-
Verfahren zum Herstellen einer
hydraulisch erhärtenden Zq
Die Erfindung betrifft eine Bindemittelkomposition, die schnell hydraulisch erstarrt
und früh hohe Festigkeit bildet.
-
Im Bauwesen ist ein großer latenter Bedarf für schnell erhärtende
Zemente vorhanden. Dieser ist vorallem bedingt durch die fortschreitende Industrialisierung
der Betonfertigteilindustrie, wo die schnell erhärtenden Zemente benötigt werden
zur Herstellung von Betonprodukten im Bließbandprozeß, aber auch in sehr großen
Mengen Verwendung finden als Spritzbeton z.3.im Stollen- und Tunnelbau.
-
Auch das Bemühen der Bauindustrie, während der Wintermonate bei Frostwetter
kontinuierlich durcharbeiten zu können, wird zum Teil durch die langsamen Abbindeeigenschaften
des gegenwärtig verwendeten Portlandsements zunichte gemacht, da angewärmte Betonmischungen
durchfrieren, bevor sie ausreichende Festigkeiten erreichen.
-
Ein rasch festigkeitsbildender Zement wäre hier von Vorteil und brächte
großen volkswirtschaftlichen Nutzen.
-
Ein Charakteristikum von Portlandzement besteht darin, daß nach einem
Mischen desselben mit Wasser dieser in ein Endprodukt abbindet, das eine beträchtliche
Festigkeit aufweist. Jedoch besitzen solche Zusammensetzungen die Eigenschaft, daß
die Abbindezeit
im Vergleich mit anderen zementartigen Produkten
sehr langsam ist, und daß die Anfangsabbindefestigkeit des Produkts niedrig ist
und während der Abbindeperiode nur verhältnismäßig langsam ansteigt.
-
Diese relativ langsamen Abbindeeigenschaften des gegenwärtig verwendeten
Portlandzements und der Portlandzementbetone haben zur Folge, daß der Zyklus für
die Formherstellung, das Gießen und die Ausformung von Beton mindestens einen und
gewöhnlich mehrere Tage benötigt. Ein Portlandzement, dessen Abbindezeit gesteuert
werden könnte, würde das Bauverfahren beschleunigen. Es besteht auch ein großer
Bedarf an rasch abbindendem Beton in Betonherstellungsanlagen, in denen solche Produkte
wie Blöcke, Rohre, architektonische Verkleidungen, Binder, Säulen, extrudierte Produkte
und verschiedene Arten von Betonskulpturen hergestellt werden. Wenn z.B in einer
solchen Anlage das rasche Abbinden eine drei- oder viermalige Verwendung pro Tag
anstelle einer einmaligen Verwendung pro Tag erlauben würde, so würde dies einen
Hauptteil der Eapitalinvestitionen auf ein Drittel bis ein Viertel senken. Bei gewissen
speziellen VerweIldungen wie z.B. bei der Ausbesserung von Flughafenlandebahnen
wäre es erwünscht, daß ein Portlandzementbeton zur Verfügung stünde, der in einer
kürzeren Zeit als bisher möglich gegossen, abgezogen und ausreichend gehärtet werden
könnte.
-
In den meisten dieser Fälle würde das rasche Abbinden und Aushärten
von Beton viele Schwierigkeiten vermeiden, die mit einem herkömmlich langsam abbinden
Beton verbunden sind. In vielen Fällen würde dies die Notwendigkeit für ausgedehnte
Feuchthärtungszeiten verringern, wo der Beton zum Zwecke der Feuchthaltung bedeckt
oder bespritzt usw. werden muß.
-
Es sind bereits eine gewisse Anzahl von Mitteln (sogenannte Betonzusatzmittel)
bekannt, die den üblichen Portlandzement schnell erstarren lassen. Diese sind unter
der Bezeichnung "Erstarrungsbeschleuniger" im Baustoffhandel erhältlich. Diese Beschleuniger
beschleunigen das Erstarren und Erhärten des Betons - gemessen an praktischen Belangen
- jedoch nur unwesentlich. Stark wirkende Beschleuniger bewirken eine Korrosion
der Bewehrungsstähle, sodaß
sie sich, abgesehen von Sondergebieten
des Bauwesens, nicht durchsetzen konnten.
-
Ferner sind in der Praxis für engbegrenzte Anwendungsbereiche schnell
erhärtende Zemente bekannt, vorallem der sogen. Diibelzement, der aus einer Mischung
aus Tonerdeschmelzzement und normalem Zement besteht (siehe z.B. H.Kühl, "Zement-Chemie",
VEB Verlag, Technik, Berlin). Wie der Name dieses Zements andeutet, wird er fast
ausschließlich zum Setzen von Dübeln verwendet. Die kurze Erstarrungszeit dieser
Zemente - 3 bis 5 Minuten, nachdem sie mit Wasser angemacht wurden - läßt sie für
eine praktische Verwendung im allgemeinen Betonbau ausscheiden.
-
Ähnliches gilt für modifizierte Portlandzemente, die als beschleunigend
wirkende Klinkerphase ein Kalziumhalogenaluminat gemäß der Dt OS 1929684 und der
Dt OS 2124670 enthalten und unter dem Namen nRegulated Set Cement" in der Fachwelt
bekannt geworden sind. Diese Zemente besitzen jedoch nur unwesentlich langere-mögliche
Verarbeitungszeiten als die Lübelzemente (ca. 10 bis 15 Minuten) und konnten sich
daher ebenfalls in der Praxis nicht durchsetzen.
-
Es besteht jedoch z.B.die Möglichkeit, trockenen Kiessand mit jeweils
einem der beiden oben genannten Schnellzemente (Dübelzement, Kalziumhalogenaluminatzement)
zu vermischen und gemäß dem bekannten Trockenspritzverfahren als Spritzbeton zu
verarbeiten. Bei diesem Verfahren wird die absolut trockene und daher unbegrenzt
lagerfähige Kiessand-Zement-Vormischung pneumatisch in einer Spezialanlage gefördert
und - nachdem im letzten Augenblick der Handhabung in der Spritzdüse Wasser zugegeben
wurde - als homogene, feuchte und hydraulisch erhärtende Betonmischung verspritzt.
Bedingt durch den trockenen Einsatz der Kiessand-Zement-Vormischung und der Wasserzugabe
in einer Spezialdüse wenige Zehntelsekunden vor dem endgültigen Einbau der fertigen
Betonmischung ist die rasche Erstarrungszeit der verwendeten Zemente unschädlich.
-
Hygienische Grunde - beim Trockenspritzverfahren entsteht bei Verwendung
von
absolut trockenem Kies sand-Zement-Material immer etwas Staub - lassen dieses Verfahren
in gesundheitlich - arbeitstechnischer Hinsicht bedenklich erscheinen.
-
Ferner entstehen erhebliche Kosten bei der Trocknung des in der Natur
immer feucht gewonnenen Kiessandes. Dieser mußte aus wirtschaftlichen Gründen unbedingt
auch naturfeucht verwendet werden.
-
Modellrechnungen und praktische Ausführungen zeigen, daß allein der
Trocknungsvorgang des Kiessandes dieses Verfahren unwirtschaftlich macht, sodaß
es seine praktische Bedeutung verliert.
-
In Stichworten seien anschließend die Hauptnachteile der bisher bekannten
Schnellzemente genannt: Zu geringe mögliche Verarbeitungszeit, daher Transport und
Verarbeitung des frischen Betons zeitlich kaum möglich.
-
Die Schnellzemente reagieren schon mit -'der Eigenfeu:chte naturfeuchter
Zuschlagmaterialien. Eine Trocknung des Zuschlags kommt aufgrund wirtschaftlicher
Überlegungen in der Praxis nicht in Betracht.
-
Da immer ganze Mischchargen sofort verarbeitet werden müssen ist
eine Anpassung an den stoßweisen Bedarf schlecht möglich.
-
Aufgrund der raschen Festigkeitsentwicklung der Schnellzementbetone
entstehen bei Dauerbetrieb Betonanbachungen an Misch-und Förderwerkzeugen, die bald
zu Betriebsstörungen führen.
-
Bei den erfahrungsgemäß unvermeidbaren Maschinenstörungen und anschließendem
Hartwerden des nicht ausgetragenen Betons treten ernste Schwierigkeiten auf, z.B.Totalverlust
von Aggregaten schon bei relativ harmlosen Fehlern, die bei Verwendung von normalem
Portlandzement unerheblich sind.
-
Bei schon geringer Verzögerung der Erstarrungszeit, die eine längere
Handhabungszeit des Betons bewirken soll, ist die Festigkeitsentwicklung gleichermaßen
derart verzögert, daß diese
Zemente nur noch unwesentliche Vorteile
gegenüber normalem Portlandzement bieten.
-
Zusätzliche Erwärmung - z.B.beim Einsatz für den Winterbau erforderlich
- führt zu einer weiteren drastischen Reduzierung der ohnehin schon kurzen Verarbeitungszeit.
-
Andererseits bewirken tiefe Temperaturen unterf10°C (z.B.beim Winterbau)
eine starke Verzögerung der Reaktionsfähigkeit dieser Zemente, sodaß der "Schnelleffekt"
sehr stark verblaßt.
-
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine
hydraulisch erhärtende Bindemittelkomposition zu finden, die als Bereitstellungsmischung
vor dem endgültigen Einbau in der Praxis ausreichend lang verarbeitbar ist, andererseits
nach dem Einbau rasch Festigkeit bildet. Eine Vormischung ~oder eine Teilvormischung
mit feuchtem Kiessand soll dabei nicht zu frühzeitigem Erstarren der Vormischung
führen.
-
Eine Lösung dieser Aufgabe konnte überraschenderweise dadurch gefunden
werden, daß man einer noch nicht erstarrten normalen, feuchten Portlandzementbetonmischung
eine Suspension oder Beton-£cflJ/ mischung mit Tonerdeschmelzzementyoder Kalziumhalogenaluminatzement
als Bindemittel zumischt.
-
Dies kann z.B.dadurch geschehen, daß man in ein Trockenspritzgerät
eine Vormischung aus naturfeuchtem Kiessand und normalem Portlandzement aufgibt,anstelle
des Zugabewassers in der Spezialdüse jedoch eine Suspension aus Tonerdeschmelzzement
plus Zugabewasser zudüst. Sowohl die Portlandzementmischung als auch die Suspension
allein haben Erstarrungszeiten von ca. 90 Minuten. Entsprechend vermengt erstarren
sie jedoch in einem Gemischsdas z.B. aus 80 Teilen Portlandzement und 20 Teilen
Tonerdeschmelzzement besteht,innerhalb von 7 Minuten.
-
Eine weitere Möglichkeit des Zusammenmischens besteht - z.B.in Betonfertigteilwerken
- darin, daß normaler Portlandzementbeton beispielsweise
zu Beginn
einer Förderschnecke mit einer Suspension aus Kalziumhalogenaluminatzement und Wasser
geimpft wird, ansch2bssend beim Fördervorgang in der Schnecke gemischt wird, und
das ausgetragene Material dann die gewünschten schnell bindenden Eigenschaften besitzt.
Da nur unerheblich viel Material in der Förderschnecke verbleibt, kann mit dieser
Methode stoßweiser Bedarf ohne Schwierigkeiten gedeckt werden.
-
Nachstehend werden die wesentlichsten Vorteile des neuen Verfahrens
genannt: Die Bereitstellungsmischungen aus Portlandzement und Aluminatzementen sind
für sich jeweils ausreichend lange verarbeitbar.
-
Dadurch werden Bereitstellungsmischungen auch aus feuchtem Kiessand
möglich.
-
Maschinenstörungen bei Spritzgeräten enden nicht problematisch, da
keine rasch erhärtenden Massen im Gerät vorhanden sind.
-
Da beim Trockenspritzverfahren die Aufgabemischung leicht feucht
sein kann (z.B.durch naturfeuchten Zuschlag), entsteht keine Staubentwicklung beim
Spritzvorgang und besteht gleichzeitig eine geringere Entmischungsneigung.
-
Eine oder mehrere der Vormischungen können zusätzlich erwärmt werden,
wodurch Winterbetonierarbeiten auch bei strengem Frost möglich sind. Die bald einsetzende
rasche Festigkeitsentwicklung setzt - durch die chemische Reaktion bedingt - zusätzliche
Wärmemengen frei, sodaß ein Auskühlen der Betonmasse, bevor diese ausreichende Festigkeit
gewonnen hat, vermieden wird.
-
Gleiche Verhältnisse liegen bei Frostkörpern (Dauerfrost, Vereisung
von wasserführenden Böden im Stollenbau) vor.
-
Stoßweiser Bedarf bei Spritzbetonarbeiten kann befriedigt werden.
Wartezeiten bedingen keine absolut leeren Beton-Vorratsbehälter des Spritzgeräts,
da die Bereitstellungsmischungen für sich ausreichend lange verarbeitbar sind.
-
Der Portlandzementbeton - als Hauptbestandteil der schnell
härtenden
Mischung - kann z.B.aus parallelen Produktionszweigen entnommen werden, bei denen
keine Schnellhärtung erforderlich ist; daher wird eine gesonderte Mischanlage entbehrlich.
-
Anhand einiger Beispiele soll der erfinderische Gedanke näher erläutert
und verdeutlicht werden: Beisiel 1 Schnellhärtende Betonmischung zum Herstellen
eines Fertigteils Zusammensetzung: Bereitstellungsmischung 1 normale Portlandzementbetonmischung:
Zementgehalt: 300 kg/m) PZ 450F Wasserzementwert: 0,5 Kiessand: Körnung 0 - 32 mm
Bereitstellungsmischung II Tonerdeschmelzzementsuspensicn mit Wasserzementwert:
0,4 Ca.50 Minuten nach Herstellung der Bereitstellungsmisohungen I und II wurden
diese in einem über der Bertigteilschalung befindlichen kleinen Mischer zusammengemischt
und unmittelbar in die Schalung entleert. Die so gewonnene Betonmischung erstarrte
ca.
-
3 Minuten nach dem Zusammenmischen. Probewürfel nach DIN 1048 brachten
folgende Betondruckfestigkeiten:
Alter nach dem Druckfestigkeit |
Zusammenmischen kg!cm2 |
1 Std. 45 |
2 Std. 95 |
7 Tage 335 |
28 Tage 360 |
Das Bauteil konnte nach 2 Stunden entfernt und transportiert werden.
-
B e i s p i e l 2 Schnell härtender Spritzbeton.
-
Zusammensetzung: BereitatellungsmischunE I nach separater Vormischung
zur Aufgabe in den Vorratsbhälter der Trockenspritzmaschine; normale Portlandzementbet
onmi s chung mit naturfeuchtem Kies sand: Zementgehalt: 300 kg/m3 PZ 450F Kies sand:
Körnung 0 - 8 mm, naturfeucht ca.5 Gew.-% Eigenfeuchte Bisher bekannte Schnell zemente
hätten mit dem in der Kiessandmischung enthaltenen Wasseranteil rasch reagiert und
die Mischung unbrauchbar gemacht.
-
Bereitstellunasmischung II Suspension der Zusammensetzung: 100 Gewichtsteile
Wasser, 75 Gewichtsteile Kalziumhalogenaluminatzement mit über 96 Gew.-% der Klinkerphase
11 Ca 0.
-
7 A1203 CaF2 als Hauptbestandteil.
-
Die Suspension wurde wie bisher das Zugabewasser, mittels Tauchpumpe
und Schlauchleitung der Sprit düse zugeführt, ohne daß an dem Spritzgerät irgendwelche
Veränderungen vorgenommen werden mußten Die Suspension ersetzt das sonst übliche
reine Wasser.
-
Die gespritzte Betonmischung wies folgende Eigenschaften auf: Keine
Staubentwicklung beim Spritzen; Erstarren: ca.2 Minuten mögliche Verarbeitung der
Bereitstellungsmischung: 1 Stunde; mittels Prellhammer wurden folgende Druckfestigkeiten
ermittelt:
nach 1 Std. 50 kg/cm2 nach 2 Std. 100 kg/cm2 nach 28 Tagen 340 kg/cm2 Durch geeignete
in der Fachwelt bekannte Beschleuniger (z.B.Wasserglas- oder Kalkhydratzugabe zur
Portlandzementmischung) ließen sich noch kürzere Erstarrungszeiten und noch raschere
Festigkeitsentwicklung erzielen.
-
B e i s p i e l 3 Spritzbeton im Winterbau.
-
Zusammensetzung der Bereitstellungsmischungen wie in Beispiel 2.
-
Temperaturen: Portlandzement-Kiessandmischung: 1500 Suspension: 35°C
Schalung (14 cm starke Wand): - 6°C Umgebungstemperatur: - 600 Die Wand aus normaler
Holzschalung wurde mir Spritzbeton gefüllt.
-
Die Frischbetontemperatur beträgt 20°C.
-
Die Erstarrung der Mischung erfolgt nach 5 Minuten.
-
Betondruckfestigkeiten:
Alter nach dem zugehörige Tempera- Druckfestig- |
Zusammenmischen tur des Betons °C keit kg/cm2 |
1 Std. 25 45 |
2 Std. 26 85 |
Std. 2 103 |