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Verfahren zur vegetabilischen Leimung von Papier, Pappen, Geweben,
Faserstoffen u. dgl. Unter Verwendung von Sulfitzelluloseablauge. Nach den im Schrifttum
enthaltenen Angaben über die Verwendbarkeit und Verwertung der Sulfitablaugen der
Zellstoffabrikation zur Papierleimung wird der Gehalt an Kalkverbindungen als ein
Nachteil angesehen und deshalb der Kalk durch Fällungsmittel ausgdschieden. Das
kann durch Basen oder Salze, wie die des Ammoniums, der Phosphorsäure, der Oxalsäure,
der Alkalien und Erdalkalien u. dgl. geschehen, jedoch auch durch Oxydation der
Verbindungen der schwefligen und der Schwefelsäure zu Sulfaten mit Wasserstoffsuperoxyd,
Ozon oder Chlor, oder der Kalkgehalt wird durch Zinkoxyd beseitigt, das der Sulfitlösung
entweder in Form eines Oxydes zugesetzt wird, oder man bedient sich statt dessen
eines in der S:ulfitlösung löslichen Zinksalzes, wie z. B. des schwefelsauren Zinks,
und setzt eine Base zu, durch welche das Zinkoxyd gefällt wird. Angestellte Versuche
haben ergeben, daß eingangs erwähnte Ansicht irrig ist. Es wurde gefunden, daß der
Gehalt an Kalkverbindungen die gute Brauchbarkeit der Sulfitablauge bei der Verwendung
als Mittel zur vegetabilischen Leimurig von Zellstoff und Zellstofferzeugnissen
bedingt. Zersetzt man die Kalkverbindungen und scheidet man den Kalk mehr oder weniger
aus, so wird die Klebkraft vermindert. ' Man erhält dann Flüssigkeiten, die zu Schmierzwecken
u. dgl., bei denen das schnelle Eintrocknen von Nachteil ist, geeignet werden. Die
Wirksamkeit des Kalkgehaltes läBt sich noch weiter steigern, wenn. man ihn ganz
oder teilweise durch Strontium- oder Dariumverbindungen ersetzt oder aber den natürlichen
Kalkgehalt erhält und außerdem noch Verbindungen der Erdalkalimetalle oder andere
Metalloxyde, wie z. B. Bleioxyd, hinzufügt.
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Auf dieserErkenntnis, daß die Klebkraft in inniger Beziehung steht
zur Summe der in dem Erzeugnis enthaltenen Metallverbindungen, beruht das den Gegenstand
der Erfindung bildende Verfahren. Nach diesem erfolgt die Leimung des Papiers einschließlich
der Papiergewebe, auch sonstiger Gewebe, in der an sich bekannten Art unter Benutzung
von eingedickter Sulfitablauge, in der die Kalkverbindungen enthalten sind oder
deren Gehalt an Metalloxydverbindungen durch die entsprechenden Verbindungen anderer
Metalloxyde noch vermehrt ist.
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Es hat sich nun aber weiter gezeigt, daB der neue Zellstoffleim ein
sehr wohlfeiles und wirksames Mittel darstellt, um auch die Leimurig und Veredelung
derjenigen Erzeugnisse (Papier, Gewebe u. dgl.) in rationeller Weise zu erreichen,
die bisslang aus Sparsamkeitsrücksichten urigeleimt oder mangelhaft geleimt und
appretiert in den Handel gebracht und als minderwertig vertrieben werden mußten.
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Die Leimurig von Papier und papierähnlichen Stoffen kann sowohl im
Holländer als Stoffleimung, als auch nach Bildung der Papierbahn als Oberflächenleimung
ausgeführt werden.
Beim Leimen im Holländer kann die mit den wirksamen
Metallverbindungen vorher versetzte Lauge dem Faserbrei in Mengen zugegeben werden;
die von- der Konzentration der Lauge und von dem -gewünschten Grade der Leimfertigkeit
abhängen. Indessen kann man auch die eingedickte Lauge dem Holländerinhalt zusetzen
und sodann die erforderliche Menge von Metallverbindungen, wie Kalzium-, Strontium-,
Barium-, Aluminium-, Magnesiumverbindüngen, inForm von Salzen oder Hydroxyden hinzufügen.
Der Holländerinhalt kann hierbei zur Unterstützung der Reaktion erwärmt werden.
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Bei der Oberflächenleimung wird die mehr oder minder getrocknete Papierbahn
durch einen Trog geführt, welcher den mit Metallverbindungen versetzten kalten oder
warmen Klebstoff enthält. Der überflüssige Klebstoff wird in der üblichen Weise
durch Quetschwalzen oder Streichlineale entfernt. Die geleimte Bahn wird dann ähnlich
wie bei der tierischen Leimung getrocknet.
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Statt die Papierbahn durch die bereits Metallverbindungen enthaltende
Lauge zu führen, kann man sie auch erst durch die Lauge allein und sodann durch
einen zweiten Trog führen, der die erforderlichen Metallverbindungen enthält. Hierbei
wird die Bildung der unlöslichen bzw. schwer löslichen Verbindungen in der Papierbahn
selbst und dadurch eine tiefer gehende Leimung bewirkt.
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Man kann auch so vorgehen., daß der Papierstoff mit den wirksamen
Metallverbindungen gebeizt und sodann nach Bildung der Papierbahn durch den mit
Ablauge gefüllten Trog geführt wird.
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Das aus Sulfitablauge hergestellte Erzeugnis kann auch in Mischung
mit tierischem Leim und sonstigen anderen Klebstoffen in der beschriebenen Weise
verwendet werden.
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Wie aus vorstehendem hervorgeht, handelt es sich hier um vegetabilische
Leimung der Zellstofferzeugnisse u. dgl. Man hat schon vorgeschlagen, bei der mineralischen
Leirnung unter Verwendung von Alkalisilikatlösungen statt der Säure oder des sauren
Sal- i zes zwecks Ausfällung der Kieselsäure Sulfitablauge zu benutzen, wobei sich
kieselsaurer Kalk -_abscheidet. Bei solcher Art der Verwendung werden die Leim-
und Klebstoffe der Sulfitablauge nicht ausgenutzt. Damit die Sulfitablauge als solche
zur vegetabilischen Leimung geeignet ist unter voller Ausnutzung -ihres Gehaltes
an Kleb- und Bindemitteln, maß die Zersetzung der Metallverbindungen derselben vermieden
werden.
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Die Sulfitablauge, welche im übrigen ohne Änderung des Verfahrens
der vegetabilischen Leimung verwendet wird, hat zweckmäßig ein spezifisches Gewicht
von 1,3. Der Grad der Eindickung kann aber auch ein geringerer oder auch .höherer
sein.
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Es können z. B. ioo kg der in .eingedickter Zellstofflauge befindlichen
verschiedentlichen Zuckerarten bis zu 26 kg -Ca0 aufnehmen, und sie gewinnen, so
mit Basen des Ca, Sr, Ba, Pb und anderer Metalle angereichert, besonders höhe Leimkraft.
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Es ist auch schon für andere Zwecke, z. B. in der deutschen Patentschrift
72362, darauf hingewiesen worden, daß man durch Kalkzusatz die Klebkraft der aws
Zellstoffablaugen hergestellten Klebmittel, soweit es auf besondere Reinheit derselben
nicht ankommt, erhöhen kann.
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Indessen ist weder das Endergebnis des bekannten Verfahrens zur Papierleimung
bestimmt, noch kann überhaupt aus den Angaben dieser Patentschrift entnommen, werden,
daß eine brauchbare Zellstoffleimung mittels geeignet zubereiteter Sulfitablaugen
möglich ist.