrecken, kann er dann durch mechanisches Formen in ge
wünschter Weise verarbeitet werden. Folglich können die Größe
des Formkörpers, der Durchmesser und die Zahl der Kapillaren
und die Sintertemperatur in Abhängigkeit von der Gestalt des
Knochens, auf den das Füllmaterial aufgebracht bzw. angewen
det wird, und in Abhängigkeit von dem besonderen Zweck ge
wählt werden. Die in dieser Weise hergestellten gesinterten
Hydroxylapatitkörper können in Knochenwunden eingefüllt wer
den, ohne daß die Beanspruchung, der der Knochen ausgesetzt
ist, berücksichtigt wird, weil sie trotz ihrer Mikroporosität
eine hohe mechanische Festigkeit besitzen und eine wirksame
Knochenneubildung gestatten. Sie können folglich auf eine be
liebige Knochenstelle als Knochenfüllmaterialien aufgebracht
bzw. angewandt werden.
Den Hydroxylapatitkörpern, die durch Sintern und Formen von
säulenförmigen Körpern mit einer beliebigen bzw. irgendeiner
Zahl von Kapillaren, die sich durch die Körper hindurch er
strecken, erhalten werden, werden durch die Auswahl des Durch
messers und der Zahl der Kapillaren und der Sintertemperatur
eine gewünschte mechanische Festigkeit und eine gewünschte Mi
kroporosität bzw. ein gewünschtes relatives Mikroporenvolumen
verliehen. Es ist auf diese Weise leicht möglich, einen Hy
droxylapatit zu erhalten, der mikroporös ist und eine hohe me
chanische Festigkeit hat. Dieser Hydroxylapatit dient als Kno
chenfüllmaterial mit hoher mechanischer Festigkeit und verbes
serter Bioaffinität.
Die bevorzugte Ausführungsform der Erfindung wird nachste
hend durch ein Beispiel näher erläutert.
Eine Hydroxylapatitsäule mit einem Durchmesser von 1 mm und
einer Höhe von 1 mm, durch die sich 550 Kapillarrohre mit ei
nem Durchmesser von 20 µm erstreckten, wurde bei 1000°C ge
sintert, wobei gesinterte Hydroxylapatitkörnchen mit einer
mechanischen Festigkeit von 9,807 bis 14,71 kN/cm2 erhalten
wurden. Die gesinterten Hydroxylapatitkörnchen wurden dann zu
Prüfzwecken in eine Bohrung eingefüllt, die im Kieferknochen
eines Hundes gebildet worden war. Zur Kontrolle wurden Hydro
xylapatitkörnchen, die durch Sintern kapillarfreier Hydroxyl
apatitsäulen mit einem Durchmesser von 1 mm und einer Höhe
von 1 mm bei 1000°C erhalten worden waren, in gleicher Weise
an Ort und Stelle eingefüllt. Nach Ablauf von drei Monaten
wurden beide Füllstellen unter einem Elektronenmikroskop be
trachtet. Es wurde festgestellt, daß sich innerhalb der Füll
stelle bei dem Prüfversuch viel mehr Knochen neu gebildet hat
te als bei dem Kontrollversuch.
Durch das Verfahren, bei dem säulenförmige, gesinterte Hydro
xylapatitkörper mit mindestens einer Kapillare, die sich
durch den Hydroxylapatitkörper hindurch erstreckt, als Kno
chenfüllmaterialien verwendet werden, ist es möglich, die me
chanische Festigkeit und die Mikroporosität bzw. das relative
Mikroporenvolumen der Knochenfüllmaterialien, die leicht her
gestellt werden können,beliebig zu wählen. Außerdem haben
die erhaltenen Sinterkörper trotz ihrer Mikroporosität eine
hohe mechanische Festigkeit und können als Knochenfüllmateri
alien mit verbesserter Bioaffinität auf eine beliebige Kno
chenstelle aufgebracht bzw. angewandt werden.
Claims (1)
- Knochenfüllmaterial, dadurch gekennzeichnet, daß es aus einem säulenförmigen, gesinterten Hydroxylapatit und mindestens ei ner Kapillare besteht, die in senkrechter Richtung durch den säulenförmigen, gesinterten Hydroxylapatit hindurchgeht.
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