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Im Hinblick auf den erheblichen Arbeitsaufwand, der mit der Herstellung
eines Positioners mit Hilfe von Sägemodellen verbunden ist, ist ein System entwickelt
worden, bei dem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ein Satz vorgefertigter Positioner
zum Einsatz kommt (DE-AS 16 16 125). Dabei wird der mesio-distale Durchmesser der
Zahnaufnahmemulden des Positioners entsprechend der statistischen Verteilung mesio-distaler
Zahndurchmesser
bemessen und der betreffende Positioner des Satzes wird für den jeweiligen Patienten
entsprechend dem mesio-distalen Gesamtabstand zwischen zwei vorgegebenen, symmetrisch
zur Kiefermitte gelegenen Zähnen des Kieferbogens ausgewählt. Das heißt, die Auswahl
des jeweiligen Positioners wird so getroffen, daß aus einem bestimmten mesio-distalen
Gesamtabstand zwischen zwei vorgegebenen Zähnen einer Zahnreihe empirisch auf eine
bestimmte Gesamtbogenlänge von Ober- und Unterkiefer geschlossen wird, und zwar
unter Zugrundelegung einer einzigen Zahnbogenform.
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Nachteilig bei dem bekannten, vorgefertigten Positioner ist zunächst,
daß ethnische, populationsspezifische anatomische Gegebenheiten völlig außer acht
gelassen werden.
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Weiterhin kommt nur eine einzige Zahnbogenform zur Anwendung, während
tatsächlich mindestens drei verschiedene Grundzahnbogenformen, nämlich die Grundzahnbogenformen
»normal«, »spitz« (tapered) und »ovoidisch« (ovoid) existieren (vgl. Ricketts in
»Design of Arch Form and Details for Bracket Placement«, 1979, herausgegeben von
Rocky Mountain/ Orthodontics).
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Bei gleicher Gesamtbogenlänge des Kiefers ist aber das dorsale Ende
bei den drei Grundzahnbogenformen »normal«, »spitz« und »ovbidisch« jeweils an einer
anderen Stelle angeordnet, d. h. es ist gegenüber der normalen Grundzahnbogenform
bei einer spitzen Zahnbogenform dorsal und bei einer ovoidischen Zahnbogenform ventral
verlagert. Bei einer Zahnbogenform des Patienten, die mit der Zahnbogenform, auf
die der Positioner abgestellt ist, nicht übereinstimmt, werden die Zähne daher aus
ihren Alveolen gedrückt, um ein ästhetisches Behandlungsresultat zu erreichen, was
eine erhöhte Rezidivgefahr, d. h. die Gefahr eines Rückfalls in die vor der Behandlung
bestehende Situation, zur Folge hat.
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Vor allem aber stellt dieser vorgefertigte Positioner nur auf die
horizontale Zuordnung der Zähne ab, während die vertikale Zuordnung weitgehend unberücksichtigt
bleibt.
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Wie erwähnt, soll im Idealfall in der Schlußbißstellung keine Verlagerung
der Kiefergelenkköpfe in den Gelenkpfannen erfolgen (maximale Interkuspidation bei
terminaler Scharnierachsenposition oder zentrale Okklusion bei zentraler Relation).
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Bei dem bekannten Positioner werden jedoch keinerlei Maßnahmen getroffen,
die auf die jeweilige terminale Scharnierachsenposition, geschweige denn auf die
jeweilige terminale Scharnierachsenposition bei maximaler Interkuspidation abstellen.
Dies hat zur Folge, daß beim Einbeißen in den bekannten vorgefertigten Positioner
die Kiefergelenkköpfe zum Teil stark aus ihren Gelenkpfannen bewegt werden. Nach
dem Absetzen des bekannten Positioners tritt daher bei Interkuspidation eine starke
Auslenkung der Kiefergelenkköpfe aus den Gelenkpfannen auf. Es kommt somit zu einer
starken mechanischen Beeinflussung der Gelenke und des neuromuskulären Systems mit
meist irreparablen Schädigungen.
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Um einem Überbiß entgegenzuwirken, wird der bekannte vorgefertigte
Positioner sogar noch so hergestellt, daß die Frontzähne mit dem Positioner vorzeitig
in Berührung kommen, wenn Schließdruck ausgeübt wird. Dadurch soll eine Intrusion
der Frontzähne und im Seitenzahnbereich eine Extrusion erreicht werden. Im Ergebnis
kommt also eine
Bißhebung zustande, die zu einer extrem starken mechanischen Belastung
der Kiefergelenke und des neuromuskulären Systems führt.
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Mit anderen Worten, der bekannte vorgefertigte Positioner nach der
DE-AS 16 16 125 ist auf den kosmetischen Effekt beschränkt und dies vor allem zu
Lasten der Kiefergelenke.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen Satz vorgefertigter Feinregulierungsgeräte
(Positioner) anhand weniger, leicht feststellbarer Parameter so zusammenzustellen,
daß Kiefergelenkschäden oder okklusale Interferenzen verhindert werden und dennoch
ein ästhetisches Optimum erreicht wird.
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Dies wird erfindungsgemäß durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs
1 angegebenen Maßnahmen erreicht.
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Überraschenderweise wurde nämlich festgestellt, daß die Lage der
terminalen Scharnierachsenposition eines Patienten im wesentlichen durch den mesio-distalen
Gesamtdurchmesser seiner Zähne sowie seine Zahnbogenform bzw. seine Gesichtsform
bestimmbar ist. Das heißt, allein mit den beiden Parametern mesio-distaler Gesamtdurchmesser
aller Zähne und Zahnbogenform läßt sich die terminale Scharnierachse ermitteln.
Die Ermittlung der terminalen Scharnierachse ist nun deswegen von entscheidender
Bedeutung, weil die Öffnungs- und Schließbewegung des Unterkiefers in terminaler
Scharnierachsenpostion die einzige kreisbahnförmige, reine Scharnierbewegung darstellt,
die ein Artikulator mit 100%iger Genauigkeit wiedergeben kann. Das heißt, bei der
Relation Unterkiefer-Oberkiefer in terminaler Scharnierachsenposition ist die Dicke
des interokklusalen keilförmigen, inneren Abschnitts des Positioners beispielsweise
längerfristig ohne negativen Einfluß auf die Kiefergelenke. solange eine Öffnung
von ca. 20 bis 25 mm bzw. ca. 11" nicht überschritten wird.
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Es wird also durch den erfindungsgemäßen Satz aufgrund der Zuordnung
der Positioner zur terminalen Scharnierachse über den mesio-distalen Zahndurchmesser
und die Zahnbogenform eine optimale Voraussetzung für die Zuordnung der Unterkieferzähne
zu den Oberkieferzähnen im Sinne einer zentralen Okklusion bei zentraler Relation
geschaffen. Das heißt, nach der Erfindung ist die durchschnittliche Lage der Scharnierachse
aufgrund des mesio-distalen Gesamtdurchmessers der Zähne, der Gesichtsform bzw.
der Zahnbogenform in bezug zum okklusalen Relief der Oberkieferzähne determinierbar.
Nach der Positionerbehandlung ist damit insbesondere auch eine weitgehende Dreipunktabstützung
im Kauflächenareal der Seitenzähne sichergestellt.
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Durch Abstellen auf den mesio-distalen Gesamtdurchmesser der Zähne
und die Zahnbogenform werden mit dem erfindungsgemäßen Positionersatz auch ethnische
- oder populationsspezifische anatomische Besonderheiten z. B. zwischen Europa und
USA weitgehend berücksichtigt.
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Die Zahnbogenform wird dabei vorzugsweise anhand der Gesichtsform
ermittelt, wobei im wesentlichen zwischen der mesio-facialen, dolicho-facialen und
brachio-facialen Gesichtsform unterschieden wird.
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Die Ermittlung des mesio-distalen Zahndurchmessers kann gemäß dem
Anspruch 4 anhand der oberen vier Frontzähne mit der an sich bekannten Methode der
Messung der Summe der Incisivi (Sl-Streckenmessung), die im Gegensatz zur Messung
des Gesamtabstandes zwischen zwei vorgegebenen Zähnen des Patienten
gemäß
der DE-AS 16 16 125 von der Zahnbogenform des betreffenden Patienten unabhängig
ist, erfolgen.
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Aufgrund der SI-Streckenmessung der oberen vier Frontzähne läßt sich,
da die mesio-distalen Zahndurchmesser der einzelnen Zähne eines Patienten, wie empirisch
festgestellt wurde, zueinander in aller Regel in einer vorgegebenen Beziehung stehen,
der mesio-distale Zahndurchmesser der Eckzähne, der Prämolaren und Molaren sehr
gut vorausbestimmen.
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Der erfindungsgemäße Satz läßt sich noch weiter modifizieren. Zum
Beispiel können im Seitenzahnbereich Prämolaren, die einen außergewöhnlich kleinen
mesio-distalen Zahndurchmesser aufweisen, berücksichtigt werden. Gleiches gilt für
außergewöhnlich große oder kleine Schneidezähne sowie andere anatomische Varianten.
Auch können die diversen Extraktionsfälle berücksichtigt werden. Wie weit man mit
der Modifizierung geht, hängt im wesentlichen von statistischen Gegebenheiten ab.
Beispielsweise werden von den drei Grundzahnbogenformen »normal«, »ovoidisch« und
»spitz« nach den Untersuchungen von Ricketts von 40 Fällen 31 abgedeckt, nimmt man
noch zwei weitere Grundzahnbogenformen, nämlich »schmal und spitz« (narrow tapered)
und »schmal und ovoidisch« (narrow ovoid) hinzu, so sind es sogar 40 von 40 Fällen,
also 100% (Ricketts in »Design of Arch Form and Details of Bracket Placement«, 1979,
Seite 4). Die Ermittlung des mesio-distalen Gesamtdurchmessers der Zähne kann aber
auch anhand eines oder mehrerer anderer Zähne durchgeführt werden.
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Der erfindungsgemäße Positionersatz weist somit folgende Vorteile
auf: Er berücksichtigt die individuelle Bogenform des Ober- und Unterkiefers. Die
nach den Kriterien der Gnathologie, d. h. den funktionellen Beziehungen zwischen
Kauflächenkomplex, Zahnhalteapparat, Kiefergelenken und neuromuskulären System,
ausgerichtete organische oder Idealokklusion wird durch Respektierung der individuellen
Unterkieferkinematik und der Respektierung der schädel- und scharnierachsenbezüglichen
Einbißphase erreicht. Eine Zwangsverlagerung des Unterkiefers oder Luxationseffekte
treten nicht auf, wenn die durch den Positioner beabsichtigten Stellungskorrekturen
der Zähne erreicht sind. Vielmehr wird ein ästhetisches Optimum, d. h. eine »schöne
Okklusion«, durch ein funktionelles Optimum erreicht oder anders ausgedrückt: das
ästhetische Optimum und das funktionelle Optimum sind gleichzeitig gewährleistet.
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Nachstehend ist die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigt F i g. 1 einen Positioner in perspektivischer Wiedergabe; F i g. 2 einen
senkrechten Schnitt durch den Positioner im Bereich der mittleren Frontzähne; F
i g. 3 schematisch die Draufsicht auf drei Positioner A, B, C mit jeweils einer
der drei häufigsten Grundzahnbogenformen nach Ricketts; und Fig.4 die Draufsicht
auf eine Oberkieferschablone zur Ermittlung des individuell optimal funktionierenden
Positioners aus dem Satz vorgefertigter Positioner.
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Gemäß F i g. 1 und 2 weist der Positioner eine bestimmte Zahnbogenform
auf und ist im Querschnitt etwa H-förmig mit einer Aufnahmerille 1 für den Oberkiefer
und einer Aufnahmerille 2 für den Unterkiefer ausgebildet. Die beiden Aufnahmerillen
1 und 2 weisen eine Vielzahl von Zahnaufnahmemulden 3, 4, 5, 6 usw. unterschiedlicher
Konfiguration zur
Aufnahme der verschiedenen Zähne auf.
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Im allgemeinen kann die Größe eines menschlichen Mundes in eine von
sechs Größengruppen eingeordnet werden, so daß von einer bestimmten Zahnbogenform
nur sechs verschiedene vorgefertigte Positioner erforderlich sind, um einen Positionersatz
zur Verfügung zu haben, aus dem ein Positioner ausgewählt werden kann, der dem betreffenden
Patienten mit dieser Zahnbogen form paßt.
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Gemäß F i g. 3 weist ein erfindungsgemäßer Positionersatz für jede
Zahnbogenlänge jeweils einen Positioner einer der drei hauptsächlichsten Zahnbogenformen
nach Ricketts auf, nämlich die normale (»normal«) Zahnbogenform A, die spitze (»tapered«)
Zahnbogenform B und die ovoidische (»ovoid«) Zahnbogenform C.
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Das heißt beispielsweise mit sechs Positioner unterschiedlicher Größe
für jede dieser drei häufigsten Zahnbogenformen A, B und C, also aus einem Satz
von insgesamt 18 Positioner, läßt sich für fast alle Zahnpatienten aufgrund des
ermittelten mesio-distalen Zahndurchmessers eines oder mehrerer Zähne sowie aufgrund
der ermittelten Zahnbogenform des betreffenden Patienten ein Positioner auswählen,
der eine zentrale Relation bei zentraler Okklusion, also eine organische oder Ideal-Okklusion
bei diesem Patienten weitgehend zuläßt.
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Die Zahnbogenform kann ihrerseits aufgrund der Gesichtsform des Patienten
ermittelt werden, da in aller Regel der mesio-facialen Gesichtsform die normale
Zahnbogenform, der dolicho-facialen Gesichtsform die spitze Zahnbogenform und der
brachio-facialen Gesichtsform die ovoidische Zahnbogenform zuzuordnen ist.
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Gemäß Anspruch 4 wird der mesio-distale Gesamtdurchmesser aller Zähne
anhand der vier oberen Frontzähne nach der Methode der Messung der Summe der Incisivi
(S/-Streckenmessung) bestimmt.
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Beträgt beispielsweise die Summe des Incisivi) der vorderen vier
oberen Frontzähne 32 mm (Streckenmaß) dieser Wert kommt in Mitteleuropa statistisch
am häufigsten vor - so bedingt dies eine S<-6 (Summe der ersten 6 Zähne des Oberkiefers
beiderseits) von 100 mm (Streckenmaß). Die ersten 6 Zähne oder besser die Zähne
1 bis 6 werden bei der kieferorthopädischen Behandlung normalerweise bebändert.
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Bei gleich großen mesio-distalen Zahndurchmessern beträgt dann die
transversale Schwankungsbreite (Abstand a in F i g. 3) bis zu 1 cm, und zwar zwischen
der »ovoidischen« Grundzahnbogenform einerseits und der »schmalen und ovoidischen«
Grundzahnbogenform andererseits, und die sagittale (ventral-dorsale) Schwankungsbreite
(Abstand b in F i g. 3) bis zu 3,5 mm, und zwar zwischen der »ovoidischen« Grundzahnbogenform
und der »schmalen und spitzen« Grundzahnbogenform.
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Es ist ersichtlich, daß, um zu verhindern, daß die Zähne bei der
Positionerbehandlung aus ihren Alveolen gedrückt werden, einer Berücksichtigung
der Grundzahnbogenform entscheidende Bedeutung zukommt.
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Zur Ermittlung der individuell optimal funktionierenden Positioner
aus einem Satz vorgefertigter Positioner hat sich die in F i g. 4 gezeigte Schablone
als besonders geeignet erwiesen.
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Die Schablone ist aus einem durchsichtigen Kunststoff, z. B. Polymethacrylester,
hergestellt. Die Gerade 7 auf der Schablone gibt die Raphemedianebene wieder und
der Bogen 8 eine der Grundzahnbogenformen. Der
mesio-distale Gesamtdurchmesser
der Zähne findet Berücksichtigung durch eine Wiedergabe der Zähne 3', 4', 5', 6'
usw. in ihrer Horizontalprojektion. Der Approximalpunkt (mesio-distaler Berührungspunkt)
der einzelnen Zähne ist also auf der jeweiligen Schablone an seinen sagittal und/oder
transversal charakteristischen (korrekten) horizontalen Projektionspunkt zur Grundbogenform
markiert.
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Durch diese Verfahrensmöglichkeit ergibt sich der Vorteil, daß das
individuell angestrebte orthodontischkieferorthopädische Behandlungsziel auf seine
mit den Mitteln der Bändertechnik oder anderer Behandlungs-
mittel erreichte Effektivität
hin überprüft werden kann und der individuell optimal passende Positioner aus dem
Satz vorgefertigter Positioner ausgewählt werden kann.
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Somit kann auch auf einfache Weise der Zeitpunkt gewählt werden, an
dem mit dem erfindungsgemäßen Positionersatz bei minimaler Belastung der Gewebe
(Zähne, Parodontien, Knochen, neuromuskuläres System, Kiefergelenke) ein optimaler
effektiver und schnellstmöglicher Behandlungserfolg sichergestellt werden kann.
Eine erhebliche Reduzierung der Rezidivgefahr ist somit erreichbar.