Die Erfindung bezieht sich auf Systeme zur Zuführung von Arzneimitteln
und insbesondere auf ein System zur Unterstützung
bei der Zuführung eines Arzneimittels oder eines radiodiagnostischen
Mittels zu einer gewünschten Stelle innerhalb des tierischen
oder des menschlichen Körpers.
Kolloidale Partikel in der Form von Mikrokugeln, Mikrokapseln,
Emulsionen und Liposomen sind als Mittel vorgeschlagen worden,
um darin enthaltene Arzneimittel an spezielle Stellen im Körper
zu bringen. Dieses auch als "Arzneimittel-Einschießen" (drug
targeting) bekannte Konzept ist in einer Anzahl von Publikationen,
Artikeln und Büchern gut beschrieben worden (vgl. z. B.
Davis, Illum, Tomlinson und McVie (Herausgeber), Microspheres
an Drug Therapy, Elsevier, Amsterdam 1984). Es wurde gezeigt,
daß kolloidale Träger in In-vitro-Tests gut wirken, aber ihre
Brauchbarkeit in-vivo war enttäuschend. Es ist bekanntlich
eine relativ einfache Angelegenheit, Teilchen der Lunge oder
der Leber durch Ausnutzung physikalischer Faktoren, wie der
Teilchengröße, zuzuführen. Jedoch bietet das schnelle und
wirksame Einfangen injizierter Partikel durch die Zellen des
reticuloendothelialen Systems das in der Leber besteht (nämlich
die Kupffer-Zellen) ein wesentliches Hindernis zum Einschießen
kolloidaler Partikel an andere Stellen. In einem kürzlich
erschienen Artikel von Poste und Kirsch (Biotechnology 1:
869, 1984) und Posnansky und Juliano (Pharmacol. Revs.
36, 277, 1984) wurde genau dieser Punkt betont. In gleicher
Weise schlossen viele Vortragende bei einem Treffen der New
York Academy of Science, das im März 1984 abgehalten wurde
(veröffentlicht in Proceedings of the New York Academy of
Sciences, Vol. 446, Editors Tirrell, D. A., Donaruma, L. G.
und Turek, A. B., 1985) und das sich mit Polymeren zur Zuführung
von Arzneimitteln befaßte, daß es fast unmöglich wäre, kolloidale
Partikel an andere Stellen als die Leber und die Milz
zu bringen, wenn die Verabreichung auf intravenösem Weg erfolgt.
Die Erfindung schafft ein Verfahren, durch das es möglich
ist, Partikel von dem reticuloendothelialen System, das in
der Leber und in der Milz besteht, weg zu leiten durch die
Verwendung von Oberflächen-Überzügen (und Oberflächen-Propf-
Techniken).
Modellpartikel zur Verwendung beim Studium des Schicksals
von Arzneimittelträgern werden oft verwendet, um die wissenschaftliche
Basis des Arzneimittel-Einschießens zu bestimmen.
Polystyrol-Mikrokugeln verschiedener Größen waren in dieser
Beziehung besonders nützlich. Die kleinen Polystyrol-Partikel
einer Größe von weniger als 100 nm werden intravenös verabreicht.
Sie werden in der Leber schnell und wirksam aufgenommen,
wie es durch die nicht-angreifende Technik der Gamma-
Scintigraphy oder durch Studien an Tieren gemessen werden
kann, denen Organe entnommen werden und wobei die in diesen
Organen vorhandenen Beträge von Radioaktivität bestimmt werden.
Typischerweise ist mehr als 90% der injizierten Dosis in
einem Zeitraum von etwa drei Minuten in der Leber zu finden
(Illum, Davis, Wilson, Frier, Hardy und Thomas, Intern. J.
Pharmaceutics 12, 135 (1982)).
Durch die Erfindung soll ein System zur Zuführung eines Arzneimittels
geschaffen werden, das das oben genannte Problem beseitigt
und eine solche schnelle Aufnahme einer injizierten Dosis
durch die Leber verhindert.
Gemäß der Erfindung wird ein System zur Zuführung eines Arzneimittels
geschaffen, das eine Anzahl von Partikeln aufweist,
die ein aktives Arzneimittel oder ein diagnostisches Mittel
enthalten, wobei radioaktive Materialien eingeschlossen sind.
Die Partikel können beispielsweise Emulsionen, Mikrokugeln,
hergestellt aus natürlichen und synthetischen Polymeren, oder
phospholipide Bläschen sein, wobei jedes Partikel mit einem
Material überzogen ist, um ein Verbund-Partikel zu bilden,
das die Aufnahme des Verbund-Partikels durch die Leber im
wesentlichen verhindert.
Vorzugsweise sind die Partikel mit einem Material überzogen,
das sie sowohl mit einem hydrophilen Überzug versieht, der
die Aufnahme von Blutkomponenten minimiert, als auch mit einer
sterischen Barriere einer Wechselwirkung von Partikeln
und Zellen. Es wurde gefunden, daß die durch die Leber aufgenommene
Menge stark vermindert wird. Ein bevorzugtes Material
ist das als Tetronic 908 bekannte Block-Copolimerisat. Dies
ist ein nicht-ionischer, grenzflächenaktiver Stoff (Tensid),
der durch Polykondensation von Propylen-Oxid und Äthylen-Oxid
auf Äthylen-Diamin erhalten wird. Dieses Überzugsmaterial
gestattet es intravenös injizierten Partikeln, innerhalb des
systemischen Kreislaufs zu bleiben mit minimaler Aufnahme
in der Leber und der Milz. Ein anderes bevorzugtes Material
ist das als Poloxamer 407 bekannte Block-Copolymerisat, eine
Mischung von Poly-Oxy-Äthylen- und Poly-Oxy-Propylen-Bereichen.
Auch dieses Material ist wirksam bei der Verhinderung der
Aufnahme von überzogenen Partikeln in der Leber und der Milz,
aber es führt sie fast ausschließlich zum Knochenmark. Andere
Mitglieder der Poloxamer- und Poloxamin-Serien haben ähnliche
Wirkungen, vorausgesetzt, daß das ausgewählte Material einen
ausreichend großen hydrophilen Bereich zur sterischen Stabilisation
hat. Typischerweise ist eine adsorbierte Schichtdicke
von etwa 100 Ångström oder größer erforderlich. Dies stellt
in der Poloxamer-Serie 60 oder mehr Äthylen-Oxid-Einheiten dar.
Der Mechanismus der Wirkung der Materialien liegt in der Struktur
des Überzugsmittels, nämlich darin, daß es hydrophile
und hydrophobe Bereiche hat. Der hydrophobe Bereich verankert
den Überzug an der Partikeloberfläche und verhindert seine
Verlagerung durch Plasma-Proteine. Ein geeignetes Molekulargewicht
für diesen Bereich ist etwa 4000 bis 5000 Daltons.
Die hydrophoben Bereiche schließen Poly-Oxy-Propylen-Gruppen
wie auch andere hydrophobe Stoffe (Moeities) ein, die in
Polymer-Ketten eingebaut werden können, beispielsweise veresterte
Malein-Säure-Gruppen.
Der hydrophile Bereich sollte von genügender Größe und hydrophiler
Natur sein, um zu verhindern (oder wenigstens zu minimieren),
daß die Teilchen durch Blutkomponenten überzogen
werden (d. h. das als Opsonisation bekannte Phänomen zu minimieren),
sowie auch eine sterische Barriere zu schaffen, um
eine sterische Sterilisation zu bieten, ein Phänomen, das
im Bereich der Kolloid-Wissenschaft bekant ist (Napper,
Polymeric Stabilisation of Colloidal Dispersions, Academic
Press, London, 1983). Eine solche sterische Stabilisation
dient dazu, eine Wechselwirkung der Partikel mit den
makrophagen Zellen des reticuloendothelialen Systems zu verhindern.
Ein geeignetes Molekulargewicht für den hydrophilen
Bereich liegt in der Größenordnung von 5000 bis 22 000 Daltons.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen beschrieben.
Fig. 1 zeigt die Beziehung der Dicke der Überzugsschicht
von Poloxameren und Poloxaminen auf Polystyrol-
Partikeln;
Fig. 2 zeigt Scintigramme von Kaninchen drei Stunden nach
der intravenösen Verabreichung von (a) unbeschichteten
und (b) mit Poloxaminen 908 beschichteten Polystyrol-Partikeln
(60 nm);
Fig. 3 zeigt Wirksamkeits-Zeit-Profile für die Aufnahme von
unbeschichteten (⚫) und (908)-beschichteten (o) Partikeln
in der Leber (n = 3, Mittelwert ± SEM);
Fig. 4 zeigt eine graphische Darstellung der Aufnahme von
Fettemulsionen, die mit Iodin-123 markiert sind, in
der Leber (Milz);
Fig. 5 zeigt eine graphische Darstellung der Blut-Entlastung
oder -Freigabe von Fettemulsionen, die mit Iodin-123
markiert sind;
Fig. 6 zeigt Gamma-Kamera-Scintigramme von Kaninchen drei
Stunden nach der intravenösen Verabreichung von Polystyrol-
Mikrokugeln (60 nm), markiert mit 131I, und
zwar (a) unbeschichtet und (b) mit Poloxamer 407 beschichtet;
Fig. 7 zeigt Aktivitätsprofile für den Leber-Milz-Bereich
nach der Verabreichnung von 131I-markierten Polystyrol-
Mikrokugeln, und zwar (○) unbeschichtet und (⚫) mit
Poloxamer 407 beschichtet;
Fig. 8 zeigt eine graphische Darstellung der Aufnahme von
mit Poloxamer 407 beschichteten Mikrokugeln im Hinterlauf
des Kaninchen, gemessen durch Gamma-Scintigraphie;
Fig. 9 zeigt eine graphische Darstellung der Aktivität im
zirkulierenden Blut nach der Verabreichung von 131I-
markierten Polystyrol-Mikrokugeln, und zwar (⚫) unbeschichtet
und (o) mit Poloxamer 407 beschichtet; und
Fig. 10 zeigt die Verteilung von 131I-markierten Polystyrol-
Mikrokugeln in verschiedenen Organen, acht Tage nach
der intravenösen Verabreichung, und zwar schwarz
angelegt - unbeschichtete Mikrokugeln und schraffiert -
mit Poloxamer 407 beschichtete Mikrokugeln.
Praktische Studien, die in vitro mit Serum über die Aufnahme
von beschichteten und unbeschichteten Partikeln durch peritoneale
Makrophagen der Maus durchgeführt wurden, haben die
Wichtigkeit der Verankerung des Polymer-Überzugs an der Oberfläche
der Partikel und der Dicke der Oberflächenschicht demonstriert.
Dicke der Oberflächenschicht
Polystyrol-Partikel (Durchmesser 60 nm) wurden gegen destilliertes
Wasser über drei Tage dialysiert. 4,0% Gewicht/Volumen-
wässrige Lösungen der verschiedenen Poloxamere und Poloxamine
wurden verwendet, um sicherzustellen, daß die endgültige Konzentration,
nach der Verdünnung zur Durchführung von Photonen-
Korrelations -Spectrophotometer-Messungen (PCS), oberhalb
des Plateau-Niveaus der Adsorptions-Isotherme blieb, d. h.
oberhalb der kritischen Micell-Konzentrationen. Aliquote von
2,5% Gewicht/Volumen Polystyrol-Partikeln und der Überzugslösung
wurden gemischt und bei Raumtemperatur übernacht inkubiert.
Die Partikel-Suspension wurde dann mit destilliertem Wasser
((20 µl) pro 10,0 ml) verdünnt und der pH-Wert mit HCl oder
NaOH eingestellt. Die Dicken der Überzugsschichten wurden
dann durch Messen der Partikelgrößen für unbeschichtete und beschichtete
Partikel bei pH 2,1, 3,0, 5,5 und 9,5 Verwendung
der Photonen-Korrelations-Spectroscopie bestimmt.
Studien der peritonealen Makrophagen der Maus
Polystyrol-Mikrokugeln mit 5,25 µm Durchmesser wurden für
die Studien der peritonealen Makrophagen der Maus gewählt,
weil die Aufnahme durch ein mikroskopisches Verfahren gemessen
werden konnte und van-der-Waals'sche Anziehungskräfte ein
dominanter Faktor sind, wodurch eine Unterscheidung der stabilisierenden
Eigenschaften verschiedener Block-Copolymerisate
gestattet wurde. Die Polystyrol-Mikrokugeln wurden gegen
destilliertes Wasser drei Tage lang dialysiert, um jeden vorhandenen
grenzflächenaktiven Stoff (Tensid) zu entfernen.
Die Teilchen wurden dann für 24 Stunden mit den verschiedenen
2%-Gewicht/Volumen-Poloxamer- und Poloxamin-Lösungen
inkubiert. Die Konzentrationen des Überzugsmittels wurden
so gewählt, daß bei Gleichgewicht die Menge des adsorbierten
Materials im Plateau-Bereich der jeweiligen Adsorptions-
Isothermen lag.
Weibliche NMRI Mäuse (Bommice, Monholtgaard Breeding and
Research Centre Ltd., Ry, Dänemark), die 20 bis 25 g wogen,
wurden zur Lieferung der peritonealen Makrophagen verwendet.
Die Tiere wurden durch Genickschlag bzw. Halsbruch getötet,
die peritoneale Wand wurde freigelegt und 5 ml eines Versuchsmediums
(lavage medium) (10 ml Gewebekultur-Medium E199-Konzentrat
(10 ×) (Flow Laboratories), 10 ml Schweineserum, 2,5 ml
Natriumkarbonat 7,5%, 0,1 ml Crystamycin, 6 mg Heparin,
77,4 ml steriles Wasser) wurde in die Bauchhöhle (peritoneal
cavity) injiziert, gefolgt von einem kleineren Volumen steriler
Luft. Das Bauchfell (peritoneal wall) wurde sanft massiert
und das die Makrophagen enthaltende Medium wurde abgezogen
und in einem sterilen Behälter gesammelt, der auf Eis gehalten
wurde. Die Exsudate von mehreren Tieren wurde routinemäßig
auf diese Weise gesammelt und gepoolt. Es wurde ein Zellzählung
unter Verwendung eines Coulter-Zählers (Modell TAII)
durchgeführt. Die Lebensfähigkeit der Makrophagen wurde durch
den Ausschluß oder Abschluß von Trypan-Blau getestet und als
in der Größenordnung von 95% liegend gefunden. Die Makrophagen-
Suspension wurde auf eine endgültige Zellzählung von 1,0 × 106
Zellen/ml eingestellt, und 1,25 ml dieser Suspension wurden jeweils
in eine 30-mm-Schale pipettiert, um 1,25 × 106 Zellen
pro Platte zu ergeben. Die Platten wurden bei 37°C in 95%
Luft/5% CO2 drei Stunden lang inkubiert, um ein Anhaften
der Makrophagen am Boden der Platte zu gestatten. Nach dem
Anhaften wurde das Medium von den Platten entfernt, die Zellen
wurden einmal mit sterilem PBS gewaschen, 1,25 ml des Zellkultur-
Mediums wurden zugesetzt (10 ml Medium E199-Konzentrat
(10 X), 10 ml Schweineserum, 2,5 ml Natriumbikarbonat,
0,1 ml Crystamycin, 10 mg L-Glutamin und 79,9 ml steriles
Wasser), und die Platten wurden bei 37°C 24 Stunden lang
in 95% Luft/5% CO2 inkubiert. Nach der Inkubation wurde
das Medium entfernt und die Zellen einmal mit sterilem PBS
gewaschen. Dann wurden 2,5 ml Zellkultur-Medium, die die geeingnete
Zahl von beschichteten oder unbeschichteten Mikrokugeln
(5 Partikel pro Makrophage) enthielten, jeder Platte zugegeben,
und die Platten wurden in Dreier-Gruppen 15, 30, 45, 60 und 90
Minuten lang inkubiert, wie es zuvor durch ein Zeit-Verlauf-
Experiment bestimmt wurde. Bevor die Anzahl der durch die
Makrophagen phagozytosierten Partikel gezählt wurde, wurde
das Medium von den Platten entfernt, und die Zellen wurden
zweimal mit sterilem PBS gewaschen und mit Methanol fünf Minuten
lang fixiert. Dann wurden die Zellen mit Giemsa (1 : 10)
fünfzehn Minuten lang gefärbt oder gebeizt und mit Wasser
gewaschen. Die Platten wurden trocknen gelassen, und die Anzahl
der Mikrokugeln, die durch die Makrophagen phagozytosiert
wurden, wurde für insgesamt 100 Makrophagen gezählt, wobei
ein Mikroskop mit einer Vergrößerung von 500x verwendet wurde.
Die Experimente wurden dreifach ausgeführt, und die Ergebnisse
wurden als Anzahl von Mikrokugeln ausgedrückt, die durch 100
Makrophagen phagozytosiert wurden.
Es wurden auch Experimente durchgeführt, um zu bestimmten,
ob freies Poloxamer und Poloxamin irgendeinen Einfluß auf
die Fähigkeit der Makrophagen hatte, Partikel zu phagozytosieren.
2% Gewicht/Gewicht wässrige Lösungen der Überzugsmittel
wurden den Zellen zugesetzt und für eine Stunde inkubieren
gelassen. Die Lösung wurde entfernt und die Zellen zweimal
mit PBS gewaschen. Dann wurde das Zellkultur-Medium, das die
unbeschichteten Mikrokugeln enthielt, zugesetzt und der Grad
der Phagozytose wurde wie zuvor bestimmt. Es wurde gefunden,
daß freies Polymer die Phagozytose nicht beeinflußt, und daher
wurde in allen Experimenten das überschüssige Poloxamer oder
Poloxamin vor der Inkubation mit Makrophagen nicht entfernt.
Die relative Aufnahme der verschiedenen beschichteten 5,25 µm
Polystyrol-Partikel durch peritoneale Makrophagen der Maus
und die Beziehungen zu der Dicke der Oberflächenschicht sind
in Tabelle 1 und Fig. 1 dargestellt. Allgemein ist zu sehen,
daß je größer die adsorbierte Schichtdicke ist, desto kleiner
die relative phagozytische Aufnahme ist. Diese Ergebnisse
stimmen überein mit den Vorhersagen der verschiedenen Theorien,
die aufgestellt wurden, um das Phänomen der sterischen Stabilisation
zu erklären. Daher scheint es, daß diese Theorien auch
auf die Wechselwirkung von Partikeln mit phagozytischen Zellen
angewendet werden können. Eine Extrapolation der fallenden
Linie in Fig. 1 bis zu einer phagozytischen Aufnahme von Null
läßt vorhersehen, daß eine adsorbierte Schichtdicke von etwa
230 Å nötig wäre, um die van der Waals'schen Anziehungskräfte
zwischen den Makrophagen und den 5,25 µm-Partikeln zu überwinden.
Es ist schwer, genau vorauszusagen, welche Größe die Schicht
haben müßte, die ausreichend wäre, um den gleichen Stabilisiereffekt
für sehr viel kleinere Partikel (z. B. 60 nm) zu ergeben.
Da jedoch die van der Waal'schen Anziehungskräfte (VA) direkt
mit dem Partikelradius (a) zusammenhängen
wobei A die Hamaker-Konstante des Verbunds und h die Planck'sche
Konstante ist, ist zu erwarten, daß eine adsorbierte Schichtdicke
von etwa 100 Å angemessen sein sollte, um nicht nur sterische
Stabilisation von 60 nm Polystyrol-Partikeln in bezug auf
ihre aggregaten Eigenschaften (prospensity) sondern auch
in bezug auf ein Fehlen einer Wechselwirkung mit den Makrophagen
zu liefern.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden
beschrieben:
Beispiel 1
DIE ORGANVERTEILUNG UND ZIRKULATIONSZEIT VON INTRAVENÖS INJIZIERTEN
KOLLOIDALEN TRÄGERN, DIE STERISCH MIT EINEM BLOCK-
COPOLYMERISAT-POLOXAMIN 908 stabilisiert sind.
Verfahren
Polysytrol-Mikrokugeln im Größenbereich 50-60 nm wurden von
Polyscience (Northhampton, UK), bezogen. Die Partikelgröße
wurde durch Verwendung von Photonen-Correlations-Spektroskopie
bestätigt. Die Partikel wurden oberflächenmarkiert mit Iodin-131,
wie zuvor beschrieben durch L. ILLUM, S. S. DAVIS, C. G. WILSON,
N. W. THOMAS, M. FRIER und J. G. HARDY, Int. J. Pharm. 12, 135;
1982.
Poloxamin 908 (durchschnittliches Molekulargewicht MW 25 000:
durchschnittlich 80% Gewichtsprozente von Polyoxyäthylen-
Ketten) wurde von Ugine Kuhlman Ltd., Bolton, UK, bezogen
und verwendet wie erhalten.
Eine Inkubation der Polystyrol-Mikrokugeln mit einer 2%-
Gewicht/Volumen-Lösung von Poloxamin 908 ergab eine adsorbierte
Schichtdicke von 134 Å.
In vivo-Experimente wurden mit Gruppen von weißen Neuseelandkaninchen
(3 kg) (n = 3) durchgeführt. Intravenöse Injektionen
wurden gegeben durch die Ohr-Randader (Polystyrol-Mikrokugeln
0,3 ml, 4 × 1013 Partikel, 3 MBq Aktivität; Emulsion 1,0 ml,
1012 Partikel, 3-4MBq). Unbeschichtete Polystyrol-Partikel
wurden in destilliertem Wasser verabreicht (Kontrolle). Mit
Poloxamin 908 überzogene Partikel (25 Stunden-Gleichgewicht)
wurden entweder als Inkubationsmischung (enthaltend 1% Poloxamin
908) oder in destilliertem Wasser verabreicht, nachdem das
überschüssige Poloxamin in einer Sepharose-CL48-Säule abgetrennt
worden war.
Einer Gruppe der Kaninchen wurden ähnliche, wiederholte Injektionen
von mit Poloxamin beschichteten Polystyrol-Mikrokugeln
an fünf aufeinanderfolgenden Tagen gegeben. Einer anderen
Gruppe wurde eine Dosis von unbeschichteten Polystyrol-Mikrokugeln
eine Stunde nach der Injektion des beschichteten Materials
gegeben.
Blutproben wurden in geeigneten Abständen entnommen und die
Aktivität in einem Gamma-Zähler gezählt. Die Verteilung der
markierten Partikel in der Leber wurde durch Gamma-Scintigraphie
verfolgt. Die dynamischen und statischen Bilder der Leberverteilung
wurden analysiert durch Schaffung von Interessenbereichen
und mit der Ganzkörperaktivität verglichen. Die Aktivität
in der Leber, die mit dem Blut in Verbindung gebracht wurde
(associated with the blood pool), wurde mit 25% der Zirkulations-
Aktivität bestimmt, bei aufeinanderfolgender Verabreichung
von Tc-99m-markiertem Pyrophosphat (rote Blutzellen
Markierung) und Iodin-131-markierten Mikrokugeln (um ein
Leberbild zu schaffen). Dieser Wert stimmte gut überein mit
Daten für Mensch und Ratte (siehe z. B. H. P. J. BENNETT und
C. McMARTIN, J. Endocr. 82, 33, 1979; J. W. TRIPLETT,
T. L. HAYDEN, L. K. McWHORTER, S. R. GAUTAM, E. E. KIM und
D. W. A. BOURNE, J. Pharm. Sci. 74, 1007 , 1985).
Acht Tage nach der Verabreichung wurden die Kaninchen geopfert
und die Organe entfernt. Die gesamte Aktivität in ausgewählten
Bereichen und im Kadaver wurde bestimmt, wobei ein Gamma-Zähler
für großvolumige Proben verwendet wurde.
ERGEBNISSE
Unbeschichtete Polystyrol-Partikel wurden durch die Leber
und die Milz schnell (t50% = 55 s) und wirksam (90% der
Dosis in zwei Minuten) aufgenommen, während Partikel, die
mit Poloxaminen 908 beschichtet waren, im wesentlichen in dem
Gefäßbereich blieben und eine geringe Aufnahme im Leber/Milz-
Bereich zeigten (Fig. 2 und 3). Ähnliche Ergebnisse wurden
erzielt für beschichtete Partikel, die von überschüssigem
Poloxamin 908 durch Verwendung einer Sepharose-CL4B-Säule
abgetrennt wurden. Wiederholte Injektionen von Polystyrol-Partikeln,
beschichtet mit Poloxamin 908 (eine Injektion pro
Tag über fünf Tage), ergaben eine gewisse Aufnahme in der
Leber und der Milz, aber dies stand weitgehend in Zusammenhang
mit dem Blutgehalt in der Leber. Die Injektion von unbeschichteten
Polystyrol-Partikeln in Kaninchen, eine Stunde nachdem
sie eine Dosis von Polystyrol-Partikeln beschichtet mit
Poloxamin 908 erhalten hatten, demonstrierte, daß die unbeschichteten
Partikel hauptsächlich durch die Leber/Milz wie
bei unbehandelten Tieren entfernt wurden, wodurch demonstriert
wurde, daß das Poloxamin 908 keine Beeinträchtigung des
retoculoendothelialen Systems verursacht hatte.
Die Messung der zirkulierenden Beträge von Aktivität zeigte,
daß die beschichteten Partikel weitgehend im Gefäßbereich
blieben, während in Übereinstimmung mit der scintigraphischen
Information wenig von dem unbeschichteten Material im Blut
gefunden werden konnte (Tabelle 2). Es ist interessant, daß
ein beträchtlicher Anteil der verabreichten Dosis nicht für
die Meßergebnisse der Beträge im Blut verantwortlich war.
Scintigraphische Messungen und Bestimmungen der Beträge in
den Organen (siehe unten) ergaben keine bedeutenden Aufnahmebereiche
(einschließlich des Knochenmarks). Infolgedessen
ist anzunehmen, daß die beschichteten Partikel lose mit den
endothelialen Zellen verbunden sein könnten, die die Gefäße
auskleiden.
Die Beträge der Aktivität in den verschiedenen Organen acht
Tage nach der Injektion sind in Tabelle 3 gezeigt. Die unbeschichteten
Teilchen wurden weitgehend in der Leber und in
der Milz gefunden, während die beschichteten Teilchen sich
weitgehend in dem Kadaver fanden.
Beispiel
INTRAVENÖSE VERABREICHUNG VON STRAHLENMARKIERTEN EMULSIONEN
UND DIE ROLLE DES BLOCK-COPOLYMERISATS - POLOXAMIN 908
Diese Studie wurde durchgeführt, um zu untersuchen, ob das
Beschichtungsmittel Poloxamin 908 ein biologisch abbaubares
Emulsionssystem allein innerhalb der systemischen Zirkulation
aufrechterhalten würde. Emulsionen, die mit dem Gammastrahlung
emittierenden Mittel Iodin-123 markiert waren, wurden intravenös
in Kaninchen injiziert. Zwei Kontroll-Zusammensetzungen
bestanden aus Emulsionen, die unter Verwendung von Ei-Lezithin
als Emulgator mit und ohne zugesetzte Gelatine hergestellt
wurden. Das Kontrollsystem mit Gelatine wurde gewählt, da
es allgemein bekannt ist, daß Gelatine eine wichtige Rolle
bei der Zuführung kolloidaler Partikel zu der Leber haben
kann; dieser Prozß wird zustandegebracht durch die Adsorption
der Blutkomponente Fibronectin. Die Rolle der verschiedenen
Emulgatoren bei der Steuerung der Leberaufnahme als auch die
Freigabe aus dem Kreislauf wurde bestimmt durch scintigraphische
Abbildung der Lebern von Kaninchen über einen geeignten
Zeitraum und durch die Entnahme von Blutproben und durch Zählung
der Gamma-Aktivität. Das für diese Arbeit gewählte Öl
war Sojabohnenöl, die gleiche Komponente wie sie in dem kommerziellen
Produkt Intralipid verwendet wird. Da dieses Material
durch den Körper metabolisiert wird, wurden scintigraphische
Blut-Daten über einen Zeitraum von sechs Stunden gesammelt.
VERFAHREN
TIERE
Weibliche Neuseelandkaninchen mit einem ungefähren
Gewicht von 2 kg wurden als Experimetiermodelle gewählt;
drei Kaninchen wurden pro Gruppe gewählt.
Preparation der Emulsionen
Sojabohnenöl wurde unter Verwendung des Verfahrens von Lubran
und Pearson (J. Clin. Pathol. 11 (165) (1985) vorbereitet.
Iodin-123 wurde als das geeignetste Radionuklid vom Standpunkt
seiner guten Abbildungseigenschaften, seiner kurzen Halbwertszeit
und seiner größeren Sicherheit gegenüber Iodin-131
gewählt. Das Iodin-123 wurde von Harwell bezogen. Die Iodinations-
Methode beinhaltet die kovalente Bindung geringer Mengen
des markierten Iodins über die Doppelbindung der ungesättigten
Komponenten des vegetabilischen Öls. Diese Methode wurde früher
erfolgreich benutzt und ähnliche iodinisierte Fettsäuren
wurden im radio-diagnostischen Bereich als Myocard-Abbilde-
Mittel verwendet. Das strahlenmarkierte Öl wurde mit einem
weiteren Anteil von unmarkiertem Öl gemischt, und das gemischte
Öl wurden dann emulgiert entweder mit Poloxamin 908 (BASF)
(2%) oder mit Ei-Lezithin (Lipoid) (1,2%). Ein Ultraschall-
Versuchssystem (zehn Minuten Beschallung) (Dawe Soniprobe)
wurde für diese Prozedur verwendet. Vorhergehende Untersuchungen
unter Verwendung von unmarkierten Ölen hatten gezeigt,
daß die durch dieses Verfahren erzeugte Partikelgröße in der
Größenordnung von 150 nm lag. Diese Größe ist sehr ähnlich
zu derjenigen, die in kommerziellen Fettemulsionsprodukten
(z. B. Intralipid) gefunden wird. Eine Probe der durch Ei-
Lezithin stabilisierten Emulsion wurde mit Gelatine (2%)
gemischt gemäß dem durch Tonaki eta al (Exp. Mol. Pat. 25 189
(1976) beschriebenen Verfahren.
Bei diesem Verfahren wird etwas Gelatine auf die Oberfläche
der Partikel adsorbiert oder kann eine gemischte emulgierende
Schicht mit dem Ei-Lezithin bilden und verstärkt dadurch die
Aufnahme der Emulsion in der Leber, vermittelt durch adsorbiertes
Fibronectin.
Experimentelles Vorgehen
Die Versuchstiere wurden injiziert über die Ohrrandader unter
Verwendung von 1-ml-Proben der markierten Emulsionen. Der
Ölgehalt in den Emulsionen war 10%. Den Emulsionen folgte
eine 2-ml-Spülung mit normaler Salzlösung. Nach der Injektion
wurden die Tiere auf die Maßfläche eine Gamma-Kamera gesetzt
(Maxikamera, GEC, 40 cm Blickfeld), die auf die Photoenergie-
Spitzen des Iodin-123 abgestimmt war. Dynamische Bilder wurden
alle 15 Sekunden über einen Zeitraum von 15 Minuten aufgenommen.
Blutproben wurden von dem entgegengesetzten Ohr entnommen
(0,5 ml). Die scintigraphischen Bilder wurden mittels Computer
gespeichert und dann analysiert, um Informationen über die
Aufnahme in der Leber (Milz) zu erhalten. Die Blutproben wurden
verdünnt und in einem konventionellen Gamma-Zähler gezählt.
Es ist hier zu bemerken, daß bei der Gamma-Scintigraphie es
schwierig ist, zwischen der Leber und der Milz in einem lebenden
Tier zu unterscheiden, aber in bezug auf Fig. 10 und andere
Ergebnisse steht fest, daß die Leber das dominante Organ
ist.
Ergebnisse
Die Aufnahme der markierten Emulsionen im Bereich der Leber
und der Milz ist in Fig. 4 gezeigt. Es ist zu sehen, daß das
Ausmaß der Aufnahme von der Natur der Emulgators abhängt,
der zur Zubereitung der Emulsionen verwendet wurde. Diejenigen
Emulsionen, die unter Verwendung von Poloxamin 908 hergestellt
wurden, lieferten eine Aufnahme in der Leber von etwa 25%,
während diejenigen, die mit Ei-Lezithin emulgiert wurden,
einen Wert hatten, der näher bei 40% lag. Die Emulsionen,
die die zugesetzte Gelatine enthielten, hatten einen Aufnahmewert
von etwa 60%. Diese Leber-Aufnahmewerte für Ei-Lezithin
und P-908-Systeme spiegeln sich wieder in dem Diagramm des
Blutgehalts gegen die Zeit, indem die durch die Ei-Lezithin stabilisierten
Emulsionen eine viel schnellere Befreiung von dem
Blut als die durch Poloxamin 908 stabilisierten Emulsionen
demonstrieren (Fig. 5). Der schnelle Abfall im Blutgehalt,
der für die beiden Kurven ersichtlich ist, kann der Anwesenheit
von geringen Mengen freien Iodins zugeschrieben werden, das
verabreicht wurde. Eine kinetische Analyse der Daten (Erste
Ordnung) zeigt, daß die durch Ei-Lezithin stabilisierte Emulsion
aus dem Blut mit einer Halbwertzeit von etwa fünf Minuten
freigegeben wird, während die durch P-908 stabilisierte Emulsion
mit einer Halbwertzeit von etwa 208 Minuten freigegeben wird.
Das Plateau-Niveau der Aktivität, das für die Ei-Lezithin-
Daten ersichtlich ist, spiegelt die Tatsache wider, daß die
Emulsion metabolisiert wird, und iodinisierte Spaltprodukte
(breakdown products) werden in das Plasma freigegeben, um
ein mehr oder weniger stetiges Niveau zu ergeben.
Die in der Leber des Tieres festgestellte Aktivität nach
der Verabreichung eines kolloidalen Systems enthält Aktivität,
die aus der Aufnahme der Partikel durch die Leberzellen
(höchstwahrscheinlich die Kupffer-Zellen) resultiert als auch
aus der normalen Zirkulationsaktivität als Teil des Blutgehalts.
Dieser Wert liegt bei etwa 25%. Somit kann für die mit
Poloxamin 908 durchgeführten Studien geschlossen werden, daß
die gesamte im Leber-(Milz)-Bereich festgestellte Aktivität
auf der zirkulierenden, nicht entfernten oder nicht abgeschiedenen
Emulsion beruht und daß das Block-Copolymerisat eine
Aufnahme der Emulsion in der Leber effektiv verhindert.
Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die Untersuchungen,
die unter Verwendung von Polystyrol-Mikrokugeln durchgeführt
wurden, die mit dem Block-Copolymerisat Poloxamin 908 überzogen
waren, nämlich daß solche Systeme von der Leber weitgehend
ignoriert werden und über eine ausgedehnte Zeitdauer in Zirkulation
gehalten werden. Solche Systeme könnten große Vorteile
für die Zuführung pharmakologischer Mittel haben, wenn die
Aufnahme von Emulsionspartikeln durch die Leber vermieden
werden soll, um nachteilige Reaktionen und Nebenwirkungen
zu vermeiden.
Beispiel 3
EINSCHIESSEN VON KOLLOIDALEN PARTIKELN IN DAS KNOCHENMARK
UNTER VERWENDUNG DES BLOCK-COPOLYMERISATS-POLOXAMER 407
Zweck dieser Studie war, das Ausmaß und die Anordnung der
Verteilung von mit Poloxamer 407 beschichteten Polystyrol-
Partikeln in dem intakten Versuchstier zu bestimmen. Dieses
Material hat die Fähigkeit, kolloidale Partikel modellhaft
ausgewählt dem Knochenmark zuzuführen.
Verfahren
Polystyrol-Partikel (60 nm Durchmesser) wurden von Polyscience
(Northampton, UK) gekauft. Die Partikelgröße wurde unter Verwendung
der Photonen-Korrelations-Spektroskopie (PCS) bestätigt.
Die Partikel wurden wie oben beschrieben an der Oberfläche
mit Iodin 131 markiert. Poloxamer 407 (durchschnittliches
Molekulargewicht MW 10 500) wurde von Ugine Kuhlman Ltd.,
Bolton, UK, geliefert und verwendet wie empfangen.
Die markierten Polystyrolpartikel wurden 24 Stunden lang mit
einer 2% Gewicht/Volumen-Lösung von Poloxamer 407 inkubiert,
was eine Oberflächenbeschichtungsschicht von 123 Å Dicke,
gemessen durch PCS, ergab.
Gruppen von weißen Neuseeland-Kaninchen (3 kg) (n = 3) wurden
intravenös über die Ohrrandader entweder mit unbeschichteten
Polystyrol-Partikeln (0,3 ml, 4 × 1013 Partikel, 3 MBg Aktivität)
oder mit mit Poloxamer 407 beschichteten Partikeln
(0,6 ml, 4 × 1013 Partikel, 3 MBq Aktivität) injiziert. Die
mit Poloxamer 407 beschichteten Partikel wurden als Inkubationsmischung
verabreicht, die unbeschichteten Partikel in destilliertem
Wasser.
Blutproben wurden in geeigneten Zeitabständen entnommen, und
die Aktiviät wurden unter Verwendung eines Gamma-Zählers gemessen.
Die Verteilung der markierten Partikel in dem Körper
wurden durch Gamma-Scintigraphie verfolgt. Dynamische und
statische Bilder der Leber, des Milzbereichs und des linken
Hinterlaufs wurden durch Schaffung von Interessenbereichen
analysiert und mit der Ganzkörperaktivität verglichen. Acht
Tage nach der Verabreichung wurden die Kaninchen geopfert
und die Organe entfernt. Die gesamte Aktivität in ausgewählten
Organen, im Blut, im Oberschenkel und im restlichen Kadaver
wurde bestimmt unter Verwendung eines Gamma-Zählers für großvolumige
Proben.
Ergebnisse
Die Meßergebnisse der Gamma-Kamera-Scintillationszähler der
Kaninchen zeigten klar, daß unbeschichtete Polystyrol-Partikel
nach der Injektion weitgehend durch die Leber und die Milz
aufgenommen wurden, während die mit Poloxamer 407 beschichteten
Partikel im Knochenmark abgelagert wurden, wodurch ein deutliches
Bild des Kaninchenskeletts geliefert wurde. Ferner konnten
keine Bilder des Leber/Milz-Bereichs oder anderer Organbereiche
sichtbar gemacht werden (Fig. 6).
Die Aufnahme der unbeschichteten Partikel durch den Leber/Milz-
Bereich ging sowohl schnell als auch wirksam vor sich, wobei
90% der Partikel innerhalb von zwei Minuten in diesen Organen
abgelagert wurden. Dies wird veranschaulicht durch die Leber/
Milz-Aktivitätszeit-Profile (Fig. 7) für die ersten 15 Minuten
nach der Injektion. Die mit Poloxamer 407 beschichteten
Partikel zeigten eine merkliche verminderte Leber/Milz-Aktivität,
die ein Maximum von 25% nach zwei Minuten erreichte
und dann allmählich auf ein Niveau von 17% abfiel. Etwa 10%
dieser Aktivität kann der Aktivität in dem Kreislauf (Blutgehalt)
zugerechnet werden und stellt nicht eine Partikelentfernung
dar. Während des gleichen Zeitraums waren die mit
Poloxamer 407 beschichteten Partikel schnell im Knochenmark
angesammelt mit einer Halbwertzeit der Aufnahme von etwa
zwei Minuten, wie aus dem Aktivitäts-Zeit-Profil (Fig. 8)
ersichtlich ist, das durch Schaffung eines Interessenbereichs
um den linken Hinterlauf herum erhalten wurde. Im Vergleich
wurden nur Hintergrundbeträge von Aktivität für denselben
Interessenbereich bei Kaninchen beobachtet, die die unbeschichteten
Partikel erhalten hatten. Gemessene Blut-Aktivitäten
zeigten, daß sowohl die unbeschichteten als auch die beschichteten
Partikel schnell aus dem Blutstrom entfernt wurden.
Die geschätzte Halbwertzeit der Blutbefreiung entspricht
ganz gut den gemessenen Halbwertzeiten der Aufnahme in der
Leber bzw. Milz und im Knochenmark (Fig. 9).
Acht Tage nach der Verabreichung der Partikel gemessene Beträge
in den Organen zeigen schlüssig, daß eine Beschichtung
der Partikel mit Poloxamer 407 zu einer Verminderung der Aufnahme
in der Lunge, der Milz und der Leber führt; aber noch
wichtiger ist es, daß ein dramatischer Anstieg der Aufnahme
in den Knochen durch die gemessene Aktivität in dem Schenkel
und dem restlichen Kadaver angezeigt wird (Fig. 10).
ANWENDUNGEN DER ANZNEIMITTELZUFÜHRUNG
Die mit Poloxamin 908 beschichteten Partikel, die im Blutstrom
enthalten sind, könnten verwendet werden, um andere
Gebiete in dem Mikro-Gefäßsystem zu beschießen, beispielsweise
bestimmte Bereiche im Knochenmark, die Leber selbst, das Herz,
die Nieren, die Lunge und selbst Tumorzellen, wenn der Tumor
ein Gefäßsystem hat, das einen Bluterguß oder Blutaustritt
gestattet. Diese Art des Beschießens ist ein aktives, gezieltes
Beschießen und erfordert die Anbringung eines geeigneten
Liganden an dem Partikel oder an seinem Polymer-Überzug. Geeignete
Liganden umfassen monoklonale Antikörper oder deren Fragmente,
Apolipoproteine, Zucker und Lectine.
Arzneimittel, die unter Verwendung von mit Poloxamin 908 beschichteten
Partikeln verabreicht werden könnten, umfassen
Anti-Infektionsmittel (z. B. Amphotericin), makrophage Aktivierungsmittel,
Anti-Thrombosemittel, Herzmittel (z. B. Prostaglandine)
und Arzneimittel gegen Leukämie.
Die mit Poloxamer 407 beschichteten Teilchen könnten verwendet
werden, um Arzneimittel und radio-diagnostische Mittel dem
Knochenmark zuzuführen. Diese Mittel umfassen Immuno-Unterdrücker
(immunosuppressants), wie Cyclosporin, Peptid-Arzneimittel,
wie Kolonie-stimulierende Faktoren (colony stimulating factors) und
Radio-Isotope für diagnostische Zwecke (z. B. Iodin-Isotope, Technetium-99m).
Während das oben wiedergegebe Beispiel hauptsächlich auf
ein nicht abbaubares Modellpartikel Bezug nimmt, nämlich
Polystyrol, würde das gleiche Konzept gleich gut mit Partikeln
arbeiten, die im Körper biologisch abbaubar sind. Beispiele
hierfür umfassen Albumin, Gelatine, Polyalkyl-Cyanoakrylate,
Polylaktide, Polyglykolide, Polyhydroxybutyrate und deren
Mischungen in der Form von Copolymerisaten; sie umfassen auch
Emulsionen und phospholipide Bläschen.
Das Überzugsmittel muß nicht notwendigerweise ein Block-
Copolymerisat sein, das Polyoxy-Äthylen-Polyoxy-Propylen-
Gruppen aufweist, wie in dem Beispiel gezeigt. Andere Materialien,
die eine gleichartige Wirkung erzielen, könnten verwendet
werden. Beispiele hierfür umfassen Poloxamere, Polymalein-
Säure, veresterte Polymere, um geeignete hydriphile und
hydrophobe Bereiche zu bilden, sowie auch natürliche Materialien,
wie Polysaccaride und Hyaluron-Säure. Polymere Überzüge,
die nicht nur eine sterische Barriere sondern auch eine
elektrostatische Barriere schaffen, sind ebenfalls wirksam,
um die Partikel von dem reticuloendothelialen System weg zu
leiten, und Materialien, wie Xanthan oder Xanthan-Harz, die
nicht nur aus einer hydrophilen Kette bestehen, sondern auch
aufgeladene Carboxyl-Gruppen, sind ein geeigneter Ausgangspunkt,
vorausgesetzt, daß sie gut an der Oberfläche der in
Frage kommenden kolloidalen Partikel angebracht werden können.
Kolloidale Partikel in der Form von Liposomen und Emulsionen
könnten auch mit ähnlichen Arten von Materialien überzogen
werden. Die Ergebnisse zeigen auch, daß das Polymer-Material
Tetronic 908 und Makromoleküle mit ähnlichen hydrophilen/
hydrophoben Bereichen ebenfalls verwendet werden könnten als
lösliche makromolekulare Träger für Arzneimittel-Moleküle
durch direkte Verbindung oder durch abbaubare Zwischenräume
und Verbindungen.
Das Anbringen geeigneter hydrophiler Gruppen wurde erreicht
durch Oberflächen-Propf-Techniken, entweder während des
Polymerisationsprozesses, wodurch das Partikel anfänglich hergestellt
wird, oder durch nachträgliche Propfmethoden, die
energetische Quellen beinhalten, wie ultraviolettes Licht
und Gamma-Strahlung.
Poloxamin 908 und Poloxamer 407 (CFTA-Namen) sind auch
kommerziell unter den Bezeichnungen TETRONIC und PLURONIC
(eingetragene Warenzeichen) von der BASF WYANDOTTE Corporation,
100 Cherry Hill Road, P. O. Box 181, Parsippany, N. J. 07054, USA,
zu beziehen.
Oberflächen-Eigenschaften und phagocytische Aufnahmen von Polystyrol-Partikeln,
überzogen mit nicht-ionischen Tensiden.
Blut-Aktivität 15 min. und 1 Stunde nach Verabreichung von unbeschichteten
und beschichteten Polystyrol-Mikrokugeln an Kaninchen.
Ablagerung von unbeschichteten und beschichteten Polystyrol-Mikrokugeln
in verschiedenen Organen 8 Tage nach intravenöser Verabreichung in Kaninchen.
Die Werte sind ausgedrückt in Prozent der Gesamtaktivität (±SEM)