DE2338479C3 - Verfahren zur Aufarbeitung von Nitrierungsprodukte enthaltender Salpetersäure - Google Patents
Verfahren zur Aufarbeitung von Nitrierungsprodukte enthaltender SalpetersäureInfo
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- C01B21/20—Nitrogen oxides; Oxyacids of nitrogen; Salts thereof
- C01B21/38—Nitric acid
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufarbeitung von Nitrierungsprodukte enthaltender Salpetersäure.
In den letzten Jahren wird in zunehmendem Maße — wegen der Möglichkeit der leichteren Rückgewinnung
oes Nitriermittels — die Nitrierung in hochkonzentrierter Salpetersäure untersucht und bearbeitet (z. B.
DE-PS 16 18 109, DE-OS 22 20 377, DE-OS 21 62 538 und DE-OS 22 27 340).
Es ist bekannt, daß die Nitrierung in hochkonzentrierter Salpetersäure (Gehalt oberhalb von 90Gew.%)
wegen der milderen Reaktionsbedingungen große Vorteile gegenüber der Nitrierung in einer Mischung
aus Schwefelsäure und Salpetersäure, der sogenannten Mischsäure, bietet Weitere Vorteile liegen darin, daß
die Verteilung der bei der Nitrierung entstehenden Isomeren anders sein kann als bei der Nitrierung in der
Mischsäure und unter Umständen zugunsten der gewünschten Nitroverbindung verschoben ist. Außerdem
ist Salpetersäure in vielen Fällen ein gutes und selektives Lösungsmittel für Nitroverbindungen. Aufgrund
letzterer Eigenschaft besteht die Möglichkeit, die Nitrierung und die Trennung der entstandenen Isomeren
in einem Schritt durchzuführen. Diesem Vorteil steht jedoch entgegen, daß Lösungen von organischen
Nitroverbindungen in konzentrierter Salpetersäure und auch in verdünnterer Salpetersäure außerordentlich
brisant sein können. Die Sprengkraft dieser Lösungen liegt in der Regel in der Größenordnung des
Trinitrotoluols und darüber. Dies gilt vor allem für die bei der Nitrierung entstehenden höheren nitrierten
Nebenprodukte und die Nitrierharze.
Diese Gefahren können nur in Ausnahmefällen durch Wahl geeigneter Prozeßbedingungen gemildert oder
gar umgangen werden. Erfahrungsgemäß darf der Feststoffgehalt in der Säure aus sicherheitstechnischen
Gründen wegen der Explosionsgefahr bestimmte Konzentrationen nicht überschreiten. Diese liegen in
der Rege! um bis unter lOGew.%, bezogen auf Salpetersäure. Aus diesem Grunde müssen bei der
Nitrierung in konzentrierter Salpetersäure große Mengen an Salpetersäure eingesetzt werden, die aus
wirtschaftlichen und ökologischen Gründen zurückgewonnen werden müssen. So wird z. B. nach dem in der
DE-OS 22 20 377 beschriebenen Nitrierverfahren die bei der Anthrachinonnitrierung anfallende verdünntere
Salpetersaure durch Destillation unter vermindertem Druck oberhalb des Azeotrops Wasser/Salpetersäure
aufgearbeitet und zum großen Teil zurückgewonnen. Bei diesem Verfahren reichern sich die ungelösten
Nitroverbindungen und die löslichen Nebenprodukte in der Rückstandssalpetersäure an, die aus reaktions- und
sicherheitstechnischen Gründen nicht zurückgeführt werden darf und ausgeschleust werden muß. Wegen der
erheblichen Menge muß diese Salpetersäure wieder aufgearbeitet werden. Bei einer Abtrennung der
Nitrierungsprodukte durch Fällung und/oder Kristallisation und Filtration besteht die Gefahr, daß dabei
wieder die kritische Konzentration der Nitroverbindungen in Salpetersäure durchlaufen wird.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren zur Aufarbeitung von Nitrierungsprodukte
enthaltender Salpetersäure aufzufinden, das auch im technischen Maßstab sicher und gefahrlos durchgeführt
werden kann und bei dem die Salpetersäure möglichst quantitativ zurückgewonnen wird und die Nitrierungsprodukte
isoliert werden können.
Es wurde nun gefunden, daß man Nitrierungsprodukte enthaltende Salpetersäure, die z. B. aus der Nitrierung
in hochkonzentrierter Salpetersäure stammt, gefahrlos und unter praktisch quantitativer Rückgewinnung der
Salpetersäure aufarbeiten und die Nitrierungsprodukte isolieren kann, wenn man die Nitrierungsprodukte
enthaltende Salpetersäure in Schwefelsäure einträgt, deren Temperatur mindestens 5°C höher liegt als der
Siedepunkt der aufzuarbeitenden Salpetersäure, die Salpetersäure aus der Schwefelsäure abdesMlliert und
die Nitrierungsprodukte aus der Schwefelsäure in an sich bekannter Weise isoliert.
Nach dem Verfahren gemäß der Erfindung wird die Salpetersäure praktisch quantitativ zurückgewonnen,
während die Nitrierungsprodukte gefahrlos nach bekannten Methoden aus der Schwefelsäure abgetrennt
werden können.
Das Verfahren gemäß der Erfindung wird im allgemeinen so durchgeführt, daß man die Salpetersäure,
die die Nitrierungsprodukte enthält, in die vorgelegte Schwefelsäure einträgt Die Temperatur der Schwefelsäure
soil mindestens 5°C höher liegen als der Siedepunkt der aufzuarbeitenden Salpetersäure. Vorzugsweise
wählt man die Temperatur so hoch, daß möglichst wenig HNO3 im Sumpf zurückbleibt und
andererseits leichter flüchtige organische Komponenten nicht übergehen. Vorteilhafter Weise wird man
daher bei Temperaturen zwischen 50 und 200°C in der vorgelegten Schwefelsäure, im folgenden auch als
Schwefelsäuresumpf bezeichnet, arbeiten, wobei sich die Temperatur gegebenenfalls durch Unterdruck leicht
einstellen läßt.
Die Konzentration der Schwefelsäure kann in weiten Grenzen variiert werden und hängt von der Konzentration
der aufzuarbeitenden Salpetersäure und von der gewünschten Konzentration der Salpetersäure im
Destillat ab.
Soll die aufgearbeitete Salpetersäure (Salpetersäuredestillat) die gleiche Konzentration wie die aufzuarbeitende
Säure haben, wird man die Konzentration der Schwefelsäure so einstellen, daß bei der vorgegebenen
Sumpflemperatur die Schwefelsäurekonzentration im Sumpf konstant bleibt.
Im Falle, daß bei der Aufarbeitung die Salpetersäure
gleichzeitig mit aufkonzentriert werden soll, wird man konzentriertere Schwefelsäure vorlegen und die Temperatur
in der Schwefelsäure so wählen, daß kein oder
nur die zur Einstellung der gewünschten Konzentration erforderliche Menge Wasser zusammen mit der
Salpetersäure abdestillierL Hierbei wird die Konzentration der Schwefelsäure im Sumpf laufend vermindert, so
daß kontinuierlich oder diskontinuierlich verdünntere
Schwefelsäure abgezogen und durch konzentriertere oder konzentrierte Säure ersetzt werden muß.
Um den Energieverbrauch des Verfahrens auf ein Minimum zu reduzieren, wird man die Aufarbeitung
vorzugsweise unter vermindertem Druck durchführen. Technisch leicht erreichbar sind Drücke von 50 bis 760
Torr. Bei zu niederen Drücken wird es notwendig, :n der Kondensationsstufe für das Destillat mit Sole zu kühlen,
womit der Energieaufwand wieder steigt Das Verfahren zur Aufarbeitung kann kontinuierlich oder diskontinuierlich
durchgeführt werden. Die mit der Salpetersäure in die Schwefelsäure eingebrachten Nitrierungsprodukle
werden in an sich bekannter Weise aus der Schwefelsäure isoliert Für den Fall, daß die Nitrierungsprodukte
in der Schwefelsäure unlöslich oder schwer löslich sind, wird der feste Anteil z. B. durch Filtrieren,
Dekantieren oder Zentrifugieren abgetrennt und in an sich bekannter Weise weiter aufgearbeitet Die
Mutterlauge kann in der Regel direkt wieder zur Aufarbeitung der Salpetersäure verwendet werden.
Für den Fall, daß die Nitroverbindungen in der Schwefelsäure löslich oder zum großen Teil löslich sind,
muß die Schwefelsäurekonzentration heruntergestellt werden, damit die Nitroverbindungen ausgefällt und
abgetrennt werden können. Die als Filtrat erhaltene schwefelsaure Mutterlauge kann gegebenenfalls dusch
Zugabe von konzentrierterer Schwefelsäure wieder auf die für die Aufarbeitung der Salpetersäure erforderliche
Konzentration eingestellt und so wiederverwendet werden. Die verdünntere Säure (Dünnsäure) kann auch
nach bekannten Verfahren thermisch konzentriert werden.
Vorteilhafterweise führt man die Aufarbeitung nach dem Verfahren gemäß der Erfindung so durch: Die
Schwefelsäurekonzentration im Sumpf wählt man so, daß die Nitrierungsprodukte darin unlöslich bis wenig
löslich sind und stellt die Temperatur so ein, daß die Konzentration der Schwefelsäure im Sumpf konstant
bleibt. Auf diese Weise kann der Schwefelsäureverlust auf den bei der Abtrennung der Nitrierungsprodukte
mitgeschleppten Anteil an Schwefelsäure reduziert werden. Die Schwefelsäi'remutterlauge kann — nach
Ergänzung des Verlustes — in der Regel wieder direkt in den Sumpf zurückgeführt werden.
Nach dem Verfahren £emäß der Erfindung können ohne besondere Sicherheitsmaßnahmen die in der
Salpetersäure enthaltener1 Nitrierungsprodukte, gleichgültig ob diese in der Salpetersäure gelöst oder
suspendiert sind, isoliert Werden. Damit wird es tiöglich.
Nitrierungen in hochkonzentrierter Salpetersäure kontinuierlich
in Apparaten wirtschaftlicher Größe statt diskontinuierlich in kleinen Einheiten durchzuführen,
und die Anlage in die Produktion einer chemischen Fabrik unter Nutzung der wirtschaftlichen Vorteile des
Rohstoff- und Energieverbundes zu integrieren, statt sie isoliert aufzustellen.
Das Verfahren gemäß der Erfindung soll durch die folgenden Beispiele weiter erläutert werden. Die im
folgenden genaAnten Teile und Prozentangaben beziehen sich auf dai Gewicht. Die Raumteile verhalten sich
zu den Gewichtsteilen wie das Liter zum Kilogramm.
Die Versuche werden in folgender Apparatur durchgeführt: ber Nitrierungsprodukte enthaltende
Salpetersäurestrom (A) gelangt zusammen mit der Rücklaufschwefelsäure (H) in einen Rührwerksverdampfer
(D). Aus dem Dreistoffgemisch Salpetersäure-Wasser-Schwefelsäure entweicht gemäß dem Siedegleichgewicht
das durch den Schwefelsäuregehalt und den Gesamtdruck beeinflußbar ist, Salpetersäure (B), die
in einem Kondensator (E) niedergeschlagen und nach Kühlung in den Reaktionsteil zurückgeführt wird. Der
Sumpf besteht aus Schwefelsäure und Wasser mit geringen Mengen Salpetersäure mit den Nitrierungsprodukten
(gelöst oder ungelöst). Dieser Produktstrom wird einer Kühlkristallisation (F) unterworfen und der
ausgeschiedene Feststoff im nachfolgenden Filter (C) als Filterkuchen (C) abgetrennt Die Mutlerlauge aus
der Filtration, die nur noch geringe Mengen Nitrierungsprodukte in gelöster Form enthält wird nach
Ergänzung der mit dem Filterkuchen als Hartflüssigkeit verloren gegangenen Schwefelsäure wieder als Rücklaufschwefelsäure
(H) in den Verdampfer (D) zurückgeführt.
In einem ölbeheizten Emailkessel von 100 Raumteilen Inhalt werden 77,8 Teile 83,5-prozentige Schwefelsäure
vorgelegt und 25 Teile 72-prozentige Salpetersäure zugegeben, die 2,8 Teile Feststoff enthält. Bei Sumpftemperaturen
von 110 bis 1700C gehen im Verlaufe der
Destillation insgesamt 16,3 Teile Salpetersäure mit einem Säuregehalt von 95,8% über. Der Sumpf besteht
am Ende der Destillation aus 76,6-prozentiger Schwefelsäure,
aus der durch Herunterstellen auf 50-prozentige Säure 2,7 Teile und durch weiteres Verdünnen auf eine
1-prozentige Säure 0,1 Teil Feststoff isoliert werden.
Das Gemisch aus Schwefelsäure, Salpetersäure und organischen Nitroverbindungen der Zusammensetzung
von Beispiel 1 wird bei einem Gesamtdruck von 100 Torr destilliert Bei Sumpftemperaturen von 75 bis
117° C gehen 16,5 Teile Salpetersäure über, die 0,8 Teile
Wasser enthalten. Die zurückbleibende Schwefelsäure wird gekühlt und abgesaugt. Es werden 2,65 Teile
Feststoff durch Filtration isoliert Die Mutterlauge wird durch Zugabe von 96-prozentiger Schwefelsäure auf
eine Konzentration von 83,5% eingestellt und wieder verwendet.
2495 Teile heiße, 70-prozentige Salpetersäure, die 225
Λ>() Teile organische Nitroprodukte enthalten, werden
kontinuierlich in einen Rührwerksverdampfer eingespeist, dessen Sumpf durch 6675 Teile Rücklaufschwefelsäure
auf einer solchen Gleichgewichtskonzentration der Mischsäure gehalten wird, daß 70-prozentige
Salpetersäure übergeht. Der Sumpf, dessen Säure sich aus 75% Schwefelsäure, 2,4% Salpetersäure und 22,6%
Wasser zusammensetzt, wird von der Siedetemperatur bei Normaldruck (1700C) auf 300C gekühlt und dann
filtriert. Es werden 225 Teile Feststoff gewonnen, die
ω 526 Teile Säure als Haftflüssigkeit aus dem Kreislauf
ziehen. Die Mutterlauge, die noch 25 Teile Feststoff enthält, muß vor dem Wiedereinsatz in der Destillation
durch 506 Teile 78-prozentiger Schwefelsäure auf die Sollkonzentration gebracht werden. Als Destillat
b5 werden mehr als 99% der einfließenden Salpetersäure
zurückgewonnen. Mit den ausgeschleusten Nitroverbindungen gehen 6 bis 8% der Schwefelsäure aus dem
Sumpf verloren.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Verfahren zur Aufarbeitung von Nitrierungsprodukte enthaltender Salpetersäure, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Nitrierungsprodukte enthaltende Salpetersäure in Schwefelsäure
einträgt, deren Temperatur mindestens 5° C höher liegt als der Siedepunkt der aufzuarbeitenden
Salpetersäure, die Salpetersäure aus der Schwefelsäure abdestilliert und die Nitrierungsprodukte aus
der Schwefelsäure isoliert
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man 50- bis 96-gewichtsprozentige Schwefelsäure verwendet
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man bei Temperaturen
zwischen 50 und 250° C arbeitet
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man bei vermindertem Druck
arbeitet
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