DE3608973A1 - Verfahren und vorrichtung zum steuern der verdichtungsphase beim spritzgiessen thermoplastischer formmassen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zum steuern der verdichtungsphase beim spritzgiessen thermoplastischer formmassenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Verdichten und gleichzeitigen Abkühlen von wärme
plastifizierbarem Material, zum Beispiel von thermo
plastischen Kunststoffen, in einem Formwerkzeug mit
Hilfe eines Einspritzkolbens oder einer als Einspritz
kolben wirkenden Schubschnecke, wobei im Anschluß an
die vollständige Füllung des Formwerkzeugs mit Formmasse
ein Verdichtungsdruck auf die Formmasse ausgeübt wird
mit dem Ziel einer vollständigen oder teilweisen Kompen
sation der abkühlungsbedingten Volumenkontraktion. Das
Ausmaß dieses Ausgleichs der Kontraktionstendenz und
damit der Betrag der verbleibenden, am Formteil fest
stellbaren Volumenkontraktion, also der Schwindung, ist
sowohl abhängig vom Verlauf des Druckes während der Ver
dichtungsphase als auch vom Verlauf der die Abkühlung
bestimmenden Temperaturen, z.B. der Temperatur der Form
masse und/oder des Formwerkzeugs. Ferner ist das spezi
fische Erstarrungsverhalten der Formmasse entscheidend,
das durch den Zusammenhang Druck-Volumen-Temperatur
in Form von Diagrammen oder Datensammlungen oder in
Form massespezifischer mathematischer Funktionen be
schrieben werden kann.
Die Verdichtung der Formmasse im Formwerkzeug ist
zwangsläufig verbunden mit einem Massestrom durch den
Anguß und die Fließkanäle des Formwerkzeugs. Solche
Masseströme sind bei wenig fortgeschrittener Abkühlung
durchaus zulässig und wenig qualitätsmindernd, bei
stärker fortgeschrittener Abkühlung werden jedoch die
Qualitätsminderungen aufgrund von Molekülorientierungen,
Füllstofforientierungen, Beeinträchtigung der Kristallit
strukturen, Schichtenbildungen oder ähnlichen Phänomenen
so gravierend, daß erhebliche Qualitätsmängel an den
Formteilen auftreten. Es wird deshalb in bekannter Weise
angestrebt, daß zumindest gegen Ende der Verdichtungs
phase eine Druckführung erreicht wird, bei der kein
Massestrom im Anguß und in den Fließkanälen mehr statt
findet. Dies entspricht einer Abkühlung bei konstantem
spezifischen Volumen der Formmasse und wird als "iso
chore" Abkühlung bezeichnet. Sobald die Formmasse im
Anguß des Formwerkzeugs vollständig erstarrt und damit
kein weiterer Massestrom möglich ist, tritt die isochore
Abkühlung von selbst ein.
Bei bekannten Verfahren zur Steuerung der Verdichtungs
phase wird der Beginn der isochoren Abkühlung nicht dem
Erstarrungsverhalten des Angusses überlassen, da sonst
aufgrund von Temperatureinflüssen keine ausreichend
genaue Reproduzierbarkeit der Formteilschwindung erreicht
werden kann. Vielmehr wird die isochore Abkühlung einge
leitet durch eine aktive Steuerungsmaßnahme, z.B. durch
Betätigung eines den Anguß verschließenden Organs oder
durch Stillstand der Schubschnecke nach Ablauf einer in
der Steuerung festgelegten Zeit. Sobald jedoch Schwan
kungen der die Abkühlung bestimmenden Temperaturen ein
treten, findet der Beginn isochorer Abkühlung bei geän
derter Massetemperatur statt, wodurch sich auch das
spezifische Volumen der Formmasse ändert. Hieraus ergibt
sich wiederum ein anderer Schwindungsbetrag des Formteils
und damit stellen sich nachteilige Maßungenauigkeiten ein.
Beispielsweise ist die mit höherer Temperatur des Form
werkzeugs zunehmende Schwindung bekannt. Mit den bekann
ten Steuerungsverfahren kann jedoch die als Störgröße
auftretende Werkzeugtemperaturschwankung nicht selbsttätig
ausgeglichen werden.
Bei einem anderen bekannten Verfahren wird die iso
chore Abkühlung herbeigeführt durch die Eingabe eines
rechnerisch ermittelten Druck-Zeit-Programms in
Korrelation mit der rechnerisch ermittelten Prognose
des Temperatur-Zeit-Verlaufs. Dabei ist als Zielgröße
der Steuerungsprogramme ein bestimmtes, für jedes Form
teil und jede Formmasse charakteristisches spezifisches
Volumen vorzugeben. Die Durchführung der Rechnungen
setzt die Kenntnis des formmassespezifischen Zusammen
hangs Druck-Volumen-Temperatur voraus, wobei eine zuver
lässige mathematische Beschreibung in der Regel nur durch
die Bestimmung von mindestens 7 bis 14 Koeffizienten
möglich ist. Auch die Voraussage des Abkühltemperatur
verlaufs erfordert die Kenntnis mehrerer materialspezi
fischer Größen. Ein erheblicher Nachteil dieses Ver
fahrens ist daher der beträchtliche Rechenaufwand, der
den Steuerungsaufwand erhöht und die Steuerung selbst
kompliziert und störanfällig macht. Darüber hinaus ist
die Steuerung abhängig davon, daß gesicherte masse
spezifische Meßwerte zur Ermittlung der Rechenkoeffizi
enten verfügbar sind, was jedoch mit einem hohen meß
technischen Aufwand verbunden ist. Für häufig verwende
te Standardformmassen stehen solche Daten meistens zur
Verfügung, jedoch werden sehr viele Formmassen als
Modifikationen mit unterschiedlichen Farbstoffen, Füll
stoffen, Füllstoffanteilen, Additiven und als Gemenge
verarbeitet, für die dem Verarbeiter eine Beschaffung
zuverlässiger massespezifischer Werte sehr schwierig sein
wird.
Es ist Aufgabe der Erfindung, unter Vermeidung der
Nachteile bekannter Verfahren den für die Qualität
der Formteile günstigen isochoren Abkühlverlauf so
einzuleiten, daß der der isochoren Abkühlung zugehöri
ge Wert des spezifischen Volumens gegen den Einfluß
von temperaturabhängigen Störgrößen reproduzierbar
und in steuerungstechnisch selbsttätiger Weise bei
jedem Formgebungsvorgang aufgefunden werden kann. Hoher
Rechenaufwand soll dabei zugunsten einer Steuerungsver
einfachung vermieden werden. Der meßtechnische Aufwand
zur Bestimmung formmassespezifischer Rechenkoeffizienten
soll wesentlich reduziert oder nach einer Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ganz entbehrlich ge
macht werden. Bei der Lösung dieser Aufgaben wird davon
ausgegangen, daß die Verdichtungsphase lediglich einen
empirisch fixierten Wert des spezifischen Volumens kon
stant zu erbringen hat, um den geforderten Maßgenauig
keitsansprüchen zu genügen. Es ist nicht erforderlich,
daß dieser Wert zahlenmäßig bekannt ist. Das in kon
stanter Weise zu erbringende spezifische Volumen ist je
weils bestimmt durch Wertepaare Druck/Temperatur, die
im Bereich der Einleitung der isochoren Abkühlung einer
relativ einfachen mathematischen Beziehung gehorchen.
Im Druck-Temperatur-Feld beschreibt diese Beziehung
eine wenig gekrümmte Linie, die bei den meisten Kunst
stoffen mit genügender Genauigkeit durch eine Gerade
ersetzt werden kann. Sobald der tatsächliche Abkühl
verlauf, aus dem Bereich höherer Temperaturen herkommend,
die Linie erreicht, wird auf isochore Abkühlung umge
schaltet. Auf diese Weise werden Schwankungen des
Druckes und/oder der Temperatur im Formwerkzeug unerheb
lich, da die Steuerung der Spritzgießmaschine jeweils
bei einem der gleichen Isochore zugehörigen Druck-
Temperatur-Wertepaar auf isochore Abkühlung umschaltet.
Im Falle der Annäherung der Isochore durch eine Gerade
wird lediglich die Neigung der Geraden als formmasse
spezifischer Rechenwert benötigt. Aber auch bei Eingabe
der Isochore als wenig gekrümmte Linie sind nur relativ
wenige Rechenkoeffizienten erforderlich. Der Druckver
lauf im Formwerkzeug wird mit einem Sensor bekannter
Ausführung vorzugsweise in angußnaher Position gemessen,
über den Temperaturverlauf werden an repräsentativer
Stelle, vorzugsweise in der Nähe des Druckfühlers die
erforderlichen Informationen gewonnen. Es besteht
jedoch auch die Möglichkeit, den Temperaturgang rech
nerisch zu prognostizieren.
Der meßtechnische Aufwand zur Ermittlung formmassespezi
fischer Rechenkoeffizienten kann erfindungsgemäß dadurch
weiter reduziert werden, daß die bei der Ersteinstellung
der Spritzgießmaschine erscheinende Druck-Temperatur-
Linie steuerungstechnisch ausgewertet wird. Eine solche
steuerungstechnische Auswertung ist deshalb möglich, weil
nach dem vollständigen Erstarren des Angusses (Siegel
punkt) von selbst eine isochore Abkühlung eintritt.
Man erhält also eine vollständige Isochore, wenn man
den nach dem Siegelpunkt erscheinenden Druck-Temperatur-
Zusammenhang rechnerisch extrapoliert.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den bei einer
Anfangseinstellung der Spritzgießmaschine hervorgebrach
ten Wert für das spezifische Volumen der Formmasse vor
Schwindungsbeginn gegen den Einfluß von Störgrößen, ins
besondere von temperaturabhängigen Störgrößen, bei den
nachfolgenden Formungsvorgängen konstant zu halten.
Im Sinne einer Reduzierung der für die Beeinflussung
der Maschinensteuerung erforderlichen formmassespezi
fischen Größen ist es deshalb gemäß der Erfindung
möglich, ein bei der Anfangseinstellung gemessenes
Druck-Temperatur-Wertepaar als einen Punkt auf der
vorzugebenden Druck-Temperatur-Kurve zu ihrer Ermitt
lung zu verwenden. Da der Einfluß der Störgrößen in
der Regel nur Verschiebungen innerhalb eines nahen
Bereichs um das gemessene Druck-Temperatur-Wertepaar
verursacht, so ist es in vielen Fällen gerechtfertigt,
den Druck-Temperatur-Zusammenhang zur Beschreibung der
isochoren Abkühlung als lineare Verknüpfung annähernd
einzugeben. Damit verbleibt als formmassespezifische
Größe zur Beschreibung des Druck-Temperatur-Zusammenhangs
die Eingabe eines Druck-Temperatur-Gradienten. Wie
bereits beschrieben kann dieser Gradient aus einem
bei isochorer Abkühlung gemessenen Druck-Temperatur-
Verlauf ermittelt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren
macht damit die Steuerung der Spritzgießmaschine unabhängig
von der Verfügbarkeit des nur mit großem meßtechnischem
Aufwand ermittelbaren Druck-Volumen-Temperatur-Dia
gramms der jeweiligen Formmasse. Die erfindungsgemäße
Steuerung kann somit auch für Formmassen eingesetzt wer
den, für die kein solches Diagramm zur Verfügung steht.
Gegenüber solchen Steuerungen, die eine Eingabe des
Druck-Volumen-Temperatur-Diagramms erfordern, wird durch
die Erfindung der maschinelle Aufwand erheblich reduziert
und infolge der erzielten Vereinfachungen eine häufigere
Anwendung von Steuerungen mit isochorer Abkühlung er
reicht.
Die gemäß der Erfindung ausgeführte Steuerung einer
Spritzgießmaschine enthält vorzugsweise im Formwerkzeug
an repräsentativer Stelle angebrachte Druck- und Tempera
turfühler, die mit der Steuerung in der Weise verbunden
sind, daß der Druckmeßwert in einen Druckvergleicher
geleitet wird, der die isochore Abkühlung einleitet,
sobald der Druckmeßwert einen Druckgrenzwert erreicht
hat. Dieser Druckgrenzwert wird temperaturvariabel von
einem Funktionsgenerator verändert, in dem der vorgege
bene Druck-Temperatur-Zusammenhang zur Beschreibung der
isochoren Abkühlung gespeichert ist. Anstelle des
Temperaturfühlers im Formwerkzeug kann auch ein Tempera
tur-Simulator angeschlossen werden, der einen errechneten
Temperatur-Zeit-Verlauf erbringt.
Da die erfindungsgemäße Steuerung sowohl die Abhängigkeit
des spezifischen Volumens der Formmasse vom herrschenden
Druck als auch von gleichzeitig sich ändernden Tempera
turverhältnissen berücksichtigt, wird der Einfluß
schwankender Temperaturen ausgeglichen. Damit wird die
Wiederholgenauigkeit für die Schwindung der hergestellten
Formteile wesentlich verbessert und der Anteil maßunge
nauer Formteile reduziert, die Spritzgießfertigung
kann engere Fertigungstoleranzen einhalten. Darüber hinaus
wird das Anfahrverfahren verkürzt, da erfahrungsgemäß in
der Anfangsphase einer Spritzgießfertigung erhebliche
Temperaturänderungen der Fall sind, die bei konventio
neller Steuerung die Maße und Gewichte der Formteile be
einflussen.
Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung im Zusammenhang
mit den anliegenden Zeichnungen, die ein Ausführungsbei
spiel der Erfindung betreffen.
Darin zeigt
Fig. 1 eine schematische Darstellung des Einspritz
aggregates einer Spritzgießmaschine mit einer zugehöri
gen Drucksteuerung,
Fig. 2 ein Druck-Volumen-Temperatur-Diagramm eines
thermoplastischen Kunststoffs mit eingetragenem Abkühl
verlauf,
Fig. 3 einen aus dem Druck-Volumen-Temperatur-Diagramm
hergeleiteten Druck-Temperatur-Zusammenhang zur Erzielung
eines konstanten spezifischen Volumens der Formmasse,
Fig. 4 einen beispielhaften Verlauf einer gemessenen
Druck-Zeit- und Temperatur-Zeit-Kurve.
In Fig. 1 ist ein Schneckenzylinder 10 einer Spritzgieß
maschine dargestellt, in dem eine Schubschnecke 11 axial
beweglich ist, ausgerüstet mit einem den Schneckenvorraum
14 absperrenden Ring 12 und mit einer Schneckenspitze 13.
Mit Hilfe der Heizbänder 22 wird die Formmasse im
Schneckenvorraum 14 fließfähig gehalten und bei einer
Druckbeaufschlagung des Zylinderraums 30 durch die
Hydraulikpumpe 33 mittels der als Kolben wirkenden Schub
schnecke 11 in die Formhöhlung 17 des Formwerkzeugs 18, 19
gepreßt, wobei als Verbindungskanäle der Düsenkanal 15
und der Angußkanal 16 dienen. Nach der vollständigen Aus
füllung der Werkzeughöhlung 17 mit Formmasse schließt
sich eine Verdichtungsphase an, während der ein weiterer
Massestrom durch den Angußkanal 16 erfolgt, hervorge
rufen durch eine weitere axiale Bewegung des Kolbens
29 im Zylinder 36, der beispielsweise ein Hub der
Schneckenspitze 13 von Position 56 zu Position 57 ent
spricht. Der mit der Verdichtung verbundene Druckaufbau
in der Werkzeughöhlung 17 wird als elektrisches Signal
vom Druckfühler 42 über die Signalleitung 44 an den
Druckvergleicher 46 gemeldet. Das Formwerkzeug 18, 19
wird von Kühlmittel in nicht dargestellten Kühlmittel
kanälen durchströmt und entzieht damit der mit hoher
Temperatur eingeflossenen Formmasse Wärme. Der daraus
sich ergebende Temperaturverlauf wird mit dem Temperatur
fühler 41 gemessen und als elektrisches Signal über
die Signalleitung 43 dem Funktionsgenerator 45 zugeführt.
Im Funktionsgenerator 45 ist ein Temperatur-Druck-Zu
sammenhang gespeichert, der einer isochoren Abkühlung
entspricht und wie er in der Beschreibung von Fig. 3
näher erläutert wird. Mittels dieses gespeicherten
Temperatur-Druck-Zusammenhangs erzeugt der Funktions
generator 45 einen zum jeweilig zugeführten Temperatur
signal gehörigen Druckwert p-u, der als elektrisches
Signal über die Signalleitung 47 an den Druckvergleicher
46 mitgeteilt wird. Im Druckvergleicher 46 wird der
fortlaufend gemessene Druckwert p mit dem fortlaufend
erzeugten Druckwert p-u verglichen. Solange die Differenz
beider Druckwerte groß ist, schaltet der Druckvergleicher
46 zum zeitlich nachfolgenden Vergleichsvorgang um.
Liegt jedoch die Differenz der beiden Druckwerte unter
halb eines vorgebbaren Grenzwertes, so erzeugt der
Druckvergleicher 46 ein Steuersignal, das über die
Signalleitung 48 auf einen Druckprogrammgeber 49 geht
und das gleichzeitig die Wirksamkeit des Druckprogramm
gebers 49 über die Steuerleitung 34 auf das Druckbe
grenzungsorgan 32 einschaltet. Das erzeugte Druck-Zeit-
Programm entspricht einer isochoren Abkühlung und wird
beispielsweise dadurch hervorgebracht, daß der Druck p(t)
in selbstregelnder Weise sich so einstellt, daß an dem
die Position der Schubschnecke 11 messenden Wegegeber 54
keine weitere Positionsveränderung über die Signalleitung
55 am Druckprogrammgeber 49 erscheint.
Ein anderes Ausführungsbeispiel sieht vor, daß der iso
chore Abkühlverlauf durch Verschließen der Werkzeug
höhlung 17 mittels eines den Angußkanal 16 versperrenden
Ventils 51, beispielsweise ein Drehschieberventil, erfolgt.
In diesem Fall würde der Druckvergleicher 46 über die
Signalleitung 50 ein Ventilsteuergerät 53, beispielsweise
ein Pneumatikventil, einschalten, das über die Steuer
leitung 52 das Ventil 51 verschließend betätigt, sobald
im Druckvergleicher 46 eine ausreichend kleine Differenz
zwischen den Druckwerten p-u und p erscheint.
Die Positionsziffer 58 entspricht der vordersten, durch
die Zylinderwand 35 begrenzten Endstellung der Schnecken
spitze 13. Sobald im Verlaufe der Verdichtungsphase
diese Position erreicht und nicht mehr verlassen wird,
tritt ebenfalls isochore Abkühlung ein, vorausgesetzt,
daß die Maschinenplatten 21 und 20 die Teile 18 und 19
des Formwerkzeugs geschlossen halten. Meldet der Wegege
ber 54 das Erreichen der Position 58, so kann im Rahmen
eines Einstellversuches der Funktionsgenerator 45 über
die Signalleitungen 39 und 43 mit gemessenen Druck-
Temperatur-Werten beliefert werden, um daraus
mit Hilfe von Extrapolation die formmassespezifischen
Rechenkoeffizienten zur Beschreibung der isochoren
Abkühlung zu gewinnen.
Fig. 2 zeigt das Druck-Volumen-Temperatur-Diagramm
eines thermoplastischen Kunststoffes und darin eingetra
gen den Abkühlverlauf während und nach der Verdichtungs
phase. Dem Aufbau eines Verdichtungsdruckes im Form
werkzeug entspricht der Übergang von Punkt 81 zu Punkt
82. Ab hier wird eine stärkere Abkühlung der Formmasse
wirksam, die eine Druckabsenkung entsprechend dem
Kurvenzug 82-84 oder entsprechend dem Kurvenzug 82-83-87
hervorruft. Eine solche unterschiedliche Druckabsenkung
ist abhängig von den Gegebenheiten des Formwerkzeugs und
dem Erstarrungsverhalten der Formmasse, sowie insbeson
dere von den Schwankungen der Formwerkzeug-Temperatur.
Temperaturbedingte Störgrößen können unterschiedliche
Druckverlaufskurven beispielsweise im Bereich 82-84-87
hervorrufen. In den Punkten 84 bzw. 87 wird jeweils die
isochore Abkühlung eingeleitet, erkennbar am horizontalen
weiteren Verlauf bis zu den Punkten 85 bzw. 88. Die Ab
schnitte 84-85 bzw. 87-88 entsprechen also einem konstant
bleibendem spezifischen Volumen der Formmasse; auf die
sen Abschnitten findet kein Massestrom durch den Anguß
kanal des Formwerkzeugs statt. Die weitere Abkühlung auf
den Abschnitten 85-86 bzw. 88-86 erfolgt unter Verringe
rung des spezifischen Volumens aufgrund von Volumenkon
traktion durch Schwindung. Der Schwindungsbetrag hängt
von der Höhe des spezifischen Volumens am Beginn der
Schwindung ab, so daß die Abkühlung von Punkt 85 aus
gehend einen größeren Schwindungsbetrag ergibt als von
Punkt 88 ausgehend.
Wenn die in einer Anfangseinstellung einer Spritzgieß
produktion festgestellte Schwindung wiederholgenau gegen
den Einfluß von Störgrößen reproduziert werden soll, so
genügt es nicht, beispielsweise bei einem gleichbleiben
den Druck die isochore Abkühlung einzuleiten. Das Ergeb
nis einer solchen Methode ist in Fig. 2 dargestellt: die
Punkte 84 und 87, bei denen die isochore Abkühlung je
weils eingeleitet wird, liegen auf der gleichen Druckli
nie. Die vorangegangene Abkühlung ist störgrößenbedingt
unterschiedlich und wirkt sich so auf die Maßhaltigkeit
der Formteile aus. Dagegen sieht das erfindungsgemäße
Verfahren vor, die isochore Abkühlung jeweils dann einzu
leiten, wenn ein dem anfänglichen spezifischen Volumen
der Formmasse entsprechender Druck-Temperatur-Zusammen
hang erreicht ist. Dieser Druck-Temperatur-Zusammenhang
beschreibt die Horizontale 83-85. Somit ist es dank dem
erfindungsgemäßen Verfahren unerheblich, nach welchem
Kurvenzug die Abkühlung, ausgehend von Punkt 82 erfolgt,
es wird in jedem Fall das spezifische Volumen des Punktes
85 durch Umschaltung auf isochore Abkühlung erzielt.
Es ist erfindungsgemäß nicht von Belang, ob diese Um
schaltung auf isochore Abkühlung bei höheren oder niedri
geren Temperaturen erfolgt, sofern sichergestellt wird,
daß die thermische Versiegelung des Angußkanals später
eintritt als die Einleitung der isochoren Abkühlung.
Dies ist durch Vergleich des tatsächlichen Versiegelungs-
Zeitpunktes mit dem Zeitpunkt des Beginns der isochoren
Abkühlung möglich, indem der mit dem Druckfühler 42,
Fig. 1 gemessene Druck-Zeit-Verlauf dazu herangezogen
wird.
Fig. 3 zeigt beispielhaft den im Funktionsgenerator 45,
Fig. 1 zu generierenden Druck-Temperatur-Zusammenhang A-B
um die Isochore 83-84-85 der Fig. 2 zu erzielen. Dieser
Zusammenhang ist aus dem Druck-Volumen-Temperatur-Dia
gramm einer Formmasse herleitbar und kann durch eine
mathematische Beziehung ausgedrückt werden, so daß die
Punkte 83′ und 84′ auf der Kurve liegen. Vorzugsweise
liefert eine Geraden-Beziehung einen ausreichend genauen
Zusammenhang in dem beim Spritzgießen erfahrungsgemäß
auftretenden Schwankungsbereich. Analog zu Fig. 2
setzt die stärkere Abkühlung im Punkt 82′ ein und ruft
eine Druckabsenkung hervor, die je nach Störgrößeneinfluß
zwischen den Kurvenzügen 82′-83′ und 82′-84′ schwankt.
Unabhängig von einem solchen Störgrößeneinfluß wird durch
das erfindungsgemäße Verfahren jedoch bewirkt, daß auf
isochore Abkühlung umgeschaltet wird, sobald die ge
messene Druck-Temperaturkurve, z.B. 82′-83′, den Kur
venzug A-B erreicht, der der Linie konstanten spezifi
schen Volumens entspricht.
Fig. 4 zeigt einen typischen gemessenen Druck-
Zeit-Verlauf im Formwerkzeug beim Spritzgießen von
Thermoplasten sowie einen gemessenen oder rechnerisch
prognostizierten Temperaturverlauf im Formwerkzeug.
Die Versiegelung des Angußkanals ist im Punkt 90 deut
lich identifizierbar durch die Zunahme des Druck-Zeit-
Gradienten. Der Kurvenzug 90-91-92 entspricht daher
einer isochoren Abkühlung, der Druckverlauf spiegelt
im Zusammenhang mit der Temperatur-Zeit-Kurve
das formmassespezifische Erstarrungsverhalten
wider und kann deshalb zur Ermittlung von Rechenkoeffi
zienten benutzt werden, die die formmassespezifische
isochore Abkühlung beschreiben. Die so ermittelten
formmassespezifischen Werte erlauben auch eine Extra
polation der Druckabsenkungskurve in einen Zeitbereich
vor der Versiegelung des Angußkanals, wie dies am Kur
venzug 90-93 dargestellt ist.
Claims (8)
1. Verfahren zum Steuern der Verdichtungsphase beim
Spritzgießen thermoplastischer Kunststoffe, wobei in
bekannter Weise nach der vollständigen Füllung des
Formwerkzeugs mit Formmasse ein Verdichtungsdruck
auf die Formmasse ausgeübt wird und bei gleichzei
tiger Abkühlung der Formmasse unmittelbar oder ver
zögert nach der vollständigen Füllung des Formwerk
zeugs der Verdichtungsdruck so gesteuert wird, daß
das spezifische Volumen der Formmasse unverändert
bleibt (isochore Abkühlung),
dadurch gekennzeichnet, daß
die Einleitung der isochoren Abkühlung erfolgt in
Abhängigkeit vom Druck und der Temperatur an einer
repräsentativen Stelle im Formwerkzeug, wobei ein
Zusammenhang von Druck und Temperatur vorgegeben
wird, der ein konstantes spezifisches Volumen der
Formmasse ergibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einleitung der isochoren Abkühlung selbst
tätig dann erfolgt, wenn das Wertepaar aus Druck
und Temperatur an einer repräsentativen Stelle im
Formwerkzeug einem vorgegebenen Zusammenhang von
Druck und Temperatur genügt, der aus dem Druck-
Volumen-Temperatur-Diagramm der Formmasse so herge
leitet wird, daß sich ein konstantes spezifisches
Volumen der Formmasse ergibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß der vorgegebene Druck-Temperatur-
Zusammenhang durch eine einfache mathematische
Funktion, vorzugsweise durch eine lineare Verknüpfung
angenähert wird.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der vorgegebene Druck-
Temperatur-Zusammenhang das gemessene Wertepaar aus
Druck und Temperatur einer Anfangseinstellung der
Spritzgießmaschine enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der vorgegebene Druck-Temperatur-Zusammenhang
in der näheren Umgebung des gemessenen Druck-
Temperatur-Wertepaares durch eine einfache mathemati
sche Funktion, vorzugsweise durch einen Druck-Tempera
tur-Gradienten vorgegeben wird.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der vorgegebene Druck-
Temperatur-Zusammenhang durch Extrapolation des nach
dem Verschließen des Formwerkzeuges bei einer An
fangseinstellung der Spritzgießmaschine gemessenen
Druck-Temperatur-Verlaufs hergeleitet wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung eines der in den voran
gegangenen Ansprüchen beschriebenen Verfahrens, da
durch gekennzeichnet, daß die Steuerung der Spritz
gießmaschine mit Druck- und Temperaturfühlern im
Formwerkzeug verbunden wird, die vorzugsweise in
Angußnähe des Formwerkzeugs angeordnet sind und daß
die Steuerung einen die isochore Abkühlung einlei
tenden Druck-Vergleicher enthält, dessen Druck-Grenz
wert mittels eines Funktionsgenerators temperatur
abhängig veränderbar ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß anstelle des Temperaturfühlers ein Temperatur-
Simulator angeschlossen ist, der einen errechneten
Temperatur-Zeit-Verlauf dem Funktionsgenerator mit
teilt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863608973 DE3608973C2 (de) | 1986-03-18 | 1986-03-18 | Verfahren und Vorrichtung zum Steuern des Umschaltens von der Nachdruckphase in die isochore Abkühlphase beim Spritzgießen thermoplastischer Kunststoffe |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863608973 DE3608973C2 (de) | 1986-03-18 | 1986-03-18 | Verfahren und Vorrichtung zum Steuern des Umschaltens von der Nachdruckphase in die isochore Abkühlphase beim Spritzgießen thermoplastischer Kunststoffe |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3608973A1 true DE3608973A1 (de) | 1987-09-24 |
DE3608973C2 DE3608973C2 (de) | 1997-01-23 |
Family
ID=6296629
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863608973 Expired - Lifetime DE3608973C2 (de) | 1986-03-18 | 1986-03-18 | Verfahren und Vorrichtung zum Steuern des Umschaltens von der Nachdruckphase in die isochore Abkühlphase beim Spritzgießen thermoplastischer Kunststoffe |
Country Status (1)
Country | Link |
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